Am Anfang war die Dunkelheit von NamiHeartphilia (Spira erneut in Gefahr / Yu&Ti; Ri&Gi; Pa&Ba) ================================================================================ Prolog: Licht, Nichts und... ---------------------------- An manchen Orten beginnt alles mit dem Licht. An einigen Orten herrscht das Nichts. An andern Orten aber fängt alles mit der Dunkelheit an. Was ist besser? Licht, Nichts oder Dunkelheit? Die einen meinen „das Licht“, denn es sei rein und erhelle den Weg. Die anderen sagen „das Nichts“, denn es könne weder Gutes noch Böses hervorbringen. Und einige wenige behaupten „die Dunkelheit“, denn sie fürchten das Licht und werden wahnsinnig im Nichts. Kaum einer hat jemals die Macht zu bestimmen, welchen dieser Anfänge seine Geschichte wählt. Das Licht kann sterben. Das Nichts bleibt wie es ist. Doch was wird aus der Dunkelheit? Kapitel 1: Vorwärts, Aurochs! ----------------------------- Legende: „...“ - wörtliche Rede/Gedanken [...] - Al Bhed Sprache Im Blitzballstadion von Luca war es schon seit langem nicht mehr so laut gewesen. Das letzte Mal dürfte es bei der Rede der drei Anführer – Baralai, Gippel und Nooj – gewesen sein. Doch wie hätte das Publikum ruhig bleiben können, wenn die Besaid Aurochs drauf und dran waren sich den Titel „Blitzballmeister“ zu verdienen? Die letzte Runde gegen die Luca Goers war wie immer hart, aber das ausdauernde Training würde sich nun auszahlen. Davon waren sowohl Tidus, als auch Wakka fest überzeugt. Auch Yuna glaubte daran. Nachdem sie vor einem Jahr schon die Hoffnung aufgegeben hatte, Tidus jemals wiederzusehen, war er plötzlich aufgetaucht. Seit diesem Moment hatte sich selbst versprochen, ihre Hoffnung – was auch immer kommen würde – nicht sterben zu lassen. Nun saß sie in einer der ersten Reihen des Stadions und hatte wie gebannt ihren Blick auf die Spieler innerhalb der riesigen Wasserkugel gerichtet. Früher hatte sie Blitzball nicht interessiert, aber nur weil sie den Trubel drum herum nicht verstanden hatte. Jetzt kannte sie aber fast alle Regeln und fieberte kräftig mit. „Yunchen! Huhu!“ Eine blonde Gestalt ganz unten an der Treppe winkte ihr zu. Das war unverkennbar ihre Cousine Rikku. Sie wollte auch zu dem Spiel kommen und verspätete sich ganz schön. Aber immerhin war sie da. Schnaufend hüpfte sie die Stufen hinauf und kämpfte sich durch die Zuschauerreihen zu Yuna. „Es tut mir wirklich leid. Brüderchen ist so schnell geflogen, wie er nur konnte!“, entschuldigte sich die Al Bhed. „Ach schon gut. Du kommst gerade rechtzeitig!“ Yuna freute sich immer Rikku zu sehen. Zwar bereute sie es nicht beim Möwenpack ausgestiegen zu sein, aber sie vermisste ihre Freundinnen sehr. Immerhin waren sie so lange Zeit so gut wie rund um die Uhr zusammen gewesen. Da gewöhnt man sich doch stark daran. Aber umso schöner war es nun, wenn man sich wiedersah. „Sag mal, Yunchen, wie schafft es Wakka eigentlich, dass seine Frisur selbst im Wasser so steif bleibt?“, wunderte sich Rikku, nachdem sie eine Weile zugeschaut hatte und brachte Yuna somit zum Lachen: „Ich weiß es nicht. Das ist mir, ehrlich gesagt, noch nie aufgefallen. Vielleicht hat Lulu gezaubert.“ Rikku war ganz die alte. Man musste schon lachen, wenn sie nur grinste. Diese gute Laune war höchstansteckend und es gab absolut kein Mittel dagegen. Das wusste Yuna als Heilerin ganz genau. „Die Mannschaften haben nur noch eine Minute Zeit den Gleichstand in Sieg und Niederlage zu verwandeln! Wer wird das Rennen machen?“, ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern und die Zuschauer, darunter auch Yuna und Rikku, hielten den Atem an. Die Besaid Aurochs besaßen im Augenblick den Ball und waren fest entschlossen diesen auf keinen Fall der gegnerischen Mannschaft zu überlassen. In jedem der Spieler loderte der Kampfgeist und das gemeinsame Ziel machte sie zu einem starken Team. Tidus hatte ihnen eine Menge Tricks beigebracht, die er damals bei den Zanarkand Abes angewandt hatte. So sehr waren die Luca Goers noch nie ins Schwitzen gekommen. Diese Tatsache spornte die Aurochs nur noch mehr an. „Wakka gibt den Ball an Tidus weiter… und dieser muss nun an drei Goers vorbei! Noch zwanzig Sekunden – wird er es schaffen?“ „Natürlich wird er das!“ Yuna merkte, dass sie aufgesprungen und der Stimme des Kommentators geantwortet hatte. Sofort nahm sie wieder Platz und wirkte verlegen. Ihre Cousine lachte nur drückte ihre Hand, als wollte sie ihr sagen „Sie werden es schon schaffen.“ „Und da vollführt er einen unglaublichen Kick!... Der Ball saust an den Goers vorbei… und Tor!!!“ Unmittelbar danach ertönte der Schlussgong und die Aurochs waren endlich Blitzballmeister geworden. Das ehemalige Medium war erneut aufgesprungen, aber dieses Mal war das halbe Stadion dabei. Jubelnd und lachend umarmten sie und Rikku sich. Die Menge war sehr überrascht, dass die Luca Goers verloren hatten, während diese beschämt das Spielfeld räumten. Die Aurochs währenddessen winkten stolz und erleichtert dem Publikum zu. Vor allem Tidus und Wakka standen im Mittelpunkt. Letzterer hatte sich endlich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt und das hatte er größtenteils dem Starspieler zu verdanken. Immer noch konnte er es nicht fassen wie Tidus, ein einziger junger Mann, damals ganz Spira auf den Kopf stellen konnte, als er beschlossen hatte, Sin endgültig zu vernichten und dem Medium das Leben zu retten. Eine halbe Stunde später, als die Spieler sich abgetrocknet und umgezogen hatten, wurden sie draußen gebührend empfangen. Fans, soweit das Auge reichte, von Autogrammkarten und Stiften begleitet, drohten die Aurochs zu überrennen. Tidus überließ das den anderen, da er das Ganze schon gewohnt, oder besser gesagt, sogar satt hatte. Er wollte im Augenblick nur seine geliebte Yuna sehen. Mit diesem Ziel zwängte er sich durch die Masse und sein Blick suchte nur nach ihrem Gesicht. „Hier!... Tidus!“, rief ihn ihre Stimme. Automatisch wandte er sich in die Richtung, aus der sie kam und erspähte sie endlich. Beide liefen aufeinander zu und er schloss sie in seine Arme. „Ich bin so stolz auf euch.“, nuschelte Yuna, während er sie liebevoll an sich drückte. „Sie konnte kaum stillsitzen!“, kommentierte Rikku frech. „Übrigens, hallo!“ „Hey, Rikku, wirklich toll, dass du auch da bist. Wollte Paine nicht mit?“ Tidus sah sich kurz um ohne seine Freundin loszulassen. „Ach…“, winkte die Al Bhed ab. „Das darfst du ihr nicht übel nehmen. Sie interessiert sich nicht dafür und außerdem wollte sie zu Baralai. Es ist eben Paine.“ „Stimmt. Sie ist wie eine Katze. Kommt und geht, wie es ihr beliebt.“, fügte Yuna hinzu. „Ach so. Schade, aber okay.“, meinte Tidus die Schultern zuckend. „Sag mal, Rikku, könntet ihr uns gleich mitnehmen und auf Besaid absetzen?“ „Ich denke schon. Das muss ich aber noch schnell Brüderchen sagen. Wir müssten ja jetzt sowieso nach Bikanel zurück.“ Damit ging sie einige Schritte weiter zum Sphärofon und kontaktierte die Celsius: „Leute, wir nehmen noch schnell die Aurochs nach Besaid mit, okay?“ Sie konnte Brüderchens mürrisches Gesicht sehen. So weit wie er konnte wohl kaum einer die Mundwinkel nach unten verziehen. Das war auch verständlich. Immerhin war Tidus dabei und auf diesen war Brüderchen unglaublich eifersüchtig. Nicht dass er es Yuna nicht gönnte, es wurmte ihn nur, dass nicht er der Glückspilz war. „Elr faeß helrd…[Ich weiß nicht…]“, meinte er und tat so, als würde er darüber nachdenken. „Komm schon, sei nicht so! Die Aurochs sind Blitzballmeister geworden!“ Diese Argumente würden ihn wahrscheinlich auch nicht überzeugen, also griff Rikku gleich in die Trickkiste. „Außerdem hat Yuna darum gebeten… Ihr habt euch doch so lange nicht gesehen.“, schnurrte sie ins Sphärofon. Jetzt konnte Brüderchen nicht mehr anders. Yuna war seine ultimative Schwachstelle geblieben. „Hy kid! Gussd wis ryvah. [Na gut! Kommt zum Hafen.]“, gab er nach. Die Blonde grinste zufrieden und eilte zurück um die andern zu holen. Irgendwo konnte sie Brüderchens Eifersucht auch teilen. Zwar war diese nicht so stark, aber manchmal ärgerte sie sich darüber, dass Yuna nicht mehr beim Möwenpack war. Auf keinen Fall wünschte sie ihr Schlechtes oder dass Tidus wieder verschwinden mochte. Nein, sie wollte nur, dass ihre Cousine ein wenig mehr Zeit mit ihnen verbringen könnte. Vielleicht konnte sie sie aber nur nicht verstehen, weil sie selbst nicht verliebt war. Yuna und Tidus waren ein sehr süßes Paar. Wenn Rikku sie manchmal betrachtete, wünschte sie sich auch, sie hätte jemanden, der sie so sehr liebte. Es waren bis jetzt nur drei, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die anderen diese Kraft spürten und dem Ruf folgten. In tiefster Dunkelheit wuchs es und es hatte nicht vor damit aufzuhören. Nachdem die Celsius die Aurochs nach Besaid transportiert hatte, hieß es „Nächste Station: Bikanel!