Apologize von blumenpups (Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk für _-Nick-_-Vanna-_) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hallöööööle! Etwas verspätet, aber da: _-Nick-_-Vanna-_ Geburtstags-OS, der gaaaaaaaaaaaaaaaaaanz lang sein sollte und vorzugsweise etwas mit unserm alten RPG zu tun haben sollte XD Hier isser nun also: Apologize. *taschentücher parat stell* Wehe ihr beiden heult nicht! *kekse auch noch rausstell* Viel Spaß beim Lesen ^^ PS: An alle, die nicht um das RPG wissen, was nicht besonders viele sein können nachdem die beiden das um die halbe Welt geschickt haben: Ich hab versucht, es halbwegs verständlich zu machen, bei Fragen bitte an einen von uns wenden ^.~ Apologize Liebe ist ein gefährliches Gut. Sie kann dich jubeln lassen, schreien vor Freude, sie bringt dein Herz zum schlagen und lässt dich den Sinn des Lebens erkennen. Doch sie kann dich auch zerstören, das Letzte aus dir herausholen, und dich in so viele Stücke zerschlagen, dass es unmöglich ist, sie wieder zusammenzusetzen. Und doch streben wir nach ihr, suchen sie verzweifelt und klammern uns an ihr fest, sobald wir sie gefunden haben. Liebe kann grausam sein, ja. Aber ein Leben ohne die Liebe wäre noch viel grausamer. - blumenpups – Sein Herz klopfte hart gegen seinen Brustkorb, beschleunigte so schnell und schmerzhaft, dass er meinte, dass es ihm einige Rippen brechen müsste. Seine Hände begannen zu zittern, als er sie ausstreckte, um seine Rettung entgegenzunehmen. Seine Gedanken wirbelten herum wie ein Ertrinkender in der salzigen Gischt des Meeres, so schnell, dass er keinen von ihnen länger als den Bruchteil einer Sekunde wahrnahm. Gleichzeitig fühlte er sich wie in Watte gepackt. Nichts könnte ihn in diesem Moment verletzen, nichts könnte ihn eben jetzt zerstören, nichts kam an ihn ran. Er hatte monatelang darauf hingearbeitet, hatte gelernt, sich zu disziplinieren, hatte gewartet, bis er meinte, sterben zu müssen, sterben zu wollen. Sein Blick war dunkel, hart, als er in die Augen seines Vaters sah. Er erkannte die schelmischen Fältchen um seine Lider herum, bemerkte das leichte, stolze Lächeln, dass sich auf dessen Lippen gelegt hatte, und er genoss seinen Triumph in vollen Zügen, als sich seine Finger endlich um die kühle, lackierte Oberfläche der Kamera schlossen. Seine eigene Lüge hallte ihm im Kopf herum, der plötzlich wie leergefegt schien. Ich werde es tun. Einen Teufel würde er tun, doch diese Lüge hielt ihn am Leben. Sie war dafür verantwortlich, dass er, obwohl die Lage aussichtslos war, aussichtsloser als er sie sich je erträumt hatte, immer noch Hoffnung schöpfte. Sein Vorrat an Hoffnung war beinahe gänzlich erschöpft, und sollte sein Plan, sein letzter Ausweg fehlschlagen, sollte der letzte Funken, der sich beharrlich am Leben gehalten hatte, auch noch verlöschen, dann würden seine Herzschläge gezählt sein. Er lächelte, kalt und herzlos, die einzige Regung, zu der er fähig war, während der Hass heiß und alles vernichtend durch seine Adern rauschte. „Schön, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist.“ Die Stimme seines Vaters war gewohnt rau, der Stolz war beinahe greifbar, das Vertrauen vollkommen fehl am Platze. In ihm sträubte sich alles gegen die Berührung, als der Mann vor ihm beide Arme öffnete und ihn in eine harte, aber herzliche Umarmung zog. Seine Gedanken setzten mit voller Wucht wieder ein. Erinnerungen an Schläge, an Diskussionen, an lautstarkes Gebrüll, und Hass und Wut leckten an seinen Eingeweiden. Er spürte die warmen Hände auf seinem Rücken und stellte sich vor, sie gehörten einem anderen. Der Schmerz, der bei dieser Vorstellung durch seinen Brustkorb fuhr, war so scharf, dass sein Atem stockte – wie jedes