In den Fängen eines Vampirs von Severinam (Gefangene der Emotionen) ================================================================================ Kapitel 10: Höhen und Tiefen - Aus der Sicht Alains --------------------------------------------------- Nach langer wartezeit freu ich mich euch endlich das neue Kap presentieren zu dürfen. ... Tada *********************** Der Winter hauchte allmählich seinen letzten eisigen Atem aus. Der Schnee schmolz und die ersten Krokusse steckten ihre Köpfchen aus dem Erdreich. Und immer häufiger trieb Alain seine Gefangene hinaus in den Garten, in die Sonne. Er konnte zusehen wie Lilianes Gesicht an Farbe gewann, ihre grauen Wangen rosig erblühten. Ihre Lust auf Unternehmungen stieg, während ihre Abneigung gegen ihn immer deutlicher schwand. Alain konnte ihre erwachende Lebensfreude gerade zu riechen, und immer häufiger wagte das Mädchen ihm seine Wünsche zu äussern. Wie sie so da saß, im Sonnenlicht badend, und genussvoll ihren Kaffee trank, stieg auch sein Appetit auf sie. Er erinnerte sich an den süssen Geschmack ihres Blutes, als er das erste Mal eine kleine Probe von ihr genommen hatte. Ihre Wut war so köstlich gewesen, wenn auch nicht sehr gehaltvoll nach ihren Tagen des Fastens. Er hätte sich damals nicht so gehen lassen dürfen, und doch war es ein reiner Genuss gewesen ... und seinem Ziel hatte es letztendlich auch nicht geschadet. Versonnen betrachtete er seinen großen Garten, in dem das Leben gerade erst neu erwachte, und hing seinen Gedanken nach. „Wollen wir nicht etwas spazieren gehen?“, kam es überraschend von Liliane. „Ich langweile mich sonst noch zu Tode.“ Das sind ja ganz neue Töne , dachte sich Alain. Wenn sie sich jetzt schon langweilt... er brachte den Gedanken nicht zu Ende, doch ein gewisse Vorfreude breitete sich in ihm aus. „Was denn, du hast doch die Bibliothek noch gar nicht durchgelesen.“ Einen kleinen Anflug von Spott konnte sich Alain nicht verkneifen, hatte Liliane doch die meiste Zeit des Winters mit Lesen verbracht, wenn er sie nicht gezwungen hatte, etwas mit ihm zu unternehmen. Die Besuche in der Stadt zum Beispiel; sicher hatte die Begegnung mit seinem Sohn sie ein wenig erschreckt. Doch hatte er ihr versichert, dass ein Angriff wie der im späten Herbst des letzten Jahres, nicht wieder passieren würde. Dafür hatte Alain gesorgt. Er hatte seinem Sohn den versprochenen Unterricht erteilt, und auch wenn André noch immer seine Hilfe benötigte, so war der Junge doch nicht mehr so hungrig, dass er sich einfach auf Liliane stürzen würde. Er konnte sehen, wie sie kurz das Gesicht verzog, doch schien sie ansonsten seine kleine Bemerkung zu ignorieren und erwiderte nur: „Lass uns in den Wald gehen, ja?“ Auch das würde er ihr noch beibringen müssen – ihre Verärgerung nicht zurückzuhalten „Also schön, ich sag Niclas Bescheid, dass er dir einen kleinen Imbiss bereiten soll.