“ Zwar hatte das ganze Dorf versucht die Crew zum Bleiben zu überreden, aber Cid hatte Rikku ausdrücklich darum gebeten so schnell wie möglich zur Baustelle zu fliegen, da es Probleme mit einigen Machina gab und sie einfach nicht genug Arbeitskräfte hatten. Natürlich hätte sie jetzt am liebsten mitgefeiert, aber sie wollte es nicht riskieren, dass ihr Vater ausrastete. Außerdem wollte sie auch, dass das Heim schnell fertig gestellt wurde. „Das ist ja seltsam.“, bemerkte Shinra während des Fluges. Sofort hüpfte Rikku zu ihm an den Computer und fragte: „Was ist denn los?“ „Naja… Weißt du noch, dass wir damals ein Sphärofon in dieses Loch geworfen haben, in das Yuna gefallen war?“ Die Al Bhed nickte eifrig. „Gippel hat es doch repariert, richtig? Seitdem hat das Ding auch funktioniert. Jetzt habe ich wiedermal die Signale überprüft und das Sphärofon scheint deaktiviert zu sein. Gestern war es noch intakt.“, erklärte Shinra, während er weitertippte. „Vielleicht ist seine Kraftquelle erschöpft?“ „Das ist unmöglich. Die Energie wird über Wellen zum Sphärofon getragen. Das bedeutet, sofern es keine Störung der Wellen gibt, sollte es funktionieren. Ich bezweifle, dass sich da unten jemand befindet, der es einfach kaputt schlagen könnte.“ Rikku runzelte nachdenklich die Stirn: „Und… was könnte so eine Störung verursachen?“ Der Kleine wiegte den Kopf hin und her und antwortete schließlich: „Ein starkes Energiefeld zum Beispiel.“ Shinra hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Aber ich werde jetzt einfach mal davon ausgehen, dass es einen anderen, weniger Besorgnis erregenden Grund hat und bei Gelegenheit Gippel fragen.“ Die Blonde beschloss, dass sie sich auch keine Sorgen machen würde. Es könnte doch noch mehr Gründe für den Ausfall des Sphärofons geben. Vielleicht hatte Gippel bei der Reparatur etwas falsch gemacht. Nicht dass er das dann jemals zugegeben hätte, aber es wäre eine mögliche Ursache gewesen. Zur Sicherheit behielten Rikku und Shinra die Sache erst einmal für sich. Brüderchen und Kumpelchen hatten nichts mitbekommen, weil sie in ein Gespräch vertieft waren und das sollte auch so bleiben. Kapitel 2: Ärger mit den Machina -------------------------------- „Vergesst es. Ich werde meine Zauberkräfte nicht für so etwas verschwenden.“ Lulu verschränkte die Arme, was bedeutete „Diskussion beendet!“. Wakka hätte sie am liebsten weitergedrängt, aber er wusste, dass das böse ausgehen könnte und ließ es. Deshalb versuchte Yuna es. „Bitte, Lulu. Das ist wirklich ein besonderes Fest für die ganze Insel.“ Die Magierin schüttelte den Kopf: „Ich hasse das! ... Niemand, aber auch niemand kann dir etwas abschlagen und du bist mittlerweile soweit, dass du es schamlos ausnutzt. Aber ich bin auch selbst schuld, dass ich zu dir nicht nein sagen kann.“ Alle drei lachten. „Du machst es also?“, fragte Wakka dann ungeduldig. „Aber nur weil Yuna mich gefragt hat!“, war die Antwort. „Und für deinen lieben Mann, der Blitzballmeister geworden ist, tust du nichts?“, hakte der Spieler nach. Lulu beugte sich zu ihm vor und senkte die Stimme: „Für dich, mein Lieber, … gibt es eine andere besondere Überraschung.“ Dem Zwinkern nach sollte und wollte Yuna nicht wissen, um was es sich dabei handeln würde. „Oh… ach so…“ Wakka war nur rot angelaufen und kratzte sich verlegen grinsend am Kopf. Das ehemalige Medium lachte wieder und meinte anschließend: „Das wird ganz sicher ein tolles Feuerwerk!“ Für die Feier am Abend war allerhand geplant worden. Unter anderem sollte es ein Feuerwerk geben und dafür wurden Lulus Magiekünste gebraucht, denn die Kostümsphäroiden besaß jetzt das Möwenpack und Yuna würde keine Magie einsetzen können. Außerdem würde sie es lieber mit Tidus einfach nur anschauen und das ginge nur schlecht, wenn sie ständig zaubern müsste. Die Frauen des Dorfes hatten schon während des Spiels angefangen ein prächtiges Festmahl zu zubereiten, weil sie sich so sehr darauf verlassen hatten, dass die Aurochs gewinnen würden. Auf die Frage, was es denn gegeben hätte, wenn sie verloren hätten, antwortete eine Frau nur „Egal ob Sieger oder Verlierer – Hunger haben alle.“ Keine einzige Wolke trübte den Himmel und die Sonne wärmte die Haut so wunderbar. Das würde einen perfekten Abend geben. Yuna schlich sich in ihr Zelt, wo Tidus sich ein wenig ausruhen wollte. Wie erwartet schnarchte dieser bereits leise vor sich hin. Leise näherte sie sich ihm und setzte sich an den Rand des Bettes. „Mein armer, erschöpfter Held.“, flüsterte sie lächelnd und strich ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Längere Zeit betrachtete sie den schlafenden Mann, als wollte sie sich jeden seiner Gesichtszüge einprägen, für den Fall, dass er erneut verschwinden würde. Obwohl er schon seit einem Jahr bei ihr lebte, schlich sich manchmal die Angst davor in ihr Herz. Niemals würde sie ihn wieder hergeben. Jedes Mal wenn er wieder diese Gedanken in ihren Augen ablesen konnte, nahm er sie in den Arm und versicherte ihr, dass er sie niemals wieder verlassen würde. Wie sehr dankte sie doch dem Schicksal, dass es sie wieder zusammengeführt hatte. Als sie ihn sanft auf den Mund küsste, schien er aufzuwachen: „Muss ich schon aufstehen?“, murmelte er verschlafen. Dann zog er sie zu sich aufs Bett und kuschelte sich an sie, wie ein kleines Kind. „Wenn du willst, dass das Dorf ohne eine der wichtigsten Personen des Tages feiert, dann nicht.“, lachte sie und kniff ihn sachte in die Wange. „Überredet. Das lasse ich mir nicht nehmen.“, antwortete er grinsend und schien mit einem Mal hellwach zu sein. Auf Bikanel ging es drunter und drüber. Sämtliche Al Bhed, die auch nur irgendwie behilflich sein konnten, hatten sich dort eingefunden. Überall wurde gebaut und repariert. Die Al Bhed waren sehr glücklich darüber, dass sie, vielleicht nicht sehr bald, aber auf jeden Fall in ihrer Zukunft ein Zuhause in der Wüste haben würden. Cid hatte es zunächst nicht für möglich gehalten, dass das Heim wieder aufgebaut werden könnte, aber dann war er zu dem Schluss gekommen, dass er es genauso versuchen konnte. Immerhin verstrich die Zeit ganz egal ob er was tat oder nicht. Warum also die Hände in den Schoß gelegt herumsitzen und nichts tun? Dazu hatte er einen jüngeren Partner, den die Al Bhed mindestens genau so respektierten. Zwar hatte er Gippel immer für eine linke Bazille gehalten, weil dieser um sämtliche Vertreterinnen weiblichen Geschlechts, darunter auch seine einzige Tochter, herumgeschlichen war, aber das war Vergangenheit. Zugegeben, Gippel warf Rikku in letzter Zeit doch immer wieder verstohlene Blicke zu, aber er würde es nicht wagen, sie auch nur anzufassen. Zum einen, weil Cid fast immer dabei war und zum anderen, weil das Mädchen mittlerweile alt und stark genug war, um mit lästigen Kerlen in Null-Komma-Nichts fertig zu werden. Was dem Apparatistenanführer nicht genommen werden konnte, war seine ausgezeichnete Arbeit, was Forschung und Entwicklung der Machina betraf. Das war einer der Ausschlag gebenden Gründe, warum Cid mit ihm zusammenarbeiten wollte. „Hey, Paps! Da bin ich!“ Endlich war Rikku da. Cid war froh, dass seine Tochter sich ebenfalls gut im technischen Bereich auskannte. Man konnte ja die wichtigen Details nicht einfach irgendwem überlassen und er selbst hatte schon allerhand zu tun. „Fu fyncd ti cu myhka? [Wo warst du so lange?]”, fuhr er sie etwas zu harsch an. Die Blonde verzog das Gesicht und brummte: „Ein einfaches ‚schön dich zu sehen‘ hätte es auch getan… Was soll ich den tun?“ Ihr Vater tätschelte entschuldigend ihre Wange, als wäre sie immer noch ein kleines Mädchen und zeigte dann auf ein Zelt etwas westlich von ihnen. „Kar wi Gippel. An fent ten ymmac cykah. [Geh zu Gippel. Er wird dir alles sagen.]“ „Na klasse. Als ob es nicht reicht, dass ich mich von meinem Vater rumkommandieren muss. Gippel war auch so schon aufgeblasen genug, aber seit er mit Paps zusammenarbeitet, kommt er sich noch wichtiger vor.