In den Fängen eines Vampirs von Severinam (Gefangene der Emotionen) ================================================================================ Kapitel 12: Bella Italia ------------------------ Hallo liebe Leser! Ich kann euch endlich wieder ein neues Kapitel präsentieren. Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit ... Sandfrauchen und ich leiden bezüglich dieser Story leider gerade beide unter einem „KreaTief“ ... das Kapitel ist auch wieder dementsprechend kurz geworden, doch ich hoffe, es gefällt euch. Der Anfang ist von mir, etwas mehr als die Hälfte von Sandfrauchen. ~*~*~*~*~*~*~*~*~ Wochen vergingen, und Liliane und Alain widmeten ihre ganze Aufmerksamkeit dem kleinen Hund, den Lily ‚Teddy’ genannt hatte und seinem Namen alle ehre machte, denn er wuchs schnell heran und wurde größer und größer. Alain übernahm vorwiegend die Erziehung, während Liliane sein Spielgefährte wurde. Zu dritt gingen sie spazieren, auch wenn die kleinen Beinchen des lebenden Fellknäuels keine allzu langen Strecken zuließen. Alain besorgte ein ganz spezielles Geschirr für den Bernersennenhund, damit er sich an seine zukünftige Aufgabe besser gewöhnen konnte. Niclas schien weniger glücklich über das neue Mitglied dieser speziellen Wohngemeinschaft zu sein. Kein Wunder, oblag ihm schließlich die Aufgabe, den Dreck, den der Kleine verursachte, zu beseitigen. Doch dank Alains guten Erziehungsmethoden, war der Hund schnell stubenrein. Auch für Liliane gewann die Zeit ihrer Gefangenschaft ganz neue Qualitäten. So wurde sie nun jeden Morgen von einer kühlen, feuchten Nase geweckt. Das Verhältnis zwischen Alain und Liliane wurde zusehends lockerer, unbekümmerter. Oft plauschten die zwei über die niedliche Tollpatschigkeit, die der Hund mit großen runden Augen an den Tag legte. Es war deutlich, dass beiden einen Narren an dem Tier gefressen hatten, und so verwöhnten sie ihn mit dem köstlichsten Fleisch, das der Markt zu bieten hatte. Für Alain kam es nicht in Frage, dass sein Besitz, wie er sich manchmal gegenüber Niclas äußerte, billige, minderwertige Nahrung zu Essen bekommen würde. Während die Tage und auch die Nächte immer wärmer wurde und die Natur wieder zum vollen Leben erwachte, wandelte sich das Verhältnis zwischen dem Vampir und dem Mädchen zu einem freundschaftlichen Vertrauen. „Wie, du findest, ich sollte mal wieder neue Kleidung kaufen? Und warum ausgerechnet in Florenz?“, giftete Liliane an einem leicht verregneten Morgen. Der graue Himmel hatte sie nur träge aus dem Bett steigen lassen, und wäre Teddy nicht von Alain an ihr Bett geführt worden, dann hätte sie wahrscheinlich den ganzen Tag unter der warmen Bettdecke verbracht. Nun saß sie missmutig am Frühstückstisch. Soeben war ihr eröffnet worden, dass sie keine angemessenen Sachen zum Anziehen hätte und dass Alain deswegen plante, mit ihr zu verreisen ... nach Italien. Angeblich, weil es dort die beste Haute Couture gab, die sich der Vampir nur vorstellen konnte. „Du bist ein eingebildeter Snob, Alain, weißt du das? Niclas hat mir doch erst ein paar Klamotten aus der Stadt mitgebracht, das reicht doch.“ Erstaunt hob Alain eine Augenbraue. „Du sollst aber keine billigen Lumpen tragen, wenn ich mit dir ausgehe.“ „Billige Lumpen? Du nennst 149 Euro teure Blusen billige Lumpen?“, ereiferte sich Liliane, „Sag mal wo lebst du denn?“ Streit zwischen den beiden war auch nichts Neues mehr seit einiger Zeit. Besonders wenn es sich um finanzielle Werte handelte, gingen die Meinungen der beiden stark auseinander. Alain, der vom Tage seiner Geburt in Wohlstand gelebt hatte; der nie auch nur einmal auf etwas hatte verzichten müssen, was sich irgendwie mit Geld kaufen ließ ... und im Gegensatz dazu Liliane, die ihr Leben lang mit ihrem Geld hatte haushalten müssen. „Ach, hör auf, dir Sorgen wegen dem bisschen Geld zu machen. Wir fahren morgen und damit Schluss jetzt.