Stumme Tränen von AnaO (Darfst du mich denn lieben, Inuyasha?!) ================================================================================ Kapitel 30: hart und unnachgiebig --------------------------------- Eine Unruhe quälte Yami Higurashi und schien ihr schier die Eingeweide zu zerfressen. Eine Unruhe, wie sie sie noch nie in ihrem Leben verspürt hatte. Sie war verkrampft, nervös und so langsam kam die Angst hinzu. Sie sah Aryan an und Kälte erfasste sie. Aryan hatte den Blick auf die Straße gerichtet, tief in eigenen Gedanken versunken. Normalerweise hätte er sofort bemerkt, was mit ihr nicht stimmte, doch er schien keinen Atemzug für sie verschwenden zu wollen. Aryan war nicht angespannt, nicht nervös, Yami neben ihm schien ihm nur völlig egal zu sein. Er war auch nicht unfreundlich, nein, aber die Wärme fehlte, diese Zärtlichkeit, die ihr zeigte, dass sie für ihn etwas Besonderes war. Er schien abgelenkt, war kühl, abweisend. Sie war heute Morgen in einem leeren Bett aufgewacht, beim Frühstück glänzte er auch durch Abwesenheit. Als er endlich erschienen war, hatte er ihr keinen Kuss gegeben, keine Berührung, nicht einmal ein richtiger Blick. Was war nur los? Jetzt saß sie neben ihm im Fiat der Drillinge und hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie hinfuhren. Er war wortkarg und sie hatte keine Lust, gegen eine Wand zu reden. Sie hoffte nur inständig, dass er eine Überraschung geplant hatte. Das würde sein Verhalten erklären. Doch ihr Magen schmerzte, als würde er gerade von Säure zerfressen werden. Etwas stimmte nicht und es machte ihr wahnsinnige Angst. Und die Panik brach schlagartig aus, als sie erkannte, wo Aryan ihren Wagen parkte. Nein! Oh nein! Bitte lass es nicht das sein, was sie vermutete! Stocksteif waren ihre Gelenke, als er darauf wartete, dass sie ebenfalls ausstieg. Sie stellte sich neben ihn und er machte keine Anstalten, ihre Hand zu nehmen. Nie war er ihr so fremd vorgekommen. Sie sah noch einmal nach. Es war sein Gesicht, seine grünen Augen, doch all die Liebe fehlte. "Dein Gepäck ist schon in deinem alten Zimmer", sprach er endlich und deutete auf das Haus ihrer Eltern. Wie bitte? Hatte sie sich verhört? Er sah sie an. Er sah sie an, als sehe er irgendeine Frau. Sie war so entsetzt, dass sie kein Wort herausbrachte. Warum brachte er sie hierher? "Ich muss für zwei Wochen weg." Es waren fremde Worte. Sie verstand sie nicht. "Warum? Warum muss ich dann hierher?" Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie presste die Frage mit Mühe heraus. Sie spürte das unangenehme Brennen von Tränen in ihren Augen. "Unser Urlaub fällt aus, weil…" Sie hörte ihm nicht mehr zu, sah, wie sich sein Mund bewegte, doch in ihren Ohren rauschte es laut. Und die Erkenntnis schlug ein wie ein Blitz, zerriss ihr Inneres grausam. Es zwang sie vor Schmerz fast nieder. Aryan sah sie nicht an. Sie ging Retour. Er gab sie zurück. Er wollte sie nicht mehr. "Warum schickst du mich zu ihnen zurück?" Die Eiseskälte lähmte sie. "Weil ich dich nicht mehr will." Klar, nüchtern, als wäre es eine Nebensächlichkeit. Und es zertrümmerte Yamis Welt. Jetzt hielt sie dem Schmerz nicht mehr stand, er zwang sie in die Knie. Verzweifelt streckte sie die Hand nach ihm aus. Er war so nah und doch unerreichbar. "Du bist nicht, was ich mir gewünscht hatte", erklärte er entschuldigend. "Und jetzt wirfst du mich weg?" Schluchzer erschütterten ihre Worte. Ihr Herz zerfetzte, sie bekam kaum noch Luft. "Entschuldige", zuckte er mit den Achseln. "Ich fühle mich bei ihr wohler." "Aber sie… sie sieht nur einen Bruder in dir… und… u-und…" Der Schmerz raubte ihr beinahe den Verstand. "Sie ist besser als du. Sie ist der bessere Mensch." So einfach war das. "Nein!", schrie sie, als er sich abwandte. "Warum bringst du mich zurück, wie eine kaputte Ware? Sie wollen mich doch nicht!" Ein letzter Blick traf sie, voll Gleichgültigkeit. "Sie wollen dich auch nicht. Niemand will dich. Mach dir mal Gedanken, warum das so ist." Er wandte sich ab, stieg in das Auto und sie sah zu, wie er fortfuhr. Aryan war weg. Es schüttelte sie so stark, dass sie aus dem Alptraum erwachte. In Tränen aufgelöst lag Yami zusammengekrümmt in ihrem Bett. Instinktiv tastete ihre Hand neben sich. Leere. Allein. Kein Aryan. Er hatte sie tatsächlich verlassen. Sie schrie auf, versuchte ihren Schmerz im Kissen zu ersticken. Der Schmerz tobte und zerriss ihre Brust und sie meinte, es keine Sekunde länger auszuhalten. "Yami! Mein Gott, was ist los?" Starke Hände griffen nach ihr. Wärme versuchte den Schmerz, das Grauen zu vertreiben. "Inuyasha… Inuyasha, ich… i-ich…" "Inuyasha?", fragte die Stimme verständnislos. "Verwechselst du mich jetzt wirklich mit ihm?" "A- Aryan?" Er war da?! Mit einem Ruck richtete sie sich auf. Aryans Augen wurden besorgt. "Du lieber Himmel, mein Herz, was ist denn mit dir los?" "W-weg… du warst weg…" "Ich hatte Durst. Ich war nur kurz in der Küche." Das war zu viel. Yami brach in erneuten Tränen zusammen. Er barg sie in seinen Armen. Gott, er war da! Seine Nähe, seine Stärke, sein Duft, seine Wärme, seine Haut… oh Gott! Oh Gott im Himmel! Aryan! Sacht tastete Aryans Geist an ihren und sie öffnete sich, schwach und gebrochen. Sie wusste, er sah sich ihren Alptraum an, der sie so tief entsetzt hatte. Und plötzlich schämte sie sich. Es war lächerlich im Vergleich zu dem, was er träumte. Aryan sah das aber nicht so. "Das ist ja furchtbar." Seine Stimme klang gequält. Er drückte sie fester an sich. "Das würde ich niemals tun, Prinzessin. Das wird niemals geschehen. Ich liebe dich doch über alles." "A- Aani", schniefte sie leise. "Ist sie der bessere Mensch?" "Das weiß ich nicht, das kann ich dir nicht sagen." Sie verkrampfte sich. "Also doch… sie ist besser für dich." "Nein, das ist nicht wahr", widersprach er entschieden. "Für mich bist du die Beste. Du bist perfekt. Glaubst du, ich bin so blöd und gebe dich jemals auf? Es war ein schrecklicher Traum, aber du weißt, dass er niemals wahr wird." "Aani hat gesagt…" "Ich weiß, was sie gesagt hat." Und tief im Inneren versteckte er seine eigene Angst. "Ich liebe dich", flüsterte er und legte sich mit ihr zurück ins Bett. Sie klammerte sich an ihn, das Gesicht fest an sein Herz gepresst. "Ich habe auch Angst, dich zu verlieren, sehr große Angst. Liebe macht verwundbar, aber auch stark." "I- ich bin nicht stark", stotterte sie leise. "Ich habe solche Angst vor einem Leben ohne dich." "Ich auch", gab er zu. "Ich hatte nie solche Angst vor etwas. Aber ich kann dir meine Schwäche zeigen, damit du mich stark machst." "Zusammen stark", murmelte sie. "Weil wir alleine nicht mehr vollständig sind." "Und Aanis Vorhersehung?" "Wir sind stärker als das Schicksal." "Was ist denn hier passiert?", wunderte sich Yoko, als sie in die Frühstücksrunde blickte. Statt dem üblichen Gekuschel, Geturtel und Gekicher empfing sie drückende Stille. "Es kann doch nicht sein, dass ich die einzig fröhliche hier bin?" Niemand beachtete sie. "Dass Inuyasha Mist baut, ist schon die Regel", fuhr sie fort und deutete dann auf ihre ältere Schwester. "Aber was ist mit Bonnie und Clyde los?" "Ich warte auf Aryan", antwortete Yuichi knapp und kühl. Yoko hob die Brauen. In diesem Gemütszustand war er kaum von seinem älteren Halbbruder zu unterscheiden. "Wieso? Soll er euren Schreibtisch fertig bauen?" "Nein", knurrte er genervt. "Er soll seine Arbeit tun und dafür sorgen, dass der Bastard, der Yuki töten will, keine Gelegenheit dazu hat!" Yoko sah Yuki auffordernd an. "Er hat in meinem Handy rumgeschnüffelt. Eigentlich müsste ich sauer sein." Yuichis Gesicht war ungewohnt finster. "Du brauchst ein besseres Passwort." "Er hat dein Passwort geknackt?" "War sehr schwer. Welches ist dein Passwort, Yoko?" Mit dieser Laune gefiel er Yoko gar nicht. "Mein Passwort sind die Ziffern aus Zumas Geburtsdatum", antwortete der rote Drilling und grinste dann. "Wirklich? Oh, welch unerwartete Gefühlsduselei von unserer Mademoiselle Steinhart." "Den Fehler mache ich nicht mehr. Ich habe es schon in sein Sterbedatum geändert." "Das wird dir nix nützen, wenn er dich vorher umbringt!" "Wer denn? Warum sagst du mir nicht, was los ist?" "Nachher, Yoko. Ich will zuerst mit Aryan reden." Yoko winkte unwirsch an. "Es bringt dich nicht um, es mir schnell zu verraten." Yuichi verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg eisern. Bemerkenswert, wie viel der sonst so guten Stimmung in der Truppe, allein ihm zu verdanken war. Die Tür öffnete sich endlich, doch auch von Aryan schien sich Ausgelassenheit und Frohsinn fern zu halten. Yami schmiegte sich bedrückt an ihn. "Heute herrscht wohl eitel Sonnenschein", bemerkte der General kurz, fixierte dann Anjaani und setzte sich an seinen Platz, ohne sie, wie vorher üblich, zu umarmen. "Aurora, wir müssen uns unterhalten." "Non, erst müssen wir uns unterhalten." Aryan wandte sich ihm überrascht zu. "Wo steckt Lukas Mooser zu Zeit?" Yuichi kam gleich auf den Punkt. "In Haft. Wieso?" "Wie kann er Yuki dann Morddrohungen schicken?" Alle wandten sich ihm erschrocken zu. "Ich versichere dir, er persönlich wäre dazu nicht in der Lage." "Dann ist das hier wohl nur ein schlechter Scherz?" Er reichte ihm Yukis Handy und Aryan runzelte die Stirn. Yoko und Yami beugten sich über das Display. "Ja, das ist von Lukas. Er hat sie als einziger Häsle genannt." "Die Nachricht ist eine Woche alt, wieso hast du mir nichts gesagt?" Yuki war wie Yami, sie gab nicht klein bei, ließ sich nicht verunsichern und erst recht keine Schuldgefühle einreden. "Weil ich es verdrängt habe", sagte sie ihm offen und ehrlich ins Gesicht. "Wir waren am See und ich wollte mir den Tag nicht ruinieren. Danach hatte ich genug Ärger und Chaos mit Yuichi und über das Wochenende hatte ich anderes im Kopf. Ist es den ernst?" "Es ist eine direkte Morddrohung", stellte Aryan klar und unbewusst drückte er Yamis Hand. "Ich glaube, dass es nur ein schlechter Scherz ist, denn Lukas ist weggesperrt und das wird sich in nächster Zeit nicht ändern." "Bist du dir sicher?" "Niemand trotzt meinem Befehl." Das glaubte man ihm blind. "Kann er auch nicht auf Bewährung freikommen?", wunderte sich Anjaani. "Hat er wirklich keine Chance? Du bist doch sonst nicht so eiskalt." Jetzt seufzte Aryan und lehnte sich zurück. "Ich habe in seinem Gedächtnis gesehen, was sich ereignet hat. Was sich vor mir abgespielt hat, war eigentlich nichts Fremdes für mich, brutale Gewaltausübung an einer unschuldigen Frau." "Aber ich war nicht von Yami zu unterscheiden", erkannte Yuki. "Nein, rein gar nicht", gab Aryan zu. "Als hätte er das Yami angetan. Als hätte sie unter ihm um ihr Leben gekämpft… Das hat es bedeutend schlimmer gemacht. Ihr könnt sicher gehen, dass Lukas aus dem Verkehr gezogen ist. Er ist nicht einmal in diesem Land." "Du hast ihn ausquartiert?" "Ich hätte ihm lieber die Seele aus dem Leib gerissen", sah Aryan Yuichi an. "Du kannst so froh sein, nicht gesehen zu haben, was er mit Yuki gemacht hat. Einen winzigen Moment lang habe ich es bereut, dass ich dir nicht die Rache an ihm gegönnt habe. Aber dafür hat er nicht einmal einen Prozess bekommen. Ich wollte nicht, dass Yuki ihm noch einmal in die Augen sehen muss. Und ich wollte ihn weit weg von euch haben. Reicht dir das als Antwort?" "Und woher kommt dann diese SMS?" "Von ihm. Ich vermute mal, bevor man ihm alle Habseligkeiten entwendet hat. Yuki ist sicher, mach dir keine Sorgen. Wie lief es mit Romeo?" Yuichi missfiel es, so abrupt abserviert zu werden, doch er wollte sich nicht mit Aryan anlegen. Yoko dafür, die jetzt an der Reihe war, erstrahlte. Heute hatte sie mal die gute Laune. "Er hat mir den Zauber der Nacht gezeigt. Es war schöner als jeder Traum." "Offensichtlich", schnaufte Inuyasha. "Er hat sich bei Morgengrauen aus deiner Wohnung geschlichen." Alle Augenpaare wurden kugelrund. "Du hast doch nicht jetzt schon die Beine breit