“, dachte sie, während sie über den heißen Sand zu dem Zelt tappte. Drinnen fand sie ihn ohne Hemd auf einem Bett sitzend, während eine Al Bhed seinen Oberarm verband. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie mit einem Stich Schadenfreude – was sie aber irgendwie selbst erschreckte. „Oh, Cid’s kleines Töchterlein ist da.“, meinte er schnippisch, weil er den Unterton nicht überhört hatte. „Ein paar alte Machina machen etwas Stress. Gerade wollte ich eine reparieren, aber sie wollte nicht so wie ich und da hab’ ich was kassiert.“ „Also derselbe Ablauf, wie wenn du eine Frau angemacht hättest, was?“ Rikku war ein kleines, süßes Mädchen, aber manchmal konnte sie auch ein kleines, fieses Biest sein. „Wenn du so gut Machina reparieren kannst, wie Sprüche klopfen, dann zieh’ ich meinen Hut vor dir.“, knurrte Gippel und bedachte die andere Al Bhed mit einem schmerzverzerrten Blick, weil sie zu fest am Verband gezogen hatte. „Dann kauf dir schon mal einen, denn du wirst ihn definitiv ziehen müssen!“, grinste Rikku frech und verließ das Zelt. Der Blonde war sich manchmal nicht sicher, ob er sie lieber vernaschen oder verhauen wollte, aber jedes Mal, wenn er sich das fragte, kam er zu dem Schluss, das Beides unmöglich war, wenn er weiterleben wollte. Draußen ließ sich das Mädchen die defekten Machina zeigen. Im Moment verhielten sie sich normal, aber man konnte nie wissen, ob sie im nächsten Moment nicht Amok liefen. Wenigstens waren es keine Angriffs- oder Verteidigungsapparate, sondern schlichte Machina, die zum Transport von Gewichten eingesetzt wurden. Alle drei waren ältere Modelle, aber mit ihnen kannte sich Rikku umso besser aus, weil Cid ihr seinerzeit so einiges gezeigt hatte. „Na dann, ein Mal kurz in die Hände spucken und los geht’s!“ Entschlossen tat sie bei jedem der Apparate einige kurze Handgriffe und schon war sie fertig. Es war nicht schwer gewesen. Das einzige Problem war nur, dass die Machina einen Neustart brauchten und dieser war nur durch einen versteckten Mechanismus zu erzwingen. Nach einigen kurzen Geräuschen und blinken der kleinen Lämpchen an der Frontseite setzten die Machina die Arbeit, die sie verrichten sollten fort. Zu dumm, dass Gippel sich nur mit den neuen Machina beschäftigte. Damit blieb ihm nicht wenig verborgen. Zufrieden stolzierte sie zurück zu seinem Zelt und traf dort auch Shinra an. „Wie? … Bist du schon fertig?“, fragte der diesmal bekleidete Gippel ungläubig. „Klar. Und? Wo ist dein Hut, Mister?“ Wie sie es doch liebte, ihn aufzuziehen. Sie tat es nicht nur aus Spaß an der Sache. Er war ihre Lieblingszielscheibe und das hatte einen guten Grund. Damals, vor Jahren, waren sie für eine kurze Zeit „ein Paar“ gewesen. Schon als Kind hatte sie ihn gemocht und war überglücklich, als daraus etwas mehr geworden war. Doch dann hatte er dem Ganzen ein Ende bereitet und zwar, weil sie ihm „zu kindisch“ gewesen war. Rikku vermutete allerdings, dass er einfach nur keine Lust mehr auf sie hatte, von Empfindungen ganz zu schweigen. „Ach, du hattest nur Glück.“, winkte er ab. Die Blonde rollte mit den Augen. „Bestimmt… Hoffentlich hat er wenigstens dir helfen können, Shinra.“, meinte sie herablassend. „Ja, in der Tat.“, antwortete Gippel statt dem Kleinen. „Ich habe gerade wenig Freizeit, aber ich konnte vor kurzem einen Apparat entwickeln, der Energiefelder misst und einstuft. Der befindet sich aber im Tempel.“ „Und kannst du uns den leihen oder wie?“, fragte Rikku ungeduldig. „Morgen Mittag bin ich dort und dann könnt ihr euch den holen. Davor habe ich noch Arbeit, die auf mich wartet.“ „Na schön, dann bis morgen.“ Damit wollte sie das Zelt verlassen, aber der Mann hatte Shinra aufgehalten und ihm dann etwas ins Ohr geflüstert. Dieser überlegte kurz, wandte den Kopf ihn Rikkus Richtung, dann wieder in Gippels und meinte schließlich: „Also gut.“ Das fand Rikku merkwürdig, aber Shinra wollte ihr nicht verraten, was Gippel ihm zugeflüstert hatte. Die Hauptsache war auf jeden Fall, dass sie bald das Gerät holen und ihre Theorie überprüfen konnten. Kalt war das vierte Wesen, das zu der Kraftquelle gefunden hatte. Es kühlte die Hitze der wachsenden Masse und schenkte ihr die ganze Energie. Doch mit welchem Ziel und zu welchem Preis? Kapitel 3: Ein hoher Preis? --------------------------- Hallo liebe Leser und Kommischreiber! Es freut mich, dass die FF gar nicht so schlecht angekommen ist und es schon einige Leute gibt, die mir nach jedem Kapitel immer Bescheid sagen, was sie gut bzw. schlecht fanden und mich verbessern! Deswegen wollte ich noch mal danke sagen ^^ Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch weiterhin~ Übrigens ist das dritte Pairing jetzt Paine & Baralai, aber ich weiß noch nicht, ob ich das nicht einfach nur andeute. Was sagt ihr dazu? Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Nami ♥ ------------------------------------------------------------------------- Um ein dermaßen prächtiges und modernes Büro sein Eigen nennen zu können, musste man erst einmal der Kanzler von Neu Yevon sein. Das hatte Paine schon festgestellt, als sie den Raum das erste Mal betreten hatte. Er war nicht gerade klein und die Fenster reichten beinahe von der Decke bis zum Boden, damit man Bevelle überblicken konnte. Dadurch, dass es nur wenige, sorgfältig ausgewählte Möbelstücke gab, wirkte das Büro noch größer, aber gleichzeitig auch recht stilvoll. „Ganz ehrlich. Was meinst du, wie lange er es noch durchhält?“ Paine saß gegenüber von Baralai in einem dunkelblauen weichen Sessel und hielt ein Glas in den Händen. Ihr Gegenüber, ebenso besorgt wie sie, runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht. Was ich hoffe, ist, dass er nicht einfach irgendetwas anstellt, ohne sich wenigstens… von uns zu verabschieden.“ Die Schwertkämpferin blickte ihn entrüstet an. „Sag das nicht. Er kann doch nicht…“ Nur wenn sie mit Baralai alleine war, konnte sie ihre Maske ein wenig herunternehmen und den Filter für sämtliche Gefühle abschalten. Nooj gegenüber wollte sie nie besorgt oder beängstigt wirken, weil dieser sowieso schon so viel am Hals hatte und Gippel… war Gippel. Zum Spaß haben war er richtig toll, aber ihm sämtliche Gedanken und Gefühle anvertrauen? Da war sie dann doch eher skeptisch gewesen. Mit dem Kanzler von Yevon konnte sie dagegen problemlos über alles reden, was ihr auf dem Herzen lag. Deshalb besuchte sie ihn auch öfter als die beiden Anderen. „Ich hoffe auch, dass er sich besinnt. Nooj kann die junge Liga nicht im Stich lassen. Er hat zwar gemeint, er habe die Zügel nach und nach gelockert, damit sie nicht mehr so sehr auf ihn angewiesen sind, aber wenn er sich jetzt die Kugel gibt, wird das doch ein Schock für seine Leute.“ Damit hatte Baralai definitiv Recht. Paine musterte nachdenklich die gewölbte Decke. „Was ist denn mit Leblanc? Wäre sie nicht ein Grund für ihn am Leben zu bleiben? Auch wenn ich sie nicht sonderlich leiden kann.“, fragte sie schließlich hoffnungsvoll. „Er hat sie mehr oder weniger abgewiesen.“, erklärte Baralai. „Zuerst hat er ihr versucht zu erklären, dass er nicht der richtige Mann für sie ist. Wegen seinem zu Grunde gehenden Körper, du weißt ja. Das war ihr zwar egal, aber er wollte nicht, dass sie dann noch mehr um ihn trauern muss. Deshalb hat er ihr knallhart ins Gesicht gelogen und gesagt, dass er nichts für sie empfindet.“ Eine Weile schwieg Paine, dann meinte sie leise: „Ich verstehe… Besser wenn sie ihn hasst, statt dass sie ihn liebt.“ Der Kanzler nickte und nahm einen Schluck seines Getränks. „Bloß bin ich mir nicht sicher, ob sie ihn dadurch hasst…“, ergänzte er. „Wer weiß. Ich… habe noch nie jemanden in dem Ausmaß… geliebt.“ „Na dann wird es aber Zeit.