Ryous Weihnachten von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 2: Alles aus? --------------------- Ein greller Sonnenstrahl viel durch das große Fenster und kitzelte den Weißhaarigen sanft an der Nase. Verschlafen streckter er sich und gähnte dabei. Als er blinzelnd die Augen öffnete und sein Blick auf ein kleines Päckchen, welches auf dem Tisch vor ihm stand, fiel riss er erschrocken die Augen auf. Plötzlich hatten ihn die Erinnerungen der vergangenen Nacht eingeholt. Panisch schaute er sich um. Wo war er? Verwirrt sprang er auf und schwankte dabei leicht. Ganz ruhig, ganz ruhig, dachte er aufgeregt. Langsam setzte er sich wieder hin. “Er ist bestimmt nur auf die Toilette gegangen”, versuchte er sich zu beruhigen, vergebens. Mit einem lauten, verzweifelten Seufzer stand er wieder auf und eilte ins Bad. Bevor er die Tür aufriss, klopfte er zweimal an, keine Antwort. Mit einen Ruck öffnete er die Tür, nichts. Von angst erfasst raste er durch das ganze Haus, er konnte niemanden finden. Den Tränen nahe blieb er vor der Tür des letzten Zimmers stehen, in dem er noch nicht gesucht hatte, dem Zimmer seiner Mutter. Er würde doch nicht… würde er? Aber seine Mutter kam doch jede Nacht nach Hause, gestern sicher auch… Reglos blieb er stehen, plötzlich wurden seine Augen noch panischer, seine Mutter. Gestern war er auf Bakuras Schoß eingeschlafen, von diesem umarmt, wie sah das bloß für sie aus, was würde sie denn jetzt denken? Tausend Fragen kamen ihm in den Kopf, doch zwei stachen besonders hervor. Erstens: War seine Mutter gestern denn noch nach hause gekommen, oder lag Bakura jetzt in ihrem Bett, falls überhaupt jemand in diesem Raum war, der getrennt von der Tür vor ihm lag. Und zweitens: Wenn seine Mutter drin lag, hatte sie die Beiden letzte Nacht dann noch gesehen, oder war Bakura schon vorher abgehauen? Mit fragendem Blick starrte er die Tür an. Vielleicht hatte er deshalb die flucht ergriffen… “Hmm”, machte er und hing seinen Anstellungen nach. Ohne anzuklopfen riss er schließlich die Tür auf, seine Mutter wäre um diese Uhrzeit vermutlich eh nicht mehr in ihrem Bett gewesen, selbst wenn sie nicht arbeiten war. Und hätte er damit Bakura geweckt, wäre das diesem ganz recht geschehen, ihn so zu erschrecken. Ungläubig starrte er die Bettdecke an, die sich in der Mitte des Bettes stark wölbte. Nach einem Moment des Zögerns ging er erleichtert auf das Bett zu. Sollte er jetzt wütend sein, oder glücklich darüber, dass Bakura noch da war? Als er einmal um das Bett herumgegangen war zupfte er leicht an der Decke, so dass das Gesicht darunter zum Vorschein kam. Sofort erstarrte er. Erschrocken starrte er in hellbraune Augen, heller als seine Eigenen, schon fast grau. Das war nicht Bakura! Die müden Augen seiner Mutter schauten ihn verwundert an. Dann lächelte sie sanft, “Was hast du denn, Schatzt?”, fragte sie mit noch sanfterer Stimme. Er schüttelte nur den Kopf und trat mit erschrockenem Blick ein paar Schritte zurück. Ohne zu wissen weshalb, machte er sich zur Flucht bereit. Verwundert und zu gleich leicht verängstigt schaute sie ihn nun an, “Ist was passiert? Was ist denn los?”, jetzt klang ihre Stimme leicht panisch. “Was… machst du… hier?”, brachte er nur stotternd heraus. Jetzt kicherte sie etwas erleichtert, “Ich wohne hier”, antwortete sie und lächelte wieder. Nein, das meinte er nicht, wieso war sie noch so spät hier? “Ach so”, sagte sie nach wenigen Sekunden des Schweigens, was ihn verwundert aufblicken lies, “weil ich in letzter Zeit gar nicht mehr zu Hause war”, vollendete sie den begonnenen Satz, als könne sie Gedanken lesen. “Ich dachte nur, da gestern Weihnachten war und ich momentan eine schreckliche Mutter bin”, sie lächelte entschuldigend, “komme ich mal vorbei und bring dir ein kleines Geschenk mit. Und was muss ich sehn?” Das klang leicht verärgert, für einen kurzen Moment setzte sein Herz aus. Sie hatte die Beiden gesehen! Mit verängstigten Blick schaute er zu ihr. Plötzlich fing sie leicht an zu grinsen, fand sie das etwa lustig? “Jetzt mach dir doch nicht so einen Kopf, ich kann das ja verstehen”, sagte sie und schaute ihn entschuldigend an. Verwirrt schaute er zurück, was verstand sie? Doch das schien sie nicht zu bemerken, denn sie plapperte unerschrocken weiter. “Hätte meine Mutter so lange auf sich warten lassen, wäre ich auch eingeschlafen. Es tut mir nur schrecklich leid, dass du so alleine warst und das an Weihnachten, ich bin wirklich eine schlechte Mutter”, mit einem traurigen Seufzer setzte sie sich auf um vor sich auf das Bett zu klopfen. Mit einem kurzem Zögern setzte sich der Weißhaarige vor seine Mutter. Was meinte sie bloß, wovon redete sie? Mit einem prüfenden Blick schaute die Mutter ihren Sohn an, “Was hast du denn?”. Er zuckte kurz zusammen, “Ach nix, ich bin grad nur verwirrt”, log er und setzte ein falsches Lächeln auf, etwas was er gut konnte. Sie lächelte ihn sanft an, “Kann ich verstehen”, flüsterte sie und strich ihm tröstend über den Kopf. “Ja…”, brachte er nur hervor. “Komm, ich mach dir Frühstück”, “O… okay”, nuschelte er. Freudestrahlend sprang sie vom Bett und flitzte ins Badezimmer. Kaum hatte sie den Raum verlassen, sackte er erschöpft zusammen und war kurz davor in Tränen auszubrechen. Sein Kopf war leer, er konnte jetzt an nichts denken. Um sich etwas abzulenken stand er auf und ging ins Wohnzimmer. Schlechte Idee. Kaum hatte er das kleine Päckchen auf dem Tisch erspäht, schossen ihm die Tränen in die Augen. Bevor er sich vollkommen in Tränen auflösen konnte sah er einen kleinen Zettel, welcher unter dem ungeöffneten Geschenk rausschaute. Langsam schwankte er darauf zu und lies die Hand zögernd sinken um den Zettel zu nehmen. Er war einmal gefaltet. Vorsichtig faltete Ryou ihn auseinander und las mit feuchten Augen, die wenigen Sätze, die in unordentlicher Schrift auf das Papier geschmiert waren. Lieber Ryou, Ich hoffe sehr du findest diesen Brief, bevor du zusammenbrichst, aber ich musste einfach weg, damit dir nichts schlimmes zustößt. Ich hoffe du verzeihst mir. Und bitte suche nicht nach mir! LG Bakura Ungläubig lies er das Blatt fallen und fiel auf die Knie um in Tränen auszubrechen. Das konnte nicht war sein. Warum hatte er ihn verlassen und wann würde er ihn wieder sehen? Warum schrieb er, er solle nicht nach ihm suchen, hieß dass, er kam nicht zurück? Was sollte das alles? Er hatte doch gesagt sie wären Freunde und dann haute Bakura einfach ab? Sein Tränenfluss wurde nur noch stärker und er krümmte sich auf dem Boden. Ein lauter Schluchzer entfuhr ihm und kurz darauf stand seine Mutter mit besorgtem Gesichtsausdruck neben ihm. Zwar konnte er sie nicht sehen, sein Blick war zu verschwommen von den Tränen, aber er spürte ihre Nähe und schnappte sich schnell den Zettel um ihn zusammenzuknüllen und unter das Sofa zu werfen. Geschickt genug, damit seine Mutter es nicht bemerkte. Noch in seiner Bewegung spürte er, wie ihm eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und diese vorsichtig umgriff. Er wurde sanft hochgehoben und fand sich wenige Augenblicke später in den Armen der besorgten Frau wieder. Sie drückte ihn fest an sich und versuchte ihn so gut wie möglich zu trösten. “Schhschhh… Was hast du denn?”, fragte sie sanft und ihre Umarmung wurde noch fester, was ihn noch schlimmer weinen lies. Er beachtete seine Mutter nicht. Wie konnte Bakura ihm das nur antun? Jetzt hatte er gerade eine Freundschaft geschlossen und dann so was? Das sollte doch ein schlechter Witz sein. Jetzt stieg Wut in ihm auf. Da seine