Dunkel von blockhead (»Licht, bitte.«) ================================================================================ Kapitel 5: Flugangst -------------------- »Flugangst« ›27. November‹ Der Flughafen in Tokio war riesig. Die Menschen hetzten von Sicherheitskontrolle zum Terminaleingang oder von der Sicherheitskontrolle zum Ausgang oder warteten in der monströsen Eingangshalle in einer Warteschlange vor McDonalds oder Starbucks. Eigentlich konnte Sasuke diese Hetzerei nicht leiden, doch manchmal musste es eben sein, denn Flugzeuge waren die schnellste Möglichkeit um von einem Ort zu einem weit entfernten Anderen zu kommen. „Sasuke.. Warte.. Meine, äh, Koffer, ich.. Verdammt!“ Der Uchiha blieb stehen, zog Sakura den Riemen ihrer Umhängetasche von dem langen Griff ihres Trolleys und schnappte sich den kleinen Beutycase, der jeden Moment drohte, runterzufallen. Sakura sah.. angeschlagen aus. Ihre rosafarbenen Haare – von denen Sasuke immer noch nicht wusste, ob sie gefärbt waren, oder nicht – sahen ungekämmt aus, obwohl er sie eben noch dabei beobachtet hatte, wie sie jede Strähne geradezu penibel geordnet hatte. Tatsächlich wehte draußen ein kalter Wind, der diese Arbeit jedoch innerhalb von Sekunden zunichte gemacht hatte. Auf einer Schulter war der schwarze Mantel halb herunter gerutscht und der zweite, hellgraue Knopf von oben, der den Mantel eigentlich zusammenhalten sollte, wurde nur noch von einem einzelnen, weißen Faden halbwegs an seinem Platz gehalten. Einen kurzen Moment lang überlegte Sasuke, ob er etwas sagen sollte, doch er entschied sich dagegen. Stattdessen hob er die Hand, fuhr durch die Haare seiner Begleiterin, zog ihren Mantel gerade und riss den Knopf, den er ihr anschließend in die Manteltasche steckte, einfach ab. Dann schnallte er den Beutycase wieder an ihren Trolley dran und richtete als letztes ihre knallrote Umhängetasche. „Bist du fertig?“, fragte sie ungeduldig, als er ihre Haare musterte, weil er sich von dem Gedanken hinreißen ließ, wie sie vielleicht in Braun oder Schwarz aussehen würden. Für sie sah es vermutlich so aus, als würde er ihr Aussehen überprüfen. „Ja“, antwortete er ihr nach einigen Sekunden und packte ihre Hand, um sie hinter sich herzuziehen. Als er nach der Schule mit zu Sakura gegangen war, um ihren Eltern zu erklären, dass Sakura mit ihm nach New York fahren würde, weil er kein anderes Mädchen... Keine andere Möglichkeit sah, als sie mitzunehmen, hatte er mit einem skeptischen Vater und einer besorgten Mutter gerechnet. Womit er nicht gerechnet hatte, war ein Vater, der im Flur stand, einen silbernen Koffer aus Metall in der Hand hielt und alle zwei Sekunden auf seine Armbanduhr schielte, während er, sobald Sakura die Tür geöffnet hatte, erklärte, dass er zu einem dringenden Geschäftstermin musste. Von der Abwesenheit der Mutter ganz zu schweigen. Sasuke hatte während der zwanzig-Sekunden-Erklärung von Sakuras Vater festgestellt, dass es sich bei eben jenem zufälligerweise um einen der vielen Geschäftspartner seines Vaters handelte. „Ah, Sasuke Uchiha“, rief er auch sogleich aus, nachdem er Sasuke endlich bemerkt hatte, „Fugakus Jüngster. Ja, ja! Wie kann ich dir helfen, mein Junge?“ Sasuke hatte, innerlich verwirrt, höflich gegrüßt und dann seine Situation erklärt. Mit der Frage, „Dürfte ich Sakura für ein Wochenende mit nach New York nehmen?“, endete die Erklärung und Sakuras Vater stimmte zu – merkwürdigerweise begeistert. „Sakura, Liebes, Sasuke ist ein vernünftiger, junger Mann, du bist bei ihm in besten Händen und so muss ich kein Kindermädchen für dich engagieren! Wunderbare Sache! Dein Handy hast du dabei, ja? Denk an alles, lass es angeschaltet, man kann nie wissen...