“ Baralai lächelte und obwohl Paine nicht wirklich verstanden hatte, ob und was er damit andeuten wollte, musste sie unwillkürlich zurücklächeln. Schon am späten Nachmittag hatte sich das ganze Dorf zum Feiern versammelt. Im Dorfzentrum waren Tische aufgestellt worden und die Aurochs bekamen alle einen Ehrenplatz. Vor wenigen Jahren waren sie noch Meister im Verlieren, aber nun hatten sie gezeigt, dass es auch anders ging. Überall duftete es herrlich nach Gekochtem und Gebratenem. Die Atmosphäre war sehr entspannt, da niemand befürchten musste, dass auf einmal Sin auftauchen und die Insel in Schutt und Asche legen würde. Manchmal konnte Yuna es selbst nicht glauben, dass Spira es ihr und ihren Mitstreitern zu verdanken hatte, dass es endlich Frieden gab. Es war ihr immer noch leicht peinlich, wenn sie jemand darauf ansprach und ihr dankte. In dieser Hinsicht war sie eher bescheiden und hatte es nicht wegen dem Ruhm getan, sondern für die Menschen von Spira, damit diese die lang ersehnte Ruhe und den Frieden erleben durften. Es gab wie bei jedem richtigen Festmahl genug Köstlichkeiten und auch Wein. Während der Blick des ehemaligen Mediums über die Tische glitt, dachte sie daran, wie schade es war, dass Rikku nicht bei ihnen sein konnte. Leckere Gerichte waren eine ihrer Schwächen und sie hätte ganz sicher ihren Spaß gehabt. Aber dazu würde sie hoffentlich auch noch mehr Gelegenheiten haben. Wakka und Tidus hatten gerade wild gestikulierend und einander unterbrechend vom Finale berichtet. Dabei musste Yuna feststellen, dass beide auch ein bisschen übertrieben. So waren die Beiden – vor allem, wenn sie im Mittelpunkt standen und man ihnen Wein eingeschenkt hatte. Die zwei hatten sich in letzter Zeit noch mehr angefreundet, weil sie sich jeden Tag sahen und miteinander trainierten. Wakka würde nie vergessen, dass er Tidus die lebende Yuna und den Frieden zu verdanken hatte. Auch nachdem Sin besiegt war, war es auf Besaid zwar friedlich, aber da Yuna fortgegangen war, war es einfach nicht mehr dasselbe. Jetzt waren sie wieder da – sie, die allen so gefehlt hatte und er, der das Dorf nun mit seiner guten Laune und Energie aufgewirbelte. „So, ich habe Vidiny im Tempel schlafen gelegt und dafür gesorgt, dass er nichts von dem Lärm hier draußen bemerkt. Nicht dass er sich erschreckt, wenn ich jetzt loslege.“, meinte Lulu bei Nachteinbruch zu Yuna und entfernte sich ein wenig von der Menge. „Zeit für etwas Magie.“, sagte sie dann leise zu sich selbst. Seitdem es friedlich war, zauberte sie nur noch selten und sie vermisste es irgendwie, auch wenn sie mit keinem darüber sprach. Es fühlte sich so wunderbar an, als die Magie wieder durch ihren Körper strömte und sich in ihren Händen ansammelte. Die Dorfbewohner wussten schon Bescheid, da Wakka es selbstverständlich ausgeplaudert hatte, dass seine geliebte Frau ein Feuerwerk für sie veranstalten würde. Lulu spürte, dass die Leute sie erwartungsvoll anstarrten und nahm sich vor, das Beste zu geben. Zügig ließ sie kleine magische Kugeln in die Höhe sausen, die dort mit einem Knall explodierten und den Himmel erleuchteten, bis nur noch winzige Funken von ihnen übrig waren, die schließlich auch erloschen. Tidus umarmte Yuna von hinten und hatte sein Kinn auf ihre Schulter gelegt. „Sieh mal, wie wunderschön.“, flüsterte sie völlig hingerissen. „Das erinnert mich ein bisschen an meine Show in der Donnersteppe.“ Als Krönung hatten sich aus den letzten explodierten Kugeln zuerst die Umrisse eines jeden von den Besaid Aurochs und anschließend der Schriftzug „Herzlichen Glückwunsch!“ gebildet. So etwas hatten die Dorfbewohner noch nie gesehen und jubelten ganz aufgeregt los. Nachdem Lulu fertig war, eilte Wakka auf sie zu und hob ganz überraschend hoch. Er wusste, sie mochte solche Dinge nicht, aber diesmal wurde sie nicht böse und ließ sich von ihrem Mann an sich drücken. „Das war eine der schönsten Nächte, die ich erlebt habe.“ Verträumt legte das Ex-Medium seinen Kopf auf Tidus’ Brust, während er sie über den Rücken streichelte. „Die Nacht ist noch nicht zu Ende.“, grinste er und ließ die Hände weiter zu ihrem Po gleiten. „Tidus! Hier sind Leute!“, lachte sie und versuchte ihn aufzuhalten. „Die schauen doch gar nicht!“, versuchte er sich zu verteidigen. „Aber wenn dich das stört…“ Er griff sanft nach ihrer Hand und zog sie mit sich in ihr Zelt. „So jetzt schaut niemand. Darf ich jetzt…?“, fragte er und war ihr dabei schon ganz nah. „Kommt ganz darauf an, was du meinst…“, flüsterte Yuna, bevor sie in einem endlos langen Kuss versanken. Gähnend drehte sich Rikku von einer Seite zur anderen. Was hatte sie nur für einen schwachsinnigen Traum gehabt? Sie hatte eine Machina repariert, die wie ein Mensch gebaut war, und auf einmal hatte sich diese in Gippel verwandelt. „Fehlt mir, dass er mich in meinen Träumen verfolgt.“, murmelte sie verschlafen und wollte eigentlich weiterdösen, aber dann hörte sie aus dem Lautsprecher Brüderchens hysterische Stimme, die sie dazu aufforderte aufzustehen. „Och nee! Ich hab gestern so viel gearbeitet. Warum muss ich denn so früh aufstehen?“, maulte sie und setzte sich unwillig auf um sich anzuziehen. Dann begab sie sich zur Brücke, wo Brüderchen ihr mitteilte, dass sie schon mittags zum Tempel von Djose fliegen würden. „Wieso denn das? Ich dachte, wir sollten am Abend dort sein?“, fragte sie verdutzt. „Wir haben ein kleines Problem. Gippel gibt uns den Apparat nicht kostenlos.“, erklärte Shinra. „Das hätte ich mir echt denken können!“, rief Rikku aufgebracht. „Dieser… aarghh… Hey, du hast das schon gestern gewusst, oder, Shinra?!“ Der Kleine fühlte sich, als würde ihn Rikkus Blick durchbohren. „Ehm, ja.“ „Okay und was will er?“ Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt und erwartete das Schlimmste. „Das erfährst du dann später. Er will nichts, was wir ihm nicht geben könnten.“ Diese Antwort hatte Rikku zwar nicht zufrieden gestellt, aber sie hatte keine Lust sich schon so früh am Morgen aufzuregen. Außerdem knurrte ihr der Magen. Shinra hatte Brüderchen erzählt, dass Gippel ihm ein Gerät geben wollte, dass für die Celsius eventuell Vorteile verschaffen konnte. Ohne eine Erklärung hätte er sie nicht zum Tempel geflogen. Bis jetzt wussten nur Shinra und Rikku von dem defekten Sphärofon. Brüderchen hatte also eine Erklärung gebraucht und wenn es um die Verbesserung der Celsius ging, war jede Begründung gut genug. Mittags standen also Shinra und Rikku vor dem Tempel, während die Celsius sich in der Nähe befand um sie bald wieder abzuholen. „Wieso muss ich eigentlich mitkommen?“, fragte die Blonde den Kleinen neben ihr. „Na gut. Jetzt kann ich es sagen. Gippel gibt mir das Gerät nur, wenn du vorher ein Date mit ihm hast.“ „Entschuldige, aber habe ich dich gerade richtig verstanden? Ein Date?“, polterte die Al Bhed los. „Was hast du dir dabei gedacht über meinen Kopf hinweg zu entscheiden?“ „Wir brauchen es doch so dringend. Hast du vergessen? Außerdem… ich bin doch nur ein Kind.“ Rikku wäre ihm am liebsten an die Kehle gesprungen. „Weißt du was, Shinra? Ich zähle die Tage, bis du endlich volljährig wirst und diesen dämlichen Satz nie wieder benutzen kannst!“ Allmählich machte sie ihm Angst. „Lass uns einfach mit ihm reden. Vielleicht nimmt er auch etwas anderes.“, versuchte er sie zu beschwichtigen. „Das hoffe ich sehr für dich.“ „Einen Kuss oder so… Aua!“ Die Kopfnuss hatte gesessen. Bevor sie den Tempel betreten konnten, kam Gippel auch schon heraus, weil er Rikkus laute Stimme von drinnen gehört hatte. „Da seid ihr ja!“, grinste er – unwiderstehlich, wie er dachte. Rikku musste sich eingestehen, dass er für sie nicht unwiderstehlich – nein, dafür nervte sie sein Charakter zu sehr – aber attraktiv war. Gippel selbst hatte nicht gedacht, dass das Mädchen kommen würde. Vielleicht hatte Shinra Rikku auch nur verschwiegen, was der Preis für den Apparat war. Er wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war, als er das festgelegt hatte. Irgendwie reizte ihn Cid’s Tochter immer mehr, je öfter er sie sah. Dass sie richtig hübsch war, war ganz klar, aber es war auch diese Mischung aus Ausstrahlung, aufbrausendem Charakter und Schlagfertigkeit. Dazu kam, dass sie auf dem Gebiet der Technik einiges verstand und das bewies, dass sie alles andere als dumm war. Kurz gesagt: Rikku hatte eine Persönlichkeit, die man niemals vergessen oder verwechseln konnte, weil sie so vielschichtig war. Seltsam, dass er das früher nicht bemerkt hatte, aber vielleicht kam so etwas mit dem Alter. „Tag auch. Kommen wir zur Sache: such dir etwas anderes aus, womit wir zahlen können.“, herrschte das Mädchen ihn an. Sie wusste also, was er zu Shinra gesagt hatte. „Das geht leider nicht. Entweder ein Date – jetzt sofort – oder ihr bekommt nichts.“, antwortete er selbstsicher und war froh, dass Blicke nicht töten konnten. „Rikku, denk daran, er ist unsere einzige Chance.“ Shinra zupfte an ihrem Schal. „Warum kannst du nicht so ein Gerät konstruieren? ... Nein, warte, sag nichts.“ Sie rollte genervt mit den Augen. Eigentlich war es ja nicht so schlimm. Date hieß ja nicht, dass sie ihm näher als einen Meter kommen musste. „Also gut.