Mal. Es war der verbotene Gedanke, doch so sehr er auch versuchte, sich von ihm zu distanzieren, er klammerte sich an jede Erinnerung, sowohl an die guten als auch die schlechten. Ein Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auch. Ein Lächeln. Ein Blitzen in jadegrünen Augen. Augenblicklich wusste er wieder, wieso er dies alles über sich ergehen ließ, fokussierte sich auf seine Aufgabe, die alles wieder ins Lot bringen könnte, und ein seliges, ehrliches Lächeln huschte über sein Gesicht, das nicht seinem Vater galt. Die starken Arme um seinen schlanken Körper lösten sich wieder, und sein Vater hielt ihn etwas auf Abstand, lächelte zufrieden auf ihn herab. Ruffy strich sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, immer noch leicht lächelnd. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los war“, gab er zurück, schob sich die Videokamera unter den linken Arm und verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein, während er mit seinen Blicken kurz den Flur absuchte. Von der Braunhaarigen war keine Spur zu sehen, und er wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht war. Vermutlich schlecht, sein Vater sollte sich schließlich selbst davon überzeugen, dass er nicht mehr der war, der er einmal gewesen war – in besseren Zeiten. Schließlich blickte er zu Ace, seinem sommergesprossten, älteren Bruder, und Neid mischte sich mit in seine Gefühlslage. Der ebenfalls Schwarzhaarige hatte wohl mehr Glück als Verstand gehabt, dass ihr Vater die Beziehung zwischen ihm und der ehemals heimatlosen Nami billigte. Schließlich war Nami einmal wie er gewesen, hatte wie er gelebt, auf der Straße, immer auf der Jagd nach Essen, Alkohol und einem warmen Platz zum Schlafen. Doch während ihr Vater alles unternommen hatte, um ihn und Ruffy auseinander zu treiben, hatte er Nami schnell akzeptiert. Die Intelligenz des jungen Mädchens hatte ihn in seinen Bann genommen, und sicherlich hatte Namis unwiderstehlicher Charme auch noch einiges zu dieser Akzeptanz beigetragen. Er schenkte Ace ein warmes Lächeln, als dieser im aufmunternd zuzwinkerte. Der Sommergesprosste war nicht der Einzige, der in seinen eigenen Feldzug gegen ihren Vater eingeweiht war, dennoch schöpfte der Mann zwischen ihnen anscheinend nicht den geringsten Verdacht, dass der Tag der Rache immer näher kam – vorausgesetzt alles lief auch wirklich so, wie sie es sich ausgemalt hatten. „Ihr findet ihn, oder?“, hauchte Ruffy leise, die Unsicherheit in seiner Stimme verfluchend. Gerade jetzt war es wichtig, dass er die Nerven behielt, dass er nicht zeigte, wie viel er ihm immer noch bedeutete, und doch schien er wieder einmal die Nerven zu verlieren. Sein Bruder nickte leicht. „Ich finde ihn schon. Ich werde ihn übermorgen zu dem vereinbartem Treffen bringen – so schwer dürfte das eigentlich nicht sein“, setzte Ace noch hinzu, als er den Zweifel und Schmerz in Ruffys Augen las. Augenblicklich wallte das Mitleid für seinen kleinen Bruder in ihm auf, und er musste sich scharf daran hindern, seine Hand zur Faust zu ballen oder einen vernichtenden Blick in Richtung seines Vaters zu werfen, der die Szene freudig in sich aufnahm. Es war unmenschlich gewesen, was er getan hatte. Alles was die beiden gewollt hatten, war, zusammen glücklich zu werden, doch so viele Probleme und das bereits in den ersten Tagen der Beziehung hatten wohl nur selten irgendwelche Pärchen zu bezwingen gehabt. Nicht nur, dass es von Missverständnissen und Familienproblemen nur so gewimmelt hatte, letztendlich hatte ihr Vater auch noch alles, aber auch wirklich alles menschenmögliche getan, um die beiden frisch – und schwerverliebten zu trennen. Und obwohl das ganze schon vor über einem langen, unendlich langem Jahr von