Stumme Tränen von AnaO (Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!) ================================================================================ Kapitel 16: Saajan vs. Inuyasha ------------------------------- Anjaani hatte sich so schnell von ihm gelöst, um zu den anderen zu rennen, dass er das Gefühl ihrer Brüste an seinem Körper kaum hatte genießen können. Doch die Wirkung blieb nicht aus. In dem Moment, in dem er „Ich liebe dich“ gesagt hatte, hatte Anjaani laut nach Yami gerufen. Doch überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Hast du etwas gesagt, Inuyasha?“ Ihrer Stimme hörte er deutlich an, dass sie seine Worte nicht verstanden hatte. Seine Augen begannen zu glühen, als er ihr flüchtig über die Wange strich. „Ich habe nichts gesagt“, antwortete er leise und wandte sich dann ab, um sich deprimiert mit den letzten Resten aus dem Picknickkorb voll zu stopfen. „Du willst in eine Karaokebar?“ Verwunderte trat Yami zu ihm und beäugte ihn misstrauisch. Sie war immer noch sauer. „Willst du etwa mit mir singen?“ „Nein“, grummelte er mit vollem Mund. „Aber Aryan.“ Yamis Augen wurden groß und dann erstrahlten sie, als sie begriff. „Wehe, du umarmst mich“, zischte er, als sie schon die Arme hob, sie dann aber sinken ließ. „Was ist denn passiert?“ Yami war sofort alarmiert. „Nichts“, wich er ihr aus. „Du bist zu ungeduldig“, tadelte sie ihn. „Warte es ab, Aani wird dich schon wieder Saajan nennen.“ „Halt die Klappe“, murmelte er nur finster. „Nur solange ich nicht in der Karaokebar bin“, versprach sie ihm. „Karaokebar?“ Aryan stand vollständig angezogen hinter ihr und unterdrückte ein Gähnen. „Bist du etwa müde?“ Yami klang überrascht und enttäuscht darüber, dass er bekleidet war. „Ein bisschen, ich war die ganze Nacht unterwegs, um einen abgetauchten Yakuza-Boss einzufangen.“ „Da kommst du hierher, um nur Dämonenjäger zu sein und bist dennoch weltweit für Sicherheit zuständig?“ „Die Regierung hat mich angerufen und gebeten. Da kann ich nicht nein sagen.“ „Wozu kannst du nicht nein sagen?“, warf Anjaani ein. „Aryan ist müde.“ Obwohl Yamis Stimme entspannt klang, spürte Anjaani ihre tiefe Enttäuschung. Sie würde ihn nie zur Karaokebar schleppen wollen, wenn er Ruhe brauchte, obwohl Aryan garantiert allen zuliebe mitgehen würde. Anjaanis Verstand schaltete sofort und lieblich lächelnd wandte sie sich an den Inder. „Du hast diese Yakuza-Bande endlich ausgelöscht, nicht wahr? Was hältst du von einem gemütlichen Karaokeabend bei mir? Wir müssen nicht in eine Bar gehen.“ „Ich gehe überall hin, wenn ich dich singen hören kann, kleine Nachtigall.“ Er warf Yami ein so glückliches Lächeln zu, dass es sie regelrecht ins Taumeln brachte. So etwas schönes hatte sie noch nie gesehen. Die Aussicht, die Stimme, die er so liebte, singen zu hören, vertrieb Aryans Müdigkeit und machte ihn munter. Aber er bot seine Wohnung an, die größer war, als Anjaanis. Aryans Wohnung hatte ein Zimmer mehr, eine doppelt so große Küche, eine extra Toilette am Schlafzimmer. Dazu kam die riesige Badewanne im Bad, in der zwei Personen Platz hatten. Obwohl Aryans Wohnung mehr Platz bot, hielten sie sich dennoch meistens bei Anjaani auf. Aber Aryan wollte diesen Abend bei sich verbringen. Anjaani konnte ahnen warum. Heute Abend wollte er zu Ende bringen, was er am See angefangen hatte. Er wusste, mit welchen süßen Worten er Yami verzaubern würde. Doch er hatte keine Ahnung, dass er am Ende des Abend ihr verfallen wird... mit Haut und Haaren. Anjaani lächelte ihm nach, als er die Drillinge nach Hause begleitete, um deren Karaokemaschine zu holen. Sie selbst ging mit Inuyasha in die entgegengesetzte Richtung davon. In dem Moment, in dem er die Gefahr roch, spürte sie sie. „Inuyasha!“ „Bleib hinter mir“, warnte er und schob sich vor sie. Er zog sein magisches Schwert in einer fließenden Bewegung. Die beiden Dämonen, die direkt vor ihm auftauchten, sahen wie 10-jährige Kinder aus, doch Anjaani spürte, dass sie weit gefährlicher waren, Inuyasha jedoch kräftemäßig weit unterlegen. Ihr Hundedämon spielte mit ihnen. Sie sah den Ausdruck des Genusses in seinen funkelnden Augen und verspürte Mitleid für die Youkais. „Inuyasha, mir wird kalt!“ Er ignorierte sie die ganze Zeit, befriedigte den Jäger in ihm. Anjaani fror, wollte unbedingt nach Hause. Aber ihr Jagdhund spielte mit zwei kleinen Rehen. Alleine gehen konnte sie nicht, weil sie sich im Dunkeln fürchtete. Irgendwann hatte sie die Nase voll. „Saajan!“, schrie sie schlussendlich. Verblüfft wandte er sich ihr zu, die Youkais im Rücken. Ohne zu zögern griff einer an. Inuyasha spürte die gewaltige Energiewelle des Dämons, die ihn zu zerreißen schien. Inmitten seiner Schreie, drang Anjaanis Schrei durch mit einer gewaltigen warmen Energie. Dann war alles vorbei. Zitternd sank er auf die Knie, schweißgebadet, geschwächt. Sie war sofort an seiner Seite. Keuchend suchte er ihren besorgten Blick. Er musste nichts sagen, sie antwortete sofort auf seinen Gesichtsausdruck. „Die Dämonen sind tot. Ich habe sie praktisch pulverisiert. Meine Wut kochte hoch und meine Energie entfesselte sich. Ich dachte, es zerreißt dich!“ „So habe ich mich auch gefühlt“, gestand er mit etwas kräftigerer Stimme. „Du meine Güte!“ „Was ist los?!“ Von ihrem Schrei alarmiert, sprang er auf. Sie hob etwas auf, was anscheinend zu seinen Füßen gelegen hatte und als sie sich aufrichtete, traf ihn der Schlag: Sie hielt ein Baby in den Armen! Ein nacktes Baby mit kleinen Hundröhrchen und zartem, weißen Flaum auf dem Köpfchen. Inuyasha war so verdutzt, dass ihm die Worte fehlten. Doch als er Anjaanis Gesichtsausdruck sah, und die Zärtlichkeit, mit der sie den Säugling an sich drückte, überschlug sich sein Herzschlag. „Ein kleiner Junge“, hauchte sie, so weich, als könnte selbst ihre Stimme den Kleinen verletzen. Und plötzlich öffneten sich die Äuglein. Anjaanis Atem stockte. „Inuyasha! Das bist du!“ „Was?!“ „Dieser kleine Junge bist du! Widersprich nicht!“, mahnte sie, als er protestierend den Mund öffnete. „Das bist du, ich kenne deine Augen. Und da ist das Muttermal, das du auf deiner linken Schulter hast. Anscheinend hat dieser kleine Youkai dir etwas genommen.“ „Deshalb habe ich mich gefühlt, als würde ich auseinander gerissen werden.“ „Aber was genau hat er dir jetzt genommen? Etwa das Kind in dir? Sozusagen deine Kinderseele?“ „Ich weiß es nicht“, brummte Inuyasha missmutig. Anjaani hatte ihm die ganze Zeit über keinen Blick gegönnt. Ihre Augen ruhten auf dem Baby-Inuyasha in ihren Armen. Der Kleine gluckste fröhlich zu ihr hoch und streckte die Ärmchen nach ihr aus. „Gehen wir nach Hause“, hauchte sie überwältigt. „Du willst das doch nicht etwa mitnehmen?“ „Das bist zufällig du!“, zischte sie giftig. „Wir müssen überlegen, wie wir diesen Fluch rückgängig machen.“ Knurrend schwieg er und trottete ihr hinterher. Daheim kleidete sie „Inu-chan“ ein. „Woher hast du die Windeln und die Baby-Kleidung?“, wollte der große Inuyasha misstrauisch wissen. „Wir haben vor kurzem noch ein Baby erwartet“, lachte sie und drückte das fröhlich glucksende Kind an sich „Aber sie sind rosa!“ „Na und? Warum stört es dich? Schau nicht so, Inu-chan macht es nichts aus, rosa Klamotten anzuziehen. Nicht war, mein Süßer!“ Sie sah so glücklich aus... Inuyasha war schon fast dankbar, als sie Aryans Wohnung betraten, denn die Drillinge würden das kleine Monster bestimmt für sich beanspruchen. Ihre Gesichter, als sie den Säugling sahen, waren so verblüfft, dass Inuyasha und Anjaani sich das Lachen nicht verkneifen konnten. „Kann ich ihn mal halten?“, fragte Yoko glühend. „Lass bloß die Finger von dem Monster“, riet ihr Inuyasha. „Das bösartige Biest will nicht von Anjaani weg. Es hat versucht mich zu beißen! Dabei hat es noch nicht mal Zähne, der Rotzlöffel!“ „Du weißt schon, dass du da von dir redest“, schmunzelte Aryan. „Und seit wann sorgst du dich um mich?“ Yoko war fassungslos. Inuyasha behielt Recht. Als Yoko sich näherte, wandelte sich die Miene des Kindes in eine grimmige Fratze und es fauchte bedrohlich. Yoko zuckte zurück. „Also, wenn ich nicht wüsste, dass du das bist, wäre es mir spätestens jetzt klar.“ „Du hast dich seit dem Säuglingsalter nicht verändert“, grinste Yami. „Inu-chan ist kein Säugling“, widersprach Anjaani. „Er ist mindestens 12 Monate alt. Schau, er steht schon alleine.“ Inu-chan schwankte zwar auf seinen Beinen, doch er blieb stehen, wandte Anjaani das Köpfchen zu und strahlte sie mit zuckenden Öhrchen an. Die Frauen verfielen in verzücktes Gekreische. „Wir müssen den Fluch rückgängig machen. Irgendwo dort draußen rennt bestimmt noch so ein Youkai dieser Art herum und wird seine Freunde rächen wollen.“ Inuyasha hatte sich an Aryan gewandt. Dieser nickte. „Ich bin bereit. Sollen wir gleich los?“ „Wartet“, bat Anjaani. „Es ist schon spät. Könnt ihr das nicht morgen machen? Aryan-nii. Du bist doch müde.“ Aryan schüttelte verneinend den Kopf. „Je länger der Kleine bei dir ist, Aurora, desto schwerer wird es dir fallen, ihn loszulassen.“ „Du hast recht“, gab Anjaani nach und wollte Inu-chan gerade Aryan überreichen. „Aber haltet euch bitte nicht so lange auf.“ „Mama!“ Anjaanis Arme erstarrten auf halben Weg. Mit stockenden Atmen sah sie Inu-chan an. Lächelnd legte er ein Händchen an ihre Wange und wiederholte mit weicher, hoher Stimme: „Mama!“ „Oh, nein“, murmelte Aryan. In Anjaanis Augen bildeten sich Tränen und sie drückte den Kleinen besitzergreifend an sich. Inuyasha hätte es das Herz zerrissen, sie jetzt von dem Kind zu trennen. „Gewitzter Bengel“, raunte ihm Aryan zu. „Wie meinst du das?“ „Ich bin mir sicher, dein Kinder-Ich wusste, was wir vorhaben und hat dies soeben geschickt verhindert.“ „Es wird Anjaani nur mehr wehtun, je länger der Kleine bei ihr ist.“ „Ich weiß. Aber gönne ihr diesen einen Abend.“ „Was soll denn dieser Stimmungswechsel?“, knurrte Inuyasha erbost. „Schau sie dir an“, forderte Aryan ihn auf. „Hattest du nicht immer das Gefühl, Aurora würde irgendetwas fehlen? Als wäre sie im Herzen nie vollständig?“ Der Hanyou nickte. Ja, das Gefühl hatte er auch. „Und wenn ich sie jetzt ansehe, habe ich das Gefühl, sie ist vollkommen. Anscheinend hatte sie euer Ungeborenes mehr geliebt, als wir gedacht haben.“ Schmerz durchzuckte den Hundedämon. Man sah ihr ihre inneren Qualen nicht an, mal wieder... „Ich bin mir nicht sicher“, riss ihn Yoko aus seinen Gedanken. „Worin?“, wollte Aryan wissen. „Na, ob das, was ihr fehlt, ein Kind ist“, erklärte Yoko. „Oder einfach nur ein Inuyasha, der sie liebt und sie anstrahlt, statt sie anzuknurren.“ „Halt die Klappe“, zischte Inuyasha. „Sie hört dich noch!“ „Das bezweifle ich“, lachte Yami und deutete auf die frischgebackene Mama. Die saß übers ganze Gesicht strahlend auf Aryans Sofa. Der kleine Inuyasha stand auf ihrem Schoß, seine Händchen in ihren und hopste glücklich krähend auf und ab. „Ich habe sie schon drei Mal gerufen, aber unser kleiner Wonneproppen hat sie in seiner Gewalt. Wenn Aani ein Kind bei sich hat, existiert alles andere nicht mehr.“ „Aurora!“ Aryan hatte die Stimme erhoben, doch Anjaani hörte ihn nicht. „Aani“, versuchte er es mit diesem Namen. Wieder ein Fehlversuch. „Anjaani?!“, fragte Inuyasha überrascht, doch nicht annähernd so laut wie Aryan. Ihre Augen flogen zu ihm. „Ja?“, lächelte sie. „Hast du was gesagt?“. „Leg den Kleinen weg, wir wollen singen.“ Anjaani erhob sich anmutig und drückte ihm den Mini-Hanyou in die Hände. „Gut, halt ihn bitte kurz.“ Völlig überfordert hielt er das Kind in den Händen. „Hey, was soll ich denn damit?!“ „Ich hole Inu-chan etwas zum Essen“, rief sie aus Aryans Küche. Hilflos starrte er das Kleinkind an. Inu-chans fröhliches Gesicht war finster geworden und ein kleines, hohes Knurren drang aus seiner Kehle. „Pah, ich kann das besser!“ Als hätte er die Worte verstanden, fing der Kleine zu brüllen und zu zappeln an. Verzweifelt hielt Inuyasha ihn Aryan hin. „Nimm du das Monster!“ Doch Aryan hob abwehrend die Hände. „Da er du ist, wird er mich noch weniger mögen.“ „Anjaani!“ Inuyasha hatte Mühe, das Gekreische des Babys zu übertönen. In Aryans übergroßer Schürze erschien sie im Türrahmen des Esszimmers. Inu-chan beruhigte sich augenblicklich und streckte ihr die Ärmchen entgegen. Doch Anjaani nahm in gegen aller Erwartungen nicht in die Arme. „Nein, Inu-chan“, sagte sie. „Du bleibst jetzt bei Inuyasha, bis ich fertig bin.“ Der Kleine brüllte wieder los. „Setz ihn bitte auf die Couch“, wies sie den Hanyou an. Inuyasha gehorchte sofort. Doch Inu-chan warf sich brüllend herum, sodass Anjaani sanft den kleinen Arm packen musste, um zu verhindern, dass das kleine Köpfchen auf den Fußboden aufschlug. „Wenn du nicht aufhörst du weinen, nehme ich dich nicht mehr. Hörst du?“ Die Drohung wirkte. „Du bist süß, aber ungezogen“, lächelte sie warm. „Es geht nicht alles nach deinem Willen, sonst wirst du noch wie Inuyasha.“ „Hey“, schnappte Inuyasha empört. „Was zum Teufel soll denn das heißen?!“ „Genau das.“ Mit diesem Vorwurf verschwand sie wieder in der Küche. Aryan lief ihr schnell hinterher. „Ich helfe dir beim Kochen, du kennst dich in meiner Küche nicht so gut aus.“ „Wir auch!“ Und fort waren auch die Drillinge. „Hey, ihr Feiglinge“, schimpfte Inuyasha. Missmutig schaute er auf sein kleines Ich hinab, dass ihn ebenfalls betrachtete und leise knurrte. Aryan, der die beiden Hanyous heimlich beobachtete, wandte sich flüsternd an die Mädchen: „Wie kommt es bloß, dass die beiden sich nicht ausstehen können? Das ist doch total widersprüchlich. Inuyasha hasst doch nicht sich selbst.“ „Ich vermute mal, dass Inu-chan sein großes Ich nicht mag, weil er mit ihm konkurriert“, antwortete ihm Anjaani. „Und dass Inuyasha unmöglich ist, ist kein Geheimnis.“ „Meinst du etwa, dass Inu-chan auf Inuyasha eifersüchtig ist?“, warf Yami mit großen Augen ein. „So sieht es aus“, bestätigte Aryan ihre Vermutung. „Er konkurriert um Aurora.“ „Ist das nicht toll“, seufzte Anjaani. „Jetzt habe ich es mit zwei eifersüchtigen Dämonen zu tun.