“ Weniger verärgert als mehr belustigt, wollte der Vampir weiterem Protest seiner Gefangenen vorbeugen, doch Lilianes neu erwachtes Selbstvertrauen machte ihm da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. „So einfach machst du dir das also; wenn ich nicht deiner Meinung bin, verbietest du mir also den Mund? Oder was war das eben? Hast du nicht gesagt, du erfüllst mir jeden Wusch?“ Total aufgebracht holte Liliane tief Luft. „Und ich wünsche mir keine Kleidung aus Florenz!“ „Tut mir Leid, Lily, dir das sagen zu müssen, aber manchmal muss ich dich wirklich zu deinem Glück zwingen.“ So ging es an diesem Morgen noch eine ganze Weile weiter, bis es Zeit war, Teddy an die Leine zu nehmen und mit ihm Gassi zu gehen. Liliane mochte es, mit Teddy spazieren zu gehen, ebenso, wie sie es auch mochte, dass Alain sie begleitete. Anfangs hatte sie sich noch gewünscht, alleine mit dem Hund spazieren zu gehen, um in Ruhe ihren Gedanken nachhängen zu können. Alain jedoch hatte sie immer beharrlich begleitet, vermutlich, weil er befürchtete, sie könne sonst einen Fluchtversuch unternehmen, und inzwischen war ihr das nur Recht. Sie genoss es, ihre Zeit mit ihm und Teddy zu verbringen, zumal während diesen Spaziergängen immer eine wundervoll friedliche Stimmung herrschte. Auch an diesem Tag verebbte ihr Streit, sobald sie das Haus verlassen hatten. Liliane war zwar nicht einverstanden mit Alains Plänen, doch sie hatte nicht vor, sich mit ihm weiterzustreiten, während sie mit Teddy unterwegs waren. Liliane bemerkte selbst, dass es ihr gut tat, dass sie jemanden hatte, um den sie sich kümmern konnte. Ihr Selbstvertrauen war gewachsen, sie wagte es nun auch öfter, ihre Meinung zu äußern, auch wenn es vielleicht nicht dieselbe war, die Alain hatte, und diese Tatsache, wie sie sich überlegt hatte, hatte sie eigentlich auch Alain zu verdanken. Es war irgendwie sehr ... süß von ihm gewesen, dass er – nur ihretwegen – einen anderen Hund aus dem Tierheim geholt hatte. Sie wickelte sich die Leine noch einmal um die Hand und warf ihrem Adonis einen kurzen Seitenblick zu. Dieser beobachtete, wie Teddy interessiert an einer weggeworfenen Flasche schnupperte, jedoch sehr bald das Interesse verlor und gemütlich auf eine zerrissene Plastiktüte zuging, die etwas entfernt in einem Gebüsch hing. Liliane grinste unwillkürlich ob der offensichtlichen Neugier des Hundes. Alain trat näher an sie heran, und nach einer Weile ergriff er ihre freie Hand. Liliane ließ es geschehen, sie verspürte auch kein Unbehagen, oder das Bedürfnis, von ihm wegzugehen, eher im Gegenteil ... inzwischen genoss sie seine beinahe flüchtigen, liebevollen Berührungen. Trotz der eigentlich lockeren Stimmung spürte Liliane, wie sie etwas angespannter und fast schon nervös wurde, als sie sich einer bestimmten Straße näherten. Die Strecke, die sie sich als Spazierstrecke angewöhnt hatten, war ideal, um einen Hund Gassi zu führen – die Straßen waren nicht übermäßig befahren, und am Rand des Gehsteigs stand immer mal wieder der eine oder andere Baum – und Liliane mochte diesen Weg … eigentlich ... doch diese eine Gasse, die sie dafür entlanggehen musste, hasste sie regelrecht. Der Besitzer des zweiten Hauses, besaß nämlich ebenfalls einen Hund. Einen ziemlich großen, furchteinflössenden Hund, der zu allem Übel auch noch laut knurrte, bellte ... und der nicht angebunden war. Als sie das erste Mal vorbeigegangen waren, war Liliane fürchterlich erschrocken und war sofort zurückgewichen, in der sicheren Annahme, der Hund würde sich auf sie oder Teddy stürzen ... Doch die Gartentür war verschlossen gewesen, und der Hund lediglich wild knurrend vor dem Zaun stehen geblieben. Alain hatte etwas von ‚typisch Wachhund’ gemurmelt, seinen Arm um sie gelegt und sie weitergezogen. Auch an diesem Tag raste der andere Hund auf den Zaun zu, blieb davor stehen und bellte und knurrte die drei sich ihm Nähernden schon von einigen Metern Entfernung aus an. Bis heute war die Tür noch immer verschlossen gewesen, doch Liliane konnte den Gedanken und die ängstliche Frage, was geschehen würde, wenn die Tür mal nicht verschlossen wäre, nicht ganz aus ihrem Kopf