In den Fängen eines Vampirs von Severinam (Gefangene der Emotionen) ================================================================================ Kapitel 11: Gesellschaft für Lily --------------------------------- So meine Lieben Leser/inen, es ist leider wieder ein recht kurzes Kapitel geworden aber im Moment fehlt uns beiden die Rechte inspiration weil wir an einem Punkt der geschichte angelangt sind den ich/wir leider nicht gut genug durchgeplant haben. Aber ich gelobe besserung. Ach ja dieses Kapitel ist zu je einer Hefte von Sandfrauchen und mir geschrieben worden. (nur für die, die es interessiert) Viel spass nun beim lesen.^^ Gruß Severinam ******** Gesellschaft für Lilly Die ganze Nacht wälzte sich Liliane nur hin und her. In den wenigen Phasen, in denen sie tatsächlich schlief, träumte sie von weinenden Hunden und bissigen Fledermäusen ... und gelegentlich von ihrer Familie ... die nun zu Hause saß und jubelnd ihre Freiheit von ihr feierte. Total verschlafen, das Kopfkissen noch immer im Gesicht, betrat sie am Morgen das Esszimmer. Alain saß wie immer mit der allmorgendlichen Zeitung in der Hand am Tisch und begrüßte sie strahlend, zog aber einen Mundwinkel amüsiert nach oben, als er ihr in das Gesicht blickte und die zerzausten Haare und die unübersehbaren Abdrücke des Kopfkissens registrierte. „Keine gute Nacht gehabt, Lilly?“, neckte er das Mädchen. Sie wollte zum Sprechen ansetzen, entschied sich dann jedoch dafür, es bei einem einfachen Schulterzucken zu belassen. Sie setzte sich an den Frühstückstisch und griff nach ihrem Glas Orangensaft und einem Fruchtjoghurt. Am liebsten wäre sie zurück auf ihre Matratze gesunken und hätte den ganzen Tag verschlafen; sie war müde und fühlte sich erschöpft, als hätte sie nicht einmal drei oder vier Stunden lang geschlafen. Doch sie hoffte auf eine gute Nachricht von dem Tierarzt und sprang jedes mal auf, wenn das Telefon klingelte. Für gewöhnlich waren es jedoch nur Geschäftspartner ihres... Nun, was war er denn inzwischen für sie? Wie eine Gefangene fühlte sie sich schon seit einiger Zeit nicht mehr. Niclas beobachtete sie zwar noch immer auf Schritt und Tritt, doch hatte sie sich so sehr daran gewöhnt, einen zweiten Schatten zu haben, dass es ihr gar nichts mehr ausmachte. Und von Alain fühlte sie sich auf eine unwirkliche Weise ... beschützt. Noch immer rieten ihr ihre Instinkte, ihm nicht zu vertrauen, und doch ... hatte er nicht bewiesen, dass er auf sie Acht gab und dafür sorgen wollte, dass ihr nichts zustiess? War er nicht immer um ihr Wohlbefinden besorgt? War es nicht sogar so, dass sie ihn dafür liebte, dass er ihr all diese Dinge gezeigt hatte, von denen sie früher immer nur gesagt hatte, dass sie sie später einmal machen würde? Ja, Alain zwang sie zu den Dingen, die sie schon immer einmal hatte tun wollen, aber nie gewagt hatte, tatsächlich zu erkunden. Ihre Eltern hatten sie immer auf ein anderes Mal vertröstet. Schatz wir haben jetzt keine Zeit dafür, ein anderes Mal, okay? … Liebling, das musst du doch einsehen, wir haben jetzt nicht das Geld dafür, das machen wir, wenn es uns wieder besser geht, ein anderes Mal, okay? …ein anderes Mal... ...heute geht es nicht... ein anderes Mal... ...EIN ANDERES MAL. Es hatte nie „ein anderes Mal“ gegeben; nicht für sie und ihre Wünsche. Alain hingegen, er hatte immer Zeit für sie – ein Wort, und ihre Wünsche wurden umgesetzt. Und mit diesem Gedanken wagte sie es zu fragen: „Sag mal, Alain, was wird wohl aus dem Hund werden, wenn er überlebt...? I... Ich meine... er würde doch ins Tierheim gesteckt werden, oder?