Shorties, die die Welt noch braucht von abgemeldet (One Shots, größtenteils zu Sirius Black und Severus Snape) ================================================================================ Kapitel 2: Vollzeitarschloch - oder: Zum Glück hat man andere Sorgen im Leben als dass man sich ständig nur mit der einen beschäftigen könnte. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ein Vollzeitarschloch zu sein ist gar nicht so schwer, wie manche Menschen gerne glauben würden. Solange man die richtigen Veranlagungen dafür mitbringt. Severus Snape brachte die richtigen Veranlagungen dafür mit. Es fiel ihm sogar noch einfacher, ein Arschloch zu sein, als den durchschnittlichen Arschlöchern. Und bei Weitem leichter als allen anderen Lehrern von Hogwarts, Englands Schule für Hexerei und Zauberei. Er wusste ja selbst nicht, wie er ausgerechnet einen Job hatte annehmen können, bei dem er täglich mit etwas derart Zermürbendem wie Kindern konfrontiert wurde. Kinder. Kinder waren wie kleine Erwachsene. Sie waren halb so groß, halb so intelligent, halb so höflich, halb so wohlerzogen, halb so vorsichtig, halb so talentiert und vor Allem halb so akzeptabel. Akzeptabel war das snape'sche Pandon für "nett" oder "liebenswert". Es war einfach das Wort, das ihn am ehesten Beschreiben ließ, dass er von der Anwesenheit einer bestimmten Person in seinem Umfeld nicht genervt war. Es gab nur wenige Menschen, die es tatsächlich geschafft hatten, sich diesen Status zu erarbeiten. Albus Dumbledore gehörte beispielsweise dazu, Lucius Malfoy gehörte dazu, Lily Evans hatte dazugehört und, auch wenn er nicht ganz verstand, wie es dazu gekommen war, auch Sirius Black gehörte dazu, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise. Es war eher so, dass er Sirius' Blacks Anwesenheit in seinem unmittelbaren Umfeld nicht direkt akzeptierte, vielmehr brauchte er gelegentlich jemanden, an dem er seine schlechte Laune auslassen konnte, ohne später ein schlechtes Gewissen zu haben. Und ein schlechtes Gewissen war in Blacks Zusammenhang mehr als unangebracht, schließlich trug Severus selbst nach jeder ihrer Zusammenkünfte mindestens genauso viele blaue Flecken davon wie Black. Und aus irgendeinem, ihm selbst nicht schlüssigen Grund, machte ihn das froh. In der Tat, ein Vollzeitarschloch zu sein war gar keine schlechte Beschäftigung für Severus Snape, und im Gegensatz zu seinem bezahlten Beruf war er geradezu geboren für diese Tätigkeit, und er führte sie mit Leib und Seele und Enthusiasmus und seinem ganzen Herzen aus. Jedes Mal also, wenn Black wieder einmal sagte: "Sag mal, solltest du nicht langsam dafür bezahlt werden, so ein Arschloch zu sein? Das muss doch mega anstrengend sein!", grinste Severus nur und schüttelte den Kopf: "Das ist mehr so ein Hobby von mir", pflegte er dann zu antworten, und es folgten in der Regel nur noch wenige Worte, bevor es zu blitzen und zu donnern begann. Zumindest, so dachte Severus oft, zumindest kannten sie sich inzwischen gegenseitig gut genug, um zu verhindern, dass einer von ihnen am Ende ihrer Duelle medizinischer Hilfe bedurfte, das verursachte dann nur Komplikationen, das hatten sie schnell verstanden. Damals in der Schule war das des Öfteren passiert. Er erinnerte sich gelegentlich daran, bei einem Glas Wein oder wenn er ein altes Foto von damals betrachtete. Madam Pomfrey war an ihnen regelmäßig verzweifelt. Sie hatte gewiss auch Besseres mit ihrer Zeit anzustellen, als immer wieder Hasenzähne zu schrumpfen, Fell aus Gesicht und von Armen zu entfernen, unaufhörlichen, grünen Tränenfluss zu stoppen, Haarwuchsflüchen Einhalt zu gebieten und Blaue-Flecken-Entferner zu brauen. Nicht, dass sie das je daran gehindert hatte, aber heute, wo er alt genug war, mehr als eine Standpredigt für die Duelle zu kassieren, war er im Großen und Ganzen schon froh, dass sie beide ihre Streitereien auf einer Basis zu halten vermochten, deren Auswirkungen sie beide anschließend selbst verarzten konnten. Und gelegentlich, ganz selten, kam es sogar mal vor, dass der eine oder andere sich ein klein wenig schuldig fühlte, wenn er zu weit gegangen war. Ohne diese Möglichkeit, seinen Aggressions- und irgendwie auch seinen Spieldrang ausleben zu können, so fand Snape, wäre es jedenfalls wirklich anstrengend, ein Vollzeitarschloch zu sein. Zumindest auf lange Sicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)