Wolfsmoon von cookiie (Die Legende der letzten Götter) ================================================================================ Kapitel 3: Der Traum -------------------- Als sie wieder zu sich kam und ihre Augen langsam öffnete, erkundete das Mädchen mit ihrem Blick verwirrt ihre Umgebung. Die Weißhaarige lag vor den Toren des St. Helen-Waisenhauses, nicht weit vom Waldeingang entfernt. Auch der Mond stand schon am Abendhimmel und ließ die heruntergekommene Fassade des morschen Gebäudes in einem schimmernden weiß erstrahlen. „Wie bin ich hier hergekommen? War ich nicht noch vor kurzem im Wald? Und warum ist es auf einmal schon dunkel?“, fragte sich Hanako verwirrt. Doch da fiel es ihr wieder ein. Dieser pechschwarze Wolf. Das Mädchen hatte ihn berührt und plötzlich hatte sie ein stechender Schmerz durchfahren, woraufhin sie bewusstlos wurde. Während sie daran dachte, fasste sie sich mit ihrer Hand an die noch immer brennende Stelle am Hals, die sich sogar etwas warm anfühlte. Leicht benommen und etwas konfus, mobilisierte sie ihre letzen Kräfte und richtete sich langsam auf. Die Weißhaarige versuchte ihre wirren Fragen, die ihr im Kopf herumschwirrten, zu ordnen und einige, wenigstens etwas plausiblen Erklärungen dafür zu finden. Hatte vielleicht dieser große Wolf etwas damit zu tun? Jedoch verwarf sie diesen Gedanken gleich wieder. Woher sollte das Tier auch wissen, wo sie wohnte und warum hätte er sie mühevoll bis hier her tragen sollen? Es war einfach unmöglich. Doch Hanako zerbrach sich auch nicht mehr weiter den Kopf darüber, als sie sich wieder in Erinnerung rief, wie spät es schon war. Denn ihr größtes Problem war jetzt erst einmal, sich unbemerkt in das Waisenhaus zurückzuschleichen. Wenn Frau Puck herausfinden würde, dass das Mädchen sich nach sechs noch draußen herumtrieb, würde sie gewaltigen Ärger kriegen und dürfte mit saftigen Strafen rechnen. Also begab sich die Weißhaarige langsam und behutsam durch das Tor zum Vordereingang. Die Rotäugige öffnete die zum Glück noch nicht verschlossene Tür und versuchte möglichst lautlos über die alte, knarrende Treppe zu schleichen. Als sie endlich oben angekommen war, blickte Hanako auf die große Uhr, die etwas schief an der gegenüberliegenden Wand hing. Es war schon halb neun. Das Mädchen sollte sich lieber beeilen und begab sich schnell und geräuschlos in ihr kleines Einzelzimmer, das sich am Ende des Flurs befand. Dort konnte sie erst mal aufatmen. Glück gehabt. Das Abendessen hatte die Weißhaarige zwar schon längst verpasst, jedoch war dieser Umstand nicht sonderlich tragisch, da das „Gericht“ aus einem geruchlosen, undefinierbaren Brei bestand. Als sie sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, warf die Rotäugige noch einen letzten Blick auf den strahlenden Mond und legte sich anschließend gähnend in ihr Bett. Während Hanako so da lag und immer noch über die merkwürdigen Geschehnisse des heutigen Tages nachdachte, merkte sie, wie sie langsam die Müdigkeit überkam, bis ihre Lider unter der schweren Last ihrer Erschöpfung zufielen. Anfangs atmete sie ruhig und gleichmäßig, bis sie auf einmal ganz unruhig wurde und sich ständig von einer Seite auf die andere rollte. Es war ihr Traum, der sie nicht losließ. So etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt. Das Mädchen befand sich an einem ganz merkwürdigen Ort. Er sah vollkommen anders aus, als alle, die sie zuvor gesehen hatte, dennoch wirkte er so real. Er war so fremd und schien doch gleichzeitig so vertraut. Jedoch auf eine schreckliche Art und Weise, denn es war ein grausamer Anblick. Alles was sie hören konnte, war das Geräusch der aufeinanderschlagenden Klingen der Schwerter, die leiderfüllten Schreie