You have stolen my heart von Chibi_Isa (RikuXSora) ================================================================================ Kapitel 5: Nachsitzen --------------------- You have stolen my heart von Chibi_Isa RikuXSora Hey ihr ^^ danke für die Kommis Viel Spaß beim Lesen Chibi_Isa Kapitel 5: Nachsitzen Soras POV „Soooooora! Willst du mit uns fahren?“, höre ich am Montagmorgen Kairis Stimme. Sofort schrecke ich aus meinem Bett hoch. Jetzt wo Kairi wieder da ist werde ich nicht mehr so oft zu spät kommen, sie hält mich immer auf Trab. „Ja, sofort, bin gleich da“, versichere ich und will aufstehen, leider bin ich noch so sehr in meiner Decke verheddert, dass ich aus dem Bett und Kairi direkt vor die Füße falle. „Auuuuuu“, stöhne ich und halte mir mein Kinn. Das tat weh. „Oh Sora, tut mir echt Leid. Du hast noch ne halbe Stunde Zeit. Ich wollte dich nur schon mal aufwecken“, erklärt sie entschuldigend und kniet sich zu mir herunter. Mist, echt. „Macht nichts, mir geht’s gut“, versichere ich und stehe auf. „Ich hab noch ne halbe Stunde? Dann kann ich mich ja voll gemütlich fertig machen“, fällt mir auf und ich gehe erstmal ins Bad. Jetzt hab ich echt mal Zeit mich auch für die Schule und nicht nur fürs Café zu stylen. Langsam und gemächlich mache ich meine Haare, putze meine Zähne und ziehe dann meine Schuluniform an. „Mit wem fährst du eigentlich?“, frage ich, als wir runter ins Café gehen. „Naminé, wer denn sonst?“, will sie wissen. Irgendwie war meine Frage auch ziemlich dumm. Kairi hat nur eine Freundin: Naminé, Roxas Nachbarin. Wenn ich Glück habe fährt er auch mit. „Ja, tut mir Leid. Ist Roxas auch dabei?“, erkundige ich mich. „Nee, tut mir Leid“, entschuldigt sie sich. „Macht nichts, ich muss ihn noch lange genug ertragen“, scherze ich und wir gehen zu Mama und Papa um uns zu verabschieden. Die Fahrt selber gestaltet sich als ziemlich unerträglich. Kairi und Naminé haben wie immer dasselbe Thema Jungs, Schminke und ihre Lieblingsstars. Na ja, wenn ich dafür pünktlich komme ist es mir Recht. Als wir dann bei der Schule ankommen ist ein riesengroßer Andrang am schwarzen Brett. Was ist denn da nur los? „Sora, Kairi, Naminé, hey“, löst sich ein Junge aus der Menge. Es ist Roxas und er sieht ziemlich unzufrieden aus. „Wasn da los?“, frage ich, nachdem wir ihn begrüßt haben. „Keine Ahnung, ich bin zu klein. Die stoßen mich immer wieder weg“, erklärt er wütend. „Das haben wir gleich. ACHTUNG, MACHT PLATZ FÜR DEN SCHULSPRECHER!!!“, weiße ich die Menschenmenge zurecht und siehe da, sie machen mir einen Weg frei. Als ich die Mittelung am Brett lese bekomme ich große Augen. „Achtung, ab heute nimmt ein neuer Lehrer seinen Dienst aufnehmen. Mr. Howard unterrichtet die folgenden Klassen in Geschichte, Englisch und Sport: 6A, 7A, 7B und 8A. Außerdem wird er zum neuen Klassenlehrer der 9C“ Sind die denn verrückt geworden?? Uns mitten im Jahr einen neuen Klassenlehrer zu geben? Was soll die Scheiße? „WAS? Aber Sora, warum das denn? Wieso bekommt ihr einen neuen Lehrer?“, will auch Kairi wissen. „Frag mich was Leichteres“, bitte ich. „Das ist doch voll doof. Wir haben alle unseren Lehrer gemocht und jetzt bekommen wir irgendeinen Mr. Howard. Wer soll der Typ denn sein?