Final Fantasy VII - The Return von BlackwingMoon ================================================================================ Prolog: Dreaming ---------------- Es war dunkel. Die Kälte nagte an ihren Körpern, doch davon spürten sie kaum etwas. Der Schrecken steckte tief in ihren Knochen, der Knall des Schusses hallte noch in ihren Ohren nach und die Bilder hatten sich in ihren Köpfen eingebrannt: Drei Männer in schwarzen Anzügen, die lautstark auf ihren Eltern einredeten, ihr Vater, der der aufstand, um sie herauszubitten, der Schuss, ihr Vater, der mit glasigen Augen fiel und das dumpfe Geräusch des Aufpralls... Vor Angst bebend drückte sich Lulu an die Schulter ihrer Schwester. Tränen rannen aus ihren aufgerissenen Augen ihre Wangen hinunter und sie schluchzte leise. “Pscht, ist ja gut...“ Lilly strich beruhigend über den Rücken ihrer kleinen Schwester, die hilflos in ihren Armen lag. Von oben drangen gedämpft Geräusche in den Keller herab. Lilly hörte ihre Mutter weinen und verzweifelt flehend und die Männer, die auf sie einredeten. Die Stimme der Mutter wurde immer schriller, die der Männer wechselte von ungeduldig zu wütend. Ein zweiter Schuss fiel, dann war Ruhe. Sogar Lulu hatte vor Schreck aufgehört zu schluchzen. Eine mörderische Stille machte sich breit und raubte den Schwestern den Atem. Dann begann einer der Männer zu sprechen. “Diese Idioten haben selber Schuld, wenn sie nicht kooperieren wollen.“ “Wir haben ja noch die beiden Bälger. Die müssten auch hier irgendwo stecken...“ Die Worte waren durch die dicken Kellerwände kaum zu verstehen, aber Lilly bekam genug mit, um die Gefahr zu begreifen. “Lulu, wir müssen hier weg!“ Sie flüsterte halblaut und rüttelte sanft an Lulus Schulter. Sie sah auf und schaute ihre große Schwester durch die verheulten Augen kläglich an. “Sie... sie haben Mutti auch getötet, nicht wahr?“ Ihre Stimme war schwach und leise. Lilly zögerte einen Moment. “... ja. Und sie werden uns auch töten, wenn wir nicht schnell verschwinden.“ Sie nahm ihrer Stimme die Schärfe, um die kleine Schwester nicht noch mehr zu beunruhigen. Von oben drang das Geräusch zuknallender Türen. “Wo sind diese verfluchten Gören?!“ Knall! Wieder eine Tür, hinter der sie nicht waren. “Lulu, schnell!“ Sie stand schwankend auf und hielt sich an Lilly fest, die ebenfalls aufgestanden war und begonnen hatte, am Kellerfenster zu rütteln, das partout nicht aufgehen wollte. “Verflucht, geh auf!“ Sie hörte, wie oben versucht wird, die Tür aufzubrechen. „Los jetzt!“ Lilly rüttelte stärker und schlug mit der anderen Hand kräftig gegen die Scheibe. Das Fenster gab nach und schwang auf. Sofort packte sie Lulu und hievte sie zum Fenster. „Du musst jetzt schnell abhauen! Lauf immer gerade aus! Hinter dem Hügel ist das nächste Haus, bring dich dort in Sicherheit!“ Lulu hatte gar nicht genug Zeit zu widersprechen, da flog die Kellertür krachend auf. “Da sind sie, sie versuchen zu fliehen!“ Die schwarzen Männer stürzten geradezu die Treppe herunter. Lulu sah ihre Schwester unentschlossen an. „Ich will nicht ohne dich- „ “Lauf!“ Lulu sah ihre Schwester noch einmal angst erfüllt an, dann begann sie zu rennen. Unterdessen hatten die Männer den Fuß der Treppe erreicht. Sie kamen langsam und bedrohlich auf Lilly zu, die nun wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand stand. Angst schnürte ihr den Hals zu und sie schluckte. “Sag uns, wo es ist.“ Die schwarzen Männer hatten sich bedrohlich vor Lilly aufgebaut, doch sie konnte ihre Gesichter nicht erkennen, obwohl sie direkt vor ihr standen. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. „Ich... ich weiß nicht wovon Sie reden...“ Ihre Stimme zitterte; sie bekam sie nicht unter Kontrolle. Einer der Männer packte Lilly am Handgelenk ruckartig zu sich und beugte sich herunter, bis ihre Nasenspitzen sich fast berührten. „Willst du mich verarschen?“ Sein Griff wurde fester und begann Lilly zu schmerzen. „Wo ist es?“ “Ich weiß nicht, was Sie wollen!“ Lilly schrie fast und noch im selben Moment wusste sie, dass sie den Bogen überspannt hatte. Klatsch! Schmerzerfüllt zuckte Lilly zurück und hielt sich die schmerzende Wange. Eine Träne schoss in ihr Auge und sie versuchte sie wegzublinzeln, dann sah sie den Mann ernst an. Er begriff nun, dass sie nichts sagen konnte oder wollte und richtete sich wieder auf. “Also schön.“ Er schob die Hand in sein Jackett und zog eine blank polierte Handfeuerwaffe hervor. „Dann haben wir keine Verwendung mehr für dich.“ Lillys Augen weiteten sich, als er die Waffe auf sie richtete. Er drückte ab. Kapitel 1: Bloody Raven ----------------------- Part I. - Der Auftrag Lucille schreckte hoch. Schwer atmend und mit schweißgebadeter Stirn sah sie sich um. Sie war in ihrem Zimmer. Alles war ruhig, nichts regte sich. Sie presste die Hand auf die schmerzenden Schläfen. Das war nun schon das dritte Mal diesen Monat, dass sie diesen Traum hatte. Jedes Mal den selben – und jedes Mal wachte sie mit Kopfschmerzen daraus auf. „Vielleicht sollte ich damit mal zum Arzt gehen...“ Sie murmelte es vor sich hin und ließ dabei die Bilder der beiden Mädchen erneut in ihren Gedanken erscheinen. Sie kannte sie nicht und doch kamen sie ihr merkwürdig bekannt vor... Sie schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. Von draußen drang schwaches Licht durch die zugezogenen Vorhänge herein und verlieh der Umgebung eine düstere Atmosphäre. Im Dämmerlicht fiel Lucilles Blick auf die Digitalanzeige ihres Weckers. Es war kurz nach sechs, die Sonne ging langsam auf. Lucille wollte gerade aufstehen, da würden die Kopfschmerzen schlimmer und kleine Lichter begannen vor ihren Augen zu tanzen. Stöhnend lies sie sich zurück in das Kissen sinken, dann zerriss ein penetrantes Klingeln die Stille. „Was zum...? Ruhe...“ Sie drückte sich das Kissen auf den dröhnenden Kopf, doch das hielt das schrille Geräusch kaum ab. Missmutig warf sie die Decke zurück, stand auf und griff genervt nach dem Telefon. „Raven am Apparat.“ „Guten Morgen, Lucille. Erreicht man dich doch noch?“ Beim Klang von Trivals Stimme ließ Lucille sofort ihren genervten Unterton verschwinden und setzte eine ernste Miene auf. „Was gibt es?“ „Ich habe dir vor einer halben Stunde eine Nachricht auf dein Handy geschickt. Offenbar hast du sie nicht erhalten.“ Lucille ließ den Blick auf das Handy auf ihrem Nachttisch fallen. Es war ausgeschaltet. „Wahrscheinlich hat sich der Akku über Nacht entleert.“ „Wie auch immer...“ Trival räusperte sich kurz und sprach dann ernst weiter. „Ich habe einen Auftrag für dich. Komm in einer Viertelstunde in mein Büro.