Verismus von SchoKoMuff (Von hungrigen Herzen und Schlittenfahrten ohne Schnee) ================================================================================ Prolog: Schneesegler -------------------- Wie Asche regnen sie herab, segeln auf den Winden, legen sich auf mein Haar. Wie fallende Engel, der Erde entgegen, einsame Boten der Stille. Schneesegler stürzen, vergänglich ihrem Tode entgegen. Für meine Freunde mit ihren großen und kleinen Dramen. Kapitel 1: Mio - Von ertrinkenden Socken ---------------------------------------- I. Mio - Von ertrinkenden Socken …nasse Schuhe, der scheißkalte Regen klatschte ihm ins Gesicht. Aber er hatte es nicht eilig. Lieber ging er den Umweg beim Bäcker vorbei, verlangsamte seine Schritte vor dem Schaufenster und hoffte, dass ein Kunde den Laden verlassen würde. Die Zicke hinterm Tresen kannte ihn schon. Einmal war sie sogar heraus gekommen, um ihn zu verjagen. Er verschrecke die Kunden mit seinem schlampigen Aussehen, schon klar. …hoffte, die Tür mit ihrer alten Schelle würde aufschwingen, ein Schwall warmer, duftender Luft ihn streifen und den stumpfen Hass in ihm für ein paar Sekunden betäuben. Nasse Socken, der scheißkalte Regen prasselte auf seine Kapuze. Er hatte den Schal weit hoch, über die vom Schnupfen rote Nase, die Kapuze seines Pullovers tief ins Gesicht gezogen. Er konnte Jacken nicht ausstehen. Sein Magen knurrte als er in den hellen Lichtkegel trat, der aus dem Fenster fiel. Er ignorierte es, ging weiter. Kein Kunde, nur giftige Blicke aus zu schwarz geschminkten Augen, die ihn genau beobachteten. Ihm war kalt. Wäre der Regen nicht, mutmaßte er träge, hätte ihn wohl sein Atem, bläuliche Nebelfratze, aus der Luft gegrüßt. Um die Ecke, matschig, der Schulhof war schon leer, es hatte längst zur ersten Stunde geklingelt. PLATSCH. Pfütze, seine Socken ertranken. Nein, Moment, er hatte sich geirrt. Da waren noch Schüler in der Pausenhalle, standen in Gruppen, lachten, kreischten, johlten. Schneller. Er überquerte den seinen Socken Konkurrenz machenden Schulhof, trat tropfend durch die pseudomoderne, längst renovierungsbedürftige Zweiflügeltür. Der linke Glasflügel, mit Riss, wie zum Hohn geschlossen, strafte pünktliche Schülermassen mit Schlangestehen im Regen. Er war nicht pünktlich. Er konnte es fühlen, trotz der Kälte trat ihm der Schweiß auf die Stirn und er riss im Laufen die Kapuze vom Kopf. Wirres, dunkles Haar, an den vorlauten Spitzen klitschnass, kringelte sich und kitzelte ihn an der vom Heulen roten Nase. Er senkte den Kopf, bahnte sich in Rekordgeschwindigkeit seinen Weg. Kein bekanntes Gesicht, hätte er an einen geglaubt, wäre er Gott für diesen Umstand dankbar gewesen. Schneller, schneller, er konnte es schon sehen. Und riechen. Seine Zuflucht, sein Versteck – die Schultoilette, keimverseuchter Sichtschutz vor der Welt. Die Schülermassen drängten sich dicht und ragten vor ihm auf. Ein schweißiger Irrgarten aus Armen, Schultern und… Autsch! – Ellenbogen. Er war nass, seine Socken machten ein saftiges Geräusch in den löchrigen Chucks. Er konnte es fühlen, schon wich ihm das Blut aus dem Gesicht, rauschte ihm gleichzeitig in den Ohren. Nein! Noch nicht, warte noch einen Augenblick! Da, ein bekanntes Gesicht, verdammt, schnell weiter. Er rannte jetzt fast, zwang sich schwer atmend langsamer zu gehen. Unauffälliger, aber zu spät. „Hey, Zwerg!“ Eine hämische Stimme hinter ihm. Weiter, noch ein paar Schritte. Halt durch. Die Luft ging ihm aus, er spürte den Kloß im Hals, fühlte die nach ihm greifende Hand in seinem Rücken… und schloss die Toilettentür hinter sich. Auf halbem Weg zu einer der Kabinen fing er an zu taumeln, stolperte, rappelte sich auf und verriegelte die Tür. Gerade noch rechtzeitig. Keuchend und hustend lehnte sich Mio schwer gegen den Kunststoff und ließ seiner Panik freien Lauf. Sein Atem raste, stockte, raste wieder und er krampfte die zitternden Hände in sein Haar. Warum? Warum musste es immer wieder so kommen? Warum war er so schwach? Jeden Morgen. Immer wieder Hetzjagd vor dem Nichts, vor sich selbst, vor ihnen. Vor dem Nichts. Jeden Morgen. Immer wieder. t.b.c. Kapitel 2: Jonas - Von Kaugummistimmen und rosa Meerschweinchen in grünkarierten Pyjamas ---------------------------------------------------------------------------------------- II. Jonas - Von Kaugummistimmen und rosa Meerschweinchen in grünkarierten Pyjamas Jonas war bestimmt keiner von der Sorte, die gerne zur Schule gingen. Keiner von denen, die es gar nicht abwarten konnten, sich im Unterricht mit ihren auswendig gelernten Formelsätzen zu profilieren. Und doch respektierte Jonas jeden, der Tag ein Tag aus pünktlich im grauen Klotz der Lehranstalt erschien, jeden, der die Macht des Wissens schätzte und vielleicht sogar für sich zu nutzen wusste. Wobei letztere dann jedoch zu seinen Rivalen zählten. Richtig, denn Jonas wollte alles. Was? Hoch hinaus? Nun, wenn man es denn so nennen wollte. Ihn interessierten weder Geld noch Ansehen - er hatte beides nicht nötig. Denn seine Ziele lagen an einem Ort, den sich der Durchschnittsmensch nicht einmal erträumen konnte. Dieser Ort war allein durch Wissen erreichbar, wie er glaubte, und das war der einzige Grund, warum er sich jeden Morgen auf ein Neues aus den Federn quälte. Der einzige Grund, weshalb er trotz seiner beschränkten Mittel alles daran setzte, auf dem Gymnasium zu bleiben. Was er wollte? Jonas wollte verstehen. Er wollte begreifen, was der Zweck all der Dinge war, die unser aller Leben bestimmen. Was ‚Glauben’ verursachte und was hinter ‚Gott’ wirklich steckte. Er suchte den Sinn des Lebens. Wen interessierten schon die Menschen? Und dazu war ihm fast jedes Mittel recht – auch allmorgendliches geweckt werden von einem zwölfjährigen Teenager, dessen Grundexistenz vor allem darin bestand, ihm das Leben zur Hölle zu machen. „Jooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo (ooo etc.) nassssssssssssssss!!!“ Tina rannte die Tür der Dachkammer ein und sprang auf das Bett. „Uhm…“ „Aufstehen! Na looooos!“ Jetzt fing sie an, auf und ab zu hüpfen. „Ich weiß, dass du wach bist!“ Oha, nun, dann hatte er wohl keine Wahl. „Grmpf.