der Bühne gelaufen war, hielt Ruffy unerbittlich an der Hoffnung fest, seinen Freund eines Tages wieder zu sehen. Es war ein unfaires Spiel gewesen, das damals gegen die beiden ausgespielt worden war, und er bereute es zutiefst, dass er zu dem Zeitpunkt nicht bei seinem kleinen Bruder gewesen war. Auch er hatte zunächst seine Zweifel an dem grünhaarigen Punk gehabt, doch mit der Zeit waren diese ins Nichts verpufft. Zorro hätte damals zweifelsohne alles getan, um bei Ruffy sein zu können, um für ihn da zu sein, um ihn beschützen zu können. Und obwohl die beiden mehr Hindernissen getrotzt hatten, als zunächst für möglich gehalten wurde, hatte ihr Plan letztlich nicht funktioniert und sie waren getrennt worden. Ace mochte sich gar nicht vorstellen, wie viel Geld sein Vater bei dieser miesen Intrige verloren hatte, wie viel es ihm wert war, dass die beiden sich nie wieder sahen. Es war unmenschlich, ohne Frage, den jungen Punker hinterrücks auszuspielen. Ihr Vater hatte damals Zeugen bezahlt, Richter und Polizisten bestochen, alles, um seinen Willen durchzusetzen und Ruffy den seinen auszutreiben, bis sein schwarzhaariger, kleiner Bruder am Ende schien. Nur saß Zorro im Gefängnis, oder besser gesagt: saß nicht mehr im Gefängnis. Wenn ihm bei seinen Nachforschungen kein Fehler unterlaufen war, dass müsste der Grünhaarige heute entlassen werden, nach einer elendig langen Zeit. Ein Jahr und drei Monate waren vergangen, seit das Urteil ausgesprochen worden war. Ein Jahr und drei Monate, in der Ruffy kein Lebenszeichen von seiner Liebe bekommen hatte. Ein Jahr und drei Monate, die den Kleinen fast zerstört hätten. Und doch flackerte die Hoffnung nun wie wild in Ruffys Augen auf, als er an das bevorstehende Treffen dachte, die nahende Wiedervereinigung, der Tag der Rache – vorausgesetzt er, Ace, konnte den Grünhaarigen auch auftreiben. Trotz seiner Zweifel und seiner Wut auf den vermaledeiten Punker, der das Herz seines Bruders gar nicht verdient hatte, der kein Recht dazu besaß, achtlos auf diesem herumzutrampeln, zog er den Kleineren in eine feste Umarmung. „Er kommt schon, Ruff“, versprach er sanft, strich ihm vorsichtig über die Wange und lächelte ihm aufmunternd zu. „Wir sehen uns. Ohren steif halten.“ „Okay“, gab Ruffy ebenso leise zurück, lächelte schwach und sah zu, wie Vater und Sohn das Gebäude des Internates verließen, in dass er vor ebenso langer Zeit gegen seinen Willen gesteckt worden war. Er seufzte schwer, als die beiden außer Sichtweite waren, und der altbekannte Schmerz begrüßte ihn, hüllte ihn ein. Mühsam schaffte er es, hinauf in sein Zimmer zu kommen. Er zwang sich dazu, tief durchzuatmen, während die Angst ihm die Kehle zuschnürte. Was, wenn Zorro nicht kam? Was, wenn er mit voller Absicht nicht geschrieben hatte? Was, wenn der Grünhaarige ihn nach all den Strapazen gar nicht mehr wollte? Was, wenn all seine Hoffnungen vergebens waren? Sein gesamter Körper zitterte erbärmlich, während er sich rücklings an der Wand herunter gleiten ließ und die Knie eng an seine Brust zog. Er klammerte sich fest an seinen Plan, an seine eigene Intrige, an das falsche Leben, dass er vorgab zu leben. Seit Monaten wartete er bereits auf die Gelegenheit, es seinem Vater heimzuzahlen, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, ihm die Schmerzen zurückzuzahlen, die Zorro und er selbst seinetwegen hatten erleiden müssen. Fraglich war nur, ob das möglich war. Die Wunden saßen zu tief, bluteten immer noch, verheilten nicht und hinterließen immer wieder neue Narben, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufplatzten und ihn in ein tiefes Loch stürzten, aus dem er nur einen Ausweg sah: seinen Tod. Er hatte nie gezählt, wie oft er bereits kurz davor gewesen