gemacht?!", entsetzten sich ihre Schwestern. Yoko kniff wütend die Augen zusammen. "Natürlich nicht! Wir sind einfach eingeschlafen. Die Nacht war lang." "Habt ihr euch unterhalten?", fragte Inuyasha. "Er hat mir tausend Fragen über mich gestellt", bestätigte sie. "Das ist etwas Gutes?", vermutete Yuichi daraufhin. "Das ist etwas sehr Gutes. Gut gemacht, Nervenzwerg." "Meinst du, er zappelt noch?", fragte Aryan Inuyasha. "Nein, der zappelt nicht mehr. Der ist rettungslos ins Netz gegangen." Er sah Yoko ernst an. "Wenn er heute Abend wieder kommt, um dir von sich zu erzählen, kannst du todsicher gehen, dass du gewonnen hast." "Wie soll ich mich denn weiter verhalten?" "Ganz genau so, wie bisher. Ändere nichts an deiner Taktik, das wird er merken. Offensichtlich mag er dich wirklich so, wie du bist." "Danke, Inuyasha, ich habe schon auf den Blumenstrauß gewartet." Inuyasha lächelte sie an, aber warm, sanft. Yoko schoss Röte in die Wangen, sie blinzelte hektisch. "Was machst du da? Inu…, lass das." "Was?" "Du Weiberheld." Und an ihrer Stimme hörte er, dass sie ihn an der Nase herumführte. "Du bist wirklich gut", lobte er. "Ich habe doch gesagt, ihr Nervensägen wärt perfekt einem Mann die Seele zur rauben, durchtrieben, verdorben und falsch." "Das hast du gut erkannt", lächelte Yoko kalt. "Einen besseren Berater als dich, kann es da nicht geben. Wer ist wohl geeigneter, als jemand, dessen Lebensinhalt darin besteht, hoffnungsvolle Frauen auszunutzen und gebrochen liegen zu lassen?" Die Stimmung änderte sich schlagartig. So kalt Yokos Ausstrahlung gerade war, so heiß brannte Inuyashas Wut. "Was weißt du über mich? Rein gar nichts!" "Ich weiß, was ich sehe", gab sie ungerührt zurück. Während Yuki sich raushielt, war Yami aber auf ihrer Seite. "Was du mit Aani machst ist nichts anderes als ausnutzen, benutzen und verletzen." Eine winzige Spur Unsicherheit flog über sein Gesicht. Er zitterte vor Zorn, war aber sprachlos in seiner Hilflosigkeit. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen. "Gut", knurrte er. "Ich gehe. Dann bleibt ihr hier und macht sie glücklich." "Setzt dich wieder hin, Blödmann", warf Yuki überraschend zu seiner Verteidigung ein. "Er ist der einzige Grund, dass Aani lieber lebt, als tot ist. Er macht sie glücklicher, als wir das je könnten. Als wärt ihr beiden perfekt!" Sie deutete auf Yami. "Wie viele gebrochene Herzen hast du zu verschulden? Und du spielst mit den Hoffnungen, Träumen und der Zukunft eines blind verliebten Vampirs." Aller Augen waren auf Yuki gerichtet. "Niemand versucht sich in seine Lage zu versetzen. Natürlich ist er ein unsensibler Arsch, aber kein Mensch ist makellos!" "Außer-", setzte Yami an. "Nicht einmal Aryan!", widersprach Yuki hart. "Niemand ist makellos! Es gibt für dich persönlich den perfekten Gegenpart, ja, aber auch nur, weil du die Fehler akzeptierst. Yuichi akzeptiert all meine Macken und Aani liebt Inuyasha mit all seinen Stärken und Schwächen. Lasst ihn endlich in Ruhe! Mir geht es wirklich auf den Geist. Hört auf ihm vorzuwerfen, dass er keine romantischen Gefühle für Aani hat. Das ist nicht fair! Außerdem will Aani nicht, dass er geht, seht das endlich ein! Du willst doch gar nicht gehen, oder?" Er war verdattert und brauchte kurz, um zu antworten "Nein, natürlich nicht. Das weißt du doch. Anjaani ist meine beste Freundin." Anjaani erstrahlte. "Sie ist mir wichtig und ich brauche sie", fixierte er die Schwestern hart. "Mischt euch nicht ein, solange Anjaani mich bei sich haben will. Ich gehe, wenn sie es verlangt." "Irgendwann wird es auch ihr reichen, dass du nur nimmst, aber nie gibst", drohte Yami. Inuyasha erhob sich von seinem Platz. "Du hast nur Angst, weil Aryan bald die Nase voll von dir haben wird!" Es geschah so schnell, dass nicht einmal der General einschreiten konnte. Yamis Stuhl flog krachend um. Gleichzeitig das unverkennbare Geräusch von brechenden Knochen und Inuyashas Schmerzensschrei. "Saajan!" Anjaani stürzte zu ihm. Blut tropfte zwischen seinen Fingern hindurch aus seiner Nase. Yami setzte sich wieder und aß arglos ihr Frühstück weiter. Yuichi rückte seinen Stuhl sicherheitshalber ein Stück weg von ihr. "Das war ein Volltreffer", murmelte Anjaani, während sie sich des Verletzten annahm. "Halt still, Saajan, ich lass den Bruch zusammenwachsen." Er selber funkelte den jüngsten Drilling böse an, während Anjaani ihm das Blut aus dem Gesicht wischte. "Scheiße, tat das weh", knurrte er unwirsch. "Du hättest die Klappe halten sollen", gluckste Yuki. Die Drillinge waren amüsiert. "Es bringt gar nichts, dich zu verteidigen. Aber sei froh, dass sie mit links zugeschlagen hat." "Beim nächsten Mal schlage ich mit rechts zu", versicherte Yami lieblich lächelnd. "Schau mich nicht an", wehrte Aryan ernst ab, als Inuyashas Blick ihn traf. "Das ist eine Sache zwischen euch. Du musst damit rechnen, dass sie dir weh tun wird, wenn du sie verletzt. Das ging tief unter die Gürtellinie." "Die war nicht netter", maulte er. "Sie war netter, als ich es gewesen wäre", versicherte ihm Aryan. Seine Stimme war zwar immer noch ruhig, doch jetzt merkten alle an seinen Augen, dass er wütend war. Inuyasha überkam eine Gänsehaut. "Sei froh, dass sie schneller reagiert hat als ich. Und lass ab jetzt bitte die Kommentare über unsere Beziehung." Inuyashas Körper spannte sich an. Anjaanis Hände schmiegten sich um seinen Oberarm. Es war eine stumme Bitte nachzugeben und niemals wäre er dem nachgegangen… Aber es war Anjaani. Hatte sie ihn gezähmt? "Physisch unterlegen", sagte Aryan zu ihm. "Aber in Wahrheit haben sie die Macht." Auch Yuichi schien seine Gedanken erraten zu haben. "Das ist eine Tatsache mit der wir leben müssen. Mit ihnen sind wir nur stärker." "Und glücklicher." "Wer ist physisch unterlegen?", plusterten sich die Drillinge auf. Yuichi rollte mit den Augen. "Habt ihr auch den Rest mitbekommen?" "Du hältst dich wirklich für den Stärkeren?" Etwas in Yukis Stimme riet definitiv dazu zu verneinen. Die Drillinge hatten sich drohend von ihren Stühlen erhoben. "Körperlich bin nun mal-" Aryans hastiges Kopfschütteln brachte ihn dazu, sich zu unterbrechen und er geriet ins Schwitzen, denn Wut machte sich in allen drei Gesichtern breit. "Ich… ähm…" Inuyasha schien auch keinen Rat zu haben. "Ich… ich hab doch nix gesagt. Ähm… Aryan! Aryan hat gesagt, ihr seid körperlich schwächer." Aryan zuckte zusammen. "Anatomisch gesehen-" "Was?!" Der arme Aryan wurde eingekesselt, wusste nicht, wohin er schauen konnte. "Ich meine nur, dass der Männerkörper dem Frauenkörper überlegen ist und-" "Du fühlst dich mir überlegen?", zischte Yami mit einer Stimme, dass sich Aryans Nackenhaare aufstellten. "Überlegenheit ist Ansichtssache…" Selbst der General wurde nervös. "Du meinst eine Sache der Perspektive", korrigierte ihn Yoko grob. "Welcher Perspektive?" Yamis Stimme schien aus den schlimmsten, düstersten Alpträumen zu stammen. Anjaani presste sich unbewusst an Inuyasha. "Also lügst du mich an, wenn du von Gleichwertigkeit sprichst? Du bist der Starke, ich die Schwache." Aryan hielt den Mund. Er würde sich nur noch mehr in den Schlamassel reiten. Aber keine Antwort war auch eine Antwort. "Worin bist du mir überlegen?" "Prinzessin, bitte, ich möchte nicht streiten." "Ich gebe nicht nach, bis ich nicht eine Antwort bekomme." Er seufzte laut. "Ich bin standhafter und lasse mich nicht so leicht erweichen. Aber du…" "Yoko-Neko, soll ich heute deinen Spanischkurs übernehmen, oder nicht", würgte sie ihr Gedankengespräch ab. "Wäre es gut, wenn Romeo ihr begegnet?", wandte Yoko sich an den Hunde-Hanyou. "Was? Nein", mischte Aryan sich ein. "Doch, dann wissen wir, ob er sich nur von deiner Erscheinung blenden lässt." "Ich werde ihn schon nicht anmachen", versicherte Yami. "Weil du ihm nicht begegnen wirst, Prinzessin." "Er sitzt immer ganz hinten. Du wirst ihn sofort erkennen. Halte dich nicht zu lange auf. Ich brauche dich bis 13 Uhr am Set." Aryan wurde komplett ignoriert. "Bis 12", widersprach Yami. "Ich habe nebenher auch einen richtigen Job. Muss ich mich umziehen?" Etwas trat in die Augen der Drillinge. "Wie rennt ihr denn in der Schule rum?", meldete sich jetzt Yuichi misstrauisch. "Der Situation entsprechend", summte Yuki. "Unsere Kurse sind sehr gut besucht." "Ich weiß, wie ihr an eurem Geburtstag angezogen wart." Wer würde das je vergessen können! "In der Schule sind sie vergleichsweise wie Nonnen angezogen", lächelte Anjaani und das beruhigte sowohl Yuichi als auch Aryan. Anjaani hatte aber auch keine Ahnung von männlichen, sexuellen Fantasien und wie reizvoll eine Lehrerin sein konnte. "Ich geh mich umziehen", erhob sich Yami von ihrem Platz. "Bis heute Abend, mein Starker", drückte sie Aryan einen schnellen Kuss auf die Stirn und verschwand. Yuki hinterher, doch diese verabschiedete sich viel herzlicher von ihrem Freund. "Ich habe ein schlechtes Gefühl", murmelte Aryan den Schwestern nach. "Ich an deiner Stelle hätte Angst." "Sehr hilfreich", beschwerte sich der General beim Japaner. Aber was auch kommen würde, dem war er gewachsen. Hatte er geglaubt. Aryan schloss kurz darauf die Wohnungstür, ein Notfall trieb ihn jetzt zur Eile und er stürmte das Treppenhaus hinunter. "Sanam?", säuselte es an seiner Wohnung. Er stoppte abrupt. "Sanam, komm zu mir." Diese Stimme war sein sicherer Untergang. "Prinzessin, ich habe es leider ei…lig… ich…" Die Worte erstarben ihm auf der Zunge, als er sie ansah. Wie sie da in der Türe lehnte, die Augen lockend, der kurvige Körper einladend. So zog sie sich für die Sprachkurse an? Sein Körper reagierte augenblicklich auf diesen Anblick. Er war verboten und er sprach alle seine Sinne an. Das sexuelle Sinnbild einer Lehrerin. Von den hohen Schuhen, über die enge Bluse bis zu den hochgesteckten Haaren. Sein Verstand war wie ausgelöscht. "Ich brauche deine Hilfe, Sanam", raunte sie. "Aber, ich muss…" "Komm schnell rein." Aryan trotzte sämtlichen Flüchen, Zaubern, Verwünschungen. Tag für Tag. Doch dieser Magie war er unterlegen. "Yuki…", begann er. "Wartet im Auto auf mich", hauchte sie und zog ihn mit sich. Er konnte die Augen nicht von ihr nehmen, nicht einmal blinzeln. Sie bugsierte ihn zum Sessel, setzte einen Fuß auf seinem Schenkel ab und raffte ihren knielangen, sehr engen Rock. Unterm Rock blitzte die schwarze Spitze ihrer Strümpfe hervor. Aryan schluckte. "Ich kann den Strumpf nicht einhaken, er steckt fest. Danach kannst du gehen." Die Hitze war kaum auszuhalten, seine Hand zitterte sogar leicht, als er ihren Schenkel hinaufstrich, um den Strumpf festzuhaken. Seine Finger kribbelten an dem Stück nackter, seidiger Haut. Yami unterdrückte ein Seufzen. Ihr Atem verschnellerte sich. Ihre hellen Augen glühten unter den halb geöffneten Lidern. "Die andere Seite bitte auch." Aryan war wehrlos. Er verbrannte innerlich und konnte rein gar nichts dagegen machen. Aber er musste doch los. Sie nahm seine Hand. "Der Haken ist weiter oben." Wie ein Blitz durchfuhr es ihn. Sie trug keine Unterwäsche. "Du schwitzt, Sanam", flüsterte sie. "Ist dir heiß?" Ihr betörender Körper schmiegte sich an seinen. "Du hast auch definitiv zu viel an." Und ihre Lippen gaben ihm den Rest. Verbrannten ihn und er hatte keine Kraft zu widerstehen. Ihr heißer Mund an seinen Bauchmuskeln und… tiefer. "Oh mein Gott!", keuchte er laut auf. Der Gottesanbeter war das sichere Verderben jedes Mannes. Und Yami war gnadenlos. Er bäumte sich auf. Doch die urwüchsigen Laute, die er hervorbrachte, waren alles andere als ein Protest. "Wehr dich, starker Mann", quälte ihn ihr Mund. Er konnte es nicht. Er war verloren. Und sie war die einzige Erlösung. "Bitte", stöhnte er, riss sie an sich, an seine gierigen Lippen. Gott, sie war der Himmel! Das Paradies! "Du bettelst, Liebster?" Sie drückte sich fester an ihn. Ihre Glut rieb am ihm. Aryan presste die Zähne zusammen. Ja verdammt, er bettelte! "Der Starke bettelt", raunte sie in sein