“, gab sie seufzend auf. „Aber wehe du befummelst mich… Ich werde nur mal schnell Brüderchen Bescheid sagen.“ Damit eilte sie zum Sphärofon. Gippel dachte sich derweil, dass Rikku wohl aus dem Grund nachgegeben hatte, weil sie ihn eigentlich auch mochte und das könnte dann vielleicht mehr werden. „Hör zu, Brüderchen, Gippel will ein Date mit mir. Dann bekommen wir den Apparat… Jaja, ich weiß, dass du ihn umbringen willst. Ich mag ihn auch nicht und er wäre der Letzte, mit dem ich ein Date haben wollen würde.“ Rikku war so damit beschäftigt sich über den Al Bhed auszulassen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass er auf einmal hinter ihr stand. Als sie sich dann umdrehte, war es zu spät, denn er hatte alles gehört. Gippels Gesicht hatte plötzlich einen so ernsten Ausdruck angenommen. „Sag doch gleich, dass ich dich dermaßen anwidere.“, meinte er kühl. „Nimm den Apparat und dann geh einfach. Ich will von dir nichts dafür haben.“ Damit drehte er sich abrupt um und begab sich Richtung Tempel, während unter seinen Stiefeln die Kieselsteine nur so knirschten. Die Blonde wusste nicht wie ihr geschah. Sie hatte kein einziges Wort herausbringen können, weil sein Blick sie so verwirrt hatte. „Warum, zum Teufel, überkommt mich so ein schlechtes Gewissen? Was mache ich denn jetzt?“, schoss ihr durch den Kopf. „Gippel!“, rief sie. „Jetzt warte doch!“ So sehr hasste sie ihn doch auch nicht. Jetzt kam ihr das, was sie gesagt hatte, doch auch etwas gemein vor, aber warum nur? Fiel sie wieder auf ein Spielchen rein oder war er jetzt ernsthaft verletzt? Wie viel Zeit blieb noch, bis es stark genug war? Kapitel 4: Aurons Warnung ------------------------- Der Apparatistenanführer war im Tempel von Djose verschwunden und hatte die fassungslose Rikku draußen zurückgelassen. Sollte sie ihm hinterherrennen? Aber dabei hatte er sie doch belauscht. Trotzdem fühlte sie sich mies wegen dem, was sie gesagt hatte. Bloß warum? Es war nur die Wahrheit gewesen. Naja, vielleicht hatte sie übertrieben. Er war nicht immer unausstehlich,… aber oft genug. Warum scherte es sie denn überhaupt, dass er wusste, wie sie über ihn dachte? Weil er jetzt schlecht über sie dachte? Aber das war doch völlig egal! „Soll er doch denken, was er will…“, grummelte Rikku und klopfte den Staub von ihrem Rock. Nach ein paar Schritten jedoch meldete sich wieder das flaue Gefühl im Magen, das in Verbindung mit dem schlechten Gewissen stand. „Ich glaube, ich werde mich danach selbst hassen, aber ich werde noch mal hingehen und ihm das erklären… Nein, noch viel besser! Ich werde ihn zur Rede stellen! Hah!“ Entschieden stampfte sie mit einem Fuß auf den Boden und marschierte schnurstracks in den Tempel hinein. Gippel hatte Shinra gerade das Gerät für die Messung von Energiewellen überreicht, als sie eintraf. „Ich werde das mal gleich hier testen. Ihr habt doch auch so ein riesiges Loch von vor einem Jahr.“, meinte Shinra und begab sich Richtung Prüfungsraum. Der Blonde nickte nur und wollte in sein Büro, aber da bemerkte er Rikku, die mit verschränkten Armen hinter ihm gestanden war. „Was willst du denn noch? Ihr habt, was ihr wolltet. Du brauchst deine Zeit nicht mit Leuten verbringen, die du nicht leiden kannst.“, raunte er ihr genervt zu. Dabei zog er den letzten Teil in die Länge und das war eindeutig ein Zeichen dafür, dass es ihn nicht kalt gelassen hatte. „Spiel hier nicht den Beleidigten, Mister.“, warf das Mädchen bestimmt ein. „Erstens hättest du mich nicht belauschen sollen und zweitens… war das nicht so gemeint. Ich bin nur gerade mies drauf und hab wohl ein wenig übertrieben.“ Himmel… Entschuldigte sie sich etwa? Wollte sie nicht ihn zur Rede stellen? Gippel schien nicht so ganz überzeugt. „Aber ich frage mich auch, wie ich jemanden gerne haben soll, der mich als Bezahlung für irgendetwas sieht. Kannst du mir das vielleicht sagen?“ Die Kleine war wirklich nicht dumm. So hatte er das noch nicht betrachtet. Wenn sie das so herumdrehte, dann fühlte er direkt, wie plötzlich auf seiner Stirn in unsichtbaren Lettern „Mistkerl“ geschrieben stand. „Das habe ich auch nicht so gemeint.“, fiel ihm dazu nur ein. „Dann sind wir ja quitt!“, rief Rikku und war froh, dass sie sich einigermaßen herausgeredet hatte. „Übrigens… solange Shinra beschäftigt ist, bleibe ich sowieso hier. Das wäre ja dann so etwas wie ein Date. Vielmehr würdest du von mir bei einem richtigen Date eh nicht bekommen.“ Nun war Gippel verwirrt. Sie hatte eben draußen behauptet, sie könne ihn überhaupt nicht leiden und jetzt wollte sie freiwillig da bleiben? Frauen konnten manchmal ein Rätsel sein. Nichtsdestotrotz hatte sich seine Laune nun etwas gebessert. „Also gut, aber hinterher will ich nicht hören, dass ich dich dazu gezwungen habe.“, meinte er schon etwas lockerer und führte sie in einen gemütlicheren Raum. Paine hatte in Bevelle übernachtet, weil Baralai und sie ausgemacht hatten, dass sie gemeinsam Nooj besuchen und mit ihm sprechen würden. Vielleicht könnten sie ihn zu positiverem Denken verleiten. Auf jeden Fall waren zwei Personen besser als eine. Frühmorgens waren sie aufgebrochen und es dauerte nicht lange, da erreichten sie auch schon das Hauptquartier der Jungen Liga. Für solche Fälle hatte der Kanzler eine Art Miniflugschiff, das nur für ihn gebaut worden war. Als es zwischen der Liga und Neu Yevon noch Spannungen gegeben hatte, da hätte Baralai mit Sicherheit nicht so einfach an den Wachen vorbei ins Hauptquartier spazieren können, aber zum Glück war das ja längst anders. „Was für eine nette Überraschung.“, begrüßte Nooj die Beiden knapp. „Hallo, Nooj… Wir dachten, wir kommen mal vorbei.“, begann Paine und fühlte sich auf einmal irgendwie unwohl. Wahrscheinlich vermutete er schon, was die Zwei ihm zu sagen hatten. „Wie laufen die Dinge?“ Baralai wollte nicht sofort damit beginnen, weswegen sie gekommen waren. Der Anführer der Jungen Liga wirkte etwas hager und müde. „So wie letztes Mal, als du gefragt hast: recht gut.“, antwortete er. „Was ist mit euch?“ Die beiden Freunde bestätigten, dass es bei ihnen nicht anders war. Nach einer kurzen peinlichen Schweigepause, hatte Paine schon Luft geholt, um anzufangen, da unterbrach Nooj sie: „Ich weiß, was du sagen willst. Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen zu machen.“ Mühsam erhob er sich und hinkte zum Fenster, von dem man das Lager überblicken konnte. „Solange ich nicht gelähmt bin und mich noch bewegen kann, werde ich hier bleiben.“ Erleichtert atmete die Schwertkämpferin auf. Auch der Kanzler schien nun beruhigt zu sein. „Du bist uns nur nicht gleichgültig, das solltest du wissen.“, meinte Paine auf eine entschuldigende Art und Weise. „Das tue ich auch. Und ich bin sehr dankbar dafür. Aber aus diesem Grund solltet ihr auch nicht versuchen mich aufzuhalten, wenn meine Zeit gekommen ist. Nach diesem Satz herrschte Grabesstille im Raum. Nooj merkte, dass sein letzter Satz alles andere als aufmunternd war: „Jetzt macht doch nicht solche Gesichter. Das ist bestimmt noch lange hin. Und jetzt geht und entspannt euch mal. Wieso macht ihr nicht zusammen was? Geht an den Strand oder sowas. Man muss es ausnutzen, dass es so friedlich ist.“ Die Stille dauerte nun erst recht an. An den Strand? Paine musste sich zusammenreißen um nicht rot zu werden. Sie hatte noch nie daran gedacht mit Baralai schwimmen zu gehen. Allein. Dieser schien allerdings nicht so überrumpelt wie sie. „Wäre auch mal eine gute Idee. Irgendwann, wenn der ganze Papierkram durchgearbeitet ist.“, meinte er und sie glaubte, sie sah ein leichtes Grinsen in seinem Gesicht. „Naja, also dann… muss ich jetzt wieder los. Das Möwenpack hat bestimmt wieder einen Auftrag.“, räusperte sie sich und lenkte geschickt von Thema ab. „Schon verständlich. Soll ich dich hinbringen?“, fragte der Kanzler freundlich. „Das ist schon okay, ich kontaktier Brüderchen und er holt mich. Ich weiß sowieso nicht, wo sie gerade sind.“ „Ach so. Dann pass gut auf dich auf und vergiss nicht mich wieder mal zu besuchen.“ Baralais nettes Lächeln war in letzter Zeit immer öfter zu sehen. Es war, als würde er eine Quelle guter Laune haben und sie wusste nicht, welche das sein könnte. Nooj hatte die Beiden nur beobachtet und es freute ihn, dass es ihnen so gut ging. Es hörte sich an wie leises Flüstern, aber es gelangte in jeden Teil Spiras. Bald, ja bald, könnte es auch die zu sich rufen, die zur Ruhe gezwungen worden waren. „Sieh mal, wie süß er versucht die Klötzchen aufeinander zu stapeln.