war, seinem elendigem Leben ein Ende zu setzen, wie oft er schon die Möglichkeiten durchgespielt hatten, die sich ihm boten. Es waren zu viele. Der Innere Schmerz war kaum auszuhalten und so versuchte er es, auf äußere Wunden zu schieben. Tiefe Schnitte zogen sich längs über seinen Unterarm, wann immer das Verlangen danach ihn überwältigte, wann immer niemand da war, um ihn davon abzuhalten. Vermutlich würde er schon längst unter der Erde verrotten, wenn seine Zimmergenossin nicht wäre. Hannah war von Anfang an für ihn da gewesen, hatte ihm immer zur Seite gestanden und war eine der wichtigsten Personen in seinem Leben geworden. Sie war da gewesen, als er nicht mehr weiter wusste, sie hatte es ihm ermöglicht, mit Zorro Kontakt zu halten, bevor dieser ins Gefängnis gekommen war. Sie hatte ihm bei Seite gestanden, als er sich wieder aufgerappelt hatte. Sie hatte ihm geholfen, als er begonnen hatte, Pläne zu schmieden, in dem sie selbst eine entscheidende Rolle spiele. Und sie hatte sich in ihn verliebt. Er wusste, dass er ihr wehtat, mit jeder Sekunde, die sie zusammen verbrachten, dass sie unweigerlich selbst irgendwann in dem Abgrund landen würde, in dem er sich seit Wochen befand – doch er würde nicht mehr da sein, um ihr zu helfen. Und selbst wenn, dann würde er die Lage vermutlich nur noch verschlimmern. Er hatte es bereits von Anfang an gewusst, dass es für sie mehr als nur Freundschaft war, und manchmal wünschte er sich, dass er ihr das geben konnte, was sie brauchte, was sie wollte. Er wünschte sich verzweifelt, dass er über Zorro hinwegkommen konnte, um sie glücklich zu machen. Was wäre daran so falsch? Doch wann immer ihm der Gedanke kam, tauchte der Grünhaarige vor seinem inneren Auge auf und erinnerte ihn schmerzhaft daran, wem sein Herz gehörte. Er vergrub das Gesicht in den Händen, ignorierte die frischen Tränen der Verzweiflung, die sich ihren Weg unaufhaltsam über seine Wangen bahnten. Anfangs hatte er noch gedacht, gehofft, dass der Schmerz irgendwann nachlassen würde, doch alles, was ihm gelungen war, war, sich halbwegs an ihn zu gewöhnen und aus ihm seine Kraft zum Leben zu schöpfen. Seine letzten Hoffnungen basierten auf der Grundlage, dass er Zorro wieder sah. Wenn dieser ihn nicht mehr wollte, dann wollte er auch nicht mehr, würde keinen weiteren Tag mehr ohne ihn aushalten. Er hörte nicht, wie die Tür sich öffnete, wusste erst, das Hannah da war, als er ihre sanfte Hand auf seiner Schulter spürte. Er blickte auf, lächelte unter Tränen und blickte geradewegs in ihr besorgtes Gesicht. Vorsichtig nahm sie seine Hand in ihre, und erst da bemerkte er, dass er die Hand so fest zur Faust geballt hatte, dass diese blutete. Erschrocken ließ er locker, wischte sich mit dem Handrücken grob über das Gesicht, bevor er erneut hart und schmerzhaft aufschluchzte und sich von ihr in die Arme schließen ließ. „Alles okay, Ruff?“, fragte sie vorsichtig, strich ihm zärtlich durch das Gesicht und küsste ihn auf die Stirn. Die Berührungen waren so vertraut, dass er ihnen bereits keine Bedeutung mehr zumaß – im Gegensatz zu ihr, die vermutlich immer noch darauf hoffte, dass sich seine Gefühle für sie änderten. Es war ihre Idee gewesen, eine Beziehung vorzutäuschen, um seinen Vater davon zu überzeugen, dass er über den grünhaarigen Punk hinweg war. Er hatte zugestimmt, zunächst unsicher, doch ihre Berührungen, ihre Zärtlichkeit hatte sich keinen Moment lang falsch angefühlt. Meist driftete er dann weit mit den Gedanken weg, in glücklichere Zeiten, und er stellte sich vor, es wären andere Hände auf seinem Körper, ein anderer Körper in seinen Armen, andere Lippen auf den seinen. Die Enttäuschung, wenn er die Augen öffnete und in ihr hübsches Gesicht sah, war jedes Mal groß. Doch die Sicherheit darüber, dass ihr Schmerz noch größer sein würde, sobald die Fassade durchbrochen war, war noch schlimmer. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie sie für ihn empfand, doch Fakt war, dass er mit ihren Gefühlen spielte. Es war furchtbar für ihn, das zu tun, doch er wusste, dass er sie nicht zurückweisen konnte – selbst wenn er es gewollt hätte. „Ja“, gab er leise zurück, doch im selben Moment wurde er auf die Beine gezogen. Wenige Augenblicke später fand er sich in ihrem Bett wieder, in ihren Armen, an ihren Körper geschmiegt. Er inhalierte tief ihren Duft, vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter und setzte alles daran, sich zu beruhigen. Es dauerte eine Weile, wie immer, doch schließlich versiegten die Tränen und die Ruhe kehrte in seinen Körper zurück, in seine Gedanken zurück. Die Ruhe vor dem Sturm, dachte er sarkastisch, während er mit einer Hand nach der Kamera tastete, die er sich auf dem Weg nach oben in die Hosentasche geschoben hatte. Langsam hielt er sie ihr entgegen. „Er wird dafür bereuen“, sagte er leise, verbittert, und neue Bilder tauchten vor seinen Augen auf. Zorro, wie er versuchte, ihn zu verteidigen. Zorro, wie er von seinem Vater geschlagen wurde, obwohl er doch ohnehin so geschwächt war. Zorro, mit ihm, auf der Flucht vor der Polizei. Sie beide in einem leer stehendem Gebäude, alleine, außer Gefahr. Zorro, wie er ihn wegschickte und sich von der Polizei jagen ließ, damit sie ihn nicht in die Finger bekamen. Zorros Gesicht, als er grob auf den Boden gedrückt wurde und Handschellen angelegt bekam. Zorro, wie er blass und reglos auf der Intensivstation lag, umgeben von laut piepsenden Geräten, die ihn am Leben hielten. Das Funkeln in Zorros Augen, als er das erste Mal die Augen öffnete und ihn ansah. Zorros unwilliges Gesicht, als er wieder gehen musste. Die stumme Botschaft, die darin mitschwang: Verlass mich nicht. Komm wieder. „Hey, Ruff, ich weiß, dass das alles schwer wird“, riss Hannah ihn schließlich zurück in die Gegenwart. Er blinzelte irritiert als er registrierte, dass sie sich auf ihn gerollt hatte und nun mit einer seiner Haarsträhnen herumspielte. „Und ich weiß, dass du’s kaum abwarten kannst ihn zu sehen, aber-“ „Was, aber?!“, unterbrach er sie brüsk und hielt ihre Hand fest, die gerade die Strähne wieder um ihren Finger wickeln wollte. Unbeeindruckt blickte die Braunhaarige in seine kühlen Augen. „Meinst du, zwischen dir und Zorro ist überhaupt noch was?“, fragte sie geradeheraus, und all ihre Hoffnungen schwangen mit. Die Panik griff mit kalten Fingern nach ihm, und obwohl er alles Mögliche tat, um diese Option nicht durchdringen zu lassen, schaffte sie es dennoch und nistete sich in seinem Hinterkopf ein, wie ein quälender, weiß glühender Metallstab, der ihm das Denken nahm. Der ihm den Atem raubte, weil der Schmerz durch seinen Körper zuckte. Er wandte den Blick von ihr ab, tief durchatmend, um nicht erneut in Tränen auszubrechen. „Ich weiß nicht, ob er noch genauso fühlt, schließlich hat er sich nie gemeldet, aber…ich liebe ihn immer noch.“ Er lächelte schief. Zeilen von Zorros letztem Brief, den er durch dessen Anwalt gemeinsam mit dem Schuldspruch erhalten hatte, hallten durch seine Gedanken. Zeilen seines Abschiedsbriefes. Also versuch irgendwie dein Leben weiter zu leben - auch ohne mich, okay? Irgendwas ist schief gelaufen, irgendwie schaffen wir es einfach nicht, es gemeinsam auf die Reihe zu kriegen. Vielleicht ist es wirklich am Besten, du versuchst es alleine, jedenfalls ohne mich. Denn es scheint, zumindest mir so, als wäre ich dir ein Hindernis dafür gewesen. Das war nie meine Absicht… Doch ein Leben ohne ihn war kein Leben, das war ihm klar geworden. Und