Ohr, senkte sie Hüfte auf ihn herab, Millimeter davor, mit ihm zu verschmelzen. "Aber die Schwache hat leider keine Zeit." Was?! Ehe er reagieren konnte, hatte sie sich erhoben und war verschwunden. Wie mit Eiswasser begossen, blieb er zurück. "Alles ok?", sorgte sich Yuki, die im Auto auf sie wartete. "Du siehst aus, als würdest du gleich verbrennen." "Mir geht es gut. " Doch sie würde lange brauchen, ihren Körper unter Kontrolle zu bringen. Eine Tatsache jedoch war es wert, es nicht zu Ende gebracht zu haben. "Aryan wir nie wieder behaupten, dass ich die Schwache bin." "Beherrsch dich mal, du Schwächling", beschwerte sich Yoko. "Du kommst auch mal eine Stunde ohne Yuki aus." "Ich will aber nicht", jammerte Yuichi. "Herrgott, was ist denn heute mit euch allen los!" "Wie sich die Angestellten benehmen, sagt viel über deren Vorgesetzten aus, findest du nicht?" Yoko wandte sich Zuma zu und als sie ihn ansah, fiel der genervte Ausdruck aus ihrem Gesicht. Sie lächelte. Warm, lieblich. Seit einer Ewigkeit. Sie wirkte gelöst und glücklich. "Deshalb wollte ich ja auch dich dabeihaben. Auf dich kann ich mich wenigstens verlassen. Dankeschön." Zuma starrte ihr hinterher. Was, bitteschön, war das eben gewesen? Yuichi war es, der seinen Gedanken laut aussprach. "Sie hat mit dir abgeschlossen." Sie hat… was?! "Da gibt es nichts zum Abschließen!" Yuichis Stirn hob sich spöttisch. Sie waren genau auf Augenhöhe. "Ich erkenne, wenn die Drillinge lügen. Da kannst du mir erst recht nichts vormachen. Amateur." "Weil du mich so gut kennst!" "Non, aber ich kenne mein kleines Kätzchen. Sie hat dich losgelassen und ist endlich wieder glücklich. Was vielleicht daran liegen mag, dass ein gewisser Vampir die ganze letzte Nacht bei ihr gewesen war." "Geh endlich an deine Arbeit!" Yuichi lachte sich ins Fäustchen. Der Tag verlief besser, als er begonnen hatte. Fröhlich zog er sich in seiner Garderobe um, wurde zu Romeo. Mit einer gewissen Änderung. So oft hatte er sich eine Perücke aufgesetzt, dass er die Hilfe einer Maskenbildnerin nicht brauchte. Neugierig kramte er in der Kiste herum, die er aus der Maske mitgenommen hatte. Yoko wollte braune Haare für die Szene, in der Romeo sich verkleidete. Also musste eine Perücke her. Hm, wie würde er wohl als Rothaariger aussehen? Doch dann stach ihm etwas ins Auge. Etwas seidiges, goldblondes. Der Schnitt glich haargenau der Frisur seines Halbbruders. Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Doch Zumas Augen waren nicht blau. Das zerstörte das Gesamtbild. Er brauchte grau getönte Kontaktlinsen. Die fand er auch. Yuki würde das nicht gefallen, sie liebte seine Augen. Aber wie würde Yoko darauf reagieren? Wenn er jetzt nur noch an seiner Mimik arbeitete, ernst, streng, kalt… Ihn selber überlief ein Schauer, als er in den Spiegel sah. Er wusste zwar, dass er nach seinem leiblichen Vater kam… aber diese Ähnlichkeit zu seinem Halbbruder war richtig unheimlich. Jetzt verstand er, wie die Drillinge sich fühlen mussten. Er starrte sein Spiegelbild an. Das hätte Zuma sein können. Nur, dass Zumas Augen ein bisschen heller waren. Aber nur ein wenig. Stark genug, dass es seiner eigenen Freundin auffallen würde? Er selber konnte kaum glauben, dass das nicht Zuma war. Yuki jedoch hatte einen sehr ausgeprägten Sinn für Farben. Und das Romeo-Kostüm würde ihn sofort verraten. Wie passend, dass er heute zufällig ein rotes T-Shirt angezogen hatte, genau wie sein Bruder. Showtime! "Zuma-sama", wurde er im Flur sofort von einem Assistenten angesprochen. "Ja", erwiderte er knapp, auf Zumas kühle, beherrschte Art. "Yuki ist gerade gekommen." "Aus der Volkshochschule?" "Oh ja. Ich sollte dringend mein Französisch verbessern..." Yuichi hob eine Augenbraue. "Ähm… ja, sie sucht Sie. Ich soll Sie sofort zu ihr schicken, wenn ich Sie sehe." Ihm gefielen weder Tonfall noch Gesichtsausdruck des Kerls, wenn er von Yuki sprach. "Und wo finde ich sie?" "In der Maske. Jedenfalls war sie da gerade noch." Mit einem knappen Nicken stolzierte er an ihm vorbei. Seinen Bruder zu spielen war wirklich nicht schwer. Er konnte seine Stimme auf fast dieselbe Tonlage verstellen, auch der geschmeidige Gang war kein Problem. Mal sehen, wie Yuki reagieren würde. Yuki würde den Unterschied nicht bemerken, wenn er ihr nicht in die Augen sah. Zuma selber mied Yukis Augen. Vermutlich weil sie ihn nicht kalt ließ mit ihrer enormen Ähnlichkeit zu Yoko. Sie war tatsächlich in der Maske. Und hatte sich anscheinend gerade umgezogen, weil sie sich die Haare aus dem Ausschnitt ihres hübschen hellblauen Kleides zog, als er eintrat. "Guten Morgen, Zuma", richtete sie sich auf und blinzelte kurz, als sie ihn ansah. Oh nein, sie hatte ihn doch nicht etwa schon erkannt? "Alles in Ordnung?", runzelte er verwirrt die Stirn. "Ich habe gehört, wir hätten was zu besprechen." Einen winzigen, halben Atemzug lang zögerte sie. "Ja, ich brauche nicht lange", lächelte sie. "Setz dich, ich habe ein Anliegen, das dir vielleicht etwas unangenehm sein könnte." Er setzte sich und seine Verwirrung wuchs, als sie wortlos die Türe abschloss. "Und was soll das bitte werden?" Der Schlüssel verschwand in ihrem prallen Ausschnitt. "Ich schneide dir nur den Fluchtweg ab." Ihre Stimme war weicher geworden, fast schon sinnlich. Sie trat an ihn heran, blickte auf ihn herab. Er durfte nicht zeigen, dass sie sein Blut in Wallung brachte. Warum war sie so verführerisch? Was hatte sie vor? "Sag, was du zu sagen hast." Er war Zuma. Und Zuma hätte so abweisend reagiert, Yuichi nämlich hätte sich längst auf sie gestürzt. "Yoko spielt mit dem Gedanken, dir mehr zu bieten, als die Rolle des Choreographen." "Aha." "Was hältst du davon, das Double von Yuichi zu sein?" Was? Wie bitte? "Yoko scheint vergessen zu haben, dass ich nicht ihr Laufbursche bin und noch einem richtigen Beruf nebenher nachgehe. Außerdem, warum sollte ich Yamadas Hampelmann spielen?" Ja, er war wirklich gut als sein Bruder. "Das warum versteht sich von selbst. Eure Gesichter…" Er schnaubte und Yuki lachte auf, weich und sinnlich. Merde, sein Blut kochte! "Ihr habt die gleichen Gesichtszüge, den Altersunterschied sieht man kaum. Und scheinbar stimmen eure Maße auch überein." Ihr Kennerblick glitt an ihm hinab, blieb kurz an einer bestimmten Stelle ruhen. "Naja, fast." Was sollte das denn bitte bedeuten?! "Ich verstehe, warum Yoko so an dir hängt, trotz deines miesen Charakters." Yuichi hatte es die Sprache verschlagen. Machte sie ihn etwa gerade als Zuma an? "Ganz als Romeo können wir dich nicht besetzen, dafür hat Yui-kun eine zu schöne Stimme. Aber du wärst ein authentischeres Double als das Jetzige. Du wärst perfekt." Sie trat näher an ihn ran, griff nach seinem Kragen und zog ihn hoch. In ihren Augen brannte das Feuer und schürte seines nur noch mehr. Ihre Hand fuhr in den Ausschnitt seines Hemdes, seine Brustmuskeln entlang. "Du bist beherrschter als Yuichi, professioneller…" Seine grauen Augen weiteten sich. Halt, was ging hier vor? Yuki hatte nun definitiv etwas lockendes, unwiderstehliches und es machte ihn schwach. Er wurde ganz starr, als sie die Arme um seinen Nacken schlang und sich an ihn presste. Ihre Stimme fuhr ihm direkt in den Unterleib. "Du bist reifer als er und irgendwie macht mich das heiß." Das Feuer ihres Kusses überrumpelte ihn. Heißkalt überkam es ihn. Was zur Hölle tat sie da?! Er wollte sie weg schieben, doch sie umklammerte ihn und ihr Kuss wurde so intensiv, dass es ihn um den Verstand brachte. Und dann dachte er an nichts mehr und versank in diesem Strudel der reißenden Lust. Er drückte sie auf den Tisch, ihre Beine umschlangen seine Hüfte. Beide waren überwältigt. Sie bäumte sich keuchend auf, als seine Finger in ihrer glühenden Hitze verschwanden. Heiß, feucht und so eng… Seine Lippen an ihrer zarten Haut… Gott, diese weichen, prallen Brüste! Ihr heiseres Stöhnen war sein Untergang. "Yuki… oh!" Ihre Hand verschwand in seiner Hose. Oh, Himmel! "Jetzt", verlangte sie glühend. "Alles, was du willst", schwor er. "Ja bitte, Zuma!" Er erstarrte zu Eis. Brutal ins Hier und Jetzt zurückgeworfen. Yuki lag willig unter ihm, voll Verlangen und er war einfach nur entsetzt. Sprachlos vor Erschütterung starrte er sie an. "Du wirst es bereuen, wenn du dich mit mir anlegst, Yamada", flüsterte sie drohend. Er blinzelte, versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. "Vergessen, wer du bist?" "Du hast mich erkannt?!" Sie knurrte zornig. "Wie kommst du überhaupt drauf, dass du mich täuschen könntest?" "Wie hast du mich erkannt?" Sollte er jetzt enttäuscht oder erleichtert sein? Definitiv mehr erleichtert! Sie schob ihn von sich und baute sich mit leicht zitternden Knien vor ihm auf. Ihre Stimme war so kalt wie ihr Gesichtsausdruck. Sie war unheimlich wütend. "Yuichi, ich kenne dein Gesicht in und auswendig! Und ich kenne die feinen Unterschiede zu deinem Bruder. Übrigens ist das nicht mal annähernd Zumas Augenfarbe. Und wenn du wirklich er sein willst, müssen wir deiner Haut einen warmen Unterton verpassen", erklärte sie und griff nach dem getönten Puder. "Du hast einen kühlen, rosanen Hautton, während Zumas eher warm und gelblich ist. Und der echte Zuma starrt mir nie auf die Brüste!" "Und jetzt die Antwort, die ich hören möchte", befahl er beleidigt. "Was? Was willst du hören? Dass mein Herz in seiner Nähe nicht verrücktspielt", grollte sie, ohne ihn anzusehen, während sie etwas grob seinen Teint korrigierte. "Au! Willst du Zuma wirklich als mein Double?" "Blödsinn! Zuma ist kein Stuntman, du Genie! Ich musste schnell improvisieren. Bist du nicht Schauspieler? Dann müsstest du das kennen." "Du bist die geborene Schauspielerin. Schlau, gerissen, wunderschön…" Er legte die Hände an ihren straffen, runden Po und zog sie zu sich. "… und so wahnsinnig scharf!" "Nimm die Finger da weg", zischte sie und drückte sein Gesicht fort, ehe seine Lippen sich auf ihr Schlüsselbein senken konnten. "Frau Lehrerin, ich bin ein wissbegieriger Schüler, willst du mit der Lektion nicht weitermachen?" Und wie sie das wollte! Sie schlug seine Hände weg. "Nein, als Strafe, dass du mich so reinlegen wolltest", schimpfte sie und drückte ihm die Puderquaste fester als nötig ins Gesicht. "Ich dachte wir sind ein Team und du hintergehst mich so eiskalt! Das wirst du büßen! So, jetzt bist du der ideale Zuma. Mal sehen, wie du Yoko gefällst." "Ich liebe dich", versuchte er sie zu versöhnen. "Du bist so perfekt." "Nur, weil ich für deinen Unsinn zu haben bin. Weil ich zu dir halte, statt dir in den Rücken zu fallen! Aber falls Yoko ausrastet, verschwinde ich." "Verschwindest du dann mit mir in die Garderobe?" Egal wie sauer sie gerade war, sie brannte nach ihm. "Träum weiter. Geh jetzt Yoko reinlegen." "Und danach?" "Finger weg, du Verräter!" "Ich wollte dich nicht verraten." "Hast du aber. Ich traue dir nicht mehr. Jetzt verarsch jemand anderen als mich und ich schau, dass der echte Zuma nicht dazwischen kommt." "Zu spät", erschrak Yuichi, als sie vor dem Tanzraum auf seinen Halbbruder trafen. Der war für einen Moment sprachlos. "Was soll das bitte werden?", deutete er auf seinen Doppelgänger. "Heute ist die Szene, in der sich Romeo verkleidet", erklärte Yuki schnell. "Dass du dabei rauskommst, war Zufall." "Mir gefällt das nicht", zischte Zuma. "Ich mag es auch nicht, mich so verschandeln zu lassen", erwiderte Yuichi im selben kalten Tonfall. "Aber was tut man nicht alles für den Job." Zuma überging das. "Steht im Script, dass du deine Augenfarbe änderst?" "Non", grinste er jetzt frech. "Ich will nur Yoko überraschen. Bin gespannt, ob sie es merkt." "Wie bitte?" Jetzt zeigte Zuma seine Wut. "Du Plagegeist willst ihr nicht ernsthaft vormachen, dass du ich bist?! Sie bringt dich um!" "Bist du nicht neugierig, ob sie uns voneinander unterscheiden kann? Ah!", bemerkte er gerade Yami. Diese blieb stehen und starrte misstrauisch vom einen zum anderen. Yuichi