Mutter keine Antwort von ihm bekommen hatte, schnappte sie sich das Päckchen und betrachtete es genauer. “Für wen ist das?”, fragte sie und lockerte ihre Umarmung, damit der Weißhaarige es auch sehen konnte. Sofort wich die Wut aus seinem Blick und er wurde wieder traurig. “Nicht… so wichtig”, brachte er unter Tränen hervor und drehte sich weg. Sie betrachtete ihn misstrauisch, “Du hattest Besuch”, es war eine Feststellung. “Na und?”, sagte er tonlos. Sie drückte ihn noch mal kurz, dann stand sie auf, “Komm, iss etwas, ja?” Bestimmt verstand sie jetzt alles falsch, aber das war ihm herzlich egal. Niedergeschlagen stand er auf und folgte ihr in die Küche um etwas zu essen. Der Tag war mehr oder weniger schnell vergangen, als erstes war er mit seiner Mutter in der Innenstadt unterwegs gewesen, wo sie sich die bunt geschmückten Straßen und Häuser angeschaut hatten. Der Schnee glitzerte im schein der Sonne. Den ganzen Tag war, im Gegensatz zu Gestern keine einzige Schneeflocke vom Himmel gefallen. Seine Mutter bedauerte immer wieder, dass die Läden geschlossen waren, sonst hätte sie ihm ein paar neue Sachen zum anziehen gekauft. Während sie durch die Straßen gingen, erzählte sie von allem Möglichen und er hörte nur zu. Das Meiste hatte er mittlerweile vergessen, aber seine Mutter hatte anscheinend eine Selbsthilfegruppe gefunden, die ihr half über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen und wollte ab jetzt wieder mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen. Ihm war es nur recht. Solange sie da war, war er abgelenkt und musste nicht die ganze Zeit an eine gewisse Person denken. Danach waren sie nach Hause gegangen, weil sie ihm unbedingt sein Geschenk geben wollte. Es war irgendein Buch, er hatte noch nicht mal auf den Titel geachtet, so etwas interessierte ihn momentan nicht. Als er es geöffnet hatte, hatte er gelächelt und war seiner Mutter, mit einem glücklichen ‘Danke’ um den Hals gefallen. Er musste sie ja nicht mit seiner schlechten Laune belasten. Und jetzt saß er vor dem brennenden Kamin und schaute den Flammen zu, wie sie sich um das Holz züngelten. Seine Mutter bereitete in der Küche das Abendessen zu. Er wollte ihr dabei helfen, aber sie meinte, er solle sich mal eine Pause gönnen. Und jetzt war er wieder alleine und musste über alles nachdenken, über das was er am vorherigen Tag empfunden hatte und über das, was er heure Morgen gefühlt hatte. Wie schon beim letzten Mal erinnerten ihn die Flammen an jemanden. Alles war so unwirklich, als hätte es nie einen Bakura gegeben. Wie lange kannte er ihn schon, drei Tage? Vielleicht hatte er sich alles auch einfach nur eingebildet, aber konnte das sein? Niemals. Er seufze leise. Was hatte das alles zu bedeuten, dieser Brief? Was sollte ihm denn schlimmes zustoßen, wenn er in seiner Nähe war? Bakura beschützte ihn doch vor allem und jedem. Und dann sollte er ihn auch noch nicht suchen, wieso denn? Was hatte er denn plötzlich? Dann würde er ihn ja erst wieder nach den Ferien sehen, wenn er dann noch da wäre. Verzweifelt schaute er die Flammen an und verkrampfte seine Hände. Was wenn er ihn die ganze Zeit nur belogen hatte? Vielleicht steckte er ja doch mit den Jungs aus seiner Klasse unter einer Decke. Aber er hatte ihm doch seinen wertvollsten Besitz gezeigt. War das auch nur gelogen? Das konnte alles wirklich nicht war sein. Er schluchze kurz und rollte sich dann auf dem Sofa zusammen um nicht wieder in Tränen auszubrechen. “Noch eine Woche…”, murmelte der Weißhaarige und starrte ungläubig aus dem Fenster. In einer Woche fing wieder die Schule an, ob der Silberhaarige dann noch da war? Seit dem Abend an Weihnachten hatte er jede freie Sekunde an ihn gedacht, wobei sich sein Herz so anfühlte als würde es in tausend Scherben zerspringen. Es war wirklich seltsam. Er kannte Bakura doch überhaupt nicht, zumindest nicht richtig. Er starrte weiter die Scheibe an, an der Häuser und vereinzelt auch Bäume vorbeirasten. Er war mit dem Zug auf den Weg in die Innenstadt, um etwas shoppen zu gehen, alleine. Ab heute war der Urlaub seiner Mutter rum, mit der er die ganze letzte Woche alles mögliche unternommen hatte. Ob sie ihr versprechen halten und wieder öfters etwas mit ihm unternehmen würde? Es war schon seltsam, dass sie gerade jetzt, wo es ihm so schlecht ging, wieder um ihn kümmerte. Ob das wirklich nur an ihrem schlechten Gewissen lag, weil sie zu Weihnachten nicht da war? Eher nicht. Er seufzte kurz. Wahrscheinlich hatte sie längst alles durchschaut, was eigentlich nicht sein konnte. Aber sie kannte ihn immerhin besser als sonst irgendjemand. Mit einem lauten quietschen stoppte der Zug und Ryou sprang tollpatschig auf um auszusteigen. Draußen war es kälter als im Zug. Er konnte deutlich seinem Atem sehen und seine Nase fing langsam an einzufrieren. Schnell wickelte er sich seinen Schal fester um den Hals und lief los. Zwar hatte er es nicht sonderlich eilig, allerdings fürchtete er, dass ihm etwas abfror, wenn er sich nicht bewegte. Die Straßen waren vereist und er musste aufpassen, dass er nicht ausrutschte. Warum war hier überhaupt überall Eis? Seit Heiligabend hatte er keine einzige Schneeflocke mehr gesehen und es gab auch nur selten Wolken, aus den welche hätten kommen können. Die Sonne schien fast immer, trotzdem herrschten frostige -5°C, für ihn definitiv zu kalt. Schnell huschte er in den erstbesten Laden und rümpfte kurz die Nase, nachdem er sich umgeschaut hatte. Ein Kosmetikladen. Noch auf der Schwelle drehte er sich wieder um und ging raus, das musste er sich wirklich nicht antun. Draußen lies er seinen Blick suchend über die Geschäfte streifen, was wollte er eigentlich kaufen? Plötzlich fiel ihm etwas in sein Blickfeld, was ihn herumschnellen lies. Silbernes Haar. Das war das einzige was er sehnen konnte, als es schon in einer Seitengasse verschwunden war. Ohne nachzudenken was er tat, rannt er schon zu dieser. Was war denn jetzt los? Konnte das Bakura sein? Aber wenn er auch auf Einkaufstour war, warum ging er dann in eine Seitengasse? Wollte er sich etwa vor ihm verstecken? Hier wohnen würde er ja wohl kaum, dann hätte er ja einen ewig langen Weg zur Schule, da gab es Näherliegende. Er konnte keinen klaren Gedanken fasse, zu viel schwirrte ihm im Kopf herum. Ohne nachzudenken rannte er in die kleine Gasse und hielt nach den weißlichen Haaren Ausschau. Nachdem er zweimal abgebogen war, wurde er langsamer. Was tat er hier? Er rannte durch eine dunkle Gasse um jemanden zu finden, den er sich vermutlich nur eingebildet hatte. Dieser Gedanke verschwand sofort, nachdem er um eine weiter Ecke gebogen war und silbernes Haar erblickte. Doch es war nicht silbern, sondern einfach nur grau und das war auch nicht Bakura, sondern irgendein Mann, den er nicht kannte und der gefährlich aussah. Er schien zwar alt, doch war er sehr muskulös. Neben ihm standen zwei weitere Männer, mit denen er sich in tiefer Stimme unterhielt. Ein kurzes bösartiges, so schien es ihm, Lachen erklang und dem Weißhaarigem entfuhr ein erschrockener Laut. Die drei Männer drehten sich ruckartig um, erst jetzt hatten sie ihn bemerkt. Erschrocken starrte Ryou sie an und ging langsam einige Schritte zurück. Zuerst schauten ihn die Männer verwundert an, dann ändertet sich ihr Ausdruck zu einem Grinden, welches nichts Gutes zu bedeuten hatte. Mit langsamen Schritten kamen sie auf den jüngeren zu. Dieser wollte sich umdrehen und wegrennen, doch da war einer der Männer schon hinter ihm und versperrte ihm den Weg. Er hatte kurze blonde Haare und sah