“ „Was meinst du? Also, es ist immer das Gleiche mit dir!“ Die kleine Blondine stemmte die Hände in die noch nicht vorhandenen Hüften – jedenfalls nahm Jonas das an, er ließ vorsichtshalber die Augen geschlossen. „Da sagst du, du willst pünktlich geweckt werden, ich mach mir EXTRA die Mühe-“ „Tina.“ „-und DU hast nichtmal-“ „Luft!“ „-ein anständiges Guten Morgen für mich über. Sag mal, schämst du dich nicht?“ Sollte er? „Bist du jetzt fertig?“, brummte Jonas. „Wenn ja, wär ich dir sehr verbunden, wenn du von meinem Bauch runter gehen könntest… aahhhh. Endlich.“ Erleichtert schnappte er nach Luft und blinzelte in das – nein, Moment, da war noch nichtmal Licht. Wieso… und was…? „Tina? Sag mal, wie spät…?“ Er brauchte den Satz nicht zu beenden, um zu erkennen, was Sache war. Ein Paar große, seiner Meinung nach unverschämt blaue und damit viel zu unschuldig aussehende, Augen starrte ihm beschwörend in die seinen. „Heute ist Donnerstag“, sagte die dazugehörige Kaugummistimme vielsagend. „Und?“ „Bringst du mich zur Schule?“, bettelte Tina in einem absolut hinreißend falschen Ton. „Wir fahren doch heute auf Klassenfahrt und ich möchte soooo gerne, dass meine Freundinnen dich sehen…“ Er hörte nicht länger zu. Obwohl ihm durchaus nicht entging, dass Tinas Freundinnen ihn zwar sehen, aber nicht kennenlernen sollten. Ein zweiter Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es unmöglich nach fünf sein konnte – da hätte er ja lieber von rosa Meerschweinchen in grün karierten Pyjamas geträumt. Und woher nahm er bitte derartige Ideen? „Du hörst ja gar nicht zu!“ Zwei - brrr kalte - Hände klatschten von beiden Seiten in sein Gesicht und drehten es um 25 Grad nach unten. „Weißt du eigentlich, dass du heute Nacht gesabbert hast?“, fragte Tina, nun auf selber Höhe, todernst. „Was..?“ Unwillkürlich fuhr er sich mit der Hand über den Mund, doch schon im nächsten Augenblick hätte er sich ohrfeigen können, als das kleine Gör anfing zu kichern. „Hach~ Jonas, du bist so ein süßer Trottel“, stellte sie noch liebenswürdigerweise fest, dann zog sie ihm die Bettdecke weg. „Und jetzt Marsch ins Bad, sonst kommen wir zu spät!“ Murrend ging er duschen. So hatte er sich das Leben ‚in den eigenen vier Wänden’ eigentlich nicht vorgestellt. Denn erstens waren das hier nicht seine eigenen Wände und zweitens – nein, eigentlich gab es kein Zweitens. Jedenfalls war ursprünglich wirklich nicht geplant gewesen, bei einer langweilig standardisierten Familie unters Dach zu ziehen, die doch tatsächlich jedes Wochenende irgendeinen kranken Ausflug ins Grüne unternahm und nicht müde wurde, ihn immer aufs Neue einzuladen. Eine Familie, die auf jedes Klischee des ‚gut bürgerlichen’ noch einen drauf setzte. Der Horror. Jonas tropfte sich den Weg zum Spiegel und begutachtete die Folgen Tinas verfrühter Weckattacke. Dunkle Schatten hatten sich unter seinen sonst so gut gelaunt wirkenden Augen gesammelt und da waren definitiv einige Bartstoppeln. Annehmbar. Er hatte die letzte Nacht damit verbracht, ein Buch über Camus’ Philosophie über das Elend der Welt zu lesen und darüber bis vor – ein Blick auf die Uhr – drei Stunden vergessen, zu schlafen. Das passierte des Öfteren. Normalerweise hätte es ihm auch nicht groß etwas ausgemacht, ein oder zwei Nächte durchzumachen. Er verbrachte sie schließlich arbeitend in seiner Wohnung und nicht irgendwo auf der Piste. Das unterschied ihn wohl am grundlegendsten von seinen Altersgenossen. Nur, dass es dieses Mal schon die dritte Nacht in Folge gewesen war und er eigentlich damit gerechnet hatte, ausschlafen zu können. Mathe fiel dank des inkompetenten deutschen Schulsystems aus. Als er schließlich bei dem Versuch, mit dem Regenschirm in der Hand in seinen grauen Wollpullover zu klettern, beinahe die Treppe runtergefallen wäre, war er doch ganz dankbar, nicht völlig allein zu sein. Jedenfalls für den Moment. Doch als er aufblickte und feststellte, dass es sein Gastvater war, in dessen Arme er gerade gestolpert war, verflüchtigte sich diese kurze Anwandlung von Seelenfrieden nur allzu gern. „Äh…“ Das Blut schoss ihm ins Gesicht. Peinlicher ging’s jawohl gar nicht mehr. „Oje und ich dachte, ich wäre ein Morgenmuffel“, strahlte sein widerlich gutgelaunter Gastgeber und unterbrach Jonas’ gedankliche Verwünschungen. Konnte in dieser Familie nicht einfach mal wer schlechte Laune haben? Das war ja abartig. Jener Mann, der für Jonas’ Dach über dem Kopf sorgte, war gerade dabei gewesen, sich seine Krawatte zu binden. Bankangestellter[1], noch so was Spießiges. Manchmal fragte Jonas sich wirklich, wie er nur hierher hatte geraten können. Immer noch rot trat er hastig einen Schritt zurück und sein Gegenüber ließ mit einem grausam gutgelaunten Lächeln seinen Arm los. „Kannst du mir damit vielleicht helfen?“, fragte er stattdessen und deutete auf die Verknotungen an seinem Hals, die wieder einmal bewiesen, dass die Krawatte der natürliche Feind des Mannes ist. „Es ist mir immer so schrecklich peinlich, damit zu Susanne zu gehen.“ Natürlich konnte er. t.b.c. [1] Ich hab nichts gegen unsere liebenswerten Geldverwalter, ich halte bloß nicht viel von Etikette. Kapitel 3: Mio - Von Polka tanzenden Zahlen ------------------------------------------- III. Mio – Von Polka tanzenden Zahlen Natürlich kam er zu spät. Wie immer, das ließ sich gar nicht vermeiden. Denn erstens verbrachte er den frühen Morgen damit, sich um Mia-Clara zu kümmern und zweitens – nun ja, die Toilettengeschichte. Trotzdem war er hier, auch wie immer. Er sah es als seine Pflicht an, das Einzige, was er tun konnte, um ihnen aus ihrer momentanen Lage herauszuhelfen. Irgendwie. Irgendwann. Er ging zur Schule so oft er konnte und er machte seine Hausaufgaben so gut er eben konnte. Trotzdem hinkte er hinterher, denn wie sollte er zehn verschiedenen, fachspezifischen Themen folgen, wenn er doch nur an drei von fünf Tagen überhaupt anwesend war? Oder auch weniger. „Sie sind zu spät.“ Seine Englischlehrerin klang resigniert. „Ist es zuviel verlangt, zumindest zu den Klausuren pünktlich zu erscheinen?