wenn er dieses Leben nicht haben konnte, dann wollte er gar keines. Kein Scheinleben, kein Leben voller Schmerz und Verzweiflung. Er erwartete nicht, dass Hannah es verstand – er verstand es selbst nicht. Doch Fakt war, dass es nur zwei Optionen für ihn gab, und dass er inständig hoffte, dass es die erste war. Sie strich ihm sanft mit einer Hand über die Wange. „Ich weiß…“, sagte sie leise, ihr Blick wich unsicher dem seinen aus, als würde sie abwägen, ob sie die nächsten Worte wirklich aussprechen sollte. „Aber meinst du nicht, dass er sich verändert hat? Fünfzehn Monate sind eine lange Zeit. Und er war schließlich im Gefängnis, nicht im Urlaub“, erinnerte sie ihn vorsichtig, spürte, wie sich sein Körper unter dem ihren verkrampfte, wie sein Blick kühl wurde, unnahbar. „Es ist mir egal, ob er sich verändert hat“, entgegnete Ruffy stur, die Zähne fest zusammen gebissen, seine Worte kaum mehr als ein gereiztes Zischen. „Ich will doch nur nicht, dass du es umsonst tust, dass du dir noch mehr wehtust“, versuchte die Braunhaarige ruhig, ihn zur Besinnung zu bringen. Doch Ruffy sträubte sich gegen die Vorstellung, dass sein Zorro nicht mehr der sein könnte, der er mal gewesen war. Dass er nicht mehr so empfinden könnte. Dass er ihn abweisen könnte. „Ich mache das nicht umsonst, Hannah!“, fauchte der Schwarzhaarige und versuchte erfolglos, sich von ihr wegzudrehen, um ihrem schneidenden Blick ausweichen zu können, der bis auf seine Seele blicken konnte. Der ihn durchbohrte. Der all seine Ängste ans Tageslicht förderte. „Du gehst ein viel zu großes Risiko ein!“, redete Hannah stur weiter auf ihn ein, während sie seine Schultern hart an Ort und Stelle hielt und ihn zwang, ihr in die Augen zu sehen. „Ich bin das tausend Mal durchgegangen – ich weiß sehr wohl, wo die Risiken sind, Dankeschön!“, blaffte er ungehalten. Er spürte, wie sie zusammenzuckte, doch die Wut ließ sich nicht aufhalten. „Ich weiß, dass der Plan nicht perfekt ist, aber wenigstens kann ich am Ende sagen, dass ich es versucht habe, dass ich nicht aufgegeben habe! Ich will ihn wieder haben, koste es, was es wolle – und wenn es meine letzten Hoffnungen zerstören sollte. Dann bleibt mir immer noch ein Ausweg.“ „Hörst du dir eigentlich zu?!“, fuhr die Braunhaarige schrill dazwischen, nun am ganzen Körper bebend. Sie wusste, dass Ruffy meinte, was er sagte, wusste es nur zu gut, weil immer sie die jenige war, die das Schlimmste verhinderte sie. Weil immer sie zur Stelle war, wenn der Schwarzhaarige mal eben beschloss, dass sein Leben nichts mehr wert war und drauf und dran war, sich in den sicheren Tod zu stürzen. Weil immer sie es war, die alles wieder einrenkte, weil sie es war, die sich bis aufs Blut aufopferte und zurücksteckte. Und das alles nur, weil sie ihn liebte, dieses deprimierte Häufchen Elend, dessen Herz in festen Händen war. In Händen, die es zerquetschten und nicht zu würdigen wussten. In Händen, die ihn zerstörten, bis zum letzten Rest. Schwer atmend blickten sie sich an. Hannah blinzelte wütend die Tränen weg. „Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, was ist, wenn Zorro das nicht will?!“ Ruffy wimmerte gequält, als dieser Gedanke erneut sein Bewusstsein schnitt. Einen Moment war es still, abgesehen von ihren heftigen Atemzügen und dem Knistern in der Luft, dass die kommende Explosion zwischen ihnen ankündigte. Er öffnete den Mund, um ihr zu Antworten, doch kein Wort kam über seine Lippen, da sie abwehrend die Arme vor die Brust hielt. „Weißt du was? Ich will’s gar nicht hören“, sagte sie leise, kletterte geschickt von ihm runter und durchquerte das Zimmer in zwei schnellen Schritten, während ihre Schultern vor unterdrückten Schluchzern verdächtig zu zittern begannen. Die Tür