Das Herz des Ozeans von Julchen-Beilschmidt (My Heart will go on) ================================================================================ Kapitel 1: Die Reise beginnt ---------------------------- Die Reise beginnt   1912...   In der Nähe von Asran, einer stolzen Stadt am Meer, lag das ebenfalls stolze Schiff des Landes vor Anker, die Lazalatin, das größte Schiff das jemals die Werften verlassen hatte. Es herrschte reges treiben am Hafen, denn an diesem Tag sollte die Jungfernfahrt des Schiffes beginnen. Die letzten Lebensmittel wurden unter Deck gebracht, Kutschen sowie Kisten wurden im Frachtraum des Schiffes verstaut. Die ersten Passagiere betraten schon das Schiff als zwei reich verzierte Kutschen sich dem Kai näherten. Sie blieben in der Nähe der Hafenkneipe stehen in der gerade zwei Freunde gegen zwei andere Männer Karten spielten. Zuerst zu den Herren in der Kneipe und was sie dort machten. Auf dem Tisch lagen knapp 300 Filar und dazu zwei Karten für das Schiff. Die vier spielten um die Fahrt zur Küste vor Klennar. Der eine der beiden Freunde sah sich nochmals seine Karten an bevor er einen kurzen Blick auf seinen gegenüber warf. Sein Name war Valnar, ein armer junger Mann der schon als Kind beide Elternteile verloren hatte. Sein Freund hieß Asmos, sein Leben war ähnlich wie das von seinem Freund verlaufen. Die beiden anderen waren ein so genannter Strife und ein junger Mann namens Ustra. Ustra fluchte etwas was Valnar und Asmos nicht verstehen konnten. Doch Strife gebot ihm Ruhe und sofort war es wieder leise.   “Valnar. Du bist blank. Du setzt alles was wir haben.” flüsterte Asmos ihm ins Ohr und zeigte dabei auf das Geld. Der Angesprochene zog kurz an seiner Zigarette und erwiderte nur: “Wenn du nichts hast dann kannst du auch nichts verlieren.” und pustete den Qualm in seine Richtung. Angewidert verzog Asmos das Gesicht. Wieder funkelte Ustra seinem Freund böse zu. Strife hatte die Fahrkarten ins Spiel gebracht um seinen Einsatz zu erhöhen.   Valnar sagte kurz: “Strife.” der ihm eine Karte gegen eine von ihm tauschte. Wieder sahen alle in ihre Karten. Dann legte Valnar noch eine Karte neben sich und nahm eine andere auf. Wieder konzentrierte sich der junge Mann auf sein Blatt. Asmos warf wieder einen beunruhigten Blick auf seinen Freund. “Also meine Herren. Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen. Für zwei von uns beginnt ein neues leben. Asmos?” begann Valnar und sah seine Mitspieler der Reihe nach an. Asmos zeigte seine Karten. “Niente.“, sagte Valnar kurz auf spanisch. Sein Freund bestätigte die Aussage. “Ustra?”, auch er zeigte seine Karten. “Nichts. Strife?.” schon fast siegesgewiss zeigte er seine Karten. Ganz langsam legte er sie vor Valnar hin. “Oh, oh. Zwei Paare. Tut mir leid Asmos.” Valnar sah bekümmert in das Gesicht seines Freundes. Der konnte es nicht fassen. Laut schrie er Valnar an. “Du hast unser ganzes Geld gesetzt-” donnerte er fassungslos. “Tut mir Leid du wirst deine Mama für eine lange Zeit nicht sehen.” unterbrach Valnar seinen Freund und klopfte seine Karten zu einem kleinen Haufen. Verwirrt sah Asmos ihn an. “Denn wir fahren nach Klennar! Full House Männer!!” schrie Valnar auf und knallte mit dem Ellenbogen auf den Tisch. Beide brachen in Freudentaumel aus während Ustra die Hände zu Fäusten ballte. Dann packte er Valnar wütend am Kragen. Er zischte wütend etwas unverständliches. Valnar schloss die Augen, in der Erwartung gleich geschlagen zu werden, doch stattdessen schlug Ustra seinen Freund zu Boden. Valnar sowie Asmos mussten grinsen. Der junge Mann drehte sich zu seinem Freund um und umarmte ihn stürmisch. “Ich fahre nach Hause!” jubelte Valnar. Plötzlich ertönte der Wirt Debor am Tresen: “Nein, Junge. Die Lazalatin wird nach Klennar ablegen in fünf Minuten.” daraufhin lachte er und zeigte hinter sich auf die Uhr. Es war genau fünf Minuten vor zwölf. Erschrocken sahen sich die beiden Freunde an und schnappten sich alles Hab und gut und verschwanden aus der Kneipe. Sie liefen so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten in Richtung der Stege, die sie in eine neue Heimat bringen würden.   