Weihnachten von Taetholeth (One-Shotsammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Ein unausgesprochenes Versprechen -------------------------------------------- Starr blickte ich aus dem Fenster. Bereits in drei Tagen würde Heiligabend sein, das Fest der Liebe. Frustriert seufzte ich. Miyagi und ich hatten in der letzten Zeit wenig miteinander zu tun, da er momentan die Prüfungen vorbereiten musste und ich mich auf meine Clausuren konzentrierte. Wir sahen uns so gut wie gar nicht mehr, obwohl Miyagi und ich nebeneinander wohnten. Des Weiteren besuchten wir sogar dieselbe Universität, er als Lehrer und ich als Student. Trotz allem gab es keine Begegnung, kein Gespräch oder Telefonat. Nichts. Als wenn ihm unsere gemeinsame Zeit auf einmal nicht mehr wichtig wäre. Und dabei dachte ich er würde mich lieben. Das Klingeln holte mich aus meinen Gedanken in die Realität zurück. Der Unterricht wurde soeben von dem Lehrer beendet. Langsam erhob ich mich von dem Stuhl und packte meine Unterlagen, die ich für den Unterricht benötigte, zusammen. Mit gemächlichen Schritten verließ ich den Klassenraum und somit nachher auch die Universität. Seit langem legte ich den Weg zur Schule zu Fuß zurück, statt mit dem Bus oder Auto. Es dauerte zwar etwas länger, aber so hatte ich Zeit um Nachzudenken. Über Miyagi, mich und unsere Beziehung. Wie sollte das alles nur weitergehen? Mit gesenktem Kopf folgte ich dem Gehweg. Die anderen Menschen beachtete ich nicht weiter, bewegte mechanisch einen Fuß vor den anderen. Nach mehreren Minuten erst hob ich den Blick und musste feststellen, das ich bereits vor einem Mehrstockhaus stand. Leicht betrübt betrat ich das Haus und suchte meine Wohnung auf. Aus meiner Tasche holte ich die Schlüssel heraus. Kurz bevor ich die Tür aufschloss hielt ich inne. Sollte ich vielleicht Miyagi einen Überraschungsbesuch abstatten ? Ob er überhaupt schon zu Hause war ? Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. Sollte ich oder sollte ich nicht ? Entschlossen trat ich auf seine Wohnungstür zu. Zögernd hob ich die Hand, um die Klingel zu betätigen. Ein leises Schellen ertönte. Ich wartete, aber nichts geschah. Dann war Miyagi wohl noch nicht wider da. Enttäuscht wandte ich mich ab und schritt in meine Wohnung. Auf den Weg in mein Schlafzimmer legte ich die Tasche auf dem Sofa im Wohnzimmer ab. Die Schuhe schon ausgezogen, streifte ich meine Jacke von den Schultern und ließ sie auf das Bett gleiten. Was sollte ich mit dem Rest des Tages anfangen ? Lernen ? Das brauchte ich nicht. Die letzten Arbeiten waren bereits geschrieben worden. Fest stand: Ich würde auf keinen Fall hier bleiben. Am Besten ich schlenderte ein wenig über den Weihnachtsmarkt, der sich nur knapp zwei Straßen weiter befand. Somit war ich schon im Begriff die Wohnung zu verlassen, als es plötzlich läutete. Erstaunt ging ich in den Vorflur und öffnete die Tür, um zu sehen, wer geklingelt hatte. Ich blickte in einen leeren Gang. Verwirrt wollte ich die Tür wider schließen, als ich auf den Boden einen Briefumschlag entdeckte. Verwundert bückte ich mich runter, hob den Umschlag auf und drehte ihn. Es stand kein Absender darauf. Nur in einer feinen und dünnen Schnörkelschrift war mein Name auf die Vorderseite geschrieben worden. Von wem mochte der Brief wohl sein ? Vielleicht… Nein ! Ich sollte mir keine Hoffnungen machen. Wieso sollte er sich nach Wochen endlich wider melden ? Aber einen Blick auf das Geschriebene wollte ich dann doch werfen. Von der Neugier gepackt ging ich zurück in meine Wohnung und setzte mich an den Küchentisch. Zögernd öffnete ich den Brief und zog eine Karte aus dem Umschlag hervor. Prüfend beäugte ich diese Karte. Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch. Ich hatte in meiner Hand eine Einladung. Die Karte war in ein rubinrot gehalten. Als ich sie aufklappte und den Text las, schlug mein Herz sofort vor Freude schneller. In schöner Schrift stand dort: Bitte komm am 24. Dezember um 18 Uhr ins Hotel Royal Suite 120. Wer konnte mir wohl diese Einladung geschickt haben ? Ein anonymer Verehrer ? Das könnte interessant werden. Dieser Einladung würde ich auf jeden Fall nachkommen. Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Fluge. Aber in der letzten Nacht vor Heiligabend bekam ich kaum ein Auge zu, da ich zusehends nervös wurde. Noch total verschlafen schleppte ich mich in die Schule und ließ den Unterricht über mich ergehen. Um Punkt 15 Uhr endete der Unterricht endlich. Müde kam ich zurück in meine Wohnung und das erstbeste was ich tat, war mich ins Bett zu legen. Ich hatte noch ca. eine Stunde um mich etwas aufs Ohr zu legen, dann musste ich schon wider hoch und mich fertigmachen. Die Kleiderauswahl war bereits am gestrigen Tag getroffen worden, also musste ich mir darüber keine Gedanken mehr machen. Erschöpft schlummerte ich nach wenigen Minuten ein. Die eine Stunde ging schnell vorüber. Dies signalisierte mir mein Wecker, da jener anfing zu klingeln. Noch etwas desorientiert schaltete ich ihn aus. Mit gemischten Gefühlen stand ich auf, ging unter die Dusche und zog mich an. Ich trug eine enggeschnittene jeansblaue Stoffhose, sowie ein dazu passendes Hemd. Den obersten Knopf ließ ich offen. Zum Schluss föhnte ich mir die Haare. Auf die Uhr einen Blick werfend stellte ich fest, dass es schon 17.30 Uhr war. In einer halben Stunde musste ich also im Hotel sein. Das war zu schaffen. Entschlossen griff ich mir eine Tasche und verstaute mein Handy, das Portemonnaie und auch meine Wohnungsschlüssel. Mit der Jacke auf meinen Armen bewaffnet verließ ich die Wohnung und machte mich auf den Weg. Pünktlich stand ich um 17.45 Uhr vor dem Hotel Royal. Leicht nervös ging ich hinein und zur Rezeption. „Entschuldigung ?