jünger als die anderen Beiden aus, auch er grinste hämisch. Sie kamen immer näher, was ihm nur die Flucht in eine dunkle Ecke lies. Sein Herz begann zu rasen und ihm wurde schwindelig. Was hatten sie bloß mit ihm vor? Panisch schloss er die Augen, als der dritte, braunhaarige ein Messer zog, das wollte er gar nicht sehn. Er konnte sein Herz hören, so kam es ihm zu mindest vor, es hämmerte so laut, das er glaubte, es würde gleich aus seiner Brust springen. Plötzlich ertönter ein lauter Schrei, erschrocken riss er die Augen auf. Etwas rotes spritzte auf sein Gesicht, Blut. Das war das letzte, was ihm durch den Kopf ging, ehe es ihm schwarz vor Augen wurde und er zusammenbrach. Eine dreckige weiße Decke, von der sich die Tapete löste. In den Ecken waren gut schwarze Flecken zu sehen. Ryou blinzelte kurz. Wo war er? Plötzlich fiel ihm alles wieder ein. Mit einem ruck setzte er sich auf und suchte seinen Körper nach Wunden ab. Er hatte das spritzende Blut in der Gasse noch verschwommen vor Augen und es konnte ja nur seines sein, wer sollte ihm denn schon zu Hilfe geeilt sein? Doch er konnte nichts finden. Vielleicht hatte er es sich ja nur eingebildet, aber es war so, so real. Langsam lies er seinen Blick durch das Zimmer schweifen, diese Mistkerle hatten ihn bestimmt gefa… Mitten in seinem Gedanken stoppte er und riss die Augen weit auf. Vor ihm saß er, mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck beobachtete er den Weißhaarigen. Die schwarzen Augen folgten jeder seiner Bewegungen. “Ba… Bakura”, ungläubig starrte er den vor sich sitzenden an. Konnte das sein? War er es wirklich, oder wurde er langsam verrückt? Und hatte er ihn vor den Männern gerettet? Sein Gesichtsausdruck wechselte von ungläubig zu fragend. Bakura seufzte nur und schloss kurz die Augen, “Was stellst du nur an?”, fragte er und durchbohrte den Kleineren mit seinem Blick. “Wieso ich?”, fragte dieser vorwurfsvoll, wie hatte er den Klang von Bakuras tiefer Stimme vermisst. Das war echt nicht mehr normal, er seufzte innerlich und schüttelte den Kopf. “Ach, wolltest du dich jetzt umbringen, nur weil ich gegangen bin?”, fragte der Ältere kalt und auch leicht verärgert. Was war bloß los mit ihm. Ryous Gesichtsausdruck wechselte zu ängstlich, sehr ängstlich. Der Junge vor ihm war nicht der Junge, den er kannte, auch wenn es nur drei Tage gewesen waren. Er war plötzlich so mit Hass erfüllt und auch seine Augen, sie waren schwarz, nur schwarz. Die Augen des jüngeren füllten sich mit Tränen, warum war er nur so gemein zu ihm? Mit einem Schlag wurde der Blick des Größeren noch hasserfüllter. Er sprang von seinem Stuhl auf und ballte die zitternden Hände zu Fäusten. Dann verlies er mit einem lauten Türknall den Raum. Draußen wurde etwas zerbrochen und geflucht, dann war es still. Was war das, war er etwa wütend, dass der Weißhaarige hier war? Jetzt hatte er Bakura endlich wieder gesehen und anstatt sich zu freuen, brach er in leises Geschluchze aus. Erneut öffnete der Weißhaarige in dem kleinem Zimmer seine Augen, dieses Mal konnte er sich schneller an das Geschehene erinnern. Als Bakura aus dem Zimmer gestürmt war, musste er wohl eingenickt sein, denn jetzt viel durch ein kleines verdrecktes Fenster nicht mehr so viel Licht, wie zuvor. Vielleicht bildete er sich das aber auch nur ein. Vorsichtig schaute er sich in dem Zimmer um, es war wirklich winzig. Links neben der Tür stand das Bett, auf dem er mittlerweile saß, parallel zu dem kleinen Fenster, welches rechts von der Tür in der Wand war. Am Kopfende, gegenüber der Tür, stand ein alter Schreibtisch mit einem ebenso altem Stuhl davor. Unter dem Tisch standen zwei geschlossene Pappkartons , ob er nachschauen sollte? Er schüttelte den Kopf, wo war er hier nur gelandet? So leise wie möglich stand er auf und schlich zur Tür, er musste ja irgendwie mal nach Hause kommen. Einen Spalt weit öffnete er die Holztür und spähte hinaus. Vor ihm lag ein winziger Flur, der aussah als käme er direkt aus einem Horrorfilm, der verstaubte Flur eines verlassenen Geisterhauses, er schüttelte sich. Rechts leuchtete schwaches Licht auf den fast dunklen Flur, vermutlich kam es durch einen Türschlitz. Langsam trat er aus dem Zimmer und wollte zu der Tür flitzen, von der das Licht kam. Plötzlich knirschte es laut unter seinen Schuhen, was ihn zusammenzucken lies, Scherben. Etwas vorsichtiger wollte der Weißhaarige weiter gehen, als er am Arm gepackt und umgedreht wurde, ein Angstschrei entfuhr seiner Kehle. Sofort wurde er losgelassen und eine helle Gestalt ging einen Schritt zurück. “Bakura?”, flüsterte er in fragendem Ton, seine Stimme zitterte. Was sollte das alles hier? Etwas Wut schlich sich in die Augen des Jüngeren. “Geht… es dir besser?”, fragte eine tiefe Stimme vorsichtig. Die Frage verwirrte ihn und auf einmal brach alles aus dem Kleineren raus. “Besser?”, er zischte dieses Wort, “Wie denn? Ich wache auf und du bist einfach verschwunden, das einzige was noch da ist, ist so ein bescheuerter Brief in dem nur Schwachsinn steht! Dann lässt du dich eine Woche lang nicht blicken, was meinst du wie es mir dann geht? In der Ungewissheit, ob ich dich jemals wieder sehen werde? Und dann das hier!”, er schrie schon fast und die Wut in seiner Stimme war gut erkennbar. Der Ältere erwiderte seinen verärgerten Blick und ging dann ohne ein weiteres Wort an Ryou vorbei, zu der Tür hinter ihm, er riss sie auf und zog den Kleineren am Arm mit in das grelle Licht, welches jetzt den Flur füllte. Draußen lag weißer Schnee, es hatte wieder angefangen zu schneien. Mit einem lauten Knall wurde die alte Tür hinter ihm zugeschlagen, Bakura stand neben ihm, Ryous Arm immer noch in seiner Hand. Verwirrt schaute der Kleinere abwechselnd ihn und das Haus an. Zwar war er noch nie in dieser Gegend gewesen, aber er wusste dass in diesem Teil der Stadt eher Ärmere lebten. “Was ist? Du wolltest doch schon die ganze Zeit wissen, wo ich wohne, oder?”, sagte er kalt und schaute ihn mit ebenso einer Kälte an. Ryous Augen füllten sich erneut mit Tränen, was war mit dem Älteren nur los? Sofort änderte sich dessen Blick und er seufzte kurz auf. Er ging an Ryou vorbei und lief durch den recht hohen Schnee in eine bestimmte Richtung, wobei er den Arme des Kleineren losgelassen hatte. Ohne zu zögern folgte dieser dem Anderen und wusste nicht genau warum. So liefen sie eine ganze Weile, ohne eine Wort zu wechseln. Ryou hatte den Silberhaarigen mittlerweile eingeholt und versuchte mit ihm Schritt zu halten, ohne dabei im Schnee auszurutschen. Nach einiger Zeit erkannte der Kleinere die Häuser, die er um sich wahrnahm, Bakura brachte ihn nach Hause. Als sie vor seinem Haus ankamen, blieb der Ältere stehen, ohne sich zu Ryou umzudrehen, welcher erstarrte. Was sollte das alles? Er hatte in diesem Moment so viele Fragen, aber er traute sich nicht, auch nur eine zu stellen, der Größere war einfach zu angsteinflößend. Nachdem er sich immer noch nicht gerührt hatte, drehte sich Bakura schließlich zu ihm um. Sein Blick war unergründbar und es kam dem Kleineren vor, als würde er ihn schon Jahre kennen. “Du hast doch einen Schlüssel?”, fragte Bakura kalt. Natürlich hatte er den, trotzdem schüttelte er leicht den Kopf. Der Silberhaarige würde sofort abhauen, wenn er nicken würde, dieser zog ungläubig eine Augenbraue hoch. “Was… soll das alles?”, fragte Ryou leise, wobei er in den Schnee vor sich schaute. Der Ältere seufzte mit leichter Verärgerung, “Was alles?”, konterte er mit einer Frage. “Das in der… Stadt und bei dir… zu Hause und überhaupt