Requiem von Glasschmetterling (Wichtelstory 2008 für Wombat) ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Epilog „Hier sind Sie.“ Überrascht blickte Hermine Weasley von der Aussicht auf die Avenue des Champs-Élysées, die sich von der Dachterrasse ihres Hotels bot, auf, und entdeckte Draco Malfoy, der in der Tür stand und sie für einen Moment nachdenklich betrachtete, bevor er auf sie zuging. Das Rauschen der Autos und des Stadtlebens drang nur gedämpft zu ihnen hinauf auf das Dach, und Hermine lächelte und blickte hinüber zum Tour Eiffel, der sich mit seiner Beleuchtung wie ein Mahnmal in den dunklen Februarhimmel reckte, bevor sie ihren Blick über die Dächer und hinüber zum Arc de Triomphe wandern ließ. „Es ist schön hier draußen... so still.“ Malfoy lächelte leicht, lehnte sich neben ihr an die steinerne Brüstung und schwieg, starrte hinaus auf die Stadt, die sich langsam zur Ruhe legte. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie noch in Paris sind, immerhin haben Sie keinen Grund mehr, so zu tun, als ob Sie zu dieser Tagung müssten...“ Hermine seufzte leise. „Ich dachte, es wäre besser, noch ein wenig von zu Hause wegzubleiben, bis Ron sich beruhigt hat – er kann ziemlich nachtragend sein, fürchte ich.“ Er entgegnete nichts darauf, und das einzige, was sie hörte, waren die Geräusche der nächtlichen Stadt, die sie umspülten. „Wie geht es Scorpius?“, fragte sie, um die Stille zu brechen, die ihr langsam unangenehm zu werden begann. „Er wird wieder... ich war eben noch in St. Mungos, und die Heiler sagen, er ist ein zäher Junge und wird keine Folgeschäden davontragen... und ich werde besser auf ihn aufpassen.“ „Jetzt, wo Sie gemerkt haben, wie schnell Sie ihn verlieren könnten?“, warf sie sanft ein, und Malfoy seufzte auf. „Ja... so ungefähr. Ich habe ihn sträflich vernachlässigt, weil ich meiner Frau aus dem Weg gehen wollte...“ Für einen Moment hielt er inne, dann nickte er langsam. „Aber jetzt ist sie im Krankenhaus und sitzt an seinem Bett.“ „Astoria? So heißt sie doch, oder?“ Hermine wandte sich halb ihm zu, musterte ihn mit einer Neugier, die sich noch steigerte, als sie das Päckchen entdeckte, das er unruhig zwischen seinen Fingern drehte. „Ja... sie verbringt den größten Teil ihrer Zeit bei meinen Eltern auf Malfoy Manor – wahrscheinlich, um mich nicht sehen zu müssen.“ Hermine lächelte leicht. „Vor ungefähr einer Woche hätte ich diese Einstellung wirklich sehr verständlich gefunden... aber Sie sind wirklich nicht so schlimm, wie ich Sie in Erinnerung hatte.“ „'Nicht so schlimm, wie ich Sie in Erinnerung hatte'“, wiederholte er grinsend. „Ich glaube, das ist das, was aus Ihrem Mund einem Kompliment am nächsten kommt.“ Zu ihrer eigenen Überraschung bemerkte sie plötzlich, dass sie lachte. „Nun, Mr Malfoy, ich will gar nicht wissen, was Sie sonst noch für Vorstellungen über mich haben.“ Er grinste ebenfalls matt, bevor er tief Luft holte und seine Courage zu sammeln schien. „Ich halte Sie für eine bemerkenswerte, mutige und intelligente Frau, der ich nicht nur mein Leben, sondern auch das meines Sohnes schulde, und dafür möchte ich mich bei Ihnen von ganzem Herzen bedanken.“ Hermine spürte, wie ihre Augenbrauen sich hoben, sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Antwort, und konnte nicht verhindern, dass sie begann, rot zu werden. „Ich... das war mein Job, mehr nicht.“ Entschlossen schüttelte Malfoy den Kopf. „Ihr Job ist es, dafür zu sorgen, dass Leute wie Asoria Carrow hinter Gittern bleiben – nicht, sich unter Flüchen hindurchzuducken, um sie dorthin zu bringen.“ „Dann... danke.“ „Und das wollte ich Ihnen ebenfalls geben.“ Er reichte ihr das Paket, und sie war so überrascht, dass sie es bereits in der Hand hatte, als der Gedanke in ihren Kopf schoss, dass sie es doch eigentlich ablehnen sollte. „Was ist das?“ „Ein Buch, für Ihre Tochter, Rose – immerhin hätten wir ohne sie Scorpius vielleicht nicht rechtzeitig gefunden.“ Hermine lächelte leicht. „Ich bin sicher, sie wird sich freuen.“ „Das hoffe ich.“ Malfoy machte den Eindruck, als ob er gehen wollte, sich aber nicht so recht dazu entschließen konnte, und lehnte sich wieder neben ihr an die Brüstung, starrte unruhig in die Straßen der Stadt hinab. Nun war es an Hermine, das Päckchen unruhig in den Händen zu drehen, sie hatte das Gefühl, dass etwas unausgesprochen blieb, das er eigentlich sagen wollte, und sah ihn schließlich an. „Was ist?“ Seine grauen Augen schienen zu zögern, während er sie betrachtete, fast konnte sie die Zweifel greifen, die in seinem Blick lagen, bis er sie abschüttelte, einen nach dem anderen, was sie merkwürdig gefangen hielt, es ihr nicht erlaubte, sich abzuwenden. Vorsichtig, fast als ob sie zerbrechlich wie Porzellan wäre, streckten seine Finger sich aus, strichen eine widerspenstige Strähne aus ihrem Gesicht, und sie ahnte – spürte – wusste, dass sie sich abwenden sollte und konnte es doch nicht. Selbst als er sich nach vorne beugte und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchte, wusste sie nicht, was sie tun sollte, fühlte sich wie erstarrt, abgesehen von dem kleinen Lächeln, das sich auf ihre Züge schlich und das sie selbst nicht so ganz einordnen konnte – oder wollte. „Gute Nacht, Mrs Weasley.“ Er wandte sich ab, flüchtete fast zurück ins Hotel und hatte schon die Tür zum Treppenhaus hinter sich geschlossen, als es ihr gelang, zu antworten. „Gute Nacht, Mr Malfoy.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)