Das Herz des Ozeans von Julchen-Beilschmidt (My Heart will go on) ================================================================================ Kapitel 12: Rettung ------------------- Kapitel 12: Rettung Das Schiff sank immer weiter und für Valnar wurde die Zeit knapp. Das Wasser war schon über das Bullauge hinweg in dem er gefangen war und nur noch schwärze war zu sehen. Die Schotten liefen über und das eisige Wasser bahnte sich seinen Weg durch die untersten Kabinen. Gerade eben auch in der Etage in der Valnar allein war. Überall lagen Hinterbliebenschaften von Passagieren wie Koffer oder einzelne Kleidungsstücke. „Hilfe! Kann mich irgendjemand hören? Hallo ich bin hier drin! Hilfe!“ schrie er nach Leibeskräften und schlug mit den Handschellen gegen das Rohr an das man ihn gefesselt hatte. Doch es nützte nichts. Niemand war auch nur in der Nähe des E- Decks. Alaine suchte nach Aaron Andrews. Er könnte wissen wo man Valnar gefangen hielt. Der war auf der Suche nach Passagieren, die noch in ihren Suiten waren und bat sie nach oben zu gehen. Er klopfte gerade an eine Suite als Alaine ihm über den Weg lief. „Mr. Andrews. Gott sei Dank!“ rief sie und lief auf ihn zu. Der war völlig verdutzt sie noch hier zu sehen und wollte sie auch nach oben auf das Bootsdeck bitten, als sie ihm das Wort abschnitt. „Wo würde der Bootsmann jemanden hinbringen, der unter Arrest steht?“ Er sah sie verwirrt an und bat sie nochmals zu den Rettungsbooten zu gehen, aber sie blieb eisern. „Nein. Ich werde das mit oder ohne Ihre Hilfe herausfinden, aber ohne Ihre Hilfe dauert es länger.“ Sagte sie hartnäckig. Da hatte Aaron ein einsehen. Er erklärte ihr den Weg, den sie schnell versuchte sich zu merken. Das Wasser schwappte nun auch schon in Valnars „Gefängnis“. Er kletterte auf den Schreibtisch und versuchte dort das Rohr irgendwie zu entzwei zu brechen, doch auch das scheiterte. Alaine rannte wie von Teufel getrieben zu den Fahrstühlen. Aber ein Angestellter sagte ihr dass die Lifte außer Betrieb waren, da reichte es der vornehmen Dame. Sie schubste ihn hinein und befahl ihm ins E- Deck zu fahren. Ihr stand die Wut und Hoffnung, dass Valnar noch lebte und völlig zu Unrecht dort unten gefangen war, im Gesicht geschrieben. Schnell schaltete der Liftboy den Hebel nach unten und schon zuckelte der Lift los. Das Wasser kam immer schneller in die Zimmer hinein. Mittlerweile auch schon durch die unteren Belüftungsschlitze der Türen. Der Maler versuchte es nun auf eine andere Weise. Er war wieder zurück zu seiner Ausgangsposition gegangen, wo er sich auf dem Schreibtisch hinhockte und machte seine rechte Hand so schmal es ging. Dann schob er die Fesseln nach oben um sich so vielleicht aus der Schlinge zu befreien. Es gelang ihm nicht. Die Fesseln waren einfach zu schmal. Eine Kinder- oder Frauenhand hätte es hier leichter gehabt. Vielleicht wäre es auch mit Schmierfett oder Öl gegangen, aber Valnar kam zum einen nicht an solches heran und zum anderen gab es in dieser Kajüte einfach kein Fett. Es war die pure Ungeduld die in Alaines Augen stand. Vor ihr verschwanden das A bis D- Deck. Endlich ein Ende in Sicht. Grelles Licht stach in ihre Augen und das E- Deck kam näher aber schon dort waren sie und der Liftboy von eiskaltem Wasser umspült. Schon wollte der junge Mann in seiner Panik wieder nach oben fahren, aber Alaine zwängte sich hinaus. Als er dann ihr drohte ohne sie wieder nach oben zu fahren, ignorierte sie ihn und machte sich auf die Suche nach den Mannschaftsunterkünften, in denen Valnar gefangen war. Sie watete durch das wadenhohe Wasser. In einigen Korridoren war kein Licht und sie musste sich einen Weg durch die herumschwimmenden Möbel suchen. Am Ende eines Korridors der in einen anderen mündete sah sie sich ratlos um. „Valnar!