“ Ohoh. Das hatte er vergessen. Richtig, heute war ja Donnerstag. Sie schrieben heute eine der letzten Klausuren, vierstündig. Ein Kichern machte die Runde. Ja, so war es immer. Eigentlich hinterfragte kaum mehr jemand, warum er es nicht schaffte, auch nur ein einziges Mal pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Oder warum er weit mehr fehlte, als er sich leisten konnte. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ein Typ wie er – knapp 1,70m, dauerblass und mit ständig mottenzerfressenen Klamotten – das perfekte Mobbingopfer war. Er hatte sich daran gewöhnt. Es scherte ihn einen Dreck, was diese verwöhnten Gören von ihm dachten oder wie sie sich ihm gegenüber verhielten. Jedenfalls war es das, was er vorgab und das funktionierte gar nicht so schlecht. Zumindest bei den meisten. Also beließ er es bei einem unbestimmten „Hm.“ und machte sich auf den Weg zu seinem Platz. Er sah die Gesichter kaum. Sie waren nicht mehr als eine verschwommene Masse, ihre einzelnen Bestandteile genauso wenig von Interesse wie das, was sie sagten oder dachten. Solange er nur durchhielt, konnte er es schaffen. Draußen regnete es immer noch. Hey, war das mal motivierend. Mio hielt einer höflich ausgedrückt erstaunten Lehrerin seinen Aufsatz unter die Nase und machte einen auf lässigen Abgang. Bloß weg. Zwar zu spät zur Stunde erschienen, gab er trotzdem als Erster ab. Und er wusste, dass es keine schlechte Klausur werden würde – Englisch lag ihm. Das war das Praktische an Fremdsprachen in der Oberstufe, man konnte so oft fehlen wie man wollte, man verpasste nichts. Denn zumindest was Vokabular und Grammatik anging, kam nicht viel Neues dazu. Und die Thematik konnte man sich ebenso gut selbst anlesen. Möglich, dass das eine arrogante Sicht der Dinge war, aber hey, besser so als sein Versagen in Mathe. Zahlen lagen ihm nicht. Er fand sie eher abartig. Und wozu brauchte man diese ganze gehobene Rechnerei überhaupt? Die Gänge waren noch leer, er hatte während der dritten Stunde abgegeben. Und er wusste, dass keiner seiner Kursmitstreiter so bald den Klassenraum verlassen würde. Leere Schulen mochten ja auf andere unheimlich wirken – Mio genoss sie. Es war niemand hier, die Pausenhalle war leer. Und so herrlich still. Er liebte die Stille. Trotz allem würde er keine Ruhe finden, nicht hier. Er hasste diesen Ort, er hasste seine Mitschüler und er hasste seine Lehrer. Aber vor allem hasste er wohl diese ganze scheiß Situation, die Tatsache, dass es keinen Ausweg gab – noch nicht. Und genau das war wohl seine einzige Hoffnung, das Noch. Müde ließ er sich an einer der siffigen Tischgruppen nieder und schlug resigniert sein Matheheft auf. Er war letzte Nacht nicht dazu gekommen, seine Hausaufgaben zu machen und er wusste nur allzu gut, dass sein Mathelehrer keine Gelegenheit auslassen würde, ihn vorzuführen. Noch so ein Arschloch, eines mehr. Die Zahlen ergaben keinen Sinn, tanzten Polka in seinem Kopf und hätten genauso gut auf dem Kopf stehen können – er hätte trotzdem nicht begriffen, was sie ihm sagen sollten. Er wusste ganz genau, dass ihr neues Thema in eben jener Nachmittagsstunde erklärt worden war, in der er einmal mehr seine kleine Schwester vom Kindergarten abgeholt hatte, anstatt die Schule mit seiner Anwesenheit zu beehren. Mia-Clara konnte nichts dafür, sie war immerhin erst drei. Wer etwas dafür konnte, war eigentlich mal die Frage, die er sich hätte stellen sollen. Was er nicht tat. Wozu auch, er hatte seinen Sündenbock schon vor langer Zeit gefunden, um genau zu sein, vor eben jenen drei Jahren, die Mia nun schon auf der Welt war. Ihren Vater. Ihr gemeinsamer Vater, der seit dem Tod ihrer Mutter einer Welt hinterher rannte, zu der er nicht mehr gehörte. Einer Welt, in der alles korrekt sein musste, in der Söhne gute Noten mit nach Hause brachten, das Haus tadellos sauber und aufgeräumt war und Kleinkinder zwar zu sehen aber nicht zu hören waren. Und wenn etwas nicht genau so verlief, wie in jener Scheinwelt, war es sicher nicht seine Schuld. Schuld konnte natürlich nur sein missratener Sohn sein, der es nicht einmal schaffte, ordentlich auszusehen… KRACKS. Der Stift in Mios Hand zerbrach und die Miene bröselte auf die immer noch wartenden Hausaufgaben. Verdammt! Wie spät war es? Hastig sah er sich nach der großen Uhr in der Pausenhalle um – die vierte Stunde würde gleich vorbei sein, Schülermassen würden aus den Klassenräumen strömen und der Matheunterricht rückte jede Sekunde näher. Und Zahlen schienen plötzlich nicht nur Polka zu lieben. Okay, ganz ruhig. Was konnte er tun? Fehlen kam nicht infrage, seine Defizite waren sowieso schon verheerend. Wenn er so weitermachte, würde er noch einen Unterkurs kassieren. Einen zuviel, um das Schuljahr zu bestehen. Das konnte doch nicht wahr sein, es musste doch irgendeine Möglichkeit geben! Keine Situation ist völlig aussichtslos, sagte er sich in Gedanken. Denk nach, Mio… „Hey“, eine große Hand senkte sich auf seine Schulter und er fuhr erschrocken auf. „Alles klar bei dir? Mio, richtig?“ Grüne Augen lachten ihn von oben herab an. t.b.c. Kapitel 4: Jonas - Von verregneten Westernszenen ------------------------------------------------ IV. Jonas – Von verregneten Westernszenen Einen Augenblick nur stutze Jonas. Die großen hellbraunen Augen des Jungen vor ihm erinnerten ihn auf schmerzhafte Weise an ein verschrecktes Reh. Geblendet von den heranrasenden Scheinwerfern… Dann war der Moment vorbei, sein Mitschüler riss sich los und ein indifferenter Gesichtsausdruck trat auf sein Gesicht. Jonas erkannte ihn als jenen, den Mio, wenn er denn so hieß, für gewöhnlich immer zur Schau trug. Ob er wohl auch außerhalb der Schule so griesgrämig war? Wobei ‚griesgrämig’ es nicht einmal traf. Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers hatte etwas Unbeteiligtes, vielleicht Kaltes, aber so oder so einfach Undefinierbares. Eigentlich hätte er eine Reaktion auf seine Frage erwartet, doch Mio schien definitiv nicht gewillt, sich zu ein paar Worten herabzulassen. Ein paar Sekunden lang starrten sie sich an und fast rechnete Jonas mit einem Steppenläufer [1], der sich ganz westernlike seinen Weg durch die noch leere Pausenhalle fegte. Dann brach der Blickkontakt, Mio griff nach seinem Rucksack und strebte die Treppen an. Was war das denn jetzt gewesen? Sich verwirrt am Kopf kratzend, sah Jonas dem anderen nach. Wie eigenartig. Ob er etwas Falsches gesagt hatte? Und sein Matheheft hatte er auch liegen gelassen. Jonas beugte sich über den Tisch und versuchte sich am Entziffern. Der Knirps hatte die reinste Sauklaue – dass ein Lehrer dergleichen überhaupt lesen konnte, grenzte an Dechiffrieren. Ein amüsiertes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er das Heft einsteckte. Damit würde er sich in der Mittagspause beschäftigen – ja, man könnte sagen, sein Interesse sei geweckt worden. Es mochte ja nicht seiner Art entsprechen, sich großartig für seine Mitmenschen zu interessieren, aber die Dekodierung eines fremden Matheheftes übte einen gewissen Reiz auf ihn aus. Zumindest war er sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Gekrakel um Zahlen handelte. „Und denken Sie an die Lektüre!“ Sein Deutschlehrer lehnte sich im Stuhl zurück. „Falls einer von Ihnen Montag noch einmal die 8€ für den Theaterbesuch vergisst, kann er sich das Stück aus dem Orchestergraben ansehen. Wir sehen uns Montag.“ Damit war der Unterricht beendet. 8€ Theatergeld, zehn für die Deutschlektüre, noch mal acht für die in Englisch - eigentlich hatte Jonas heute Lebensmittel einkaufen gehen wollen. Seufzend packte er seine Sachen zusammen und verließ mit einem Gruß an seinen Lehrer den Raum. Im Flur schlug ihm kalte, muffige Luft entgegen. Er würde wohl oder übel seinen Chef um eine Zusatzschicht im Lager bitten müssen, obwohl er sich ernsthaft fragte, wo er die noch unterbringen sollte. Nun ja, erstmal war es jetzt Zeit für ein verfrühtes Abendbrot, der Nachmittagsunterricht machte ihn immer so verflucht hungrig! Und abgesehen davon, brannte ihm ein gewisses Heft mittlerweile Löcher in die Tasche. Er war während der Mittagspause natürlich nicht dazu gekommen, sich Mios Notizen einmal genauer anzusehen. Nein, er hatte die kostbaren Freiminuten damit verbracht, einem geringfügig schwerfälligen Kurskameraden etwas so Simples wie das Aufstellen einer Redoxgleichung zu erklären. Der Regen hatte nachgelassen. Alles, was von dem ‚Beinaheorkan’ am Morgen noch übrig war, war ein dunstiger Sprühregen, der sich klebrig auf seine Haut legte. Wenn man das noch Winter nennen konnte, fragte Jonas sich ernsthaft, wie die Menschen hier wohl auf weiße Weihnacht reagieren würden. Vermutlich würden sie Vorratseinkäufe tätigen und sich in ihren Häusern verschanzen. Da lohnte es sich ja nicht einmal, den Mantel anzuziehen – geschweige denn, den Regenschirm aufzuspannen. Gelächter ließ Jonas den Kopf heben. Etwas daran hatte ihn aufhorchen lassen, etwas daran hatte nicht nach harmlosem Lachen unter Freunden geklungen. Suchend ließ er seinen Blick über den halb abgesoffenen Schulhof wandern und tatsächlich, eine Gruppe Schüler vermutlich seines Jahrganges wirkte irgendwie verdächtig. Sie standen in einiger Entfernung und hatten sich größtenteils einander zugewandt. Plötzlich kam Bewegung in die Ansammlung. Als Jonas die Augen zusammenkniff, um durch den diesigen Regenschleier genaueres zu erkennen, machte er eine Gestalt aus, die eindeutig nicht Teil der Gruppe war. Schmal und kleiner als die meisten in seiner Umgebung, stach ein Junge mit wuscheligem braunem Haar aus der Menge hervor. Nicht zuletzt, weil er in diesem Moment zwischen den größeren Gestalten brutal hin und her geschubst wurde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis… und da war es passiert. Der Junge stolperte und landete auf eine Art in einer der tiefen Pfützen, die ziemlich schmerzhaft aussah. Das war zuviel. „Hey!“ Jonas hatte gar nicht mitbekommen, dass er längst auf halbem Weg zu seinen Mitschülern war. „Habt ihr nichts Besseres zu tun?!“, brüllte er über den Platz. Es war am sichersten, wenn er möglichst viele Menschen in ihrer Umgebung auf das Geschehen aufmerksam machte. Er hatte sie fast erreicht und irgendwie überraschte es ihn nicht, dass er die meisten der Gesichter, die sich jetzt ihm zuwandten, nicht erkannte. Bis auf eines. t.b.c. [1] "Der Steppenläufer (Salsola tragus), auch bekannt als Steppenhexe oder Tumbleweed, ist ein ursprünglich aus Russland stammender(...) Busch." – die Dinger eben, die im typischen Western durch die Gegend kullern. Vorzugsweise an Highnoon, wenn sich zwei möchtegern Revolverhelden auf einer staubigen Straße gegenüber stehen… X3 Kapitel 5: Mio - Von ungesunden Richtungen ------------------------------------------ V. Mio – Von ungesunden Richtungen Er hasste sie. Er hasste sie alle. Hasste ihre dämlichen Visagen, die im Regen verschwammen, hasste ihre verdammte Oberflächlichkeit. Dabei war das noch eine absolute Untertreibung ihrer Idiotie. Verfluchte Scheißkerle! Er würde nicht heulen. Oh nein, er würde sich seine Schwäche nicht anmerken lassen. Aber Mio wusste genau, dass das Wunschdenken war. Wusste es schon, als er die Gruppe seiner Mitschüler neben dem Basketballfeld am anderen Ende des Schulhofs sah - an genau dem Weg, den er immer ging. Es war jener Weg, den er immer gehen würde. Der Weg, an dem sich nie etwas änderte. Und er meinte längst nicht mehr nur seinen Schulweg, als er die Schultern straffte, eine unbeteiligte Miene aufsetzte und eine Gangart anschlug, die er oft getestet hatte. Gelegenheit hatte er ja genug. Nicht zu schnell, er wollte ja nicht ängstlich wirken. Schwäche war das letzte, was er sich leisten konnte. Auch nicht zu langsam – das wäre die reinste Aufforderung für jenes sinnlose Gepöbel, dem er sonst so sicher auswich wie er morgens pünktlich war. Und ja, das nennt man Sarkasmus. Wunschdenken, das war es immer. Er konnte ihnen nicht ausweichen und sie – ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht – blieben genau dort, wo sie waren. Im Weg. Er konnte nicht darauf hoffen, dass sie irgendwann von selbst verschwinden würden. Dafür war keine Zeit. Mia wartete im Kindergarten auf ihn und abgesehen davon war Hoffnung etwas, das er sich für seine Ziele aufhob. Zurück ging eben nicht. Zurück war überhaupt eine ungesunde Richtung. Sowohl