hielt den Mund, denn Yamis ausgeprägtes Gehör würde die feinen Nuancen zwischen ihren Stimmen unterscheiden können. Ihr Blick heftete sich sofort auf die linken Oberarme der beiden, doch Yuichis Tätowierung war überschminkt worden. "Ich habe keine Ahnung, wer der echte Zuma ist", gab sie zu, richtete die Augen aber auf ihren Bruder. "Was treibst du da für Unsinn, Yui-chan?" Yuichi war überrascht. "Ich habe geraten. Yuki ist wütend und zwar auf dich. Du hast sie reinlegen wollen, du Verräter!" "Ich bin kein Verräter", verzweifelte er langsam. "Man hintergeht den Partner nicht! Kann der echte Zuma jetzt bitte mit mir kommen? Und du Verräter verarsch Yoko bitte nicht." "Yuki beschützt mich." "Ganz bestimmt nicht", widersprach Yuki eisig. "Danach bringst du mir Zuma wieder. Ich muss meine Choreo üben. Ich warte im Tanzraum auf dich." "Wehe, du benimmst dich nicht", knurrte ihm Zuma noch zu, als er Yami folgte. Doch Yoko kam Yuichi gerade entgegen, als Zuma um die Ecke gebogen war. Yami hielt den Choreographen zurück. "Wer weiß, was er tut, wenn sie ihn für mich hält", erboste er sich leise. "Nichts tut er, sie ist seine kleine Schwester. Auch Yuichi hat seine Grenze", flüsterte sie. "Bist du wirklich nicht neugierig, ob sie ihn erkennt?" Doch, das war er und lauschte gebannt. "Yuki, ich brauche-", rief Yoko und brach ab, als sie Zuma hinter ihrer Schwester entdeckte. Sie blieb kurz stehen. "Zuma, Yami sucht dich, du-" Sie unterbrach sich erneut und stemmte die Hände in die Hüfte. "Nicht witzig, Yuichi! Wo ist Zuma? Er sollte im Tanzraum sein und du längst vor der Kamera!" "Nicht witzig, Yoko. Ich habe keine Lust auf diesen Kinderkram", beschwerte sich Yuichi kühl. "Mumpitz! Du bist nicht Zuma." Aber eine Spur Unsicherheit flog über ihr Gesicht. "Wirklich?" Er ergriff ihre Hand. "Was willst du als Beweis?" "Lass jetzt endlich diesen Schwachsinn", herrschte ihn der echte Zuma an und stieß ihn von Yoko weg. Der mittlere Drilling blickte abwechselnd von einem zum anderen. "Diese Ähnlichkeit ist richtig gruselig, ihr seid gar nicht voneinander zu unterscheiden", murmelte Yoko und lobte ihre Schwester: "Du hast wirklich ganze Arbeit geleistet, Häschen. Aber ich wollte braune Haare, keinen Zuma-Klon." "Willst du mich auf den Arm nehmen", zischte Yuichi. "Als ob dieser Amateur mir auch nur ansatzweise ähnelt." "Wen nennst du hier einen Amateur?", funkelte der eine Zuma zornig. "Den, der sich auch angesprochen fühlt", funkelte der andere Zuma zurück. "Ich glaub immer noch, dass du nicht Zuma bist", wies Yoko auf Yuichi. "Es ist aber nur so ein Gefühl. Weißt du es, Mäuschen?" "Jap", grinste Yami. "Sie haben ganz unterschiedliche Stimmen. Ich bin gespannt, ob du es rausfindest, ohne zu sehen, wer von beiden wirklich spanisch spricht." "Yuichi spricht kein spanisch", zeigte sie auf den verkleideten Franzosen. "Vale", erwiderte der sarkastisch. "Esta bien, Yoko, muy gracioso." Alle starrten ihn überrascht an, nur der echte Zuma rollte die Augen. "Das ist das einzige, was er kann", knurrte er. "Das sage ich immer zu ihm!" "Ich habe die Nase voll", beschwerte sich Yoko. "Yuichi, zieh dich sofort um. Ich kann beweisen, dass du es bist, ohne dass du ein Wort sagen musst." "Ach wirklich? Beweise es, Kätzchen." "Hör endlich auf mich nachzumachen!" Sie warf unerwartet einen Stift in seine Richtung. Reflexartig fing Yuichi ihn. Mit der linken Hand. "Da hast du deinen Beweis!" "Das ist gemein, Yoko. Ich hab reagieren müssen, bevor ich nachdenken konnte." Yuichi war Linkshänder, Zuma hingegen nicht. Er tat so gut wie nichts mit der linken Hand. Fast nichts… verbotene Erinnerungen wollten sich in Yokos Gedächtnis schleichen. "Du bist wirklich begabt, Yui-chan, aber ich kenne den echten Zuma viel zu gut." "Zufrieden?", wollte Zuma von seinem Bruder wissen. "Du schaust nicht einmal halb so arrogant wie er. Du musst an deiner gefühlskalten Erscheinung arbeiten." "Nett, Yoko, herzlichen Dank!" Yoko schenkte ihm nur ein liebliches Lächeln. "Da, du hast sie nicht hereinlegen können", meinte Yuki. "Wir beenden den Scheiß jetzt! Der steht mir bis hier!" "Ich bin derselben Meinung", nickte Yoko. "Das sieht albern aus. Ab in die Maske. Ich will dunklere Haare und diese Augen sind furchtbar. Und wenn du mich das nächste Mal versuchst hereinzulegen, sorg ich dafür, dass du ihm nicht mehr ähnelst." Sie wirbelte herum und schritt davon. "War ich nicht überzeugend genug?" "Für Yoko anscheinend nicht", bestätigte Yami. "Ich frag mich aber auch, wie sie ihn erkannt hat", überlegte der echte Zuma. Es konnte doch nicht sein, dass sie ihn wirklich so gut kannte! "Einen Profi kannst du nicht täuschen", erklärte Yuki boshaft. "Würde ich mir die Haare schwarz färben, könntest du uns nicht mehr auseinander halten, oder?" "Du, Schönheit", meldete sich Yuichi. "Was bedeutet der spanische Satz eigentlich, den ich gesagt habe?" Sie starrten ihn alle an und Yami seufzte kichernd. "Du hast wirklich mehr Glück als Verstand." "Und das nächste Mal bringe ich dir einen Satz bei, für den Yoko dich umbringen wird, wenn du ihn sagst." "Nein, dafür sorge ich schon", versicherte Yuki düster. "Und jetzt beeilt euch. Ich habe keine Lust mehr auf diesen Mist!" "Warte, Schönheit, wo willst du hin?" Die drehte sich um und stemmte die Hände in die Hüfte. Zuma war überrascht. Sie war tatsächlich stinksauer. "Ich gehe arbeiten, würde dir nicht schaden! Ich habe genug zu tun und du hast mich aufgehalten. Beeil dich, Marie, ich brauche den echten Zuma auch noch. Und du, Suppenkasper, geh in die Maske und mach endlich, wofür man dich bezahlt!" "Oh- oh", sah ihr Yami hinterher. "Du kannst dich auf eine einsame Nacht gefasst machen." "Ich hab doch nur ein bisschen Spaß gemacht. Außerdem hat sie mich verarscht. Sie hat so getan, als erkenne sie mich nicht." Yamis Blick war alles andere als verständnisvoll. "Wer hatte die Absicht sie hereinzulegen? Ihr seid ein Team, Yui-chan. Es ist ihr wichtig, dass ihr zusammen haltet und gemeinsam Unfug anstellt. Wenn du dich plötzlich gegen sie richtest ist das Hochverrat." Sie schritt voran. "Ich warte auf dich, Zuma. Der echte Zuma." "Ich hab nicht soweit gedacht. Was mache ich jetzt?" "Warum fragst du mich?", wunderte sich Zuma, der ansetzte, Yami zu folgen. "Weil du dich mit zickenden Drillingen auskennst." "Ja und ich bin so erfolgreich darin, sie zu versöhnen." "Wie hast du denn Yoko sonst versöhnt?" "Wie wohl? Aber das wird nicht klappen. Yuki ist gekränkt, nicht einfach nur sauer." "Oui, sie bringt mich um. Merde!" "Nutz doch ihre Schwachstelle aus. Ihr Hals ist sehr empfindlich." Yuichis Kopf fuhr hoch, seine Augen verengten sich, die Hände ballten sich zu Fäusten. "Woher weißt du das?!" Zuma hob abwehrend die Hände. "Beruhig dich. Ich habe ihr nie etwas getan. Es war damals, als sie Unterricht bei mir hatte. Ich habe sie zufällig berührt." Er deutete auf drei feine, dünne Narben, die von seinem Halsansatz sein Schlüsselbein hinab liefen. Fingernägel. Sehr scharfe Fingernägel. "Ihre Reaktion ließ mich darauf schließen, dass sie empfindlich ist." Jetzt wurde Yuichis Gesicht weicher. Sie hatte wirklich nie jemanden an ihren Hals gelassen. Nur ihn. Weil sie ihn liebte, ihm vertraute. "Hast recht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sensibel sie da ist. Und dann spannen sich ihre Muskeln an. So eng…" "Dass sie einen zerquetschen", murmelte Zuma gedankenversunken. Darin war Yoko unschlagbar gewesen. Ihre süße, heiße Enge, die ihn jedes Mal in den Wahnsinn getrieben hatte. Wie vorteilhaft es war, dass ein Beckenboden so gut trainiert war, hatte er erst durch sie erfahren. "Tja, bei dir wird das wohl Erinnerung bleiben", grinste Yuichi böse. Zuma erwiderte seinen Blick. "Wie's aussieht wird es dir nicht anders ergehen." "Lach du! Bald ist Mittagspause. Mal sehen, wer unzufrieden weiter arbeitet." "Sehr zufrieden siehst du mir aber nicht aus", lächelte Zuma am Set. "Bist du jetzt ernsthaft so lange geblieben, um mir das zu sagen?" Ganz offensichtlich war Yuichis Annäherungsversuch gescheitert. "Nein, ich warte auf Yami. Ich habe ihr versprochen, sie bei der Arbeit abzusetzen." "Aber dafür musst du in die komplett andere Richtung fahren." Yuichis Gesicht erhellte sich etwas. "Yami hat schon immer bekommen, was sie wollte." Ihre Stimme war ein Segen für sie, ein Fluch für andere. Wenn der General ihr nicht gewachsen war, war Zuma es erst recht nicht. "Na, Wuschelkopf", hörte Yuichi diesen magischen, betörenden Klang. "Keinen Erfolg gehabt?" "Keine Chance, Yuki ist sauer", seufzte Yuichi. "Tröste dich. Meine Rache an Aryan war grausam." "Muss ich dich deswegen fahren?" "Unter anderem. Er glaubt wirklich, der Überlegene zu sein." "Oh- oh", entfuhr es den Brüdern. Yami Lächeln war diabolisch. "Überzeugung zunichte gemacht." "Aber er lebt noch?" "Ja, am Leben ist er." "Will ich wirklich wissen, was du dem Armen angetan hast?" "Wehrlos verführt. Gottesanbeter." "Du kennst den Gottesanbeter?", raunte Yuichi Zuma zu. "Erinnre mich bloß nicht dran", zischte dieser zurück. "Und mitten im Gottesanbeter eiskalt sitzen gelassen." "Du bist der Teufel!", kommentierten beide entsetzt. "Dann beschwer dich bloß nicht über Yuki, sonst bringe ich sie noch auf Ideen. Können wir los, Zuma?" "Auf was für Ideen soll sie mich nicht bringen?" Yuki stand hinter Yuichi. Dieser fuhr erschrocken zusammen. "Nichts… ich... Oh, die Zeit! Ich muss arbeiten!" Yuki schnappte seinen Ärmel. "Eiskalt fallen gelassen im Gottesanbeter? Keine Sorge, so bestialisch bin ich nicht. Noch nicht." Er schloss sie in seine Arme. "Du kannst mir gerne die Bestie in dir zeigen, Schönheit." Sie riss seine Lippen an ihre, voll Feuer, voll Gier, bis ihm schwindelig wurde. Lust ließ ihre Augen glühen, ihren Körper zittern. Er war verloren, ließ sich willenlos verbrennen. "Du willst die Bestie in mir?", raunte sie atemlos an seinen Lippen. Ihre Stimme voll Lust glich Yamis sehr. Sie stieß ihn von sich, dass er einige Schritte zurückstolperte. "Geh verdammt nochmal endlich an die Arbeit!" Und benommen blieb er zurück. Es machte Spaß, einen Mann auf diese Art fertig zu machen. Darin waren sich die drei Schwestern einig. Yami jedoch wusste, dass Aryan das nicht so auf sich sitzen lassen würde. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie Aryans Feierabend erwarten oder fürchten sollte. Yuki dagegen dachte sich nichts, doch sie würde von ihren Freund schon noch überrascht werden. Sie brannte. Und wie sie brannte. Jedoch nagte sein Verrat an ihr. So schwer es auch war, diese Nacht würde sie ihn nicht an sich ranlassen. Er hatte sich gegen sie gewendet, da war sie sehr empfindlich. Sie war unglaublich wütend auf ihn. Doch leider, leider mischte sich in diese Wut auch Sehnsucht. Und das schürte den Zorn. Und größerer Zorn führte zu noch größerer Sehnsucht. "Ich bin nicht normal", seufzte sie leise. "Du bist eine Frau", sagte Yoko, als sei das eine logische Erklärung. "Aber das ist völlig sinnfrei!" "Nein, das ist gängig." "Gängig? Du meinst normal, oder?" "Ja, aber das hast du schon benutzt und mir widerstreben Wiederholungen." Yuki verbiss sich einen Kommentar. "Mit dir ist alles in Ordnung", tröstete sie Yoko. "Im Vergleich zu Yami benimmst du dich noch völlig nüchtern." "Yuichi ist eingebildet genug, der muss nicht auch noch von mir so angeschmachtet werden! Die Frauen drehen heute schon genug durch." "Besonders Naoko." "Kein Wunder, bei der Szene, die du jetzt drehen willst." "Du wolltest ihn als Romeo", ermahnte sie Yoko. "Und dir war auch bewusst, dass eine Sexszene gedreht wird. Sag mir sofort, wenn du das nicht erträgst." "Ich bin kein unreifes, eifersüchtiges Prinzesschen!", fuhr Yuki auf. "Von mir aus kann er machen, was er will. Die Szene wird das einzige sexähnliche, was er heute erleben wird!" Yoko grinste in sich hinein. Sie war da anderer Überzeugung. "Warum kümmerst du dich dann nicht um seine Maske?" Yuki verdrehte die Augen. "Das ist eigentlich nicht mein Aufgabenbereich." "Und jetzt die Wahrheit." "Er hat nichts an. Deine Make-Up- Tussen lecken sich gerade alle zehn Finger nach ihm. Ich hab's nicht mal durch die Tür durch geschafft." Das aufgeregte Getuschel, Gekichere und Gewusel um Yuichi herum war Yuki sichtlich zuwider. Er war oben rum unbekleidet und trug hautfarbene Shorts. Sein Tattoo am linken Oberarm, das sie so liebte, war mit Make-Up kaschiert worden. Romeos Arm zierte nun mal kein "Yuki"- Schriftzug. "Yuki hat sich um mich gekümmert", beteiligte sich Naoko am Gespräch der Schwestern. "Keine Maskenbildnerin hat mich auch nur beachtet." Sie wirkte verloren. Und sie vergrub sich in dem übergroßen Bademantel als suche sie Schutz. "Frierst du?", wunderte sich Yuki. "Ich… ähm… nein…" Naoko war sonst auch nicht auf den Mund gefallen. Sie war nervös. "Ich werde dich schon heiß machen, Julia", zwinkerte ihr Romeo zu. Ein fast nackter Romeo. Naoko wich instinktiv vor ihm zurück. Ihre offensichtliche Unruhe steigerte sich. "Ich…" Sie holte tief Luft. "Ich habe noch nie eine Erotikszene gedreht." Die Schwestern bekamen Mitleid, denn sie spürten ihre Angst. "Es ist keine Erotikszene", widersprach Yoko sanft. "Sondern eine Liebesszene. Keine komplette Nacktheit, nichts Pornografisches." "Ich verspreche nichts", sagte Yuichi und trieb Naokos Unsicherheit an die Spitze. "Aber ich verspreche, dass es dir gefallen wird." "Lass uns allein", befahl Yuki. "Du bist keine große Hilfe. Kneifst du?", fragte sie Naoko dann direkt. "Was? Nein!", geriet diese leicht in Panik. "Ich kann dir diese Szene nicht abnehmen", sagte Yuki bestimmt, aber freundlich. "Ich bin nur dein Double, sonst könnte ich auch gleich deine Rolle übernehmen." "Es ist nur… so etwas Intimes vor so vielen Leuten. Es ist nicht echt, aber trotzdem…" "Ich verstehe dein Problem nicht", gestand Yuichi. Dass sein unbekleideter Anblick sie noch nervöser machte, schien er nicht zu bemerken. "Julia ist auch verklemmt und unerfahren. Du machst nix falsch." "Und Romeo ist ein eingebildeter, triebgesteuerter Idiot. Du musst nicht einmal schauspielern", knurrte Yuki. "Und jetzt lass uns allein!" "Nur kurz. Ich muss Julia gleich vernaschen." Naoko lief puterrot an. Und Yuki versuchte ihren Zorn zu bändigen. Sie waren nicht allein und ungefähr 30 weitere Personen waren in unmittelbarer Nähe. Yuki zog sie in eine einsame Ecke. Plötzlich hatte sie keine Konkurrentin mehr vor sich, sondern ein Opfer. "Er ist ein Großmaul, er ärgert dich nur." "Er ist dein Freund", meinte sie etwas kleinlaut und Yuki musste lachen. "Das fällt dir früh auf. Wegen mir musst du kein schlechtes Gewissen haben. Dir gehört Romeo und mir Yuichi. Ich verrate dir etwas: Ich war es, die ihn als Romeo engagiert hat." Naokos Augen wurden groß. "Schau ihn dir doch an. Wer wäre besser geeignet? Er macht jede Frau schwach." "Auch dich?" "Oh, besonders mich", zwinkerte Yuki. "Aber er ist rücksichtsvoll. Keine Angst, er wird auf deine Gefühle Rücksicht nehmen. Er wird dich nicht bloßstellen." "Ich habe trotzdem Angst", flüsterte Naoko ihr leise zu. "Ich bin nicht so gut darin wie du." "Worin?" "Im Umgang mit ihm. Ihr seid so vertraut, so perfekt. Ich glaube, du wärst eine viel bessere Julia." "Aber du bist die Julia", betonte Yuki. "Nicht ich. Mir fehlt dieses süße, engelshafte, was du besitzt. Du musst dich nicht mit mir messen." Die Anspannung fiel sichtbar von Naoko ab. "Er hätte lieber dich als mich", bedauerte sie dann. "Aber das wäre keine frische, neu entdeckte Liebe", lachte Yuki munter. "Romeo und Julia müssen sich noch entdecken, kennenlernen. Es ist alles unbekannt und unschuldig. Naja, bis jetzt jedenfalls." "Also meinst du, ich kann das?" Yuki strich ihr aufmunternd durch die rotbraunen Haare. "Du bist die perfekte Julia. Mach weiter wie bisher und halte dich ans Drehbuch. Du musst nichts improvisieren. Bedenke, dass Julia völlig unerfahren ist und keine Ahnung hat, was sie erwartet." "Aber Yuichi… ich meine Romeo, er hat Ahnung." "Ich schreite ein, sobald er von der ursprünglichen Szene abweichen sollte." "Wirklich?" "Versprochen." Oh, darauf konnte sie wetten. "Aber er ist zu attraktiv." "Wem sagst du das", seufzte Yuki. "Aber du darfst dich von ihm nicht unterkriegen lassen. Du musst ihm die Stirn bieten. Er ist Romeo, weiß du, was das auch bedeutet?" "Dass er ungeduldig ist", raunte Yuichi hinter Naoko und ließ diese zusammenzucken. "Nein", schenkte Yuki ihm nicht einen Blick. "Romeo betet Julia an. Sie ist eine Himmelsgestalt für ihn. Er trägt sie auf Händen und sie kann ihm blind vertrauen." "Und sie wird es genießen." Die Sorge, die Yuki Naoko genommen hatte, ließ Yuichi wieder in ihr erwachen. Er küsste ihre Hand. "Lass mich nicht warten, Julia, ich werde dich in den Siebten Himmel heben." Naoko schluckte nervös. Yuichi zog sie mit sich, alle warteten schon. "Können wir jetzt endlich beginnen?" Naoko sah sich nach Yuki um. "Mir müssen geduldig sein mit unserer schüchternen Jungfrau", grinste Yuichi einem der Kameramänner zu. "Wenn du dich nicht beeilst, werde ich auch noch zu einer." "Wir sind bereit", versicherte Yuki und drückte Julias Hand. Die Männer waren sofort anders, wenn sie anwesend war. "Es wird schön, das garantiere ich dir, Naoko. Er weiß, was er tut", versicherte sie und entlockte Yuichi ein selbstzufriedenes Grinsen. "Sei aber nicht enttäuscht. Dafür dauert es nicht lange." Yuichis Grinsen erstarb, Lachen machte sich breit. "Danke, Yuki", hauchte Naoko ihr zu. Und ein letzter, warnender, allessagender Blick galt ihrem Freund, bevor er zu Romeo wurde. "Das ist traumhaft", begeisterte sich Yoko, als die Szene im Kasten war. Naoko umarmte ihre Chefin, sprudelnd vor Erleichterung. "Du warst perfekt, Naoko! Besser, als ich es mir erträumt hatte." Naoko errötete vor Freude. "Dankeschön! Das habe ich nur Yuki zu verdanken." Yuki war auf die Aufnahme konzentriert und winkte nur unwirsch ab. Erlöst und glücklich verschwand Naoko in der Garderobe. "Du hast dich vorbildlich verhalten", lobte die Regisseurin. "Was hast du denn erwartet?", giftete die Regieassistentin leise. "Dass ich wie eine eifersüchtige Natter zuschnappe? Ich bin kein pubertäres Prinzesschen." "Aha?" "An wem er seine Finger hat interessiert mich einen Dreck!" "Seine Finger und seinen Mund und…" "Karina!" "Du brennst", flüsterte sie ihr zu. "Verdammt nochmal und wie!" "Irgendwann lerne ich deutsch", vernahmen sie eine leise Stimme. Yuki blickte auf und Yuichi zuckte vor dem Ausdruck in ihren Augen zurück. Wut, Eifersucht… und Begierde. Er selber brannte heißer denn je für sie. "Schönheit, Maske", verlangte er fast lautlos. "Oder willst du mich den Blicken derer weiterhin aussetzen?" Das offensichtliche Schmachten der weiblichen Mitarbeiter machte sie innerlich rasend. Er folgte ihr grinsend als sie vorausstürmte, in die Privatsphäre seiner Kabine. Sie stand ihm gegenüber, herausfordernd. Wer würde diesen Kampf gewinnen? "Zieh dich an, worauf wartest du noch?" "Ich will dich", sagte er klipp und klar. Seine Augen funkelten wie Juwelen. "Du hattest deinen Spaß!" "Das war Arbeit, kein- du bist eifersüchtig!" Yukis Augen erdolchten ihn. "Zieh dich an und lass mich in Ruhe. Wir sehen uns bei Aani." "Non, jetzt will ich dich." "Du kannst mich mal!" "Genau das habe ich vor." "Wehe! Ich will nicht!" "Ich glaube dir nicht." "Das ist mir völlig egal! Ich habe jetzt Feierabend, was du machst, interessiert mich- he!" Er ergriff ihr Handgelenk und zog sie an sich. "Nein! Yuichi… oh…" Ihre Stimme brach sich in einem Stöhnen, als er ihren Nacken küsste. Schwach war ihre Gegenwehr und er glühte. Einige Atemzüge… und beide würden lichterloh brennen. "Yuki, ich liebe dich. Niemand macht mich so heiß wie du", quälte sein Atem ihre empfindliche Haut. "Vergiss es…" Sie schmolz unter seinen Lippen dahin, doch noch wehrte sich ihr Trotzkopf. Warum zum Teufel war ihr Hals unbedeckt? "Du hast keine Chance", flüsterte er erregt. "Da kannst du wütend sein, soviel du magst, du willst mich." Sie spürte seine Zähne an ihrem Hals. Nein! Oh Gott, nein! "Yuki!", schrie jemand draußen im Flur. Sie zuckte zusammen, wehrte sich sofort gegen ihn. Und sprang schon fast von ihm, ihr Atem rauschte. Sie hielt sich den sensiblen Hals. "Yuki, bist du hier drin?", hämmerte es laut an die Türe. "Ja, bin ich." "Nein, ist sie nicht!" Die Türe öffnete sich nur einen Spalt breit. "Yuki, wir haben ein Problem", murmelte einer der Techniker. "Sie kommt nach", wies Yuichi ihn ungeduldig an. "Nein, warte auf mich", warf sie hastig ein. "Pech gehabt, du Verräter", flüsterte sie ihm zu. "Keine Chance heute. Und zieh dich endlich an!" "Du hast auch wirklich kein Glück", wartete Yoko draußen auf ihn. Er brummte nur unwirsch. "Wo ist sie?" "Es gibt Probleme, Yuki wird das regeln." "Ist das nicht dein Film? Warum muss sie die Drecksarbeit für dich erledigen?" Yoko rückte unbewusst ein Stück von ihm weg. Er war so anziehend, wenn er ernst war. "Du hast sie wütend gemacht", wehrte sie ab. "Gib mir nicht die Schuld dafür, dass du sie nicht verführen kannst. Lass uns gehen." "Nicht ohne Yuki." Sie sah nicht einmal auf, als er sie rief. "Ich habe jetzt keine Zeit", winkte sie ab, umringt von mindestens sieben Kerlen. "Wir haben wirklich ein Problem", sah ihn einer der Kerle entschuldigend an. Er wirkte aber nicht unbedingt enttäuscht darüber. "Sag Aani, sie soll mit dem Abendessen nicht auf mich warten." Und damit hatte sich das erledigt. "Mann, mein Charme wirkt nicht", klagte er dann Anjaani sein Leid. "Hier hilft dir kein Charme", kam es von Inuyasha. "Was dann?" Der Hanyou schwieg. Er konnte es nicht vor Anjaani aussprechen. "Du sollst sie überwältigen und sie gnadenlos verführen", stöhnte Anjaani genervt. "Das ist es, was er sich nicht traut zu sagen." Inuyasha sah sie mit kugelrunden Augen an. "Das wäre zumindest deine Art." Er blies empört die Backen auf, konnte aber nicht widersprechen, weil sie recht hatte. "Hör mal Chi-chan. Yuki ist kein Zimperlieschen, ein bisschen Dominanz und Grobheit deinerseits schaden ihr nicht." "Woher weißt du das?", waren Yami und Yoko baff. "Ich kenne euch gut genug", war die trockene Antwort und doch röteten sich ihre Wangen leicht vor Scham. "Yuki ist gekränkt und doch ist sie…" "… scharf auf dich", half Yami aus. "… genau. Du musst sie überwältigen. Sie… unter- unterwerfen." Aber man sah ihr an, dass der Gedanke abschreckend für sie war. "Sie kann sich wehren, Onee-chan", reizte Yuichi sie noch mehr. "Aber sie wird sich nicht trauen, dir weh zu tun. H- halt einfach ihre, Handgelenke… weißt du, halt die Handgelenke fest… und die Knie… ähm… du kannst…" "Oui? Was mach ich, wenn sie mich treten will?" "Ähm… also du musst… ähm… dein B- Bein zwischen ihre…" "Schluss jetzt, Yamada", erlöste Inuyasha sie. "Hör auf, Anjaani. Er weiß, wie er das machen muss." "Schade, Nee-chan war so putzig als Beraterin im Frauen-Verführen." "Ich versuche offener in solchen Dingen zu werden. Aryan hilft mir dabei." "Apropos." Inuyasha sah Yami an. Sie stützte desinteressiert das Kinn auf ihre Hand. "Was ist mit ihm?" "Das will ich von dir wissen. Was hast du ihm angetan?" "Was soll ich ihm schon angetan haben? Meinem starken, überlegenen Mann?" "Aryan benimmt sich nicht normal. Er ist unkonzentriert und ungeduldig." Ein böses Grinsen machte sich auf Yamis schönem Gesicht breit. "Ich habe ihn nur in seine Schranken gewiesen. Ihm gezeigt, dass er machtlos ist gegen mich." "Was hast du getan?", wunderte sich Anjaani. "Das willst du garantiert nicht wissen." Unbewusst leckte sie sich die Lippen. "Du weißt, dass er das nicht auf sich sitzen lassen wird", warnte sie der Dämon. "Das will ich doch hoffen." Wie gerufen flog die Haustüre auf. Aryan betrat den Raum. Heiß kribbelte es Yamis Wirbelsäule hinauf. "Hallo, Nii-san." "Hallo, mein Starker." Er sah Yami an. Sein Blick war so intensiv, dass sie nach