“, schwärmte Yuna, als sie und Tidus mit Vidiny im Zelt saßen und spielten. „Ich möchte später mal auch ein Baby.“ „Nichts leichter als das!“, grinste der Blitzballspieler schelmisch. „Für dich als Mann vielleicht nicht.“, antwortete sie tadelnd. „Aber weißt du, wie schwierig so eine Schwangerschaft ist? Frag mal Lulu!“ „Ja, du hast schon Recht, aber ich wette, dass es auch sehr schön ist. Stell dir mal vor, das Baby wächst in dir auf und du kannst das alles fühlen.“ Yuna musste lächeln. Zwar war er manchmal selbst wie ein Kind oder auch ein frecher Verführer, aber es freute sie, dass er auf der anderen Seite sehr einfühlsam und verständnisvoll sein konnte. Damit war er eine perfekte Mischung. Sie könnte es sich nie vorstellen, dass er sich in eine andere Frau verlieben würde. Da musste sie an Rikku denken. Ihre Cousine hatte mal erzählt, dass sie kurzzeitig mit Gippel zusammen gewesen und wie das Ganze in die Brüche gegangen war. Beide Mädchen waren sich einig, dass Gippel nur mehr Frauen „ausprobieren“ wollte und dass er keine weitere Chance verdiente, selbst wenn er eine gewollt hätte. „Er sieht aus, als würde er eine Unterwäschesammlung mit Teilen von seinen ehemaligen Geliebten in seinem Schrank verstecken.“, hatte Yuna damals gesagt und die beiden Cousinen hatten eine Weile darüber gelacht. Jedoch hatte das Rikku einen kleinen Stoß versetzt, was sie natürlich nicht gezeigt hatte. „Komm, es ist Zeit für ‚Happa-happa‘, Vidiny.“, säuselte das ehemalige Medium und Tidus musste sich das Lachen verkneifen. Lulu und Wakka hatten sie gebeten auf ihren kleinen Sohn aufzupassen, während sie in Guadosalam waren. Das Paar wollte Chapp wiedersehen und Yuna respektierte diesen Wunsch selbstverständlich. Die Magierin und der Chef der Besaid Aurochs betraten derweil Hand in Hand das Abyssum. Wakka war nicht eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder. Das wäre purer Schwachsinn gewesen. Er wusste genau, dass Lulu Chapp im Grunde ihres Herzens immer noch lieben würde, aber sie hatte Wakka versichert, dass ihre Liebe größer war als zu Chapp. Es hatte länger gedauert, bis beide eingesehen hatten, dass sie zusammengehörten, aber nun waren sie unzertrennlich, auch wenn das nach außen nicht so aussah. Eine verschwommene Gestalt aus Illumina näherte sich ihnen, aber es war nicht Chapp. Wakka stellte sich vorsichtshalber schützend vor seine Frau. Das Wesen wurde allmählich schärfer. „Sir Auron?!“, entfuhr es Beiden gleichzeitig. Warum war er an Chapps Stelle erschienen? Soweit sie das Gesicht des Kriegers erkennen konnten, war es nicht gerade ohne Sorgen. „Lulu, Wakka.“ Er sprach auch noch. „Schön Sie z-zu sehen, S-sir Auron.“, begann der Blitzballspieler zögernd. „Wir haben jetzt keine Zeit für sowas.“, bemerkte Auron streng. „Passt gut auf. Hier hat sich vor kurzem die Atmosphäre verändert. Irgendetwas stimmt einfach nicht. Noch weiß ich nicht, was es ist, aber ihr sollten Augen und Ohren offenhalten.“ „Seymour?“, riet Lulu. „Nein, er macht keine Probleme mehr. Es ist etwas anderes. Ihr müsst aufmerksam sein. Ansonsten kommt bald wieder, dann kann ich euch mehr sagen.“ Damit löste er sich auf und Chapp tauchte endlich auf. Lulu und Wakka freuten sich zwar, ihn zu sehen, aber sie waren nun so aufgebracht, sodass sie nicht so lange wie geplant im Abyssum verweilen konnten. Der Gedanke, dass womöglich Gefahr drohte, ließ Lulu nicht in Ruhe, bis sie endlich auf Besaid waren und sie sich wenigstens davon überzeugen konnte, dass Vidiny und die anderen noch unversehrt waren. Kapitel 5: Monsteransturm ------------------------- Hallo, liebe Leser. Tut mir wirklich furchtbar leid, dass es diesmal so lange gedauert hat, aber ich habs z.Z. einfach nicht so leicht und meine Motivation leidet darunter. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, aber ich bemühe mich keinen Mist zu schreiben ^^' Danke schön fürs Lesen und die lieben Kommentare! Viel Spaß beim nächsten Kapitel und lasst euch nicht von dem kursiven Text ärgern :3 Nami ♥ ------------------------------------------------------------------------- Rikku saß in einer Art Erholungsraum der Apparatisten. Überall standen gemütliche Sofas und kleine Tische. Zur Zeit befand sie sich alleine in diesem Raum, da Gippel ihr etwas zu trinken holen wollte und die anderen Al Bhed an der Arbeit waren. Im Grunde wusste sie gar nicht, wie und worüber sie sich mit Gippel unterhalten sollte. Vielleicht gab das Thema „Wetter“ einiges her, aber sie befürchtete, es war trotzdem nicht genug, um die Zeit zu vertreiben, bis Shinra zurückkam. „Da bin ich wieder.“, ertönte die Stimme des Apparatistenanführers. Er stellte die Getränke auf den Tisch und nahm gegenüber von Rikku Platz. Skeptisch beäugte sie das Sprudelwasser in ihrem Glas und fragte sich, ob er vielleicht Schlafmittel reingetan hatte. „Ach Rikku, sei nicht dumm! Jetzt spinnst du aber wirklich. So schlimm ist er nicht.“, dachte sie sich und laut sagte sie nur: „Danke. Und jetzt?“ „Jetzt… können wir reden.“, schlug er vor, da sie ihm ja sowieso nichts anderes erlauben würde. „Das Wetter ist schön.“, meinte sie grinsend, „Ich meine ernst reden.“ Ernst reden? Worüber denn? Sie legte verwundert den Kopf zur Seite und wartete darauf, dass er anfing. Gippel lehnte sich gemütlich zurück und überlegte kurz. „Was ich dich länger fragen wollte… Wenn wir uns gegenseitig aufziehen, dann ist das doch hoffentlich nur Spaß? Von meiner Seite ist es das zumindest. Das wollte ich klar stellen.“ Verblüfft stierte ihn Rikku an. Eigentlich war es für sie ja nicht nur Spaß, sondern eine Art Genugtuung. „Eh, jaaah. Klar. Ich mach auch nur Spaß.“, schwindelte sie und versuchte nicht zu erröten. „Freut mich. Ich dachte schon, das ist der Grund, warum du mich nicht magst.“ „Musst du jetzt darauf rumreiten? Ich hab doch schon gesagt, dass das nicht so gemeint war.“ Langsam wurde sie ärgerlich, weil sie das Gefühl hatte, er wollte ihr ein schlechtes Gewissen einreden. Lässig verschränkte er die Arme hinter seinem Kopf. „Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen. Also du verstehst schon, dass ich dich nicht irgendwie beleidigen will, wenn ich mal scherze?“ „Ja, hab ich doch gesagt.“ Worauf wollte er denn hinaus? „Und dass ich dich eigentlich sehr gerne habe, verstehst du doch sicherlich auch?“ Rikku verschluckte sich beinahe an ihrem Getränk. „Schließlich bin ich ja auch weiblich?“, bemerkte sie spitz. „Das ist nicht das Hauptkriterium.“, entgegnete er und lehnte sich wieder nach vorne. „Du bist Cid’s Mädel – du bist zweifelsohne verdammt hübsch, aber du bist auch nicht auf den Kopf gefallen und du hast es einfach drauf.“ Bei so vielen Komplimenten wurde die Blonde nun doch rot, aber sie versuchte er zu vermeiden indem sie sich einredete, das sei nur ein strategischer Baustein in Gippels Verführungsplan. „Ich meine es ernst.“ Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr aber, dass er die Wahrheit sagte. Trotzdem durfte sie jetzt nicht nachgeben. „Das ist nett, danke.“ Sie nickte nachdenklich. „Du glaubst mir nicht, hab ich Recht?“ „Doch, aber ich frage mich, warum du mir das erzählst.“ Gippel legte seine Stirn in Falten und schwieg. „Und sonst hat er nichts gesagt?“, fragte Yuna nachdenklich und Lulu schüttelte den Kopf. „Ich frage mich wirklich, was das für eine Gefahr sein sollte.“, meinte Tidus und Wakka zuckte mit den Schultern. „Langsam habe ich es wirklich satt, dass es ständig irgendwelche Bedrohungen gibt. Kann man denn nicht einfach friedlich leben?“, stieß Yuna verzweifelt aus. „Erst Sin, dann Vegnagun und jetzt wieder etwas, wovon wir nicht einmal wissen, was es ist oder sein wird. Manchmal denke ich, dass irgendjemand uns ständig neue Gefahren schickt und dann Spaß daran hat zuzuschauen, wie wir damit fertig werden!“ „Beruhige dich. Vielleicht ist es ein falscher Alarm. Auron weiß doch selbst nicht genau, was er davon halten soll.