“, regt auch Roxas sich auf. „Der Typ steht genau hinter dir“, erklärt plötzlich eine unbekannte Stimme. Sofort drehen wir uns alle um und auch die Menge an Schülern, die noch um uns herum steht hat nur noch Augen für den neuen Lehrer. Von den Mädchen kommen sofort schwärmende Seufzer und ich kann sie total verstehen. Mr. Howard ist jung, viel zu jung eigentlich um schon ausgebildeter Lehrer zu sein. Seine braunen, wuscheligen Haare fallen ihm verspielt ins Gesicht, sein Lächeln könnte aus einer Zahnpastawerbung sein und sein Körper aus einer für Unterwäsche. Wie kommt es, dass plötzlich nur noch perfekte Menschen an unsere Schule kommen. Erst der Schulrat und jetzt er. „Oh, ja, hallo. Ich bin Roxas, ich bin in Ihrer Klasse“, erklärt Roxas verlegen. „Ich weiß. Du bist gut in Mathe, dafür eine Niete in Englisch. Dein bester Freund ist Sora, der Schülersprecher und Vorbild aller“, entgegnet Mr. Howard, als hätte er es auswendig gelernt. „Ja, genau“, antwortet Roxas leicht verblüfft. „Wir sehen uns in fünf Minuten im Unterricht“, lässt uns der Lehrer dann einfach stehen. „Mann, von hinten sieht er mindestens genauso gut aus wie von vorne“, bemerkt Roxas, als wir Mr. Howard nachsehen. Ich weiß, dass ich eigentlich was dagegen sagen sollte, aber er hat so Recht. „Sora, ich geh dann“, holt mich Kairi aus meiner Starre. Ich sehe ihr sofort an, dass ich noch mitgehen soll. Alleine würde sie das nie zugeben, aber es fällt ihr viel leichter in ihre Klasse zu gehen, wenn ich sie noch bis dorthin begleite. „Ich bring dich noch. Bis gleich, Roxas, ciao Naminé“, verabschiede ich mich und gehe mit Kairi zu ihrem Klassenzimmer. Auf dem Weg dorthin wird sie immer verschlossener und ich bemerke wie schwer es ihr fällt sich überhaupt weiter fortzubewegen. „Hey, Kleine, du schaffst das schon“, bin ich mir sicher und nehme sie vor der Tür in den Arm. „Ich bin nicht klein“, erwidert sie trotzig. „Auf jeden Fall nicht kleiner als du und außerdem bin ich ein halbes Jahr älter als du“ „Ich weiß, aber du erweckst hier voll meinen Beschützerinstinkt“, erkläre ich und streiche über ihre Haare. Sie könnte es so gut haben, wenn sie nicht in dieser Klasse wäre. Ich hab Mama und Papa noch nie verstanden, warum sie, sie dorthin schicken, wenn es Kairi hier so schlecht geht. „Mann, ich muss echt doof sein“, gibt sie dann zurück. Ich weiß, dass sie sich manchmal schämt, weil ich sie immer verteidige und auf sie aufpasse, aber ich finde, das macht ein Bruder so, auch wenn wir nur Adoptivgeschwister sind. Sie zählt für mich genauso wie eine echte Schwester. „Du bist nicht dumm, du bist intelligent, überdurchschnittlich und hübsch, sehr hübsch und jetzt geh darein und zeig was du drauf hast“, kann ich sie schließlich dazu bewegen in die Klasse zu gehen. „Ich komme in der Pause mal vorbei“, rufe ich ihr noch nach, bevor ich zu meinem Klassenzimmer gehe. Zu meiner Verwunderung komme ich völlig zu spät. Diese Verabschiedung von Kairi hat auf keinen Fall länger als zwei Minuten gedauert, heißt also ich hätte locker noch drei Minuten Zeit gehabt um den einen Stock von ihrem zu meinem Klassenzimmer zu gehen. Trotzdem bin ich viel zu spät. Zehn Minuten um genau zu sein. „Ah, der Herr Schülersprecher beehrt uns auch mal mit seiner Anwesenheit“, schnauzt mich Mr. Howard sofort an. „Tut mir…“, fange ich an, werde aber sofort abgewürgt. „Setzen, 2000 Wörter, warum man immer pünktlich sein sollte und heute und morgen nachsitzen. Hab ich schon erwähnt, dass ich unpünktliche Schüler hasse“, fährt mir unser neuer Lehrer so was von über den Mund. Ich glaube ich spinne, so viel??? Ich bin ein paar Minuten zu spät? Na und? Ich wollte Kairi nur gut abliefern und