“ Der Anblick, den die zwei eifersüchtigen Dämonen boten, war zum schießen. Inuyasha und der Kleine saßen nebeneinander auf dem Sofa und starrten sich gegenseitig finster an. Es war ein Bild für die Engel und mit Anjaanis Engelsgesicht kam für Inuyasha die Erlösung. Sie nahm das nervige Balg, um es zu füttern. Und obwohl niemand damit rechnete, nahm sie an dem Gesangsspiel teil. Auf ihr Bitten hin, ließ sich sogar Inuyasha dazu überreden zu singen, wenn auch leise und mit ihr gemeinsam, da er die hauptsächlich japanischsprachigen Lieder nicht kannte. Er besaß überhaupt kein Gesangstalent, trotz der schönen Stimme. Aryan war dafür umso begabter. Doch das kümmerte Inuyasha nicht. Heute Abend war er überraschend gut gelaunt. Er wusste, dass nicht nur Anjaanis Fröhlichkeit der Hauptgrund seiner Ausgelassenheit war, sondern die Tatsache, dass Yami singen würde. So sehr sie ihn nervte, er liebte den Klang ihrer Stimme. Es gab keinen Ton den sie nicht traf, keine Stimmlage, die sie nicht meisterte. Nie ging ihr die Puste aus. Es gab nur eines, was schöner war, als Yamis Stimme und das war Anjaani. Yami hatte als einzige kein Lied gesungen. Und Aryans Spannung wuchs. Er bat sie endlich zu singen, da er es nicht länger erwarten konnte. Innerlich triumphierend gab sie der Bitte nach. Alle Aufmerksamkeit galt der jüngsten Drillingsschwester. Sogar Inu-chan verstummte und starrte Yami an. Sie sang ein Lied, dass sie für Aryan komponiert und geschrieben hatte und ihre Stimme verzauberte den General dermaßen, dass er alles um sich herum vergaß. Er konnte sie nur anstarren und verlor sich im engelsgleichen Klang ihrer Stimme. Er hatte erwartet, dass sie wundervoll sang, schließlich hatte sie eine auffallend schöne, melodische Stimme. Doch mit so etwas Schönem hatte er nicht gerechnet. Sie brachte ihn um seinen Verstand. Es war wie ein Zauber. So sehr Anjaani mit ihrem Tanz verzauberte, so sehr verzauberte Yami mit ihrer Stimme. Nie hatte er etwas Vergleichbares gehört, nie etwas so unbeschreiblich Schönes. Und nichts gehorchte ihm mehr. Aryan verlor sich in Yamis warmen Augen, verzaubert von der schönsten Melodie, die je zustande gebracht worden war, allein für ihn. Ihre strahlenden Augen ruhten auf seinem Gesicht. Die bezaubernden Liebesworte galten ihm allein. Sie sang dieses Lied, sein Lied und berührte damit tief sein Innerstes und zerstörte den letzten, winzigen Rest an Zweifel. Würde ihre Stimme verklingen, gäbe es nur eine Sache, die diese Stille erträglich machen würde. Als Yami verstummte, durchzuckte ihn ein Schmerz, der sich sofort in süße Flammen verwandelte, als er die Lippen auf ihre senkte. Dass sich im Raum noch fünf andere Personen befanden, hatte er vergessen. Als die letzten Töne verklangen, sah sie ihn an. Überwältigt, berauscht, mit glühend roten Wangen. Nie hatte sie schöner ausgesehen. Er hörte ihr Herz, sah ihren Puls an ihrem Hals, die im gleichen schnellen Takt rasten. Sie zitterte. Als Anjaani sich erhob, blickte Yami erschrocken um sich. Nun wurde auch er sich seiner Umgebung wieder bewusst. „Es ist schon so spät“, murmelte die Inderin und gähnte überzeugend. Inu-chan war auf ihren Armen eingeschlafen. „Wir gehen jetzt Heim. Gute Nacht ihr beiden.“ Inuyasha, dem die intime Situation unangenehm war, stand sofort auf und verließ hastig die Wohnung. Doch Yoko und Yuki musste Anjaani mit sich schleifen. Aryan warf ihr noch einen letzten dankbaren Blick zu. Auf sie konnte er sich verlassen. Als Yami ungelenke Anstalten machte, sich zu erheben - denn ihre Knie zitterten wie Espenlaub - nahm er sanft ihre Hand und hielt sie zurück. „Bleib bei mir“, bat er leise. Yamis rasendes Herz setzte aus, als er sie ansah, als würde nur noch sie existieren. „A-aber, du bist m-müde u-und die anderen sind weg“, stammelte sie errötend. „Dann sind wir doch...“ Ihre Stimme überschlug sich leicht und ein verlangendes Glühen erschien in ihren Augen. „Wir sind allein...“ „Ich möchte nur dich bei mir haben.“ Sein Blick ließ sie wanken. Der Wunsch, in seinen Armen zu versinken und an seinen Lippen zu schmelzen, schmerzte fast unerträglich. Der Schmerz eines flammenden Infernos, der ihr ganzes Sein verbrannte und nach ihm verzehrte. In seinen Smaragdaugen sah sie den Triumph, als er ihre Gefühle erkannte. Seine Hand suchte ihr Gesicht, zärtlich, als könnte er sie verletzen, strich sein Daumen über ihre bebende Unterlippe. „Bist du glücklich, wenn ich bei dir bin?“ Yami schluckte. „Überglücklich...“ Aryan rutschte näher zu ihr. Sein Knie berührte ihres. „Du würdest für mich sterben?“ Yami nickte. Ihr Atem rauschte, ihre Herz raste. „Du zitterst, wenn ich dich berühre...“ Seine Stimme hatte sich zu einem erotischen Flüstern gesenkt. Gänsehaut lief über ihre Arme. Du lieber Himmel, diese Stimme! „A-Aryan...“ Ihre vibrierende Stimme war die reine Sünde. Für ihn gab es kein Zurück mehr. Er war so nah an sie heran gerückt, dass seine Lippen ihre berührten. Seine gesamte Willenskraft war notwendig, um sich jetzt nicht auf sie zu stürzen. „Du bist alles, was ich mir wünsche, Prinzessin... und noch so vieles mehr.“ Sacht schlangen sich seine Arme um ihren zitternden Körper und zogen sie an sein Herz. Ihr versagte der Atem. Ein Blick in seine glühenden grünen Augen und ihr schwanden alle Sinne. Sie war verloren. „W-was machst du mit m-mir...“ Ihre Stimme ging keuchend, so sehr hatte er ihre Sinne verzaubert, ihren Körper erhitzt, ihren Verstand benebelt. „Was machst du mit mir?“ Seine Stimme klang heiser und senkte sich zu einen kaum hörbaren Wispern. „Du hast mich verzaubert, meine kleine Nachtigall. Ich habe es versucht, aber ich kann dir nicht länger widerstehen...“ Es war unglaublich erregend, die gehauchten Worte mehr zu spüren, als zu hören. Eine nie gekannte Mischung aus Zärtlichkeit, Verlangen und Erregung breitete sich in ihr aus und ergriff Besitz von ihr. Sie drängte sich auf seinen Schoß, so nah an ihn, wie nur möglich und vergrub die Finger in seinem Haar. „Dann hör auf“, hauchte sie. „Gib einfach nach... und sei mein.“ Ihr Blick verschmolz mit seinem, ihre Seele berührte seine und raubte Aryan damit seinen letzten Funken Verstand. Der Kuss war heißer als Feuer, süßer als Honig und schöner als das Paradies. Plötzlich überschlug sich Anjaanis Herz. Sie hatte Inu-chan gerade ins Kinderbettchen im Wohnzimmer gelegt und putzte sich die Zähne, als ihre Hand reflexartig an ihre Brust fuhr. „Anjaani, was ist passiert?“ Inuyasha war sofort alarmiert. Doch auf die Art, wie sie errötete, wusste er sofort, was sie fühlte. „Die grüne Nervensäge verführt Aryan gerade?“, erriet er. „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie und wandte den Blick ab. „Ich fühle eine gewaltige, glückliche Energie von Yami und Aryan. Eine brennende Energie.“ „Sag ich doch, sie verführt ihn gerade.“ Anjaani sah ihn an und runzelte missbilligend die Stirn. „Aryan ist auch nicht ganz unschuldig. Du hast doch selber gesehen, dass er sich nicht länger zurückhalten konnte.“ „Bäh!“, machte Inuyasha und spülte sich den Mund aus. „Hoffentlich sind sie leise. Ich habe keine Lust, die ganze Nacht wach zu liegen.“ „Rede nicht so!“, zischte sie entsetzt. „Die Drillinge färben wohl auf dich ab.“ „Rede du nicht so! Die Drillinge würden so was hören wollen! Ich nicht!“ „Es wird nichts zu hören geben, auch nicht für deine Ohren“, grummelte sie. „Aryan-nii ist anständig.“ „Er ist ein Mann“, widersprach Inuyasha und schien damit alles zu erklären. Dann stutzte er. „Aryan-nii?“ „Nii“ war die Abkürzung von „Onii“, womit man den großen Bruder betitelte. „Aryan-nii ist anständig. Er wird es nicht soweit kommen lassen, vertrau mir. Du sollst nicht immer von dir auf andere schließen.“ Inuyasha hielt den Atem an, teils vor Wut, teil vor Scham und Anjaani unterbrach das aufkommende Gewitter, ehe es losbrechen konnte: „In genau zwei Stunden wird Yami hier anrufen und jammern, dass nichts gelaufen ist. Du wirst schon sehen.“ „Ich wette dagegen. Diese lüsternen Zwerge bekommen doch immer, was sie wollen.“ Und genau zwei Stunden später klingelte Anjaanis Handy. Sie holte es unter ihrem Kopfkissen hervor... es war Yami. Sie warf Inuyasha neben sich ein selbstzufriedenes Grinsen zu. Inuyasha grummelte - gegen Anjaani sollte man nicht wetten. Sie hatte in allen Punkten Recht gehabt, er vernahm laut und deutlich jedes von Yamis Worten. Aryan hatte sie geküsst. Heiße, brennende Küsse, die ihren Verstand raubten, sie betäubten und willenlos machten. Auf seinem Sofa, an seinen starken Körper. Bis sie dann unter ihm gelegen hatte. Es waren Küsse, für die sie ihre Seele geben würde. Mehr war aber nicht passiert. Bevor sie weiter gehen konnten, hatte er sie, ganz Gentleman, nach Hause begleitet, jedoch nicht, ohne einen quälend heißen Kuss zum Abschied. Yami verzehrte sich vor bittersüßer Sehnsucht und Anjaani musste darüber lachen. „Wie hat er sich denn verabschiedet?“ „Er hat gesagt, ich verleite ihn zu Dingen, die er noch nie zuvor wollte und jetzt mache es ihn fast wahnsinnig. Und meine Unschuld sei ihm zu wertvoll. Blablabla. Irgend so ein Schwachsinn! Erst macht er mich so heiß und dann das!“ „Er musste sich beherrschen.“ Anjaanis Stimme war das Zwinkern deutlich anzuhören. „Soll er aber nicht!“, maulte Yami. „Ich will Sex! Ich will, dass er mich -“ „Yami!“ Anjaani keuchte entsetzt auf. „Darüber müssen wir nicht reden!“ „Wieso? Hört Inuyasha zu?“ „Ja! Und so was will ich nicht hören“, knurrte Inuyasha missmutig und schaltete das Nachtlicht an. „Dann rede ich eben ab jetzt Hindi, denn Aani will es hören!“ „Das glaube ich nun wirklich nicht.“ Seine unwirsche Miene wurde amüsiert. „Na, wenn du wüsstest -“ „Genug!“, unterbrach Anjaani die Freundin schrill. „Ich will Aryan!“, jammerte Yami auf Hindi. „Jetzt sofort, wild und leidenschaftlich. Heftig und -“ „Hey!“ „Ist gut, ich weiß, das wird nie was.“ „Mein Gott, du bist eine wunderschöne Frau“, knurrte Anjaani auf japanisch. „Aryan-nii ist nicht aus Stein. Er will dich genauso.“ „Aryan-nii?“, unterbrach Yami sie. „Passt zu ihm. Aber nenne ihn Aryan-nii-chan, das klingt viel süßer. Tschuldige, red weiter.“ „Ich meine, dass Aryan-nii kein gefühlloser Stein ist. Er ist auch nur ein Mann mit männlichen Bedürfnissen. Er selbst hat mir einmal gesagt, dass Begierde zur Liebe dazu gehört. Er hält sich nur zurück, weil er nicht weiß, ob er sein Verlangen bändigen kann. Wenn du es unbedingt willst, wird er dir nach ein bisschen Mühe nicht widerstehen können. Gute Nacht.“ Sie warf Inuyasha einen genervten Blick zu. „Wieso hast du das Licht angemacht?“ „Hast du gerade diesem wollüstigen Drilling Verführungstipps gegeben?“ „Ich wollte nur nicht darüber reden!“ Sie errötete deutlich. „Außerdem weiß ich nicht, wie man verführt.“ Inuyasha grinste neckisch. „Und trotzdem scheint da der Profi aus dir zu sprechen.“ „Musst du ja wissen.“ Das Grinsen verblasste sofort und heiße Röte schoss in seine Wangen. Anjaani murmelte nur ein triumphierendes „Gute Nacht“ und löschte das Licht. Inuyasha stieß tausend innerliche Flüche aus. Sie sollte doch nicht gewinnen, damn! Er wusste ganz genau, dass sie jetzt mit einem selbstzufriedenem Lächeln einschlief, direkt neben ihm, keine Armlänge entfernt. Es erstaunte ihn jede Nacht aufs Neue, wie friedlich er einschlafen konnte, ihren aufreizenden Körper so nah bei sich und ihren berauschenden Duft um sich. Wie konnte er nur Nacht für Nacht diesem schmerzenden Drang widerstehen, die Arme um sie zu schlingen und mit ihrem Kopf an der Brust gebettet einzuschlafen... oder noch Verboteneres... Wahrscheinlich würde sein Blut nie aufhören zu brennen, wenn sie bei ihm war. Eines hielt ihn davon ab, ihr zu Nahe zu kommen. Er wusste zwar nicht, was dieses Wort bedeutete, aber Anjaani war es anscheinend viel wert: Saajan. Er war nicht ihr Saajan... nicht mehr. Und solange er es nicht ist, solange gehörte sie ihm nicht. Saajan... was bedeutete das bloß? Mit diesem Wort auf den Lippen fiel er in einen tiefen, doch unruhigen Schlaf. „Saajan!“ Schreiend riss Anjaani die Augen auf, ihre Finger krallten sich in Inuyashas Arm. Kalter Angstschweiß stand ihr auf der Stirn und sie zitterte. Sofort setzte Inuyasha sich auf und zog sie an seine Brust. Leise schluchzend klammerte sie sich an ihn. „Saajan...“ „Ich bin hier. Es ist alles gut...“ Zärtlich tätschelte er ihren Kopf. Mit der freien Hand wollte er das Nachtlicht anschalten, doch sie zitterte so sehr, dass er sie festhalten musste. Ein Blick auf die Leuchtziffern des Weckers verrieten vier Uhr in der früh. „Blut... so viel Blut... Pyaara... die kleinen Ärmchen...“, schluchzte sie leise in sein Shirt. Inuyasha hob sanft ihr Gesicht an, im Mondlicht waren ihre schwarzen Augen schockgeweitet, ihr Herz schlug, als würde es jeden Moment explodieren. „Blut“, weinte sie. „Beruhige dich bitte“, flüsterte er verzweifelt. „Es ist alles gut, ich bin da.“ „Saajan!“ Ihr Schluchzen wurde nur noch lauter. So außer sich hatte er sie noch nie erlebt und fühlte sich total hilflos. Wie konnte er sie bloß beruhigen? Denn Anjaani beruhigte sich nicht, im Gegenteil sie wurde hysterisch. Das Zittern wurde stärker, ihr Weinen lauter und sie bekam keine Luft. „Blut!“, schrie sie erstickt. „Pyaara!“ „Anjaani!“ Er packte ihre Schultern und sah sie eindringlich an, doch ihre Augen sahen durch ihn durch, sahen etwas Entsetzliches, was sie in Grund und Boden erschütterte. Und ihre Qual brach ihm das Herz. Fast schon brutal presste er die Lippen an ihre, damit ihn spürte. Seine Wärme, seine Nähe und seinen Trost. Ihr Schluchzen wurde augenblicklich leiser, doch das Zittern blieb. Fest schlang er die Arme um sie, den Mund nahtlos mit ihrem verschmolzen, sank er zurück ins Kissen. Anjaani zog ihn fester auf sich, bis er komplett auf ihr lag, die Lippen öffneten sich mit einem Seufzer. „Saajan...“ „Ich bin da“, versicherte er ihr glühend. „Ich werde immer da sein, mein Engel.“ Selig lächelte sie zu ihm hoch und schloss dann die Augen. Wenige Sekunden später schlief sie friedlich. „Sag mal, Inuyasha, warum bist du so schlecht gelaunt?“ Munter lächelte sie ihn an, während sie Inu-chan fütterte. „Ich bin nicht schlecht gelaunt“, brummelte er und rührte in seinem Frühstück herum, ohne es anzurühren. Der starrte sein kleines Ebenbild finster an, da dieser sein Essen ebenfalls verweigerte. Inu-chan krallte die Fingerchen in Anjaanis Brust... Inuyasha sprang empört auf. Der Kleine wollte Muttermilch. Anjaani schob das kleine Händchen weg. „Nein, mein Mäuschen, da ist nichts. Das Obst hier ist für dich.“ Doch Inu-chan vergrub trotzig das Gesicht zwischen ihren Brüsten. Inuyashas Kopf lief rot an vor Zorn. Er packte die Hände des kleinen Hanyou. „Da gehörst du nicht hin“, grollte er. „Hör auf sie zu begrapschen, sonst beiße ich dir die Hände ab!“ „Inuyasha“, schalt sie ihn. „Er ist noch ein kleines Kind.“ „Er will dich doch nur begrapschen. Hör zu, du Hosenscheißer, das ist mein -“ Er brach abrupt ab, doch Anjaani war aufmerksam geworden. „Rede weiter“, forderte sie ihn auf. „Ich wollte nichts sagen!“ „Bist du da sicher?“ Langsam schlich sie auf ihn zu, ein hinterhältiges Grinsen im Gesicht. „Habe ich recht verstanden? Inu-chan darf mich da nicht anfassen, weil du da hin willst?“ Inuyashas Gesicht war so rot, dass es zu glühen schien. „N-nein. D-das wollte ich n-nicht...“ „Inuyasha, dir brennt die Eifersucht regelrecht im Gesicht.“ Anjaani schien ihn mit ihrem braunen Augen zu durchbohren. „Du bist so mürrisch heute Morgen und es fühlt sich so ähnlich an, wie deine Eifersucht auf Inu-chan. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du schmollst wie ein verstoßener Liebhaber“, lachte sie laut auf. Inuyasha, ertappt und bedrängt, ging sofort in die Offensive. „Was ist Pyaara?“ Inu-chans Frühstücksschüssel, die sie in den Händen gehalten hatte, fiel und zerschellte auf dem Boden. Ihre Augen weiteten sich vor lauter Entsetzen. Der Hanyou bereute seine Worte sofort bitter. Er stand auf, trat einen Schritt auf sie zu, als die Tür aufflog und drei fröhliche Schwestern rein stürmten. Sie erstarrten auf der Stelle, als sie Anjaanis Miene sahen. „Was hast du ihr getan?“, zürnte Yuki sofort, während die anderen beiden auf Anjaani zueilten. „Nichts“, sagte Anjaani. Ihre Stimme klang weich, sie hatte sich wieder unter Kontrolle. „Aani, mein Herz, möchtest du Tee?“, fragte Yuki dann, als wäre nichts gewesen. „Ich koche uns welchen. Inuyasha, bei Fuß!