in diesem Moment – er hatte den Platz längst zur Hälfte überquert – als auch gedanklich. Zurück würde er in keiner Weise jemals wieder gehen. Was hatte er gesagt? Richtig, er würde nicht heulen. Nicht das Gesicht verziehen, nicht mal blinzeln, wenn er es verhindern konnte. Nicht heulen, als er grob an der Schulter gepackt und mitten in die Gruppe gezerrt wurde. Nicht vor Schmerzen das Gesicht verziehen, als sie anfingen, ihn unter Gelächter herumzustoßen. Nicht mal blinzeln, als ihn ein verdammt gut gezielter Schlag in die Magengrube in eine der tiefen Schlickpfützen beförderte. Nicht heulen. Nicht heulen. Nicht. Er konnte das nicht. Mio hatte den Kopf gesenkt, um seine vor Scham geröteten Wangen zu verbergen. Sollten sie ihn verprügeln, es war ihm egal. Das geschah irgendwem, nicht ihm. Und trotzdem, sein Gesicht brannte. Er schämte sich für sich selbst. Für seine Schwäche, für sein Versagen. Und er hasste. Vielmehr sich als sie. Sie waren nur Gefangene in ihrer Welt aus Klischee, Schein und Coolness. Er war gar nicht hier, ihr Opfer war ein Niemand, den auch niemand kannte. Oder kennen wollte. Wie eigenartig. Durch das schmerzhafte Dröhnen in seinen Ohren von der kranken Außenwelt abgeschirmt, hatte er es nicht sofort bemerkt. Keine höhnischen Sprüche, kein Gelächter mehr. Schweigen. Verwirrung. Schnell ging er die Möglichkeiten durch. Nummer 1: Sie hatten das Interesse verloren und würden ihn jetzt in Ruhe lassen – unwahrscheinlich. Diese Art Angriffe dauerten seiner Erfahrung nach mindestens so lange, bis jeder einzelne seinen Spaß gehabt hatte. Nummer 2: Einer der Lehrer, die zufälligerweise immer dann beschäftigt waren, wenn er einmal mehr das Aggressionsventil spielen durfte, hatte sich tatsächlich eingemischt – unwahrscheinlicher. Aber was war es dann? Mio holte tief Luft, bevor er den Kopf hob und verfluchte sich innerlich, als er merkte, wie zittrig sein Atem ging. t.b.c. Kapitel 6: Jonas - Von Abgründen, die keiner sehen will ------------------------------------------------------- VI. Jonas - Von Abgründen, die keiner sehen will Abscheu brannte ihm sauer im Mund. Er verachtete sie. Alle. Es war schon erstaunlich, dass eine einzelne Person dermaßen armselig sein konnte – aber gleich fünf? Oder vielleicht gerade deshalb. Warum nur hatten Gruppen immer das Bedürfnis, besonders cool rüberzukommen? Die Abgründe der menschlichen Seele sind bodenlos. Sie zu erforschen war ein Abenteuer, das er nicht erleben wollte. Eine Erfahrung, die Mio wohl schon vor langer Zeit gemacht haben musste, denn seine ganze Haltung drückte stoische Verachtung aus. Die unglaubliche Fähigkeit, selbst jetzt, in einer solchen Situation, auszusehen, als ginge ihn das alles nichts an und als interessiere es ihn nicht im Geringsten, faszinierte Jonas ein weiteres Mal. Hatte dieser Junge eigentlich überhaupt so etwas wie Gefühle? „Was willst du?“ Jonas richtete seine Aufmerksamkeit auf den Wortführer der Gruppe, die er glaubte, schon einmal in dieser Konstellation gesehen zu haben. Sollte er ihn kennen? Er war sich nicht sicher, überhaupt hatte er wenig Interesse an seinen Mitschülern. Es war ein kleines Wunder, wenn er sich tatsächlich mal an einen Namen erinnerte, denn warum sich etwas merken, das nichts mit seinen Zielen zu tun hatte? Stress hatte er trotzdem nicht, er kam sogar mit allen gut aus – was vermutlich daran lag, dass er ihnen keinen Grund dafür gab. Ein Kerl wie er, auf eine Weise desinteressiert und ein wenig undurchsichtig, die keine Angriffsfläche bot, genoss scheinbar einen gewissen Respekt. Auch wenn er sich nicht erinnern konnte, sich den je ernsthaft verdient zu haben. Sein nachdenkliches Schweigen während er den Typen vor sich - Tim? - betrachtete, schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Diese schwer einschätzbare Größe, die er aus unerfindlichem Grunde für seine ‚Kollegen’ zu sein schien, musste etwas Bedrohliches an sich haben. Jedenfalls brauchte er keine Worte. „Ich ähm… wir wollten…“ Schon fing sein gerade noch so cooles Gegenüber - Marc?? - an, seine lässige Integrität zu verlieren. Jonas würde dieses Phänomen nie ganz verstehen, er hatte doch eigentlich nichts gemacht…? Was ihn nicht hindern würde, seinen offensichtlichen Einfluss zu nutzen. Allerdings hatte er wirklich keine Ahnung, was er sagen sollte. Was erwarteten diese Kids denn von ihm? Was war er in ihren Augen? Der unberechenbare Schläger? Oder einfach der unheimliche Freak, von dem man sich lieber fernhielt? Also tat er, was er am besten konnte: schlicht die Augenbraue hochziehen – eine Geste, die dermaßen nichtssagend war, dass sie schon wieder unglaublich viel bedeuten konnte. Tim, Marc, Frederick oder wie auch immer er heißen mochte, schien das ganz genauso zu sehen und trat, vielleicht unbewusst, einen hastigen Schritt zurück. Die Wahrheit hätte sie vermutlich sogar enttäuscht. Denn er, Jonas, war ein Analytiker, ein Sucher, ein Denker, einer der schlicht sein Ziel verfolgte, einer, der kein Interesse an ihren kleinen Machtspielchen hatte. In diesem Moment kam Mio auf die Beine. Was scheinbar außer Jonas niemandem aufzufallen schien und vielleicht war das ja auch besser so. Der Junge wirkte im Augenblick so dermaßen zerbrechlich, dass Jonas – gerade dabei seine warum auch immer einschüchternde Aura zu nutzen – vermutlich alles getan hätte, um ihm noch ein paar unbeobachtete Sekunden zu gewähren. Wie eigenartig, er war von sich selbst überrascht. Und einen Jonas Anders zu überraschen, wollte schon was heißen. Und doch, er hatte Mio unterschätzt. Gerade schwenkte die allgemeine Aufmerksamkeit vom Einmann-Gespräch des Wortführers zurück zum vermeintlichen Opfer, als eben dieses sich zum ersten Mal zur Wehr setzte – oder eher angriff. Plötzlich packte Mio, bestimmt einen Kopf kleiner als der Rest, die Schulter des Jungen, der ihm am nächsten stand und drehte ihn ruckartig zu sich herum. Dann schlug er zu. Irgendetwas knackte widerlich – die Nase des Kerls? – und mehr als eine Person schrie. Aber nicht Mio. Nein, er blieb völlig still, wirbelte nur herum und griff scheinbar wahllos den Nächsten an. Jonas klappte der Mund auf. Damit hatte er absolut nicht gerechnet – schon wieder. Nur diesmal hatte der Kleine das Überraschungsmoment nicht mehr auf seiner Seite, dieses Mal konnte der angegriffene Junge ausweichen. Obwohl Mio verdammt schnell war. Die Aktion brachte Leben in den Rest der Bande und schon gingen drei weitere auf ihn los. Das war nicht fair. Okay, Mios Verhalten sicher auch nicht, aber… „Hey!