“ Und mit einem Kuss auf Sakuras Stirn und einer festen Umarmung, sowie einem Nicken in Richtung Sasuke, stürmte er aus der Wohnung. Peinlich berührt fragte Sakura schließlich, ob Sasuke einen Tee wollte. Das Sasuke mittlerweile einen neuen Gehgips hatte, der es ihm ermöglichte auch ohne Krücken zu laufen und außerdem eng anlag und sich ziemlich gut unter einer einfachen Hose verstecken ließ, machte es dem Uchiha sogar möglich, für die Gala einen Anzug anzuziehen ohne dabei auszusehen, wie ein Clown. Sie hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Flug und nach einer halben Stunde in der Warteschlange vor dem Check-In, hatten sie auch bereits ihr Gepäck aufgegeben. Im Moment saßen sie nebeneinander auf orangefarbenen Plastikstühlen vor der Sicherheitskontrolle. Sakura hatte eine Tüte von McDonalds auf dem Schoß und biss ab und zu von einem Cheeseburger ab. Ein großer Becher Cola stand zwischen ihnen auf der Armlehne, doch da Sasuke mehr Koffein und weniger Zucker wollte, bevorzugte er den Kaffee von Starbucks, der in einem Pappbecher in seiner Hand hin- und herschwappte. Es war vielleicht nicht der Beste Kaffee, aber es war Kaffee. „Wie lange müssen wir noch warten?“, fragte Sakura und raschelte mit der braunen Papiertüte in der sie noch drei weitere Burger lagerte. „Eine Stunde“, antwortete Sasuke und nippte an seinem Kaffee, als würde ihm das Warten überhaupt nichts ausmachen. „Ach ja, Sasuke..“ Er sah von seinem Kaffee zu ihr herüber. „Ja?“ „Du warst ja praktisch dabei, als ich gepackt habe..“ Er nickte. „Und, äh, da hab ich vergessen dir etwas zu sagen.“ Der Uchiha nickte erneut, diesmal zum Zeichen, dass sie fortfahren sollte. „Und zwar.. Ich hab kein richtiges Kleid für den Ball.“ Sasukes Miene entspannte sich augenblicklich, weil er schon gedacht hatte, sie würde ihm irgendeine wirkliche Katastrophe beichten – auch wenn ihm dafür nicht einmal annähernd ein Beispiel einfiel. „Kein Problem. Meine Eltern haben vorgesorgt. Unsere Abendkleidung wartet auf uns im Hotelzimmer. Dein Kleid wird eines sein, was man in einem gewissen Rahmen verstellen kann“, erklärte er und vermied es ihr zu sagen, dass selbst wenn sie ein Kleid gehabt hätte, er ihr empfohlen hätte, dass anzuziehen, was auch immer seine Eltern rausgelegt hatten. „Oh. Okay. Wenn du Hotelzimmer sagst..“ Sasuke zeigte eines seiner seltenen Grinsen. „Es gibt so kurzfristig nur eines.“ Mit hochrotem Kopf nickte Sakura schnell und verschlang hastig ihren Burger. Eine Stunde später hatten sie die Sicherheitskontrolle hinter sich gebracht – glücklicherweise ohne nennenswerte Zwischenfälle – und waren nun zur nächsten Warteperiode übergegangen. Dieses Mal saßen sie in der Halle vor dem Zugang zum Flugzeug. Sakura blätterte begeistert durch eine Vogue und hielt Sasuke in fünf-Minuten-Abständen Bilder von Frauen in atemberaubenden Kleidern unter die Nase, die er mit einem skeptischen Blick auf deren viel zu dünne Arme und einem Nicken zur Kenntnis nahm. Eine digitale Anzeigetafel über dem Eingang zum Flugzeug zeigte an, dass es noch neunundzwanzig Minuten waren, bis man sie reinlassen würde. „Sasuke.. Wieso fliegen wir eigentlich über Paris? Ich meine.. Wäre es nicht kürzer gewesen, nach Osten zu fliegen, anstatt die.. ähm.. fünfzehn Stunden nach Paris und dann erst weiter?“ Der Uchiha riss sich, eigentlich nur widerwillig, von seinem Buch los und seufzte lautlos. „Das wäre es, aber es gibt da noch eine Sache, die wir in Paris holen. Schuhe für meine Mutter. Sie warten am Flughafen.“ Es ertönte ein Zischen, als Sakura die Luft einzog. Dann klappte ihr Mund auf und sie sah aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Im.. Ernst?“ Sasuke schnaubte. „Natürlich nicht.“ Er blätterte in seinem Buch eine Seite um und las weiter. Die Rosahaarige wartete nicht lange ab, sondern rollte ihre Zeitschrift zusammen und schlug Sasuke auf den Oberarm. Erneut sah er von seinem Buch auf und grinste wieder. „Hast du mir wirklich geglaubt?