verdrängen. Sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie das Haus passiert hatten und das Bellen allmählich leiser wurde, erst dann verfiel sie wieder in das ursprüngliche Tempo. Sie warf einen Blick zu Teddy. Der hatte das aggressive Verhalten des anderen Hundes von Anfang an überraschend locker aufgenommen. Er war beim ersten Mal zwar zusammengeschreckt, und er zuckte noch immer ein wenig zusammen, betrachtete den anderen Hund mit einem Blick, der auf Liliane misstrauisch wirkte, und folgte ihr ohne zu zögern, wenn sie schneller ging, doch Liliane glaubte, dass Teddy selbst weniger Angst hatte, als sie. Sie verdrängte diese Gedanken, als Alain plötzlich ihre Finger streichelte und übertrieben beiläufig fragte: „Bist du überhaupt schon einmal verreist?“ „Ähm“, sie schwieg kurz. „Also, nein. Meine Eltern hatten nie ... Geld, oder genug Zeit dafür. ... Also noch nicht so richtig.“ Ihre Stimme wurde immer leiser, sie vermutete schon, worauf er es abgesehen hatte. „Aber Lily, es ist doch schade, immer im selben Land zu bleiben. Was für eine Verschwendung. Du hast gar keine Ahnung, wie schön fremde Länder sein können.“ „Ach ja? Welche denn zum Beispiel?“, fragte sie. Alain lachte, als er ihre trotzige Stimme hörte. „Bella Italia, zum Beispiel.“ Sie schnaubte. „Was ist in Italien schön? Das Land? Oder nur die teure Kleidung?“ Alain seufzte. „Lily, du kannst es aber auch wirklich kompliziert machen.“ „Ich mache gar nichts kompliziert. Ich möchte nur nicht verreisen, um anschließend mit irgendwelchen teuren, unnötigen Kleidern wieder nach Hause zu kommen“, murmelte sie. Bevor Alain antworten oder gar widersprechen konnte, fügte sie hinzu: „Und überhaupt ... was ist denn so lange mit Teddy?“ Alain sah sie fragend an, und sie erklärte: „Naja, wer geht denn mit ihm spazieren? Wir können ihn doch nicht mitnehmen ... Und ... jemand muss mit ihm spielen.“ Alain schmunzelte. „Ich bin sicher, Niclas wird dich gebührend vertreten und sich um Teddy kümmern.“ „Aber ... Teddy ist doch mich gewöhnt. Er würde mich bestimmt schrecklich vermissen.“ Sie sah ihn mit ihrem besten Hundeblick an. Nun verwandelte sich Alains Schmunzeln in ein amüsiertes Lachen. „Dieser Blick ist ja wirklich herzzerreißend.“ Er musterte sie lange, und sie glaubte schon, gewonnen zu haben, als er leise hinzufügte: „Ich bleibe trotzdem bei meiner Meinung. Morgen fahren wir.“ Verstimmt beschleunigte sie ihre Schritte wieder ein wenig, hatte jedoch vergessen, dass Alain ihre Hand hielt. Er zog sie zu sich zurück und küsste sie auf die Wange. „Ach Lily, du solltest dich darauf freuen. Und vielleicht ... möchte ich die Gelegenheit ja auch dazu nutzen, um einfach etwas Zeit mit dir zu verbringen.“ Er lächelte. Liliane starrte ihn überrascht an und konnte ihren Blick sekundenlang nicht von ihm nehmen, bevor sie auch lächelte. Mensch, Liliane, benimm dich nicht wie ein Schulmädchen!, versuchte sie sich selbst zur Vernunft zu bringen, doch so ganz klappte es nicht. Sie war es inzwischen ja eigentlich gewohnt, dass Alain so lieb zu ihr war, und doch fühlte sie sich ein wenig geschmeichelt. Und eigentlich hatte er ja Recht: Sie war noch nie verreist, sie sollte diese Möglichkeit nutzen ... sie konnte in Italien ja immer noch dafür sorgen, dass er nicht zu viel Geld für ihre Kleidung ausgab ... Mit diesen Gedanken ging sie weiter, und als sie wieder zu Hause waren, wandte sie sich an Alain und nickte langsam. „Dann ... dann fahren wir morgen?“ Wieder lächelte er, bevor er bestätigte und Niclas rief, damit er ihr beim Kofferpacken helfen konnte. „Komm schon, Lily. Das sieht bestimmt...“ „Nein, bestimmt nicht!