Bier mit Honig von dadgrin (KG Sammlung) ================================================================================ unperfekte Perfektion --------------------- Das schwierigste daran einen Liebesbrief zu schreiben ist es die richtigen Worte zu finden und der Tatsachen wegen das sein Wohnzimmerfußboden schon mit zahlreichern zusammengeknüllten und zerrissenen Zetteln übersäht war, war zu sagen das Farin Urlaub sie nicht fand. Mittlerweile hatte er auch seine Zuversicht verloren das er sie finden würde, denn seine Verbissenheit hatte sich Stück für Stück immer mehr in verzweifelte Frustration über seinen Zustand verwandelt. Satan hatte den Papierkorb neben seinem Schreibtisch umgeworfen und einige der Zettel oder Teile davon gefressen. Mit den Anderen hatte sich Clea vergnügt die mittlerweile wieder schlief. Lustlos lag Satan wie eine 60 Kilo schwere Barriere auf dem Boden. Sein Herrchen hatte indes hatte die Arme auf dem Schreibtisch verschrenkt und seinen Kopf darauf gelegt. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl das seine Worte nicht genug waren. Mal davon abgesehen das sie ihm entfielen, weil sie ihm fehlten. Er hatte das Gefühl sie ließen ihn im Stich. Vor seinem Fenster sanken kleine weiße Flocken sanft zu Boden und er seufzte schwer. Wenn er schon nicht verreisen konnte, wieso konnte er dann nicht wenigstens das hinbekommen wovor er hatte weglaufen wollen? Er wusste nicht wie lange er dort saß, aber spätestens als Clea nach ihm verlangte musste er aufstehen. Draußen war es Dunkel geworden und er ging zu dem provisorisch eingerichteten Kinderzimmer. (Ein Hallelujah für das Internet, den 24 Stunden Service und Geschäfte mit langen Öffnungszeiten!) Vorsichtig hob er sie aus dem Bettchen, aber sie schrie immer noch. "Shhh...", machte er und versuchte sie zu beruhigen, während er mit ihr in die Küche ging. "Is ja gut kleine...", murmelte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Aber sie lachte erst als er anfing Griemassen zu schneiden. Zufrieden lächelte er und setzte sie in den Hochstuhl, denn er noch aus der Zeit hatte wo seine Nichte noch kleiner gewesen war. Kochen war ja nicht gerade sein Fachgebiet, aber wenn er Teewasser kochen konnte, hatte er sich gesagt, dann konnte er auch Milch kochen. Und Milch hatte er ja immer da, und während die Milch warm wurde füllte er Satans Napf auf. Wasser warf blasen wenn es kocht, Milch auch, aber wenn er eines gelernt hatte in den letzten Tagen, dann das man da sofort reagieren musste. Also stand er die ganze Zeit davor damit sie nicht überkochte. Als die Milch schließlich kochte füllte er sie in die Glasflasche und schraubte sie zu. Damit sie schneller die gewünschte Temperatur bekam hielt er sie einige Zeit aus dem Fenster. Zwischendurch überprüfte er immer Mal wieder die Temperatur indem er etwas von der Milch auf die Innenseite seines Handgelenks tropfen ließ. Als sie die richtige Temperatur hatte, nahm er Clea wieder auf den Arm und gab ihr ihre Flasche. Seufzend begann er durch seine Wohnung zu gehen, während sie zufrieden an ihrer Flasche nuckelte, nach der sie mit ihren kleinen Händen zu greifen versuchte. Auch wenn er sie noch festhielt, weil so eine Glasflasche im Endeffekt ja doch einiges wog. Seufzend betrachtete er die Berge von Zetteln die seinetwegen das Leben hatten lassen müssen. "Hier sieht es ja aus wie auf einem Schlachtfeld", murmelte er und sah zu Clea die im Gegensatz zu ihm ganz zufrieden mit sich und der Welt war. Ob sie wohl überhaupt mitbekommen hatte das ihre Mutter jetzt nicht mehr für sie da war. Lustlos kickte er eine Papierkugel