“ „Ich gebe dir gleich bei Fuß“, antwortete dieser empört. Doch Yuki, die statt Empörung, rasenden Zorn erwartet hatte, packte ihn grob am Ohr. „Bei Fuß, habe ich gesagt!“ Die Küchentüre fiel ins Schloss und Inuyashas Schmerzenslaute waren nur noch schwach zu hören. „Ich habe von ihr geträumt“, sagte Anjaani leise, bevor die Freundinnen etwas sagen konnten. „Anscheinend habe ich ihren Namen im Traum gesagt und er hat es gehört.“ „Ahnt er etwas?“ „Wie denn? Mein Körper weist keine Anzeichen auf. Der Schock vom Busunfall hatte alle Spuren einer Mutterschaft getilgt... Yuki trauert immer noch darüber, dass meine Brüste so plötzlich kleiner geworden sind. Nicht lässt mehr darauf schließen...“ „Aanilein, denke nicht dran!“, mahnte Yoko. „Wir sind noch nicht bereit dafür und du am allerwenigsten“, stimmte Yami mit einem schwermütigen Lächeln zu. „Nein, noch nicht“, gestand Anjaani. „Ich darf es nicht zulassen, der Schmerz würde mich umbringen. Und Inuyasha wäre nicht bereit, mich zu fangen.“ „Na hoffen wir, dass unser Häschen ihm klar machen kann, diese Sache zu vergessen.“ „Bestimmt. Inuyasha ist seit gestern Abend so zahm.“ „Aber ich traue Yukis Hormonen nicht so recht.“ Ehe sich Inuyasha über Yukis grobe Behandlung beschweren konnte, fuhr sie ihm über den Mund. „Sprich leise“, giftete sie und hielt ihm doch tatsächlich den Mund zu. Inuyasha war so empört, dass er kein Wort herausbrachte. „Womit hast du Aani so aus der Fassung gebracht, los, sprich!“ Der Halbdämon war es nicht gewohnt, von Yuki so herablassend behandelt zu werden, das war eher Yamis Art, dementsprechend überrascht war er. Yuki erriet seine Gedanken sofort. „Überrascht, dass ich dich nicht nur anschmachten kann?“ Spöttisch hob sich eine Augenbraue. „Mein Lieber, du bist der attraktivste Mann der Welt und ich würde nichts lieber tun, als mich auf dich zu stürzen. Aber ich liebe Aani über alles und ich dulde es nicht, wenn du ihr weh tust.“ Er packte sie an den Schultern und trat unweigerlich nah an sie ran. „Ich hatte nicht die Absicht ihr weh zu tun!“, zischte er, riss aber überrascht die Augen auf, als sich Yukis hellbraunen Augen verschleierten. Sein Duft und die Hitze seines harten, männlichen Körpers löschten ihren Verstand aus. „Okay, der Hase hat nicht lange durchgehalten“, meinte Yoko trocken, als Inuyashas Gebrüll anfing. „Von wegen, er ist zahm.“ Wutschnaubend stürmte er aus der Küche, Yuki am Oberarm festhaltend. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihm noch die obersten drei Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. „Er war mir zu nah“, verteidigte sich Yuki. Yami war sofort beschwichtigend zur Stelle und schleifte ihn in die Küche zurück. Yuki erntete vorwurfsvolle Blicke. „Was denn?“, meinte die schulterzuckend. „Er ist so sexy, wenn er wütend ist.“ „Also, was hast du zu Aani gesagt“, zischte Yami ihn an. „Hoffentlich kann ich mit dir ein vernünftiges Gespräch führen“, knurrte er genervt. „Sei nicht zu streng zu Yuki. Sie hätte sich beherrschen können, wenn du ihr nicht so nahe gekommen wärst. Sie steht nämlich auch immer auf Aanis Seite“, belehrte sie ihn. „Sie wird sich gegen dich wenden, wenn du Aani was tust... selbst wenn du nackt vor ihr stehen würdest... naja, darüber wäre ich mir nicht sicher“, zwinkerte sie. „Also, was hast du zu ihr gesagt?“ „Sie hatte einen Alptraum in der Nacht und „Pyaara“ geschrien. Was ist „Pyaara“?“ Dass er sie getröstet hatte, sich von seiner Leidenschaft hatte mitreißen lassen und dass Anjaani mitten im erotischen Geschehen eingeschlafen war, verschwieg er dem Drilling. Yami war bei seinen Worten bleich geworden. „Du hast sie danach gefragt?!“ Wie hypnotisiert machte sie sich am Wasserkocher zu schaffen. Erst, als der Tee langsam zog, richtete sie wieder das Wort an ihn. Sie war ernst und gefasst. Fest sah sie ihm in die Augen. „Erwähne diesen Namen nie mehr“, bat sie. Er runzelte verwirrt die Stirn. „Pyaara ist ein Name“, wiederholte er langsam. „Genau. Das ist Hindi und bedeutet „geliebt“, oder „lieb und teuer“. Ich bitte dich, nein, ich flehe dich an! Du darfst dieses Wort nie wieder sagen, bis Aani es dir nicht von selbst erzählt. Wenn wir Hindi reden, vermeiden wir es, weil es ihre allerschlimmste Erinnerung ist. Sie schafft es, sie so weit zu verdrängen, dass der Schmerz erträglich ist. Aber wenn du alles in ihr hoch holst...“ Yami holte tief Luft und überrascht bemerkte er die Tränen in ihren Augenwinkeln. „Dieser Schmerz würde sie umbringen... bitte erwähne Pyaara niemals wieder. Bitte!“ „Aber...“ „Wenn Aani dir irgendetwas bedeutet, sei still! Ich schwöre dir, der Schmerz wird sie vernichten! Sie wird vor Qual sterben.“ Inuyasha wirkte verschreckt. Yami blickte ihn mit nackter Ehrlichkeit an. „Aani ist noch nicht bereit dafür, bitte tu ihr das nicht an. Versprich es mir.“ „Ich verspreche es“, sagte er. Er glaubte ihr bedingungslos. Anjaani war geistig unglaublich stark, sie ertrug unmenschliche Qualen... doch es gab etwas, was sie vernichten würde... bei dem Gedanken wurde ihm übel. „Denke nicht mehr dran“, riet ihm Yami sanft. „Deine Nähe ist ihre Medizin. Du bist so sexy!“ Lachend gab sie ihm einen Klaps auf den Hintern. Inuyashas Besorgnis wandelte sich automatisch in Wut um. Er stürmte ihr hinterher aus der Küche, was Inu-chan anscheinend in Angst versetzte. Der Kleine fing an zu weinen. Anjaani, die die zerbrochene Frühstücksschale auflas, blickte Inuyasha vorwurfsvoll an. Als der Kleine in ihren Armen lag, hatte er sich augenblicklich beruhigt. Grollend beobachtet der Hanyou wie sein kleines Ich sich an ihren Busen schmiegte. Dieser kleine Mistkerl tat das absichtlich! „Mein Herz, der Kleine begrapscht dich“, bemerkte Yuki säuerlich und nahm Inu-chans Händchen weg, die sich in ihre Brüste gekrallt hatten. Inuyasha empfand leichte Sympathie für die älteste Drillingsschwester. „Er ist ein kleines Kind“, lachte Anjaani vorwurfsvoll. „Er hat einen Freifahrtschein, dich zu befummeln, und das weiß er genau!“ „Du bist nur eifersüchtig, Häschen.“ „MAAAAAAARRRIIIIIIIEEE!!!!!“, erschütterte ein plötzlicher Schrei Anjaanis Wohnung. Inuyasha, Anjaani und Yuki sprangen fast vor Schreck an die Decke. Geschockt starrten sie Yoko an, die vor Wut erstarrt war. „Was ist los?“, hauchte Yami entsetzt, die gerade Tee ausschenken wollte. „Yami Marie Hirashi, was ist das?“, empörte sich Yoko und hielt etwas zwischen ihren Fingern, was Yami nicht erkennen konnte. Erst bei Nahem erkannte sie ein ungefähr 5 cm langes, ziemlich helles Haar. Yami kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Yoko Karina Hirashi, das ist ein Haar!“ „Das weiß ich“, rief Yoko genervt. „Ich habe es gerade eben aus deinem Ausschnitt gezogen! Wie kommt es da rein?“ „Was machst du in meinem Ausschnitt?“ „Wessen Haar ist das?“ „Vermutlich Inuyashas.“ „Wie bitte???!!!“, rief Inuyasha entsetzt. „Das ist nicht meines!!!“ „Red keinen Mist. Das ist nicht Inuyashas Haar! Es ist blond! Ist das Zumas Haar?“ Yami zuckte nur die Schultern. „Ich war nie in Zumas Nähe. Ich liebe dich, glaubst du, ich tue dir das an?!“ „Das ist Aryans Haar“, warf Anjaani ein. „Es ist blond!“ „Aryan-nii hat auch einzelne, von der Sonne blond gebleichte Haare“, meinte Anjaani. Yami nickte zustimmend. „Oh“, kam es von Yoko. „Wie Aryans Haar dahin kommt, muss ich nicht fragen.“ „Nein, musst du nicht“, grinste der Drilling anzüglich. „Wartet!“, schaltete Inuyasha sich ein. „Marie? Karina?“ Alle starrten ihn überrascht an. „Oh stimmt, das weißt du nicht“, begann Yuki. „Wir drei haben alle einen zweiten Vornamen. Weil unsere Mutter nicht will, dass wir so japanisch sind, gab sie uns noch einen deutschen Vornamen. Ich bin Lisa, Yoko ist Karina und Yami ist Marie.“ „Das sind die Wut-Namen“, meldete Anjaani sich grinsend. „Wir benutzen diese Namen nur, wenn wir sauer sind.“ „Und wegen einem blonden Haar veranstaltest du so ein Theater“, regte der Hanyou sich über Yoko auf. „Wie würdest du reagieren, wenn du Aryans Haar zwischen Aanis Brüsten gefunden hättest?“ Die Frage trieb sowohl Inuyasha als auch Anjaani brennende Schamesröte ins Gesicht. Die Bilder der letzten Nacht flammten vor seinem geistigen Auge auf. Ihre brennenden Lippen hatten gierig seinen Trost empfangen.. ihre Hände, die ihn auf ihren zitternden Körper zogen... das dünne Nachthemd... so dünn, dass er alles drunter hatte spüren können, als wäre sie nackt. Der Gedanke stieg ihm so zu Kopf, dass er mit einem zornigen Aufschrei vom Balkon sprang. „Wo will er denn hin“, rief Yoko verdattert. „Vermutlich aufs Dach“, stöhnte Anjaani gequält. „Müsst ihr uns immer in so peinliche Situationen bringen?“ „Ihr begehrt euch, was ist so peinlich dran?“ „Vergiss es, du verstehst es sowieso nicht.“ Auf Japanisch sagte sie: „Inu-Häschen, möchtest du Zähne putzen?“ „Ja!“, krähte der Kleine. „Hey“, plusterte sich Yuki zornig auf. „Nenne ihn nicht Inu-Häschen! Ich bin hier dein Häschen, nicht er!“ „Entschuldige, kommt nicht wieder vor. Würdest du bitte mit Inu-chan Zähne putzen?“ „Für dich tue ich alles.“ „Nah!“, schrie Inu-chan entsetzt und klammerte sich panisch an Anjaani fest. „Doch, mein Häschen“, grinste Yuki. „Komm zu Tante!“ „Nananananah!“ Vor Verzweiflung fing Inu-chan zu weinen an. „Dann nicht“, jammerte Anjaani. „Ich wollte doch mit Aryan-nii reden. Und mit Inu-chan kann ich nicht zu ihm.“ „Der ist nicht da.“ Yamis Stimme schwang eine Spur Bitterkeit mit. „Normalerweise erscheint er doch hier zum Frühstück.“ „Nein, nicht jeden Morgen“, widersprach Anjaani. „Mäuschen, werd locker.“ „Du hast recht... Was wolltest du von Aryan?“ „Ich möchte den Fluch von Inuyasha nehmen und er kann mir bestimmt dabei helfen.“ „Aber was ist mit Inu-chan?“ Anjaani schüttelte traurig den Kopf. „Ich wisst genauso gut wie ich, dass es mir nicht gut tut, ihn zu behalten. Je länger er bei mir ist, desto schlimmer wird es sein, wenn er weg ist.“ „Inuyasha kann dir ja jederzeit ein neues Baby machen.“ Yoko, die ihren Fauxpas bemerkte, schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund. Doch Anjaani senkte nur beschämt den Kopf. Den Schwestern verschlug diese Reaktion so die Sprache, dass sie die Freundin nur stumm anstarren konnten. „Ich muss euch was fragen“, begann Anjaani leise, ohne den Blick zu heben. „Ich habe diesen Traum zu Ende geträumt... und ich will wissen, ob es sich wirklich so anfühlt.“ „M-moment“, begann Yami stotternd. „Du willst über Sex reden? Aber wieso gestern nicht, als ich dich angerufen hatte?“ „Weil ich nicht mit dir über deine Gelüste reden will, wenn Inuyasha neben mir liegt und alles hört.“ „Er versteht kein Hindi.“ „Er ist nicht blöd, er weiß, worüber du redest!“ „Ja, okay. Aber was ist mit deiner Überzeugung, Sex sei unehrenhaft?“ „Nicht, wenn er mit Liebe gleichgestellt ist“, widersprach sie. „Davon hat mich Aryan-nii überzeugt.“ „Aryan, unser Herr Abstinenz, hat dich davon überzeugt? Wie das denn?“ „Das ist jetzt egal, Yami! Erzähl von deinem Traum, Aani.“ Inu-chan sanft auf ihrem Arm wiegend, erzählte sie den Freundinnen, wie sich die Vereinigung mit Inuyasha angefühlt hatte. Ihre Stimme wurde dabei immer leiser und ihr Kopf immer roter. Ein Klopfen schreckte die Frauen auf. „Herein“, japste Anjaani. „Guten Morgen. Huch, was ist denn hier los?“ Aryans fröhliche Miene wurde verwirrt, als er die vier roten Köpfe sah, die zu ihm herumwirbelten. Anjaani betete, dass Aryan von dem Gespräch nichts mitgekriegt hatte, denn er verstand Hindi. Und Yami hatte ihr Geheimnis noch nicht offenbart. „Warm hier“, meine Yami nur ausweichend und vergrub das brennende Gesicht an seiner Brust. Er hob ihr Gesicht an, um es genauer studieren zu können, doch sie wandte den ockerfarbenen Blick ab. „Wieso das? Rennt Inuyasha hier wieder nackt herum“, grinste er schelmisch. „Warum sollte mir das etwas ausmachen?“, erwiderte Yami leicht schnippisch und löste sich von ihm, doch er ließ sie nicht los. „Entschuldige“, lächelte er sanft und dieses Lächeln ließ ihren Bauch flattern. „Aryan-nii, kannst du mir helfen?“, bat Anjaani. „Wegen Inu-chan?“ Aryan, dem diese neue Anrede sichtlich gefiel, lehnte lächelnd den Kopf gegen ihren und nickte. „Ich habe wenig Zeit, aber für meine kleine Schwester tue ich alles.“ Er löste sich von Yamis Hand und nahm Anjaanis. Gemeinsam traten sie Inu-chan gegenüber, der wach wurde und plötzlich misstrauisch drein sah. „Wir dringen in seine Seele ein“, flüsterte Aryan auf Hindi, damit Inu-chan ihn nicht verstand. „Sobald wir drin sind, lässt du dich von mir leiten.“ Wenige Augenblicke später stieß Inu-chan einen so markerschütternden Schrei aus, dass Anjaani und Aryan vor Schreck mehrere Schritte nach hinten stolperten. Zornig verzerrte sich das kleine Dämonengesicht, die kleinen Fäustchen ballten sich herausfordernd. In dem Moment erschien Inuyasha auf dem Balkon, sofort durchschaute er die Situation. Er packte das tobende Kleinkind am Genick, bevor es sich auf Aryan stürzen konnte. „Mama!“, protestierte Inu-chan hilflos. „Was soll dieses Theater? Was hast du angestellt, Hosenscheißer?“ „Mama!“ „Bist du jetzt ruhig!“ „Wir wollten den Fluch rückgängig machen“, erklärte Anjaani laut. Beim Klang ihrer Stimme verstummte Inu-chan und streckte ihr flehend die Ärmchen entgegen. „Nimm ihn nicht“, befahl Aryan streng. Seine autoritäre Haltung beeindruckte die Drillinge. Ein befehlender Aryan? „Wieso?“, fragte Inuyasha düster. „Was hat er angestellt? Zappel nicht so, du Wurm, sonst fliegst du gleich aus dem Fenster.“ „Inuyasha, wir haben gerade in seine Seele geblickt.“ Aryans Stimme war kühl, ungewöhnlich für ihn und er wusste nicht, wie sexy er so auf die Drillinge wirkte. „Inu-chan ist nicht deine Kinderseele. Er ist deine böse Seite.“ Inuyasha und die Drillinge schnappten nach Luft. „Ein Baby?“, hauchte Yami entgeistert. „Was nur dafür steht, wie klein Inuyashas böse Seite ist“, erklärte Anjaani. „Wir können von Glück reden, dass sie nicht gleich groß ist wie seine gute Seite.“ „Nein“, widersprach Aryan. „Nicht, wir können von Glück reden, sondern du.“ Anjaani war sich dessen nur allzu stark bewusst, doch als sie in die sehnsüchtigen, großen Kulleraugen sah, diese geliebten Goldaugen, nahm sie Inu-chan in die Arme und drückte ihn fest an ihr Herz. „Er ist ein Kind“, sprach sie leise. „Er kann mir also nicht gefährlich werden.“ „Er wird nicht mehr genug Zeit dazu haben“, knurrte Inuyasha. „Los, macht den Fluch rückgängig!“ „Dazu habe ich keine Zeit mehr“, entschuldigte sich Aryan. „Ich muss zur Arbeit. Kann ich jemanden mitnehmen?“ „Ich habe Nachtschicht, ich bleibe hier“, winkte Yuki ab. „Und ich fange später an.“ „Und du, Prinzessin?“ „Warte!“, rief Inuyasha dazwischen. „Wusstest du, dass die Nervenzwerge zwei Vornamen haben?“ „Natürlich“, war die Antwort. „Lisa, Karina und meine Goldmarie hier.“ Er lächelte Yami liebevoll an. „Darf ich dich mitnehmen?“ Yami rauschte glückselig an Inuyasha vorbei und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Er wandte sich besorgt an Anjaani. „Leg bitte den Hosenscheißer weg, bevor er dir noch etwas antut.“ „Das kann er doch gar nicht. Er ist zu klein dafür. Aber wir drei Süßen könnten jetzt einkaufen gehen.“ „Ohne den“, beschwerte Inu-chan sich und zeigte anklagend auf Inuyasha. „Geh weg!