deine ganzen Launen heute?”, langsam wurde der Kleinere wütend, Bakura war ihm verdammt viele Erklärungen schuldig. “Und warum bist du an Weihnachten einfach abgehauen und hast dich seitdem nicht mehr gemeldet?”, wenn er schon dabei war, konnte er auch gleich noch alles andere fragen, ohne dabei an den bedrohlichen Jungen vor sich zu denken. Gerade wollte er weiter schimpfen, als er unterbrochen wurde. Zwei Finger hatten sich auf seine Lippen gelegt und sein Blick wurde von zwei dunkelbraunen Augen gefangengenommen. Sein Herz fing an schneller zu schlagen. “Ich wollte dich nur schützen”, antwortete Bakura, und sein Blick nahm einen leidenden Ausdruck an. Das hatte er in seinem Abschiedsbrief auch schon geschrieben, was sollte das denn? Nach einigen Sekunden in denen sie sich nur angestarrt hatten, wollte er den Älteren seine Frage stellen. Doch der Druck auf seinen Lippen verstärke sich und brachte ihn so weiterhin zum Schweigen. Bakura seufzte leise und schloss die Augen kurz, als er weiter sprach, “Ich möchte dich vor mir schützen”. Bei diesen Worten zuckte der Jüngere zusammen, “Aber… du beschützt mich doch immer… und… wieso…”, verwirrt schaute er den Größeren an. Dieser lachte kurz tonlos auf. “Du verstehst es echt nicht, oder?”, flehend schaute er Ryou an, was sollte das nur? Abwesend schüttelte er den Kopf, er verstand es wirklich nicht. Mit einem leidenden Blick lächelte der Andere, “Du hast gesehen wo ich wohne”, der Kleinere zuckte kurz bei dem Gedanken zusammen, der Ältere sprach weiter als hätte er nichts gemerkt, “Und du willst sicher nicht meine Eltern kennenlernen”. Der Weißhaarige verkrampfte sich, waren seine Eltern so schlimm? Was hatte er damals im Sportunterricht gesagt, er wäre so aufgewachsen? Mit Gewalt? Sein Herz zog sich schmerzend zusammen. “Und deswegen haust du einfach ab und… und lässt mich alleine?”, traurig schaute er den Silberhaarigen an. Dieser schaute kurz verwirrt zurück und lächelte dann zärtlich, “Und wenn ich die eigentliche Bedrohung bin?”, verwirrt blinzelte der Jüngere, er? Bakura lächelte traurig weiter, Ryou wollte ihn etwas fragen, doch er konnte nicht. Die Finger des Größeren lagen wieder fester auf seinen Lippen, er hatte sie völlig vergessen. Jetzt strichen sie sanft über die Lippen, wodurch sein Herz zu rasen begann, erschrocken schaute er den Älteren an. Vorsichtig lösten sich die Finger von ihnen und Bakura trat einen Schritt zurück, sein ernster Blick ruhte auf dem Jüngeren. Dieser hatte den Kopf gesenkt. Als er wieder langsam zu dem vor sich stehenden aufschaute, merkte er wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Er wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über seine Lippen, er musste sich erst sammeln. Was hatte Bakura da eben getan? War… war er eine Gefahr für den jüngeren weil… weil… schnell schüttelte er den Kopf, das war unmöglich. Der Silberhaarige schaute ihn entschuldigend an, “Du solltest rein gehen, sonst erkältest du dich noch”, sagte er sanft mit seiner tiefen Stimme und ging an ihm vorbei in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Bevor er wusste was er tat, hatte er den Größeren am Arm gepackt und klammerte sich an diesem fest. Verwundert blieb Bakura stehen und schaute ihn prüfend an, “Was ist?”, seine Frage klang überrascht. “Ähm”, langsam lies er den Arm sinken, hielte den Stoff von Bakuras Mantel aber weiterhin fest, “Willst du nicht noch… hier bleiben?”, wieder wurde er rot, warum eigentlich? Leicht verärgert über sich selbst schaute er zur Seite in den Schnee. Jetzt schaute der Ältere ihn verwirrt an, “Na ja, damit… damit du nicht nach Hause…”, er hielt inne, als sich der Ältere leise lachend zu ihm umdrehte. Mit einem großen Schritt kam er auf Ryou zu und nahm ihn sanft in die Arme, seine Lippen legte er an die Ohren des Kleineren, “Machs gut”. Mit diesen zwei Worten löste er sich wieder von ihm und ging mit schnellen Schritten davon. Zurück blieb ein erstarrter Junge. Als er sich wieder bewegen konnte und die Röte einigermaßen von seinem Gesicht gewichen war, war Bakura schon außer Sichtweite. Nachdem er realisiert hatte, was gerade alles geschehen war, fing er an zu schluchzen, war das jetzt der endgültige Abschied? In seinem Kopf drehte sich alles, erschöpft betrat er das Haus und schleppte sich in sein Zimmer, wo er sich aufs Bett warf. Draußen hatte es mittlerweile zu dämmern begonnen, trotzdem konnte er die dicken Schneeflocken vor seinem Fenster deutlich sehen, so deutlich, wie es die tränengefüllten Augen zuließen. Zum zweiten Mal an einem Tag wurde ihm schwarz vor Augen und er fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf. Müde schlurfte er den langen Flur entlang, die letzte Woche konnte er kaum eine Nacht ruhig schlafen. Seit Bakura ihm an diesem Mittag verlassen hatte, konnte er nur noch an ihn denken, an alles was er gesagt und auch getan hatte. Die ganze letzte Ferienwoche hatte er ihn nicht mehr gesehen. Er wollte sogar mal zu seinem Haus gehen, aber er konnte sich nicht mehr an den Weg erinnern. Was das anging, waren seine Erinnerungen sehr verschwommen. Jetzt konnte er nur noch darauf hoffen, dass Bakura in die Schule kam, aber wie groß waren die Chancen dazu schon? Am liebsten hätte er die Klassenzimmertür, vor der er jetzt stand, geöffnet und auf seinem Platz einen morgenmuffeligen Bakura gefunden. Doch diese Hoffnung starb schon in der nächsten Sekunde, als er vorsichtig die Tür öffnete und die zwei leeren Plätze in der ersten Reihe erspähte. Er lies die Schultern hängen und trottete zu seinem Platz, sofort spürte er die verachtenden Blicke der Jungs auf sich, aber anders als sonst, störten sie ihn nicht wirklich. Vielleicht würden sie ihn jetzt, obwohl Bakura nicht mehr da war, ja in Ruhe lassen. Müde lies er sich auf seinen Platz plumpsen und packte die Bücher für die erste Stunde aus. Plötzlich verstummte die Klasse etwas, also war der Lehrer da, aber warum so früh, es hatte doch noch gar nicht geklingelt, oder? Gelangweilt schaute er auf, in Richtung Tür, noch in seiner Bewegung erstarrte er, es war kein Lehrer. Schlendernd kam Bakura auf ihn zu und setzte sich neben ihn, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ryou brauchte eine Weile um zu realisieren, dass der Silberhaarige doch noch in die Schule gekommen war. Nachdem er sicher war, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte, war seine schlechte Laune wie verschwunden. Lächelnd drehte er sich zu dem Größeren, der locker neben ihm saß und aus dem Fenster starrte. “Guten Morgen Bakura”, begrüßte er ihn, jetzt gutgelaunt. Als der Angesprochene nicht reagierte, drehte er sich ganz zu ihm und fragte etwas leiser, “Bakura?”. Mit einem Seufzer lies der Blick des Älteren vom Fenster ab und heftete sich auf den Kleineren. Seine braunen Augen waren heller als sonst, aber immer noch dunkler als Ryous, sie schienen ihn zu durchbohren. Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, trotzdem schaute er Bakura weiterhin in die Augen, sie waren so schön, dass er fürchtete sich in ihnen zu verlieren. Vielleicht war es aber auch gar nicht so schlimm, wer weiß wie oft er den Silberhaarigen noch sehen würde. Plötzlich schlossen sich zwei Hände um seine linke Hand, “Du weißt doch wie sehr ich den Morgen hasse”, sagte der Ältere und lächelte leicht. Bei dem klang seiner Stimme zuckte der Kleinere zusammen, sie klang so vertraut, als würde er sie schon Jahre kennen. Etwas zögernd lächelte er zurück, irgendwie war Bakura heute anders. Der Druck um seine linke Hand wurde stärker, “Du willst dich also weiterhin mit mir abgeben?”, bei der Frage, die eher eine Feststellung war, wurde der Blick des Größeren wieder ernst. “Hn?”, verwirrt schaute er Bakura an, was sollte den die Frage? “Vielleicht war die Zeit, die ich dir zum Nachdenken gegeben hatte noch nicht genug?”, dies sagte der Größere eher zu sich selbst. Jetzt schaute Ryou ihn verärgert an, “Um über was nachzudenken?”, seine Stimme klang verärgerter, als er wollte. “Ob du wirklich in meiner Nähe bleiben willst”, antwortete Bakura etwas verwundert. “Was?”, er klang noch überraschter als Bakura, “Was soll ich da denn bitte noch nachdenken? Willst du jetzt noch mal abhauen, nur damit ich meine Meinung ändere und du dann für immer aus meinem Leben verschwinden kannst? Ich habe das Gefühl, dass du überhaupt nicht mit mir befreundet sein willst”, wütend starrte er den Silberhaarigen an. Dieser fing an zu lächeln, was ihn noch mehr aufbrachte, “Doch, glaub mir, mehr als alles andere”, seine Wut wurde zu Verwirrung, während Bakura weiterlächelte, “Ich will nur nicht, dass du jetzt eine voreilige Entscheidung triffst, die du später bereuen könntest”, vollendete er seinen Satz. Der Jüngere schüttelte leicht den Kopf, “Wenn du nicht willst, dass ich später etwas bereue, dann hör auf ständig abzuhauen”, wieder wurde Ryou leicht rot und schaute Bakura tief in die Augen. Dieser öffnete den Mund um ihn gleich darauf wieder zu schließen, dann löste er eine Hand von Ryous und strich mit ihr zärtlich über dessen Wange. Sofort spürte er, wie er knallrot wurde. Schnell schaute er zur Seite um Bakuras Blick auszuweichen, er meinte es also ernst. Ein wütendes Zischen erklang und lies den Kleineren verängstigt aufblicken, es klang als käme es aus den hinteren Reihen. Auch Bakura hatte aufgeschaut, er starrte wütend nach hinten, vorsichtig folgte Ryou seinem Blick und sah die Jungen die sie Beide angeekelt und wütend anschauten. Bakuras Hand, die noch auf der des Kleineren lag verkrampfte sich und er schien seine Zähne vor Wut zu fletschen. Zwar verstummten die Jungen aus den hinteren Sitzbänken und einige schauten auch weg, aber zwei von ihnen, die auf Ryou besonders beängstigend wirkten, starrten ihn weiter feindselig an. Schnell wandte er seinen Blick auf Bakuras Hand, welche sich immer noch verkrampfte. Der Ältere bemerkte natürlich sofort die beiden Jungen, aber er konnte nicht wirklich ihre Blicke von Ryou lenken. Nach einer Weile des wütenden Starrens beider Seiten, entspannte sich Bakura und kurz darauf betrat der Lehrer den Raum. Zur Begrüßung lies der Größere seine Hände zurück an seinen Eigenen Körper fallen und behielt sie dort auch für den Rest der Stunde. “Keine Angst, ich werde dich nie wieder aus voller Absicht verlassen”, flüsterte er ihm nach der Begrüßung noch zu und lächelte dabei, danach wechselten sie bis zur großen Pause kein Wort mehr miteinander. Ryou schaute ab und zu mal zu dem Älteren, um gleich darauf mit licht geröteten Wangen wieder zur Tafel zu starren. Bakura beobachtete ihn fast die ganze Stunde und lächelte jedes Mal, wenn der Kleinere verlegen zur Tafel schaute. Nur selten löste er seinen Blick von ihm, um etwas zu notieren. Das laute Klingeln beendete die zweite Stunde und erleichtert verließen die Schüler den Klassenraum. Als die Fieslinge, zwei Reihen hinter ihnen, an ihnen vorbeigingen, starrte Bakura sie unentwegt mit einem feindseligen Blick an und sie gingen, ohne ihm große Beachtung zu schenken, zur Tür raus auf den Pausenhof. Nachdem der Lehrer, mit einem misstrauischen Blick auf Bakura, das Klassenzimmer verlassen hatte, waren die Beiden alleine. Etwas verlegen schaute Ryou den Silberhaarigen an, welcher gerade aufstand um zur Fensterbank zu gehen. Mitten in der Bewegung blieb er stehen und drehte sich dem Jüngeren zu, “Oder willst du rausgehen?”, er warf ihm einen fragenden Blick zu. Der Kleinere schaute ihn erst verwundert an, dann schüttelte er schwach den Kopf und schaute auf den Boden. Ein tonloses Lachen erklang und er hörte, spürte, wie der Ältere näher kam, vorsichtig schaute er wieder zu ihm auf. Dieser schaute ihm kurz prüfend ins Gesicht, dann setzte er sich vor ihn auf den Tisch, “Was hast du denn?”, in seiner Stimme klang etwas Sorge mit. Der Weißhaarige schüttelte erneut den Kopf, wobei er die Augen schloss, sofort seufzte der Andere, “Es liegt an mir”, ein dunkles Augenpaar schaute ihn traurig an. “Nein”, antwortete Ryou schnell, etwas zu schnell, “Es ist nur…”, er machte eine Pause um zu überlegen, was er eigentlich sagen sollte. “Ist okay, ich versteh schon”, der Ältere lächelte entschuldigend. Erschrocken starrte ihn der Jüngere an, “Aber…” ”Keine Angst, ich werde nichts machen, was du nicht willst”, unterbrach ihn Bakura, augenblicklich wurde Ryou rot. Warum musste er nur noch alles komplizierter machen? Fürs Erste gab er sich geschlagen, Bakura würde ihn eh nur wieder falsch verstehen, außerdem musste er über all das, was heute geschehen war, noch mal in Ruhe nachdenken, die er hier ja nicht hatte. Kurz seufzte er und lächelte den Älteren dann an, dieser erwiderte sein Lächeln vorsichtig. Einige Minuten sagte keiner etwas, der Kleinere schaute aus dem Fenster und beobachtete die Schneeflocken, die ohne Pause vom Himmel fielen. Der Größere schaute ihn die ganze Zeit über an, zwar lies ihn das leicht rot werden, aber der Blick war nicht unangenehm. Währe es nach ihm gegangen hätten sie die ganze Pause so gesessen, aber als er mal kurz zu Bakura schaute, musterten ihn zwei Augen, die vor Neugier fast überzulaufen schienen. Dieser Blick besorgte ihn etwas, “Bakura?”, der Genannte zuckte leicht zusammen, “Geht’s dir gut?”, die Frage war nur geflüstert. Anstatt einer Antwort bekam er eine Gegenfrage, “Macht dir das überhaupt nichts aus?”, verwirrt schaute er den Älteren an. “Was denn?”, jetzt schaute Bakura ihn verwirrt an, “Das ich dich die ganze Zeit anschaue. Stört es dich nicht?”, es schien ihn wirklich zu interessieren, vermutlich hätte er den Kleineren den ganzen Tag ausfragen können. Er überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf, “Nein”, es machte ihm wirklich nichts aus, es war sogar ganz angenehm hier mit Bakura… Schnell schüttelte er erneut den Kopf, dann seufzte er. Als er wieder zu seinem Gegenüber schaute, schienen seine Augen fast vor Neugierde zu brennen. “Wirklich?”, wie lange der Ältere dieses Spiel wohl spielen würde? “Ja wirklich”, antwortete er leicht genervt, aber irgendwie war es auch lustig wie der Silberhaarige sich verhielt. Er verhielt sich wie an Weihnachten, als er die ganzen Sachen in Ryous Haus gesehen hatte, nur noch etwas extremer. “Aber es muss dich doch stören”, antwortete er leise, machte er das eigentlich mit Absicht? “Nein”, antwortete der Kleinere entnervt, “Aber es muss dich…” ”Bakura!”, unterbrach er den Größeren mit einer fast schon schreienden Stimme, “Könntest du bitte damit aufhören? Es macht mir nichts aus, okay. Oder willst du etwa, dass es mich stört?”, er starrte den Älteren verärgert an. Sofort verschwand die Neugierde auf dessen Gesicht und er sah ihn wieder ernst an, “Na ja, ich hatte erwartet, dass du abhauen, oder mir aus dem Weg gehen würdest und stattdessen stört es dich noch nicht mal, wenn ich dich ununterbrochen anstarre?”