“ Er legte auf. Lucille sah den Hörer noch einen Moment lang an und legte ihn dann zurück auf die Ladestation. Der lange, weiße Korridor war wie ausgestorben, als Lucille ihn durchquerte. Ihre Absätze machten hallende Geräusche auf den feinen Laminat und das warme Licht der aufgehenden Sonne warf ihren Schatten lang uns blass an die Wand. Zu ihrer Rechten ließen die Glasscheiben, aus denen der halbe Gang bestand, einen weiten Blick über die vom Sonnenlicht golden gefärbte Küste zu, vor ihr lag Trivals Büro. Ohne das ruhige Meer auch nur eines Blickes zu würdigen, ging Lucille zügig auf die Tür zu. Auch wenn Trival sich von solchen Szenarien begeistern ließ, sie konnte ihnen nichts abgewinnen. Mit einer flüssigen Bewegung zog sie ihre Codekarte durch den Kartenleser neben Trivals Bürotür. Das kleine Kontrolllämpchen blinkte grün auf und die metallene Sicherheitstür fuhr hoch. Trival erwartete sie bereits. Er saß hinter seinem Mahagonischreibtisch, die Hände zusammengefaltet vor sich auf der Tischplatte liegend, und sah Lucilles schlanke Gestalt mit verschränkten Armen hinter der hochfahrenden Tür stehen. Er lächelte über ihre Kühle. „Bitte, kommt doch herein.“ Lucille betrat wortlos den hellen Raum und die Metalltür hinter ihr fuhr augenblicklich herunter. Mit einer Handbewegung wies Trival sie an, auf dem gepolsterten Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Lucille kam dem mit einem unterkühlten Blick nach und schlug die Beine übereinander. Die Kopfschmerztablette fing nun langsam an zu wirken. „Du wolltest mich sprechen.“ Ihr Tonfall erinnerte an eine Schneewehe. „Na na, meine Liebe. So früh am Morgen und schon mit den Gedanken bei der Arbeit? Ich wünschte, alle meine Angestellten hätte diese Einstellung.“ Er stand betont träge auf und ging ein paar Schritte um seinen Tisch herum zu einem in der Wand eingelassenen Teeautomaten. Lächelnd wandte er sich an Lucille. „Möchtest du auch einen Tee?“ Die junge Frau lehnte dies mit einer Geste ab. „Nein, danke. Bitte komm zur Sache.“ Ihr einen leicht vorwurfsvollen Blick zuwerfend und mit einem heißen Schwarztee in der Hand ließ er sich wieder auf seinem ledernen Schreibtischsessel nieder und lehnte sich zurück. Lucille gegenüber nahm er sich solche Bequemlichkeiten heraus; sie war mehr wie eine Tochter als wie eine Angestellte für ihn. Sie hingegen versuchte nicht einmal einen entspannten Eindruck zu erwecken, was ihr einen weiteren missbilligenden Blick seitens Trival einbrachte, den sie unwirsch ignorierte. Trival seufzte. „Also gut, wie du willst. Dann kommen wir eben gleich zum Punkt.“ Er lehnte sich wieder vor und kramte aus einem Stapel Unterlagen, der auf seinem Tisch lag, einen schwarzen Hefter heraus und warf ihn Lucille hin. Auch diese Geste der Missbilligung ignorierte sie als solche und nahm die Mappe auf den Schoß. Trival fuhr fort. „Es geht um Cloud Strife. Ich möchte, dass du ihn observierst.“ Lucille schlug den Hefter auf und ein Foto der Zielperson funkelte sie grimmig mit ihren eisblauen Augen an. „Er treibt sich in letzter Zeit oft in der Nähe der Ruine des Reaktors 0 herum. Wir vermuten, dass er irgendetwas vorhat.“ Lucille zog eine Augenbraue hoch. „Strife und etwas am Reaktor vorhaben? War es nicht gerade sein Kumpel Vincent Valentine, der Deep Ground vor einem Jahr von dort vertrieben hatte?“ „Zumindest soll es so erscheinen, ja. Eine weitere Vermutung ist, dass Valentine in engerer Verbindung mit Deep Ground stand und mit ihnen kooperiert hatte. Bei ihrer Niederlage hat er alles dann einfach genau andersherum aussehen lassen.“ „Vermutungen. Alles Vermutungen. Wo bleiben die Fakten?“ Lucille sah ihren Chef herausfordernd an, doch das ließ ihn kalt. „Als interkontinentaler Geheimdienst zählt es zu unseren Aufgaben herauszufinden, was wirklich hinter diesen Vermutungen -“ Er betonte dieses Wort extra. „- steckt. Und genau da kommst du ins Spiel. Du sollst für uns herausfinden, wie viel Wahrheit wirklich in diesen Gerüchten liegt.“ „Verstehe.