“, sprach ich den Empfangsherr an. „Kann ich Ihnen helfen ?“ „Ja. Können Sie mir sagen wo ich die Suite 120 finde ?“ Freundlich lächelte mich der junge Mann an. „Natürlich. Sie fahren mit dem Fahrstuhl in den 2. Stock und folgen dem Gang nach rechts weiter. Es ist die letzte Tür auf der linken Seite“, beschrieb mir der Empfangsherr den Weg. „Danke“, lächelte ich und verabschiedete mich. Schnell folgte ich der Beschreibung und fand mich kurz darauf vor der Suite 120 wider. Zögernd hob ich die Hand, um anzuklopfen. Angespannt wartete ich. Erst passierte gar nichts, doch dann ertönten Schritte auf der anderen Seite der Tür. Erleichtert wollte ich mir durch die Haare fahren, als ruckartig die Tür geöffnet wurde und mich jemand an meinem Arm hineinzog. Völlig überrumpelt konnte ich die Person, die mich gepackt hatte, nicht einmal ansehen. Denn bevor ich dazu in der Lage war, presste man mir ein Stück Stoff auf die Augen. Erschrocken versuchte ich mich zu wehren, aber mein Gegenüber presste mich mit seinem Körper an die Wand. Nach wenigen Minuten erstarb meine Abwehr. Ich war zu schwach, um etwas auszurichten. Die unbekannte Person hatte mir den Stoff am Hinterkopf festgeknotet. Meine Arme lagen auf dessen Brust. Es musste ein Mann sein, da seine Brust flach gebaut und sein Körper muskulös war. Ein Fünkchen Angst keimte in mir auf. Ich fühlte mich ausgeliefert. Aus dieser Erkenntnis heraus fing ich an zu zittern. Federleicht strichen die Hände des Mannes über meine Seiten. Die Berührungen genießend lehnte ich mich an die Wand hinter mir. Ein leises Seufzen entfuhr mir urwillkürlich über die Lippen. Heißer Atem spürte ich auf meiner Haut am Hals, ließ mich stöhnen. Sehr empfindlich reagierte ich an dieser Stelle. Über mich selbst schockiert, wie schnell mein Körper auf solche Reize reagierte, hielt ich mir den Mund zu. „Du brauchst dich nicht zu schämen“, erklang seine Stimme nahe an meinem Ohr. Diese…diese Stimme. Das konnte doch wohl nicht wahr sein ?! „Mi…Miyagi ?“, hauchte ich fragend. Der Unbekannte drückte seine Nase an meinem Hals und fuhr auf und ab. Ich konnte sein Lächeln fühlen. Langsam wurde ich wütend, gleichzeitig aber auch traurig. Leicht verzog ich das Gesicht. „Warum hast du dich nicht gemeldet ?“, brüchig kam diese Frage über meine Lippen. Äußerlich fast ganz gelassen aber innerlich total aufgewühlt, wartete ich gespannt auf seine Antwort. „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die Augenbinde wurde feucht. „Warum ? Warum ?“, schluchzte ich nun. Die Tränen fanden ihren Weg über meine Wangen. Zärtlich strich Miyagi die Tränen weg und dann spürte ich seine Lippen auf meine. Diesen Kuss konnte ich einfach nur erwidern. Zu lange hatte ich auf solche Zärtlichkeiten verzichten müssen. Es war kein Kuss voll Leidenschaft sonder voller Gefühlen. Liebe, Trauer, Verzweiflung, Begehren. Miyagi löste den Kuss vorsichtig. Nur widerwillig ließ ich es geschehen. „Vertraust du mir ?“, fragte er mich leise. Das fragte er noch ?! „Natürlich“, antwortete ich lächelnd. „Dann lass dich fallen.“ Zustimmend nickte ich. Miyagi zog mich mit einem Ruck ganz nach an sich. Jeden einzelnen Muskel konnte ich an meinem Körper spüren. Seine Hände wanderten den Rücken hinunter und blieben schließlich auf meinem Hintern liegen. Er führte eine Hand immer weiter nach unten zu der versteckten Öffnung. Leicht drückte Miyagi mit einem Finger durch den Stoff dagegen. Dies brachte mich zum Stöhnen. Mir wurde ganz warm und schwindelig. „Nicht!“ Stockend kam dieser Protest über meine Lippen. Ein Schmunzeln legt sich wieder über Miyagis Gesicht, welches ich mir regelrecht vorstellen konnte. Noch einmal übte er Druck auf die Öffnung aus, bevor Miyagi seine Hand noch weiter runter führte und mich an meinen Oberschenkeln hoch hob. Sofort schlang ich meine Beine um seine Hüfte und krallte mich an den Schultern fest. Unsere Unterleibe rieben sich aneinander und langsam bekam ich ein „kleines“ Problemchen. Mit mir als „Klammeraffe“ ging er zielstrebig ins Schlafzimmer und legte mich liebevoll aufs Bett. Da ich aber meine Beine immer noch um ihn geschlungen hatte und nicht gewillt war dies zu ändern, zog ich Miyagi mit aufs Bett. Zwischen meinen Beinen kam er zum Liegen. Um mich mit seinem Gewicht nicht allzu sehr zu belasten, stützte Miyagi sich mit den Unterarmen