Full Moon von Baph (Remus x Severus) ================================================================================ Kapitel 9: Montags, halb sieben in der Eingangshalle ---------------------------------------------------- So, heute kommt das Gutenacht-Kapitel schon nachmittags, weil ich nämlich heut Abend erst spät heimkomme... Ja, mit dem Zitat weiß ich auch nicht so genau, ob das richtig hinkommt... Hier kann es wirklich sein, dass es eine Überdosis Kitsch ist ^^" Aber ich fand irgendwie trotzdem, dass es passt. Ha! Nehmt das. Außerdem ist das Kapitel wenigstens mal wieder ordentlich lang. Don't tell me it's not worth tryin' for You can't tell me it's not worth dyin' for You know it's true Everything I do - I do it for you - Bryan Adams, “Everything I do” Am Montag darauf bekam Remus zum Frühstück eine Eule. Der Brief, den sie brachte, war eigentlich ein Fetzen beschriebenes Pergament, auf dessen Rückseite jemand in beinahe völlig unleserlicher Schrift geschmiert hatte: Heute Abend, halb sieben. Treffen in der Eingangshalle. S. Neugierig beugte Sirius sich zu ihm herüber. „Was hast du denn da?“ Er pflückte Remus den Zettel aus der Hand, überflog die Nachricht und ließ ihn dann langsam sinken, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Oho, Remus, du hast uns gar nichts von deiner Verabredung erzählt.“ Remus griff nach dem Brief, aber Sirius brachte ihn aus seiner Reichweite und reichte ihn an James weiter. „Natürlich nicht, Sirius. Ich hab ja selbst gerade erst davon erfahren.“ James, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, gab ihm den Zettel zurück. „Wer ist denn die Glückliche, Remus?“ „Es ist ein Junge!“ erwiderte Remus würdevoll... und als ihm klar wurde, was er gesagt hatte, musste er lachen. James, Sirius und Peter stimmten ein. „Das ist von Snape. Ich hab euch doch erzählt, dass ich ihm bei seinem Trank helfen soll“, erklärte Remus, als er endlich wieder Luft bekam. James ließ sein Besteck sinken und runzelte die Stirn. „Und es gefällt mir immer noch genauso wenig wie vor zwei Tagen, Remus. Ist das denn unbedingt nötig?“ „Isch weisch gar nischt, wasch du hascht, Schamesch“, schaltete Sirius sich mit vollem Mund ein. „Ischt doch eine gute Gelegenheit, Schniefelusch ein für alle Mal loschzuwerden.“ Weder Remus noch James beachteten ihn. „Weißt du, James... Ich bin von dieser Sache auch nicht begeistert. Immerhin kann alles mögliche passieren...“ „Ja, allerdings“, erwiderte James trocken. „Er könnte dich zum Beispiel vergiften.“ Remus schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Zumindest würde er das nicht tun, bis er sicher ist, dass der Trank funktioniert... Immerhin braucht er mich als Versuchskaninchen. Aber trotzdem hast du Recht. Der Trank kann alle möglichen Nebenwirkungen haben, die Snape nicht voraussehen kann. Aber ich habe keine Alternative.“ James seufzte, nahm seine Gabel wieder auf und stach damit auf ein Stück Räucherhering ein. „Ich weiß, Moony, aber es gefällt mir trotzdem nicht. Du musst vorsichtig sein.“ Remus kratzte die letzten Reste Haferbrei aus seiner Schüssel. „Mach dir keine Sorgen, Krone. Es wird schon schief gehen.“ Sirius deutete mit seinem Messer auf Remus. „Und wenn Schniefelus frech wird, legst du ihn einfach flach.“ Remus konnte sich nicht helfen, er musste einfach lachen. Gut, dass Sirius nichts von dem Traum wusste, den er letzte Nacht gehabt hatte. „Mach ich, Tatze. Mit deiner ausdrücklichen Erlaubnis.