“ Mit einem beinahe schon treu doofen Hundeblick schaute sie den Vampir an. Und sie konnte ein kleines, verschmitztes Lächeln über seine Lippen huschen sehen, bevor er ihr emotionslos antwortete. „Na ja, so jung, wie das Tier ist, denke ich, findet der Kleine schnell einen neuen Besitzer, also mach dir keine Sorgen. Er wird schon nicht in einem Zwinger versauern.“ „Aber was ist, wenn sie dort doch keinen neuen... ähm... Besitzer für ihn finden? Oder schlimmer noch – was, wenn er genauso schlecht behandelt wird wie von den vorigen Besitzern? Der Kleine ist doch schon traumatisiert.“ Nun stellte Alain sein Amüsement ganz offen zur Schau. „Und? Worauf willst du hinaus?“ „Naja...“ Hände ringend suchte Liliane nach den richtigen Worten und stammelte dabei vor sich hin. „Weißt du... ähm, du hast doch diesen großen Garten... und auch im Haus... ich meine, es ist doch so viel Platz hier...“ Lächelnd unterbrach Alain sie bei ihren Wortfindungsschwierigkeiten und nahm ihr ihre eigentliche Frage ab. „Du möchtest wissen, ob wir den Hund zu uns nehmen können?“ Sie nickte nur und schaute ihn erleichtert an. „Weißt du denn überhaupt, wie groß so ein Hund werden kann? Und außerdem ist es ein Hütehund, ein familientauglicher, gemütlicher Hütehund zwar, aber immerhin. Weißt du, was das bedeutet? Ist dir klar, dass er bis zu 70 cm hoch werden kann? Wenn er mal auf die Idee kommen sollte, dich anzuspringen – gut, das kommt bei der Rasse eher nicht vor – dann begräbt er dich unter etwa fünfzig Kilo. Und ganz wichtig ... er wird dich und mich bewachen wollen, das liegt in seiner Natur. Kommst du damit klar?“ Alain schaute sie skeptisch an, lächelte aber als er ihre plötzliche Unsicherheit bemerkte. Wehmütig senkte sie den Blick und murmelte ein kaum verständliches „Dann eben nicht“ in sich hinein. Daraufhin spürte sie eine warme Hand auf ihrer eigenen, die nicht die Kaffeetasse umklammert hielt. „Das sollte kein Nein sein, Lilly, nur eine Frage, ob du weißt, worauf du dich mit einem Bernersennenhund einläßt.“ Alains Stimme sprach ganz dicht an ihrem Ohr, seine Worte klangen warm und sanft. Er hatte sich zu ihr gelehnt und lächelte sie an. „Dann nehmen wir ihn also?“ Liliane war auf einmal ganz aufgeregt und war versucht, Alain glücklich um den Hals zu fallen. Sie hielt sich aber mit aller Macht zurück. „Wenn du es dir gut überlegt hast? Und ich mich auch an seiner Erziehung beteiligen darf?“ Liliane war nun nicht mehr zu halten und strahlte Alain glücklich an. „Ahhh ... Ich hab mir immer einen Hund gewünscht, danke, danke, danke!“ Und schon lag sie in den Armen ihres Entführers. Doch war die Umarmung nicht von ihr aus gekommen – Alain hatte sie an sich gezogen und drückte sie an sich. „Erschrecke nicht Lilly, du hast nichts zu befürchten. Du kannst mir vertrauen“, hörte sie seine rasch gesprochenen Worte. Und ehe Lilly noch in irgendeiner Weise reagieren konnte, spürte sie auch schon den Biss. Überwältigt von ihrer Freude, aber auch überrascht über Alains plötzlichen Überfall, ließ sie ihn gewähren und entspannte sich, so gut es ihr möglich war, während sie seinen