jetzt so was? Der hat sie doch nicht mehr alle. „Entschuldigen Sie, dass ich meine Schwester zu ihrem Klassenzimmer begleitet habe. Ich werde ab heute alle familiären Kontakte abbrechen, damit ich immer rechtzeitig hier bin“, erwidere ich total sauer und schlurfe lautstark auf meinen Platz. So etwas lasse ich mir bestimmt nicht bieten. Ja, ich bin zu spät, aber eine solche Strafe? Was gibt es dann wenn man Hausaufgaben vergisst oder unentschuldigt fehlt? Eine Woche Arrest? „Mein lieber Schülersprecher, nur weil du ein Amt innehast, denkst du, du kannst hier unartig sein? Diese Faxen werde ich dir schnell austreiben“, erklärt Mr. Howard. „Erstens mal bin ich gar nicht unartig, ich hab nur geantwortet und zweitens heiße ich nicht Schülersprecher, ich habe einen Namen, falls Ihnen das entfallen ist“, gebe ich erneut Contra. „Das ist es mir nicht. Du heißt Sora, bist 15 und deine Eltern besitzen das beste Café der Stadt. Du kommst häufig zu spät, da du abends bedienst und deshalb nicht ausschlafen kannst. Deine Noten scheinen nur in Mathe und anderen Naturwissenschaften darunter zu leiden. In EDV, Sprachen, Musik und Sport bist du ein Ass. Deine besten Freunde hier sind Roxas und Axel, aber auch alle anderen scheinen dich zu mögen. Deine Adoptivschwester Kairi geht in die Hochbegabtenklasse, aber sie fühlt sich dort nicht wohl, da sie gehänselt wird. Du versuchst immer wieder sie zu beschützen und so lange du bei ihr bist fühlt sie sich sicher, doch so…“, erzählt er, doch nun stoppe ich ihn. Kairi soll hier nicht bloß gestellt werden, ich weiß wie sie empfindet, wenn sie alleine ist. Es ist schrecklich und es muss nicht jeder wissen. „Das reicht, ich hab schon kapiert, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben“, entgegne ich noch wütender, als davor. Der Typ ist echt nicht süß oder perfekt, wie sehr sein Aussehen auch täuschen mag. „Nun gut, kommen wir zu den anderen. Wer will etwas über sich erzählen?“, lässt er nun von mir ab und wendet sich den anderen zu. Keiner hebt freiwillig den Arm. Alle sind viel zu eingeschüchtert um sich auch nur irgendwie zu rühren. Schließlich ist es Axel, der sich trotzdem traut und von sich erzählt. Ich bin froh, dass der Lehrer in der ersten Doppelstunde wohl nur etwas über uns wissen will und wir danach Mathe haben. Darüber bin ich froh? OMG, was ist denn mit mir los? Ich freue mich auf Mathe?? Die Welt steht Kopf, eindeutig. „Sora, wir sehen uns heute nach Unterrichtsende zum Nachsitzen im SMV-Zimmer“, erklärt Mr. Howard noch, als wir es tatsächlich eineinhalb Stunden mit ihm ausgehalten haben. „Im SMV-Zimmer?“, frage ich noch mal nach. Nachsitzen findet nie im SMV-Zimmer statt, sondern in dem Zimmer in dem man Unterricht hat oder in einem Sammelzimmer, wenn mehr Leute nachsitzen müssen. „Ja, genau dort und komm nicht zu spät“, gibt er zurück und verlässt dann den Raum. Ich bin sofort so erleichtert. So ähnlich, wie nach dem ersten Gespräch mit dem Schulrat. Mr. Howard hat auch so etwas Komisches an sich. Mal ist er ganz erträglich und macht Scherze und dann brummt er mir so eine Strafe auf. Das passt nicht zusammen. Genau wie beim Schulrat. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die beiden irgendwie zusammen gehören. „Hallo, Sora, bist du noch da?“, fragt Roxas plötzlich und wedelt vor meinen Augen herum. „Ja, was?