“ Daran glaubte Lulu zwar selbst nicht, aber hoffen konnte man doch. In dieser Nacht wachten Yuna und Tidus davon auf, dass einige Dorfbewohner laut schrien. Sofort waren beide hellwach und eilten nach draußen um zu sehen was los war. Die Menschen hatten sich in Panik in ihren Zelten oder weiter hinten in den Gebüschen versteckt. Im Dorfzentrum befanden sich nur Lulu und Wakka, die versuchten den Angriff abzuwehren, aber bald feststellen mussten, dass gar kein Angriff stattfand. Es waren Kojoten und einige andere schwächere Monster ins Dorf gestürmt, doch anstatt jemanden anzugreifen versuchten sie in den Tempel vorzudringen. Tidus gesellte sich gleich zu dem Ehepaar und Yuna rannte in den Tempel. Alle waren überrascht, dass die Monster kein Interesse an ihnen hatten und fragten sich, was ihr eigentliches Vorhaben war. Selbst als die Magierin sie mit ihren Feuerbällen angriff, verteidigten sie sich nicht. Ihr einziges Ziel war der Tempel. Diese schwachen Exemplare besaßen so gut wie keinen Verstand, sondern nur Instinkte – was also wollten sie dort? Tidus erledigte gerade die letzten paar Kojoten, als Yuna in der Kammer der Asthra angekommen war. Sie war den Monstern bis dahin gefolgt und nun waren sie verschwunden. Vorsichtig sah sie sich um, doch von den Eindringlingen fehlte jede Spur. „Das ist doch unmöglich.“, dachte sie angestrengt und ihr Blick fiel auf das klaffende Loch im Boden. „Sind sie etwa…?“ Das war wohl die einzige Erklärung. Sie mussten dort hineingesprungen sein, aber das kam Selbstmord gleich. Das Ex-Medium vergewisserte sich nochmal, dass der Tempel frei von Monstern war und verließ ihn dann. „Sie sind alle weg.“, erzählte sie den anderen. „Also hast du sie alle erledigt?“, fragte Wakka. „Nein, sie sind einfach verschwunden. Ich glaube, sie sind in dieses Loch, das ins Abyssum führt, gesprungen.“ „Gesprungen oder gefallen?“, hakte er nach. „Ich denke, gesprungen. Es war Absicht.“ „Das denke ich auch.“, bestätigte Lulu. „Es steckt ganz bestimmt eine Absicht dahinter. Sonst hätten sie uns nicht ignoriert. Habt ihr nicht gesehen, dass sie keine Kontrolle über sich zu haben schienen? Es war, als zerrte sie jemand in den Tempel. Sie machten nicht mal vor Magie oder dem Schwert halt.“ „Das gefällt mir aber ganz und gar nicht.“, bemerkte Tidus besorgt. „Vielleicht ist es das, wovor Auron uns gewarnt hat.“, murmelte Yuna. „Wisst ihr, was ich gerne in Erfahrung bringen würde?“, fragte die Magierin nach einer Weile. „Ob es in den anderen Tempeln auch solche Vorfälle gab.“ Mehr, immer mehr davon. Zwar waren es vorerst nur Schwächlinge, doch auch sie mussten ein Teil davon werden. Ein Teil von der großen Stärke. Somit würden sie ihren angemessenen Platz finden und den Dienst, der ihnen vorbestimmt war, leisten. Die peinliche Stille zwischen Rikku und Gippel wurde zum Glück beider von Shinra unterbrochen. Wenn sie jedoch sein Gesicht sehen könnten, hätten sie nicht mehr an Glück gedacht, denn dem Kleinen stand die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Leute, ich sage es ungern, aber die Werte sind viel höher als sie sein sollten.“ Die beiden Al Bhed waren aufgesprungen. „Was genau sagt uns das?“, fragte Rikku aufgeregt und trat von einem Fuß auf den anderen. „Dass es da unten seltsamerweise ein starkes Energiefeld gibt, das es so nicht geben dürfte. Zumindest nicht da unten.“ „Verdammt. Was machen wir jetzt?“, stieß der Apparatistenanführer aus. „Also ich denke, wir sollten erst einmal Yunchen und Paine davon berichten.“, schlug das Mädchen vor. „Naja, sich zu beraten wäre auf jeden Fall nicht verkehrt.“, kommentierte Shinra. „Dann sollten…“ Den Satz konnte er nicht mehr beenden, da aus der Haupthalle des Tempels Rufe und Schüsse ertönten. Sofort schlüpfte Rikku in ihr Kriegerkostüm und folgte Gippel, der vorausgestürmt war. Shinra entschied sich in Sicherheit zu bleiben – schließlich war er nur ein Kind. „Fyc ecd rean muc?! [Was ist hier los?!]“, brüllte Gippel. Als er in der Haupthalle eingetroffen war, entdeckte er die benommenen Al Bhed und einige Schäden an den Statuen. Vermutlich hatten die Männer daneben geschossen, aber was auch immer die Panik ausgelöst hatte, war jetzt nicht mehr da.“ „Suhcdan! [Monster!]“, riefen mehrere Männer und begannen zu erzählen – alle gleichzeitig und völlig durcheinander. „Helrd ymma yiv aehsym! [Nicht alle auf einmal!]“ Gippel versuchte sie zu beruhigen. Schließlich erzählte einer von ihnen: „Jömmek ihanfyndad gysah Suhcdan. Fen rypah ihc kafarnd, ypan tyhh kasangd, tycc cea ihc helrd yhknevvah. Cea ceht eh tyc Ehhana tac Dasbamc junkatnihkah! [Völlig unerwartet kamen Monster. Wir haben uns gewehrt, aber dann gemerkt, dass sie uns nicht angriffen. Sie sind in das Innere des Tempels vorgedrungen!]“ „Cea rypah helrd yhkaknevvah? [Sie haben nicht angegriffen?]“ Das kam Rikku schon sehr merkwürdig vor. „Sonst kommen Monster doch nicht einmal in die Nähe des Tempels, oder Gippel?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. Auch er konnte sich keinen Reim auf dieses Verhalten machen. „Komm, wir müssen ihnen folgen.“ Das Mädchen nickte und beide liefen los. Wie auch Yuna fanden sie niemanden in der Asthrakammer vor, blieben aber dennoch auf der Hut. „Wo sind sie hin?“, flüsterte Rikku. Sie wollte nichts riskieren. „Ich habe keine Ahnung.“, antwortete Gippel leise. „Aber ich habe den Verdacht, dass sie wohl keinen anderen Weg als diesen nehmen konnten.“ Damit deutete er in Richtung des tiefen Schlunds. Als sie später den Männern erklärt hatten, dass die Monster verschwunden waren, hatte Shinra die Gelegenheit genutzt und noch einmal zur Sicherheit die Energiewerte überprüft. Einige Zeit starrte er das Gerät an und schüttelte den Kopf. Dann begab er sich zu den anderen Al Bhed. „Gippel, ich schätze der Apparat dürfte nicht spinnen und deswegen muss ich davon ausgehen, dass… die Werte jetzt höher sind als vor der Sache mit den Monstern.“ Sein Gegenüber verschränkte die Arme und blickte Rikku nachdenklich an. „Tja, ich schätze, das bestätigt unseren Verdacht, wohin die Biester verschwunden sind.“ ------------------------------------------------------------------------- PS: Tut mir leid, dass diesmal nichts von Paine und Baralai kam, aber im nächsten Kapitel bestimmt! Kapitel 6: Was nun? ------------------- Hallo liebe Leser! Es tut mir leid, dass es in letzter Zeit nicht mehr so schnell vorwärts geht, aber ich bemühe mich wirklich .__. Es ist einfach alles etwas schwierig gerade. Vielen Dank für eure tollen Kommentare! Wenn ich die nicht hätte, hätte ich gar keine Lust mehr weiterzuschreiben >___< Übrigens habe ich neulich Kingdom Hearts 2 gespielt und die Stelle war einfach toll: Hades: "Und jetzt rufe ich den Schlimmsten der Schlimmsten auf den Plan! Muahahah! *irgendwelche gesten mach*" - Rauch löst sich auf und Auron erscheint - Ich musste irgenwie ziemlich lachen... vor allem, weil er dann Hades Befehl natürlich nicht gehorcht hat und meinte "Dies ist meine Geschichte und du kommst darin nicht vor." - Typisch Auroncoolness ^^ Nja ich will euch nicht weiter vollschwatzen - also viel Spaß beim Lesen! ---------------------------------------------------------------------- Während sich Shinra und Rikku bei Gippel im Tempel befanden, holte Brüderchen Paine ab. Beide wussten nichts von den Vorfällen und deshalb waren sie etwas verwirrt, nachdem Rikku ihnen von dem Monsteransturm erzählt hatte. Nach relativ kurzer Überlegung kam allen ein und derselbe Gedanke: was war mit den anderen Tempeln? Immerhin lebte zum einen Yuna in unmittelbarer Nähe des Besaidtempels und zum anderen musste Baralai in Bevelle auch etwas davon mitbekommen haben. Gippel meinte, er mache sich zwar keine Sorgen um Baralai, da er wissen würde, was zu tun ist, aber sicher war sicher. Sofort wurde entschieden, dass man die anderen kontaktierte. Zunächst versuchte Rikku Yuna zu erreichen. Zu ihrem Glück klappte das auch und es war schon mal beruhigend Yuna unverletzt zu sehen. „Yunchen, hör mal, uns ist da etwas Seltsames passiert…“, begann sie, doch wurde sie abrupt unterbrochen. „Lass mich raten: Monster sind in einen der Tempel gestürmt und dann verschwunden.“ Auf Rikkus Schweigen hin fügte sie hinzu: „Bei uns war es genauso.“ „Das bestätigt unsere Vermutungen“, seufzte Shinra. „Vielleicht solltet ihr einfach zu uns kommen. Dann können wir alles besprechen. Es gibt da noch etwas, was ihr wissen solltet.