Währenddessen bei den Kutschen. Der Kutscher sprang vom Bock und öffnete die Tür. Eine junge Frau streckte nach ihm die Hand aus damit er ihr half herauszukommen. Zuerst sah man nur den breitkrempigen schwarzen Hut doch dann sah man das stolze Gesicht einer Frau mit welligen roten Haaren. Aus der anderen Kutsche kamen gerade ihre Mutter und ein junger Mann heraus. Dieser lächelte. “Ich frage mich was sie alle für ein Gewese machen.” sagte die junge Frau hochnäsig. “Sie sieht nicht viel größer aus als die Endeavour.” dabei drehte sie sich zu dem jungen Mann, der hinter ihr stand um. “Du magst vielleicht über andere Dinge spotten Alaine, aber nicht über die Lazalatin. Sie ist um einhundert Fuß größer als sie Endeavour.” antwortete er freundlich zu ihr. “Und viel luxuriöser.” fügte er noch hinzu, da er den übertriebenen Geschmack seiner Verlobten zu gut kannte. “Es ist nicht einfach eure Tochter zu beeindrucken Aysha.” meinte er zu ihrer Mutter und half ihr aus der Kutsche. Auch diese lächelte amüsiert. “Das ist das Schiff von dem es heißt es sei unsinkbar?” fragte sie interessiert. “Es ist unsinkbar. Gott selbst könnte es nicht versenken.” antwortete er. Ein Mitarbeiter kam auf den Mann zu und meinte das Gepäck müsste ins Schiff gebracht werden. “Ja. Wenden Sie sich an meinen Kammermeister.” sagte er und verwies schon auf den älteren Herren der an den Kutschen stand. Ein schwarzhaariger düsterer Mann. Es war Mr. Abraxas Lovejoy.   Mit einem letzten Blick auf die Uhr empfahl er den beiden Frauen an Bord zu gehen. Alaine ging neben ihrem Verlobten, Asgar Hawkley, der junge, elegante Mann. Ihre Mutter ging voraus zu dem Mitarbeitern der White Starline Company um die Namen einzutragen. Alaine trug es mit Fassung und wahrte ihr wohlerzogenes Wesen. Es hatte einen Grund das sie sich so kühl und abweisend verhielt. Es war so zu sagen ihre Pflicht auf dieses Schiff zu gehen und in ihre Heimat zurückzugehen. Ihre Familie war seit dem Tod ihres Vaters ohne festes Einkommen und es war nun Alaines Pflicht geworden, einen wohlhabenen Mann zu finden, der eine gute Partie abgab, damit ihre Familie nicht ihr Gesicht verlor. Asgar war alles was sich eine Mutter für ihre Tochter wünschen könnte. Wohlhabend, gebildet, aus gutem Haus- kurz: ein Traum der damaligen Zeit. Und das er der Mann war, den Aysha sich für ihre Tochter wünschte, es aber nicht auf Gegenseitigkeit beruhte, stand in keinem Verhältnis. Sie empfand es als Pflicht, mehr jedoch auch nicht. Alaine war gut erzogen worden, doch mit Tugenden, die eine gewisse Eigenwilligkeit zuließ. Für ihre Familie würde sie dieses Bündnis eingehen. Sie würde wohlhabend bleiben, sich nicht Sorgen machen müssen, morgen am Hungertuch zu betteln. Aber ihr Herz sagte ihr immer wieder, das dies nicht die Erfüllung ihrer Träume war. Heute hätte man gesagt, Alaine sei im falschen Jahrhundert geboren worden. Doch im Jahr 1912 war die Rolle der Frau, auch einer wohlhabenden, eine ganz andere als heute. In ihrem Inneren hätte sie am liebsten laut geschrien. Wäre fort gelaufen, aber die Liebe zu ihrer Mutter, war stärker als jenes Verlangen. Und so betrat sie das Schiff und trat ein in die vornehme erste Klasse der Lazalatin.   