“ Inuyasha hatte sich drohend vor dem Kleinen aufgebaut, stutzte aber plötzlich. Anjaani und die restlichen Drillinge starrten Inu-chan ebenfalls überrascht an. „Seit wann kannst du so viel reden, du Monster?“ Inu-chan streckte ihm die Zunge raus und erntete einen Klaps auf den Kopf. „Benimm dich!“ „Inuyasha!“ Inuyasha erntete eine deftige Kopfnuss von Anjaani. „Benimm du dich!“ „Aber ernsthaft, mein Herz“, unterbrach Yuki ihre Rüge. „Woher kann er plötzlich so reden?“ „Ich vermute, dass liegt daran, dass Aryan-nii und ich irgendwas angestellt haben, als wir in seine Seele eingedrungen sind.“ Sie setzte den Kleinen ab, der sofort zielsicher in Richtung Küche lief. „Er ist gewachsen, siehst du nicht, dass er nun Haare auf dem Kopf hat? Kleine Klauen hat er jetzt auch. Und schau nur wie er läuft. Jetzt ist er ungefähr....“ „So zweieinhalb“, riet Yoko. „Wo willst du hin, Hosenscheißer?“, rief Inuyasha argwöhnisch. „Essen!“, tönte das helle Kindstimmchen. „Ist das nicht schön“, freute Anjaani sich. „Jetzt kann man sich richtig mit ihm unterhalten!“ „Was du mit mir auch kannst“, bemerkte Inuyasha. „Inu-Häs-, Inu-Schätzchen, wir werden nachher beim Bäcker vorbeigehen.“ Anjaani verbesserte sich auf Yukis Blick hin. „Dann kannst du dir was Süßes aussuchen.“ „Jaaaa!“ Jubelnd rannte der kleine Hanyou ihr entgegen, stolperte aber auf halbem Wege. Er starrte den hämisch lachenden Inuyasha böse an, als er sich wackelig aufrappelte. Und ehe Anjaani es verhindern konnte, biss er Inuyasha ins Bein. „Ich dachte, du hättest wenig Zeit?“, wunderte sich Yami und nahm ihren Helm ab, als Aryan ihr von seinem Motorrad half. „Du trödelst. Zumindest für deine Verhältnisse.“ Er grinste so süß, dass sie kurz vergaß zu atmen. „Ich wollte noch ein wenig Zeit mit dir verbringen, bevor du mit der Arbeit anfängst. Für dich habe ich die Zeit.“ „Aber Aani und Inu-chan... der Fluch...“, hauchte sie, vom Zauber seiner Augen überwältigt. „Das hat noch Zeit. Du stehst an erster Stelle, meine kleine Nachtigall. Was ist los mit dir, du bist heute so anhänglich?“ „Nun ja...“ Yami errötete zuckersüß und schmiegte das hübsche Gesicht an seine Schulter. „Mir hat es gefallen, dich so zu sehen, so autoritär. Diese unnachgiebige, harte Seite.“ Er lächelte kopfschüttelnd. „Glaub mir, du willst meine harte Seite nicht kennen lernen. Es würde dich verschrecken.“ „Du kannst gar nicht kalt und hart sein.“ Daraufhin musste Aryan lachen. „Ich bin Befehlshaber der indischen und nun auch japanischen Armee, Dämonenjäger und weltweit für Sicherheit zuständig. Es ist mein Job, hart und unnachgiebig zu sein. Noch dazu brutal. Ich kann mit einer Hand einen Menschen töten.“ „Weißt du, wie mich das gerade heiß macht, mein unerschrockener Krieger?“ „Also bin ich gerade männlicher für dich geworden?“ „Du bist Aryan Suraj! Niemand ist männlicher als du! Und du hast den männlichsten Beruf überhaupt!“ „Ich dachte, das wäre Bauarbeiter“, grinste er schelmisch. Yamis Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an, als sie sich Aryan als Bauarbeiter vorstellte, nur mit Jeans und Werkzeuggürtel bekleidet mit einem sexy gelben Helm. Der nackte, muskulöse Oberkörper verschwitzt, ölverschmiert... Yuki hatte recht, das war der männlichste Beruf. „Hey, Prinzessin! Wo sind deine Gedanken?“ „Auf einer Baustelle“, gestand der Drilling. „So durchschaubar“, neckte er sie. „Und du glaubst, du bist besser, Herr General? Wieso hab ich das Gefühl, du verschweigst mir etwas wichtiges?“ Sein unschuldiger Blick fiel auf das Gebäude, in dem die Drillinge arbeiteten. Es war ein bekannter, japanischer Verlag, der gelegentlich einen Bestseller herausbrachte. „Sag mal, was arbeitet ihr eigentlich?“, fragte er. „Ich habe dich nie gefragt.“ „Lenke nicht ab.“ Jetzt war Yami alarmiert. „Was verschweigst du mir, Aryan Suraj?“ „Ich leite einen Auftrag, der wahrscheinlich einige Tage in Anspruch nehmen wird. In der Zwischenzeit werde ich mich nicht bei dir melden können. Der Zeitpunkt könnte nicht unpassender sein. Es tut mir leid.“ Dabei war sein Blick so umwerfend, dass Yami lächeln musste. „Erst verdrehst du mir so den Kopf und verschwindest dann für ein paar Tage? Das wirst du aber wieder gut machen müssen, mein Lieber.“ „Das habe ich vor. Aber jetzt stille bitte meine Neugier, was macht ihr Drei in dem Verlag?“ Yami grinste ihn an. „Habe ich dir das nie erzählt? Ich übersetze die Bücher ins Japanische, und Yoko bearbeitet sie. Sie ist für die Zensur zuständig und dafür, dass der Text schön klingt. Und Yuki ist als Grafikerin für die Illustrationen verantwortlich.“ Bewunderung spiegelte sich in seinen Smaragdaugen. „Du lieferst Übersetzungen von Bestsellern? Wie viele Sprachen sprichst du?“ „Sieben“, winkte sie bescheiden ab. „Aber Deutsch ist meine Muttersprache, die zählt nicht“, sagte sie auf perfekten Französisch. „Du hast viel Gutes von deiner Mutter geerbt“, schmeichelte er. „Nicht wahr? Es ist schon cool, als einzige Japanerin nicht Laktose intolerant zu sein oder keine Schlupflider zu haben!“ „Das habe ich nicht gemeint.“ „Ich weiß, du meinst meine unjapanisch großen Brüste!“ Aryan musste lachen. „Das habe ich auch nicht gemeint!“ „Du meinst meine Augenfarbe und mein exotisches Mischlingsgesicht“, kicherte sie auf Chinesisch. „Und dein freches Mundwerk. Du spricht perfekt chinesisch.“ „Überrasche ich dich?“, kam es nun auf Spanisch. Aryan runzelte bewundernd die Stirn. „Du bist eine einzige Überraschung, kleine Nachtigall. Deutsch, Japanisch, Englisch, Chinesisch, Französisch, Spanisch... alles fließend und ohne Akzent. Aber das sind nur sechs Sprachen.“ „Rate“, forderte sie ihn auf. In Aryans grünen Augen glitzerten die goldenen Funken. „Weißt du, was mir aufgefallen ist? Wenn du meinen Namen sagst...“ „Tera naam? Was ist damit?“ Sie merkte nicht, dass er Hindi sprach und sie nun ebenfalls. „Du sprichst meinen Namen wie eine gebürtige Inderin aus. Und falls dir das nicht aufgefallen ist, wir sprechen gerade nur Hindi.“ Yamis Augen wurden groß, es war ihr tatsächlich nicht aufgefallen. Dann schenkte sie ihm ein süßes Lächeln. Wer konnte Aryan schon etwas vormachen? „Nun musst du ja gar nicht raten, welche die siebte Sprache ist, Herr General“, sagte sie in seiner Muttersprache. „Wir haben für Aani Hindi gelernt. Und es ist meine liebste Sprache.“ „Warum hast du es mir nie gesagt?“ Jetzt errötete sie etwas, irgendwie war es ihr peinlich. „Naja, wie du vielleicht gemerkt hast, wollte ich mir dich schnappen.“ Aryan lachte nur. „Ach was, sag bloß!“ „Und ich wusste nicht, wie wichtig dir deine Nationalität ist. Falls ich für dich nicht in Frage käme, weil ich keine Inderin bin, hätte ich dir damit den Wind aus den Segeln genommen.“ „Für mich kommst nur du in Frage, Prinzessin“, versicherte er warm und strich ihr in zärtlicher Gewohnheit den Pony aus der Stirn. „Ich habe so lange darauf gewartet, Hindi mit dir reden zu dürfen“, gestand sie. „Bei dir klingt es so weich.“ „Aus deinem Mund klingt es wie eine Melodie. Rede bitte immer so.“ Er nahm sie in seine Arme und sah ihr tief in die Augen. „Wie bin ich froh, dass du weißt, was das bedeutet: Humko tumse pyaar hai“, raunte er, bevor er sie küsste. Stunden später schwebte eine selige Yami regelrecht zu Anjaanis Wohnung, um ihr von Aryans Liebesgeständnis zu erzählen. Was sie fand, war ein rosafarbener Sariknäuel in Inuyashas starken Armen. Der Schleier rutschte runter und gab Anjaanis Locken preis. Und zu ihrer Überraschung war Inuyashas Gesicht nicht wütend, als er aufsah. Er war eher erleichtert, den Drilling zu sehen. „Hallo, Yami-Maus“, sagte Anjaani, bevor sie sich um wandte und die Freundin ansah. Ihre Augen waren nicht verweint, nur betrübt. „Was ist passiert?“ Da fiel ihr Blick auf Inu-chan, der in seinem Gitterbettchen mit einem Katzenstofftier spielte und ihr verschlug es die Sprache. Sie unterdrückte den Schrei, der sich in ihrer Kehle gesammelt hatte, als Inuyashas Augen warnend aufblitzten. „Spinne ich, oder ist Inu-chan gewachsen?“, japste sie leise. Anjaani nickte. „Möchtest du einen Tee, du bist ja total aufgedreht.“ „Nein“, seufzte die Freundin. Anjaanis Gefühlsradar entging aber auch nichts- „Erzähl mir erst, warum du so traurig bist.“ „Ich habe ziemlich viele Hassbriefe gekriegt. Alles von Mädchen, die sagen, ich soll meine Finger von Inuyasha lassen.“ „Das war vorauszuahnen. Du hast die Nachrichten doch auch gesehen. Ihr habt am See gestern wie ein Liebespaar gewirkt.“ „Und ich wollte heute mit Inu-chan einkaufen gehen...“ „Das hast du doch nicht getan, oder“, rief Yami dazwischen. „Du und Inuyasha seid pausenlos im Fernsehen. Seit gestern am See denkt ganz Japan, dass ihr ein Liebespaar seid. Dazu kommt noch die auffällige Vertrautheit mit Aryan und von Zuma muss ich erst gar nicht anfangen. Wenn sie dich mit Inu-chan sehen, werden sie dir ein uneheliches Kind andichten.“ „Genau das haben Yuki und Yoko auch gesagt. Sogar aufs Wort genau.“ „Und was ist passiert?“ „Ich bin ins indische Viertel gegangen...“, begann Anjaani und Yami wusste, wo das enden würde. „Ich wurde als Hure und schlimmeres beschimpft.“ Anjaanis Stimme stockte leicht und sie lehnte sich an Desideros breite Brust. „Man warf mir vor, meinen Mann - also Raj - verführt zu haben und ihn dann mit Inuyasha zu betrügen. Sie hatten ausgesprochen, was sie schon immer gedacht haben. Ich kam nicht zu Wort. Dann sahen sie Inu-chan... ein uneheliches Kind von Inuyasha. Der Verkäufer aus dem Gemüseladen hat mich grob hinaus geschubst.“ Yamis Blick fiel auf die blauen Flecken auf Anjaanis Oberarm, die Inuyashas Finger zärtlich streichelten. „Auf der Straße haben sie mich verfolgt und beschimpft, bis ich nicht mehr im Viertel war. Ich hatte Mühe, Inu-chan festzuhalten. Der Kleine war so wütend. Ich glaube sogar, er ist wieder größer geworden.“ „Er wollte tun, was ich auch getan hätte“, knurrte Inuyasha. „Gut gemacht, Hosenscheißer.“ „Sie haben dich wie einen Hund verjagt?! Und das alles wegen Inu-chan?“ Yami war entsetzt. „Er war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ „Was fällt denen eigentlich ein?!“ Yami war so entsetzt, so wütend, sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. „Wo warst du eigentlich?“, fuhr sie Inuyasha an. „Auftrag“, meinte er verteidigend. „Sie hätte den Hosenscheißer einfach auf diese Mistkerle loslassen sollen. Dann hätte er mich stolz machen können.“ „Kannst du denn nichts unternehmen?“ „Habe ich doch. Die blaue Nervensäge war bei ihr und hat mich angerufen“, grinste Inuyasha. „Du hättest sehen sollen, wie schnell diese Feiglinge weg waren. Kannst alles in den Nachrichten ansehen.“ „Ich bin eine Schlampe“, jammerte Anjaani leise und rieb sich müde die Augen. „Nein! Wie kommst du denn darauf?!“, riefen Yami und Inuyasha gleichzeitig. „Ich wohne unverheiratet mit einem Mann zusammen und teile das Bett mit ihm.“ „Das ist nur zu deiner Sicherheit“, warf Inuyasha errötend ein. „Die ganze Welt hält Inu-chan für unser Kind.“ „Das hat sich doch jetzt aber geregelt, dachte ich“, wunderte sich Yami. „Meine Freundschaft zu Aryan-nii wird missverstanden.“ „Den hat sich aber der grüne Zwerg da geschnappt.“ „Danke, du Flohfänger.“ „Und was ist mit Zuma?“ „Der gehört schon bald unserem Kätzchen“, zwinkerte Yami. „Du musst nur abwarten.“ „Und was ist mit meinem unehelichen Kind?“ Sie sah zu Inuyasha auf. „Ich hatte ein Kind von dir erwartet. Wie entschuldigst du das?“ „Es ist meine Schuld“, beteuerte er leise, konnte ihr dabei nicht in die Augen sehen. „Sag bloß, ich habe dich gehindert?“ Tränen kullerten aus ihren großen, braunen Augen. „Nit weinen, Mama“, bat Inu-chan und beim Klang der hellen Sopranstimme zuckte Yami zusammen. „Hast du mit Aryan darüber geredet?“, fragte sie. Anjaani sah sie verwundert an, dann begriff sie. Aryans Einstellung zu Sex und Liebe. „Ja“, sagte sie und lächelte. „Worüber hast du mit Aryan geredet?“ „Und Aryan hat immer Recht, vergiss das nie“, riet Yami. „Halloho?! Worüber hast du mit Aryan geredet?“ Inuyasha blickte ungeduldig von einer zur anderen. „Hat es mit Aryan-nii zu tun, dass du so aufgeregt bist“, wollte Anjaani nun gutgelaunt wissen. Grummelnd, weil er ignoriert wurde, schob der Hanyou die Inderin von sich. Diese wandte sich sofort mit leuchtenden Augen ihrer Freundin zu. „Also, Aryan hat mich zur Arbeit gefahren“, begann Yami begeistert, wurde aber von Inuyasha unterbrochen. „Stopp! Ich bin da, also rede eine Sprache, die ich auch verstehe, verdammt!“ Die Mädchen hatten schon lange kein Hindi mehr gesprochen, was Inuyasha immer gehörig auf den Keks gegangen war. „Tschuldige, Wauwau. Also, Aryan hat mich zur Arbeit gefahren. Und ich hab ihm endlich gesagt, dass wir Hindi können. Anscheinend hat die Überraschung gewirkt, denn er hat mich in die Arme genommen und gesagt... Ach, ich liebe sein weiches Hindi!“ Sie atmete kurz durch, weil sie vor Aufregung zitterte. „Er sah mich an und sagte: Humko tumse pyaar hai.“ Anjaani quiekte auf. „Er hat ich liebe dich gesagt!“ „Jaaaa!“, kreischte Yami. Inuyasha verdrehte bei dem Theater nur die Augen. Dann kam ihm ein Gedanke: „Wissen die anderen Nervensägen davon?“ „Natürlich“, stutze Yami bei seiner entsetzten Miene. „Keine Sorge“, deutete Anjaani seine Panik korrekt. „Yuki ist doch vorhin zur Nachtschicht gegangen und Yoko ist bei Zuma. Sie werden wohl kaum hier auftauchen.“ „Und der General?“ Es war seltsam, dass Aryan ebenfalls nicht hier war. Jedenfalls sagte er immer Bescheid, wenn er nicht kam. „Der hat einen Geheimauftrag“, sagten Yami und Anjaani wie aus einem Mund. „Woher weißt du das?“, beschwerte sich Yami. „Er ist mein Bruder, natürlich weiß ich das. Ich weiß auch, dass er dir heute eine Liebeserklärung machen wollte.“ Anjaani zuckte mit den Schultern, als wäre das keine große Sache. „Waaaas?!“ Yami sprang auf. „Wieso hast du mir das nicht gesagt?!“ „Um dir damit den schönen Moment kaputt machen? Wohl kaum. Er wollte wissen, ob er es wagen kann. Er war sich nicht sicher, ob du ihm nicht einen Korb geben würdest. Du hättest sehen sollen, wie nervös der arme Kerl war. Er hätte sich garantiert nicht auf seine Mission konzentrieren können.“ „Wenn er sie überlebt“, warf Inuyasha gedankenlos ein. Yamis Gesicht entwich alle Farbe. Zornig wirbelte Anjaani zu ihm rum. „Inuyasha!“, brüllte sie los. „Sag mal spinnst du jetzt völlig?!“ „Pinnst du öllig?“, fiel Inu-chan in ihr Gekreische ein. „Woher willst du das überhaupt wissen?!“ „Er ist in Afghanistan, Arabien, irgendwo dort, um amerikanische Geiseln zu befreien, ziemlich riskant“, meinte Inuyasha schulterzuckend. „Hab ganz vergessen, dass das heute ist.“ „Amerikanische Geiseln befreien? Du hast dich verhört!“ Yami sprach sich verzweifelt Mut zu. Aryan war in einem Kriegsgebiet des nahen Ostens, um Menschen zu befreien, direkt vor der Nase des Feindes? Nein, Aryan war nicht an solch einem gefährlichen Ort! „Doch, das Weiße Haus persönlich hat ihn gebeten, weil die Situation eskaliert ist. Oder so, was weiß ich!“ „Hey, es klingt bestimmt gefährlicher, als es ist“, versuchte Anjaani aufzumuntern. „Nicht gefährlicher als seine sonstigen Aufträge. Aber er wollte, dass ich mich jederzeit bereit halte, falls er mich braucht. Das hatte er noch nie verlangt.“ „Aryan... mein Aryan... tot...“ Yami schien einer Ohnmacht nahe. „Du hast wohl kein Fünkchen Sensibilität!