“ Lucille stand mit der Mappe in der Hand auf und wollte gehen, doch Trival rief sie auf halbem Wege nochmal zurück und ging zu ihr. „Falls es zum Kampf kommt... unterschätze Strife nicht, er ist ein gefährlicher Gegner. In den Unterlagen -“ Er deutete auf die Mappe in Lucilles Händen. „- stehen einige Informationen über ihn. Du solltest sie dir ansehen.“ Er machte eine kurze Pause. „Brich am besten bald auf und informiere mich, sobald du etwas Interessantes herausgefunden hast.“ Lucille nickte wortlos zur Bestätigung. Trival legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Gut, das wär's... Viel Erfolg, meine Liebe.“ Lucille ging und Trival sah ihr lächelnd nach, als sie sein Büro verließ. Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, ging er zu der langen Fensterfront, die ihn einen weiten Blick über das goldene Meer haben ließ, und beobachtete lächelnd die aufgehende Sonne. „Fein. Mal schauen, wie sich alles entwickelt...“ Es dauerte keine Stunde, bis Lucille fertig für die Abreise war. Mit schnellen Schritten durchquerte sie die Eingangshalle und trat aus der gläsernen Tür hinaus ins Freie. Das orange-Rot des Himmels hatte sich bereits in ein sanftes Hellblau aufgelöst, die Sonne stand schon auf halber Höhe am Himmel und ein warmer Wind blies in ihre lange, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare. Lucille durchschritt den Hof in Richtung Stallungen, dann schob sie die knarrende Tür auf. Luca, der hinten rechts in seinem Stall noch geschlafen hatte, schlug ein Auge auf und gab sofort ein freudiges Kreischen von sich, als er seine Herrin erblickte. „Ist ja gut, mein Süßer.“ Lucille trat an Lucas Gatter und kraulte den Chocobo zärtlich hinter dem Kopf. Seine tiefblauen Augen blickten die junge Frau liebevoll an. „Rrruuuu...“ Lucille lächelte. Luca war eines der wenigen Dinge, die sie zum Lächeln brachte. Sie nahm die Zügel von einem Haken an der Stallwand und machte den Chocobo fertig für den Ausritt. Die anderen Chocobos steckten neugierig ihre Köpfe aus den Ställen und beobachteten die beiden, als Lucille Luca aus seinem Stall ließ. Auf einmal hielt sie inne und schaute in Richtung Stalltür. „Guten Morgen, meine Liebe.“ In der Stalltür stand Josephine. Ihre schwarzen, gewellten Haare und ihr Mantel bewegten sich leicht im Wind, ihre smaragdgrünen Augen funkelten Lucille an und sie hatte ein freundliches Grinsen aufgesetzt. Lucille hingegen schaute wenig begeistert aus, ihre Freundin zu sehen und wandte sich wieder Luca zu. „Tut mir Leid, Jo, aber ich habe jetzt keine Zeit.“ Josephine verdrehte die Augen. „Auftrag von Trival? Wohin schickt er dich diesmal?“ Sie ließ ein ironisches Lachen erklingen und fing sich damit einen bitteren Blick seitens Lucille ein. „Das geht dich nichts an.“ Lucille hatte den unpersönlichsten, kühlsten Tonfall aufgesetzt, den sie zu bieten hatte, doch Josephine ignorierte diese Abweisung. „Ach, tut mir Leid, ich vergaß... Ihr seit ja ein Geheimdienst.“ Ihre Stimme triefte vor Zynismus, aber Lucille ging auf diese Provokation nicht ein und schritt steif an ihr vorbei, Luca trottete gehorsam hinter ihr her. „Sag mal, hast du miese Laune? Du bist in letzter Zeit immer so drauf. Ich glaube, dein geliebter Chef hat eine schlechte Wirkung auf dich.“ Lucille blieb einen Moment stehen und sah über die Schulter zurück. „Nein, aber ich habe einen Auftrag. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest...“ Sie ging und Luca warf Josephine noch einen entschuldigenden Blick zu, als sie den Stall verließen. Josephine trat an die Tür und sah den beiden noch enttäuscht nach, bis Lucas schwarzes Gefieder durch das Haupttor verschwunden war. Eigentlich wollte sie Lucille zum Frühstück einladen, aber das schien sich ja nun erledigt zu haben. „Man könnte echt meinen, sie wäre in diesen widerlichen Typen verschossen...“ „... jaja, so ist es.“ Josephine war für einen Moment verwirrt und schaute sich um. Trival kam gerade aus der Eingangshalle von Gebäude A, mit dem Handy zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt und einem Hefter in der Hand, den er durchblätterte. Das Handy drohte jeden Moment herunter zufallen. Sie trat einen Schritt in den Stall zurück und lugte vorsichtig aus der Tür. Trival kam in ihre Richtung, hatte sie aber offenbar nicht bemerkt. Er sagte zwar nichts dazu, wenn sie Lucille besuchen kam, aber sonderlich angetan schien er davon nie zu sein und bedachte sie jedes Mal mit missbilligenden Blicken. „Sie ist schon auf dem Weg zu Strife, sie wird schon etwas unternehmen...“ 'Strife? Was will er von Strife?' Josephine wurde neugierig, es schien offenbar um Lucilles Auftrag zu gehen. „...nein, ich glaube nicht, dass sie irgendwas gemerkt hat. Allerdings glaube ich, dass wir die Dosis verdoppeln sollten. Lucille klagt in letzter Zeit über merkwürdige Träume...“ 'Merkwürdige Träume? Dosis verdoppeln?' Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich – sie war geschockt. Sie hatte Trival noch nie über den Weg getraut, aber das schlug dem Fass den Boden aus... Was wurde ihrer Freundin verabreicht? Trival war noch näher gekommen und stand jetzt mit dem Rücken zur Stalltür, nur knapp drei Meter entfernt und sie wich ein Stück von der Tür zurück und drückte sich dich an die Wand, um besser hören zu können. Die Chocobos sahen sie fragend an und sie machte ein leises „Pscht!“ in ihre Richtung in der Hoffnung, sie mögen sie verstehen. „... wir müssen zusehen, dass sie nichts ahnt. Ja, gut. Ich rufe später nochmal an.“ Trival legte auf und sah einmal Richtung Stall. Dann drehte er sich um und ging in Richtung Gebäude C. Josephine wartete, bis er wieder im Gebäude verschwunden war, dann trat sie aus dem Stall und pfiff einmal auf den Fingern. Es dauerte nicht lange, da kam schon ein Chocobo mit strahlend weißem Gefieder und einem Schnabel, der aus reinstem Bernstein zu bestehen schien, hinter dem Stall hervor und auf Josephine zu. Sie tätschelte kurz Auras Schnabel und stieg dann auf. „Ich habe das Gefühl, wir müssen da etwas nachforschen... So, mein Mädchen. Ab nach Hause.“ __________________________________________________________ Part II. - Neuigkeiten Es war drei. Die Sonne stand im Zenit und knallte erbarmungslos auf Cloud hinab. Staub wirbelte in sein Gesicht und er presste die Lippen fest aufeinander, um den feinen Sand nicht einzuatmen. Fenrir bretterte über einen Vorsprung und flog ein paar Meter weit, ehe er aufkam, durch den Sand schlitterte und schließlich zum Stehen kam. Die Staubwolke, die die Maschine dadurch entfacht hatte, legte sich und gab die Sicht auf die lange Schleifspur frei. Cloud stieg ab und schob seine Sonnenbrille hoch. Er konnte schon Edge am Horizont erkennen, das sich unwirklich aus der öden Felslandschaft erhob. Die Trümmer Midgars, die in der Mitte der Stadt lagen, einsam und verlassen, standen in starkem Kontrast zu dem Trubel, der in der drumherum errichteten Stadt stand. Cloud spürte den trockenen Hals, den er während der langen Fahrt in dieser Hitze bekommen hatte und griff in seine Umhängetasche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Er bekamt gerade die Wasserflasche zu greifen, da begann sein Handy zu klingeln. Ohne auf die Nummer des Anrufers zu achten, ging er ran. „Tifa, ich bin schon auf dem Weg. Tut mir Leid wegen der Verspätung, in Kalm gab es noch Probleme mit einem Kunden-“ „Ich bin es, Vincent.