Wege des Lebens von Walpurgisnacht (One Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Alles hat eine gute Seite. Sie ist manchmal nur schwerer zu erkennen. -------------------------------------------------------------------------------- Zärtlich strich ich über meinen kugelrunden Bauch, sanft kreisend. Ich konnte spüren wie sich unsere Aragorns und meine Tochter bewegte, eine gemütlichere Position suchend. Beruhigend summte ich leise eine klare, sanfte Melodie. Nach wenigen Minuten hörte das Baby auf sich zu bewegen. Diese Melodie weiter summend trat ich auf das große, offene Fenster zu. Es ermöglichte mir einen wunderschönen Ausblick auf den Garten. Viele Pflanzen, Blumen, sogar kleine Bäume wuchsen dort. Saftiges, grünes Gras schimmerte kräftig in seiner Farbe, leicht wiegend im Wind. Ein kleiner Teich beherbergte Fisch, Kröten und Qualquappen, von der Libelle bis zur Wasserspinne. Meinen Blick schweifen durch den Garten lassend, weiteten sich meine Augen im nächsten Moment kaum merklich. In nicht allzu weiter Entfernung stand ein engumschlungendes Paar, sich leidenschaftlich küssend. Die Personen waren mir mehr als nur bekannt. Der einzige Mann, der mir je so viel bedeutet hatte, außer meiner Familie, dem ich mein Leben für ihn geben würde, Aragorn und sein treuer Gefährte und Geliebter Legolas, Prinz von Düsterwald und somit Thronerbe. Ja, ich wusste von den beiden und nicht erst seit heute. Aragorn und Legolas führten eine Beziehung, schon vor meiner zweiten Schwangerschaft. Sie hielten es aber geheim. Nur kleine Gesten verrieten es. Durch genaues Beobachten hatte sich mein Verdacht, den ich schon länger hegte, bestätigt. Zu meiner Schande musste ich gestehen: Es machte mir nichts aus. Im Gegenteil. Ich freute mich, dass Aragorn noch eine Person hatte, neben unserem Sohn, der er Zuneigung entgegen brachte. Denn mein Leben neigte sich dem Ende zu. Tief in mir drin wusste ich es, teilte diese Erkenntnis aber mit niemanden. Meine Lebenskraft verließ mich, jeden Tag ein bisschen mehr, Die Geburt unseres Kindes würde mir den Rest abverlangen. Und so würde mein Leben enden, mit der Freude, meinem Kind das Leben geschenkt zu haben und Aragorn mit seiner Trauer nicht alleine zu wissen. Jetzt langsam etwas müde wandte ich mich vom Fenster ab und legte mich ins Bett auf die Seite, da diese Lage sich als bequemer heraus gestellt hatte. Nach wenigen Minuten schlief ich bereits tief und fest, träumte friedlich. Ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Unterleib riss mich Unsanft aus dem Schlaf. Sofort hellwach krümmte ich mich zusammen und atmete hektisch ein und aus. Warum musste sich das Baby bloß jetzt entscheiden auf die Welt zu kommen ? Mühevoll richtete ich mich auf. Mich an der Wand abstützend verließ ich vorsichtig mein Gemach in Richtung Esssaal. Dort würde ich Hilfe bekommen, da derzeitig das Mittagessen eingenommen wurde. Mehrmals musste ich innehalten, als die Schmerzen überhand nahmen. Endlich am Ziel angekommen öffnete ich die Tür, ohne anzuklopfen. Sofort lag die ganze Aufmerksamkeit auf mir. Nach einen Moment des Verstehens eilte Aragorn bereits auf mich zu. Mit dem letzten Rest meiner Kraft ging ich einige Schritte auf ihn zu, bis ich in seinen Armen zusammenbrach. Nur noch am Rande des Bewusstseins bemerkte ich, wie er mich hochhob und die Häuser der Heilung anstrebte. „Das Kind“, wimmerte ich hauchend. Dann wurde alles Schwarz. Ich weiß nicht, wie lange der Schlaf mich in seinen Fängen hatte. Langsam drangen Stimmen in mein Bewusstsein, erst verschwommen dann immer klarer. „Wie steht es um sie, Faramir ?“, hörte ich Aragorns Stimme. „Ich fürchte nicht gut. Sie hat viel Blut verloren und ist sehr schwach.“ Er sprach aus, was ich nur allzu gut fühlte. Meine Glieder waren schwer, so unendlich schwer. „Aragorn, was ist mit unserem Kind ?“, fragte ich leise. Hoffentlich war nichts geschehen. Schnell trat er an meine Seite und fuhr mir zärtlich durchs Haar. Behutsam gab er mir einen Kuss auf die Stirn. „Du hast eine gesunde Tochter zur Welt gebracht, ihr das Leben geschenkt“, antwortete Aragorn. Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. Meine Augen öffnend blickte ich müde in sein Gesicht. Es strahlte so viel Wärme, Liebe und vor allem Stolz aus. „Du musst mir etwas versprechen, Aragorn“, flüsterte ich eindringlich. Sein Lächeln verschwand und besorgt blickte er mich an. „Wovon redest du?“ „Versprech mir bitte gut auf Eldarion und unsere Tochter zu achten. Sei ihnen ein guter Vater und Vorbild.“ Sanft fasste Aragorn nach meiner Hand. „Wieso sagst du dies ? Du wirst die beiden gesund aufwachsen sehen und sie erziehen.“ „Nein Aragorn. Meine Zeit auf dieser Welt ist vorüber.“ Mühsam drängte ich die aufkommenden Tränen zurück. Ungläubig sah er mich an. „Nein, nein, nein, nein. Du wirst nicht sterben. Nicht hier und jetzt. Du wirst dich um deine Familie kümmern, so wie du es immer schon getan hast.“ Tiefe Verzweiflung spiegelte sich in seinen Augen wider. Leicht schüttelte ich den Kopf. „Lass mich gehen, Geliebter“, bat ich ihn immer schwächer werdend. „Das kann ich nicht. Was soll dann aus den Kindern werden ? Sie brauchen ihre Mutter.“ Ein sanftes, jedoch trauriges Lächeln zierte meine Lippen. „Baue dir eine Zukunft mit Legolas auf. Er braucht dich jetzt dringender, als ich. Es werden harte Zeiten auf euch zukommen. Bitte, erfülle mir diesen letzten Wunsch.“ Geschockt sah Aragorn mich an. „Du hast es gewusst ?“ „Ja, und ich bin froh darüber. So kann ich friedlich und sorglos von dieser Welt scheiden, da ich weiß, dass du und unsere Kinder in guten Händen seid.“ Langsam flossen die zurückgehaltenen Tränen über meine Wangen. „Bitte, sorge gut für sie und verschließe nicht dein Herz. Wir werden uns wieder sehen, irgendwann.“ „Woher willst du das wissen ?“ „Aragorn. Alles hat eine gute Seite. Sie ist manchmal nur schwerer zu erkennen.“ Dies waren die letzten Worte von Arwen Undómiel, Königin von Gondor und Aragorns Ehefrau. Hoffe, es hat euch gefallen! XD Falls ich euren Geschmack mit dieser One-Shot getroffen habe, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr vielleicht auch mal bei den FF's von Taetholeth vorbeischaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)