“, zischte Anjaani, wandte sich dann liebevoll an Yami. „Hör nicht auf ihn, die Mission ist nicht gefährlich. Sonst...“ Anjaani fiel nichts ein. Vielleicht hatte er ihr deshalb seine Liebe gestanden? Damit sie es weiß, falls sie sich nie wieder sehen... Yami hatte den selben Gedanken und geriet völlig außer sich. Also musste Anjaani, nach dem sie Inuyasha mit einem Blick in die Küche verjagt hatte, andere Mittel anwenden. „Was hast du eigentlich auf sein Geständnis geantwortet?“ „Nichts“, meinte sie und die Tränen versiegten. „Er hat mich geküsst, ich konnte nicht antworten. Und selbst wenn, ich war zu überwältigt. Er ist auch so sexy. Ich habe einen richtigen Mann!“ „Klar, weil er auch den männlichsten Beruf hat.“ „Nö, das ist Bauarbeiter.“ „Bauarbeiter?“, wunderte sich Anjaani. „Ist das einer von Yukis wirren Vorstellungen?“ „Jetzt stell dir Inuyasha vor, in einer verstaubten Jeans, mit Werkzeuggürtel, Helm und Handschuhen. Der Oberkörper nackt, dreckig. Schweiß rinnt ihm von der Stirn, über die breite Brust, seine Bauchmuskeln hinab. Seine Muskeln, die sich an- und entspannen bei jedem Hammerschlag. Die weißen Haare kleben an seinem Nacken...“ „Ist schon gut“, zischte Anjaani errötend und ihre Augen färbten sich bei der Vorstellung golden. „Ich verstehe, was du meinst.“ „Ist der Gedanke nicht sexy?“ „Dank dir kriege ich ihn nicht mehr aus dem Kopf.“ „Man sieht es“, dachte Yami beim Anblick von Anjaanis goldenen Augen. „Wir sind vom Thema abgekommen“, räusperte Anjaani sich. „Was empfindest du für Aryan? Liebst du ihn auch?“ „Was ist denn das für eine Frage! Das weißt du ganz genau! Es ist keine Schwärmerei, es ist echte Liebe! Ich habe deine drei Punkte erfüllt!“, hauchte sie. „Ich liebe ihn so sehr, mehr als alle Klänge der Welt!“ „Ui, so sehr“, kicherte Anjaani. „Dann sag es ihm, sobald er zurück ist.“ Plötzlich wurde Yami von erneuten Schluchzern geschüttelt und sie vergrub sich in Anjaanis Armen. Inuyashas Kopf lugte auf der Küche hervor, sie sah ihn sofort. „Wag es ja nicht“, zischte sie leise. Es verging fast eine volle Stunde, bis Yami sich einigermaßen gefasst hatte. Anjaani wandte sich an Inu-chan, der zwischen den beiden Frauen saß. „Mein Schätzchen, ich gehe kurz mit Inuyasha schimpfen, ja?“ „Ganz dolle schimpen“, verlangte Inu-chan. „Mache ich, Herzchen, tröstest du solange Yami?“ Inu-chan riss entsetzt die Augen auf. „Bitte für mich“, bat Anjaani mit einem umwerfenden Lächeln, das beim großen Inuyasha immer wirkte. „Schau, Yami ist ganz ganz traurig. Tröste sie ein wenig.“ Inu-chan nickte, dann wandte er sich Yami zu. „Nit weinen, Inuasa doof.“ „Ja, er ist ein Blödmann“, lächelte Yami. „Du bist nicht doof.“ „Inu liep, gaaanz liep!“ Anjaanis Kichern erstarb, als sie zu Iuyasha in die Küche trat. Er saß Däumchen drehend am Esstisch und schluckte nervös, als sie sich drohend und mit verschränkten Armen vor ihm aufbaute. Sie hatte keine Ahnung, wie unwiderstehlich sie war, wenn sie wütend war. Und er hatte keine Ahnung, wie sehr er sie innerlich ins Wanken brachte, nur weil er sie mit diesen Bernsteinaugen ansah. Dann kam ihr dieses erotische Bauarbeiterbild wieder in den Sinn und ihr Herz begann zu rasen. Verwundert bemerkte er ihre goldenen Augen, aber Anjaani war doch wütend? „Hast du eine Ahnung, was du angerichtet hast? Wieso konntest du nicht einfach die Klappe halten?“ „Das wollte ich nicht“, verteidigte er sich kleinlaut. „Denk bitte nach, bevor du sowas sagst. Die Drillinge haben auch Gefühle. Du hast Yami sehr weh getan.“ „Das tut mir leid.“ „Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, dass du nur deine gute Seite in dir hast“, lächelte sie sanft. „Aber eine Strafe hast du verdient. Yami wird heute hier schlafen.“ Inuyashas Gesichtszüge entglitten, doch ehe der Sturm losbrechen konnte, trat sie ganz nah an ihn ran und hielt ihm die Finger sanft an die Lippen. Seine Wangen färbten sich rot. „Glaubst du, ich lasse Yami in dem Zustand allein zu Hause, in den du sie versetzt hast? Sie wird wahnsinnig. Sein froh, dass ich ihr nicht erlaube, dass sie bei dir im Bett schläft.“ Sie sprach mit so sanfter Stimme, dass in seinem Bauch ganze Schmetterlingsschwärme umher schwirrten. Das schlimmste, was sie ihm offenbaren konnte, war eingetreten und es machte ihm nichts aus, wenn sie ihm so nah war. Ihre braunen Augen schimmerten in ihrem typischen goldenen Glanz. Seine Lippen kribbelten unter ihren Fingerspitzen. „Ich schlafe nur mit dir in einem Bett“, sagte er leise. Und als sein heißer Atem ihre Finger trafen, zuckten diese zurück. Anjaanis drohende Fassade brach zusammen. Ich Stimme zitterte leicht, als sie sprach: „Du schläfst auf der Couch, zufrieden? Jetzt jedenfalls hast du nur zwei Möglichkeiten, um aus der Küche zu dürfen. Entweder du wickelst Inu-chan, oder du entschuldigst dich bei Yami.“ Er sah den größer gewordenen Ring und fragte sich, ob er ihre Augen nicht gänzlich golden werden lassen konnte. „Wenn ich mich entschuldigen muss“, raunte er, „dann werde ich Entschädigung dafür verlangen.“ Seine Augen zuckten für den Bruchteil einer Sekunde zu ihren Lippen, lang genug, dass Anjaani begriff. „Ich korrigiere mich“, flüsterte er und seine Augen begannen zu glühen. „Ich werde mir meine Entschädigung holen.“ Der goldene Ring vergrößerte sich. Wenn er sie jetzt küsste... „Geh Inu-chan wickeln“, verlangte sie und ihre Locken schlugen ihm ihren süßen Duft in die Nase. Hätte sie das Grinsen noch in seinem Gesicht gesehen, sie hätte es ihm vermutlich aus dem Gesicht gekratzt. Saajan hin oder her, sie wurde bei ihm schwach. Aryan hatte diese Wirkung nicht auf sie, selbst Zuma nicht, und da war Inuyasha sich zu hundert Prozent sicher, obwohl dieser ihr oft genug verboten nah kam. Sein Grinsen verging, als er Inu-chan wickelte. „Anjaani!“, ertönte er verzweifelt aus dem Schlafzimmer. „Soll ich die Windel zum Trocknen aufhängen?“ „Nein, wegschmeißen. Sonst ist Inu-chan so ein Hosenscheißer“, kicherte sie. „Du hast Glück, dass sie nur nass ist. Jetzt wische ihn sauber.“ „Ich fasse da nicht hin!“ „Sei vorsichtig mit deinen Krallen“, mahnte sie ihn. „Du verletzt ihn sonst am Willie. Da ist er empfindlich.“ Inuyasha lief knallrot an. „Willie?!“, fauchte er. „Hör auf, so zu reden! D-du fasst das doch nicht etwa an?! Du fasst das tatsächlich an!“, kreischte er, als Anjaani Inu-chan vorsichtig abwischte. „Was fasst sie an?“ Yami erschien im Türrahmen. „Etwa den kleinen Willie?“ „Hört auf, das so zu nennen!“ „Was regst du dich so auf, das ist ein süßer Willie“, giggelte Anjaani und sah ihm offen ins sprachlose Gesicht. „Du weißt doch selber, dass der nicht so klein bleibt.“ „Stimmt, Aani-Schatz. Soweit ich mich erinnern kann, wird aus Klein-Willie später mal ein ziemlich großer Wilhelm.“ „Raus hier! VERSCHWINDET!!! RAUS!!!“, donnerte Inuyasha und die beiden Mädchen nahmen reiß aus. „Dir scheint das auch noch zu gefallen“, knurrte er Inu-chan an. „Wihem“, lachte der Kleine. Im Wohnzimmer lachten sich die Freundinnen kaputt. Yami wischte sich die Tränen aus den Augen. „Hast du seinen Blick gesehen, als du das kleine Ding angefasst hast?“ „Armer Inuyasha. Aber Wilhelm? Warum nicht William?“ „Ein Penis heißt nicht William“, meinte Yami. „Das ist nicht peinlich genug.“ „Okay, genug des Themas“, entschied Anjaani errötend. „Ich will dieses Wort nicht hören!“ „Penis? Ach, ich hab ganz vergessen, dass du keine Genitalbegriffe magst.“ „Und das Wort „Genitalbegriff“ mag ich auch nicht.“ „Woher kommt denn dein plötzliches Engagement für schmutzige Sachen? Ich habe dich noch nie so reden hören.“ „Ich wollte Inuyasha nur eins auswischen. Innerlich bin ich gestorben vor Scham.“ „So? Was hat er denn angestellt?“ „Wie kommst du darauf, dass ich Anjaani verärgert habe?“, fragte Inuyasha leise, als Yami ihn drauf ansprach, während Besagte Inu-chan ins Bett brachte. Er konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. „Sie gibt sonst keine versauten Sachen von sich. Wie hast du sie denn aufgeregt? Leugne es nicht.“ „Sie hat mich in die Defensive gedrängt und ich wollte nicht unterliegen. Da habe ich das gemacht, was du mir geraten hast.“ „Du hast gedroht, sie zu küssen? Oh, wie hat sie reagiert?“ „Ganz wie du gesagt hast.“ „Haben sich ihre Augen golden gefärbt?“ „Worüber redet ihr?“ Anjaani stand plötzlich im Flur. Die zwei Ertappten zuckten zusammen. „Wieso sollte ich goldene Augen haben?“, meinte sie misstrauisch. „Du hast doch goldene Augen“, sagte Yami ausweichend. „Ich habe einen goldenen Ring um die Pupille, mehr nicht.“ „Ja, aber manchmal wird er groß“, erklärte Yami und Inuyasha warf ihr einen erschrockenen Blick zu. Sie wollte Anjaani doch nicht etwa verraten, dass ihre Augen golden wurden, wenn sie erregt war? „Wenn ich meine Energie freisetzte“, erklärte Anjaani. „Dafür kann ich nichts.“ „Nein, du nicht“, lächelte Yami. „Aber Inu-“ „Ich finde, es macht ihn nicht so viel aus, dass Aryan sterben wird“, fuhr ihr Inuyasha über den Mund und funkelte sie zornig an. „Sie kann also wieder nach Hause. Los, verschwinde!“ „Ja, klar!“, empörte sich Yami. „Hier habe ich ja Ablenkung. Aber wenn ich alleine bin und dran denken muss, dass Aryan... Aryan tot...“ In ihren Augen sammelten sich Tränen und ihre hellbraunen Augen wurden verzweifelt. „Oh Gott, Aryan!“ Schluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht. „Was ist denn jetzt los“, wunderte sich Inuyasha. „Danke, Inuyasha“, giftete ihn Anjaani an und nahm die weinende Yami in die Arme. „Ihr ging es nur gut, weil ich sie mit meiner Energie gestärkt hatte. Du weißt doch selber, wie wohl man sich dabei fühlt. Jetzt hast du´s kaputt gemacht. Ich habe kaum Kraft, wieder von vorne anzufangen. Komm, mein Mäuschen, wir gehen schlafen.“ „Hey, Anjaani, warte!“ Doch das Klingeln seines Handys unterbrach ihn. Ein Auftrag. „Hast du denn keine Angst, dass er mal nicht zurückkommt?“, flüsterte Yami in die Dunkelheit von Anjaanis Schlafzimmer. Sie hatten Inu-chans Bett ins Wohnzimmer verlegt, um sich ungestört unterhalten zu können. „Wenn ich es mir erlaube, daran zu denken, werde ich sterben vor Angst“, gestand Anjaani. „Jedes Mal, wenn dieses blöde Handy klingelt, würde ich am liebsten hinter ihm her rennen. Er verbietet es mir immer. Doch ich weiß, dass er zurückkommen wird. Inuyasha ist schließlich nicht zu schlagen. Aryan-nii noch weniger, du solltest ihm vertrauen. Er ist stärker, als ein gewöhnlicher Mann. Überlege doch, er ist Aryan Suraj! Eine unbesiegbare Legende!“ „Ich weiß er ist mächtig und verführerisch. Allein mit einem Lächeln macht er dich schwach. Seine Aura wirkt anziehend wie ein Magnet, seine Augen machen dich willenlos und seine Küsse betäuben deinen Verstand. Man könnte meinen, er sei ein Incubus“, brummte Yami. „Aryan-nii ist nicht böse“, widersprach Anjaani. „Raj hätte man für einen Incubus halten können. Er war stark und verführerisch und vor allem böse.“ „Oh, Aryan hat etwas Gefährliches an sich.“ Selbst im dunklem Zimmer, sah man Yamis Augen aufleuchten. „Er ist gefährlich, es ist etwas geheimnisvolles an ihm. Wenn er es wollen würde, könnte sich ihm niemand widersetzen.“ „Dir könnte doch auch niemand widerstehen“, lachte Anjaani leise. „Du lockst und verführst mit deinem Gesang. Demnach wärst du eine Sirene.“ Yami musste bei dem Gedanken lachen. „Jap, ich gebe es zu, ich bin böse. Ich bezirze Männer mit meiner Stimme, verwirre ihren Verstand und sauge sie dann aus.“ „Kaum zu fassen, dass du noch Jungfrau bist.“ „Kaum zu fassen, dass du keine mehr bist.“ „Ich wünschte, ich wäre es auch.“ „Wie oft habe ich mir das schon für dich gewünscht habe“, seufzte Yami. „Du solltest die Chance haben, dich für den Mann aufzuheben, den du liebst. Genauso, wie ich mich für Aryan aufhebe. Aber mit ihm ist die Yami-Sirene überfordert.“ „Wieso das denn?“ „Das fragst du nur, weil du Aryan am besten kennst. Er ist undurchschaubar.“ „Und damit perfekt für dich. Du brauchst so einen starken Mann an deiner Seite. Jemand der dich richtig beschützen kann.“ „Apropos beschützen, wie fühlt es sich an, neben mir, statt neben Inuyasha zu liegen? Ich hätte Angst neben ihm.“ „Nein, es gibt nichts schöneres, als ihn so nah bei mir zu wissen.“ „Kommen da nicht gewissen Sehnsüchte auf? Ihn zu berühren, oder in seinen Armen zu liegen?“ „Meine Güte, verschone mich damit“, stöhnte Anjaani. „Damit muss ich mich schon genug herumlagen.“ „Du träumst zu viel, anstatt zu handeln.“ „Ich habe viel zu große Angst, um zu handeln“, gestand Anjaani. „Bei Raj tat es so unerträglich weh... und Inuyasha ist dort viel... nun ja... viel größer. Ich habe furchtbare Angst davor, ihn in mir zu spüren.“ „Davon habe ich keine Ahnung. Aber wenn ich Aryan verführt habe, werde ich dir deine Angst garantiert nehmen können.“ Als Inuyasha zurückkehrte, schliefen alle in der Wohnung. Sein Bett war hergerichtet und müde schleifte er sich ins Badezimmer. Als er sich hinlegen wollte, trat sie wie jedes Mal ins Wohnzimmer. Ein weiß gewandter Engel im sanften Mondenschein. „Main yahaan hoon“, flüsterte er auf Hindi. Ich bin da. Er wusste, sie liebte diesen Satz. „Tum kaise ho?“, fragte sie dann immer, noch im Halbschlaf. Wie geht es dir? „Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen“, flüsterte er. „Ich bin unverletzt.“ „Dann schlaf schön, Saajan.“ Saajan... Dieses Wort begleitete ihn in seine Träume. Mittlerweile verstand er einige Wörter und sogar Sätze in ihrer Muttersprache, da die vier Frauen ständig Hindi redeten. Dennoch kannte er dieses eine, bedeutungsvolle Wort nicht. War es wirklich einfach nur ein Name? Das glaubte er nicht. Anjaani war schließlich auch kein Name. Als er am nächsten Morgen wach wurde, kam es ihm nur wie ein Traum vor. Inu-chans „Hunger, Hunger, Hunger!“ hatte ihn geweckt. „Ich habe Hunger!“ „Warte gefälligst, bis Anjaani wach ist“, knurrte Inuyasha. „Dann wecke ich sie.“ „Tust du nicht- hö?!“ Inuyasha stutzte. Klang der Kleine nicht komisch? Inuyashas entsetzter Schrei riss Yami und Anjaani aus dem Schlaf. Alarmiert stürzten sie ins Wohnzimmer und schrien selber auf. Alle starrten den nackten Inu-chan an. Er sprang aus seinem Bett und rannte in Anjaanis Arme. Er reichte ihr bis zum Bauch. „Guten Morgen, Mama“, strahlte er sie an. Über Nacht war er um die vier Jahre gealtert. „Naja, zumindest werden jetzt alle glauben, dass er nicht dein leibliches Kind ist“, meinte Yami nüchtern. Doch Inuyasha und Anjaani sahen sich entsetzt an. Ein Alptraum wurde wahr! Sie mussten Inu-chan aufhalten, bevor er so groß war, dass er Anjaani zur Gefahr und Inuyasha zum ernsthaften Gegner wurde. Aber ohne Aryan ging das nicht. Verflucht, was jetzt? Inu-chan drehte sich misstrauisch zu Inuyasha um. „Warum guckst du so?“ „Ich schaue, wie ich will!“ Inu-chan wandte sich anklagend an Anjaani. „Er hat mich angeschaut, als ob er mich töten will.“ Zärtlich streichelte sie den silberweißen Struwwelkopf. „So schaut er Yami-Maus auch an. Du musst doch wissen, dass das nichts zu bedeuten hat.“ „Es hat nur zu bedeuten, dass du nicht mehr lange Zeit hast.“ „Was? Mama!“ Inu-chans Augen füllten sich mit Entsetzen. „Niemand tut dir was“, beruhigte ihn Anjaani. „Du bist mein Schatz.“ „Jedenfalls noch nicht, Rotzlöffel. So schnell wie du wächst, müssen wir dich umso schneller beseitigen.“ „Inuyasha!