“, will ich wissen. „Guck mal, Axel hat Kairi abgeholt“, erklärt er und zeigt zur Tür, durch die mein Freund und meine Schwester kommen. Oh Mann, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich wollte jetzt in der Pause zu ihr. Ach Sora, du bist echt ein Idiot. „Hey, Sora, Axel hat mir erzählt was passiert ist. Es tut mir ja so Leid. Ich wusste echt nicht, dass es schon so spät war“, spricht sie mich sofort auf die Geschehnisse an. „Ach Quatsch, das macht doch nichts. Ich hab schon öfter nachgesessen und die 2000 Wörter schüttele ich mir aus dem Ärmel“, nehme ich das Ganze auf die leichte Schulter. Aber soooooo schlimm ist es auch nicht. Ich wäre viel aufgebrachter, wenn er mir vier Seiten Matheaufgaben gegeben hätte. 2000 Wörter, das sind bei meiner Schrift ungefähr zwei Doppelseiten, also nicht viel. „Wirklich? Soll ich nicht noch mal mit Mr. Howard reden? Vielleicht lässt er ja was nach, wenn ich ihm die Situation erkläre“, ist sie sogar so mutig anzubieten, zu einem völlig fremden Mann zu gehen und mit ihm zu reden. „Nein, ist schon okay. Du kannst mir bei dem Aufsatz ja helfen, wenn es dich beruhigt“, biete ich an. „Ja, das mach ich“, versichert sie. „Wie waren deine beiden Stunden?“, will ich dann wissen. „Gut, Tessa ist krank, deshalb hab ich vorerst Ruhe. Ohne ihre Anführerin sind die anderen ziemlich zerstreut“, erzählt sie. Ich muss sofort kichern, da wollen die so schlau sein und wenn keiner mehr da ist, der ihnen sagt was sie tun sollen, können sie gar nichts. „Hochbegabte sind eben doch nicht so schlau“, bemerkt Roxas. „Na vielen Dank“, erwidert Kairi. „Du zählst da nicht dazu. Du bist die Ausnahme“, verbessert er sofort. „Das will ich auch hoffen, sonst misch ich dir was in deine Cola, wenn du das nächste Mal bei uns bist“, wird Kairi sogar richtig aggressiv. Ich weiß, darüber sollte man sich vielleicht nicht freuen, aber mir ist jede Veränderung Recht. Schon bald klingelt es zur nächsten Stunde und Kairi verlässt uns wieder. Der weitere Tag scheint wie im Flug zu vergehen, ich weiß gar nicht wohin die Zeit ist, als es schon zum Schulende für die anderen gongt. Ich werde ja noch nachsitzen müssen, bei unserem ach so tollen neuen Lehrer. Ich glaub ich hasse den Typen jetzt schon. „Hallo, ich komme zum… Was soll das werden?“, frage ich, als ich ins SMV-Zimmer trete. Mr. Howard sitzt am Schreibtisch, also eigentlich meinem Schülersprecherplatz, aber er ist nicht allein. Der Schulrat liegt ungeniert und mit den unelegantesten Klamotten, in denen ich ihn bisher gesehen habe auf der Schreibfläche. „Komm doch erstmal rein, Sora“, fordert mich der Schulrat auf und setzt sich auf. Die Tür scheint sich wie von Zauberhand zu schließen und auch ich bewege mich ganz automatisch zu dem Stuhl vor dem Schreibtisch. „Was soll das nun? Ich dachte ich soll nachsitzen. Was tun Sie dann hier? Und überhaupt, warum hier in diesem Zimmer und nicht in meinem Klassenzimmer?“, stelle ich tausend Fragen auf einmal. „Reg dich ab, Junge. Ist es denn so ein Untergang, dass er hier ist? Und das Zimmer ist ja wohl egal, du wirst hier genauso nachsitzen wie oben“, erklärt Mr. Howard. „Ich hab den Schulrat gefragt, nicht Sie“, bin ich wohl schon wieder viel zu frech, aber bei dem Typen kann ich nicht anders. „Genau, Sammy, also halt die Klappe“, herrscht der Schulrat den Lehrer an. Ich muss sofort grinsen, Sammy is so süß, es passt super zu seinem Äußeren. Mr. Howard bedenkt mich unterdessen mit einem bösen Blick. „Also Sora, wir wollten eigentlich nur noch mal mit dir reden. Das Nachsitzen kommt nicht ins Klassenbuch oder sonst wohin und es wird auch nicht so lange dauern, schließlich wirst du ja wieder helfen müssen oder?