neben meinen Kopf ab. Vorsichtig öffnete er den Knoten der Augenbinde und streife sie mir vom Gesicht. Tief blickte ich ihm in die Augen, konnte das Verlangen darin sehen. Dies zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Ich schmiegte mich noch näher an ihn. Ob das überhaupt noch möglich war ? Sein erregtes Glied presste sich gegen meines. Nur mühsam unterdrückte ich ein Stöhnen. Schon alleine diese Berührung brachte mich fast um den Verstand. Miyagi hatte bis jetzt nichts getan, einfach still verharrt. Seine Blicke flogen über meinen Körper, die Hände folgten. Langsam fing er an die Knöpfe des Hemdes aufzumachen und es mir über die Schultern zu streichen. Um es loszuwerden, richtete ich den Oberkörper auf und Miyagi zog das Hemd unter mir hindurch. Unbeachtet landete es auf dem Boden. Zärtlich strich er jede einzelne Rippe nach und umkreiste meine Brustwarzen. Ich keuchte. Meine Hände krallten sich neben meinen Kopf ins Bettlarcken. Ich hörte das Blut in den Ohren rauschen. Mittlerweile wurde meine Hose ziemlich eng, schmerzte schon etwas. Dabei hatte es noch nicht einmal richtig angefangen. Plötzlich warf ich den Kopf in die Kissen und stöhnte laut. Miyagi rieb mit seinem Knie an meinem Glied auf und ab. Voll erregt wand ich mich unter ihm. Immer öfter kam ein Stöhnen über meine Lippen. „Bitte“, wimmerte ich. Er sollte mir endlich diese verdammte Hose ausziehen. Meine Erektion drückte schmerzhaft dagegen. Miyagi störte sich dadurch nicht im Geringsten. Genüßlich leckte er meinen Hals entlang und verpasste mir dort einen Knutschfleck. Seine Zunge auf meinem Körper trieb mich einfach in den Wahnsinn. Gezielt reizte er mich. Wellen der Lust bauten sich in meinem Innern auf. Wenn Miyagi so weiter machen würde, würde ich nicht mehr lange durchhalten. Seine Zunge tauchte in den Bauchnabel und kreiste darin. Um mehr zu fühlen, hob ich mein Becken an und stöhnte gleichzeitig. Mein Atem ging nur noch stoßweise. Langsam wanderten Miyagis Hände zu den Knöpfen meiner Hose. Vorsichtig öffnete er sie und zog den Reißverschluss nach unten. Ungeduldig zappelte ich herum. „So ungeduldig ?“, raunte Miyagi mir zu. Ungeduldig ?! Wer war hier denn ungeduldig ? Ich definitiv nicht. Ach, Sarkasmus ist schon etwas schönes. Liebevoll strich er mir die Hose runter und ließ sie aus dem Bett fallen. Miyagi führte seine Hände über meine Oberschenkel Richtung Unterleib. Geräuschvoll atmete ich ein und aus. „Bitte“, wimmerte ich wieder auf. Meiner Bitte endlich nachkommend schob er seine Hände unter die Boxershorts und umfasste mein Glied mit einer Hand. Erneut laut stöhnend bäumte ich mich auf. Sterne tanzten vor meinen Augen. Unkontrolliert zitterte ich. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen begann Miyagi mit langsamen Pumpbewegungen. In den Rhythmus mit einfallend hob ich mein Becken entgegen und stieß immer wieder in seine Hand. Allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis ich meinen Höhepunkt erreichte. Die Bewegungen wurden schneller, hektischer. Ein letztes Mal stieß ich in Miyagis Hand und kam stöhnend zum Höhepunkt. Alle Muskeln spannten sich an. Ich verspritzte mein Sperma über seine Hand und sank erschöpft aber glücklich in die Kissen. Nur am Rande bekam ich mit, wie Miyagi uns säuberte. Erst nach einigen Minuten konnte ich wider einen klaren Gedanken fassen. „Ich liebe dich“, ertönte neben mir. Lächelnd wandte ich mich zu Miyagi und blickte ihn an. „Ich liebe dich auch“, flüsterte ich erwidernd. Zärtlich zog er mich in seine Arme und küsste mich leidenschaftlich. Dieser Kuss barg ein unausgesprochenes Versprechen. Für diese Nacht und jene die folgen würden. Kapitel 2: Geständnisse ----------------------- Müde und erschöpft lag ich im grünen, saftigen Gras. Die Nacht war ruhig und ohne Ereignisse verlaufen. Yuuki hatte sich in den Unterricht gequält. Ich allerdings wusste, dass es nichts gebracht hätte, dort zu erscheinen, da ich eh zu unkonzentriert gewesen wäre. Stattdessen nutzte ich die Zeit, um einen Ausritt mit White Lily zu unternehmen. Ich musste dringend meine Gedanken ordnen. Tief seufzte ich. Bereits seit mehreren Wochen trank ich regelmäßig Kanames Blut. Zusehends besserte sich mein Zustand und die Verwandlung in ein Level-E Vampir stoppte. Ich war ihm dankbar, auch wenn ich dies nicht zum Ausdruck brachte. Schließlich hasste er mich. Bei diesem Gedanken zuckte ich immer wieder aufs Neue zusammen. Hasste Kaname mich wirklich so sehr ? Wenn ja, warum gab er mir dann sein Blut? Ich verstand ihn einfach nicht. Egal, wie ich es drehte, es ergab keinen Sinn für mich. Plötzlich knackte es hinter mir. Erschrocken zog ich meine Bloody Rose, drehte mich um und zielte auf die Person, welche sich angeschlichen hatte. Ich erstarrte. „So in Gedanken versunken ?“ Belustigung sprach aus Kanames Gesichtszügen. Ein Schmunzeln lag auf seinen Lippen. Kalt blickte ich ihn an. Was machte er hier ? Und dazu auch noch am Tage ? „Darf man fragen, was du hier zu suchen hast ?