knallte laut hinter ihr zu, und zurück blieb Ruffy, alleine und verwirrt. Er blinzelte einige Male, um sich wieder zurechtzufinden, um wieder zu Besinnung zu kommen. Seine Wut war von einer Sekunde auf die andere ins Nichts verpufft, und er wusste, dass er absolut überreagiert und sie verletzt hatte. Wieder einmal. Er atmete tief durch, fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht und setzte sich dann vorsichtig auf. Er war so ein Idiot. Schwerfällig setzte er sich auf, fuhr sich durch das wirre Haar. Er sollte ihr dankbar sein dafür, dass sie das alles mit ihm aushielt, dass sie bei ihm blieb, obwohl er ihr mit seiner Anwesenheit nur Kummer bereitete, stattdessen ließ er seinen Zorn an ihr aus, jammerte ihr täglich die Ohren voll. Dass sie nicht schon längst die Flucht ergriffen hatte, war bewundernswert – und er hatte es nicht verdient. Vermutlich wäre es sogar besser, wenn er ihr nicht nachging, wenn er sie alleine ließ, damit sie sich darüber klar werden konnte, dass es besser war, wenn sie ihn verließ. Er würde sie ebenfalls zerstören, so wie er sich selbst zerstört hatte. Sie wusste nicht, was gut für sie war, und dafür war er ihr unsäglich dankbar. Er schwang sich aus dem Bett und ging ihr nach, schloss die Tür jedoch vorsichtiger hinter sich als sie es getan hatte, nun, da seine Wut abgeflaut war und nichts als Schuld zurückgeblieben war. Er hätte es vermutlich nie so weit kommen lassen sollen, doch er brauchte ihre Hilfe, war auf sie ebenso angewiesen wie auf Luft oder Wasser. Ohne sie hätte er weder die Monate bis jetzt überstanden, noch würde er vermutlich die nächsten Tage überstehen, auch wenn es bloß noch kurze Zeit bis zur Apokalypse war. Er entdeckte sie zusammengekauert in der Ecke des Flurs, die Beine eng an den Körper gezogen, da Gesicht auf die Knie gelegt und hemmungslos schluchzend. Langsam, beinahe vorsichtig, überwand er die Distanz zwischen ihnen und ging vor ihr in die Hocke, bevor er tief seufzte und sich neben sie setzte, von wo aus er sie sachte in die Arme zog. „Es tut mir Leid“, hauchte er leise, war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn über ihr schmerzerfülltes Schluchzen überhaupt gehört hatte. Er lächelte schwach, schief. „Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe“, erklärte er jedoch weiter, obwohl keine Reaktion kam. Das Schluchzen erstarb langsam und er schöpfte Hoffnung, dass sie ihm noch ein Mal verzeihen konnte. Dass sie noch ein Mal seinen Schmerz heilen würde. Dass sie wieder einmal keine Rücksicht auf sich selbst nehmen würde. Doch dem war diesmal nicht so. „Und ob du es so gemeint hast! Jedes Wort! Hör endlich auf mich anzulügen, Monkey D. Ruffy.“ Er schwieg, wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dass sie Recht hatte, und ihr damit noch mehr Schmerz zufügen als ohnehin schon? Ihr sagen, dass sie daneben lag, und schon wieder lügen, um ihr ebenfalls wehzutun? „Ich kann das nicht mehr Ruffy. Immer nur Zorro, Zorro, Zorro – du kennst kein anderes Thema mehr! Kanntest es noch nie! Ich hasse diesen Kerl jetzt schon, ohne, dass ich ihn jemals kennen gelernt habe!“ Ihre Stimme, die vorher noch brüchig und unsicher gewesen war, wurde von Wort zu Wort fester, und Ruffy zuckte unter jedem Einzelnen zusammen, obwohl er wusste, dass er sie verdient hatte. „Dieses Arschloch trampelt ohne Rücksicht auf deinen Gefühlen herum! Fünfzehn Monate und er hat sich kein Einziges Mal bei dir gemeldet – ist das etwa die große Liebe, von der du da sprichst?! Sieh’s doch endlich ein, er hat kein Interesse mehr an dir! Dafür aber ich! Ich liebe dich, Ruffy, aber alles was ich kriege, sind Storys von deinem alten Lover, ein paar Küsse und das war’s. Hast du eigentlich den geringsten Schimmer, wie frustrierend das ist?!