Jenseits aller Vernunft von abgemeldet (Wenn Treue zweitrangig wird) ================================================================================ Kapitel 13: ulterior motives ---------------------------- Kapitel dreizehn: ulterior motives Astoria stand in ihrem Badezimmer und besah sich im Spiegel. Sie trug nur einen Bademantel und ihre High-Heels, die sie in Paris erworben hatte. Naja, eigentlich hatte der Designer ihr die Schuhe geschenkt als kleines Dankeschön für den erfolgreichen Shoot. Astoria schnaubte. Sie fühlte immer noch die lüsternen Blicke des Designers, dessen Namen sie längst vergessen hatte. Auf dem Badezimmerwaschbecken stand ein Weinglas, mit dunkelrotem gedankenlösendem Inhalt. Astoria schloss ihre Augen und ihre langen Wimpern kitzelten, weil sich ihr Pony darin verfing. Sie atmete tief ein und aus. Das war also Hermine Weasley. Das war also die Frau, in die ihr Mann verliebt war. Seit 19 Jahren? Astoria lächelte schwach. Was hatte diese Frau, das Astoria nicht hatte? Astoria war um einige Zentimeter größer, ihre Haare wirkten nicht so widerspenstig und Astoria hatte – mit Verlaub – eine bessere Figur. Nicht, dass sie Hermine unattraktiv fand. Sie hatte eine wunderschöne Ausstrahlung und Astoria konnte sich vorstellen, dass einige Männer auf sie standen. Aber Draco? Ihr Draco? Warum? Astoria griff nach dem Glas und ließ den Wein hin und her schwenken. “Ihre Tochter ist süß.”, gestand sich Astoria ein. “Ach verdammt”, seufzte sie und nahm einen großen Schluck. Was wollte sie sich vormachen? Hermine war großartig. Sie schien sehr gebildet zu sein – war sie nicht auch die Jahrgangsbeste damals gewesen? - und menschlich schien sie auch sehr nett zu sein. Aber trotzdem. Sie konnte ihr ihren Mann wegschnappen. Ein Augenzwinkern und Draco würde seine Sachen packen und Astoria verlassen. Astoria lachte kurz auf. Was hatte sie nicht alles versucht, um ihn zu beeindrucken? Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass er sie endlich so sehr liebte wie sie ihn liebte. Sie hatte versucht ihn eifersüchtig zu machen. Doch als sie den Fotografen mit nach Hause gebracht hatte und ihn von sich schwärmen ließ...ihn ihr Knie berühren ließ...ihn schmachtend ansah...über seine schlechten Witze gelacht hatte... Da hatte Draco am Ende des Abends, als er seine Krawatte auszog und sein Hemd aufknöpfte, nur gesagt:”Das nächste Mal, Astoria. Versuche ein wenig subtiler zu sein. Du bist keine geborene Schauspielerin und wir beide wissen, dass der Trottel unter meinem Niveau lebt. Wenn du mich schon eifersüchtig machen willst, solltest du dir bessere Männer aussuchen. So machst du dich nur selbst fürchterlich lächerlich. Ich musste mich zusammenreißen nicht laut aufzulachen. Also, Schluss mit diesem Unsinn, ich werde niemals eifersüchtig wegen Dir werden. Und jetzt schlaf, du brauchst deinen Schönheitsschlaf.” Astoria spürte Wut und Verzweiflung in sich empor klettern. Doch ihre Gedanken wanderten weiter. “Draco! Sieh, die neuen Fotos sind da”, wie lange waren sie zu dem Zeitpunkt verheiratet? Es konnte nicht allzu lange sein, denn Astoria versuchte ihn mit ihrem Aussehen zu überzeugen. Das hatte sie schnell aufgegeben. Draco war täglich von schönen Frauen umgeben, das konnte ihn nicht mehr beeindrucken. Jedenfalls hatte er ihre Fotos beiseite gewischt:”Ich M U S S diese Zeichnung für das Haus fertig kriegen. Ich hab jetzt keine Zeit für dich” Wie zerschmetternd das gewesen war. Und dann kam Scorpius. Vor elf Jahren und nach der Geburt hatte Draco Astoria zum ersten Mal richtig liebevoll angesehen. Nicht die gespielte Liebe, die er immer heraus zog, wenn ihre Eltern da waren. Echte Liebe. Scorpius hatte die beiden verbunden. Es war die schönste Zeit in Astorias Ehe gewesen, wenn Draco abends von der Arbeit nach Hause kam und Scorpius geküsst hatte und dann sie. Wenn er anerkannte, dass sie sich um den kleinen Wurm kümmerte. Wenn er ihr die Füße massierte, nachdem sie mit Scorpius Spazieren war. Und dann kam Scorpius in das Alter, in dem er Astoria nicht mehr brauchte. Kindergarten – für den sich ihre Eltern ausgesprochen hatten – und Vorschule – dafür hatte Draco sich ausgesprochen. Sein Sohn dürfe nicht unwissend nach Hogwarts gehen. Plötzlich war Astoria nichts Besonderes mehr in Dracos Augen