“ Und damit erhob sich der Vampir von seinem Platz und reichte dem Mädchen die Hand, um ihr aufzuhelfen. Gemeinsam gingen sie zurück ins Haus. Sie verschwand in ihr Zimmer, das sie eigens für sie eingerichtet hatten. Alain hatte es fasziniert, mit welchem Elan sie Ihre Wünsche geäussert hatte; obwohl sie damals sonst noch sehr zurückhaltend und eingeschüchtert gewesen war, schien es für sie nichts spannenderes gegeben zu haben, als die Möbel auszusuchen. Einige hatten extra von einem Antiquitätenhändler beschafft werden müssen; ihr Geschmack ähnelte sehr dem einer mittelalterlichen Prinzessin, die in ihrem Burgzimmer auf die Rettung durch einen tapferen Ritter wartete. Schnell beauftragte er seinen Freund mit dem Imbiss und machte sich dann selbst für den Tag fertig. Mit dem Auto fuhren sie eine knappe halbe Stunde zu einem kleinen Parkplatz am Waldrand. Ein kleines Picknick und eine Decke waren in einem Rucksack, den Alain galanter Weise für das Mädchen trug. Darauf würde sich Liliane stürzen können, sobald sie einen geeigneten Rastplatz gefunden hätten. Um sie herum lag die Natur noch im Tiefschlaf. Der Wald war noch bitterkalt, und nur vereinzelt steckten ein paar Frühjahrsblüher ihre Köpfchen sehnsüchtig ins Licht. Vögel zwitscherten schon in den Ästen und buhlten um ihre Partner. Eine kleine Herde Rehe wurde von der Unterhaltung, die die beiden führten, aufgescheucht und suchten vorsichtshalber das Weite. Dem Pfad folgend, begegneten sie keiner Menschenseele, dafür war es wohl noch zu kalt. Doch konnten sie Spuren gelegentlicher Spaziergänger ausmachen. Bierflaschen, an Ästen aufgehängt, zeugten von den Besuchen so mancher Jugendlicher. Schöner Anblick... , dachte Alain, nicht ohne den Sarkasmus in seinem Gesicht zur Schau zu stellen. Als sie an einem kleinen Tümpel vorbei kamen, war Liliane so begeistert, dass es ihm schien als würde sie am liebsten hinein gespringen, doch ihr Mantel den sie immer noch trug, war Beweis genug, dass es noch überhaupt keine gute Idee gewesen wäre und sie sich wohl nur eine schlimme Lungenentzündung geholt hätte. Alain registrierte ihren Übermut nicht ohne einen Hauch von Genugtuung, und doch freute es ihn, dass sie aus ihrer Lethargie heraus gefunden hatte und begann zu geniessen. Fast schon wie ein junges Reh hüpfte sie auf und ab, und ihre Energie steckte auch den Vampir an. Zu einem Fangespiel herausgefordert, jagte er sie nun durch den Wald, gönnte ihr immer wieder einen kleinen Vorsprung und überraschte sie dann von Hinten und warf sie auf den Boden, um sie zu necken ... und verteilte spielerische Bisse auf ihren Hals. Doch abrupt erstarrte Liliane, ihr Lachen erstarb. Alain war klar, was in ihr vorging; sie glaubte, er würde von ihr trinken wollen. Er ließ augenblicklich von ihr ab, stand auf und half auch dem Mädchen zurück auf die Beine. „Ich entschuldige mich nicht dafür, dich erschreckt zu haben, du musst dich daran gewöhnen, dass ich von dir trinken werde, wenn mir danach ist.“ sein Ton klang leicht angesäuert, so hatte sie ihm doch die Stimmung verdorben ... auch er mit seinen zweihundert Jahren mochte es noch, sich hin und wieder wie ein kleiner Junge zu fühlen. Dazu hatte sie ihn angeregt, und seine Tat eben war reiner Übermut gewesen. Mit einem zaghaften „Mhm...“ bestätigte Liliane das Gehörte und ging weiter. Schweigend liefen sie nun nebeneinander her, bis sie auf eine kleine Lichtung stießen, die von einem umgestürzten Baum geteilt wurde. Grünes Moos überwucherte den Stamm und ließ ihn weich und einladend wirken. „Wollen wir hier rasten, Lily? Du hast inzwischen doch bestimmt Hunger, oder?