“, fragte ich nicht besonders höflich und steckte nebenbei die Waffe wider weg. Meine Frage ignorierend kam Kaname mit langsamen Schritten auf mich zu. Misstrauisch beobachtete ich ihn dabei. Meine Position auf dem Gras hatte sich nur in eine sitzende gewandelt, ansonsten aber nicht verändert. Diese ganze Situation überforderte mich ein wenig, hier mit Kaname alleine zu sein. Sein Blick schweifte über meinen Körper, blieb zuletzt an den Augen hängen. Unwohl schaute ich auf den Boden. Ein Schatten legte sich über mich. Stur blickte ich weiter nach unten, traute mich nicht den Blick zu heben, wollte den Hass nicht in seinen Augen sehen. „Was ist mit dir, Zero ?“, flüsterte Kaname mir ins Ohr. „Lass mich in Ruhe“, zischte ich aggressiv. Schnell versuchte ich aufzustehen, wurde aber von ihm zurück gehalten. Kaname hatte mein Handgelenk gepackt und mich somit am Aufstehen gehindert. Wütend erwiderte ich seinen Blick, scheute die Kommunikation jetzt nicht mehr. Die blutroten Augen musterten mich aufmerksam. Ich musste mich anstrengen nicht darin zu versinken. Mühsam riss ich mich von diesem Anblick los. „Zero“, sprach Kaname mich erneut an. „Was zum Teufel willst du von mir ?“, presste ich hervor. „Ich will dich“, antwortete er verführerisch. Vor Erstaunen vergaß ich glatt zu atmen. Was hatte Kaname da gesagt?! Mit einem Sprung war ich auf den Beinen. Er beobachtete mein hektisches Aufstehen und erhob sich danach auch langsam. Ich wich nach hinten aus, wollte Abstand wahren. Zwei Schritte weiter endete meine Flucht. In meinem Rücken drückte sich auf einmal ein Baum. Schitt !, dachte ich zerknirscht. Mittlerweile atmete ich zwar wider, aber dafür viel zu schnell. Ohne das ich hätte reagieren können, war Kaname plötzlich direkt vor mir und presste mich gegen den Baum. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter vor meinem. Ich zitterte wegen diesem ungewohnten Körperkontakt. Kanames Hände umfassten meine und verharckten sich mit ihnen. Ich konnte ihn nur sprachlos anstarren. Derzeitig wusste ich überhaupt nicht was ich fühlen sollte. Von der Angst bis zum Vertrauen war alles dabei. „Shh“, hauchte Kaname mir gegen die Lippen. Ich zuckte zurück. Ruhig erwiderte er meinen Blick, indem sich nun ein Fünkchen Angst geschlichen hatte. „Du kannst mir vertrauen.“ Vertrauen ? Ihm ? Das waren zwei Sachen, die nicht zusammen passten. Ich schüttelte den Kopf, hätte ihm am Liebsten den Vogel gezeigt, was ja leider nicht ging. Kanames Lippen zierte jetzt ein Lächeln. Verwirrt sah ich ihn an. Worüber lächelte er denn jetzt ? Die unausgesprochene Frage ignorierend drückte Kaname plötzlich sein Gesicht an meinen Hals. Erschrocken spannte ich mich an, versuchte die aufkommenden Erinnerungen in den Hintergrund zu drängen. Ich konnte schon fast die Reißzähne im Hals spüren. „Bitte nicht“, flehte ich leise. Kanames Zunge zog meine Hauptschlagader langsam nach. Danach hauchte er seinen Atem gegen die feuchte Stelle und beobachtete meine Reaktion erfreut. Durch diese Aktion bildete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper. Ein kleines Keuchen konnte ich nicht unterdrücken. Seine Lippen wanderten den Kiefer entlang, suchten meine Lippen. Ich drehte den Kopf zur Seite, wollte nicht geküsst werden. Eine Hand drehte mein Gesicht zurück. Im nächsten Moment spürte ich auch schon Kanames Lippen auf meinen. Unsere verschlungenen Hände pinnte er über meinen Kopf. Ich klammerte mich regelrecht an sie, wehrte mich aber nicht gegen den Kuss. Was hätte es auch gebracht ? Gar nichts. Nach etlichen Minuten, wie es mir vorkam, löste er den Kuss. „Darf ich von dir kosten ?“, fragte Kaname mich. Verständnislos sah ich ihn an. „Warum fragst du überhaupt ? Du machst es doch so oder so, auch ohne meine Erlaubnis“, antwortete ich. „Ich möchte aber, dass du entscheidest.“ „Ich..ich weiß nicht“, stotterte ich. Abwartend schaute er mir in die Augen. Sollte ich ihn mein Blut trinken lassen ? Schließlich hatte ich auch von seinem getrunken. „Okay“, stimmte ich noch etwas zögernd zu. „Sicher ?“ Ich nickte und spürte dann wieder Kanames Lippen. Mit seiner Zunge fuhr er einmal noch über die Hauptschlagader, bis Kaname seine Reißzähne sanft in meinen Hals rammte. Leicht verzog ich das Gesicht und presste die Lippen aufeinander, wollte keinen Schmerzlaut äußern. Kaname wartete geduldig, bis meine Anspannung etwas nachließ. Vorsichtig fing er an zu saugen. Plötzlich stöhnte ich laut auf. Pure Erregung erfasste meinen Körper. Wie ? Wie konnte das sein ? „Kaname, warte“, bat ich ihn schwer atmend. Er löste sich von meinem Hals. „Warum ?“ „Weil ich..“ Ich beendete den Satz nicht. Verständnisvoll schaute er mir in die Augen. „Ich weiß. Du musst nichts erklären.“ „Aber..“, wollte ich mich rechtfertigen, doch Kaname fiel mir ins Wort. „Halt einfach mal den Mund.“ Sofort verstummte ich, hätte auch nicht mehr etwas dazu sagen können, da er mich wieder in einen Kuss zog. Alle Gedanken und Gewissensbisse nicht beachtend, erwiderte ich den Kuss und schloss genießend die Augen. Hätte dieser Moment nicht ewig anhalten können ? Ihr denkt euch jetzt wahrscheinlich, was für einen Schwachsinn ich rede. Aber ich hatte seit längeren schon ein Gefühl gehabt, welches in Kanames Gegenwart nur noch stärker wurde. Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte und verdrängte es in den hintersten Winkel meines Gehirns. Jetzt aber konnte ich dieses Gefühl endlich zuordnen. Liebe. Auch wenn es sich total daneben anhörte. Ich hatte mich in Kaname, meinen Erzfeind, verliebt. Wie sollte ich ihm das nur sagen ? Er würde mich bestimmt für verrückt erklären. Aber warum küsste er mich dann ? Ich musste es wissen. Mit einer schnellen Kopfbewegung unterbrach ich den Kuss. Kaname versuchte erneut mich zu küssen, was ich aber nicht zuließ. „Ich muss dir was sagen“, erkärte ich ihm meine jetzige Situation. „Nur zu“, verstärkte er mich in meinem Vorhaben. „Ich..Du..“, wusste nicht, wie ich anfangen sollte. „Lass dir Zeit.“ Tief atmete ich durch, fasste etwas Mut. Wie hieß es so schön: Augen zu und durch. „Ich liebe dich.“ Um nicht in sein Gesicht zu sehen, schloss ich meine Augen, lauschte meinem eigenem Herzschlag, der übrigens viel zu schnell war. Es kam mir vor, als wenn Stunden vergehen würden, bis Kaname eine Reaktion zeigte, die sich anders gestaltete , als ich gedacht hatte. Er küsste mich, leidenschaftlich. Völlig überrascht gab ich mich ganz dem Kuss hin. Erst nachdem die Luft etwas knapp wurde, trennten wir uns. „Warum ?“,fragte ich ihn verständnislos. „Ich liebe dich auch.“ „Was ?!“ Lächelnd überbrückte Kaname den Abstand zwischen uns und küsste mich wieder. Das war wohl seine Art die Dinge zu lösen. Langsam den gesagten Satz realisierend verlor ich mich in diesen Kuss. Dieses Geständnis war doch gar nicht mal so schlimm gewesen. Warum hatte ich mir nur so viele Gedanken darüber gemacht ? Egal. In diesem Augenblick zählten nur wir zwei. Kaname und ich. Ich hätte niemals gedacht, dass ich irgendwann einmal von „uns“ sprechen konnte. Wir waren uns schließlich immer nur mit Hass begegnet. Wie man jetzt sieht: Die Zeiten ändern sich. Es entstehen neue Gefühle und zwei Welten werden zu einer. In meinem ganzen bisherigen Leben, war ich nie so glücklich gewesen. Schweratmend unterbrachen wir den Kuss. „Ich glaube wir sollten den Ort wechseln“, entschied Kaname. „Zur Abwechslung muss ich dir wirklich Recht geben“, stimmte ich zu. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich musste darüber nur glücklich lächeln. Ab jetzt würde alles besser werden, da war ich mir sicher. Wir würden es schaffen, nicht alleine, sondern zusammen, zu zweit, jeder mit seiner anderen Hälfte. Kapitel 3: Einsamkeit --------------------- Friedlich schlafend lag ich in meinem Bett, träumte einen traumlosen Traum. Ein nervtötendes Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Grummelnd hievte ich mich aus dem Bett und ging zu der Kommmode, auf der der Wecker stand. Eine Handbewegung später ertönte kein Laut mehr. Schlaftrunkend setzte ich mich auf die Bettkante. Heute war Heiligabend, die Geburt Jesus Christus. Und wie verbrachte ich diesen Tag wieder ? Allein. Tief seufzte ich. Ich hatte Freunde, so war es ja nicht, aber diese feierten mit ihren Familien. Familie… Meine Familie hatte ich nur eine sehr kurze Zeit kennen gelernt. Mittlerweile konnte ich mich an sie gar nicht mehr erinnern. Das einzige, was mir von ihnen geblieben war, war ein Foto. Es zeigte mich als Baby in den Armen meiner Eltern. Jeden Tag starrte ich dieses Bild an. Immer wieder und hing meinen Gedanken nach. Mit einen Blick auf die Uhr musste ich feststellen, dass es bereits später Nachmittag war. Ich musste noch für das Abendessen einkaufen gehen. Resigniert machte ich mich fertig und ging zum Supermarkt. Beim Rheingehen schnappte ich mir einen Korb und holte meinen Einkaufszettel heraus, welchen ich bereits gestern Abend fertig gestellt hatte. Dort standen die Zutaten drauf, die ich für das Weihnachtsessen benötigen würde:  4x Wiener Würstchen  1kg Kartoffeln  1x Glas Gewürzgurken  2x Eier  2x Äpfel  150g Jagdwurst  1x Becher Joghurt  1x Zwiebel  1x Tüte Milch  1x Tube Mayonnaise  Salz und Pfeffer Das müsste zu schaffen sein. Salz und Pfeffer hatte ich noch zu Hause. Die konnte ich somit von der Liste streichen. Tja, dann auf ins Getümmel. Langsam quetschte ich mich an anderen Menschen vorbei durch die Gänge und arbeitete meine Liste Stück für Stück ab. Obwohl jene Liste nicht lang war, benötigte ich eine halbe Stunde, um die Sachen zusammen zu suchen und an der Kasse zu bezahlen. Mit den Einkaufstüten bewaffnet trat ich den Nachhauseweg an. Schwer bepackt setzte ich mich 15 Minuten später auf einen Stuhl in die Küche. Ich war völlig erledigt vom Einkaufen. Das die Leute nicht früher schon die Geschenke besorgen konnte nervte echt. Die wussten ja nicht erst seit gestern, dass heute Weihnachten war. Immer noch etwas säuerlich packte ich die Einkauftüten aus und legte alle Zutaten auf die Arbeitsplatte. Danach wusch ich mir die Hände und holte das Rezept heraus. Vom Prinzip war der Kartoffelsalat echt