“ Die tiefe Stimme Vincents drang ruhig durch den Hörer und Cloud war für den Bruchteil einer Sekunde überrascht. „Oh... Hi, Vincent. Ich habe gar nicht mit einem Anruf von dir gerechnet.“ „Das habe ich auch nicht erwartet.“ Es kam in der Tat nicht oft vor, dass Vincent irgendjemanden anrief – und vor allem nicht um einfach zu quatschen. „Was gibt es denn? Möchtest du dich an Tifas Stelle für meine Verspätung beschweren?“ Cloud konnte sich genau Tifas finsteren Gesichtsausdruck vorstellen und wie sie Vincent dazu anstiftete, eine Beschwerde zu erheben, und war leicht darüber belustigt. „Nein. Euer Jahrestag geht mich nichts an. Ich möchte mich heute mit dir treffen. Gegen fünf, beim Makoreaktor Null.“ Clouds Gesichtsausdruck wurde ernst, auch wenn er sich innerlich fragte, woher Vincent das mit dem Jahrestag wusste... „Was ist denn da so Besonderes?“ „Ich habe etwas entdeckt. Vielleicht sollten wir in Zukunft aufpassen.“ Er legte auf. Clouds Miene verdunkelte sich noch mehr und er sah das Handy an wie einen Unglücksboten. Gut hörte sich das nicht an... Er steckte das Handy zurück in seine Tasche und holte nun seine Wasserflasche heraus. Die klare Flüssigkeit glitzerte im Sonnenlicht, als er sie anhob, um zu trinken. „Ahhh...“ Es tat seinem trockenen Hals gut und seine Miene hellte sich etwas auf. Er sah noch einmal auf Edge – oder viel mehr auf die Trümmer des ehemaligen ShinRa-Hauptquartiers in dessen Mitte. Was Vincent wohl gefunden haben mag? Er steckte die Flasche wieder ein, stieg auf und startete Fenrir. Das Motorrad heulte auf wie ein hungriger Wolf. „Na dann mal los.“ Cloud samt Maschine verschwanden in der aufwirbelnden Staubwolke. __________________________________________________________ Part III. - Edge Es war bereits kurz vor vier, als Lucille Edge erreichte. Sie schirmte mit der Hand die Augen gegen die Sonne ab und sah, wie sie der großen Stadt immer näher kamen. Die öde Felslandschaft um sie herum erweckte den Anschein, als wäre Edge einfach aus dem Boden gebrochen wie ein Löwenzahl aus einem Spalt im Asphalt. Als sie kaum mehr als fünfzig Meter entfernt waren, hielt Lucille an und stieg ab. Der Chocobo schüttelte erleichtert sein seidig glänzendes Gefieder, reckte seinen schwarzen Kopf gen Himmel und gab einen zufriedenen Laut von sich, der Lucille unwillkürlich an einen Seufzer erinnerte. Der lange Weg von Junon nach Edge – und vor allem der Ritt über die Berge – hatten das arme Tief ziemlich geschlaucht. Die junge Frau band die Zügel ab und befestigte sie als Leine wieder an Lucas Halfter. Der Chocobo sah sie fragend an. „Tut mir Leid, aber es muss sein.“ Sie schenkte dem verständnislos schauenden Luca ein mildes Lächeln. „Ich weiß, dass du die Leine nicht brauchst. Aber die Leute in Edge wissen es nicht.“ Sie unterdrückte den Reflex, angewidert zu schauen und ging los. Der Chocobo rurrte enttäuscht, dann lief er gehorsam neben seiner Herrin her. Sie betraten Edge und sofort umschloss sie der Trubel dieser Stadt: Kinder spielen mit ihrem Ball auf der Straße, Pärchen schlenderten verliebt durch die Gassen, Frauen unterhielten sich oder kauften ein und hie und da standen Obst- und Gemüsestände. Die Menschen schienen einen glücklichen Eindruck zu machen. 