und sie stürzte in eine tiefe Krise. Wie dumm war sie gewesen zu glauben, er hätte sich geändert? Er würde sie endlich – oh endlich – lieben? Er liebte lediglich die Frau, die ihm einen Erben geschenkt hatte. Und als dieser keine Hilfe mehr brauchte, nützte auch Astoria nichts mehr. Sie öffnete den Spiegelschrank und griff nach ihren Frauen-tabletten. Sie hatte die Pille schon lange abgesetzt. Warum hatte sie überhaupt die Pille als Verhütungsmittel benutzt? Natürlich könnte sie auch immer den Zauber sprechen, aber da passierte es schon mal in der Hitze des Gefechts, dass sie es vergaß und so hatte sie sich vor langer Zeit für den Muggel-weg entschieden. Und so war es ein eingespieltes Ritual diese kleine Pille zu nehmen. Oder auch eben nicht. Könnte ein neues Baby alles wieder richten? “Würdest du bei mir bleiben, Draco? Noch ein kleines Baby?”, fragte Astoria leise, als sie die Packung in ihren Händen hielt. Aber sie würde dem Baby keine gute Welt bieten. Es wäre ja ein reines Nutz-baby und es war nicht gesagt, dass Draco es hinnehmen würde oder sie zwingen würde, das Baby abzutreiben. “Nein. Das würde er nicht tun. Keinen Malfoy-Spross”, dachte Astoria. Könnte sie das tun? Ein Baby in die Welt setzen um ihren Mann bei sich zu halten? Sie packte die Tabletten wieder in den Schrank und schloss ihn. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen. Astoria trank ihr Glas leer und spürte die betäubende Wirkung des Weins. Das war schön. Das war immer schön. Einfach vergessen, dass ihr Ehemann eine andere liebte. Eine Andere, die Astoria nicht hassen konnte. Als Astoria Hermine auf dem Bahnsteig gesehen hatte, war ihr Herz stehen geblieben und sie musste sich zwingen zu reden. Und dann hatte sie plötzlich einen neuen Plan gefasst. Sie würde sich mit Hermine anfreunden, dann könnte Draco sie nicht verlassen. So grausam, um mit einer ihrer Freundinnen zu schlafen, war Draco nicht. Und vielleicht würde dann auch Hermine ein schlechtes Gewissen kriegen. “Halt, du weißt gar nicht, ob sie ihn jemals auch nur geliebt hatte. Aber dann wiederrum hast du doch gesehen, wie sie auf seinen Namen und seine Nähe reagiert”, rief sich Astoria ins Gedächtnis und seufzte erneut. Konnte sie Hermine so belügen? Sie kannte Hermine erst wenige Minuten, aber dass sie ihr das 'Du' angeboten hatte, war rein intuitiv und keineswegs Kalkül-verhalten. Und wenn sie Draco das Leben zeigte, dass Hermine führte? Die - anscheinend – eine glückliche Ehe führte? Dann müsste Draco sein Verlangen aufgeben! “Bitte, bitte” Draco würde merken, dass Hermine ein anderes Leben führte und würde bei Astoria bleiben. Daran musste sie einfach glauben! “Mum!”, schrie ihr Sohn und Astoria zuckte kurz zusammen. “Quoi?”, rief sie zurück und sie konnte das Augenrollen ihres Sohnes nur erahnen. “Ich hab HUNGER!”, Astoria seufzte. Da war sie wieder. Die Mutter-Rolle. “Im Kühlschrank ist was. Bedien dich mal selbst.”, sagte sie laut und ihr Sohn verstummte. Doch Astoria würde sich nicht hinter den Herd stellen und das Hausmütterchen spielen. Sie wollte sich abschminken, aber fürchtete gleichzeitig das Spiegelbild, dass sie dann erwarten würde. Hinter ihrem Make-up verbargen sich Sorgenfalten. Tiefe Sorgenfalten. Angst, Verzweiflung und Wut mussten sich andere Wege finden, ans Licht zu kommen. Denn Astoria ließ sich nie etwas anmerken. Zu groß war die Befürchtung, dass Draco bei dem kleinsten Widerwort abhauen würde. War es das? Fand er sie nicht hübsch genug? “Nein”, das konnte nicht sein. Astoria war hübsch. Andere Männer würden sich die Zungen abschneiden um mit ihr verheiratet sein zu können. Nur war Draco nicht andere Männer. Apropos Draco... “Was machst du hier?”, hörte sie eine tiefe Stimme und sah zur Tür. Draco stand dort und musterte Astoria genau. Sie schluckte schwer, bevor sie sagte:”Ich ... wollte Duschen”. “Mit High-Heels?”, fragte Draco weiterhin. “Nein, der Boden ist nur so kalt, da habe ich sie angelassen. Wie war dein Tag?”, fragte Astoria im Gegenzug und folgte Draco in ihr Schlafzimmer, da er schon während sie auf seine Frage antwortete, weggegangen war. “Wie immer. Anstrengend.”, antwortete Draco knapp und Astoria zog ihren Bademantel enger an ihren schlanken Körper. Es fröstelte sie. “Ich...Ich habe heute Scorpius abgeholt” Draco