Luft schnappte. Anjaani war ebenfalls eingeschüchtert. "M- möchtest du etwas…" "Danke, heute nicht." Der Klang seiner Stimme ließ die drei Frauen erröten. Ohne weitere Worte packte er Yamis Hand und zog sie mit sich fort. Anjaani starrte ihnen hinterher. So hatte sie Aryan noch nie erlebt. So überlegen, so anziehend, so männlich… "Wie du, Saajan", hauchte sie. "Da siehst du, wie du es machen musst, Yamada", war Inuyasha als einziger unberührt. "Sei unnachgiebig." Unnachgiebig… Also ihr seinen Willen aufzwingen, dominant sein, hart, böse. Yuki hatte eine Schwäche für starke, überlegene Kerle. Sie mochte die bösen Buben. Nun, den konnte sie haben. "Komm jetzt Heim", verlangte er am Telefon. "Das sagt sich so leicht", widersprach Yuki. "Ich bin hier nicht fertig." "Wie lange brauchst du denn noch?" "Das kann ich nicht sagen. Warte nicht auf mich." "Yuki, es ist schon nach 21 Uhr. Wie lange willst du da denn noch bleiben?" "Das meine ich nicht", wurde ihre Stimme plötzlich kalt. "Ich lasse mich von dir heute nicht mehr anfassen." "Immer noch nicht? Sicher, dass du mich nicht vermisst?" Sie zögerte zu lange. "Ich bin wütend, du hast mich verraten." "Und wenn ich mich entschuldige?" "Yuichi", seufzte sie genervt. "Du hast mich hintergangen, ich bin wütend auf dich. Lass mich jetzt bitte in Ruhe." "Und wenn ich das nicht will?" "Was willst du tun?", lachte sie. "Mich zwingen? Wenn du es so nötig hast, du besitzt zwei gesunde Hände." Und sie legte auf. Yuichi grinste. Sie traute ihm also nicht zu, dass er sie unterwarf? Er war der Stärkere, aber er war nun mal nicht grob und unnachgiebig. Sie traute ihm den harten, bösen Kerl nicht zu. Hatte sie ihm nicht in Peking gesagt, dass nur er sie dominieren dürfte? Dann würde sie jetzt ihr blaues Wunder erleben! Er brannte mit jeder Minute mehr. Aber sie kam nicht nach Hause. Es war schon 23 Uhr, da hielt er es nicht mehr aus. Das Filmstudio war unheimlich, so verlassen. Er hasste düstere Orte! "Yuki!" "Yuichi?" Er folgte ihrer Stimme, hinein in Yokos Büro. Sie war umringt von sechs Kerlen und jeder sah schuldbewusst auf, als Yuichi das Büro betrat. Sie rückten sofort ein Stück von ihr ab. Wie zum Teufel hat er sie mit so vielen Männern alleine lassen können? Mit nichts an, als diesem kurzen, hellblauen Sommerkleid. "Bist du fertig?" Seine Stimme klang fest und sie blickte auf. Ihre Wangen röteten sich leicht, ihre vollen Lippen öffneten sich etwas. Ihre Pupillen weiteten sich. Ihr Körper verriet sie. Sie wurde schwach, wenn er so war. "Ich bin hier, um dich abzuholen." Es war die Ernsthaftigkeit an ihm, die sie schlucken ließ. Sie erhob sich, ging um den Tisch herum, um ihn wieder aus dem Raum zu drängen. "Entschuldige, ich komme noch nicht weg." Er rührte sich keinen Millimeter, stand unrückbar wie ein Felsen. Sie mied es, ihn zu berühren, unerträgliches Verlangen glühte in ihren Augen auf. Er reizte sie anscheinend bis aufs Äußerste. Und sie konnte seinem intensiven Blick nicht ausweichen. Er böse, harte Kerl machte sich anscheinend wahnsinnig, das verstärkte Yuichi in seinem Vorhaben. "Hast du was gegessen?" Er blickte auffordernd zu den anwesenden Männern. "Wir haben uns etwas liefern lassen", bestätigte ein Techniker. "Bien. Leute, Feierabend. Ich nehme meine Freundin mit." "Wa-?" Ehe Yuki reagieren konnte, hatte er sie gepackt, über seine breite Schulter geworfen und aus dem Büro getragen. Ihr imponierte die Entführung gar nicht. "Ich bin kein Kartoffelsack, lass mich runter!" "Geht nicht, ich entführe dich gerade." "Yuichi, sofort!" "Was willst du tun, Frau Lehrerin? Mich bestrafen?" Er verfrachtete sie auf den Beifahrersitz. Sie starrte ihn an, Wut in den Augen. Wut und Lust. Das Verlangen nach ihr drohte, ihm den Verstand zu benebeln. "Fügst du dich?" "Spinnst du?! Außerdem ist dein Polo nicht romantisch. Ein schwarzer Hengst wäre angemessener." "Kurzfristig war kein Pferd aufzutreiben. Den Hengst aber kannst du haben." Mit einem dunklen, sinnlichen Lächeln drückte er das Gaspedal durch. Sie zitterte vor Vorfreude. Nein! Nein, heute blieb sie standhaft! "Ich schlafe nicht mit Verrätern", stellte sie klar. "Ich habe nicht vor, dich schlafen zu lassen." "Yuichi, wehe du fasst mich an!" Er hielt den Wagen an. "Was dann?" Sie zuckte vor ihm weg. "Lass das!" "Was?" Seine Augen schienen zu glühen. "Du hast mich gereizt, mich den ganzen Tag gequält. Jetzt wirst du die Konsequenzen tragen." Ihr Atem wurde schneller, ein eindeutiges Zeichen, dass sie ihn wollte. "Steig aus dem Auto." Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. So leicht machte sie es ihm nicht. Er ließ sich aber nicht beirren und seine Unnachgiebigkeit war aufregend. Wie weit konnte er die harte Tour durchziehen? Er öffnete ihre Tür und ehe sie sich versah, löste er ihren Gurt. Sein Duft war schwindelerregend. Frisch, warm, männlich… "Kommst du freiwillig?" Es war keine Frage, keine Aufforderung. Es war ein Versprechen. "Niemals." "Die Antwort, auf die ich gehofft habe." "Himmel, Yuichi, dass dich mein Gewicht nicht erschöpft!" Mühelos trug er sie bis in die Wohnung hoch. "Ich bin voll Energie, dank dir, Frau Lehrerin." "Die kannst du woanders loswerden!" Kaum war sie auf den Füßen, presste er sie gegen die Wand. "Yuichi, zur Hölle nochmal! Ich werde nicht-" Seine heißen, fordernden Lippen überwältigten sie, sein Körper passte sich nahtlos ihrem an. Gott, diese Hitze! Wut explodierte in Lust. Überwältigende, alles verzehrende Lust. "Yuichi, hör jetzt auf!" "Non." Sie versuchte ihm ihre Hände zu entziehen, doch sein Griff war eisern. Mühelos hatte er die kleine Rangelei im Griff. Er drückte die Lippen an ihrem Hals. Diese kleine Explosion raubte ihr so sehr den Verstand, dass er sich ihres Kleides entledigen konnte. Nein, was machte er mit ihr?! Stopp! "Yuichi, ich werde mich wehren!" "Tu das." Yuki riss die Augen auf, ihr Atem stockte kurz. Dunkel schimmerten seine Augen, die Lippen Millimeter über ihren. "Du gehörst jetzt mir!" Ungeduldig riss er sich das Shirt vom Leib. "Und ich mache mit dir, was ich will." Seine Lust nahm ihr den Willen, die Kraft. Heiß und wild reizte seine Zunge ihre empfindsamen Brüste und sie war verloren. Die Gier nach ihm brannte lodernd in ihr. Stöhnend gab sie sich ihm hin. "Lass mich sofort- Gott! - sofort los!", keuchte sie. "Yuichi, hör auf! Bitte!" "Flehen bringt dir nichts. Du hast mich aufgeheizt und dann hingehalten." Seine Augen waren dunkel wie schimmernde Saphire und doch glühten sie. "Du hast mit mir gespielt. Jetzt spiele ich mit dir." Seine rechte Hand packte ihre Handgelenke, drückte sie über ihren Kopf an die Wand. Ihre Brüste hoben sich seinen Lippen entgegen. Sie bäumte sich auf, wehrlos, gefangen und es raubte ihr Sinn und Verstand. "Mon… dieu! Du bist ein böser Junge!" "Oui, sehr böse." Sein Mund fiel über ihren Hals her. Ekstatisch aufschreiend wand sie sich an ihm, doch sein Körper presste sich fest an ihren. Funken tanzten vor ihren Augen. Heiße Wellen spülten über sie hinweg, ihr Körper verbrannte. Nein, nicht seine Zähne! Nicht- oh! "Yuichi!" "Oui, schrei nach mir!" "Himmel, oh Himmel! " Seine linke Hand zerriss ihr Höschen, quälte ihren sensibelsten Punkt und seine Finger verschwanden in ihrer glühenden, weiblichen Hitze. Schreiend warf sie den Kopf zurück, verlor sich in der reißenden Lust, im harten, schnellen Rhythmus seiner Finger, seiner Zunge und Lippen an ihrer Schwachstelle. "Tisch", wimmerte sie, ihrer Sinne beraubt, verbrennend in seiner Begierde. Sie hielt es nicht mehr aus, war dem Gipfel so nah. Er wusste das. "Yuichi, bitte… bitte- oh Gott!" Er blieb unnachgiebig. "Non", knurrte er erregt. "Ich bin nicht fertig mit dir." Und seine Zähne vergruben sich in ihrem Hals. Sie zerbarst in seiner Hitze. "Das ist aber ein ganz anderes Bild als gestern", freute sich Anjaani beim Frühstück. "Findest du? Ist mir nicht aufgefallen", lächelte Yoko ironisch. "Ist doch alles wie sonst." So trüb die Laune der beiden Pärchen gestern auch noch gewesen war, so strahlend war sie heute. Man konnte nicht sagen, wer heller leuchtete vor Seligkeit, Yami und Aryan oder Yuki und Yuichi. "Ich finde das toll", lachte Anjaani. "So gefällt es mir am besten." "Du weißt schon den Grund dafür", wandte Yami ihre funkelnden Augen von Aryan zu ihr. "Liebe", antwortete Anjaani, doch sie errötete leicht. "Reine, unschuldige Liebe." "Unschuldig", prustete Yuki leise. "Lass ihr die Illusion", grinste Aryan. "Sie weiß, was lief", lachte Yuichi laut. "Sie hat mir immerhin gesagt, was ich zu tun habe." Yuki runzelte die Stirn. "Du redest von Aani." "Dieselbe, die mir sagte, dass ich dir gegenüber grob und dominant sein soll." Anjaanis Gesicht wurde dunkelrot. "Dir habe ich das zu verdanken?" "N- nein, ich… er wollte… Inuyasha..." "Sie hat ihm nur geraten, was Inuyasha in solch einer Situation getan hätte", erklärte Yoko. "Das waren gute Tipps", schmunzelte Yuichi, bevor Anjaani sich wehren konnte. "Das hättest du hören sollen. Halt ihre Handgelenke fest, Chi-chan, damit sie sich nicht wehren kann. Drück sie gegen die Wand, und schieb dein Bein zwischen-" "Das habe ich gar nicht gesagt!", schrie Anjaani panisch. "Eigentlich schon", widersprach Yami. "Inuyasha hat dich ganz schön verdorben." "Nicht mal annähernd so sehr, wie du mich", zog Aryan sie fester in seine Arme. Und schon waren Yami und Aryan wieder in ihre eigene Welt abgetaucht. "Nee-chan, kannst du mir bitte einen Gefallen tun?", lenkte Yuichi ab. Ehe Anjaani antworten konnte, stöhnte Yuki genervt auf. "Wirklich? Warum bist du so empfindlich?" "Weil ich das Gefühl habe, dich verletzt zu haben. Nee-chan, kannst du sie bitte heilen?" "Wieso? Was hast du denn…?" Sie unterbrach sich, als sie Yukis Hand ergriff. "Verdammt, was hast du mit ihr gemacht?!" Er zog schuldbewusst den Kopf ein. Und Anjaani wurde zornig. Richtig zornig. "Wie grob warst du denn bitte zu ihr? Hast du völlig den Verstand verloren?!" "Ich habe es", summte Yuki selig. "Beruhige dich, Aani. Ich fand's richtig toll." "Toll? Was ist bitte so toll dran, verletzt zu werden?! Wer bitte tut das seinem Partner an?!" "Aryan", lächelte Yami sanft. "Wie bitte?", fiel Anjaani aus allen Wolken. "Das war unnötig", tadelte Aryan seine Freundin. "Sie bekommt noch ein verdrehtes Bild von mir." "Es stimmt?", entsetzte sie sich. "Aryan hat sich auch nicht immer unter Kontrolle", schwärmte Yami. "Ich mag es gar nicht, mit Samthandschuhen angefasst zu werden." "Aurora, entspann dich. Das hat rein gar nichts mit der Gewalt zu tun, die du erlebt hast." "Ich bin übrigens auch voller Kratzer und Bisse", lachte Yuichi. "Und Küken ist zu Aryan bestimmt nicht sanfter." "Ganz und gar nicht", grinste der General. Anjaani war erschüttert, die Augen fast schwarz, das Gesicht bleich. "Nein, es klappt nicht", kommentierte Yoko ihren Zustand. "Aani kann daran nicht Positives abgewinnen." "Das kommt, wenn sie es selber erlebt." "Ich habe es erlebt!", erinnerte die Inderin entsetzt. "Das ist nicht dasselbe. Weißt du…" "Lasst es! Sie ist nicht bereit für euren Schweinkram", mischte sich Inuyasha ein. Er nahm ihre Hand und sie sah ihn an. Inuyasha konnte keine Gedanken lesen, aber was sie ihn fragen wollte, war ihr deutlich ansehen. Seine samtweißen Ohren zuckten. "Ich habe nie eine Frau verletzt", war das einzige, was er leise zu ihr sagte. "Yuki-Hase, du hast kaum etwas gegessen", versuchte Anjaani das Thema zu wechseln. Yuichi schmiegte sein Gesicht an das deiner Freundin. "Hast du keinen Hunger? Die Nacht war lang, du hast kaum geschlafen." "Wieso?", sorgte sich Anjaani. "Hast du so viel Arbeit?" "Nein", sahen Yuichis königsblauen Augen sie direkt an. "Er hat mich nicht schlafen lassen." "Das klingt wie ein Vorwurf", zog er seine Liebste an sich. "Nein, wie eine Aufforderung", hauchte sie an seinen Lippen. "Ich kotz gleich", grummelte Inuyasha leise. "Armes Hündchen ist eifersüchtig", summte Yoko. "Nein, nur