'Die Stadt hat sich von den Strapazen der letzten Jahre gut erholt', schoss es Lucille unwillkürlich durch den Kopf. Sie zuckte die Schultern und ging weiter. Unwohlsein überkam sie schon nach den ersten Schritten in dieser aktiven Gegend; sie mochte solche Haufen von Menschen nicht, den Lärm und den Stress, der von ihnen ausging. Nur mühsam konnte Lucille das Gefühl beiseite schieben, doch Luca, der brav neben ihr herging, spürte es. Der Chocobo warf ihr einen besorgten Blick zu, doch sie ignorierte ihn. Sie hatte jetzt nicht die Zeit, sich von irgendwelchen Gefühlen ablenken zu lassen. Neugierige Blicke folgten ihnen durch die Gassen der Großstadt: Sie galten dem schwarz gefiederten Reittier. Chocobos mittlerweile fast ausschließlich für den Reitsport eingesetzt und auch nur Leute, die viel Geld besaßen, konnten sich ein gut ausgebildetes dieser Tiere leisten. Es war etwas Besonderes, hier einen zu sehen. Erst freute Luca sich über diese Aufmerksamkeit und stolzierte geradezu neben Lucille her, aber nach und nach wurde das Tier nervöser und begann, seine Herrin mit dem Schnabel anzuticken, damit sie schneller ging. Seine ultramarinen Augen huschten unruhig hin und her, aber Lucille beachtete ihn nicht weiter. Es dauerte nicht lange, da standen sie auch schon vor dem Siebten Himmel. Luca ahnte bereits, dass er wohl draußen bleiben müsste, und scharrte mit traurigem Blick auf dem Boden in der Hoffnung, dass dies Lucilles Mitleid erweicht, doch die junge Frau ging nicht darauf ein. Sie führte das Tier noch ein Stück neben die Bar und band die Zügel dort an einer Regenrinne fest. „Bitte, warte hier draußen. Es wird nicht lange dauern.“ Traurig sah der Chocobo ihr nach, als sie die Bar betrat. Obwohl es noch recht früh war, hing schon eine leichte Dunstschicht in der Luft, die die Bar in ein leichtes Dämmerlicht tauchte. Lucille verzog das Gesicht. Sie war noch nie ein Freund von Spelunken gewesen, aber da musste sie nun eben durch. Mit schnellen Schritten durchquerte sie den Raum, ungeachtet diverser Blicke, die sie von der Seite her anstarrten, und setzte sich auf einen der Hocker am Tresen. Die Barkeeperin, gerade damit beschäftigt, einige kleine Gläser zu polieren, schien sie bemerkt zu haben, warf ihr Handtuch auf die Spüle und wandte sich dann ihrem neuen Gast zu. „Sie wünschen?“ ’Tifa’, schoss es Lucille sogleich durch den Kopf, als die junge Frau ihr gegenüber trat und ihre dunklen Augen sie musterten. „Einen Maracuja-Likör, bitte“, antwortete sie schließlich, Tifa nickte und entfernte sich mit einem freundlichen „Sofort!“, um sich um die Bestellung zu kümmern. Indessen sah Lucille sich um, entdeckte diverse Plakate und Urkunden von Chocobo-Rennen an der Wand links des Tresens, flankiert von Zeitungsartikeln, auf denen in großen Lettern die Worte ‚Choco führt Siegesreihe fort – grandioser Sieg gegen Rennstar Teioh’ standen. Als kleines Mädchen hatte sie auch immer davon geträumt, Rennen zu laufen, zu gewinnen und auf dem Siegertreppchen zu stehen, Seite an Seite mit Luca... ‚Doch daraus ist nie etwas geworden’, stellte sie bitter fest. Es dauerste nicht lange, bis Tifa zurückkehrte, ein Glas mit helloranger Flüssigkeit in der Hand haltend, das sie vor Lucille abstellte. „Bitte sehr!“ Lucille nickte nur einmal dankend, warf einen kurzen Blick auf das Glas und nestelte anschließend an ihrer Hüfttasche herum, um ihr Portemonnaie zu zücken. „Das macht wie viel?“ “50 Gil.