“, fragt der Schulrat nun. „Ja, eigentlich schon ab jetzt“, erkläre ich. „Na dann, legen wir los. Hast du eine Freundin?“, will er wissen. „WAS?!“, bin ich nun völlig überrumpelt. Was hat denn das mit der Schule zu tun? „Vielleicht die kleine Rothaarige? Deine Adoptivschwester?“, bohrt er weiter. „Also, jetzt mal langsam. Die Frage ist doch echt abgedreht. Was hat das überhaupt mit der Schule zu tun?“, verlange ich Aufklärung. Irgendwie ist das unangenehme Gefühl vom ersten Mal weg, nun spricht der Schulrat so mit mir, wie er es im Café getan hat. „Nichts, die ist persönlich“, bemerkt Mr. Howard. „Dann will ich sie nicht beantworten“, entgegne ich. „Dann sag ichs dir. Er hat keine. Kairi ist für ihn „nur“ seine Schwester, nix weiter. Würdest du zaubern, wüsstest du das schon lange“, wendet sich der Lehrer an den Schulrat. „Ich will aber nicht, außerdem ist es so viel spannender“, gibt er zurück. „Du nervst echt“, findet Sammy und wirft seinem Freund? einen komischen Blick zu. Er sieht grade so aus, als ob es ihn echt aufregt, dass der Schulrat nicht „zaubert“, wobei ich ja immer noch nicht daran glaube. „Hallo? Ich bin noch da, ja?“, melde ich mich, nachdem die beiden angefangen haben zu zanken. „Natürlich, hier hast du mal was zu trinken“, will mir Mr. Howard ein Glas herüber reichen. Doch anstatt mir Wasser einzuschenken, gießt er mir die halbe Flasche über meine Uniform. „WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS?!“, werde ich fürchterlich wütend und es wird mir so allmählich egal, wer da vor mir sitzt. Völlig schnuppe, dass er ein Lehrer ist, ich lass mich hier nich von ihm taufen. „Reg dich ab, ich mach dich wieder trocken“, versteht Mr. Howard meine Aufregung gar nicht. Ich kapiere gar nicht was er meint, bis die nasse Stelle auf meinem Hemd sich erwärmt und innerhalb von Sekunden wieder trocken wird. „Also, echt, wenn der Kleine Wassermagier ist, dann hast du dir wohl den schwächsten rausgesucht. Andere können in seinem Alter schon ganze Meere versetzen“, bemerkt mein Lehrer. „Sora hat eben seine Kräfte noch nicht entdeckt und jetzt entschuldige dich bei ihm. Das war absolut nicht nötig“, findet der Schulrat. Wenigstens eine halbwegs normale Sichtweise. Und die Vorstellung, dass sich Mr. Howard bei mir entschuldigt liebe ich jetzt schon. „Doch war es, jetzt weiß ich, dass der Kleine die reinste Zeitverschwendung ist“, erklärt Mr. Howard und steht auf. „Wir sehen uns morgen im Unterricht“, verabschiedet er sich dann von mir und verlässt das Zimmer. Was war das denn jetzt? Das seltsamste Nachsitzen der ganzen Welt, ja, so könnte man es nennen. „Tut mir Leid, wegen Sammy, er war noch nie leicht“, erklärt der Schulrat. „Aha“, murmele ich nur. Im Moment weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Die reden die ganze Zeit über Zauberei und angesichts der merkwürdigen Zwischenfälle fange ich langsam auch an, daran zu glauben. „Denken Sie, eigentlich wirklich, dass ich Wasser beherrschen kann?