“ Eine Viertelstunde vor der verabredeten Zeit stand Remus in der Eingangshalle. Er kam aus der Bibliothek, wo er verzweifelt versucht hatte, seine Hausaufgaben zu machen... Aber er hatte sich beim besten Willen nicht konzentrieren können. Nicht, während James links von ihm alle möglichen Flüche und Gegenflüche aufzählte, die er brauchen könnte, falls Severus ihn doch angriff, und Sirius rechts von ihm die ganze Zeit versuchte, ihn mit Andeutungen ihn selbst und Severus betreffend aufzuziehen. Schon gar nicht, wenn die meisten dieser Andeutungen zutrafen. Er hatte in der letzten Nacht einen Kompromiss mit sich geschlossen: Er würde nicht von vornherein irgendein Gefühl für Severus ausschließen, sondern einfach darauf achten, wie es ihm in seiner Nähe ging. Und alles Andere würde er nehmen müssen, wie es kam. In dieser Beziehung war der Traum ihm tatsächlich hilfreich gewesen. „Lupin. Du bist also wirklich gekommen.“ Remus drehte sich lächelnd um. Vielleicht war es erbärmlich, wie sehr er sich freute, Severus' Stimme zu hören, aber das war ihm egal. „Natürlich.“ Severus schien seine Unbefangenheit zu bemerken und maß ihn mit einem misstrauischen Blick. Remus ließ ihn gewähren. Er würde sich Severus' Vertrauen schon noch verdienen. „Also, wollen wir?“ Severus nickte knapp und ging auf die Treppe zu, die in die oberen Stockwerke führte. Remus wunderte sich, denn er hatte gedacht, Severus würde ihn in eine Art Laboratorium in den Kerkern führen, sagte aber nichts. Stattdessen erkundigte er sich nach dem Stand von Severus' Forschungen. „Erzähl mir von dem Trank. Ich habe seit Samstag ein wenig darüber gelesen, aber natürlich hat die Zeit nicht mal für eine groben Überblick gereicht.“ Severus warf ihm einen weiteren argwöhnischen Blick zu, als glaubte er, das Remus sein Interesse nur vortäuschte. „Ich habe in einem alten Tränkebuch, dass ich von einem Freund bekommen habe, ein Rezept gefunden, dass mit relativ großer Wahrscheinlichkeit stimmt... Aber der Verfasser hat angemerkt, dass die Wirkung äußerst unzuverlässig ist. Er vermutet, dass es an einer bestimmten Zutat lag, die er durch eine andere Substanz ersetzen wollte. Leider hat er nicht hinzugefügt, welche.“ „Und wie kann ich dir behilflich sein?“ „Nun, den ersten Versuch können wir erst zu Vollmond unternehmen. Also werden wir die Zeit bis dahin nutzen, um nach der fehlenden Zutat zu suchen.“ „Danach suchen? Wo denn?“ Severus blieb stehen und öffnete eine Tür, die Remus leider allzu bekannt vorkam. „In der Bibliothek, natürlich.“ „Warte einen Augenblick!“ Remus hielt ihn zurück. „Gerade eben waren James, Sirius und Peter noch hier. Es wäre vielleicht besser, wenn wir ihnen nicht über den Weg laufen.“ Severus hob die Augenbrauen. Remus spürte, wie er rot wurde. „Naja, sie sind nicht besonders begeistert davon, dass wir beide... Vielleicht sollte ich lieber vorgehen.“ Severus musterte ihn. Es überraschte Remus immer wieder, wie eindringlich der Blick seiner schwarzen Augen sein konnte... Als ob er durch seine Pupillen direkt in sein Gehirn dringen würde. Er wandte sich ab, noch verlegener, und betrat die Bibliothek. Himmel, es wurde Zeit, dass er... was? Sich unter Kontrolle bekam? Hoffnungslos. Zumindest, wenn es um Severus ging. Er blickte sich um. Keine Spur von seinen Freunden, also bedeutete er Severus mit einem Nicken, ihm zu folgen. „Also, wonach suchen wir? Ein Kraut?“ Der Slytherin musterte ihn mit tief empfundener Verachtung. „Kraut? Wir sind nicht wegen eines Rezepts für ein Kohlgericht hier. Wir suchen nach einer Pflanze der Familie Solanaceae. Ein Nachtschattengewächs“, fügte er hinzu, als er Remus' hilflosen Blick auffing. „Entschuldige. Was Zaubertränke angeht, kann ich es nicht mit dir aufnehmen. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, mir ab und zu etwas zu erklären.“ Severus betrachtete ihn finster und öffnete den Mund... und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen. Schließlich erwiderte er: „Na schön. Wenn du etwas nicht verstehst, frag einfach.