“ Fassungslos starrte sie ihn an. „Du lügst!“, brüllte Inu-chan. Er zitterte vor Wut. „Du lügst, ich bleibe bei ihr!“ Aus seinem Zittern wurde ein Beben. Keiner traute seinen Augen, als Inu-chan vor ihren Augen zu wachsen begann. „Inuyasha, Liebling!“, rief Anjaani und schloss die Arme um den kleinen Hanyou. Er war fast so groß wie sie. „Bitte mein Mäuschen, rege dich nicht auf.“ Sie suchte seine Augen. „Du bleibst bei mir, niemand nimmt dich mir wieder weg, hörst du, Inuyasha? Du bleibst bei mir. Und jetzt geh bitte ins Schlafzimmer und zieh dir etwas an.“ Dann richteten sich ihre Augen auf den entgeisterten Inuyasha. „Und DU! Du hältst deinen Mund, hörst du? Wir zwei reden später. Komm, Mäuschen. Danach ziehe ich mich an.“ „Ich will dir lieber beim Anziehen helfen.“ In Inu-chans Augen hatte sich plötzlich ein seltsamer Glanz geschlichen, der keinem entging. Inuyasha fand seine Sprache wieder. „Nix da, du perverser Rotzlöffel“, grollte er und packte das zwei Köpfe kleinere Double am Schlafittchen. „Du ziehst dich an!“ „Ach, verdammt!“ „So ein Mist“, fluchte Anjaani verzweifelt. „Ja, Mäuschen ist mein Spitzname...“ „Fang du nicht auch noch an.“ „Sag mal, das meinst du doch nicht ernst, dass Inu-chan hier bleibt“, fragte Yami verständnislos. „Hast du gesehen, wie groß er ist? Seinen Körper, meine ich. Der Willi muss noch wachsen. Anscheinend ist Inuyasha ein Spätentwickler.“ „Marie“, knurrte Anjaani drohend. „Du kommst vom Thema ab!“ „Ja, stimmt. Inu-chan ist zu groß, um ungefährlich zu sein! Er ist gewachsen, weil er wütend war. Wie ist er denn bitte über Nacht gewachsen?“ „Ich habe keine Ahnung. Nichts hatte ihn wütend gemacht.“ Doch hatte es. Inu-chan hatte das Wort Saajan gehört. Und instinktiv hatte er gewusst, was es bedeutete. Die Eifersucht auf sein großes Ich hatte ihn in Wut versetzt. „Egal, ob er noch wächst oder nicht, denn schon jetzt ist er so groß, dir wehzutun. Was, wenn er so groß wird, dass er Inuyasha zur Konkurrenz wird?“ Anjaani wechselte auf Japanisch. „Ich liebe Inu-chan. Er bleibt bei mir! So und jetzt rede leise“, bat sie dann flüsternd. „Du weißt, dass beide uns hören werden. Und Inuyasha ist immer misstrauisch, wenn wir Hindi reden. Inu-chan muss sich in Sicherheit wiegen. Du hast gesehen, dass ein Wutanfall ihn schneller wachsen lässt.“ „Und Inuyasha benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen“, brummte Yami. „Genau, ich schnappe mir Inuyasha. Rede du solange mit Saajan und erkläre ihm alles.“ „Saajan?“ „Ja, Saajan. Er wird es verstehen, wenn er den Namen hört.“ „Dann müssen wir uns beeilen“, erschrak Yami, als wütendes Geschrei aus dem Schlafzimmer erklang. Die zwei Hanyous stritten lauthals. Sobald Anjaani in der Tür stand, wandten sich beide nach ihr um. „Du liebst mich, Anjaani! Du sagst das nicht nur, weil du Angst vor mir hast.“ Inu-chan, nun angezogen, suchte verzweifelt nach Bestätigung. „Wie kommst du denn darauf?! Ich liebe dich, Inuyasha.“ Inu-chan warf sich ihr um den Hals, wobei er vergaß, wie stark er war. Er hätte sie umgeworfen, wäre sie nicht gegen die Wand geprallt. Inuyasha war wie gelähmt. „Und du benimmst dich, Saajan“, knurrte sie ihn an. Da glätteten sich seine Gesichtszüge, doch als er sah, wie sich Inu-chans Gesicht an ihren Busen schmiegte - sie trug immer noch ihr Nachthemd - riss er ihn von ihr und streckte ihn mit einem Fausthieb nieder. „Ich bring dich um, du widerliche, kleine Made!“ „Himmelherrgott, nimm die Beine in die Hand, Lisa!“, knurrte Yoko ihrer Schwester zu, die müde hinter ihr hertrottete. „Warum hetzt du so?“, beschwerte sich Yuki gähnend. „Ich war dabei, als Aani im indischen Viertel einkaufen war. Außerdem ist Yami bei ihr und tröstet sie bestimmt. Hey, da vorne sind sie! Mit Inuyasha!“ Doch auf halbem Wege stutzen sie. „Inuyasha, was ist mit deiner Nase passiert“, wunderte sich Yoko. „Und deine Klamotten sind zu groß. Du bist... Warum bist du so klein?!“ „Drei Mal darfst du raten“, spottete Inuyasha mit seltsamer Stimme, mit seltsam hoher Stimme! „Das ist Inu-chan und Inuyasha hat ihn verprügelt“, erklärte Yami. „Das ist Inu-chan?!“ „Ich heiße Inuyasha“, knurrte er grimmig. „Also mir hast du als Baby besser gefallen“, beschwerte sich Yoko. „Wir haben schon einen bärbeißigen Hanyou.“ „Meinst du? Ich finde ihn heiß“, säuselte Yuki. „Wachse vielleicht noch ein bisschen, leg dir ein paar Muskeln zu...“ „Nimm die Pfoten weg, Nervensäge!“ Inu-chan schlug Yukis Hand weg, seine Krallen hinterließen drei tiefe Kratzer, die sofort stark bluteten. Ihr Schmerzensschrei entlockte ihm ein zufriedenes Lachen. „Nächstes Mal fällt dein Kopf!“ Fassungslos starrten die Mädchen ihn an. Inuyasha hätte dies nie getan! Lautlos summte das Handy in der Hosentasche. „Hallo, Prinzessin“, meldete sich Aryan leise. Er wusste nicht, wie lange er sich in Sicherheit wiegen konnte, doch als er Yamis Nummer sah, musste er ihre Stimme hören. Aber Yami weinte. „Herr im Himmel, du lebst!“, schluchzte sie leise auf Hindi. „Warum sollte ich nicht leben?“, wunderte er sich. Wusste sie etwa, wo er sich aufhielt? Nicht einmal Anjaani wusste es. „Ja... w-weil.. ich...“ Yami war völlig aufgelöst und nach einer Weile konnte er ihre gestammelten Worte zusammenfügen. Inuyasha hatte ihr anscheinend eine Höllenangst eingejagt, weil sein Auftrag gefährlich sei und er ihn eventuell nicht überleben werde. Yami hatte die Nacht nur überstanden, weil Anjaani ihr beigestanden hatte. Aryans Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Inuyasha hatte ihr tatsächlich verraten, wo er sich befand. Der kann was erleben! „Bitte weine nicht, meine kleine Nachtigall. Mir geht es gut und mir wird nichts passieren. Die Geiseln sind schon in Sicherheit. Mein Auftrag ist fast erledigt. Bald bin ich wieder bei dir“, tröstete er sie liebevoll. „Und sag Inuyasha, dass er was erleben kann, wenn ich wieder komme!“ „Beeile dich“, drängte sie. „Euer Versuch, Inu-chan zu bezwingen ist fehlgeschlagen. Er wächst und ist jetzt fast so groß wie Aani. Er ist in der Nähe, deshalb spreche ich auch Hindi. Er hat Yuki verletzt und... Bitte, beeile dich, ohne dich können wir nichts gegen ihn ausrichten. Ich habe furchtbare Angst!“ Aryan wurde bleich. Oh nein! „Ich bin morgen früh wieder da, mein Herz. Ich beeile mich jetzt. Wächst Inu-chan konstant?“ „Nein, nur wenn er wütend ist.“ „Dann halte Inuyasha von ihm fern. Wir sehen uns Morgen, ich liebe dich.“ „Ich-“ „Nein, sag es nicht“, unterbrach er sie zärtlich. „Ich will in deine Augen sehen können, wenn du es mir sagst.“ Seufzend legte Yami auf. „Was grinst du denn so glücklich“, maulte Yuki, die seit dem blutigen Vorfall missmutig war und auf Inuyasha, sowohl den schuldigen, als auch den unschuldigen, nicht gut zu sprechen war. „Er ist morgen früh wieder da. Aani, du musst mit deinem Halbdämon reden“, wandte sie sich jetzt an die Inderin. „Aryan will nicht, dass die beiden sich in die Quere kommen. Seine böse Seite darf nicht wütend werden.“ Anjaani nickte. Äußerlich wirkte sie gefasst, doch wer sie so gut kannte wie die Drillinge, der wusste, dass dies nur Show war. In Wirklichkeit hatte sie Angst. Sie fürchtete sich vor Inu-chan, durfte es ihm natürlich nicht zeigen. „Inuyasha-Schätzchen, magst du Milchshakes?“, wandte sie sich an den gefährlichen jungen Hanyou, der sich genüsslich von ihr am Ohr kraulen ließ. Seine Augen leuchteten auf. „Oh, ja!“ Von Inuyasha kam ein zorniges Fauchen. Die ganze Zeit beobachtete er mit Wut im Bauch, wie sein jüngeres Ebenbild sich an Anjaani schmiegte, wie sie ihn verhätschelte und ihm diese dummen, dämlichen Kosenamen gab. Sie behandelte ihn wie einen König. Als sie sagte, dass sie ihn liebte, stieg ihm die Galle hoch. Ihre dunklen Augen richteten sich auf ihn. „Hilfst du mir in der Küche, Saajan?“ Allein die Tatsache, dass sie ihn so nannte, hinderte ihn daran, auszurasten und diesem kleinen Klon ordentlich die Meinung zu geigen. Er folgte ihr nichtsahnend in die Küche. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um näher an seinem pelzigen Ohr zu sein. „Ich möchte nicht, dass er uns hört“, hauchte sie leise. Deshalb beugte er sich näher zu ihr. Doch ihre Nähe hatte die übliche Wirkung auf ihn. „Aryan-nii kommt morgen früh“, flüsterte sie. „Dann ist das ganze endlich vorbei.“ „Aha. Endlich vorbei? Für mich sieht es eher aus, als währt ihr zwei ganz glücklich.“ „Ach, Saajan“, seufzte sie. „Ich schauspielere doch nur. Nichts, was ich zu ihm sage, ist ernst gemeint.“ „Warum dann dieses Theater?“ „Hast du nicht gemerkt, dass er schneller wächst, wenn er sich aufregt? Ich will verhindern, dass ihn irgendwas wütend macht. Deswegen möchte ich, dass du ihn komplett ignorierst. Wehe, ihr zwei streitet! Du hast gesehen, wie stark er ist. Ich habe wirklich keine Lust, dass er so stark wird wie du.“ „Ich habe Tessaiga.“ Inuyasha zuckte nur die Achseln. „Saajan“, stöhnte sie. „Horche in dich und sage mir, dass du mir nie wehtun kannst.“ „Ich kann es nicht“, meinte er ehrlich. „Dir weh tun.“ „Weil deine gute Seite dich davon abhält. Aber würde deine böse Seite mir wehtun wollen, mich besitzen und beherrschen wollen? Egal, wie klein diese Seite ist. Du unterdrückst sie, weil sie winzig ist. Aber es gibt sie, nicht wahr?“ Sie sah, wie er bleich wurde. „Etwas in dir würde mir wehtun, um mich zu besitzen? Erinnerst du dich, was du getan hast, bevor ich dir sagte, ich sei schwanger?“ Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Ja“, zischte er. „Er wird alles tun, um dich zu bekommen. Und wenn du dich wehrst, wird er dir wehtun.“ Die Anstrengung, bei diesen Worten ruhig zu bleiben, war ihm deutlich anzusehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und zitterten. „Weißt du, was das Schlimmste ist?“ Obwohl sie nickte, sprach er weiter. Seine Bernsteinaugen schienen ihre Seele zu durchdringen. „Das Schlimmste ist, dass ich es bin, der dir wehtun will. Und ich kann es nicht verhindern. Ich versuche dich vor allem zu schützen, dabei bin ich deine größte Bedrohung.“ Sacht legten sich ihre Finger an seine Lippen und sein Blick wurde sanft. „Ich habe Angst, Saajan. Aber vor ihm, nicht vor dir. Er sieht aus wie du, doch er ist es nicht. Er ist genau wie Raj. Versuche einfach nur, ihm aus dem Weg zu gehen, bis Aryan-nii morgen kommt. Dann ist alles vorbei.“ Er nickte und seine weichen Lippen bewegten sich unter ihren Fingern. Er sah die Röte, die in ihre Wangen schoss. Die Augen schloss sie, weil seine verführerisch funkelten. „Wenn ich ihn berühre, ist das nicht so, wie wenn ich dich berühre. Es fühlt sich nicht so schön an.“ Zärtlich legte er die Hand an ihre Wange und sein Lächeln drang tief in ihr Herz. Ihre Augen wurden golden. „Anjaani!“, ertönte Inu-chans Stimme ungeduldig. „Was machst du da so lange?“ Anjaani zuckte zusammen. „Ich suche die Kekse, die ich vorhin gebacken habe“, rief sie. „Ich finde sie nicht!“ „Die habe ich aufgegessen“, antwortete er. „So unterschiedlich und doch so gleich“, kicherte sie Inuyasha an. Er verschränkte protestierend die Arme vor der Brust. „Das waren meine Kekse!“ „Bitte beherrsche dich, Saajan. Ich backe dir neue.“ „Ist gut, ich sage ja nichts.“ Doch Inuyashas Versprechen währte nicht lange. „Wieso darf er bei dir im Bett schlafen?“, grollte Inu-chan und zeigte anklagend auf Inuyasha. Dieser zitterte vor Wut, als ihm bewusst wurde, was Inu-chan da verlangte. „Warum schläft er nicht auf der Couch und ich bei dir?“ „DAS KANN ICH DIR GENAU SAGEN, DU VER-“ „Saajan!“ Anjaani unterbrach den Hanyou schnell und Inuyasha verstummte, knurrte Inu-chan aber zornig an, der zwei Köpfe kleiner war, sich ihm aber herausfordernd entgegenstellte. „Du weißt doch, dass er nur bei mir liegt, um mich zu schützen.“ „Das kann ich genauso gut!“ „Könntest du mich auch vor dir schützen?“ Den Drillingen und Inuyasha stockte geräuschvoll der Atem. „Hör zu, mein Liebling.“ Anjaanis Augen wurden golden, ihre Energie floss in Inu-chan über. „Ich bin sehr altmodisch und um meine Ehre besorgt. Du bist erst 14, noch kein Mann. Du darfst zu mir, wenn du ein Mann bist. Denn ein Kind in mein Bett zu lassen, ist ehrlos. Willst du mich zur Schlampe machen?“ „Du würdest mich hassen, wenn ich das tue, nicht wahr?“ Anjaani schwieg und das sagte Inu-chan alles. „Inuyasha ist stärker als du, mein Herzchen. Riskiere nicht, dass er mich vor dir beschützen muss.“ Seufzend wandte sich der kleinere Hanyou an den größeren, der Anjaanis Worten fassungslos gelauscht hatte. Sein Blick wurde hart. „Sie ist mein. Fasse sie an und du bist tot.“ Die Drillinge mussten Inuyasha festhalten, damit er sich nicht auf seinen Doppelgänger stürzte. „Wisst ihr, was wir machen“, rief Yuki betont heiter, da es ihr Mühe bereitete, Inuyasha im Zaum zu halten. „Wir machen einen Saufabend! Yoko-Neko, plündere Aanis Alkoholschrank!“ „Anjaani hat einen Alkoholschrank?“ Inuyashas Wut war für den Moment verraucht. „Nicht, wenn die Drei nicht wären“, brummte Anjaani. Doch sie sah das Ziel hinter dieser Absicht. Die Drei taten ihr bestes, um den Abend ausgelassen und heiter zu gestalten. Mit viel Alkohol, natürlich frisch gemixt! Anjaani, die es normalerweise nicht gern hatte, wenn die Freundinnen einen Saufabend bei ihr veranstalteten, griff beherzt zu ihrem Drink. Sie musste sich beruhigen und Inuyasha ebenfalls. Der Alkohol tat seine sichtliche Wirkung bei ihm, er wurde ruhiger und entspannter. Aber das wichtigste war, wie Yokos Mixturen auf Inu-chan wirkten. Inu-chan, noch ein Kind, wurde schläfrig. Zufrieden klopfte Inuyasha Yoko auf die Schulter. Manchmal waren die Drei doch zu etwas gut. „Ich bin so müde“, beschwerte sich Inu-chan leise, als Anjaani ihn zu seinem Schlafplatz führte. „Das sind wir alle, mein Liebling“, beschwor ihn Anjaani und streichelte ihm zärtlich über die Stirn. „Schlaf schön.“ „Hast du ihn geküsst“, grollte Inuyasha leise. Er saß mürrisch im Bett. „Das bist du!“ „Na und? Hast du ihn geküsst?“ „Nein. Hast du etwa gehört, dass ich ihn geküsst habe?“ Leicht schwankend stand sie vorm Bett, bewegte sich keinen Zentimeter von der Stelle. „Mir ist schwindelig.“ „Dann leg dich hin.“ Sie zögerte. „Weißt du, was das letzte Mal passiert ist, als wir betrunken waren?“ Anjaani brauchte sein Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass es gleißend rot aufglühte. Seine unsichere Stimme verriet genug. „Damals war ich ein Mensch! Als Mensch habe ich mich nicht so im Griff wie als Hanyou.