“, will ich nach vielen Momente Stille wissen. „Natürlich, damals, als ich dich schon mal kannte, wurdest du deshalb getötet. Die Leute hatten Angst vor Elementmagiern, weil es vor Jahrtausenden einen Krieg der Elemente gegeben hatte. Dieser Krieg stürzte die Welt ins Chaos. Vielleicht verstehst du jetzt nicht was ich meine, aber wenn du dich erinnerst wirst du es. Jedenfalls warst du damals ein Wassermagier und ich bin mir sicher, dass du nun auch einer bist“, entgegnet der Schulrat. Das ist doch verrückt, vollkommen verrückt. Er spinnt, anders kann ich mir das nicht erklären. Aber irgendwie kann ich jetzt auch nicht einfach gehen und ihn für verrückt erklären. Irgendwas hält mich hier, ich weiß nur noch nicht was. „Wie können Sie denn das alles wissen? Von dem Krieg und dass ich schon mal gelebt habe. Sie sind kaum älter als 25“, entgegne ich, woraufhin er nur kichert. „Ich lebe schon ewig Sora, ich bin unsterblich und unverwundbar zugleich“, gibt er zurück, woraufhin ich kichere. „Und Sie sind ganz schön durchgeknallt“, bemerke ich. Unsterblich und unverwundbar? Er hat sie echt nicht mehr alle. „Meinst du?“, fragt er, nimmt die Schere, die auf dem Schreibtisch liegt und sticht sich damit durch die Hand. Ich erschrecke fürchterlich und stehe so ruckartig auf, dass der Stuhl nach hinten fällt. „Was tun Sie? Das tut doch total weh. Sie sind komplett…“, fange ich an, doch als ich auf seine Hand sehe verschlägt es mir die Sprache. Die gerade noch blutende Wunde verschließt sich blitzschnell und ist schon bald wieder verheilt. „Wie?“, frage ich leise und untersuche seine Hand. Das ist unmöglich. Er hätte daran verbluten können, die Wunde hätte genäht werden müssen, er hätte ins Krankenhaus gemusst, aber nichts dergleichen wird passieren. Die Hand sieht aus wie davor. Es ist unglaublich, nein, eher unheimlich. Ich bekomme Angst, was ist das für ein Typ? Und was will er von mir? „Ich will nach Hause, sofort“, stolpere ich rückwärts. Leider vergesse dich dabei meinen Stuhl, falle darüber und schlage mit dem Kopf auf den Boden. Ich bekomme nur noch mit, dass sich der Schulrat über mich beugt, ehe ich in Ohnmacht falle. Ich träume allerlei komisches Zeug. Von einem Schlachtfeld voller Leichen, irgendwo hat ein Junge geweint und dann war da der Schulrat. OMG, das ist verrückt echt, viel zu verrückt. „Hast du ja sauber hinbekommen. Sei froh, dass du magische Kräfte hast und ihn heilen konntest, sonst wärest du bei seinen Eltern in arge Erklärungsnot gekommen“, höre ich noch ganz entfernt die Stimme von Mr. Howard. „Ach Sammy, manchmal bist du echt leicht begriffsstutzig. Ich hätte seinen Eltern einfach eine Story erzählt, dank meiner Kräfte hätten sie mir die auch geglaubt“, gibt der Schulrat zurück. Na toll, ich bin immer noch mit den beiden zusammen. So ein Mist! Langsam öffne ich die Augen und schaue mich um. Ich liege auf einem Sofa, um mich herum ein luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer. Die Decke, sowie die Wände sind reichlich verziert, die Möbel haben bestimmt ein Vermögen gekostet, ganz zu schweigen von dem modernen Flachbildfernseher, der größer ist, als alle Geräte, die ich bisher gesehen habe. „Sora, schön, dass du wieder wach bist. Wie geht es dir?“, beugt sich der Schulrat plötzlich über mich. Doch ich schrecke sofort zurück. Ich will nach Hause, ich muss nach Hause, hier halte ich es keine Sekunde länger aus. Meine Angst, dass diese zwei Verrückten irgendwas mit mir anstellen ist einfach zu groß. „Fassen Sie mich nicht an. Ich will nach Hause!