Valnar und Asmos rannten wie der Blitz durch die Menschenmassen. Das Schiff hatte sich schon etwas von der Hafenmauer entfernt als sie über die Brücke liefen, die sie von der Lazalatin trennte. Die Matrosen musterten sie argwöhnisch, ließen die beiden jedoch ins Schiff. “Wir sind die beiden besten Glücksschweine der Welt, weißt du das?” freute sich Valnar und lief weiter ins innere des Schiffes. Man hörte ein lautes Nebelhorn und die Lazalatin legte ab. Tausende Menschen wanken zu ihnen empor und wünschten der Lazalatin eine ruhige Fahrt. Auch Valnar und Asmos waren an Deck und verabschiedeten sich von Asran, obwohl sie niemanden kannten.   Langsam glitt das Schiff durch den Kai hinaus ins weite Meer. Die beiden jungen Leute gingen unter Deck in die Räume der dritten Klasse. Viele fremde Völker trafen sie, besonders Leute aus Thessa, Tradan oder auch Uruya, die in Klennar eine blühende Zukunft sahen. Nur Valnar kannte diesen Ort wie seine Westentasche. Aufgewachsen in Limm, einige Meilen von Klennar entfernt und ausgewandert nach Asran als er seiner Eltern verloren hatte. Und nun kehrte er voller Hoffnung wieder zurück als ein Mann, dem alle Tore offen standen.   Als sie in ihrer Kabine G60 ankamen waren darin zwei Männer die nach Strife fragten. Sie stellten sich vor und bezogen ihre Kojen. Es gab einen kleinen Zoff unter den Freunden weil Asmos unbedingt oben schlafen wollte aber der wurde schnell beigelegt, da Valnar am liebsten immer die untere Koje von Doppelstockbetten bezog.   In den oberen Klassen besah sich Asgar mit einem Diener das Promenadendeck, während Alaine mit ihrer Zofe Bilder einer Künstlerin aus Shannar auspackte. Der hölzerne rote Vorraum aus Mahagoni mit seinem riesigen Kamin, ebenfalls aus Mahagoni wirkte auf sie zu erdrückend. Angestellte brachten scharenweise Koffer in die Suiten während Abraxas Lovejoy diese Sache managte. “Ach nicht schon wieder diese Fingerzeichnungen… die waren die reinste Geldverschwendung.” meckerte Asgar der gerade ins Vorzimmer kam. Er nippte an seinem Brandy. “Der unterschied zwischen Asgars Kunstgeschmack und meinem ist, dass ich welchen habe.” konterte sie geschickt und sah ihrem Verlobten nicht in die Augen. Sie setzte ein Bild auf den Boden und lehnte es gegen ein Sofa. “Diese Bilder sind einzigartig. Es ist als befände man sich in einem Traum.” murmelte die Rothaarige als sie eines der Gemälde genauer besah. “Es hat Wahrheit, aber keine Logik.” fügte sie noch hinzu. Ihre Zofe fragte nach dem Namen des Künstlers, doch kannte Alaine den Namen nicht genau und musste raten. Alleding erwähnte sie genau den richtigen Namen. Asgar amüsierte sich darüber. “Na wenigstens waren sie billig.” meinte er hinzu als Alaine gerade ein Bild in ihr Schlafzimmer brachte.   Sie umfuhren das Land und legten kurz in Thessa an um eine gewisse Mrs. Brown an Bord zu bringen. Ihr Mann war in Esrik auf Öl gestoßen und war, wie es Alaines Mutter nannte “Neureich”. Alle nannten sie Nyria. Aber in die Geschichte würde sie eingehen als “die unsinkbare Nyria Brown”. Sie trug selbst ihre Koffer an Deck. Sie sagte die Bediensteten seien zu langsam für den Geschmack einer resoluten Frau wie sie. Am nächsten Nachmittag fuhren sie Richtung Norden. Vor ihnen war die unendliche Weite des Meeres.   Gerade kam der Kapitän, Vincent Smith aus dem Steuerraum und sah hinaus auf die Weite. Neben ihm war sein erster Offizier, ein gewisser Morlon Murdoc. Er befahl, die Turbinen volle Kraft zu geben. Morlon lächelte und ging in den Steuerraum. “Volle Kraft, Mr Moody.” befahl er und stellte die Geschwindigkeit an einem verstellbaren Rad auf volle Kraft. Als die Nachricht unten angekommen wurde mehr Kohle in den Brenneröfen verbrannt um den Wasserdruck zu erhöhen. Die Turbinen drehten sich nach einigen Momenten doppelt so schnell. Als die Rückmeldung kam ging Morlon lächelnd zurück zu dem Kapitän und teilte ihm die Geschwindigkeit von fünf Knoten mit. Zufrieden legte der alte Kapitän seine Hände an die Rehling und sah hinaus auf das Meer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)