The golden Eyes von Leviathana (Das Phantom der Oper) ================================================================================ Kapitel 9: Schwere Zeiten ------------------------- Kapitel 9: Schwere Zeiten Erik: Aufgeschreckt vom Schmerz, erwachte ich aus meinen langen Schlummer. Mittlerweile sollte ich wissen, dass mit Javert nicht gut Kirschen essen war. Doch mein noch gebliebener Stolz, die Angst sowie der Ekel vor den Schaulustigen gestatteten mir nicht seinem Willen gefügig zu werden. Jede seiner Vorführungen sabotierte ich mit meinem Weinen und Geschrei… Und jedes Mal bestrafte mich mein Herr dementsprechend. Die Peitsche streifte mehrmals knallend meinen Körper… Rücken, Beine, Arme und Brustkorb verliefen lange Narben… „Wenn ich nicht schon hässlich genug war, dann war ich es jetzt…“ Javert vergaß oft in seiner Rage, dass ich noch ein Kind war. Es interessierte ihn aber herzlich wenig. Immer wieder beteuerte er mir, dass man, um zu überleben, vor nichts Mitleid haben darf… Weder vor alten Menschen, Frauen,… noch vor Kindern… Immer wieder zitierte er mir den Satz: „Die Starken überleben, die Schwachen werden vernichtet“ Ich hasste es, wenn er mir von seinem Skrupel erzählte. „Ich hasste es, das er mich wie ein Tier in einem Käfig einsperrte und zur Schau stellte!“ War ich es nicht wert, wie jeder andere Mensch, respektiert zu werden? Hatte ich nicht das Recht, wie jeder anderer Mensch, ein normales Leben zu führen? Wurde ich nur, wegen meines Gesichtes, von den Menschen abgelehnt und verachtet? Alleine nur meines Gesichtes wegen…? … Mein Körper brannte förmlich von den neuen Schnittwunden, die mir das Zigeuneroberhaupt zugefügt hat. Außerdem ärgerte es ihn, dass ich mein Essen verweigerte. Ich hielt noch nie viel von der Nahrungsaufnahme. Nur dann, wenn es notwendig war. So magerte ich immer mehr ab und mein Herr befürchtete, ich würde verhungern wollen, um endlich meine Erlösung dieser Pein zu erhalten. Javert zwang mich zum Essen. Jedes Mal stopfte er „Es“ mir in den Mund, wenn ich protestierte mein abendliches Mahl zu mir zu nehmen. Es stimmte nicht, dass ich nichts essen wollte. Nur… Diesen Schweinefraß, den er mir jeden Tag servierte, war mir einfach zuwider…! „Lieber verhungere ich weitere Tage und ernähre mich nur aus Luft und Wasser, als dieses „Undefinierbare“, welches weit unter die menschliche Würde geht, meinen Körper zu zumuten.“ … Müde und erschöpft ließ ich mich wieder in das stinkende Stroh nieder. Obgleich meiner Schmerzen, ich wollte nur noch liegen und schlafen. Wollte mich nicht mehr bewegen. Wollte einfach nur meine Ruhe. Doch diese Ruhe sollte mir nicht vergönnt sein… Plötzlich sah ich einen Schatten vor meinem Käfig und ein unheimliches Knurren ließ mich aufblicken. „Verdammter Leichnam! Das war jetzt das Letzte Mal, dass du mich um mein Geld gebracht hast!“ Ich schluckte. „Dein Geschrei verscheucht mir die Leute…“ Ungerührt schaute ich ihn an. Auch das Knallen seiner Peitsche ließ mich nicht einmal zusammenzucken. „Da gibt es nur eins, was man tun kann. Ich werde dein vorlautes Mundwerk knebeln und dich fesseln! Der Sarg steht für dich auch schon bereit, womit ich dich ausstellen will.“ Was hatte er gerade gesagt? Knebeln? Einen Sarg? Und dann noch von all diesen verachtungswürdigen Blicken umringt sein? … „Das ertrage ich nicht… Geben Sie mir eine Maske…“ Noch einmal schluckte ich, bevor ich aufschrie: „ICH WILL DAS NICHT!“ Die Peitsche streifte meine Schulter und entlockte mir einen erschrockenen Schrei. „Was du willst ist mir egal! In zwei Tagen ist die Aufführung. Und Gnade dir Gott sie wieder in ein Desaster zu verwandeln!“ Dann verließ er das Zelt und ließ mich mit meinem Unglauben alleine zurück. Fast ein ganzes Jahr lebte ich hier bei diesen Zigeunern und versuchte meine Würde zu bewahren. „Jetzt will er mir auch noch DAS nehmen!“ Ein großer Kloß schien mir im Hals zu hängen. „Das kann er doch nicht machen! Ich bin ein Mensch! Ich bin kein Tier! ICH BIN KEIN MONSTER!