einfach zu machen. Selbst ich müsste so was hinkriegen. Nur von Rahmen zu leben war auf die Dauer nicht gesund. Dann mal ran ans Werk. Als erstes suchte ich mir einen großen Topf, stellte ihn auf die Herdplatte und schaltete den Herd auf die höchste Stufe. Derweilen kümmerte ich mich erstmal um die Äpfel, Gurken, Wurst und Zwiebeln. Jenes wusch ich erstmal gründlich ab, außer die Wurst, und schnitt sie anschließend in Würfel. Damit nichts verloren ging verwarte ich alles in einer Schüssel, nur die Zwiebeln nicht.. Nachdem ich die Kartoffeln von dem Schmutz befreit hatte, ließ ich sie in den Topf mit dem mittlerweile kochenden Wasser fallen. Das würde seine Zeit dauern, bis die gar waren. In dieser Zeit kümmerte ich mich um die Zwiebeln. Zusammen mit Joghurt, Majo, etwas Essig, Salz, Pfeffer, Paprika vermischte ich es in einer Extraschüssel und schmeckte es ab. Mit dem Ergebnis zufrieden stellte ich die Schüssel erstmal beiseite. Nach den Kartoffeln schauend musste ich feststellen, das jene bereits fertig waren. In Ruhe setzte ich mich, nachdem ich die Kartoffeln abgegossen hatte, an den Küchentisch und fing mit dem Pellen an. Nach etwa 15 Minuten war ich schon fertig. Um den Salat noch etwas ziehen zu lassen, vermengte ich alle Zutaten miteinander und stellte die Schüssel in den Kühlschrank. Einen Blick auf die Uhr riskierend hatte ich etwa eine Stunde in der Küche verbracht. Da die Uhr bereits auf die 6 zuging duschte ich ausgiebig und zog mir danach ein Hemd samt Hose über. Wieder in der Küche deckte ich den Tisch schön weihnachtlich und setzte die Würstchen auf. Ein Klingeln ließ mich überraschend zurücktaumeln. Das Gleichgewicht nicht mehr haltend, stürzte ich mit einem kleinen Schrei auf den Boden. „Was machst du denn da ?“, fragte jemand hinter mir. Noch total verpeilt richtete ich mich in eine sitzende Position und blickte nach hinten. Meine Augen wurden riesengroß. Vor mir stand in voller Lebensgröße Sasuke Uchiha. Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Was machte der Typ hier ? Und wie war er hier reingekomen ? Noch immer hatte ich ihm keine Antwort gegeben, diese Frage nur am Rande mitbekommen. Genervt seufzte der Uchiha. „Ich wiederhole mich ungern, Naruto.“ Ich reagierte nicht, konnte nicht glauben das er, ausgerechnet er, bei mir aufgetaucht war. „Bist du so blöd oder tust du nur so ?“ „Hä ?“, war mein einziges Kommentar dazu. Sasuke verdrehte die Augen, konnte anscheind nicht glauben, dass ich so blöd war. Was wollte der denn von mir ? Sollte ich ihm etwa um den Hals springen, so nach den Motto: Lange nicht gesehen, aber doch wider erkannt ? Der Typ hatte echt Nerven. „Hat es einen Grund , dass du hier bist ?“, fragte ich unwissend. „Warum bin ich wohl hier, Naruto ?“ Verständnislos sah ich ihn an. „Woher soll ich das wissen ? Ich kann schließlich keine Gedanken lesen“, antwortete ich jetzt etwas gereizt. Bei meinem Ton musste Sasuke lächeln. „Durch rein logisches Denken würdest du drauf kommen.“ „Wenn du nichts besseres zu tun hast, als mich auf die Palme zu bringen, dann kannst du gleich wider gehen.“ „Wer wird denn jetzt bockig werden ?“ Amüsiert sah er auf mich herunter. Dieser..dieser..nein naruto, keine Schimpfwörter. Mürrisch stand ich vom Fußboden auf und setzte mich auf einen Stuhl. „Du weißt ja wo die Tür ist“, richtete ich das Wort an ihn. Überraschung spiegelte sich in seinen Blick wider. Ha ! Da hast du nicht mit gerechnet, Blödmann, lobte ich mich in Gedanken selbst. Ich weiß, ich weiß: Eigenlob stinkt. Nun wandte ich meine Aufmerksamkeit wider meinem Gegenüber zu. Der sah überhaupt nicht begeistert aus, so wie er das Gesicht verzog. „Naruto“. Seine Stimme hatte einen bestimmten Unterton angenommen, der mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Oh, oh. Da hatte ich es etwas zu weit getrieben. Egal. Schlimmer konnte es ja nicht kommen. „Ja ?“, erwiderte ich zuckersüß. Jetzt platzte Sasuke offensichtlich der Kragen, den er stürzte sich auf mich. Viel zu schnell, als das ich mich hätte wehren können, lag ich auf den Boden unter Sasuke und meine Arme bewegungsunfähig über meinen Kopf. Ängstlich schluckte ich. Da hatte ich mir ja ne Suppe eingebrockt. „Ich habe dich gewarnt“, erklang Sasukes Stimme an meinem Ohr. Um aus dieser misslichen Lage zu kommen, stemmte ich mich gegen seine Arme, konnte aber nichts ausrichten. „Tse.“ Ich verdrehte die Augen. Diesen Spruch brachte er jedes Mal. Irgendwann wurde das ganz schön lästig. „Ach man, Sasuke. Ich hab da heute echt keinen Bock..“, sprach ich meinen Satz nicht zu ende, da mir mein Mund durch ein Lippenpaar verschlossen wurde. Überrumpelt riss ich die Augen auf, hielt ansonsten aber still. Wegen mangelnden Luftverhältnissen löste er den Kuss, hob seinen Blick. Sprachlos sah ich ihn an. „Deswegen bin ich hier“, lächelte Sasuke mich an. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Das konnte der doch nicht ernst meinen oder ? „Doch, Naruto. Du kannst es ruhig glauben. Ich habe mich in dich verliebt und möchte mit dir eine Beziehung führen“, sprach er aus, was ich gedacht hatte. „Bist du jetzt unter die Gedankenleser gegangen ?