untervögelt", berichtigte Yuki. "WIE BITTE?!" "War ich nicht deutlich genug?", wunderte sich Yuki arglos. "Jetzt werde ich mal deutlich!", brüllte Inuyasha und schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Gläser klapperten. "Aani, du musst den armen Ausgehungerten mal ranlassen." "Halt endlich dein Schandmaul!" "Sex entspannt, du bist viel zu aggressiv." Er beugte sich rüber und packte Yukis Schulter. "Du kannst gleich was Aggressives erleben!" "Loslassen." Inuyasha erstarrte überrascht und stierte Yuichi an. Noch nie hatte er ihn so wütend gesehen. Die Augen des Japaners waren hellblau, seine Stimme eisig kalt, als er gefährlich ruhig wiederholte: "Loslassen." Der Dämon war sprachlos und er sah ihn deutlich, den brutalen Schläger. Der Alptraum jedes illegalen Kämpfers im Tokioter Untergrund. Le mal bleu, der blaue Schmerz. Yuichis dunkle Vergangenheit. Inuyasha setzte sich abrupt hin, so hatte er Anjaanis kleinen Bruder nie erlebt. Jetzt richtete sich dieser auf, bedrohlich und zornig. Das Schwarz seines Haares ließ seine Augen noch kälter und heller erscheinen. "Fass sie noch einmal an und das wird das letzte Mal gewesen sein, dass du eine Frau berührt hast. Wenn du Yuki noch einmal bedrohst, werde ich zu deinem persönlichen Alptraum." Dann änderte sich etwas in seinen Augen. "Das ist meine Freundin, suche dir eine eigene." "Was willst du tun, er hat doch zugegeben, dass er mich perfekt findet", kicherte Yuki. "Dann hättest du schneller sein sollen", tadelte Yuichi. "Jetzt ist sie vergeben, also Finger weg von ihr." "Nimm's ihm nicht übel, er ist verzweifelt." "Haltet endlich eure Klappen!", grollte Inuyasha. Die beiden sahen sich verliebt an. "Gemeinsam ist es schöner", gestand Yuichi. "Ich will nur noch mit dir zusammen andere ärgern." "Inuyasha…" Anjaani hatte zaghaft die Stimme erhoben. Er wandte sich von den turtelnden Pärchen ab. Sie war peinlich berührt. "Was willst du sagen?", wurde seine Stimme sanft. "Tust du das wegen mir?" "Was?" Sie konnte ihn nicht ansehen und schien auch nicht zu wissen, wie sie das, was sie sagen wollte, in Worte fassen sollte. "Brauchen männliche Dämonen das nicht?" "Ich verstehe kein Wort, Anjaani!" Sie suchte Aryans Blick, doch der kuschelte mit seiner Freundin und war ganz von ihr eingenommen. "Aber ich verstehe, was sie will", erbarmte sich Yoko. "Aani, ob Mensch oder Dämon. Er ist ein Mann. Und Sex ist bei ihnen ein Grundbedürfnis, wie Schlafen oder Essen." "Was?! Was redest du da für einen Blödsinn!" "Vielleicht überspanne ich den Bogen etwas, aber keiner hält so eine lange Abstinenz aus. Bei Männern ist es anders als bei Frauen. Und gerade Dämonen haben diesen Jagdtrieb. Den zu unterdrücken ist gegen ihre Natur." "Also hältst du dich mir zuliebe zurück", stotterte sie. "Wegen mir verzichtest du und unterdrückst deine Instinkte." "Weniger Instinkte, sondern mehr Triebe", korrigierte Yoko. "Ich unterdrücke nichts", knurrte Inuyasha den roten Drilling drohend an. "Anjaani, hör auf dir um mich irgendwelche Sorgen zu machen." "Saajan, ich weiß, dass ich nicht normal bin. Mich schreckt ab, was für dich… für euch völlig natürlich ist. Ich will dir das nicht missgönnen." Er seufzte auf und sah sie intensiv an. Ihre Augen vergoldeten sich schlagartig. "Ich verzichte nicht, glaub mir das." "Du tust es schon wieder", flötete der rote Drilling. Er sah sie an. "Sie verführen. Es ist dir angeboren, du merkst es nicht einmal, so sehr gehört es zu deiner Persönlichkeit." Inuyasha knurrte genervt. "Was willst du eigentlich damit erreichen? Anjaani ein schlechtes Gewissen einreden? Wozu? Damit sie was tut?" Yoko zuckte schuldbewusst zusammen, Inuyasha sah sie vorwurfsvoll an. "Damit sie sich nimmt, was du gerade nicht bekommst? Hör auf, ihr einzureden, dass sie nicht normal ist. Zu Lust gehört nun einmal die Liebe und es ist nicht falsch beides zusammen zu wollen." Beide Frauen starrten ihn an. Yoko senkte den Blick. "Was gäbe ich dafür, dass Zuma so denkt." "Dann kämpfe um ihn." "Wieso ich, Inuyasha? Wieso immer nur ich?" "Weil du die Stärkere bist." "Ich… aber…" Sein Kompliment überrumpelte sie. "Der Film… und Romeo…" "Faule Ausreden. Wovor hast du Angst?" "Vor dem selben wie du", antwortete sie flüsternd. "Auf die Schnauze zu fliegen, weil ich dieses Glück nicht wert bin." "Apropos Romeo", mischte sich unerwartet Aryan ein. "Hast du ihn gestern getroffen?" "Nein, er war nicht da." "Ich habe damit nichts zu tun", wehrte Yami sofort ab. "Er war nicht im Kurs, ich bin ihm nicht begegnet." "Romeo ist mir auch gerade völlig egal", winkte Yoko unwirsch ab. "Ich habe andere Probleme. Die dich betreffen, kleine Schwester!" "Schön für dich." Yami teilte sich mit Aryan ein Stück Apfel. "Marie!" "Ich höre dir zu…" "Von wegen. Yami Marie Higurashi!" Yami wandte sich ihr widerwillig zu. "Ich hole dich ja nur ungern von deiner Wolke herunter… Yami!", schrie Yoko, weil Yami ihre Aufmerksamkeit wieder Aryan gewidmet hatte. "Du schuldest mir noch ein Lied." "Ich singe es jetzt, welches willst du hören?" Yoko stöhnte genervt auf. "Für den Film! Mir fehlt das Lied für Julias Sterbeszene. Wo ist meine verzweifelte Melodie?" "Mir fehlt die Inspiration", sagte Yami geradeheraus. "Wie bitte? Ich brauche diese Szene! Marie, ich will ein Lied, das die Dramatik der Sterbeszene wiedergibt. Ein todtrauriges, völlig verzweifeltes, hoffnungsloses Lied. Es soll erschüttern, tief treffen und Julias Qualen spiegeln. Und dir fehlt die Inspiration?!" "Das sind starke negative Inspirationen. Ich muss sowas auch fühlen, wenn die Melodie authentisch werden soll." Sie sah Aryan an. "Ich bin momentan zu glücklich, um solch ein Lied zu komponieren." "Dein ernst? Wirklich? Sag mir, dass das ein Scherz ist!" "Vorsicht, zickige Chefin", warnte Yuichi. Yoko schlug mit der Faust auf den Tisch. "Wofür bezahle ich euch eigentlich? Ich habe einen Film zu drehen! Ich brauche die passende Musik dazu und einen Hauptdarsteller, der nicht der Regieassistentin hinterherdackelt, wie ein devoter Hund!" "Letzte Nacht war ich nicht devot." "Nein", schnurrte Yuki und schlang die Arme um seinen Nacken. "Ganz und gar nicht." Yoko schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Das hatte keinen Sinn. Und eine andere Tatsache traf sie härter denn je. Sie war eifersüchtig. Eifersüchtig auf das, was ihre Schwestern hatten. Es zerfraß sie innerlich. Es raubte ihr die Ruhe und den Schlaf. Sie hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Er hatte sich gegen Kagome entschieden, aber sie hatte ihn abgewiesen. "Kämpfe um ihn." Yoko sah in Anjaanis Augen. In diese Augen voller Güte, Verständnis und Hoffnung. Die Mondsteinsonne funkelte um ihren Hals. Yoko blickte herab auf ihr eigenes Dekolletee, betrachtete liebevoll den kleinen Rubintropfen. Er bedeutete ihr alles, weil er ein Symbol war. Ein Symbol, dass sie Zuma etwas bedeutete. Solange sie es nicht schaffte, sich von diesem Edelstein zu lösen, solange schaffte sie es auch nicht Zuma loszulassen. "Warum kannst du nicht einfach Romeo eine Chance geben?", riss ihre jüngere Schwester sie aus ihren Gedanken. Yoko sah sie genervt an. "Du tust so, als wäre es ein Kinderspiel, sich mal schnell in jemanden zu verlieben. Einfach loslassen, alle Gefühle, alle Erinnerungen zu vergessen." "Liebe ist eine Entscheidung", sagte Yami schlicht. Yoko erstarrte. "Du bestimmst, wen du liebst. Wenn du stark genug bist, kannst du dich um entscheiden. Du musst es nur intensiv und aufrichtig wollen." Yoko öffnete den Mund, um zu widersprechen, denn diese Aussage widersprach allem, woran sie glaubte. Aber war es so? War man wirklich hilflos einer Naturlaune ausgeliefert, die bestimmte, in wen man sich verliebte? Wenn sie daran dachte, warum sie Zuma liebte, was sie an ihm liebte… ja, sie hatte sich dazu entschieden ihn zu lieben. "Ist sie kaputt, oder warum sagt sie nichts?", wunderte sich Yuichi. "Ihr fallen keine Gegenargumente ein", lächelte Yuki. "Liebe ist eine Entscheidung", stärkte Anjaani Yami den Rücken. "Und es ist Arbeit. Wenn man sich dafür entscheidet, muss man auch zu seiner Entscheidung stehen und mit den Konsequenzen leben. Wer nicht hart genug daran arbeitet, steht auch nicht voll zu seiner Entscheidung und es fällt leicht, seine Meinung zu ändern. Liebe ist eine Entscheidung, die auf Respekt, Vertrauen, Willenskraft und Hingabe basiert. Sonst stürzt diese ganze Konstruktion zusammen." "Hingabe in Form von Unterwerfung?", war Yuki irritiert. "Nein", blieb Anjaani ernst. "Hingabe in Form von Anpassung. Zwei Liebende passen sich immer aneinander an, wachsen miteinander, ändern sich miteinander. Wenn einer sich weiterentwickelt und der andere stehen bleibt, passen sie irgendwann nicht mehr zueinander. Wenn man bereit ist, etwas zu ändern, um miteinander weiterzukommen, hat die Liebe bestand. Sie entwickelt sich stets weiter und die neuen Wege, die sich einem öffnen, muss man gemeinsam beschreiten." "Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt", murmelte Yoko. "Das ist eines meiner liebsten Zitate." "Zitate sind heiße Luft", brummte die eiserne Realistin. "Ich will Beweise sehen. Fakten, nicht Worte." "Du bist das beste Beispiel", lächelte Anjaani sie an. "Ihr Zwei, Chi-chan und du, seid das allerschönste Beispiel für Liebe. Ihr habt euch dafür entschieden und nichts hat an eurer Entscheidung etwas ändern können. Weder Raum noch Zeit. Ihr bildet eine Einheit, ein unbesiegbares Team. Ihr passt euch aneinander an, ohne eure Einzigartigkeit zu verlieren. Chi-chan zum Beispiel interessiert sich nur wegen dir für Malerei und Baukunst." "Ich fand es immer langweilig", gab Yuichi zu. "Aber es ist ein bedeutender Teil von Yukis Wesen und deswegen interessiert es mich irgendwie." "Seht ihr? Und du, Häschen. Du rauchst nicht mehr, du rührst keinen Tropfen Alkohol an und hätte man dich vor wenigen Wochen nicht noch mit Gemüse jagen können? Jetzt willst du Zucker nicht einmal mehr ansehen und hilfst mir immer beim Kochen." "Wegen Yuichi. Ich muss ihn unterstützen. Er hält das alleine niemals durch", behauptete Yuki. "Ich kann ihn doch nicht im Stich lassen. Es ist…" Sie stutzte und sah ihn an. "Es ist ein Weg, den wir zusammen gehen. Eine gemeinsame Weiterentwicklung. Weil ich entschieden habe, dich zu lieben und zu dieser Entscheidung stehe." "Und ihr seid glücklich mit eurer Veränderung, ihr bereut es nicht." "Yuki ist alles wert", stellte Yuichi klar. "Glückwunsch, wir wussten ja noch gar nicht wie schön eure Beziehung ist", grollte Yoko, nun deutlich eifersüchtig. "Deine wäre auch schön, wenn du daran arbeiten würdest", meinte Yuki steinhart. "Statt um den Kerl zu kämpfen und ihm zu zeigen, was er dir bedeutet, benimmst du dich wie ein beleidigtes-" "Wage es nicht!", fauchte Yoko und sprang auf. "Du warst schon immer der Wahrheit abgeneigt", ätzte Yuki verständnislos und stellte sich ihr entgegen. "Aber ob du es hören willst oder nicht, du verhältst dich wie ein beleidigtes-" "Lisa!" Yoko stieß sie gegen die Schulter. Yuki schlug ihre Hand weg. "Du bist ein Prinzesschen!" Yoko sog scharf die Luft ein. Und Yuichi seufzte stumm. Das letzte Mal, als dieses Wort gefallen war, hatten sich die Schwestern geprügelt, das wusste er. Ihm grauste es dazwischen gehen zu müssen. "Sagt mal, wer würde heute gewinnen?", interessierte sich Yami. Sie hatte denselben Gedanken gehabt, wie Yuichi. "Hä?" Inuyasha kam nicht mehr mit. "Prinzesschen", klärte sie ihn auf. "Ist für uns fast so schlimm wie Schlampe für Aani. Das letzte Mal, als Yoko Yuki so genannt hatte, hatten Aani und ich dazwischen gehen müssen." "Wir waren acht gewesen", sagte Anjaani. "Und ich kam mit einem blauen Auge davon. Ich bin mir sicher, dass ich es heute nicht überleben werde." Yuki und Yoko funkelten sich an. Wer von beiden war die stärkere? "Ich bin stärker", war Yuki überzeugt. "Ich bin nämlich nicht das Prinzesschen hier." Yokos Schlag kam genauso schnell, wie Yuki ihn abblockte. Yuichi zuckte erschrocken zusammen. Auch die andere Faust fing Yuki auf. Die Schwestern standen Auge in Auge, umkreisten sich wie Raubtiere. Jede versuchte, die andere niederzudrücken, zu überwältigen. Vergebens. Sie waren gleich stark. "Nächsten Monat ist wieder ein Karate- Turnier", zischte Yoko herausfordernd. "An dem ich aber teilnehme", widersprach Yami. "Ich bin an der Reihe." "Ihr werdet nicht gegeneinander antreten", verbot Anjaani jetzt. "Das lässt sich nicht verhindern. Bis zum bitteren Ende." "Bis zum bitteren Ende." "Es reicht!", grollte Inuyasha und riss die Streithühner mühelos auseinander. "Das geht mir jetzt auf die Nerven! Ihr beide seid genau gleich stark. Und nun ist Schluss damit! Du", funkelte er jetzt den roten Drilling an. "Komm mit deiner Eifersucht klar oder suche dir einen Mann. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass er dich liebt. Die einzige, die dieser Beziehung im Weg steht, bist du. Und jetzt hör auf, hier schlechte Laune zu verbreiten!" "Schlechte Laune?" Yoko rollte die Augen. Die beiden Paare waren wieder in ihrer eigenen Welt. "Ich glaube kaum, dass ich denen die Laune verdorben habe." "Aber mir. Und du regelst das mit Zuma oder ich tue das!" "Nachdem das Alpha90-Projekt abgeschlossen ist", bemerkte Aryan mit Nachdruck. "Ach, du bist ja auch noch da", lächelte Yoko ihn spöttisch an. "Und Romeo auch. Du hast ihm den Kopf verdreht, jetzt kannst du ihn nicht einfach fallen lassen. Das wäre nicht fair." Yoko seufzte. "Also gut. Ich finde heraus, ob er etwas mit dem Aufruhr der Dämonen zu tun hat und mache dann Schluss mit ihm." "Na, siehst du. So leicht ist das", ermunterte sie ihre ältere Schwester. "Ich verstehe nicht, wieso du es dir so kompliziert machst." Und Yoko schwor sich, ab jetzt immer den direkten, einfachen Weg zu gehen. Sie beendete gerade ein nervenaufreibendes Telefonat mit einem der Produzenten und sehnte sich nach ihrem verdienten Feierabend. "Was ist los?" Zuma öffnete schwungvoll die Türe zu ihrem Büro. Sie war zu müde, um sich zu erschrecken. "Geht es dir gut?", bemerkte er, wenn auch etwas kühl. "Ich habe Yuki gebeten, dich zu mir zu schicken", sagte sie und rieb sich die Augen. Zuma hob die Brauen. "Deshalb bin ich hier. Und da du Wiederholungen so verabscheust, repetiere ich meine Frage nicht." Sie musste unwillkürlich lächeln. Eigentlich war Akira Zuma stets rücksichtsvoll ihr gegenüber gewesen. "Du bekommst eine Gehaltserhöhung", sagte sie dafür klipp und klar. "Was?", war er jetzt etwas irritiert. Er war es nicht gewohnt, dass sie so schnell auf den Punkt kam. "Für das, was du hier leistest, wirst du eindeutig zu schlecht bezahlt. Du verbringst Stunden mit Yuichi, ohne ihm eine reinzuhauen." "Er macht es mir auch wirklich nicht leicht, Yoko", warf er wütend ein. "Immer, wenn ich mit ihm tanzen muss, versucht er mir an den Hintern zu fassen." Yoko kicherte leise. "Klingt lustiger als es ist", warf er ihr vor, doch der Schalk schimmerte silbern in seinen Augen. "Und immer wieder vergisst er absichtlich, dass er führen muss. Nur damit ich ihm sage, dass er jetzt der Mann ist und ich die Frau." Jetzt lachte sie laut, gelöst und fröhlich. Er lächelte. Oh, wie sie diesen Zuma liebte! "Das sind eindeutig bessere Gründe für einen höheren Lohn", gluckste sie. "Aber ich will, dass du weißt, dass ich ohne dich aufgeschmissen wäre. Noch hast du nebenher einen richtigen Beruf. Ich habe mit einigen Leuten verhandelt. Du bekommst höheren Lohn." Yoko schob ihm einige Unterlagen zu, doch Zuma beachtete das nicht. Er sah ihr unverwandt in die Augen und Yokos Herz begann schneller zu schlagen. Was gäbe sie jetzt dafür, in seinen Armen zu versinken, an seinen Lippen… "Ich brauche das nicht, Yoko." "Ich will dich damit auch nicht beleidigen. Aber ich gebe dir nicht das, was du verdienst." Etwas in seinen Augen veränderte sich. Beiden war die Zweideutigkeit dieses Satzes bewusst. Mit einer schnellen Bewegung zerriss er die Dokumente und warf die Fetzen in den Papierkorb. "Ist das alles?" Sie erwiderte seinen Blick und er konnte ihre Augen lesen wie ein Buch. Sehnsucht, Begehren, Einsamkeit. Oder war dies sein Spiegel? "Ich will nicht mehr so weitermachen, Akira." Sie richtete sich unverwandt auf und wankte leicht. Reflexartig machte er ein paar Schritte auf sie zu. "Dir geht es nicht gut." "Ich bin nur erschöpft", winkte sie ab. "Wie denn auch nicht, wenn man jede Nacht von einem Vampir ausgesaugt wird!" Es war ihm entschlüpft, ehe er es hatte verhindern können. Er bereute es bitter. Doch Yoko sah ihn nur gequält an. "Ich bin nicht intim mit ihm geworden", flüsterte sie. Und das warf Zuma jetzt aus der Bahn. Sie hatte nicht mit ihm geschlafen? "Ich schlafe doch nicht mit jedem, der mir über den Weg läuft!" "Das habe ich nicht behauptet. Er ist doch genau das, was du immer wolltest." "Gerade du weißt doch überhaupt nicht, was ich will", sagte sich sachlich. "Romeo weiß es. Und dennoch hat er mich nie angerührt." "Man muss niemanden berühren, um ihn zu beißen", blieb er trotzig. "Herrgott, er hat mich nicht gebissen", verdrehte sie die Augen. "Ich habe ihm nicht einmal einen Kuss geschenkt. Zuma, weißt du denn, was ein Biss bewirkt?" Einen Orgasmus. Er presste die Lippen zusammen. "Mich von ihm beißen zu lassen, hieße, mich ihm vollkommen zu unterwerfen", belehrte sie ihn. "Ein Biss bricht den eigenen Willen und macht dich zur Marionette des Vampirs. Das will ich nicht. Ich lasse mich von niemanden beherrschen. Niemand darf mich dominieren. Ich habe in niemanden so großes Vertrauen. Mit einer Ausnahme", fügte sie leise hinzu. Seine Augen wurden groß. Er. Nur ihm schenkte sie genug Vertrauen. "Yoko." Er trat dich an sie heran, sie hob den Blick. Verlangen glühte in ihren Augen auf. Sie wollte, dass er sie in seine Arme zog. Der Drang, sie an sein Herz zu reißen, ihren Duft einzuatmen, schmerzte schon körperlich, doch aus irgendeinem, ihm unerklärlichen Grund, rührte er sich nicht. "Ich möchte mit dir reden." "Reden", war er jetzt irritiert. "Du redest die ganze Zeit." Und sie überwand sich. "Ich möchte über uns reden, denn so kann es nicht weitergehen. Du fehlst mir." Der letzte Satz war so leise gewesen, dass er ihn gerade noch verstehen konnte. "Ich will keine Beziehung", stellte er klipp und klar fest. Sie atmete tief durch. "Das weiß ich und ich akzeptiere das. Können wir reden?" "Hier oder sollen wir zu mir fahren?" Es klang kälter und distanzierter, als er es beabsichtigt hatte. Schließlich überwand sie sich und machte den ersten Schritt. "Bei dir. Hier fühle ich mich unwohl." "Seit wann fühlst du dich in einem Büro unwohl?" Sie lächelte sinnlich. "Mit diesem hier verbinde ich nicht so schöne Erinnerungen wie mit deinem." Er streckte die Arme aus, wollte sie an sich ziehen, sie endlich wieder spüren, doch sie wich zurück. "Warte. Nicht jetzt", seufzte sie. "Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen, das mir noch im Weg steht." Und er verwettete seine Goldmedaillen, dass dieses Wichtige Romeo hieß. "Nimmst du dir bitte morgen Zeit für mich?" Er lächelte sie an. "Ich hole dich dann ab." "Aber ich schlafe nicht mit dir." "Das sagst du jedes Mal." Sie erwiderte sein Lächeln. "Ich mag es nun mal, wenn du mich… eines besseren belehrst." Sacht schob sie sich an ihm vorbei, zur Tür, ohne ihn zu berühren, doch ihr ehrliches, warmes Lächeln löste ein kribbelndes, wohliges Gefühl in ihm aus. Beinahe hätte er die Arme ausgestreckt, um sie an sich zu ziehen. "Danke, Akira. Bis Morgen." Bis Morgen. Er merkte nicht, dass er erleichtert ausatmete. Es war vorbei. Er hatte seine Yoko wieder. Nein, er hatte seine Affäre wieder. Es war eine sexuelle Beziehung. Sie war die einzige, die seinen Ansprüchen genügte, deshalb hatte er sie vermisst. Seine Durststrecke war rum. Er hatte nicht sie vermisst, sondern dass sie ihm gab, was er brauchte. Zuma lächelte und verdrängte wieder gekonnt die Wahrheit. Yoko kam zurück, er hatte gewonnen. Zuma würde denken, er habe gewonnen, dessen war sich Yoko sicher. Und es war ihr auch egal. Er liebte sie und irgendwie würde sie es hinbekommen, dass er dies erkannte. Der erste Schritt war getan, jetzt gab es kein Zurück. Die Nachtluft war lau und sie spürte, sie war nicht allein. Sie atmete noch einmal tief durch und straffte die Schultern. "Du wirst dir abgewöhnen müssen, mich heimlich zu beobachten." "Verzeihung", trat er aus dem Schatten. "Ich ergötze mich nur so gerne an deinem Anblick. Was ist los, Yoko?" Yoko. Romeo kannte ihren vollen Vornamen nicht und das war gut so. Sie wollte nicht, dass er sie manipulieren konnte. "Ich will wissen, wie ehrlich du es mit mir meinst", sagte sie geradeheraus und erwiderte seinen Blick. Romeo war es mittlerweile gewöhnt, dass er sie weder beherrschen, noch unterwerfen konnte. "Du bist die Frau, die ich liebe. Ich will die Ewigkeit mit dir verbringen." "Ich möchte die Ewigkeit aber mit jemanden verbringen, den ich kenne", stellte sie klar. "Ich will keine Geheimnisse. Ich will alles über dich wissen." "Und wenn es dich abschreckt", flüsterte er. "Wenn ich dich dadurch verliere?" "Das Risiko wirst du eingehen müssen. Das ist deine einzige Chance, mich zu bekommen." Er sah sie einige Atemzüge lang nur an mit diesen dunkelgrauen Sturmwolkenaugen. War sie zu forsch gewesen? Zu voreilig? Hatte sie alles verspielt? Er schloss kurz die Augen. "Einverstanden." Wie bitte? Er nahm ihre Hand. "Ich zeige dir alles. Das könnte eine Weile dauern. Ich gebe dir den Tag, alles auf dich wirken zu lassen. Aber morgen Nacht will ich meine Antwort." "Muss ich Angst haben?", fragte sie. "Nein, jemand wie du nicht." "Yoko", murmelte Zuma im Halbschlaf. "Bei dir, guapo", flüsterte es neben ihm. Zuma drehte sich um, tastete nach ihr und zog sie an sich, schmiegte sich an ihren Rücken, atmete genüsslich den Duft ihres Haares ein. Ihre nackte Haut war warm und zart wie ein Rosenblütenblatt. Er hatte das so vermisst. Seine Finger verschränkten sich mit ihren. "Ich möchte die ganze Nacht so schlafen", seufzte sie. "Nur diese Nacht? Du schläfst ab jetzt jede Nacht bei mir." "Warum?", hauchte sie und drückte ihre weichen Lippen an seine Wange. "Ist es schöner mit mir?" "So viel schöner", gestand er. "Verlasse mich nie, Kätzchen. Ich brauche dich." "Wie schade", wand sie sich aus seinem Griff und verließ das Bett. "Ein Jammer, dass du dir das nur im Traum eingestehen kannst." Zuma riss die Augen auf. "Warte, Yoko!" Er sah sich im mondbeschienenen Zimmer um. Sie war weg. Eben war sie doch noch da gewesen! "Yoko!" Er stürmte durch den Raum. Das Bad war leer, alles dunkel. "Kätzchen, wo bist du?" Frustriert raufte er sich die Haare. Wo war sie denn so plötzlich hin? Hektisch knipste er das Licht im Schlafzimmer an und jetzt, da die Schlaftrunkenheit ihn verließ, sah er es. Sie war nicht da gewesen. Er hatte alles geträumt. Erschüttert sank er auf das Bett. Ihre Bettseite war unangetastet, das Kissen unberührt. Leer. Ohne Yoko. Wie in Trance berührten er seine Wange. Es hatte sich so echt angefühlt, so wahr. Das Bett… ihr Kissen… es roch nicht nach ihr. Ihr Duft war schon lange aus seiner Wohnung verflogen. Es war so warm gewesen, so schön, traumhaft… ein Traum. Er war immer noch allein, ohne sie. Die Enttäuschung war niederdrückend. Er wollte sie bei sich haben, ihre Arme um seinen Hals, den Kopf auf seiner Brust. Zuma ballte die Fäuste. Aber sie war nicht hier. Warum sollte sie? Er war alt genug, sich von keiner Frau dermaßen manipulieren zu lassen. Er war nicht von Yoko abhängig! Er würde sich von ihr nicht zum Narren halten lassen. Er würde nicht zulassen, dass die Sehnsucht nach ihr ihn zerfraß, dass sie ihn umgarnte, verzauberte und dann fallen ließ, wenn sie mit ihm fertig war. Nein, er würde nicht zulassen, dass Yoko mit ihm spielte! Niemals! Und plötzlich packte ihn ohnmächtige Wut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)