“ Jonas brüllte dazwischen und zerrte einen der Kerle aus der Reichweite eines regelrechten Kampfteufelchens. Es war definitiv nicht Mios erste Prügelei, trotzdem, er war in der Unterzahl. Und körperlich unterlegen, eine Tatsache, die ihn nur noch wütender zu machen schien. Er hatte keine Chance und doch kassierte Jonas für sein Eingreifen nur einen giftigen Blick. In diesem Moment war er sich sicher, dass Mio ihn genauso angreifen würde wie den Rest der Anwesenden. „Loslassen.“ Jonas sprach ganz ruhig, zumindest versuchte er es. Er wäre am liebsten genauso auf diese Idioten losgegangen wie der kampfwütige Knirps es getan hatte – aber das war nun mal nicht seine Art. Das alles war nicht seine Art, was machte er hier überhaupt? „Warum sollten wir? Ey, Mann, Jonas, der Hosenscheißer hat Aaron gerade eine reingehauen!“ Ach, nein, tatsächlich? „Was hast du denn erwartet, dass er sich wehrlos verprügeln lässt?“ Jonas hatte keine Lust, sich mit diesen namenlosen Klischeeopfern zu streiten. Aaron? Tim?? Marc??? Überhaupt war ihm das gerade echt zuviel und er würde zu spät zu seiner Schicht kommen, etwas, das er überhaupt nicht ausstehen konnte. Außerdem knurrte sein Magen. „Ja aber-“ Zu mehr kam der neue Wortführer der ‚Gang’ nicht. Denn in diesem Augenblick nutze Mio die allgemeine Unschlüssigkeit, riss sich los und machte sich davon. Er war um die nächste Ecke verschwunden, bevor die anderen wirklich etwas davon mitbekamen. Und Jonas seufzte halb genervt, halb erleichtert auf. Jetzt hatte er ihm sein Matheheft gar nicht mehr geben können. Nicht, dass er das vorgehabt hatte – oder? t.b.c. Kapitel 7: Mio - Von Schweinegrippeattacken und klebrigen Patschehändchen ------------------------------------------------------------------------- Widmung: ~ VII. Mio - Von Schweinegrippeattacken und klebrigen Patschehändchen Und wieder Regen. Völlig außer Atem lehnte er sich gegen eine Hauswand und schloss kurz die Augen. Falsche Entscheidung, denn prompt sah er ihn wieder vor sich. Den Freak, der ihm erst sein Matheheft geklaut hatte, weshalb er einmal mehr Strafarbeiten von Eposmaßen aufbekommen hatte, und der sich dann auch noch in den Streit mit Juliens Gang einmischen musste. Bah! Wie ihn das ankotzte. Was dachte sich der Kerl eigentlich? War es ein krankes Hobby von ihm, sich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen? Er war ja auch nicht derjenige, der für die Unterbrechung der Belustigung des ‚Masters of Disaster’ würde büßen müssen! Nein, dieses Los war Mios. Er würde für die Unterbrechung von Juliens Beschäftigungstherapie bezahlen müssen, das war ihm klar. Er nieste und eine ältere Dame sah ihn so geschockt an, als hätte er sie gerade ganz offiziell mit der Schweinegrippe infiziert. Haha, diese Art Sarkasmus sollte er sich vielleicht abgewöhnen. Andererseits… er hustete absichtlich und verdrehte dramatisch die Augen in Richtung seiner Zuschauerin. Bei ihrem Gesichtsausdruck, der von geschockt, über panisch bis peinlich berührt ging, hätte er gerne gelacht. Doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Er musste los, seine Schwester bekam doch immer Angst, wenn sie zu lange auf ihn warten musste. Woran das wohl lag? Für einen kurzen Augenblick überlagerten die Gedanken an seine kleine Schwester die Demütigung des Tages in seinem Kopf. Mia-Clara kannte ihre gemeinsame Mutter nicht und auch, wenn Mio sie eigentlich noch für zu klein für solche Gefühle hielt, fragte er sich manchmal, ob sie sich wohl die Schuld an Mutters Tod gab. Clara Katz war bei Mias Geburt gestorben und mit ihr die heile Welt, in der Mio bis zu diesem Zeitpunkt aufgewachsen war. Das war nun drei Jahre her und Mia, die doch von alldem nichts wusste, schien genau wie ihr Vater und ihr Bruder, einen seelischen Knacks davongetragen zu haben. Fast wäre er gegen die gläserne Eingangstür des Kindergartens gerannt, so selbstverständlich trugen ihn seine Füße nach der Schule dorthin. Kurz stehen bleiben, einen unnützen Blick an sich hinunter werfen und eintreten. Er sah so oder so alles andere als vertrauenswürdig aus, Schlammflecken und nasser Hosenboden hin oder her. Mia hatte das nie gestört. Sie kannte ihren Bruder nicht anders, hatte nie den unbeschwerten, sommersprossigen Jungen kennen gelernt, der ständig vergaß, seine Schuhe zuzubinden. Diesen Jungen gab es nicht mehr, er war mit ihrer Mutter gestorben. An seine Stelle war ein feindseliger, verschlossener Teenager getreten, der ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter alle seine Freunde vergrault hatte, ohne es auch nur zu merken. Er hatte zu schnell erwachsen werden müssen, hatte zu früh die Verantwortung für ein Kleinkind übernommen, hatte verlernt, auf jemand anderes zu achten als Mia. Sie war sein Mittelpunkt, seine Sonne, um die er kreiste, wenn man so wollte. „Mioooooooooooooo!!!“ Hellbraune Korkenzieherlocken tanzten vor seinen Augen, als seine kleine Schwester ihm in die Arme sprang. Wäre diese Begrüßung nicht, hätten die zu Recht misstrauischen Erzieherinnen das kleine Mädchen sicherlich nicht mit dem verwahrlost aussehenden Halbstarken mitgehen lassen. „Hallo, Krümelmaus.“ Mio war mehr als das. Er war Mias Familie und er wusste sehr genau, was Priorität hatte: Mia. Ganz allein Mia. Und aus genau diesem Grund akzeptierte man ihn hier und hinterfragte nicht. Gerade schob er den kichernden Lockenkopf auf seinen Rücken, als eine der Erzieherinnen auf ihn zukam. Mio hätte sie auch als solche eingeordnet, wenn er sie nicht gekannt hätte. Etwas an ihr schrie förmlich, dass sie täglich mit Kindern arbeitete. Der nachlässige Pferdeschwanz? Die schlichte Jeans mit dem farbbeklecksten T-Shirt? Oder war es der übernächtigte Gesichtsausdruck, der sich doch immer wieder in ein sanftes Lächeln verziehen konnte, wenn eine kleine, klebrige Hand sich nach dem Pferdeschwanz reckte? „Mio, ich müsste mal mit dir reden.