sah sie kurz an:”Ich weiß. Er hat mich soeben begrüßt” “Da habe ich Hermine Weasley getroffen” “Wie bitte?”, endlich schenkte er ihr seine volle Aufmerksamkeit und Astoria wunderte sich, ob er wirklich dachte, sie merkte nichts oder ob es ihm tatsächlich egal war. “Ja, sie hat ihre Tochter abgeholt. Ein sehr reizendes, aufgewecktes Mädchen. Rose heißt sie.” - aber natürlich weißt du das, nicht wahr Draco? - “Scorpius scheint sie auch zu mögen. Ist das nicht niedlich?” Astoria sah, wie Draco schwer schluckte und versuchte, sich selbst wieder unter Kontrolle zu kriegen. Er drehte sich von ihr weg und knöpfte sein Hemd auf. Mit einem oberschwellig uninteressiertem Ton fragte er:”Und? Habt ihr euch unterhalten?” Astoria beobachtete, wie er sein Hemd schließlich auszog und fein säuberlich auf einen Kleiderhaken aufhing. Absichtlich ließ´sie sich nun mit der Antwort Zeit und ging zu ihrem Schminktisch, setzte sich hin und griff nach ihren Perlenohrringen, die sie langsam auszog. “Ich habe dich etwas gefragt!”, zischte Draco. Er hasste es, wenn er keine baldige Antwort bekam. “Ja, Schatz. Ich habe dich auch gehört”, war das der Wein, der sie so mutig machte? “Dann antworte mir gefälligst!”, befahl er und hängte auch seine Anzugshose auf. In Boxershorts stand er jetzt vor dem großen Schrank und sah seine Ehefrau an. Astoria lächelte verführerisch, aber auch das würde nichts bringen. “Ja, wir haben uns unterhalten. Ich glaube, wir können gute Freundinnen werden!”, sagte Astoria und Draco lachte auf. “Ihr zwei? Pfft.”, machte er und zog eine Jogginghose an, die ihm locker auf der Hüfte saß. “Warum nicht? Weil sie die gebildete Ministerums-Arbeiterin ist und ich das dumme Model?”, meinte Astoria. Sie nahm einfach an, dass Hermine im Ministerium arbeitete. Warum sonst dürfte ihre Tochter ihren Zauberstab nicht zeigen?! “Genau”, sagte Draco einfach und Astoria verharrte in ihrer Bewegung, die Perlenohrringe in eine elfenbeinfarbene Schatulle zu legen. “Tatsächlich? Glaubst du das?”, fragte sie leise und Draco fragte:”Du etwa nicht?” “Nein, ich denke nicht, dass ich d u m m bin”, sagte Astoria und fuhr mit ihrer Tätigkeit fort. “Tatsächlich?”, griff er ihre Worte auf und sah sie amüsiert an. Astoria blickte ihn mithilfe des Spiegels an und musste sich so nicht zu ihm umdrehen. “Ich finde es...schade, dass du das denkst. Immerhin habe ich den besten Abschluss an meiner Schule geschafft” - wie vermutlich deine Hermine - “und ich verwalte mein eigenes Geld. Auch, wenn du immer dagegen warst. Ich bin dabei, meine eigene Agentur zu öffnen und ich...ich...”, Astoria senkte ihren Blick und atmete tief durch. 'Keine Tränen. Nicht jetzt. Nie.', dachte sie tapfer und als sie wieder aufblickte, strahlten ihre Augen wieder. “Jedenfalls hat sie uns zum Weihnachtsessen eingeladen. Am zweiten Weihnachtstag. Also nimm dir da nichts vor!”, sagte sie und Draco nickte abwesend. Astoria konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sehr er sich um Contenance bemühte. “Ein Vermögen für deine Gedanken, Liebes.”, sagte Astoria und fügte schnell hinzu:”Ich weiß ja, dass du Mr. Weasley nicht magst. Aber ich fand, dass es eine wunderbare Gelegenheit ist, alte Feindschaften zu bereinigen.” Draco nickte schon wieder. Er schien bestürzt zu sein, aber auch aufgeregt, wie ein Kleinkind im Süßigkeitenladen. Astoria lächelte traurig. Das würde wohl alles entscheiden. Sie wanderte auf einem Drahtseil, dessen war sie sich bewusst. Aber jetzt galt nur noch Alles oder Nichts. Astoria stand ohne ein Wort auf und ging in die Küche. Die leere Weinflasche vom nachmittag würde einen leeren Freund kriegen. Nicht, dass Draco merkte, dass seine Ehefrau verschwunden war. Er war in Gedanken bei Hermine und sein Herz wollte die Chance nutzen sie wieder für sich zu gewinnen. Irgendwie war kein Platz in seinem Kopf für seine eigene Familie. Naja, Scorpius würde weiterhin bei ihm bleiben, das war doch klar. Und Astoria? Astoria war immer noch in ihrer Krise. Und es sah so aus, als ob sie sie nie überwinden würde können. Aber... "Selbst der beste Wein vermag es nicht, wirkliche Sorgen zu vertreiben." Danke ihr Lieben für die Kommis. Im Abistress dienen sie als herrliche Motivation und Ablenkung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)