“ rief sie. Vielleicht hörte er sie und gab Antwort. Sie leif weiter und das Licht flackerte. Alaine rief immer wieder. Und tatsächlich gab er nach einiger Zeit Antwort. Er trommelte mit seinen Fesseln auf dem Rohr herum und rief ihren Namen. Sofort machte Alaine kehrt, wo sie zu erst den Gang weg vom Wasser gegangen war, musste sie nun noch tiefer hinein gehen. Ihr rufen und sein klopfen auf dem Rohr half und schließlich fand sie ihn auf dem Schreibtisch kniend. Sie fiel ihm um den Hals und entschuldigte sich tausendmal dafür dass sie ihn nicht verteidigt hatte. Sie küssten sich. „Dieser Lovejoy hat mir das untergejubelt.“ Erzählte er zwischen den Küssen. „Ich weiß, ich weiß, ich weiß.“ Antwortete sie hastig. Dann machten sie sich auf die Suche nach dem Ersatzschlüssel. Zuerst suchte sie in einem Schränkchen, wo auch noch viele weitere Schlüssel hingen. Aber es war, wie Valnar beschrieb kein silberner dabei, alle waren aus Messing. Und auch in der Schreibtischschublade war keiner dabei. Fieberhaft durchsuchte Alaine die Kästchen. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen sprach Valnar sie an. „Wie hast du herausgefunden, dass ich es nicht war?“ „Gar nicht. Ich hab gewusst dass du es nicht sein konntest.“ Es entstand eine kleine Pause in der beide sich lächelnd ansahen, bis sie sich wieder drauf konzentrierten nach dem Schlüssel zu suchen. Mittlerweile verschwand nun auch der Bug vollends unter Wasser. Die Rettungsboote wurden immer weniger, doch die Passagiere, die auf eins warteten riss nicht ab. Alaine fand keinen Schlüssel, der zu der Beschreibung passte. Sollte das heißen, das es keinen Zweitschlüssel gab? Ober hatte der Bootsmann diesen? Abraxas würde seinen gewiss nicht hergeben. Aber es blieb nichts übrig, als nach Hilfe zu rufen. Alaine ging nochmal zu ihm, küsste ihn und versprach, bald wieder bei ihm zu sein. Mehr ironisch als ernst gemeint, rief er ihr nach, das er dort auf sie warten würde. Alaine ging tiefer in das Wasser hinein, als sie ein dröhnen vom Schiff hörte. Da der Bug absank. Hob sich das Heck in die Höhe und diese Spannungen würde das Schiff nicht lange aushalten. Ein weiteres Mal, noch lauter und dunkler dröhnte es. Alaine erklomm die Treppen auf das D- Deck und rief nach Hilfe. Aber sämtliche Gänge waren verweist. Die Rothaarige lief durch das Wirrwarr der Gänge, bis ihr ein älterer Herr ihr entgegen kam, sie wollte schon ansetzen, das er ihr helfen möge, aber zum einen verstand er ihre Sprache nicht und zu anderen stand ihm die Panik ins Gesicht geschrieben. So blieb sie wieder allein und wieder flackerte das Licht. Dazu kam wieder ein lautes und langes dröhnen bis das Licht wieder anging. Alaine versuchte ihre eigene Angst zu vertreiben, als ein Steward ihr mit Rettungswesten in der Hand entgegen kam. Der nahm sie an der Hand und wollte sie mit sich ziehen und sprach über ihren Hilfeversuch hinweg. Es würde alles gut werden und sie müsse eine Panik haben. Aber Alaine zerrte entgegen seiner Hand und wollte sich seinem Griff entwinden. „Sie gehen in die falsche Richtung... lassen sie mich los und HÖREN SIE MIR ZU!!“, schrie sie ihn an. Der Steward war von ihr jetzt etwas überrascht, sah zu ihr und wollte sie wieder beruhigen, da bekam er auch schon Alaines Faust auf die Nase. Er torkelte rückwärts gegen die Wand. Seine Nase war anscheinend gebrochen, denn ein Rinnsal von Blut floss daraus. Alaine selbst überrascht über ihre Kräfte, musste tief durchatmen. Der Mann sah sie nun hasserfüllt an, als er das Blut an seiner Handfläche sah. „Zur Hölle mit ihnen.