“ Remus wartete, bis Severus ihm voraus zum Kräuterkunde-Regal ging. Erst dann gestatte er sich ein Lächeln. Inzwischen hatte der Slytherin schon die ersten Bücher aus dem Regal geholt und warf Remus einen ungeduldigen Blick zu. Er eilte zu ihm und nahm ihm die Bücher ab. Mit ehrlicher Bewunderung sah er zu, wie Severus an dem Regal entlang ging und scheinbar ohne hinzusehen Bücher heraus griff. „Woher weißt du, welche Bücher wir brauchen und welche nicht?“ Aber Severus warf ihm bloß einen zerstreuten Blick zu und antwortete nicht. Schließlich hatten sie beide die Arme voller Bücher, die sie zu einem Tisch hinüber trugen. Remus fiel auf, wie vorsichtig Severus die Bücher ablegte. Obwohl ihm sehr danach zu Mute war, lächelte er nicht, denn er wollte nicht, dass Severus dachte er mache sich über ihn lustig. Stattdessen ließ er die Bücher sanft auf die zerschrammte Tischplatte gleiten und setzte sich. „Was ist eigentlich mit Madam Pince? Normalerweise schließt die Bibliothek doch um acht. Und anderthalb Stunden werden wohl kaum reichen.“ „Ich habe mit Slughorn gesprochen. Und er hat mit Madam Pince gesprochen. Wir haben die ganze Nacht Zeit.“ Severus' Stimme war kaum mehr als ein Murmeln, denn er hatte bereits das erste Buch aufgeschlagen und sich ins Inhaltsverzeichnis vertieft. Remus betrachtete ihn. Soweit er sich erinnern konnte, war es das erste Mal, dass er sein Gesicht in Ruhe studieren konnte. Er wusste nicht, wie man das Gefühl nennen konnte, das in ihm aufstieg. Sympathie vielleicht, im weitesten Sinne. Severus sah nicht gut aus. Nicht nach allgemeinen Maßstäben... Aber sein hageres, blasses Gesicht gefiel Remus trotzdem. Nein, nicht trotzdem. Gerade weil es aussah, wie es aussah. Wegen der hohen Wangenknochen, der hohlen Wangen und der Hakennase. Und wegen den schwarzen Augen. Die ihn misstrauisch anblickten. „Was ist?“ Er fuhr zusammen. Verdammt! Wie lange beobachtete Severus schon, wie er ihn beobachtete? „Ich... ich frage mich, warum wir gerade ein Nachtschattengewächs suchen.“ „Der Verfasser jenes Tränkebuches ist an der gleichen Zutat gescheitert wie ich. Niemand hat bisher eine Ingredienz gefunden, die sympathisch zum Mondlicht wäre. Allerdings konnte er, nach Jahren der Forschung, alles ausschließen – bis eben auf die Solanaceae.“ „Hat er auch andere Zutaten ausprobiert? Mineralien, Metalle... Du weißt ja besser als ich, was es sonst noch gibt.“ Severus seufzte, aber trotzdem hatte Remus das Gefühl, dass es ihm Spaß machte, über dieses Thema zu sprechen. „Natürlich hat er das. Ich versichere dir, dass seine Autorität auf dem Gebiet der magischen Tränke unantastbar und überragend ist.“ Remus nickte. „In Ordnung. Gibt es irgendwelche Kriterien, nach denen wir vorgehen? Ich meine, eine komplette Liste der Solanaceae gibt es in jedem Kräuterkundebuch.“ Severus runzelte die Stirn. „Das ist ein bemerkenswert intelligenter Einwurf, Lupin. Das Problem ist, dass es keine Kriterien gibt. Deshalb werden wir eine Liste anfertigen. Ein Großteil der Nachtschattengewächse ist giftig, alle enthalten Wirkstoffe, die das Bewusstsein beeinflussen. Wir werden uns notieren, welche Art welche Wirkung hat und sie nach der Stärke ihrer Wirkung sortieren. Und dann werde ich diejenigen Pflanzen heraussuchen, die am wahrscheinlichsten sind.“ Remus lehnte sich zurück. „Das klingt nach einer Menge Arbeit.“ Severus lächelte schmal. „Ich würde dir nicht zu dem Versuch raten, dich aus der Affäre zu ziehen.“ Remus erwiderte sein Lächeln. „Keine Angst. Aber...“ er verstummte und kaute nachdenklich an seiner Unterlippe. Nach einer Weile brach Severus das Schweigen mit einem Ausdruck, der ganz deutlich sagte: Na schön, tun wir ihm den Gefallen. „Aber was?