“ Frau Ehlers klang ernster, als sie aussah und zum ersten Mal störte es Mio, dass sie größer war als er. „Was gibt’s?“ „Es geht um das Kindergartengeld. Ihr seid schon wieder im Rückstand, meinst du nicht, dass du mal mit deinem Vater…“ Und ab hier klinkte Mios Verstand sich aus dem Gespräch aus. Er würde nicht mit seinem Vater reden, das wäre doch sowieso völlig sinnlos gewesen. Doch, er würde es tun müssen. Hoffentlich fand er vorher eine Möglichkeit, Mia aus dem Haus zu schleusen. Er sah den Schlag kommen, aber er wich der Hand seines Vaters nicht aus. So hatte er es schneller hinter sich. Er zuckte kaum, als ihm die saftige Ohrfeige auf der Wange brannte und Peter Katz sich wutschnaubend abwandte. Mehr konnte Mio nicht tun. Er hatte die Nachricht der Kindergärtnerin überbracht und obwohl er nur der Bote war, schon mit dieser Reaktion gerechnet. Na gut, vielleicht hätte er sich den zögerlichen Hinweis, dass weniger Trinken und mehr Arbeiten ganz hilfreich wäre, sparen können. „Was glaubt dieser Junge, wer er ist?!“ Sein Vater hatte die Anwesenheit seines Sohnes bereits wieder vergessen und regte sich nur noch künstlich auf. Mio hoffte sehr, dass auf dem Konto nicht schon wieder Ebbe herrschte, denn was zum Henker sollte er machen, wenn Mia nicht mehr in den Kindergarten gehen konnte? Die Schule schmeißen, das war’s. Ob er es darauf anlegte? Sein Vater war sowieso dagegen, dass Mio sein ‚hart erarbeitetes Geld mit sinnlosem Bücherwälzen verschwendete’. Pisser, Scheißkerl, Drecksack. Hm. Er brauchte wohl mal eine neue Bezeichnung für seinen Erzeuger. t.b.c. Wem ist der Namensgag bei Mios Eltern aufgefallen? 'XD *witzfail* Jetzt neu: Abstimmung bei den Charas - Welche Sicht lest ihr lieber? (siehe Charaprofile) Kapitel 8: Jonas - Von Problemmagneten und regennassen Rehaugen --------------------------------------------------------------- VIII. Jonas - Von Problemmagneten und regennassen Rehaugen „Tut mir Leid, Junge, noch eine Schicht ist wirklich nicht drin. Wir haben sowieso schon zu viele Helfer diesen Monat. Diese Studenten sind wie die Aasgeier, wenn es um Gelegenheitsjobs geht!“ Sein Arbeitgeber tätschelte ihm entschuldigend die Schulter und Jonas verabschiedete sich abwinkend. Das war unpraktisch. Verdammt unpraktisch, denn er brauchte das Geld wirklich. Ende des Monats war seine Miete für die Dachwohnung fällig und die Kosten für Lektüren und Schulveranstaltungen häuften sich auch. „Sieht so aus, als würde ich eine ganze Weile von Pfannkuchen leben müssen…“ Jonas fuhr sich gähnend mit der Hand durchs Haar und steuerte den Park an. Eigentlich wäre ihm gerade nichts lieber als ein Kaffee gewesen, aber die Schule mit ihren günstigen Automaten lag lange hinter ihm und die Cafés in der Gegend verlangten horrende Summen. Unter einer besonders dichten Fichte fand Jonas ein halbwegs trockenes Plätzchen und lehnte seinen Kopf an die rotbraune Rinde. Das tat gut. Wann immer er Kopfschmerzen hatte oder sich schlichtweg gestresst fühlte, suchte er sich einen alten Baum. Das war eine Eigenart, die ihm schon viele schiefe Blicke eingebracht hatte. Aber Bäume hatten etwas unglaublich Beruhigendes an sich, besonders, wenn sie wie diese Fichte abgelegen an stillen Plätzen standen. Er lauschte auf das leise Rieseln des Regens um sich herum, vereinzeltes Tropfen von wasserschweren Ästen in tiefe Schlammpfützen. Schlammig wie die, in die Mio gestoßen worden war… ob er sich verletzt hatte? Der Gedanke an die Geschehnisse auf dem Schulhof fegte die Ruhe aus Jonas Gliedern. Wütend schnaubte er und wischte sich energisch eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. Dieser Idiot! Was ließ er sich auch in solche sinnlosen Prügeleien verwickeln?! Aber wenn er ehrlich war, waren es nicht Mios scheinbar magnetische Fähigkeiten für Probleme, die ihn so annervten. Nein, es war mehr die Art, wie er selbst sich durch die Bekanntschaft zu dem Jungen beeinflussen ließ. Seit wann machte er sich überhaupt Gedanken über jemanden, der absolut nichts mit seinen Zielen zu tun hatte? Halt. Vielleicht unterschätzte er Mio in dieser Hinsicht ja auch? Genau wie vorhin… er war sich so sicher gewesen. Dieser Zwerg mit dem unterkühlten Gesichtsausdruck und den feuchten Rehaugen war ein einziger Widerspruch. Völlig unlogisch! Aber da war ja noch das Matheheft. Es mochte ja keine seiner Stärken sein, sich in andere hinein zu versetzen, aber Mathe war kein Problem. Und so manche Mitschrift, so wusste er nur allzu gut, verriet weit mehr über ihren Autor als beabsichtigt. Mios Mathemitschriften verrieten vor allem, dass Jonas ihn nicht als Konkurrenz betrachten musste. Belustigt fuhr er mit dem Finger über die völlig aus dem Sinn gerissenen Zahlenkombinationen. Nein, dieser Junge hatte nicht das geringste Verständnis für Mathematik. Vermutlich litt er sogar unter einer Rechenschwäche. Das Lächeln wich aus Jonas’ Gesicht. Ob ihm das bewusst war? Ob ihm klar war, dass seine Probleme in Mathe mehr waren als fehlendes Verständnis? Und wenn nicht? Gab er sich selbst die Schuld? Und wenn er es selbst nicht wusste, hatte es auch kein Arzt oder wer auch immer für so was zuständig war bestätigt. Das bedeutete, dass er wie alle anderen Schüler bewertet wurde. Der Unterkurs war ihm garantiert. Wie war er überhaupt soweit gekommen? Unwillig gestand Jonas ihm in Gedanken seinen Respekt. An Intelligenz konnte es Mio jedenfalls nicht fehlen, wenn er es trotzdem schaffte, nicht von der Schule zu fliegen. „Was zum Henker…?!