. “Ähm, anscheinend nicht”, was sollte er schon darauf antworten? Der Silberhaarige legte den Kopf leicht schief und in seine Augen blitzte wieder die Neugier auf. “Bakura, ich will doch einfach nur mit dir befreundet sein, nicht mehr und nicht weniger”, neben der Neugier konnte man jetzt noch Trauer in Bakuras Blick wahrnehmen, wenn sie auch nur gering war. “Versteh schon”, seine Stimme klang irgendwie niedergeschlagen, “Ja”, antwortete der Kleinere verärgert. Verwirrt schaute der Andere ihn an, “Was ist denn?”, er schien es wirklich nicht gemerkt zu haben. “Du verstehst überhaupt nichts, also sag das nicht ständig”, Ryous Stimme klang immer noch verärgert und genauso schaute er den Größeren auch an. “Wieso, was versteh ich denn nicht?”, ja genau, was verstand er eigentlich nicht? Zu seiner Erleichterung klingelte es, was den Silberhaarigen nicht sonderlich zu interessieren schien, er schaute ihn weiterhin fragend an. Gerade als der Jüngere etwas sagen wollte, betraten die ersten Schülerinnen die Klasse. Bakura schaute kurz zwischen ihnen und dem Weißhaarigen hin und her, dann seufzte er und sagte leise, “Nach der Schule”. Also hatte der Kleinere noch vier Stunden Zeit um sich eine gute Antwort zurecht zulegen, er wusste wirklich nicht, was er sagen sollte. Aber ihm sollte schnell eine gute Erklärung einfallen, denn es war unwahrscheinlich, dass Bakura bis nach der Schule wartete, wenn es noch eine große Pause gab, auch wenn er das gesagt hatte. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge und Ryou wusste immer noch nicht genau, wie er es dem Größeren erklären sollte. Nachdem alle Schüler den Klassenraum verlassen hatten, waren sie wieder alleine, fast zumindest. Ihr Klassenlehrer packte noch seine Tasche, plötzlich schaute er auf und runzelte, mit einen Blick auf Bakura, die Stirn. “Ryou, könnte ich kurz mit Ihnen reden?”, erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen, hatte er etwa etwas verbrochen? Nachdem er kurz genickt hatte ging er zögerlich zum Pult, wobei ihn der Lehrer genau beobachtete. Bevor er zu sprechen begann, warf er einen kurzen Blick zu Bakura, welcher schlendernd das Klassenzimmer verlies, wieso lies er ihn jetzt alleine? Leicht verwirrt schaute er den Lehrer an, nachdem der Silberhaarige die Tür hinter sich geschlossen hatte, fing dieser zögernd zu sprechen an, “Ryou, geht es Ihnen gut?”, in seinem Blick lag Besorgen. “Ähm, ja”, was sollte das denn jetzt? Es hatte seinen Lehrer doch noch nie interessiert, ob es ihm gut ging. Der Lehrer überging seine Antwort einfach, “Droht Ihnen Bakura, oder hat er irgendetwas getan?” “Nein!”, in seiner Stimme schwang Empörung mit, wieso sollte Bakura ihm… “Ach so”, murmelte er leise, eher zu sich selbst, so dass es der Mann vor ihm nicht hören konnte. Stimmte ja, Bakura war von seiner alten Schule geflogen, weil er andere verprügelt hatte, oder so, aber man konnte ja wohl sehen, dass er ihm nichts tat. Er spürte den prüfenden Blick des Lehrers auf sich, so dass er leicht zur Seite schaute, wie er so etwas hasste. “Nun ja, die anderen Lehrer machen sich etwas Sorgen, weil Sie seit seiner Ankunft hier sehr oft mit ihm zusammen waren”, die Stirn des Sprechenden legte sich in Falten, “Also wenn Sie irgendwelche Probleme mit ihm haben sollten, kommen Sie zu mir”. “Okay”, antwortete er leicht genervt, wie konnte man nur so ein schlechtes Bild von Bakura haben? Erneut runzelte der Lehrer die Stirn, “Wissen Sie, warum Bakura die Schule gewechselt hat?” “Ja”, antwortete er monoton. “Hm… Na gut, also wenn etwas sein sollte, kommen Sie einfach zu mir”, antwortete der Lehrer und hob mit einem Ruck seine Tasche vom Pult. “Dann mal ab in die Pause mit Ihnen”, sagte er, während er zu Tür ging und diese dem Jüngeren aufhielt. “Äh”, sagte dieser leise und folgte dem Lehrer dann zögernd vor die Tür. Verwirrt schaute er sich um, war Bakura etwa einfach abgehauen? Er hatte doch versprochen, dass… Mitten in seinen Gedanken unterbrach sich der Weißhaarige, warum hang er nur so an Bakura? Früher war er jeden Tag alleine rausgegangen, da würde er jetzt die Pause auch noch überleben, Bakura würde ja wieder zurückkommen. Mit einem Seufzer drehte er sich in Türrichtung und ging langsam raus. Bevor er die Tür öffnete starrte er ungläubig in die dicke Schneeschicht, auf dem Schulhof, welche von vielen Fußspuren geziert war. Zwar hatte es aufgehört zu schneien, Schneebälle flogen trotzdem noch viele rum. Sollte er wirklich da rausgehen? Er würde sicher einige abbekommen. Mit einem weiteren Seufzer öffnete er die Tür und erstarrte augenblicklich, er hatte seine Jacke vergessen und es waren bestimmt -10°C. Kaum hatte er einen Schritt in den Schnee gesetzt, fing er an zu zittern, wie konnte er nur seine Jacke vergessen? Aber zurück wollte er jetzt auch nicht mehr, um sie zu holen, also flitzte er schnell über den Schulhof, immer den Schneebällen ausweichend, zu seinem Lieblingsplatz an einem großen Baum. Dort angekommen lehnte er sich an den Baum, die Bank davor war zugeschneit, außerdem hatte er angst zu erfrieren, wenn er sich setzte. Eine Weile beobachtete er zitternd die mit Schneebällen um sich werfenden Schüler, als ihm plötzlich ein besonders aggressiver Spieler auffiel. Natürlich war es Bakura, wer denn sonst? Er schüttelte den Kopf, konnte ein grinsen aber nicht unterdrücken, tief im inneren war der Silberhaarige doch ein Spielkind. Am liebsten wäre er zu ihm gegangen, aber das war einfach zu gefährlich, fast alle Jungen ,die mit warfen, hatten sich gegen ihn verschwört und attackierten ihn ununterbrochen. Doch Bakura schien das überhaupt nicht zu interessieren, er fing alle tapfer ab und gab doppelt und dreifach so viele zurück, manche Jungen gingen sogar zu Boden. Immer noch schaute er dem Älteren zu, bis dieser plötzlich zu dem Weißhaarigen schaute. Er formte einen letzten, besonders großen, Schneeball, warf damit noch einen Jungen ab, irgendwie tat ihm der Junge leid, und kam dann grinsend auf ihn zu. “Na, schon fertig?”, fragte er, als handelte es sich um Hausaufgaben die man erledigt hatte, und lächelte den Kleineren an. “J… ja”, antwortete dieser mit zitternder Stimme. Misstrauisch zog der Ältere eine Augenbraue hoch, “Ist dir kalt?”, fragte er überrascht, natürlich war ihm kalt. “Ich h… hab meine J… Jacke in der Kl… Klasse vergessen”, antwortete er stattdessen stotternd, wobei der Andere kurz auflachte, verärgert verzog er die Lippen zu einem Schmollen, was war denn daran so lustig? “Tut mir leid“, meinte Bakura immer noch grinsend und zog dabei seinen schwarzen Mantel aus. Verwirrt starrte Ryou ihn an, “Was… was machst du denn da?” “Nach was sieht es denn aus?”, der Ältere schaute ihn lächelnd an und legte dabei seinen Mantel um Ryous Schultern. “Aber, aber das kannst du doch nicht machen”, sagte er leise und wurde rot. “Wieso denn nicht? Ich habe gesagt, dass ich dich beschützen werde und wenn du dich jetzt erkältest habe ich dieses Versprechen gebrochen”, sagte er, während er seinen Mantel etwas fester um den Jüngeren zog. Dieser verdrehte bei Bakuras Antwort die Augen, “Das ist doch Blödsinn, außerdem wirst du ja dann krank und dann kannst du mich überhaupt nicht mehr… beschützen”, das letzte Wort sprach er fast wie ein Schimpfwort. “Ach was.”, der Ältere lächelte weiterhin, “Ist dir schon wärmer?”