“, verlange ich. „Na komm, ich bring dich hin“, entgegnet der Schulrat und will mir hoch helfen, doch ich schubse ihn sofort weg. Mir ist in dem Moment so egal, was er für eine Stellung an unserer Schule hat, ich will nur noch weg. „NEIN, lassen SIE ihre Griffel bei sich. Ich finde alleine nach Hause“, erkläre ich und stehe auf. Wohl etwas zu schnell, denn der Schwindel holt mich ein und zwingt mich auf dem Sofa Platz zu nehmen. „Sei doch vernünftig. Es bringt niemanden was, wenn du auf dem Nachhauseweg umfällst“, erklärt der Schulrat. Ich möchte widersprechen, doch ich weiß, dass er Recht hat. Wenn ich in Ohnmacht fallen würde, wäre es schlecht, sehr schlecht sogar. Ich könnte mir im Sturz irgendwas aufschlagen oder sonst was und ob mich einer findet und auch reagiert ist auch nicht gesagt. „Erklären Sie mir wie ich nach Hause komme“, bitte ich fast entschuldigend für meine vorherige Laune. „Lass mich, dich doch fahren“, entgegnet der Schulrat. „Mensch, Riku, benutz doch einfach deine Kräfte und beeinflusse seine Gedanken“, mischt sich Mr. Howard wieder ein. Ich sehe zum ersten Mal zu ihm. Er steht da in der Tür, mit offenem Hemd und einer Zigarette im Mund. Am liebsten würde ich ihm jetzt so was von meine Meinung geigen, aber schließlich bleibt er trotz allem mein Lehrer. „Ich lasse Sora frei entscheiden. Er kann tun und lassen was er will“, erwidert Riku. „Bringen Sie mich bitte nach Hause“, entkommt es mir plötzlich. WAS?! Ich bin doch nicht blöd, ich möchte selber heim laufen. Also was tue ich? „Im Ernst?“, fragt der Schulrat nach. Sofort nicke ich. NEIN! Ich glaube, ich drehe durch. Ich will was völlig anderes und dann das? Ist das wohl Mr. Howard, stimmt das doch mit den magischen Fähigkeiten? Na ja, immerhin hat er vorhin mein Hemd getrocknet ohne einen Föhn oder was Ähnliches zu benutzen. Irgendwas muss dann schon dran sein. „Na dann komm“, fordert mich Riku auf und wir gehen aus dem Zimmer, durch einen Flur in eine riesige Garage. Ich staune wieder, hier stehen sicher 10 verschiedene Autos, vom Kombi bis zum Sportwagen. Verdient man so viel als Schulrat? Er entscheidet sich unterdessen für ein unauffälliges, im Vergleich zu den anderen Autos billiges Modell und bittet mich einzusteigen. Ich tue es, obwohl ich am Liebsten sofort wegrennen würde. Was auch immer mein Lehrer grade tut, ich hasse ihn dafür. So muss ich noch viel länger mit dem Verrückten zusammen sein. „Geht es dir wieder einigermaßen?“, will der Schulrat wissen, als wir fahren. „Ich rede nicht mehr mit Ihnen“, gebe ich zurück. Zum Glück gelingt mir wenigstens das. Jetzt mit ihm ein Schwätzchen zu halten wäre schrecklich. „Ach Sora, ich wollte dir doch nur zeigen, dass das alles stimmt. Zauberei existiert, sieh es doch einfach ein“, erwidert Riku. Ich sehe gar nichts ein, weil es nichts einzusehen gibt. Vielleicht können die irgendwelche Gedankentricks, aber ich kann das Wasser nicht beherrschen und werde es auch nie können. Das sollen die Beiden verdammt noch mal begreifen. „Wenn es Zauberei gibt, warum gibt es dann Obdachlose, Arme oder Hungernde. Wieso kommen nicht all die tollen Zauberer und machen alles gut? Hm, können Sie mir das erklären???“, werde ich leicht hysterisch. Ich hoffe das bleibt nicht so und kommt nur noch von der Ohnmacht. „Es gibt Dinge, die kann man nicht mit Zauberei beheben. Dazu zählen die drei Sachen, die du gerade genannt hast“, erklärt der Schulrat. „Ja, sicher, gerade solche Dinge. Hauptsache man bringt Andere dazu einen zu mögen, was? Und das ist gar nicht selbstsüchtig“, finde ich seine Ausrede ziemlich dumm. Ausgerechnet für alle schlechten Dinge soll Zauberei nicht helfen, aber für persönliche schon? „Du verstehst das falsch. Man kann