Schluckgeräuschen lauschte. Er trinkt immer von mir, wenn ich gerade etwas anderes im Kopf habe, kam ihr nun der Gedanke. Ob er das tut, weil ich dann nicht so einen großen Schmerz dabei empfinde? Doch nachfragen traute sie sich noch immer nicht. Als Alain von ihr ab ließ, fühlte sie sich etwas schlapp; der Schlafmangel der letzten Nacht und der Blutverlust von eben nagten gewaltig an ihren Kräften. Und so ließ sie sich nur zu gerne ohne Widerstand von dem Vampir nach oben in ihr Zimmer bringen, wo er sich liebevoll um ihre Wunde kümmerte und ihr etwas Wasser einflößte. Nach einer Weile, während der sie mit dem Rücken an Alain gelehnt auf ihrem Bett gesessen hatte, fielen ihr die Augen immer öfter für Sekunden zu. Sie versuchte, wach zu bleiben, öffnete immer wieder die Augen, doch schließlich glitt sie, erschöpft von dem Schlafmangel, in einen ruhigen Schlaf, der dieses Mal völlig Traumlos war. Liliane erwachte, als sie die Stimme ihres 'Adonis' aus dem Flur hörte. Sie seufzte leise und setzte sich auf, um festzustellen, dass sie in ihrem Bett lag, die Decke über sich ausgebreitet. Alain musste sie hingelegt haben. Bei diesem Gedanken lächelte sie kurz, unwillkürlich. Nun konzentrierte sie sich auf die Worte, die aus dem Flur zu ihr drangen. Alain schien zu telefonieren. „Ich verstehe“, hörte sie seine Worte. „Ja, natürlich. Ja. Ich danke Ihnen, dass Sie mich gleich davon unterrichtet haben. Auf wiederhören.“ Langsam kam Alain wieder zu ihr ins Zimmer. Er setzte sich neben sie auf das Bett und legte ihr einen Arm um die Schulter. Liliane hatte nie gefragt, mit wem Alain seine Telefonate führte – meistens waren es ohnehin nur Geschäftspartner; außerdem hätte sie sich wahrscheinlich auch nicht getraut, danach zu fragen … doch jetzt sah sie ihn fragend an und wollte sich gerade erkundigen, mit wem er gesprochen hatte, als Alain ihr zuvor kam, indem er sagte: „Das war der Tierarzt.“ „Oh!“ Liliane lächelte und sah ihn erwartungsvoll an, doch ihr Lächeln verblasste, als sie seinen ernsten Gesichtsausdruck registrierte. „Geht... Geht es dem Kleinen besser?“ Alain schüttelte den Kopf. „Nein, Lilly. Hör zu … der Welpe war wohl einfach zu schwach. Der Arzt hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass er die Nacht nicht überlebt hat.“ Liliane sah ihn verständnislos an. „A... Aber...“ Sie brach ab. Der Welpe war tot. Er war gestorben, weil jemand so grausam gewesen war, ihn auszusetzen! Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen traten. Sie blinzelte rasch, doch als sie Alain ansah und bemerkte, wie besorgt sein Blick war, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie schluchzte leise und fühlte im nächsten Moment, wie Alain sie an sich zog. Sie lehnte ihre Stirn an seine Brust und weinte weiter, obwohl sie eigentlich aufhören wollte. Sie konnte einfach nicht. Sie hatte sich so darauf gefreut, einen Hund zu besitzen, wie sie es sich immer gewünscht hatte … und nun war der Welpe tot. Alain streichelte sanft ihren Hinterkopf, fuhr durch ihre Haare und redete leise und beruhigend auf sie ein. Und nach einigen Augenblicken spürte Liliane, wie sie tatsächlich ruhiger wurde. Zitternd setzte sie sich wieder gerade hin. Sie spürte weiterhin Alains Blick auf sich, doch sie achtete nicht darauf, sondern wischte sich stumm die Tränen aus den Augen. „Lilly? Vielleicht...