“, fragte der Grauäugige. Liliane sah sich kurz um und fand auch deutlich Gefallen an dem Fleck. Alain breitete die Decke auf einer Pfütze aus reinem Licht aus und verteilte die Döschen und Schalen mit dem Essen sorgfältig darauf. Er setzte sich an einem Zipfel hin und bedeutete ihr, es ihm gleich zu tun. Er nahm eine Gabel in die Hand, nahm den Deckel einer Schale ab und lud etwas von deren gelb-weissen Inhalt darauf. „Mach den Mund auf, Lily. Ich möchte dich gerne füttern“, grinste er sie keck an. Seufzend kam sie seiner Bitte nach und öffnete den Mund. Der Eiersalat musste köstlich sein, denn Liliane schloss zufrieden die Augen und Kaute. Alain verwöhnte sie nur mit den Besten Schlemmereien, und er konnte sehen wie sie immer wieder von dem intensiven Geschmack der Leckereien, die er extra für sie besorgen liess, überwältigt wurde. Als nächstes folgte ein Stück Lammbraten den sie anscheinend mit derselben Begeisterung auf ihrer Zunge zergehen ließ. So folgte Delikatesse um Delikatesse, und er genoss den Anblick ihres verzückten Gesichtsausdruckes bei jedem Bissen den sie aß. Das Obst, das er für sie einfliegen ließ, welches Sonnen gereift gepflückt wurde, besaß ein so intensives Aroma - so verriet Liliane es ihm einmal bei einem Frühstück - dass es sie für die billigen Supermarktprodukte für immer verdarb. Nach scheinbar unendlicher Zeit des Genusses, verweigerte sie den nächsten Happen und sank vollkommen gesättigt, müde gegen seine Brust. Sie schloss die Augen und ließ die warmen Strahlen der Sonne gegen ihr Gesicht scheinen. „Ist es nicht zu kalt, um jetzt zu schlafen?“, fragte Alain. Doch Liliane zuckte nur mit den Schultern und entgegnete. „Ist im Moment egal, ich bin einfach nur Knülle“ Noch einige Zeit verharrten sie in dieser Position. Er die Beine gespreizt ausgestreckt, auf seine Ellenbogen gestützt, den Kopf in ihrem Haar vergraben. Sie dösend an seine Brust gelehnt im Schneidesitz zwischen seine Beine geklemmt. Doch als die Sonne ihre Bahn weiter zog und die Bäume ihre langen Schatten auf ihr gemütliches Plätzchen warfen, fröstelten beide. Einstimmig erhoben sie sich und räumten die Reste des Picknicks wieder ein. Schweigend nahmen sie den Weg zurück zum Parkplatz. Träge ließ sich Alain von seiner Gefangenen führen, die es, wie es ihm schien, nun nicht mehr erwarten konnte, zum Auto zurück zu kommen. Er bemerkte ihr gelegentliches Gähnen und ahnte, dass sie während der Fahrt wohl einschlafen würde. Er hatte schon oft mitbekommen, dass sie das Fahren beruhigte, und wie ein Baby schlummerte sie genauso oft auf ihrem Platz ein, mit dem Kopf an die Fensterscheibe gelehnt. Doch kurz bevor sie den Parkplatz erreichten, blieb Liliane plötzlich stehen. Alain wollte sie schon mit sich ziehen, als er bemerkte, dass ihre Augen auf einen bestimmten Punkt fixiert waren. Mit einer misstrauischen Kopfbewegung folgte er ihrem Blick ... und fand ein schwarz- weißes Bündel mit braunen Tupfen. (http://www.bernersennen.biz/Galerie/images/bg24_gr.jpg ) Es lag kraftlos auf dem Waldboden hinter einem Busch, an einen dünnen Baum gebunden. Alain konnte gar nicht so schnell gucken ,wie Liliane zu dem kleinen Etwas hinüber rannte und sich davor auf den Waldboden fallen liess. „Oh Gott, Alain er lebt noch!“ Völlig aufgelöst blickte sie zu ihm hinauf. Ihr hilfloser Blick machte ihn weich, und er setzte sich ebenfalls zu ihr und berührte den Welpen am Kopf. Müde öffnete das Tier die dunklen Knopfaugen. „Er muss schon vor Tagen hier ausgesetzt worden sein. Er sieht ganz abgemagert aus.