“, schrie ich meinen Kummer heraus und weinte vor Zorn. „Ich bin ein Mensch…“ … Nach zwei Tagen war mein Auftritt gekommen. Wie es Javert versprochen hatte, wurde ich von seinen Männern an den Sarg gefesselt und bekam einen Korken in den Mund, der mit einem Tuch befestigt wurde. Ich konnte mich so sehr wehren wie ich wollte… Es brachte nicht. Als sie mich auf der Bühne aufstellten, schrieen die Leute vor meinen Anblick Dann wurde es ruhig. Ich starrte in die Menge und vernahm nur ihre angewiderten Blicke, die sie für mich hegten. Wieder überkam mich die Übelkeit. Ich zerrte an den Seilen und versuchte mich zu befreien, dabei schnitten sie sich in mein Fleisch ein und bluteten. „Hey, die Leiche versucht sich zu befreien… Dummes Tier…hihihi, das arme Ding ist wirklich zu bedauern…“ Das Gelächter der Leute ließ mich in Panik versetzen. Wie verrückt zog ich an den Seilen. Das Blut tropfte an meinen Armen herunter. Der Schmerz war mir egal. Alles was ich wollte, war von hier zu verschwinden. Zurück nach Hause… zu Gracé… Endlich wurde eins der Seile lockerer. Mit meiner nun befreiten Hand löste ich geschwind die anderen Fesseln. Wieder schrieen die Zuschauer, als ich von der Bühne sprang und nebenbei meinen Knebel löste und ausspuckte. Die Menschen wichen von mir zurück, so dass ich problemlos aus dem Zelt rennen konnte. Schemenhaft sah ich vor dem Ausgang eine Frau, die mich mit einem traurigen Blick betrachtete. Sie schien nicht daran interessiert mich aufzuhalten, sondern ging noch ein paar Schritte zurück um mir platz zu machen. Hinter mir hörte ich nur noch Javerts Flüche und den Befehl mich zurück zu holen. Außerhalb des Zeltes befand ich mich auf einem Marktplatz. Ich hatte keine Zeit mir Gedanken zu machen in welcher Stadt ich mich gerade befand. Wie ein blindes Huhn lief ich durch die Straßen, gejagt von den Handlangern Javerts. „Verdammte Leiche… Bleib endlich stehen!“ Die Leute, die ich auf meiner Flucht traf, wichen mir aus. Ihren Schreck, plötzlich ein Monster vor sich zu haben, war eindeutig in ihren Augen zu sehen. Mir verkrampfte sich das Herz dabei. Doch hatte ich keine Zeit zum Nachdenken. Endlich konnte ich das Stadttor erkennen. Erleichterung stieg in mir auf es bald geschafft zu haben. Nur noch ein bisschen musste ich meine schlaffen Beine dazu zwingen durchzuhalten… … Dann stolperte ich und fiel zu Boden. Kurz vor meinem Ziel musste ich unbedingt an einem erhöhten Stein fest hingen! Ich versuchte wieder aufzustehen, doch meine Kräfte versagten. Ein plötzlicher Schmerz durchzog meinen Hinterkopf und mir wurde schwarz vor Augen. … Als ich wieder erwachte, musste ich mit Erschrecken erkennen, dass ich mich wieder im Zelt befand. Meine Verfolger hielten mich, so dass eine weitere Flucht sinnlos war. Vor mir stand mein Herr. Hinter ihm standen die Zuschauer. Mit erwartungsvollem Blick sahen sie das folgende Szenario. Ich schaute wieder zu Javert. Diesmal war er nicht wie üblich mit einer Peitsche, sondern mit einer dicken Eisenstange, bewaffnet. Das Gesicht des bärtigen Zigeuners wurde von Zornesfalten gekennzeichnet und sah mich mit einem Blick an, der mich am liebsten in den nächsten See ertränkt hätte. „Drückt ihn auf den Boden!“ Die Männer führten seinen Auftrag aus. Sie verlagerten ihr Gewicht auf meine Arme und Beine. Mein Gesicht drückten sie in den Dreck. Weder bewegen…noch sehen, was mein Peiniger als nächstes vorhat, konnte ich nicht… Langsam schlich sich Javert um mich herum und blieb hinter mir stehen. „So! Du wolltest also abhauen… Das ist also dein Dank? So dankst du es dem alten Javert? DAS er dich gepflegt und dir ein Dach über dem Kopf gegeben hat?“ „Ich habe Sie nie darum gebeten! Und überhaupt wollen Sie doch nur durch mich ihr DRECKIGES GELD verdienen!!!“ „Verdammtes Mistbalg! Du hast es nicht anders gewollt! Damit du mir nicht mehr davon laufen kannst, muss ich dir die Beine brechen!!!“ Kaum das er die Worte ausgesprochen hatte, schlug er mit der Eisenstange gezielt auf mein linkes Bein. Im Zelt hörte man nur das laute Knacken und mein Geschrei. „So, kleiner Leichnam. DAS war das linke Bein. Bitte mich um Verzeihung! NA, LOS!!!“ Ich keuchte auf. „Niemals! Lieber sterbe ich!“ „Pah, dass würde dir so passen!“ Es folgte ein weiterer Schlag, der sich mit einem weiterem Knacken und meinem Geschrei vermischte. Erst jetzt ließen die Männer von mir ab. Auch die Leute regten sich wieder. Es war kein Mitleid was ich von ihnen hörte, sondern Gelächter und Hohn. „So ein dummes Monster… er ist selber schuld, hehehe… Geschieht diesem Teufelsbalg recht…“ … „So, und nachher bringt ihr mir den Dummkopf, der unsere Attraktion nicht richtig fesseln konnte… Der kann was erleben!“ Ich blickte auf. Javert ging zu der Menge und entschuldigte sich für die Umstände, die ich angerichtet habe. Die Leute waren mit dem Schauspiel zufrieden und verließen das Zelt. Jetzt wandte er sich mir wieder zu. „Und du gehst zurück in deinen Käfig, wo du hingehörst.“ Mit einem boshaften Lachen zog er sich zurück. Zum ersten Mal in meinem Leben verfluchte ich mein Gesicht und zum ersten Mal empfand ich Hass gegenüber der Menschheit… „Ja, ich hasse dieses dumme Menschengezücht…!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)