“ Sie stoppte kurz, schwer atmend. Er wich ihrem zornfunkelnden Blick aus, wusste nicht, was er sagen sollte. Vermutlich hatte sie vollkommen Recht mit ihren Vermutungen, auch wenn sie ihn Wort für Wort in Stücke riss und er sich immer noch dagegen sträubte, es sich einzugestehen. Doch bevor er auch nur damit beginnen konnte, nach den geeigneten Worten zu suchen, fuhr sie bereits fort. „Ich wollte nur einen schönen Abend mit dir verbringen. Wenn ich schon nicht dein Herz haben kann, dann will ich wenigstens noch die letzten Tage in Ruhe mit dir verbringen. Aber anscheinend bist du dazu nicht in der Lage.“ Ihre Stimme war ruhiger geworden, und der Schmerz war deutlich herauszufiltern. Ruffy schloss die Augen, seufzte tief und fuhr sich langsam durch das Haar, als würde es ihm helfen, die Welt im Gleichgewicht zu halten. „Ich weiß, und es tut mir Leid. Ich bin ein Arschloch.“ Er lächelte schief. „Und du hast etwas besseres als beschädigte Ware verdient“, fügte er leise hinzu. Hannahs Schultern sackten kaum merklich runter. „Weißt du, Ruffy, beschädigte Ware finde ich gar nicht mal so schlecht. Nur muss sie mich ja nicht ständig daran erinnern, dass sie es ist.“ Eine Weile lang schwiegen sie, starrten an die Wand gegenüber. Sachte lehnte die Braunhaarige ihren Kopf gegen seine Schulter, lachte schließlich bitter auf. „Wir hatten noch nicht einmal Sex. Nach über dreizehn Monaten, die wir jetzt zusammen sind.“ Ruffys Kopf zuckte in die Höhe, sein Herz flatterte nervös. War es das, was sie wollte? Körperliche Liebe? In ihm zog sich alles zusammen. Er wollte sie glücklich machen – aber nicht um jeden Preis. Es würde sich wie Betrug anfühlen, das wusste er, und dass, obwohl er und Zorro nie so weit gekommen waren, obwohl Zorro nichts mehr von ihm wissen zu wollen schien. Er ließ sich Hannahs Worte noch einmal durch den Kopf gehen, lehnte dann seinen Kopf gegen ihren. „Das lässt sich einrichten, denke ich“, meinte er schließlich und unterdrückte mühsam das Zittern in seiner Stimme. Erstaunt blickte die Braunhaarige zu ihm auf, eine Augenbraue fragend in die Höhe gezogen, bevor sich ein kaum merkliches Lächeln über ihr Gesicht zog. „Das wäre schön.“ Ruffy lächelte ebenfalls, auch wenn es ihn alle Anstrengung der Welt kostete. Er war es ihr schuldig. Langsam rappelte er sich auf die Beine, streckte die Hand nach ihr aus. „Na komm. Wir haben schließlich noch was vor.“ Er zwinkerte ihr zu, verbannte das schlechte Gewissen und die sterbende Hoffnung in seinen Hinterkopf, wenigstens für wenige Stunden. Und wenn der Boden unter seinen Füßen wegbrach, das wusste er, würde sie für ihn da sein und ihn auffangen, ungeachtet der Schmerzen, die sie erleiden würde. Und er hasste sich für diesen Gedanken. **********END********* Edit 1: Weder Ruffy noch Zorro sind so herzlos, wie in diesem Ausschnitt dargestellt. Der grünhaarige Knasti mit selbstzerstörerischem Orientierungssinn hat Briefe geschrieben - hunderte. Nur sind sie nie angekommen. Während diesem Ausschnitt ist er gerade entlassen worden und quartiert sich bei seinem Anwalt, Mihawk Dulacre, und dessen Lebensgefährten, dem Psychologen Shanks, ein und denkt nur an Ruffy. Edit 2: Hannah ist blöd. Edit 3: An dieser FF habe ich fünf Stunden geschrieben, dabei sieben Zigaretten geraucht und einen Liter O-Saft getrunken - und drei Mal meine Wiedergabeliste mit zwei Linkin Park Alben durchgehört. Für etwaige Rechtschreibfehler übernehme ich keine Haftung, wendet euch dabei an das Word-Dokument eures Vertrauens oder meine Tastatur >___> Edit 4: Auf Wunsch folgen eventuell noch weitere One Shots über dieses RPG. Auf Wunsch. Eventuell. XDD Hoffe es hat gefallen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)