und das laute Kampfgebrüll. Hanako befand sich mitten auf einem riesigen, ebenen Feld, auf dem eine fürchterliche, große Schlacht ausgetragen wurde. Überall um sie herum floss Blut und selbst der Boden hatte sich schon teilweise voll dieser dunkelroten Farbe gesogen. Es war fürchterlich. Das Mädchen konnte das Leid, den Schmerz, aber auch den Hass und die Gier nach Macht förmlich spüren. Die Weißhaarige konnte diese ganzen grausamen Emotionen nicht länger ertragen, es waren zu viele grauenvolle Gefühle auf einmal. Denn diese waren auch der Grund, warum sie etwas so unglaublich sinnloses wie Krieg hasste. Ja, sie hasste ihn und sie hasste, was er aus den Menschen machte. Selbst die liebste und bescheidenste Person, konnte durch ihn zur mordenden Bestie werden. Das war zu viel für das Mädchen. Es war einfach nur unglaublich schmerzlich das ganze Leid hier zu sehen und deswegen wollte sie so schnell wie möglich weg. Ängstlich und der Verzweiflung nahe bewegte sie sich durch die kämpfende Masse. Dabei fiel auf, dass die Krieger keine moderne Kampfrüstung trugen, ihre Kleidung hatte nur eine gewisse Ähnlichkeit mit alten Samuraiuniformen, aber auch lediglich in Ansätzen. Ebenso waren auch die Waffen eher primitiv. Ihre Ausrüstung bestand aus langen, schweren Schwertern oder sie schossen mit spitzen Pfeilen auf ihre Gegner. Diese waren riesige, wolfsähnliche Tiere, mit drei langen buschigen Schwänzen und gefährlich spitzen Zähnen, die sie mörderisch gut einzusetzen wussten. Diese Kreaturen kämpften an der Seite von einer Frau mit langen, dunklen Haaren, die einem violetten Schimmer hatten. Sie trug ein langes, schwarz-lilanes Gewand und hatte blutrote Augen, genauso wie Hanako. Doch trotz dieser einen, unverkennbaren Ähnlichkeit wirkte die Gestalt auf das immer noch verängstigte Mädchen nicht gerade vertrauenswürdig. Nein, diese Frau strahlte eine unglaubliche Kaltherzigkeit aus und es schien ihr Spaß zu machen, wenn sich ihre silbernen Pfeile, die von zuckenden, violetten Blitzen umringt waren, durch das Fleisch ihrer Gegner bohrten. Und mitten in diesem Szenario des Schreckens, fiel der 16-jährigen eine weitere Frau mit silbrig glänzenden Haaren und langem, weißem Gewand auf. Das Mädchen konnte ihr Gesicht nicht sehen, dennoch bemerkte sie, dass diese ziemlich orientierungslos herumirrte. Erstaunt starrte Hanako die Weißhaarige an. Und sie hatte nur noch einen Gedanken, ein Ziel, auch wenn ihr nicht klar war warum, doch eins wusste sie, sie durfte die Frau nicht aus den Augen verlieren. Und so rannte Hanako ohne groß zu überlegen mitten in das Kampfgeschehen und versuchte ihr zu folgen. Doch in ihrer Eile übersah sie den großen Stein vor ihren Füßen und fiel auf den harten Boden. Als sie sich mühsam wieder aufrappelte, vernahm das Mädchen direkt hinter ihrem Rücken ein immer lauter werdendes Gebrüll. Sie drehte sich perplex um und sah erschrocken, wie einer der primitiv gekleideten Kämpfer mit erhobenem Schwert auf sie zu rannte. Verwirrt starrte die 16-jährige ihn an, doch sie war zu geschockt um auszuweichen und das einzige wozu sie noch in der Lage war, war ihre Augen fest zusammenzupressen und auf den Aufprall zu warten. Doch als das Mädchen diese nach einigen Sekunden wieder öffnete, befand sie sich wieder in ihrem Bett. Sie war aufgewacht und schweißgebadet, sodass ihr weißes Nachthemd an ihrem Körper klebte. Was hatte das alles zu bedeuten? All diese merkwürdigen Dinge die in letzter Zeit geschahen? War das wirklich nur ein Traum? Es hatte alles so real gewirkt. Diese Fragen ließen sie einfach nicht mehr los. Aber eins wusste sie genau, sie musste herausfinden warum das alles passierte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)