“ Das war eine Lüge. Doch es schien sie zu beruhigen. Inuyasha hatte den Verstand nicht wegen dem Alkohol verloren. Der Alkohol hatte nur sein Gewissen betäubt. Es war ihr Blick gewesen, der ihm den Verstand geraubt hatte. Dieser Blick war Verführung pur und machte ihn willenlos. Es war das einzige Mal gewesen, dass sie ihn so angesehen hatte. Doch dieser Blick war sein Verhängnis. Und jetzt, da sie die Erinnerung daran heraufbeschworen hatte, quälte er sich mit den sündigen Gedanken. Wie zart ihre Haut gewesen war, brennend ihre Küsse, begehrend ihre Augen, verlangend ihre Stimme. Die enge Hitze, die ihm den Verstand zu rauben drohte, wenn er nur daran dachte. Inuyasha krallte sich im Kissen fest, um nicht zu schreien, oder nach ihr zu greifen, die selig neben ihm schlief. Sie wusste nichts von dieser Nacht, erinnerte sich nicht an das Feuer, mit dem sie ihn verzehrt hatte, mit dem sie ihm jeden einzigen Staubkörnchen Widerstand verbrannt hatte. Nie würde er aufhören sie zu begehren, denn er wusste, wie süß ihre Verheißung war, wie unbeschreiblich die Erfüllung. Schon der Gedanke an ihre roten, saftigen Lippen, machte ihn fast wahnsinnig. Sie war das begehrenswerteste Geschöpf der Erde, heißer als Feuer, süßer als Honig, unschuldiger als ein Engel und gefährlicher als der Teufel. Denn sie war das einzige Wesen, gegen das er nicht ankam, gegen das er machtlos war. Und ihre Macht hatte sie nur ein einziges Mal demonstriert. Er widerstand ihr zwar, Tag für Tag, jede einzelne Sekunde. Doch sie konnte mit einem Blick alles zerstören. Er war der ihre. Genauso stand es um Inu-chan. Nur, dass Inu-chan noch mehr Kind als Mann war. Er hatte nicht das gleiche brennende Begehren, wie Inuyasha. Inuyasha konnte Anjaani nicht gefährlich werden, weil er sie liebte. Das einzige, was seine Gier nach ihr übertraf, war seine Zuneigung. Inu-chan jedoch war böse. Er liebte Anjaani nicht, er begehrte sie. Und sobald Inu-chan erwachsen war, würde er seinem Verlangen nach ihr nachgeben. Und im Gegensatz zu Inuyasha, würde Inu-chan ihr wehtun. Schwer atmend betrachtete er ihr schönes Gesicht, das ihm zugewandt war. Sanft legten sich seine Finger an ihre Wange und sie lächelte im Schlaf. Er würde sie nie gegen ihren Willen nehmen, niemals. Eher würde er sterben als ihr wehzutun. Sie hatte zu Inu-chan gesagt, dass sie ihn liebte. Er wusste, sie hatte das aus Notwehr gesagt. Und er wusste, wem diese Worte ursprünglich galten. Er war ihr Saajan, nicht Inu-chan. „Morgen wird alles vorbei sein“, hauchte er in ihr Haar und sog begehrlich ihren Duft ein. Ihr Haar roch berauschend nach Jasmin... aber ihre Haut! Dieser Duft war mit keinem vergleichbar. Ihre Haut duftete weich, süßlich und frisch. Eine Mischung aus duftendem Heu und Honig, mit leicht fruchtigem Akzent. Es war der Duft, der ihn überallhin verfolgte. Er erinnerte ihn an eine sonnige Waldlichtung mit leuchtend roten Walderdbeeren. Bei dem Gedanken an Walderdbeeren zuckten seine Augen auf ihren Mund. So rote Lippen hatte er noch nie gesehen. Voll und weich und ein Geschmack, der jede Faser seines Körpers durchdrang. Er war süßer und roter als jede Erdbeere. Sie duftete nach Wärme und Freiheit, doch ihr Geschmack nahm einen gefangen und machte ihn süchtig. Er war sich sicher, wäre die dunkle Seite in ihm größer, könnte er ihrer Vollkommenheit nicht widerstehen. Und es musste verhindert werden, dass Inu-chan in Versuchung kam. Er betrachtete sie, bis der Morgen graute. Seine brennenden Sehnsüchte hatten ihn nicht schlafen lassen. Umso müder war er, als sein Magen sich meldete und ihn zwangsläufig aus dem Bett zog. Inu-chan schlief friedlich auf dem Sofa. Für ihn hatte Inuyasha nur einen finsteren Blick übrig. Wegen dem kleinen Dreckskerl war Anjaani gestern nicht einkaufen gewesen. Hätte er Yuki nicht verletzt, wären sie nicht sofort umgekehrt. Zum Glück war um die Ecke ein 24-Stunden- Supermarkt. Hastig zog er sich seine übliche rote Tracht an und schnappte sich sein Schwert. Mit Tessaiga sollte er diese Höllenbrut nicht alleine lassen. „Heute bist du erledigt, Hosenscheißer.“ Inu-chans Ohren zuckten... Kurze Zeit später wachte auch Anjaani auf. Inuyasha lag nicht mehr neben ihr, doch lautes Klappern aus der Küche weckte einen Verdacht. Der Halbdämon stand in der Küche und hantierte ungeschickt mit den Töpfen. Wütend fluchte er vor sich hin. „Guten morgen“, gähnte sie. „Wo ist Inu-chan?“ Inuyasha drehte sich zu ihr um und kurz weiteten sich seine Pupillen, als er sie in ihrem knappen Nachthemd sah. „Weg“, antwortete er mit einem bösen Grinsen. „Was heißt weg?“ „Aryan war vorhin hier und hat ihn vernichtet. Er wollte dich nicht wecken.“ „Aryan-nii ist wieder da? Wie geht es ihm denn?“ „Wie soll´s ihm schon gehen? Er hat sich sofort auf gemacht zur grünen Nervensäge.“ Anjaani seufzte leise. „Das heißt, Inu-chan ist wieder mit dir vereint... Irgendwie tut es mir leid.“ „Warum das?“ „Naja, er war mein Baby. Mein kleiner Sohn, den ich in mein Herz geschlossen hatte. Nur, was andere Mütter in 14 Jahren erleben, erlebte ich in zwei Tagen. Er wird mir fehlen.“ Wut schimmerte in Inuyashas Goldaugen. „Bin ich dir denn nicht genug? Gestern war er dir nicht Mann genug. Was ist mit mir? Warum bin ich dir nicht Mann genug?“ „Inuyasha, was redest du da? Hör auf, auf ein Kind eifersüchtig zu sein. Du bist ein Mann. Du bist anders als Inu-chan.“ Inuyasha trat dicht an sie ran, ohne sie zu berühren. „Und als Mann stehen mir gewissen Privilegien zu“, raunte er. „Erinnerst du dich?“ Mit zitternden Knien wich sie vor ihm zurück. „Man merkt, dass deine dunkle Seite wieder in dir ist“, rügte sie leise. „Du bist unmöglich!“ „Und hungrig“, lachte er. „Zieh dich an, sonst bist du das Frühstück.“ „Warum bist du eigentlich so fröhlich?“, wollte sie wenig später beim Abwasch wissen. „Endlich ist dieser Mistkerl weg“, meinte Inuyasha nur. „Er kann dir nicht mehr an die Wäsche.“ „Rede bitte nicht so“, meinte sie errötend. „Was möchtest du heute machen, Saajan?“ „Lass uns ein bisschen raus gehen in den Wald. So wie vor zwei Wochen.“ „Das sind zwei Stunden Busfahrt, das weißt du schon.“ „Wenn wir keinen Picknickkorb mitnehmen, kann ich rennen. Also zieh dir eine warme Jacke über. Los, beeile dich!“ Und tatsächlich. Auf Inuyashas Rücken dauerte die Strecke zu ihrem Fluss am Wald nur eine halbe Stunde. Die zwei Wochen schienen ihr wie eine Ewigkeit, als sie das letzte Mal hier war. Zufrieden setzte sie sich ins Gras und tauchte die Füße ins klare Flusswasser. Dies war ihr der liebste Ort der Welt, hier fühlte sie sich wohl. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie Inuyasha, der sich im Fluss das Gesicht wusch. Er war dagegen gewesen, einen Rucksack mit Essen und Trinken mitzunehmen. Seiner Meinung nach war das überflüssiger und unnötiger Ballast. Er hatte es auch ziemlich eilig gehabt, zur Lichtung zu kommen. Sie war kaum zum Frühstücken gekommen. Jetzt, da Inu-chan nicht mehr war, sollte er eigentlich entspannter sein. Vermutlich hatte er noch Aryans Drohung in den Ohren. Yamis Angaben nach war der General alles andere als begeistert darüber, dass Inuyasha seiner Freundin solch einen Schreck eingejagt hatte. Sie schüttelte den Kopf. Er war unmöglich! Doch auch so niedlich! Sie widerstand dem Impuls, durch sein Haar zu streichen. Selten band es es zusammen, so wie jetzt. Aber es ließ ihn älter aussehen. Wenn sie sich an ihren Traum erinnerte. Inuyasha mit kurzen Haaren... „Willst du hier Wurzeln schlagen?“, fragte er und starrte auf sie herab. „Ich will in den Wald.“ Schnell sprang sie auf. Sie liebte es, mit ihm im Wald spazieren zu gehen. Es machte Spaß, an seiner Seite über Baumstämme zu klettern und über Gräben hinweg zuspringen. Mit Inuyasha in dieser grünen, fast schon magischen Welt. „Du bist wunderschön, wenn du so lächelst“, raunte er in ihr Ohr. „Das weiße Kleid steht dir, mein Engel.“ Mit einem leisen Schrei zuckte sie zusammen. Lautlos hatte er sich an sie herangeschlichen. „Erschrecke mich doch nicht so, Saajan!“, schimpfte sie. „Tut mir leid“, flüsterte er und schlang die Arme um sie. Er sog den Duft ihres Halses auf, biss zärtlich hinein, seine Nägel gruben sich in ihre Oberschenkel. Einen erschrockenen Schmerzenslaut erstickte er an seinen hungrigen Lippen, als er sie zu sich herumdrehte. Er schmeckte nach ihrem Blut. Anjaani blieb das Herz stehen. Er strotzte nur so vor unterdrückten Gefühlen. Sie löste sich von ihm, senkte den Blick, ihre Stimme zitterte. „Was machst du da, Inuyasha?“ „Ich konnte nicht widerstehen“, grinste er böse, hielt sie fest, da ihre Knie zitterten. „Nicht hier“, bat sie, ihn immer noch nicht ansehen. „Lass uns dafür Heim gehen.“ „Warum sollten wir?“ Seine Stimme klang merkwürdig grob. „Bitte nicht hier im kalten Schatten der Bäume.“ Tatsächlich waren ihre Arme überzogen mit Gänsehaut. „Gemütlich daheim. Und ich muss vorher Aryan-nii sehen. Ich mache mir viel zu große Sorgen um ihn. Dann gehöre ich dir, Inuyasha.“ „Nein“, entschied er. „Ich weiß, warum du weg willst.“ Er packte ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen. In seinen Augen glühte Gefahr. „Du hast Angst vor mir.“ Nach wiederholtem Klopfen, öffnete sich Anjaanis Wohnungstür immer noch nicht. Aryan beschlich ein ungutes Gefühl. Warum waren sie weg? Als er Inuyashas Handynummer wählte, meldete sich dieser endlich: „Was ist?“ „Inuyasha, warum ist keiner in der Wohnung? Wo seid ihr?“ „Da war ein Dämon, ich bin ja gleich da... oh scheiße!!!“ Aryan überkam es eiskalt. „Wo sind Aurora und Inu-chan?“ „Keine Ahnung!“ Inuyashas Stimme wurde panisch. „Als ich weg bin, schliefen beide noch!“ „Ich stehe vor eurer Tür. Aurora muss mit Inu-chan fort sein. Vermutlich hält sie ihn für dich.“ Inuyasha fluchte den Himmel herunter. „Inuyasha, du müsstest wissen, wo er mit ihr hin ist. Ein Ort, wo niemand ihn stören kann.“ „Anjaanis Fluss am Wald“, rief Inuyasha sofort. „Los, beeile dich!“ Mit eisiger Angst im Nacken raste Aryan auf seinem Motorrad über Stock und Stein, dem Ziel entgegen. Und dabei betete er die ganze Zeit, dass Inu-chan ihr noch nichts angetan hatte. „Warum sollte ich Angst vor dir haben? Wie kommst du auf so einen Unsinn?“ Anjaani tat lässig, doch als Inuyasha sich umdrehte und eisern ihre Handgelenke packte, schrie sie auf. Ihre Augen offenbarten ihre Angst. Er konnte sein reißendes Verlangen nicht mehr unterdrücken. „Du hast mich Inuyasha genannt“, raunte er und seine Krallen bohrten sich schmerzhaft in ihre Haut. Er legte die Lippen an ihr Ohr. „Und weißt du, warum du mich so genannt hast? Weil ich nicht dein Saajan bin.“ „Was sollte dieses Spiel, Inu-chan?“ Sie konnte die Abneigung in ihrer Stimme nicht mehr verhindern. „Es hätte fast geklappt. Doch zuletzt hast du mich durchschaut. Allerdings etwas zu spät.“ „Weißt du, wann ich dich durchschaut habe? Als du mich küsstest und es sich nicht wie sein Kuss angefühlt hat. Nur der echte Inuyasha weckt Verlangen in mir. Wo ist er?“ „Das ist mir egal. Er ist nicht hier. Also bist du mein!“ „Niemals!“, schrie sie. Er erstickte ihren Schrei mit seinem Mund, doch sie wehrte sich. Knurrend packte er ihre Schulter und drückte sie brutal gegen den nächsten Baum. Alle Luft wurde ihr auf der Lunge gepresst und ihr wurde Schwarz vor Augen. „Wenn du dich wehrst, tu ich dir nur weh.“ „Lieber sterbe ich!“, kreischte sie mit tränenden Augen. „Weine ruhig“, raunte er heiser und presste die Lippen gegen ihre. „Deine Angst ist wie eine Droge. Je mehr du dich wehrst, desto mehr will ich dich!“ Anjaani wünschte sich tot zu sein. Je mehr sie sich wehrte, desto größer wurde der Schmerz. Inuyashas Krallen kratzten über ihre Haut, bohrten sich tief in ihre Arme, seine Zähne, die sich erbarmungslos in ihren Hals gruben. „Hör auf!“, schrie sie. Mit aller Kraft schlug sie gegen ihn und Inuyasha riss der Geduldsfaden. „Genug gewehrt!“, fauchte er. Er packte ihr Gesicht und schleuderte sie ins weiche Moos. Seine Krallen zerrissen dabei ihre Wange. Zitternd lag Anjaani im Gras. Ihre Wange brannte, ihr Körper schmerzte überall, überall, wo er sie brutal angefasst hatte. Sofort war er über ihr. Seine Bein zwängte ihre Knie auseinander und seine Hände packten ihre Handgelenke so fest, dass Anjaani vor Schmerz ganz gelähmt war. Sie glaubte schon fast, die Knochen brechen zu hören. Der Schmerz stieß sie an den Rand ihres Bewusstseins. Sterben, einfach nur sterben, nicht fühlen, keine Schmerzen... nichts... Sie sah hoch in seine bernsteinfarbenen Augen, die vor Lust und Wut geweitet waren. Diese geliebten Augen... nie hatte ihr Saajan sie so angesehen. Es war ein Alptraum. Es war schlimmer als bei Raj. Weil sie dabei in seine Augen schaute. Inuyasha schaute sie mit seinen kalten Bernsteinaugen an. „Es macht mehr Spaß, wenn du schreist.“ Er riss den Kopf zurück und schlug ihr brutal die langen Eckzähne in die Schulter. Der Schmerz explodierte in ihrem gellenden Schrei und ihr Körper bäumte sich auf. Reflexartig riss sie ihr Knie hoch und rammte es in seine Genitalien. Sie registrierte erst, dass sie sich aufgerappelt hatte und flüchtete, als ihre schmerzenden Knochen den Schock verbannten. Wie aus dem Nichts verschwand der Wald und auf der Wiese rannte ihr Aryan entgegen. Aryan? Sie träumte! Das war ein Traum! Doch er rief nach ihr. Aryan in einer Soldatenuniform, unrasiert, erschrocken. Er war von seiner Mission zurück! Er war es tatsächlich! Weinend warf sie sich in seine Arme, von Schmerz und Entsetzen geschüttelt. Schluchzend vergrub sie das Gesicht an seiner Brust. „Aurora, geht es dir gut?“ Seine Stimme war fest und warm und tröstend.Als er ihre Wunden sah, erblasste er. Die tiefen Schnittwunden in ihrer zerfetzen Wange tränkten seine Jacke mit ihrem Blut. Ihr weißes Kleid war blutig, schmutzig und zerrissen. Ihre Schulter wies einen brutalen Bissabdruck auf, aus dem hellrotes Blut floss. Ihre Arme waren übersät mit dunkelroten Blutergüssen. Und die Kratzer und Schriemen konnte man gar nicht alle zählen. „Aryan“, weinte sie in seinem Armen. „Du bist da... Du bist da... Bitte, hilf mir!“ „Ich bin da, meine Kleine. Dir wird nichts mehr passieren. Aber ihn werde ich umbringen.“ „Inu-chan...“ Ihre Stimme brach. Als sie ihn ansah, bemerkte er ihre geschwollenen, aufgeplatzten Lippen. Heiße Wut kochte in seinen Adern auf. „Ich weiß. Er wird dafür büßen.“ Obwohl Aryans Stimme eisig war, wirkte sie beruhigend auf Anjaani. Sie war in Sicherheit. Ihr großer Bruder würde sie beschützen. Er war gekommen, sie zu retten und er würde sie nie im Stich lassen. Selbst von der andere Seite der Welt würde er kommen, um bei ihr zu sein. Zärtlich strich sie über seine stoppelige Wange. Er war da... Doch das Beben ihres Körpers verschwand nicht. Sie hatte dennoch Angst und starke Schmerzen. „Ich muss deine Wunden versorgen, mein Kleines. Du hast große Schmerzen.“ „Anjaani! Da bist du ja!“ Beim Klang dieser Stimme zogen sich ihre Eingeweide zusammen. „Verschwinde, fass mich nicht an!“, kreischte sie und vergrub sich tiefer in Aryans Armen. Inuyasha erstarrte auf der Stelle. „Anjaani?“ Sie suchte Schutz bei Aryan… vor ihm! Er konnte es nicht fassen, sie hatte Angst vor ihm! „Aurora, das ist nicht Inu-chan“, wisperte Aryan besänftigend in ihr Ohr. „Dreh dich um. Schau, das ist Inuyasha.“ „Saajan?“ Langsam trat Inuyasha näher, der Atem stockte ihm, als er ihr verwundetes Gesicht sah. Ihre braunen Augen waren vor unendlichen Qualen gekennzeichnet, als sie ihn genauer betrachtete. Seine Haare waren offen und er trug sein rotes Kariginu. „Ich bin es. Saajan. Main yahaan hoon. Ich bin da und ich tue dir nichts, Anjaani. Bitte, hab keine Angst vor mir.“ „Saajan!“ Keuchend wirbelte sie herum und warf sie sich an seine Brust. Ihre schmerzenden Beine knickten ein. Langsam sank Inuyasha mit ihr ins Gras und legte behutsam die Arme um sie. Und das Zittern ihres Körpers hörte sofort auf. Er war da! Ihr konnte nichts mehr passieren. „Oh, Saajan! Ich hatte solche Angst!