“ Yuna klang sehr ernst und das war äußerst beunruhigend. „Gut, wir machen uns auf den Weg. Wir hätten auch etwas, was ihr wissen solltet“, antwortete die Al Bhed ein wenig bedrückt. Gleich danach setzte sich Gippel mit Baralai in Verbindung und wie erwartet war auch Bevelle von Monstern heimgesucht worden. „Wir haben alle nötigen Maßnahmen ergriffen und selbst nachdem sie verschwunden sind, haben wir die Wache verstärkt“, erklärte der Kanzler. „Hör mal, Baralai, hier gibt es einiges, was es zu besprechen gibt und wir sind jetzt auf dem Weg nach Besaid. Das Hohe Medium weiß wohl auch etwas“, meinte der Apparatistenanführer. „Dann werde ich mich auch mal dorthin begeben. Hier ist solange alles unter Kontrolle. Wir sehen uns. Ach und… Nooj sollte damit nicht unbedingt belästigt werden.“ Damit verschwand Baralai von der Bildfläche. „Leute, ich will nicht, dass es schon wieder sowas wie mit Sin oder Vegnagun wird. Ich mag ja Abenteuer, aber müssen unsere immer im Großformat sein?“, klagte Rikku. „Da müssen wir durch, Süße. Übung haben wir ja genug.“, grinste Gippel und tätschelte sie an der Wange. Dennoch war er selbst über den Stand der Dinge auch nicht gerade erfreut. Kurze Zeit später landete die Celsius auf Besaid und weil Brüderchen und Kumpelchen sich um das Schiff kümmern wollten, mussten Rikku, Paine, Shinra und Gippel alleine zum Dorf gehen. Yuna und die anderen freuten sich zwar sie zu sehen, aber andere Umstände wären ihnen doch lieber gewesen. Gemeinsam begaben sich alle ein großes Zelt und setzten sich hin um alles zu besprechen. „Also ihr sagt, bei euch seien die Monster einfach in den Tempel gehetzt und dann verschwunden?“, fragte Shinra. „Genau“, bestätigte Yuna. „Wir vermuten, es hat etwas mit der Öffnung in der Asthrakammer zu tun. Es gab schließlich keinen anderen Ausweg.“ „Da liegt ihr gar nicht so falsch.“, brummte Gippel. „Was wir euch sagen wollten…“, begann Lulu. „Wakka und ich waren im Abyssum und da ist uns Plötzlich Sir Auron erschienen.“ Rikku bekam eine Gänsehaut. Sie mochte das Abyssum ganz und gar nicht. „Und was hat das zu bedeuten?“, fragte sie zaghaft. „Wenn er uns nur erschienen wäre.“ Die Magierin schüttelte den Kopf. „Er hat auch zu uns gesprochen.“ „W-was hat er denn gesagt?“ „Er hat uns gewarnt. Dummerweise wusste er selbst nicht wovor. Er meinte lediglich, dass etwas im Abyssum nicht stimme.“ „Das haben wir aber auch schon herausgefunden.“ Shinra holte Gippels Apparat heraus. „Dieses Gerät ist dazu da Energie zu messen. Tatsache ist, als das Sphärofon, das wir damals in eine der Öffnungen geworfen haben, ausgefallen ist, kam mir das alles sehr seltsam vor. Die Verbindung konnte nämlich nur durch eine Veränderung des Energiefeldes gestört werden. Kurz nachdem ich festgestellt hatte, dass die Werte höher sind, als sie sein sollten, kam es zu dem Vorfall mit den Monstern und danach sind die Werte noch einmal gestiegen.“ Stille herrschte im Zelt, bis Tidus endlich fragte: „Bist du sicher, dass du ein Kind bist?“ Yuna stieß ihm leicht einen Ellenbogen in die Seite. „Das bedeutet, die Monster sind tatsächlich hineingesprungen? Das ist doch glatter Selbstmord“ stellte sie fest. „Oder ein Opfer.“ Alle Köpfe drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Baralai stand schon eine Weile am Zelt und hörte zu, weil er niemanden unterbrechen wollte. „Tut mir leid für die Verspätung… Tja, Paine so schnell sieht man sich wieder, was?“, fragte er lächelnd. Die Schwertkämpferin nickte verdutzt und schien sich plötzlich sehr für den Boden zu interessieren. „Meinst du wirklich, das ist ein Opfer?“ Wakka legte den Kopf zur Seite und grübelte. „Aber für wen oder was?“ „Das wissen wir leider noch nicht, aber ich nehme an, die Werte sind noch um ein Vielfaches gestiegen, wenn in allen Tempeln dasselbe passiert ist.“ Shinra wollte sich gar nicht erst ausmalen, wie hoch sie bereits waren. „Vielleicht klingt das jetzt dumm, aber ist das sehr gefährlich für uns? Es ist ja bis jetzt nur das Energiefeld.“ Tidus bewies wiedermal, dass er in dieser Richtung nicht besonders stark war. „Nun, ich schätze, das Feld selbst ist eher harmlos, aber wenn so eine große Energiemasse auf einem Fleck bleibt, dann wird es ziemlich sicher bald jemanden oder etwas geben, das davon Gebrauch machen wollen wird. Falls das nicht schon so ist.“ Gippels Überlegungen waren alles andere als erleichternd und nun wusste keiner, was zu tun war. „Sir Auron hat gesagt, wir sollten ihn wieder aufsuchen, weil er dann vielleicht schon mehr wüsste.“, warf Wakka in den Raum. „Das ist wohl das Einzige, was wir im Moment tun können“, nickte Baralai. Auch Gippel erklärte sich damit einverstanden: „Wir wissen nicht, wie wir die Werte reduzieren können. Zumindest nicht jetzt. Daher sollten wir wohl ins Abyssum und diesen Sir Auron fragen. Das ist besser als nichts zu tun.“ „Also gut, lasst uns sofort aufbrechen.“ Yuna stand auf und blickte entschlossen in die Runde. „Wenn es wiedermal gilt, eine Gefahr abzuwenden, so werden wir das tun.“ Alle anderen im Zelt stimmten ihr zu. „Lulu und ich bleiben hier um notfalls das Dorf zu verteidigen.“, sagte Wakka bestimmt. Ungeduld. Unerträglich war es in der Dunkelheit zu bleiben, solange es woanders noch Licht gab. Weil es stets in der Dunkelheit bleiben musste, würde es sich bald am Licht rächen. Paine war zum Deck der Celsius gegangen und überlegte dort, ob sie nicht eigentlich ein wenig froh war, endlich wieder Abwechslung zu erleben. Die letzten Jobs waren nicht so prickelnd gewesen. Allerdings dachte sie auch daran, dass es womöglich sehr gefährlich werden konnte und sie niemanden verletzt haben wollte. Als Shuyin damals von Baralai Besitz ergriffen hatte, war sie sich sicher, dass entweder er oder Nooj sterben würden. Das war ein schreckliches Gefühl gewesen und sie wollte das nicht noch einmal empfinden müssen. Weder für sie noch für ihre anderen Freunde. Plötzlich hörte sie, dass sich jemand von hinten näherte. „Ist es nicht etwas gefährlich hier oben?“, fragte der Kanzler und Paine merkte, dass sie erneut, wie die letzten Male, mit aufsteigender Röte kämpfen musste. Sie verstand nicht, warum das passierte und sie wollte es auch gar nicht, aber es abzustellen schien auch unmöglich. „Nein, ich mag das.“ Baralai räusperte sich: „Ich wollte nur sicher gehen, dass es okay ist, wenn wir Nooj nichts sagen. Wir zwei… äh, ich meine, wir drei schaffen das schon. Und die anderen sind ja auch da.“ „Ja, das ist gut so.“ Die Schwertkämpferin hatte allmählich das Gefühl, dass das Thema ‚Nooj‘ so etwas wie eine Ausrede für Baralai war, damit er mit ihr sprechen konnte. Immerhin gab es ja noch Gippel, aber der Kanzler sprach nur mit ihr darüber. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, weil sie das insgeheim schön finden würde. „Paine?“ Der Mann blickte ihr in die Augen und sie verspürte ein eigenartiges Kribbeln im Magen. „J-ja?“ „Lass uns reingehen, ich will nicht dass du abstürzt.“ Lächelnd nahm er sie an der Hand und führte sie in das Schiffsinnere. Diese kleine Geste warf sie völlig aus der Bahn. Sie war immer so gelassen und spielte meist den dominanten Part – auch beim Möwenpack war sie die ‚männlichste‘ von allen. Es kam nie vor, dass sie jemand an der Hand nahm und sie mit sich zog, vor allen Dingen kein Mann. Das war so ungewohnt und überraschend, dass sie keinen Widerstand leistete. Auch wenn es nur eine winzige Kleinigkeit war, die für andere normal und nicht der Rede wert schien, bedeutete das Paine einiges und zur Zeit wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Das Gefühl war neu, aber auch irgendwie angenehm. Kurz vor der Brücke ließ der Kanzler ihre Hand los, um sie vor den anderen nicht in Verlegenheit zu bringen und lächelte sie noch einmal an. „Fen cadwah win Myhtihk yh. [Wir setzen zur Landung an.]“, verkündete Brüderchen und alle fühlten sich auf einmal unsicher, weil sie irgendwo Angst vor dem hatten, was Auron ihnen womöglich mitteilen würde. „Ich werde hier bleiben und an einer Lösung arbeiten“, meinte Shinra. „Wenn ich erfolgreich bin, haben wir einen zusätzlichen Plan, falls Sir Auron auch nicht weiter weiß.“ Nach der Landung verließen das ehemalige Möwenpacktrio, sowie die drei Männer das Schiff und machten sich auf den Weg ins Abyssum. Tidus hatte eigentlich nicht wirklich Lust hineinzugehen, aber er musste es wohl tun. Dunkle Kälte empfing sie. Eigentlich war es dort normalerweise nicht ganz so unangenehm, doch allen war sofort klar, dass sich wohl etwas verändert haben musste. Als sie näher herantraten, flimmerte etwas in der Luft und Aurons Gestalt zeichnete sich allmählich ab. Hinter seinen Brillengläsern bedachte er alle mit einem ernsten Blick: „Ich habe euch schon erwartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)