“ Wieder ein Nicken und sie kramte das Geld hervor, legte es vor sich auf den Tresen. Vielleicht war dies ein guter Augenblick, um nach diesem Strife zu fragen... Tifa hatte gerade die Bezahlung eingesammelt und war drauf und dran, sich wieder den Gläsern zu widmen, als Lucille sie noch einmal zurückrief. „Ich hätte da noch eine Frage... ist Cloud Strife gegenwärtig?“ Tifa drehte sich etwas verwundert herum, nahm dann jedoch an, dass sie eine Lieferung in Auftrag geben wollte. „Gerade ist er nicht da... aber er sollte bald kommen.“ Mit diesen Worten nahm sie wieder das Handtuch zur Hand und fuhr mit dem Polieren fort. Lucille fing an, ihren Likör zu beäugen, und nippte einmal vorsichtig daran. Es stimmte, was man sich erzählte; Tifa war eine Koryphähe auf ihrem Gebiet. Mit einem leisen Lächeln stellte sie die Spirituose wieder ab, nun wissend, welche Bar sie ihrer Freundin Jo zukünftig empfehlen sollte, als plötzlich mit einem lauten Krachen Cloud hereingestürmt kam und die junge Frau aus ihren Gedanken riss. Die aufgeschlagene Tür war noch nicht wieder ins Schloss gefallen, da stand er bereits am Tresen, einen funkelnden Strauß weißer Rosen in der Hand, die ihn vor Tifas mahnenden Blicken verbargen. „Alles Gute zum Jahrestag!“ Schnell drückter er ihr über den Tresen hinweg den Strauß in die Hand und gab ihr einen fast flüchtigen Kuss auf die Wange, als würde er mit einer saftigen Ohrfeige rechnen. Schnell fügte er hinzu: „Und... Es tut mir Leid, Tifa, für die kleine Verspätung... Es gab Lieferschwierigkeiten in Kalm und...“ „Spar dir die Ausreden, Cloud!“ Ihre Miene blieb noch einen Moment hart, dann nahm sie einen weichen Ton an, als sie zu lächeln began. „Na, immerhin bist du überhaupt hier. Ich hatte mir schon glatt Sorgen gemacht, du würdest es vergessen.“ Sie warf erneut ihr Handtuch beiseite, trat hinter dem Tresen hervor und umarmte Cloud, der nun recht erleichtert schien, ganz ungeachtet der neugierigen Blicke der Gäste und Lucille, die nach einem letzten Zug den Likör geleert hatte und nun unauffällig die Bar verließ. Nach einem leisen Räuspern von Seiten Clouds ließ Tifa wieder von ihm ab, huschte mit den Blumen in der Hand zurück hinter den Tresen und suchte ein geeignetes Gefäß, um sie ins Wasser zu stellen. Ganz nebenbei fiel ihr die seltsame Frau mit dem Maracuja-Likör wieder ein. „Wir müssen heute Abend richtig feiern... ich werde den ‚Siebten Himmel’ früher schließen, dann haben wir mehr Zeit für uns. Und... achja, vorhin hatte eine Frau nach dir gefragt...“ Ganz erstaunt Blickte sie nun auf den leeren Platz, an dem sie jene Frau vermutet hatte, und zuckte dann die Schultern. „Nun, offenbar hat es sich erledigt.“ „So? Nun, dann gibt es heute immerhin weniger Arbeit.“ Ein Grinsen zeichnete sich auf Clouds jungem Gesicht ab, verschwand jedoch schnell wieder. „Übrigens... Vincent hatte vorhin angerufen. Er möchte sich mit mir gegen fünf am Reaktor treffen. Scheint, als gäbe es irgendetwelche wichtigen Neuigkeiten.“ Mit einem leisen Seufzen schürzte die junge Frau die Lippen. „Ich verstehe. Nun, aber bitte beeil dich, ich möchte, dass du heute abend pünktlich bist.“ Sie blickte ihn mit Nachdruck in den Augen an. „Und jetzt husch, bevor zu ihn verpasst. Wir haben es schon kurz vor fünf.“ Cloud nickte noch einmal zum Abschied, dann war er auch schon aus der Bar verschwunden und man konnte ein deutliches Motorgeräusch vernehmen, dass sich mehr und mehr entfernte. Tife blieb allein zurück und starrte noch einen Moment kopfschüttelnd die Bartür an, hinter der Cloud verschwunden war, ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. „Da bin ich ja mal gespannt...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)