“ Er hatte es schon wieder getan. Genau genommen hatten seine Gedanken die letzte halbe Stunde um nichts anderes gekreist als Mio. Mio, Mio und immer wieder Mio. Das war doch total verrückt! Aufgebracht stand Jonas auf und klopfte sich die Erde von der Hose. Am besten ging er nach Hause und lenkte sich mit seinen Hausarbeiten ab. Genau, es gab wichtigeres als pubertäre kleine Emos, die in Mathe durchfielen, obwohl sie nichts dafür konnten… Die Hände in den Hosentaschen stapfte er in die Siedlung, in der das Haus seiner Gastfamilie stand. Der Regen hatte nachgelassen und so sah er schon von Weitem die schmale Figur des Zeitungsjungen, der hastig von einem Hauseingang zum nächsten rannte. Spät dran, dachte Jonas abwesend und bog auf die Auffahrt. Er hatte eine Weile nach dem Schlüssel kramen müssen und als er ihn endlich fand, fiel er ihm prompt aus der Hand und in die nächstbeste Pfütze. Vor sich hin fluchend machte Jonas sich daran, in der schmutzigen Flüssigkeit herumzustochern. Erst ein geschocktes Aufstöhnen hinter ihm ließ ihn auf und in bernsteinfarbene Rehaugen sehen. t.b.c. Ihr seid wieder dran! =D Welche Szene würdet ihr jetzt gerne lesen? Wer Lust hat, kann mir auch gerne ein Stichwort nennen, das im nächsten Kapitel eine Rolle spielen soll. Kapitel 9: Mio - Von fremden Welten und zimtfarbenen Zukunftsträumen -------------------------------------------------------------------- IX. Mio - Von fremden Welten und zimtfarbenen Zukunftsträumen Ein Regentropfen fiel aus seinem nassen Haar und kitzelte ihn an der Nase. Abwesend wischte er sich mit dem Handrücken durch das Gesicht, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. Was zum Teufel machte der denn hier? Nun, offensichtlich wohnte sein Mitschüler in dieser Gegend, die, wie Mio angesäuert feststellte, nicht die schlechteste war. Ein gut gepflegter Vorgarten reihte sich an den nächsten und spießige Briefkästen kündeten von ach so glücklichen Familien. Widerwärtig. Und unglaublich beneidenswert. Er hätte viel dafür gegeben, für dieses kitschige Klischee der heilen Familie. „Was?!“, motzte er drauf los, weil ihm spontan nichts Besseres einfiel. Was sollte er auch sagen? Eine Bemerkung über das Scheißwetter machen, dem Jungen zu seinem beschissenen Glück gratulieren, ein normales Leben zu führen?? Oder ihn einfach ignorieren und so tun, als sei er nicht Zeuge einer unglaublichen Demütigung Mios geworden?! Die grünen Augen, die ihm schon in der Schule so unangenehm aufgefallen waren, musterten ihn langsam von Kopf bis Fuß. Na toll. Das schrie ja geradezu nach einem weiteren dummen Kommentar. „Willst du mit reinkommen?“ Er hatte eine erstaunlich tiefe Stimme, das war Mio vorher gar nicht aufgefallen. Äh, Moment. Wie bitte? Verwirrt starrte er sein Gegenüber an. „Findest du das etwa witzig?!“, fauchte er zurück. So ein Arsch, nur weil jemand wie er vermutlich nicht für seinen Lebensunterhalt arbeiten musste… „Nein. Im Gegenteil. Aber du bist tropfnass und es ist kalt.“ Der kühle Blick der grünen Augen wandte sich ab, als sein Mitschüler die Tür aufschloss. War das wirklich sein Ernst? Mio bezweifelte es. Wieso sollte sich dieser Kerl auch nur einen Scheißdreck um seine Gesundheit scheren? „Was ist jetzt?“ Der Junge, dessen Namen er gar nicht kannte, wie ihm in genau diesem Moment bewusst wurde, stand in der geöffneten Tür und sah ihn auffordernd an. Ja, was jetzt? Wie angewurzelt stand Mio da, auf der regennassen Auffahrt zu diesem eklig wunderbar normalen Haus. Vor einer geöffneten Tür zu einer anderen Welt. Einer Welt, in die er nicht gehörte. Langsam schüttelte er den Kopf und wandte sich ab. „Nein. Das ist nicht meine Welt.“ In diesem Augenblick fühlte sich Mio, als laste ein Gewicht auf ihm, ein Schatten, den er nicht zuordnen konnte. Aber er war schwerer als alles, was sich dieser Junge in seiner hellen, normalen Welt vorstellen konnte. Da war er sich sicher. Er versuchte nicht, Mio aufzuhalten und irgendwie war ihm dieser dankbar dafür. Jemand wie er, der sich Juliens Gang in den Weg stellte, um einem Idioten zu helfen, obwohl er ihn gar nicht kannte… so jemand, dachte Mio, sollte nicht mit ihm in Berührung kommen. Seine helle, gesunde, heile, normale Welt durfte nicht mit der seinen kollidieren. „Mia hübsch?“ Seine Schwester zeigte mit ihrer winzigen Hand auf ihr Haar. „Ja, Mia ist sehr hübsch.“, bestätigte er lächelnd und streichelte über die weichen Locken. Das war sie wirklich, überlegte Mio, während er zusah, wie Mia sich in ihrem hellblauen Kleid vor dem alten Wandspiegel drehte. Sie sah aus wie ihre Mutter. Sie hatte die gleichen meerblauen Augen, die gleichen zimtfarbenen Korkenzieherlocken, die ihr immer locker um die rundlichen Wangen fielen. Und das gleiche, offene, ehrliche Lachen. Noch, ja. Mio lehnte sich an die Wand und dachte über die Zukunft seiner kleinen Schwester nach. Wenn er wollte, dass sie nicht geprägt durch die Alkoholexzesse und Wutausbrüche ihres Vaters war, würde er Mia sehr bald aus seiner Reichweite bringen müssen. Raus aus diesem Haus, weg von der Vergangenheit, die schon so lange nichts anderes mehr war als ein weiterer dieser düsteren Schatten, die überall in den Ecken des Hauses zu hocken schienen. Lauernde Schatten, die grienend auf ihre Chance warteten. Einen unbedachten Moment, wenn er unaufmerksam war und seine Deckung fallen ließ. Noch ein Jahr, dann war er achtzehn. Und wenn sich auch nur die allerkleinste Möglichkeit bot, würde er mit Mia verschwinden. Er war sich nicht einmal sicher, ob ihr Vater ihre Abwesenheit überhaupt bemerken würde. Seine Schwester war dazu übergegangen, ein schäbiges Puzzle zu malträtieren. Er hatte Angst, dass sie zu wenig gefördert wurde, zu wenig Aufmerksamkeit bekam. Aber was sollte er machen? Er war einfach nur froh, sie fast nie mit ihrem Vater alleine lassen zu müssen, auch wenn das hieß, dass sie vielleicht zu abhängig von ihrem Bruder wurde. Die Geburt seiner Tochter hatte Peter Katz kalt gelassen. Wenn überhaupt, hatte er Mia als eine weitere finanzielle Belastung registriert, aber Mio glaubte kaum, dass sein Vater auch nur wusste, wie sie aussah. Hatte er sie jemals wirklich angesehen? Clara Katz, ihre Mutter, hätte überlebt, wenn sie einer Abtreibung zugestimmt hätte. Aber das hatte sie nicht gewollt. Bereitwillig hatte Clara der Risikoschwangerschaft zugestimmt, hatte akzeptiert, dass sie die Geburt ihrer Tochter vermutlich nicht überleben würde. Aber ihr Mann war anderer Meinung gewesen. Und mit Claras Tod war mehr gestorben als nur eine Mutter und Ehefrau. t.b.c. Jomio ftw! öuö' Edit: Wer hat Lust, mir Charabilder zu kriggeln? OwO Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)