“, fragte ich entsetzt. Stumm schüttelte Sasuke den Kopf. „Aber..Wie..Ich meine“ Nur schwachsinn brachte ich heraus. Ein Finger über meinen Lippen ließ mich schweigen. „Darum. Und jetzt hör auf dir Gedanken zu machen. Frohe Weihnachten“, sagte er sanft. Stumm nickte ich, musste dann aber auch lächeln. „Ich wünsche dir auch Frohe Weihnachten, Sasu-Chan.“ Diesen Kosenamen konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Denn wollte ich schon immer mal zu ihm sagen, kam bis jetzt aber nicht dazu. Gespannt sah ich in sein Gesicht. Ein Schmunzeln hatte sich darauf breit gemacht. Ich schmunzelte zurück. Zum ersten Mal in meinem Leben feierte ich Weihnachten nicht alleine. Denn jetzt hatte ich einen Freund und eine Beziehung. Kapitel 4: Die Hütte im Wald ---------------------------- Lächelnd blickte ich über die weißbedeckte Landschaft unter mir. Der Winter hielt Mittelerde seit mehr als drei Monaten in seinen Fängen. Die Pässe über das Nebelgebirge waren meterhoch verschneit und selbst in der Elbensiedlung hatte man einige Probleme die Wege von Schnee frei zu halten. Mich störte dies überhaupt nicht. Ich verbrachte die Tage draußen im Wald und erkundete die Umgebung, redete auch mit den Tieren. Niemals aber kam ich in die Nähe der Grenzwächter. Ich weiß nicht was mich davon abhält. Es ist einfach so. Die Galadhrim sind zwar freundlich und hilfsbereit, aber für meinen Geschmack zu kalt. Jegliche Emotionen versticken sie hinter ihrer starren Maske. Nicht mal ein Lächeln kommt über ihre Lippen. Mir erscheint es beinahe so, als würden sie einfach nur für ihre Arbeit leben und den Rest des Lebens ausschließen. Warum ? Ich verstand es nicht, wollte es auch nicht. Wie konnte man nur für die Arbeit leben ? Ich schüttelte den Kopf, wollte mich von diesen Gedanken befreien. Seit Tagen verbrachte ich die Zeit im Wald damit mir solche Fragen zu stellen. Und ich kam und kam nicht auf eine Antwort. Selbst die Tiere, die die Galadhrim so gut kannten, konnten mir nichts sagen. Müde lehnte ich mich an den Stamm des Baumes hinter mir. Bereits am frühen Morgen hatte ich den Drang der Natur nahe zu sein und das damit verbundene Leben. Somit führten mich meine Beine auf eine wunderschöne Lichtung, welche mit Schnee bedeckt war, und wo es auch einen eingefrorenen See gab. Dieser Platz strahlte eine Ruhe es, die ich selten so erlebt habe. Hier konnte ich inneren Frieden finde und musste nicht Gefahr laufen jemanden zu begegnen oder angegriffen zu werden. Langsam döste ich weg, glitt ins Reich der Träume. Auch wenn ich in der letzten Zeit nicht viele Möglichkeiten hatte zu trainieren, war meine Seele sehr geschwächt. Warum wusste ich nicht. Dieses Mal blieb mein Schlaf traumlos. Die Tiere um mich herum blieben leise, um meinen Schlaf nicht zu stören. Aus einiger Entfernung aber hörten sie, dass sich jemand näherte. So leise wie möglich schlichen die Tiere ins Gebüsch und warteten auf den Unbekannten. Nach etlichen Minuten, die wie Blei in der Luft hingen, betrat ein weiterer Elb die Lichtung. Erleichtert ließen sie die beiden Elben alleine. Der dazugekommene Elb würde den anderen schon rechtzeitig aufwecken, da waren die Tiere sich sicher. Leise schritt Haldir auf den schlafenden Elben zu. Schon von Weitem hatte er erkannt, dass jener schlief. Haldir schüttelte den Kopf. Es war sehr leichtsinnig von dem jungen Elben gewesen. Jederzeit hätte etwas passieren können. Ein wenig Respekt musste er ihm trotzdem zollen. Nicht jeder konnte einfach so auf einem Ast liegen und einschlafen. Dies wäre für die Meisten zu ungemütlich. Nun stand Haldir vor dem Baum, auf den der Jüngere schlief, und überlegte wie er jenen am Besten wecken sollte. Eine kleine Strafe musste sein, entschied Haldir sich. Ein kurzer, lauter Pfiff ertönte und schon saß der Elb aufrecht auf dem Ast. Aus meinen Schlaf gerissen fuhr ich abrupt hoch. Durch den Schwung verlor ich allerdings das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Bevor ich aber mit jenen Bekanntschaft machte wurde ich von zwei starken Armen aufgefangen. Die Situation noch nicht ganz erkennend blickte ich in das Gesicht von Haldir ó Lórien. „Ihr solltet nicht alleine in den Wald gehen, Prinz Legolas“, erklang seine sanfte Stimme. Bitte ?! Hatte ich jetzt richtig gehört ? „Haldir ó Lórien, ich bin durchaus in der Lage auf mich selbst Acht zu geben.“ Er zog elegant eine Augenbraue hoch. „Das bezweifle ich derzeitig stak, mein Prinz.“ So allmählich wurde ich wütend. Was bildete sich dieser Elb eigentlich ein. „Dann seid Ihr wohl der einzige, welcher so denkt. Und wenn Ihr jetzt die Güte hättet und mich endlich runterlassen würdet, wäre ich euch sehr verbunden“, gab ich meinen Senf dazu. „Wie Ihr wünscht, Prinz Legolas“, bestätigte Haldir meine Aussage. Trotzdem rührte er sich keinen Millimeter oder macht auch nur Anstalten mich auf meine eigenen Beine zu stellen. „Und ? Warum tut Ihr es dann nicht ?