. Eigentlich wollte er weiter mit dem Silberhaarigen streiten, aber er wusste, dass er eh wieder verlieren würde, also antwortete er lieber mit einem leisen “Ja”, und es stimmte auch. Der Mantel war noch von dem Älteren vorgeheizt und hielt auch so erstaunlich warm, am liebsten hätte er sich wieder gegen den Baum gelehnt, aber er wollte den Mantel nicht dreckig machen, also blieb er einfach stehen und beobachtete den Größeren. Der lehnte sich gerade lässig gegen den Baum, was den Kleineren leicht verärgerte, ob er das mit Absicht machte? Doch seine Stimmung schlug sofort in Sorge um, Bakura hatte nur ein langärmliges Shirt an, das nicht gerade so aussah, als würde es sehr warm halten. “Was ist?”, der Blick des Größeren war wieder auf Ryou gerichtet. “Äh, ist dir nicht kalt?”, seine Stimme wurde immer leiser und verlegen schaute er zur Seite. Wie konnte Bakura ihm nur seinen Mantel geben? Das war nicht faire, der Ältere gab ihm einfach seine Jacke und war so im Reinen mit seinem Gewissen und er? Er musste sich jetzt Sorgen machen, dass Bakura sich erkältete, “Nein, keine Angst”, beantwortete der Silberhaarige seine Frage und lächelte ihn wieder an, langsam wurde es echt unheimlich. Misstrauisch musterte Ryou den Älteren, dann schmiegte er sich zögernd an dessen linke Schulter um ihn wenigstens etwas zu wärmen. Sofort verkrampfte sich der Silberhaarige und schaute zur anderen Seite. “Bakura?”, fragte der Kleinere verwirrt und löste sich zart von diesem um ihn besser anschauen zu können. “Tut mir leid”, Bakura drehte seinen Kopf wieder zu dem Jüngeren und schaute ihn mit einem traurigen Blick entschuldigend an. “Was denn?”, jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Erst schaute ihn der Größere verdutzt an, denn schloss er die Augen und schüttelte den Kopf, wobei er leicht lächelte. “Schon okay”, sagte Bakura dann und schaute den Jüngeren genauer an, dieser starrte wütend zurück, “Was ist okay? Könntest du vielleicht mal Klartext reden?”. Wieso musste Bakura immer in Rätseln sprechen? Und sich dann auch noch so verhalten? Die ganze Zeit über hatte ihn der Ältere immer mal wieder Berührt und jetzt wo er sich nur kurz an ihn lehnte, damit er nicht frieren musste, verhielt sich dieser so seltsam. Verärgert wartete er auf eine Antwort des Älteren. Dieser schaute ihn nun wieder mit einem traurigen Blick an. “Es ist nur”, er seufzte kurz und schaute dem Weißhaarigen dann in die Augen, “Es war ziemlich unerwartet”, jetzt lächelte er wieder. Ryou merkte sofort dass ihm der Silberhaarige etwas verheimlichte. Doch gerade als er ihn weiter ausfragen wollte, wurde er von etwas hartem im Gesicht getroffen. Sofort hörte man lautes Gelächter und etwas entfernt konnte er einen Haufen von zusammenstehenden Jungen erkennen. Das musste ja passieren, ein Grund mehr warum er den Winter so hasste. Ryou spürte wie seine Wange zu brennen begann, der Schneeball war ziemlich fest gewesen. “Na wartet”, aus den Augenwinkeln sah er wie sich Bakura von dem Baum abstieß und zu den Jungen stampfen wollte. Er schien wirklich wütend zu sein. Und auch wenn der Kleinere diese Kinder hasste und es ihnen recht geschehen würde, wenn Bakura sich mal um sie kümmern würde, wollte er nicht, dass dieser Ärger bekam. Deshalb packte er schnell den Ärmel des Älteren und zog diesen etwas zu sich, “Lass es Bakura”, sagte er stattdessen leise. Seine Stimme zitterte und er spürte, dass er kurz vorm Weinen stand. Der Silberhaarige schaute ihn mit einem wütenden Blick verwundert an, seine Augen waren schon wieder sehr dunkel, schwarz. Bakuras Blick jagte ihm kurz Angst ein, auch wenn er nicht gegen ihn gerichtet war, doch als der Größere sich dann ganz zu Ryou gedreht hatte und ihm ins Gesicht schaute wechselte sein Blick zu verzweifelt, auch seine Augen wurden wieder heller. Dies faszinierte den Kleineren so sehr, dass er kurz vergaß, was gerade passiert war. Doch als er dann Bakuras Blick wahrnahm stiegen ihm die Tränen in die Augen, in dem Augenblick sah er, wie verzweifelt Bakura war. Einerseits schien er den Jüngeren trösten zu wollen, andererseits wollte er sich die Jungen vornehmen. Doch Ryou hielt ihn weiterhin fest, “Was soll das?”, fragte Bakura schließlich. Anscheinend wollte er dabei verärgert klingen, denn so schaute er den Weißhaarigen an, doch seine Stimme klang eindeutig besorgt. “Fang dir wegen denen doch keinen Ärger ein”, sagte Ryou mit immer noch zitternder Stimme, wobei er ein Lächeln aufsetzte. Eine einzelne Träne rann über seine Wange. Er schloss die Augen, damit er nicht ganz in Tränen ausbrach, als er plötzlich etwas warmes auf seiner unverletzten Wange spürte. Als er seine Augen wieder öffnete, sah er dass es Bakuras Finger war, welcher seine Träne wegwischte. “Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen”, sagte dieser lächelnd und schüttelte dabei den Kopf. Was sollte das denn jetzt heißen? Verärgert schaute er den Älteren an, machte er sich jetzt etwa noch lustig über ihn? Als Bakura den Blick bemerkte, verschwand sein Lächeln, “Ich meine, da bin ich schon da um diese Typen mal richtig zu erziehen und du hältst mich auf, weil du dir Sorgen um mich machst?”, er schaute den Kleineren unverständlich an. Dieser seufzte kurz. “Wie willst du mich denn weiterhin… beschützen”, er flüsterte das Wort, es kam ihm einfach nur lächerlich vor, “wenn du von der Schule fliegst?”, vollendete er seinen Satz wieder in normaler Lautstärke. Obwohl er immer noch etwas aufgewühlt von dem eben Geschehen war, hatte er sich äußerlich wieder beruhigt. Das Gespräch mit Bakura hatte ihn wirklich abgelenkt. Er sah noch, wie dieser ihn etwas verwundert anschaute, als er plötzlich seinen Arm ausstreckte und fast Zeitgleich Schnee durch die Luft flog. Der Silberhaarige hatte einen weiteren Schneeball abgefangen, den der Kleinere noch nicht mal hatte kommen sehen und er schaute in die Richtung aus dem er kam, Bakura nicht. Noch während er verwundert über die Reaktion des Älteren zu diesem schaute, packte dieser wütend Ryous Hand und zog ihn hinter sich her, bis die Jungen aus ihren Blickfeld verschwunden waren. Obwohl er wusste, dass die Wut Bakuras gegen die Jungen gerichtet war, beunruhigte die Aura, welche den Älteren umgab, trotzdem. Er war beängstigend, wenn er wütend war. Nachdem er stehen geblieben war, drehte er sich zu dem Jüngeren um und sofort wurde sein Blick wieder sorgevoll, er hielt immer noch Ryous Hand fest. Diesen störte das nicht, er konzentrierte sich mehr auf Bakuras Gesicht. Es war erstaunlich wie schnell dieser seine Laune ändern konnte. Eine ganze Weile schauten sie sich einfach nur an ohne etwas zu sagen, bis es dann klingelte. Ryou schloss kurz die Augen und wollte sich dann umdrehen um in die Klasse zurück zu gehen. Doch Bakura hielt immer noch seine Hand fest und blieb einfach stehen, den Blick immer noch auf den Jüngeren gerichtet. “Bakura?”, fragte er etwas nervös, irgendwie beunruhigte ihn das Verhalten des Älteren. Dieser lies Augenblicklich seine Hand los, “Tut mir leid”, sagte er dann leise und schaute ihn entschuldigend an. Langsam regten ihn die ständigen Entschuldigungen des Älteren echt auf. “Warum entschuldigst du dich denn jetzt schon wieder?”, fragte er wütend und schaute den Silberhaarigen entnervt an. Dieser schaute mit einem traurigen Blick zurück, er schien mit sich selbst zu kämpfen. Plötzlich fiel ihm Bakura um den Hals und klammerte sich an dem Jüngeren fest. Dieser riss verwundert die Augen auf. Bakura umarmte ihn. Jetzt verstand er gar nicht mehr was los war. Gerade war er noch wütend auf ihn gewesen und jetzt wusste er nicht mehr was er fühlen sollte, er spürte nur wie sein Herz etwas beschleunigte. Doch als der Ältere sich dann wieder entschuldigte reichte es dem Kleineren. Verärgert schubste er den Silberhaarigen von sich und Ohrfeigte ihn. Diese Art von Bakura ging ihm einfach nur auf die nerven. Über seine Reaktion selbst überrascht drehte er sich um und ging ins Schulgebäude ohne sich noch mal umzudrehen. Sollte Bakura doch machen, was er wollte, solange