“ Weinend presste sie die Lippen an sein Herz. Da fiel sein Blick auf ihre blutende Schulter und ihre Arme. Entsetzen stahl sich in sein Gesicht, als er sie betrachtete. Sie war blutüberströmt... Es war ihr eigenes Blut... Er war zu spät gekommen... sacht legten sich seine Finger um ihre Hand und an ihrem leisen Schmerzensschrei bemerkte er ihre zerquetschten Handgelenke. „Deine Verletzungen... diese Krallenspuren“, murmelte er geschockt. „Als hätte ich das getan!“ „Das war Inu-chan, nicht du, Saajan. Ich bin rechtzeitig entkommen“, flüsterte sie ängstlich. „Rechtzeitig?“ Saajans Entsetzen wich glühend heißem Zorn. Sein Körper verkrampfte sich in seiner Wut. So brutal hatte er sie angefasst! Er starrte auf ihre blutigen Lippen... So brutal hatte er sie geküsst! „Saajan, ich habe ihn für dich gehalten. Er benahm sich genau wie du, bis wir im Wald waren...“ Ihre Stimme bröckelte. „Ich habe mich gewehrt...“ „Wo ist der Bastard? Ich reiße ihm das Herz raus! WO BIST DU, MISTGEBURT!!!“ „Ich bin hier.“ In Saajans Augen trat nackte Mordlust, die Anjaani eiskalt den Rücken runterlief. Sanft übergab er Aryan die verschüchterte Anjaani und trat seinem Ebenbild gegenüber. „Du verdammter Bastard! Wie kannst du es wagen sie anzufassen!“ Saajans Toben beeindruckte Inuyasha nicht. An seinen Zähnen und Klauen hing Anjaanis Blut und sein Gesicht war noch schmerzverzerrt von ihrem Tritt. „Hast du sie denn nie angefasst?“ „Ich habe sie NIE verletzt!“ Saajans Brüllen hallte in den Bäumen wieder. „Es ist nicht meine Schuld, wenn sie sich wehrt. Ich dachte, ich bin der Mann, den du willst“, sprach Inuyasha jetzt Anjaani an. Diese lag sicher in Aryans Armen, von seiner schmerzlindernden Barriere geschützt, zitternd vor Angst, doch sie schaute dem Peiniger direkt in die Augen. „Du bist nicht Saajan. Du bist Raj!“ Inuyashas Augen verengten sich. „Du spielst nur ein falsches Spiel, Kleine. Es ist dir eigentlich egal, wer von uns beiden. In Wirklichkeit bist du eine billige Schlampe.“ Keiner der Männer reagierte schnell genug, als Anjaani sich mit einem Wutschrei aus Aryans Armen riss, die Barriere zerstörte und sich auf Inuyasha stürzte. Sie zerkratzte ihm den Hals, bevor er sie packen konnte, herumwirbelte und fest an sich drückte. Die Angst, die Saajan in ihren Augen sah, machte ihn fast wahnsinnig. Inuyashas Hände gruben sich in ihren Bauch, raubten ihr den Atem und genüsslich strich seine Zunge über ihre pochende Halsschlagader. Anjaani erzitterte vor Ekel. „Das war dumm. Eine Bewegung und ihr Kopf ist ab!“ Seine Krallen legten sich an ihren zarten Hals. „Lass sie los, sie kriegt keine Luft!“, befahl Aryan scharf. Inuyashas Griff an ihrem Bauch lockerte sich und aus den neuen Wunden tropfte frisches Blut. „Wie fühlt sich das an“, wollte er von Saajan wissen. „Wie fühlt es sich an, ihr nicht helfen zu können? Zu sehen, dass du derjenige bist, der sie bedroht, der ihr weh tut, der sie so leiden lässt? Wie fühlt es sich an, ihre Schmerzensschreie zu hören, die du verursachst? Wie fühlt es sich an, sie nicht vor dir selbst beschützen zu können?“ „Töte ihn, Saajan!“ Anjaanis Stimme war schwach, ihre Kräfte schwanden. „Und wenn es das letzte ist, was ich erlebe, töte ihn. Er hat es gewagt, mich Schlampe zu nennen.“ Es war das Schlimmste, was man Anjaani antun konnte. Ihre Wut hatte die Angst und die Schmerzen besiegt. Überrascht registrierte Saajan, dass ihre Augen völlig golden schimmerten. Inuyasha konnte dies nicht sehen, da er hinter ihr stand. Saajan warf Aryan einen kurzen Blick zu. Er hatte dies ebenfalls bemerkt. „Ich rette sie, überlasse das mir“, sagte der Smaragdblick. „Was bedeutet dir Aurora?“, wandte Aryan sich direkt an Inuyasha. „Liebst du sie?“ Inuyasha gab ein verächtliches Lachen von sich. „Wenn es bedeutet, dass ich sie liebe, weil sie die einzige ist, die ich will, dann ist es so. Aber ihre Gefühle sind mir egal. Ihre Schmerzen sind mir egal. Sie soll mir gehören. Sie wird mir gehören. Ich werde sie besitzen und mit ihr machen, was immer ich will, denn zu etwas anderem ist sie nicht zu gebrauchen. Sie ist befleckt und benutzt, mehr als eine Schlampe ist sie nicht wert.“ Saajan riss entsetzt den Mund auf, sah in ihre Augen, als diese aufleuchteten und wie aus dem Nichts explodierte eine gewaltige Druckwelle in goldenem Funkenregen, die ihn und Aryan meterweit fort schleuderte. Inuyashas Schrei hallte lange nach. „Anjaani!“ Saajan richtete sich auf, als der Sturm verebbte. Er sprang rechtzeitig herbei, um sie aufzufangen, als sie erschöpft zusammensackte. „Was war das? Warst du das, Anjaani?“ „H- habe ich Inu-chan...?“ Ihre Stimme war schwach wie ein Lufthauch. Blut tropfte ihre Mundwinkel hinab. „Er ist nicht tot“, sagte Aryan, strich ihr die schweißnassen Haare aus dem blassen Gesicht. „Du hast ihn neutralisiert und zurück in Inuyashas Körper gebannt. Aurora, das war unglaublich! Wie kommt es, dass du so stark bist? Wie hast du so eine gewaltige Energiemasse zustande gebracht?“ „Es ist einfach aus mir herausgebrochen. Ich bin so unglaublich wütend geworden. Weißt du, was er zu mir gesagt hat?“ Inuyasha verzog gequält das Gesicht. „Ich habe es gehört. Es tut mir leid, dass du sowas Widerwärtiges mit meiner Stimme hören musstest.“ „Das warst nicht du“, meinte sie tröstend. „Das war Raj.“ „Ich werde so etwas niemals zu dir sagen“, versprach Inuyasha. „Das würde ich dir auch raten“, zwinkerte sie ihm zu. „Du hast gerade gesehen, wie sowas endet.“ „Inuyasha, hör auf hier herumzustehen. Sie verliert zu viel Blut“, drängte Aryan. „Nicht ins Krankenhaus“, widersprach sie matt an Aryans Schulter gelehnt. „Natürlich nicht“, versprach dieser. „Keine Sorge, ich werde dich heilen.“ „Anjaani, tut es weh, wenn ich dich halte?“ „Nein, nicht bei dir. Ich habe schon schlimmere Schmerzen ertragen.“ Schließlich war es jetzt vorbei, schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen. Jetzt war sie in Sicherheit, bei Inuyasha... bei ihrem Saajan... Als sie Aryans warme Energie spürte, entschwand sie in selige Ohnmacht. Sie erwachte in ihrem eigenen Bett wieder. Inuyasha saß besorgt neben ihr. Seine Finger strichen zärtlich durch ihr Haar. „Wie spät ist es?“, fragte sie mit krächzender Stimme. Ihr Hals war staubtrocken, ihre Lippen spannten. „3 Uhr in der früh. Du hast nur den Abend verschlafen.“ Draußen war es dunkel, neben ihr brannte die Nachtlampe. „Bist du die ganze Zeit auf?“ „Ja. Ich wache über dich. Ich kann nicht schlafen.“ „Du siehst so müde aus.“ „Ich mache mir Sorgen.“ Sie wollte sich aufsetzen, doch ihr ganzer Körper schmerzte, als hätte sie ein Panzer überrollt. Stöhnend sank sie in ihr Kissen zurück, doch Iuyashas gequälter Blick entging ihr nicht. „Es fühlt sich schlimmer an, als es ist“, meinte er qualvoll. „Deine Schnittwunden entzünden sich nicht und deine Handgelenke, sowie der linke Knöchel sind nur verstaucht. Aryan meinte, es sei nur halb so schlimm. Ich bin mir nicht sicher. Der verdammte Biss macht mir Sorgen. Diese Missgeburt hat mit seinen Zähnen deinen Schulterknochen verletzt. “ Es fiel ihm schwer, bei diesen Worten gelassen zu klingen. Er wusste, seine Zähne hätten ihre Knochen locker zerbersten lassen können. „Ich wollte doch immer deine Zähne sehen“, sagte sie. „Und jetzt weißt du auch, warum ich dir das immer verboten habe.“ „Ich habe nicht erwartet, dass ich sie auch zu spüren kriege.“ „Jedenfalls nicht so.“ „Anjaani, ich bin und bleibe ein Dämon. Nur weil ich bei dir zahm bin, heißt das nicht, dass ich ungefährlich bin.“ Sie strich mit der bandagierten Hand seine Sorgenfalten auf der Stirn glatt. „Warum machst du dir Vorwürfe?“ „Weil alles meine Schuld ist“, platzte es aus ihm heraus. Sein Ganzer Frust entlud sich. „Ich hätte dich nicht allein in der Wohnung zurücklassen sollen! Ich hätte früher da sein sollen! Ich hätte verhindern sollen, dass er dich anfasst! Nicht einmal rächen konnte ich dich, du hast ihn selber erledigt.“ „Ich hätte nicht mit ihm mitgehen sollen“, widersprach sie. „Woher sollst du wissen, dass er es ist und nicht ich?“ „Und das ist der springende Punkt“, flüsterte sie enttäuscht. „Ich sollte euch eigentlich auseinander halten können. So gut sollte ich meinen Saajan kennen.“ Darauf konnte Inuyasha nichts antworten. „Ich habe es gemerkt, als er mich umarmt hat.“ Sie suchte seinen Blick. „Es ist das gleiche Gesicht, die gleichen Augen. Doch es hat sich nicht so schön angefühlt, wie sonst, wenn du mich im Arm hältst. Wenn du mich berührst, achtest du dann besonders darauf, dass deine Krallen mich nicht verletzten?“ Diese unerwartete Frage verblüffte ihn. „Nein“, gestand er. „Ich achte nicht darauf. Es ist unterbewusst, dass ich dich so anfasse, dass ich dich nicht verletze. Ich kann dich nicht verletzen. Dich niemals, Anjaani.“ „Inu-chan hat mich umarmt und seine Krallen taten weh. Selbst wenn du fest nach mir greifst tun deine Krallen mir nichts. Und nie haben deine Zähne mich verletzt.“ „Als er dich geküsst hat?!“ „Er hat noch schlimmeres getan.“ „Er hat dich gebissen!“ „Er hat mich durchschaut. Er wusste, dass ich ihn nicht mehr für dich hielt. Es gab also keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten. Er hat mich nur gebissen, weil er meine Schmerzen hören wollte. Das war die schmerzhafteste Verletzung.“ Inuyasha biss die Zähne zusammen. „Zum ersten Mal hatte ich in dein Gesicht geblickt und Raj gesehen. Es war ein Alptraum. Doch jetzt sehe ich dich an und sehe nur meinen Saajan.“ Inuyasha lächelte traurig. „Er hätte dich töten können, er war so kurz davor. Das hätte ich nicht verkraftet.“ „Lieber sterbe ich, als mich von ihm anfassen zu lassen“, knurrte sie leise. „Du bist der einzige, der mich je berühren durfte.“ „Er war doch praktisch ich.“ „Nein“, widersprach sie. „Es gibt nur dich, dich allein.“ „Möchtest du etwas trinken?“, bemerkte er auf ihre krächzende Stimme hin. Sie nickte schwach. Sanft stützte er ihren Kopf und hielt ihr die Wasserflasche an die aufgesprungenen Lippen. Beim Schlucken brannte ihre Lunge und ihr Brustkorb schmerzte, doch die kühle Flüssigkeit wirkte betäubend auf ihre körperlichen Qualen. „Gibt es einen Flecken an dir, der nicht verletzt ist?“, zischte Inuyasha. Er verbot sich auf ihren verkratzten Hals zu starren. „Du selbst kennst deine Stärke am beste“, seufzte sie. „Ich bin so froh, dass du mein Freund bist.“ „Wie konntest du ihm entkommen?“ Er war ehrlich überrascht, dass ihr die Flucht gelungen war. Ihm entging nie eine Beute… „Ich weiß es nicht so recht. Als er mich auf den Boden geschmissen hat, waren meine Schmerzen so schlimm, dass ich nicht mehr schreien konnte, ich konnte mich nicht mal mehr bewegen. Doch als er mich biss, habe ich ihm aus Versehen zwischen die Beine getreten.“ „Du hast was?!“, fragte er verblüfft. Ja, das hätte ihn lahmgelegt. Stolz stahl sich in die besorgten Bernsteinaugen. „Das legt jeden Mann lahm. Bei Raj hatte ich damals keine Gelegenheit dazu gehabt. Zum Glück war das hier anders. Weißt du, Inuyasha, zum Glück war Inu-chan der Böse von euch und nicht du.“ „Was? Wie meinst du das?“ „Dir hätte ich nicht entkommen können. Ich hätte es nicht gewagt, dich zu verletzen. Du allein darfst mich berühren.“ „Und Aryan?“ Es war eine leise Frage. Er hatte nicht erwartet, dass sie sie hörte. „Aryan-nii ist der große Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als er plötzlich da stand. Doch erst bei dir habe ich mich sicher gefühlt. Erst als ich in deinen Armen war, verschwand meine Angst. Obwohl dein Doppelgänger mir diese Angst eingejagt hatte, fühlte ich mich wohl bei dir.“ „Und was war damit, dass du mich für ihn gehalten hast?“ „Kannst du dir vorstellen, was für eine Heidenangst ich hatte? Ich dachte, er vergewaltigt mich! Da ist es doch verständlich, dass ich dich verwechsle!“ Inuyasha senkte reuevoll den Blick. „Du hast ja Recht. Es tut mir leid. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal dein schlimmster Alptraum werde könnte.“ Anjaani zog genervt die Augenbrauen zusammen. „Ich sage es jetzt nur noch ein Mal, Mister! Das warst nicht du, das war Raj! Er ist und bleibt mein schlimmster Alptraum. Du bist und wirst immer mein schönster Traum bleiben. Jeden Schmerz in meinem Leben bist du wert, weil die Freude die du mir gibst, um ein tausendfaches größer ist. So, wo sind denn die anderen?“ Inuyashas Wangen entwich die rote Farbe wieder, als er sich an die Drillinge erinnerte. „Zwei von denen schlafen auf der Couch. Ich habe es nicht geschafft, sie rauszuwerfen“, knurrte er. „Der grüne Zwerg ist bei Aryan, um nah bei dir zu sein. Nach dem Frühstück will er mit ihr weg. Aber wenn er dich nicht vorher heilt, erwürge ich ihn!“ „Stimmt. Warum hat er es nicht getan?“, wunderte sie sich. Das sah Aryan nicht ähnlich. „Er wollte es“, knirschte Inuyasha und sah sie plötzlich vorwurfsvoll an. „Aber du wurdest bewusstlos und er kam in deinen Geist gar nicht herein! Du versteckst deinen Seele hinter einen Mauer, nicht wahr?“ „Sie schützt mich vor allen schlimmen Erinnerungen.“ „Tja und diese Mauer hat sich um deinen gesamten Geist geschlossen. Aryan hätte dir geschadet, wenn er sie durchbrochen hätte.“ „Tut mir leid“, lächelte sie. „Wenn ich bewusstlos bin und mich nicht selber schützen kann, schützt sich mein gesamter Geist hinter der Mauer. So können die körperlichen Verletzungen nicht meine Seele quälen. Wie geht es den Turteltauben? Yami muss überglücklich sein, ihn wieder zu sehen und so wie er ausgesehen hat...“ „Das interessiert mich doch nicht!“ Überglücklich war kein Ausdruck gewesen. Aber sie war hin und hergerissen zwischen den Schrecken über Anjaanis Zustand und der Freude über Aryans Rückkehr. Die armen Drillinge, wie sehr sie gelitten hatten. Sie hatten nicht aufhören können zu weinen. Yuki hatte es das Herz zerrissen.Inuyasha hatte schon fast Mitleid mit ihren bekommen. „Ich kann´s kaum erwarten sie zu sehen.Yuki muss fast gestorben sein vor Kummer.“ „Vor wegen! Du bleibst im Bett liegen. Und ich hole jetzt Aryan her. Du musst endlich geheilt werden!“ „Es ist mitten in der Nacht, lass ihn in Ruhe!“ Dass sie zu große Angst hatte, allein zu sein, verschwieg sie ihm lieber. Auch wenn es nur für Minuten war. Er zerriss sich innerlich schon genug vor lauter Schuldgefühlen. Er drehte nur den Kopf weg. „Keine Widerworte. Ich bin gleich wieder da.“ „Nein, bleib hier“, rief sie laut, weil sie mit ihrer verletzten Hand nicht nach ihm greifen konnte. Er blieb wie angewurzelt stehen. „Ich brauche dich“, flehte sie leise. „Wenn du weg bist, kommen die Erinnerungen wieder und dann gehen sie nicht mehr. Ich will nicht an seine Hände denken und an seine Lippen. Bitte.“ Verzweifelte Tränen rannen ihr über die Wangen. „Er hat mich berührt und das war so furchtbar! Bitte, lass mich vergessen! Das kannst nur du. Komm zu mir!“ „Du willst in meinen Armen schlafen?“ Der Schock kam mit der Erkenntnis. „Wenn ich meine Energie mit deiner verbinde, verheilen die Verletzungen schneller und wir laugen Aryan nicht aus.“ Dem Argument konnte Inuyasha nichts entgegensetzen. Es war eigentlich kaum vorstellbar, wie zärtlich Inuyasha trotz seiner gewaltigen Kraft sein konnte. Stumm betrachtete sie seinen Körper, als er sich Shirt und Hose auszog. Und als er sich neben sie legte und sie, ohne ihr wehzutun, an seine Brust zog, fühlte sie sich wie im Himmel. Und der Gesang seines Herzschlages wiegte sie in die schönsten Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)