keine materiellen Dinge vervielfachen oder erschaffen, wie du vielleicht denkst. Das einzige auf was sich unsere Magie auswirkt sind die geistlichen Fähigkeiten der Menschen. Gefühle verändern, Stimmungen verbessern oder verschlechtern oder Entscheidungen beeinflussen. Das ist alles was in unserer Macht steht“, erzählt der Schulrat. Ja, sicher, nur auf den Geist des Menschen bezogen, ja natürlich und Mr. Howard hat mein Hemd mit einem gedanklichen Fön wieder trocken gemacht. „Wie kann Mr. Howard dann mein Hemd wieder trocknen?“, will ich wissen. „Wer ist Mr. Howard?“, fragt der Schulrat. „Na, Sammy, so haben Sie ihn genannt oder?“, erkundige ich mich. „Ja, tut mir Leid, ich hab nicht gewusst, dass er sich jetzt so nennt. Jedenfalls hängt das damit zusammen, dass Sam ganz winzige Anteile eines Wassermagiers in sich hat. Seiner Geschichte nach war sein Urururururururgroßvater ein Elementmagier. Sam hält sich auch für Einen, aber er kann lediglich Wasser trocknen, das war es auch schon mit seiner Kunst. Du siehst es gibt für alles eine Erklärung“, erwidert Riku. „Eine ziemlich abgedrehte Erklärung! Lassen Sie mich hier raus“, fordere ich, als wir an der Kreuzung stehen, die direkt zur Fußgängerzone und zum Café führt. „Aber…“, fängt er an. „Ich sagte: LASSEN SIE MICH RAUS!“, wiederhole ich mit einem Nachdruck, der bei meinen Mitschülern keine Widerrede zulassen würde, ob es bei ihm auch so ist, weiß ich nicht, noch nicht, jedenfalls. „Na gut, aber fall nicht in Ohnmacht“, erfüllt er tatsächlich meine Forderung, hält an und ich kann endlich aus diesem Auto. Ich bin viel schneller zu Hause als sonst, weil ich getrieben werde, getrieben von dem Gedanken, dass er mich verfolgen könnte. „Sora, da bist du ja. Kannst du gleich mit bedienen oder möchtest du erst duschen und was essen?“, fragt Mama. „Bitte ruf Sandra an, ich kann heute unmöglich kellnern. Mir ist so schlecht“, antworte ich reuselig. Ich kann aber echt nicht. Diese ganze Sache mit dem Schulrat und unserem Lehrer hat mich dermaßen durcheinander gebracht, dass ich erstmal schlafen muss. Ich muss mich ausruhen, damit ich genug Kraft für den morgigen Tag habe. Ich hoffe, Riku ist dann nicht in der Schule. „Hast du Fieber?“, will Mama wissen und befühlt meine Stirn. „Nein, völlig kalt. Vielleicht kommt das erst noch. Mach dir keine Sorgen, ich rufe sie an. Geh hoch und ruh dich aus. Brauchst du irgendwas? Eine Tee oder Kekse?“, erkundigt sie sich weiter. „Nein, danke, ich muss einfach ins Bett“, erkläre ich und gehe durch das Café nach oben. Kairi sitzt in der Küche an ihren Hausaufgaben. Sie ist doch sonst immer so schnell fertig? Es sind mindestens schon zwei Stunden vergangen seit diesem komischen Nachsitzen und sie arbeitet immer noch? „Das Nachsitzen war aber schnell vorbei“, wundert Kairi sich. „WAS?! Wie viel Uhr ist es?“, will ich aufgeregt wissen. „14:45, du hattest gerade mal ne viertel Stunde Nachsitzen? Ist ja…“, entgegnet sie, doch ich bin viel zu durcheinander um ihren Satz noch zu Ende zu hören. 14:45 Uhr, das heißt die haben die Zeit zurückgedreht. Aber das sind keine geistlichen Fähigkeiten, die Zeit ist was Feststehendes, man kann sie nicht verändern oder beeinflussen. Irgendwas läuft gerade ziemlich drunter und drüber. „Ich leg mich hin. Bitte stör mich nicht“, verabschiede ich mich von Kairi und lasse mich in meinem Zimmer todmüde auf mein Bett fallen. Kapitel 6 Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)