“ Sie schüttelte rasch den Kopf. „Ich … geh in die Bibliothek. Okay?“ Er musterte sie kurz, dann nickte er jedoch nur. Sie löste sich aus seiner Umarmung, obwohl sie ihr eigentlich gut tat, und verließ das Zimmer, um in die Bibliothek zu gehen. Sie nahm kein Buch zur Hand, sie saß einfach nur auf dem Sofa und starrte vor sich hin. Sie hätte jetzt wirklich keine Lust gehabt, irgendeinen Ausflug mit Alain zu unternehmen oder Ähnliches. Sie wollte alleine sein. Liliane hätte nicht gedacht, dass sie so traurig sein würde, weil ein Welpe, der noch nicht einmal wirklich zu ihr gehört hatte, starb. Und doch fühlte sie sich nun total … elendig. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen, die sie, obwohl sie es wollte, nicht zurückdrängen konnte. Am späten Nachmittag des nächsten Tages saß sie im Wohnzimmer. So richtig wusste sie nichts mit sich anzufangen. Der Fernseher lief, und doch konnte sie sich nicht auf den Film konzentrieren. Sie sah auf die Uhr; Alain würde bestimmt ebenfalls bald kommen. Tatsächlich betrat er das Zimmer nur etwa zehn Minuten später. Er setzte sich neben sie und legte wieder einen Arm um sie; sie war diese Bewegung inzwischen schon beinahe gewohnt und genoss die Berührung. „Was hast du heute Nachmittag getan, Lilly?“, fragte er. Er selbst war während des gesamten Nachmittags geschäftlich in der Stadt gewesen. „Ich … war in der Bibliothek“, murmelte sie. „Was hast du gelesen?“, fragte er weiter nach. Sie hob stumm die Schultern. In einigen Büchern hatte sie herum geblättert, aber den Hund konnte sie einfach nicht vergessen. „Du bist sehr traurig wegen dem Welpen, nicht wahr?“, fragte er. Sie nickte langsam. „Ja, weißt du, ich... Ich wollte doch immer schon einen Hund haben … um den ich mich hätte kümmern können, das wäre … toll gewesen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Der Welpe tut mir auch Leid, Lilly … aber es gibt noch viele andere Tiere, die ebenfalls kein Zuhause haben.“ „Ja, ich weiß“, murmelte sie, hob dann den Blick, um Alain fragend anzusehen. „Weshalb...“ Er unterbrach sie: „Niclas, komm doch bitte!“, rief er Richtung Türe. Sein Butler betrat den Raum, auf den Armen trug er … einen kleinen Welpen. Liliane starrte erst Niclas, dann Alain verständnislos an. „Was...“ Sie brach ab, als Niclas ihr den kleinen Hund auf den Schoss setzte. Der Welpe sah aus tiefschwarzen Augen zu ihr auf. Langsam begann sie, ihn zu streicheln, und ein breites Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie sah, dass auch dieser Welpe ein Bernersennenhund war, sie vermutete jedoch, dass es ein Mischling war. Der Kleine war vollkommen schwarz-weiß, nur am Kopf hatte er drei hellbraune Tupfen. „Der Kleine wurde im Tierheim abgegeben, wie ich heute Nachmittag erfahren habe“, sagte Alain leise. „Du warst so unglücklich … Ich dachte mir, wir können ihn bei uns aufnehmen. Natürlich nur … wenn du willst.“ Liliane drehte den Oberkörper zu Alain, den Welpen noch immer auf dem Schoss, ihn mit einer Hand streichelnd. Mit dem anderen Arm umarmte sie ihn stürmisch. „Danke!“, sagte sie überglücklich, und ehe sie überlegen konnte, was sie tat, hatte sie ihn in ihrer Euphorie auch schon kurz auf die Wange geküsst. „Danke“, wiederholte sie, während sie den Welpen weiterhin mit der einen Hand festhielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)