zur Seite und stellte das Fläschchen auf den Schreibtisch nachdem sie sie geleert hatte. Er setzte sich auf den Boden zwischen all seine angefangenen und Teilweise sogar beendeten Briefe. Wahllos griff er nach einem und sah ihn sich an. Gott war das... kitschig und trotzdem... es klang irgendwie nach ihm selber. Sie griff nach einer Ecke des Briefes und zerrte daran, während sie freudig gluckste. Er schmunzelte, wenigstens eine hatte seine Freude an diesem Brief. Seufzend nahm er den nächsten und überließ diesen Clea. Gott... der war auch schon wieder so... unzufriedenstellend. Frustrierte seufzte er. Nicht Mal in Urlaub fahren konnte er. Sowieso der einzige Grund das ihn gerade alle in Ruhe ließen. Die dachten er sei irgendwo wos warm war. Stattdessen hockte er jetzt hier zwischen diesen unperfekten Liebesbriefen die alle nicht das ausdrückten was er so gerne sagen würde, zusammen mit Clea der er gar nicht böse sein konnte das sie ihn davon abhielt wegfahren zu können. Dafür müsste er sich eher selber hauen. Doof nur das er ja keine Leute schlug, sich selber mit eingeschlossen. Und so ging es immer weiter, er nahm die Briefe in die Hand, sah sie verzweifelt an und legte sie dann neben sich, so dass sich am Ende neben ihm ein Stapel gebildet hatte. Derweil war Clea in seinem Arm eingeschlafen. Mit dem Daumen fuhr er sanft über ihre kleine Nase und dachte sich dabei, das er es auch gerne so gut hätte. Was sollte er denn jetzt nur mit all diesen Briefen anfangen? Nachdenklich betrachtete er den Stapel und sah sich dann wieder um. Alles in seiner Reichweite hatte er gestapelt aber da lag ja noch eine Menge mehr. Warum musste er nur so perfektionistisch sein? Vielleicht sollte er sich noch ein Mal hinsetzen und es versuchen. Ein letztes Mal... Nein, aber was sollte er denn schreiben? Er hatte so gut wie alles versucht in seinen bisherigen Briefen. Aber nichts war ihm gelungen, warum sollte ihm das jetzt gelingen? Pefektes konnte sich auch aus einer Reihe unperfekter Dinge zusammensetzen, die nur zusammen wirklich perfekt waren. Schweigend nahm er sich den Brief den er eben als letztes beiseite gelegt hatte und las ihn erneut. Und dann kam ihm eine... Also stand er auf und brachte Clea ins Bettchen zurück. Jetzt hatte er zu tun. ~***~ Er hatte alles zusammen genommen und er wusste das es nur zusammen perfekt war. Perfekt und ehrlich. Einige der zerrissenen Zettel hatte er noch retten können, aber nicht alles. Auch halbzerstörte Briefe waren in dem Ordner den er angelegt hatte gelandet, denn irgendwie gefiel im Cleas und Satans wahllose Zensur seiner Zeilen. Also hatte er sich in sein Auto gesetzt und war losgefahren. Clea im Kindersitz auf der Rückbank angeschnallt und Satan dort auf dem Boden. Neben sich auf dem Beifahrersitz hatte er den Ordner. Er hatte ihn nicht beschriftet oder irgendwie einen extra Zettel geschrieben, das was er geschrieben hatte erklärte sich selbst. Es war ihm egal wie lange die Fahrt bis zu Rod jetzt dauerte, und sie dauerte, immerhin wohnten sie ja in zwei verschiedenen Städten, aber das war ihm ziemlich egal. Allein Clea und Satan schafften es ihn zum anhalten zu zwingen, denn wenn es gegangen wäre, wäre er auch die ganze Zeit durchgefahren. ~***~ Über die Fahrt hinweg hatte er zwar den einen oder anderen Anflug von Nervosität bekommen, aber jetzt wo er hier vor seiner Tür stand. Satan an der Leine, Clea auf dem Arm und eine Tasche über der Schulter, mit dem Ordner unter den Arm geklemmt war er es doch und wie. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, während er den Schritten lauschte die sich der Tür näherten. "...", und Rod blieb die Begrüßung im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken als er ihn sah. Wahrscheinlich bot er auch einen ungewöhnlichen Anblick. "Ich dachte...", aber anstatt zu Antworten senkte Farin bloß den Kopf. "Kann ich rein...?", die Frage war fast vorsichtig ausgesprochen. Heißes Blut pulsierte durch seine Adern. "Klar...", und er ließ ihn in die Wohnung und seine Sachen ablegen. "Was is da drin?", fragte er als er den Order sah. Aber Farin lächelte bloß verlegen und gab ihm Clea für einen Augenblick, damit er sich seine Jacke ausziehen konnte. Aber er merkte das er sie nicht gerne aus den Armen gab, das war hier gerade das erste Mal das er sie jemand anderem gegeben hatte und nur die Tatsache das es Rod war der seine schlafende Tochter auf dem Arm hatte ließ ihn bei diesem Gedanken nicht panisch werden. Er nahm sie ihm wieder ab. "Komm mit, ich mach dir Tee...", schweigend folgte ihm der größere nachdem er Clea die jetzt davon wach wurde die Jacke auszog. "Und du sagst mir in der Zwischenzeit warum du noch hier bist." Farin lächelte, während sein Herz zu flattern begann. Genau für solche Momente liebte er ihn. "W-warte...", er griff ihn am Ärmel. "Der Ordner...", er holte tief Luft, "derisfürdicheigentlichwollteichjakeinenOrdnerdrausmachenaberichwarsounzufriedenmitallemkonnteaberauchnichtswegschmeißenundduweißtdochwiePerfektionistischichbinalsohabich-" An dieser Stelle legte ihm Rod die Finger auf die Lippen. "Langsam großer ich hab ja kaum ein Wort verstanden." "Is für dich...", nuschelte Farin daraufhin und deutete mit einem nicken zum Ordner hin, während er merkte wie seine Wangen zu glühen anfingen. Oder hatten sie das schon die ganze Zeit getan? Er wusste es nicht, setzte sich lieber bei Rod an den Küchentisch und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Dabei war er so das komplette Gegenteil von nervös. Als Rod wiederkam hatte er den Ordner, er setzte sich Farin gegenüber und schlug den Ordner auf den Knien auf und begann zu lesen. Schweigen lauschte der Blonde derweil dem Teewasser das leise anfing zu köcheln, während er sich mit Clea beschäftigte die seinen Zeigefinger als neues Spielzeug entdeckt hatte. Es lenkte ihn von seiner Nervosität ab und beruhigte ihn auch etwas. Und auch wenn es nicht ganz still war kam ihm das schweigen unangenehm vor. Irgendwie kam ihm das komisch vor, das er hier saß und Rod neben er ihm und er seine Liebesbriefe an ihn las... Rod brauchte nicht viel lesen um zu erraten und nicht viel mehr um auch zu wissen wovon die abgehefteten handelten. Er blätterte den Ordner durch und las hier und da einige Zeilen nachdem er die ersten fünf gelesen hatte. All das waren Liebesbriefe von Farin. An ihn. Als sie sich ansahen lächelte der größere verlegen und meinte leise, "ich hätts dir ja auch geschickt, aber für einen einzigen Briefumschlag isses zu viel und Packete dauern zu lange..." Seine Stimme verlor sich ins leere, das waren nur ausreden dafür das er hatte herkommen wollen. Der Dunkelhaarige lächelte ebenfalls verlegen. "Ich weiß das is ziemlich dämlich von mir herzukommen, ich mein ich hoffe auf etwas von dem ich nicht weiß ob es eintreffen wird aber-", verblufft riss er seine Augen auf, obwohl er seinen Blick gerade hatte senken wollen, aber da war er auch schon geküsst worden. Langsam schloss er seine Augen und erwiederte seine Antwort. Und als sie sich voneinander lösten flüsterte Rod leise, "es war kein Fehler herzukommen..." und Farin lächelte wissend das es wirklich keiner war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)