“ Sie schüttelte entgeistert den Kopf. Niclas hatte ihr am vergangenen Abend mit dem Packen geholfen, und als sie im Bett gelegen war, hatte sie sehr lange nicht einschlafen können. Ihre Nervosität hatte immer mehr zugenommen. Sie wusste nicht einmal, weshalb sie nervös war. Sie sollte sich darauf freuen, zum ersten Mal zu verreisen, und doch war da diese Nervosität. Sie wusste nicht, was sie erwartete, und sie wusste auch nicht, wie die Atmosphäre zwischen ihr und Alain sein würde. Doch ihre Bedenken waren scheinbar unnötig gewesen, denn Italien war wirklich schön, das Wetter war hervorragend, und die Stimmung zwischen den beiden war mindestens genauso gut wie auch zu Hause. Sie waren am frühen Morgen losgefahren und hatten Florenz Mitte Nachmittag erreicht. Alain hatte ihr erst ein wenig die Stadt gezeigt, und jetzt befanden sie sich in irgendeiner Einkaufsstraße in einer teuren Boutique. Liliane fühlte sich zwar ziemlich fehl am Platz, doch die Verkäuferinnen kümmerten sich wirklich sehr aufmerksam um sie. Alain versuchte gerade, sie dazu zu überreden, ein dunkelrotes Kleid anzuziehen. Ein Kleid – ausgerechnet sie! „Nein, Alain, bitte, das steht mir doch überhaupt nicht.“ Alain seufzte. „Lily bitte, das kannst du gar nicht wissen. Nun probiere es schon an.“ Die Verkäuferin pflichtete ihm mit einem euphorischen Nicken bei, obwohl Liliane bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort verstanden hatte, dann begann sie auf die beiden einzureden, erst auf Italienisch, dann in holprigem Englisch. „Komm schon, Lily ... probiere es an“, bat Alain noch einmal. Sie seufzte und warf einen misstrauischen Blick auf das Kleid. „Wie teuer ist es überhaupt?“ „Lass das nur meine Sorge sein.“ Mit diesen Worten drückte Alain ihr das Kleid in die Hand und schob sie in eine Umkleidekabine. Kurz darauf stand sie in dem roten Kleid, das ihr kaum bis zu den Knien reichte, vor Alain. Die Verkäuferin nickte immer wieder. Auch Alain schien zufrieden. „Na also“, sagte er, „Sieht doch gut aus.“ „Meinst du?“ Liliane warf einen zweifelnden Blick in den Spiegel. „Ich weiß nicht ...“ „Lily, du hast nur zu wenig Selbstvertrauen.“ Er wandte sich an die Verkäuferin und nickte. „Wir nehmen es.“ Das schien sie zu verstehen, denn sie lächelte breit. „Molto bene“, sagte sie und war noch ein wenig freundlich als zu Beginn. Zehn Minuten später verließen sie die Boutique mit einer Tasche, in der das rote Kleid und ein Beleg war, den Liliane nicht angeschaut hatte. Sie hatte sich bemüht, nicht mit zu bekommen, wie teuer das Kleidungsstück gewesen war, denn sie vermutete stark, dass die 149 Euro teuren Blusen noch um Einiges günstiger gewesen waren ... Sie gingen noch etwas weiter durch die Straßen, und Alain erklärte ihr Einiges über die Architektur in Italien und speziell Florenz, doch sie konnte sich gar nicht richtig darauf konzentrieren. Die ganzen Eindrücke der ihr fremden Stadt hatten sie ermüdet, und sie musste ein Gähnen unterdrücken. Alain schien bald zu bemerken, dass sie sich vor Müdigkeit nicht richtig konzentrieren konnte, denn er führte sie bald in ein italienisches Restaurant, in welchem sie eine der leckeren Pizzas aß, für die das Land so bekannt war, und danach gingen sie in ihr Hotel. Es war ein Fünfsternehotel, und sie nahm an, dass eine einzige Nacht schon furchtbar teuer war – nichts anderes hatte sie von Alain erwartet. Was sie jedoch nicht erwartet hatte, war, dass das Zimmer nur mit einem Doppelbett bestückt war. Sie biss sich auf die Lippen und zögerte etwas unentschlossen, nachdem sie sich umgezogen hatte, doch schlussendlich gab sie sich einen Ruck. Sie hatte keinen Grund für Hemmungen, mit Alain im selben Bett zu schlafen – bis auf die kleinen Küsse, und dass er manchmal nach ihrer Hand griff, hatte er keine körperlichen Annäherungen mehr gemacht. Sie deckte sich also zu und schloss die Augen, als Alain das Licht gelöscht hatte. Sie lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen neben ihr, doch sie konnte nicht so recht einschlafen. Sie dachte an Teddy, an die teure Boutique und das rote Kleid ... und sie war furchtbar müde, doch der Schlaf kam einfach nicht. Schließlich, nach einigem Zögern, kuschelte sie sich, ohne noch viel zu überlegen, dicht an Alain, der sofort einen Arm um sie legte. Sofort fühlte sie sich beschützt, und nach wenigen Minuten schlief sie ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)