“ Selbst Ihn ließ dieser Anblick menschlicher Grausamkeit nicht kalt. Er streifte mit einer flinken Bewegung den Rucksack ab und holte Lilianes Wasserflasche heraus. „Lily, halt mal bitte deine Hände zu einer Schale; mal sehen, ob er etwas trinkt“, wies er das Mädchen an. Doch stattdessen griff sie in den Rucksack und holte eine von den Plastikdöschen heraus und schüttete den Inhalt zu Boden. „Das ist besser“, meinte sie nur und hielt Alain das Gefäß hin, um es von ihm mit dem Wasser füllen zu lassen. Und welche Erleichterung, zaghaft versuchte der kraftlose Hund, daraus zu schlecken, doch war sein Kopf viel zu schwer für diese Aufgabe. „Was machen wir denn jetzt mit dem Kleinen?“ Alain bemerkte, dass das Mädchen den Tränen nahe war, und weil auch er nicht begreifen konnte, wie Menschen zu so etwas fähig sein konnten, griff er beherzt zu der Leine und löste sie von dem Baum. Er hob das kleine Bündel auf und ging damit geradewegs zu seinem Auto. „Wir nehmen ihn mit.“ Er sprach mit resoluter Stimme, niemand hätte in diesem Moment gewagt ihm zu widersprechen. Liliane schien seine Entschlossenheit in diesem Moment mehr als willkommen zu heißen. Im Auto übergab der Vampir seine lebende Fracht dem Mädchen, die den kleinen Körper schützend auf ihren Schoss legte und ihn in einen warmen Kokon aus Armen einhüllte. Alain beschloss, auf Nummer sicher zu gehen und sofort zu einem Tierarzt zu fahren. Liliane wollte den Welpen nicht mehr aus den Händen lassen, und so öffnete Alain ihr die Beifahrertür und half ihr, umständlich aus dem Wagen zu steigen. Eigentlich wollte er sie nur ungern mit hinein nehmen; am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er sie vorsichtshalber in den Wagen eingeschlossen hätte, doch sah er auch die Besorgnis um das Leben des kleinen Wesens in ihren Augen und vertraute darauf dass es für sie wichtiger war, dass der Welpe gut versorgt wurde, als ihre Freiheit oder – schlimmer noch – die Welt vor ihm und Seinesgleichen zu warnen. Schnell erkannte die Sprechstundenhilfe den Notfall, und so wurden sie vorgezogen. An einem Tropf bekam der Bernersennenwelpe, wie der Tierarzt sie aufklärte, eine Kochsalzlösung zugeführt. Sein Kreislauf musste wieder in Ordnung gebracht werden, und sein Körper war ganz ausgekühlt. Der Arzt meinte zu Liliane, die sich nur schweren Herzens von dem Tier trennen konnte, um es in einen mit einer Wärmelampe beleuchteten Zwinger zu setzen, dass er wahrscheinlich erst vor einem Tag dort ausgesetzt worden sein musste. Mehrere Nächte bei den noch immer sehr kalten Temperaturen hätte das Tier wohl nicht überlebt. Nur Widerwillig ließ sich das Mädchen von Alain zurück zum Auto führen. „Der Arzt hat gesagt, dass er sich meldet, wenn sich der Zustand des Hundes ändert“, versuchte Alain sie zu beruhigen, doch Liliane machte auch weiterhin einen nervösen Eindruck und schielte immer wieder zur Praxis zurück. „Komm jetzt, Mädchen, hier können wir erst mal nichts mehr tun.“ Somit verfrachtete er Liliane zurück in sein Sportwagen und fuhr zurück zu seinem Anwesen. Er beobachtete sie dabei, wie sie sich abwesend in ihr Zimmer zurückzog. Er selbst machte sich über einige Einfuhrpapiere her. Der Tag, der mit einer geladenen Energie begonnen hatte, wie sie nur der Frühling zustande bringen konnte, verpuffte träge in einem kalten Orange am Firmament. ********************* So sieht ein Bernersennenwelpe aus: (http://www.bernersennen.biz/Galerie/images/bg24_gr.jpg ) die idee einen Hund einzuführen hatte Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)