“, fragte er ruhig und das Grinsen war schon wieder verblasst. Ohne eine Antwort zu geben, entrollte Sakura ihre Zeitschrift wieder und drehte Sasuke demonstrativ ihren Rücken zu. Im Flugzeug durfte Sakura am Fenster sitzen, was sie ganz offensichtlich freute, da sie sich pausenlos gegen das kleine Stückchen Glas drückte und hinausstarrte, obwohl sie noch gar nicht losgefahren waren. Als sich die Maschine endlich in Bewegung setzte, sah Sakura aufgeregt nach rechts, wo Sasuke saß und musste feststellen, dass selbst Sasuke Uchiha nicht ganz so perfekt waren, wie eine Hand voll Mädchen in der Schule auf dem Mädchenklo gerne verkündeten. Sasuke war in seinen Sitz gedrückt, was eigentlich gar nicht so unnatürlich aussah – ganz im Gegensatz zu seinen Händen, die so fest um die Armlehne gekrallt waren, dass die Knöchel auf seiner blassen Haut weiß hervortraten. „Sasuke.. Hast du Flugangst?“ Sein Gesicht war vollkommen ruhig. Seine Lippen formten eine gerade Linie, seine schwarzen Augen waren nach vorne gerichtet, als würden sie etwas sehen, was niemand sonst konnte. Der Uchiha sah sie kurz an. „Vielleicht“, antwortete er schließlich wage und genau in diesem Moment setzte das Flugzeug ab. Druck baute sich in Ohren auf, Kaugummis wurden ausgepackt. Und Sakura löste Sasukes Hand von der Armlehne und drückte sie. Sasuke sah Sakura an und sagte.. nichts. Kein „Danke“, kein Gefühl kam von ihm, er schien einzig und allein Ruhe auszustrahlen, als hätte er keine Angst vor dem Starten oder dem Fliegen gehabt. Etwas, was Sakura anscheinend nicht einordnen konnte, denn sie wurde ganz rot und versuchte ihre Hand wegzuziehen – doch Sasuke hatte eben zugelassen, dass sie seine Hand von der Lehne löste. Andernfalls hätte die Haruno es sicher nicht geschafft und so konnte sie dieses Mal nichts gegen seinen eisernen Griff ausrichten. Nach einer Weile starrte sie auf seine Hand herunter, die ihre umklammert hielt. Ihre Wangen waren immer noch rot. Es sah so aus, als wäre sie gerade von draußen, wo es kalt und windig war, rein gekommen, wo es warm und behaglich war. Das Flugzeug lag nun gerade in der Luft und auf einem kleinen Bildschirm über den Kopfstützen der zwei Sitze vor ihnen konnten sie die Flugroute mitverfolgen. Sasuke fixierte ihr Gesicht, seine schwarzen Augen wanderten nahezu freizügig über ihre Augen, ihre Nase, übersprangen ihre Lippen und fuhren ihre Konturen entlang. Er fand sie schön. „Hab ich was im Gesicht?“ Sasuke grinste auf diese Frage hin nicht, ärgerte sich nicht, dass sie seinen „besonderen“ Moment gestört hatte. Er sah sie wieder nur an, mit diesem wissenden Ausdruck in den Augen, von dem ihm selber nicht bewusst war, dass er sich dort eingenistet hatte. „Jeder hat mal Flugangst“, antwortete er leise, vollkommen aus dem Zusammenhang heraus, und es machte für den Moment nichts, dass sie seine Antwort auf ihre Frage nicht verstand und den Kopf fragend schief legte. Denn sie sah ihm trotzdem in die Augen und lächelte. …........° Höhö.. Wer hätte das gedacht..? D:“ So „schnell“ haben wir schon die 50% erreicht.. :OO Also ich hab damit am wenigsten gerechnet, glaub ich.. (Vom Inhalt her werden die folgenden Kapitel allerdings voller, als die bisherigen! :DD) Ein Küsschen für alle Leser! Und ein erneuter Buch- & Musiktipp, falls das überhaupt wen interessiert! Buchtipp: Dan Brown – Sakrileg (Für jeden interessant, der sich für Bilder, Codes, Spannung & (ein wenig) Kunst begeistern kann!) Musiktipp: Chihiro Onitsuka - Innocence (Das geht einfach nur unter die Haut. Langsam und so schön.. :'O ) [Link im P.S.] Besinnliche Festtage schonmal! (Vielleicht lad ich vor Neujahr noch was hoch.. Wenn nicht: Wundervolles neues Jahr!) papetto P.S.: http://www.youtube.com/watch?v=NfMORa28bX8 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)