“ „Wieso müssen es gerade Nachtschattengewächse sein? Wieso sollten gerade sie sympathisch zum Mondlicht sein?“ Severus beugte sich vor und heftete seine Blick auf Remus. „Sprich weiter.“ „Naja... Ich glaube nicht... Nun, dieser große Zauberer, dessen Buch du besitzt... Er hat nicht mit einem Werwolf zusammengearbeitet, oder?“ Severus runzelte die Stirn. „Nicht dass ich wüsste. Worauf willst du hinaus?“ Remus brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sammeln. „Beim Wolfsbann-Trank geht es doch darum, dass ein Werwolf, auch wenn er sich verwandelt, sein menschliches Bewusstsein behält.“ Severus nickte und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, fortzufahren. Remus sprach langsam, während er seine Gedankenkette entwickelte, selbst gespannt darauf, wohin sie ihn führen würde. „Nun... Der Auslöser für die Verwandlung ist das Mondlicht. Insofern ist es sinnvoll, sozusagen als Homöopathikum eine entsprechende Substanz zum Trank hinzuzufügen... Nur... Ich frage mich, ob überhaupt eine Pflanze stark genug wirken kann.“ Severus' Gesicht wurde kalt, und Remus wusste, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Nicht schon wieder. Konnte er denn gar nichts richtig machen? „Willst du mir damit sagen, dass dieser Versuch sinnlos ist, und dich so aus der Verantwortung ziehen?“ Großartig, Remus, du Volltrottel, du hast es wieder mal geschafft, ihn gegen dich aufzubringen. Jetzt sieh zu, dass du rettest, was zu retten ist. „Nun... Kennst du eine Pflanze, die in irgendwo ausdrücklich als Entsprechung zum Licht des Vollmondes gekennzeichnet ist?“ „Nein.“ Severus klang, als wäre es sein ganz persönliches Versagen. Remus war sehr froh, dass er eine Möglichkeit wusste, ihn aufzuheitern. „Es gibt vielleicht – nur vielleicht – etwas anderes, etwas, das viel wirksamer ist als jede Pflanze.“ Severus beugte sich vor. Plötzlich glühten seine dunklen Augen; sein Blick bohrte sich in Remus'. Remus schauderte. Er blinzelte und schluckte, um etwas Zeit zu gewinnen. Plötzlich war sein Mund zu trocken, um zu sprechen. Er räusperte sich. „Es... In einer Vollmondnacht spürt ein Werwolf den Mond... Er weiß ganz genau, wann er aufgehen wird... Er hat es sozusagen im Blut.“ Severus' Augen weiteten sich, als er Remus' Erkenntnis nachvollzog. „Du meinst also...“ Remus nickte. „Das Blut eines Werwolfs.“ Sein Gegenüber lehnte sich zurück, den durchdringenden Blick immer noch auf Remus geheftet. „Aber so, wie du es beschreibst, verändert sich der Grad der Sympathie mit dem Mondzyklus...“ Remus griff seinen Gedanken auf. „Ja. Umso näher der Vollmond ist, umso mehr von seinem Licht ist in unserem Blut, sozusagen.“ „Wie ist es, wenn ihr euch verwandelt habt?“ Remus hob die Schultern. „Das kann ich dir nicht sagen. Aber ich denke, wenn du mir Blut abnehmen würdest, kurz bevor der Vollmond aufgeht, hast du das das bestmögliche Ergebnis.“ Etwas in Severus' Blick veränderte sich. Er blinzelte. „Das würdest du für mich tun?“ „Was?“ „Dir Blut abnehmen lassen.“ Remus lachte bitter. „Glaub mir, wenn du dich jeden Monat in einen Wolf verwandelst, verliert eine Kanüle viel von ihrem Schrecken.“ „Das meine ich nicht.“ Severus' Stimme war leise und nachdenklich. Er blickte Remus nicht an. „Du weißt, wenn du jemandem von deinem Blut gibst, hat er praktisch unbegrenzte Macht über dich.“ Remus sah ihn so lange an, bis Severus seinen Blick erwiderte. „Ich habe dir gesagt, ich gehöre dir. Und ich halte mein Wort. Ich schätze, ich werde dir einfach vertrauen müssen.“ Vielen Dank für eure Aufmersamkeit, bis zum nächsten Mal! Ich weiß nicht, ob ich in den kommenden Wochen genau so regeläßig werde posten können wie bisher, aber ich werde mir alle Mühe geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)