“ grollte er und lief nun wieder allein weiter und ließ Alaine in diesem Gang allein zurück. Bei dem Gemenge hatte er die Rettungswesten fallen gelassen, wollte diese jetzt aber auch nicht mehr aufheben. Alaine schloss die Augen und kam etwas zu Atem. Als sie dann wieder ihre Augen öffnete da sah sie einen roten Metallenen Kasten vor sich. Darin war eine Axt! Direkt daneben war ein Wasserschlauch aufgerollt. Mit der Wasserspritze zerschlug sie das Glas und holte die Axt heraus und lief auf direktem Weg zurück. Weite Teile des Bugs waren schon unter Wasser, als der Kapitän von der Brücke aus zusah. Gerade wurde wieder eine Rakete gestartet. Seit der Kollision mit dem Eisberg war bisher eine Stunde vergangen. Lange würde es nicht mehr dauern und die Lazalatin würde von den Wellen verschluckt werden. Alaine kam gerade an der Treppe zum E- Deck an als sie in das dunkle Wasser schaute. Fast bis zur Decke reichte es schon. Langsam kam sie näher und ihr Atem ging vor Angst schneller. Einzelne Elektrokabel, die an der Decke entlang gingen, waren durch die herum schwimmenden Möbel durchtrennt worden. Dabei stoben Funken und es blitzte. Langsam ging Alaine die Treppe runter und lehnte sich leicht nach vorn, um zu sehen wo wie hoch das Wasser gestiegen war. Sie klemmte die Axt in ein Gitter des Treppenaufgangs und zog sich den Mantel aus, der sie jetzt beim durchkämpfen definitiv behindern würde. Dann nahm sie die Axt wieder in die Hand und ging in das eiskalte Wasser, das ihr bisher wenn sie auf dem Boden stehen würde, sie komplett umschließen würde. Aber je weiter sie zum Zimmer des Bootsmanns ging, je niedriger wurde es. Sie keuchte auf, da das Wasser ihr eine Gänsehaut verschaffte und ihr kurz den Atem raubte. Sie hangelte sich mit einer Hand an den großen Rohren an der Decke entlang und strampelte mit den Beinen um schneller voran zu kommen. In der anderen hielt sie noch die Axt. Begleitet vom ächzen des Schiffes und dem ausfallenden Licht kam sie endlich zu Valnar zurück, der auf dem Schreibtisch schon nasse Hosenbeine bekam. „Wir das hiermit gehen?“ fragte sie und bibberte vor Kälte. Sie präsentierte ihm die Axt. „Das werden wir gleich sehen...“, meinte er und wollte schon die Handschellen so weit es geht auseinander ziehen, damit sie eine größere Angriffsfläche bekam. Alaine wollte schon ausholen, doch bat Valnar sie vorher noch an der Schranktür zu üben, ob sie die gleiche Stelle treffen könnte. Doch ihre beiden Schläge waren jeweils weit von einander entfernt. Sie wussten, das es nur diesen einen Versuch gab. Doch mussten sie es versuchen. Valnar hielt seine Hände wieder so weit auseinander wie es ging. Alaine ging in Position. Sie fror vor Kälte und zitterte auch aus Angst. Aber Valnar schenkte ihr sein Vertrauen. Sie solle nur so kräftig zu schlagen wie sie konnte. Dann, versteckte er den Kopf hinter dem Rohr und kniff die Augen zusammen. „Los!“ rief er und Alaine ließ die Axt auf das Rohr hinabsausen. Zuerst hörten sie nur einen dumpfen, hohlen Klang von Metall auf Metall und dann, als sie beide wieder die Augen öffneten, da waren die Handschellen entzwei. Alaine ließ die Axt sofort vor Verblüffung von sich selbst fallen. Sie schrien vor Freude und umarmten sich. Nun hieß es aber schnell weg von dort. Aber die Treppe, von der Alaine gekommen war, war nun völlig von Wasser umspült. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)