er ihm dabei nicht auf die Nerven ging. Wütend stampfte er zu der Klasse, während er noch überlegte, ob er wirklich reingehen sollte. Er hatte keine sonderliche Lust alles beim Lehrer zu erklären und sich dabei noch die ganzen dummen Bemerkungen der Klassenkameraden anzuhören. So stand er jetzt etwas zögernd vor der Tür. “Ryou?”, hörte er plötzlich eine Stimme, es war eindeutig die seines Lehrers. Etwas erschrocken drehte er sich um. Er war also noch nicht in der Klasse. Als er ihn dann leicht fragend anschaute, blickte dieser erschrocken zurück. “Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”, er klang eindeutig besorgt. Doch Ryou schaute nur verwirrt zu dem Lehrer, “Ja”, meinte er dann leise, was war denn mit dem los? “Aber Ihre Wange. Das sollte sich lieber mal die Krankenschwester anschauen.”, sagte er doch etwas verwundert und bedeutete ihn, zur Krankenschwester zu gehen. Verwirrt führte der Weißhaarige seine Hand zu seiner Wange, wo ihn der Schneeball getroffen hatte, und spürte deutlich eine Beule. Innerlich zuckte er zusammen. Da er keinen Schmerz spürte dachte er dort wäre nichts, aber die Beule fühlte sich schon ziemlich groß an. Etwas zögernd tappte er dann in Richtung des Krankenzimmers, es wäre wohl wirklich besser wenn sich das mal jemand anschaute. “Ich komme dann später um nach Ihnen zu schauen”, meinte der Lehrer dann, während er die Klassentür öffnete und in dem Raum verschwand. Warum sorgen sich die Lehrer auf einmal alle so um ihn? Als er im Krankenzimmer ankam, bekam er sofort ein Spray auf seine Wange und einen Kühlbeutel, damit er sie kühlen konnte, was er als ziemlich unnötig empfand, immerhin war sie eh schon halb erfroren. Die Krankenschwester schaute ihn zwar kurz etwas misstrauisch an, fragte aber nicht weiter nach und verschwand dann, worüber er ziemlich froh war. Zwar wollte er nicht unbedingt alleine sein, da er dann wieder über alles nachdenken musste, was gerade geschehen war, doch mit irgendeiner fremden Frau wollte er sich noch weniger unterhalten. Also lehnte er sich zurück um sich etwas zu entspannen. In dem Raum war es ziemlich heiß, weshalb er seine Jacke auszog. Erst jetzt bemerkte er, dass er ja immer noch Bakuras Mantel anhatte. Sofort bekam er Gewissensbisse, da dieser nur so ein dünnes Hemd anhatte. Aber dann verdunkelte sich wieder die Miene des Weißhaarigen. Der Idiot war schließlich selbst schuld wenn er sich so bescheuert benahm, sollte er halt frieren. Doch sofort bereute er seine Gedanken, er konnte einfach nicht lange sauer auf Bakura sein, besonders nicht, wenn er sich Sorgen um diesen machte. Er hatte seinen Mantel nicht mehr und zu allem Überfluss wurde er auch noch von Ryou geschlagen und einfach im Schnee stehen gelassen. Wie konnte er nur so etwas tun? Bakura wollte ihn doch nur beschützen, auch wenn er dann etwas seltsam geworden ist. Wenn hier jemand der Idiot war, dann ja wohl er selbst. Doch ehe er sich weiter beschuldigen konnte, öffnete sich die Tür des Krankenzimmers und sein Lehrer trat ein. Er lächelte kurz zu dem Schüler und setzte sich dann vor ihn auf einen Stuhl. “Geht es Ihnen besser?”, fragte der Lehrer dann. Ryou wusste, dass dieser nicht extra gekommen war um zu fragen, wie es um seine Gesundheit stand, also nickte er nur kurz, damit der Lehrer endlich zum wahren Grund seiner Anwesendheit kam. “Wie ist das denn passiert?”, fragte er dann, hätte er sich ja denken können dass es in diese Richtung geht. “War das Bakura?”, als er diese Frage hörte tickte er kurz aus, hatte sich aber schnell wieder gefangen. Trotzdem hatte er seinem Lehrer schon ein wütendes Nein an den Kopf geschmissen. Verärgert schaute er diesen an, wie konnte der nur so was fragen? Der Lehrer schien äußerst überrascht über diese Reaktion, zumindest seinen Gesichtsausdruck zufolge. Etwas beschämt schaute Ryou dann doch zu Boden, aber entschuldigen wollte er sich nicht. “Sie könne es mir ruhig sagen, keine Angst.”, sagte der Lehrer immer noch mit ruhiger Stimme in der auch etwas Besorgen mitschwang. Als er das hörte schaute er wieder zu dem Mann und warf ihm einen wütenden Blick zu, “Er hat nichts gemacht”, zischte er bedrohlich. Zumindest sollte es so klingen, es endete aber eher in einem Flüstern, was nicht sonderlich überzeugend klang. Der Lehrer zog eine Augenbraue hoch, und musterte den Weißhaarigen kurz, “Wer war es dann”, fragte er schließlich und schien ziemlich unzufrieden damit zu sein. Anscheinend wollte er irgendeinen Grund haben, nur um Bakura los zu werden, das konnte er einfach nicht glauben. “Ein Schneeball”, antwortete er dann mit gelangweilter Stimme, damit der Lehrer auch nicht wieder begann nachzufragen, fügte er schnell hinzu, “Der nicht von Bakura kam”. Zwar kam es ihm etwas lächerlich vor, aber anders schien es der Mann ja nicht zu kapieren. Doch dieser schaffte es doch tatsächlich noch weiter zu bohren. “Und wieso können sie das so genau sagen?”, langsam zweifelte er an dem Lehrer und daran, ob er ihm weiterhin Rede und Antwort stehen sollte. Doch würde er es nicht tun, würde Bakura sofort beschuldigt und zwar richtig, und das konnte und wollte er nicht zulassen. “Weil er neben mir gestanden hat”, antwortete er also genervt, “Und nur damit Sie es wissen, einen Zweiten hat er auch noch abgefangen.”, fügte er noch wütend hinzu. Der Lehrer schloss kurz die Augen und schien dabei etwas enttäuscht, dann stand er auf, “Sie sollten lieber nach Hause gehen”, sagte er noch bevor er den Raum verlies. Bei dem Gespräch ging es wirklich nur um Bakura, wer die Schneebälle geworfen hatte, interessierte den Lehrer nämlich überhaupt nicht. Er spürte wie die Wut in ihm aufstieg. Gerade als er aufgestanden war und sich den Mantel geschnappt hatte, betrat sein Lehrer erneut den Raum und brachte ihm seinen Rucksack und einen Entlassschein für diesen Tag, zumindest das hatte er noch für Ryou getan. “Wo ist meine Jacke?”, fragte er verwundert als er die Sachen entgegennahm und schaute den Lehrer fragend an. Doch dieser erwiderte seinen Blick nur verwirrt, “Die haben sie doch auf Ihrem Arm. In der Klasse war keine andere.”, wieder lag etwas Besorgnis im Blick des Lehrers. Die Jacke war nicht in der Klasse, wer hatte sie dann? Er winkte nur kurz ab und verabschiedete sich dann von dem Lehrer, er wollte endlich hier raus, egal was mit seiner Jacke war. Vorsichtig zog er Bakuras Mantel an und verlies das Schulgebäude um nach Hause zu gehen. Den ganzen Weg über konzentrierte er sich auf den Schnee unter seinen Füßen um sich etwas abzulenken. Er achtete nicht auf seine restliche Umgebung, es interessierte ihn auch nicht. Zu Hause angekommen, schloss er die Haustür auf, wie nicht anders erwartet war seine Mutter nicht da, aber es war ja auch noch früh, vielleicht würde sie später noch kommen, zumindest hatte sie das letzte Woche immer wieder versucht hinzubekommen. Vorsichtig hing er Bakuras Mantel im Wohnzimmer auf, damit dieser trocknen konnte, es schneite ziemlich stark. Dann ging er in sein Zimmer, legte seinen Rucksack ab und warf sich auf sein Bett. Überrascht stellte er fest, dass er mal nicht weinen musste, obwohl er schon wieder Streit mit Bakura hatte. Warum war diese Freundschaft nur so schwer? Oder war das bei einer richtigen Freundschaft immer so? War das denn überhaupt eine richtige Freundschaft? Wieder kamen ihm unzählige Fragen in den Sinn. Und noch während er darüber nachdachte schlief er ein, er hatte selbst nicht gewusst, wie müde er war. Es war ein tiefer und traumloser Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)