“ Auf eine Antwort konnte ich anscheind lange warten. Um ihm zu signalisieren das ich wirklich runter wollte, versuchte ich mich aus seinen Armen zu winden. Leichter gesagt als getan. Mit einer Kraft, die ich ihm nicht zugetraut hätte, hielt er mich weiterhin in den Armen. „Ich habe gesagt Ihr sollt mich runterlassen. Ich habe zwei gesunde Beine und habe auch durchaus vor, diese zu benutzen“, erhob ich jetzt etwas meine Stimme. Auf meine Proteste nicht reagierend, schritt Haldir, mit mir auf den Armen, von der Lichtung in Richtung Zentrum des Waldes. Nach einigen Minuten hörte ich auf mich zu wehren. Der andere Elb hatte einfach zu viel Kraft. Mühelos hielt er mich fest. Stur blickte ich auf den Boden, wollte ihn nicht ansehen. Haldir sagte nichts dazu. Eine Stunde später, man glaube es kaum, fand ich mich vor einer stabilen Holzhütte wider. Jetzt doch einen Blick riskierend, sah ich Haldir fragend an. Er achtete nicht darauf und brachte mich in die Hütte. In der Mitte des Wohnzimmers stellte Haldir mich dann endlich auf meine Beine. Die Freiheit nutzend verkrümelte ich mich erstmal in die hinterste Ecke des Raumes, ihn nicht aus den Augen lassend. In meinen Gedanken versuchte ich eine Lösung für meine jetzige Situation zu finden. Es sah definitiv schlecht für mich aus. Den einzigen Ausgang versperrte Haldir. „Was wollt Ihr von mir ?“, stellte ich nun die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf rumspuckte. Abwartend sah ich ihn an. Er widerrum funkelte mich amüsiert an. Was war denn jetzt los ? „Was an meiner Frage ist so lustig, das sie euch amüsiert ?“ Mürrisch verschrenkte ich meine Arme vor der Brust und setzte einen trotzigen Blick auf. „Dies, Prinz Legolas, werdet Ihr noch früh genug erfahren." Okay. Das hörte sich gar nicht gut an. Die Ruhe in Person legte Haldir seinen Bogen beiseite sowie Kurzschwerter und Köchel. Mit fließenden Bewegungen öffnete er seine Tunika, streifte sie ab und legte sie sorgfältig über die Lehne des Sofias, welches sich vor mir befand. Leicht schluckte ich. Das Verhalten des Hauptmannes der Galadhrim irritierte mich. Langsam näherte sich Haldir. Sollte ich vielleicht an ihn vorbeilaufen ? Ein Versuch war es wert. Ich musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Mein Körper spannte sich wie eine Bogensehne. Jede Bewegung von Haldir genaustens im Auge behaltend, wich ich immer weiter zur Seite aus. Mittlerweile standen wir uns gegenüber in drei, vier Meter Entfernung. Er behielt mich seinerseits im Auge. Ich konnte ihm im Gesicht ablesen, das er wusste, welche Fluchtmöglichkeit ich in Betracht zog. „Das schafft Ihr nie“, wies Haldir mich darauf hin. „Abwarten.“ Bereits mehrere Schritte weiter, witterte ich meine Chance. Mit einem Satz sprang ich hinter die Couch und flitzte Richtung Tür. Weit kam ich zu meinem Bedauern nicht, denn nach fünf Metern oder so schlang sich ein Arm um meine Taille und hob mich hob. Zappelnd hing ich in der Luft und versuchte mich zur Wehr zu setzen. Anscheind mühelos schleppte mich Haldir zurück. Mit einem Plumps landete ich liegend auf dem Sofa, er über mir. „Haldir ich find das langsam echt nicht mehr lustig !“, fuhr ich ihn an. Kommentarlos starrte er mich an. Seinen momentanen Gefühlszustand konnte ich nicht deuten. Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich Angst vor einen anderen Elben. Dies erschreckte mich sehr. Nie war ich in der Vergangenheit so mit einem Elben aneinander geraten. Und vor allem nicht so nah. Ich konnte Haldirs Körperwärme spüren, seine Duft riechen. Die Haare kitzelten mich leicht im Gesicht. Noch immer hatte er mir keine Antwort gegeben. Sein Blick wanderte jetzt von meinen Augen hinab auf meine Brust und noch tiefer. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend drückt ich mich tiefer in die Polster. Ich kannte diesen Blick, hatte ihn aber selten von Männern zugeworfen bekommen. Eine Berührung an meiner Seite holte mich in die Realität zurück, ließ mich zusammenzucken. Ängstlich schaute ich zu Haldir auf. Wusste nicht was als nächstes geschehen würde. Sanft strich er mir eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, fuhr mir beruhigend über den Kopf. Die Ablenkung funktionierte und ich entspannte mich etwas. „Ich werde nichts tun, was du nicht möchtest.“ Leicht nickte ich. Ich musste Haldir vertrauen etwas anderes würde mir nicht übrig bleiben. Zu meiner Schande musste ich gestehen: Ich war neugierig. Bis jetzt hatte ich keinerlei Erfahrung mit Männern gesammelt. Und wer weiß, vielleicht würde hieraus ja mehr entstehen. Ein Versuch war es wert. „Hast du schon bei einem Mann gelegen ?“, fragte Haldir unverwandt. Die Röte kroch mir in die Wangen. Musste der denn so direkt sein ? Verneinend schüttelte ich den Kopf. Lächelnd blickte er mir jetzt in die Augen. „Dann lass dich von mir führen.“ Nur gehaucht waren diese Worte kurz vor meinen Lippen. Zärtlich küsste mich Haldir danach. Diese Nacht würde mein weiteres Leben bestimmen. Und ich war dazu bereit es zu versuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)