Ride the Rockers 7 - Party Time von raphael_asdrai (5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Kapitel 7 »Wieso Takeru? Ich bin nicht in Takeru verliebt!« Die Worte brauchten einen Augenblick, bis sie in Sagas Kopf durchgedrungen waren, noch einen weiteren Moment, bis sein Gehirn sie soweit verarbeiten konnte, dass er verstand, was der andere ihm gerade gesagt hatte – und schließlich noch einen, um die einzige dieser Äußerung angemessene Reaktion zu erzeugen. »Hn?« Das Unverständnis stand ganz klar in Sagas geweiteten Augen geschrieben und seine leicht in die Höhe gezogene Augenbraue zeigte deutlich, wie sehr er der Aussage Glauben schenkte. »Willst du mich verarschen?« Einen Moment sah Chiyu ihn irritiert an, dann bildete sich eine steile Falte auf seiner Stirn. Hastig stieß er sich von Saga ab und schwankte zurück, bis er eines der Waschbecken zu fassen bekam, um sich daran abzustützen. »Verarschen? Hast du sie noch alle?«, schimpfte er so laut, dass es in dem gekachelten Raum hallte und Saga unangenehm berührt zusammenzuckte. »Ist das wieder einer von deinen komischen Scherzen?« Einen kurzen Moment überlegte Saga, ob er einfach ›Ja‹ sagen und die Situation entschärfen sollte, doch dann schnaubte er und stemmte die Hände in die Seiten. Es passte ihm gar nicht, dass sich der andere so empörte. Das war doch pures Abstreiten, weil er ins Schwarze getroffen hatte! »Hab ›ich‹ sie noch alle? Ich hab doch ganz genau gesehen, dass du in Takeru verliebt bist! Wenn du schon zu feige bist, es ihm zu sagen, kannst du es wenigstens vor mir zugeben! Immerhin warst du vor fünf Minuten nicht zu feige, mir deine Zunge in den Hals zu stecken!« Er bereute seinen bissigen Tonfall beinahe im selben Moment, als die Worte seinen Mund verließen, doch der entsetzte Ausdruck in Chiyus Augen sagte ihm, dass es nun zu spät war, sie zurückzunehmen. Das Gesicht des jüngeren Bassisten wurde merklich blass, ehe er rückwärts in Richtung Tür stolperte, die Augen weit aufgerissen auf Saga gerichtet. »Ok, das wars«, hauchte er so leise, dass der andere es kaum verstand. »Du hast mir vorgespielt, nett zu sein, und ich Idiot bin auch noch drauf reingefallen! Danke für den ›schönen‹ Abend! Mich wirst du sicher nicht wiedersehen!« Er biss die Zähne zusammen und schickte Saga einen bitterbösen Blick, ehe er sich umdrehte und den Raum verließ. Saga brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, was gerade geschehen war. Doch anstatt Chiyu nachzulaufen und zu versuchen, ihn aufzuhalten, kippte er wie betäubt gegen die Wand hinter sich und starrte auf die Tür, die hinter dem anderen geräuschvoll ins Schloss fiel. Er hörte Schritte, die sich entfernten, Rütteln an Türklinken und schließlich wie eine weitere Tür mit einem Knall zugeschlagen wurde. In seinem Kopf rasten die Gedanken, versuchten zu begreifen, wie sie innerhalb von fünf Minuten von heißem Rummachen dazu gekommen waren, dass sie sich gegenseitig anschrien und Chiyu ihm die Freundschaft kündigte. »Shit«, hauchte er leise und ballte eine Hand zur Faust, ehe er langsam an der Wand hinabrutschte und auf den Boden sackte. Seine Zähne gruben sich in seine volle Unterlippe und er spürte, wie sich ein unangenehmer Druck in seinem Brustkorb bildete, als ihm klar wurde, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Das geschah so gut wie nie! Immer hatte er einen Plan, so dumm dieser auch manchmal sein konnte, aber er gab nicht auf. Er wusste, was er wollte, er kämpfte darum und holte es sich letztendlich. Doch gerade fühlte er sich vollkommen ratlos – schlimmer noch, hilflos. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Und Chiyu damit vermutlich für immer vertrieben. Dabei war er sich so sicher gewesen! Der Ausdruck in Chiyus Augen, als er Miyavi und Takeru gesehen hatte, war echt gewesen! So schaute niemand, der in diesem Moment nicht tief verletzt wurde. Wenn er nicht auf Takeru stand, dann vielleicht auf Miyavi? Saga runzelte die Stirn. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. Miyavi war niemand, in den man sich verlieben sollte. Er war charmant, unterhaltsam und definitiv gut im Bett, aber gedankenlos, wenn es um die Gefühle anderer Menschen ging. Ganz zu schweigen davon, dass er sich niemals auf nur eine Person festlegen würde. Wenn Chiyu tatsächlich in ihn verliebt war, dann lag ein weiter Pfad aus Herzschmerz vor ihm. Vielleicht war er aber auch nicht in Miyavi verliebt, vielleicht war er … Saga zuckte zusammen, als ihm klar wurde, welcher Gedanke ihm gerade gekommen war. Es war so abwegig, dass er es in jeder anderen Situation ignoriert hätte, aber gerade klopfte sein Herz so laut, dass es alle Logik aus seinem Kopf verdrängte. Vielleicht war Chiyu in ihn, Saga, verliebt! Welcher Kerl, der seine heimliche Liebe mit einem anderen beim Sex beobachtete, reagierte darauf damit, sich auf den Nächstbesten zu stürzen, der gerade zur Verfügung stand?! Saga schluckte trocken, als ihm vor Augen kam, wie Chiyu ihm die Kontrolle entrissen und ihn gegen die Toilettenwand gedrückt hatte. Und zuvor, die Situation im Hotelzimmer … Und nicht zuletzt der verletzte Ausdruck in seinen Augen, als er vor wenigen Minuten die Tür hinter sich zugeworfen hatte. Ein Impuls raste durch Saga und ließ ihn so hastig auf die Beine springen, dass ihm von dem restlichen Alkohol in seinem Blut kurz schwindlig wurde, doch er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er musste Chiyu einholen! Schneller als er sich überhaupt überlegen konnte, was er dem anderen sagen wollte, stürzte er auf den Gang und rüttelte an den Türen, bis er schließlich die einzige offene fand und hinaus in die Dunkelheit stolperte. Einen Augenblick brauchte er, um sich zu orientieren, dann fand er sich in einer kleinen spärlich beleuchteten Seitengasse wieder. Die gegenüberliegende Häuserwand war maximal drei Meter entfernt, Müllcontainer standen an den Seiten und allerlei Gerümpel hatte sich an den dunklen, mit Graffiti beschmierten Wänden aufgetürmt. Hastig huschte Sagas Blick umher, doch er konnte Chiyu nicht entdecken. Verflucht, der andere war sicher schon über alle Berge. »Chiyu!«, brüllte er, selbst wissend dass der andere ihn nur hören würde, wenn er noch nicht in die nahe große Straße eingebogen war, deren Auto- und Menschenlärm schwach durch einen hohen Bretterzaun mit einer kleinen Tür drang. »Chiyu!« Ein weiteres Mal brüllte er den Namen und versuchte die unverständliche Panik zu beruhigen, die sich in seinem Inneren aufbaute, bis er mit einem Mal eine Bewegung wenige Meter von sich entfernt im Schatten einer größeren Kiste ausmachte. »Chiyu?«, keuchte er erschrocken, als er den anderen auf dem Boden sitzend sah und hastete zu ihm, halb befürchtend, dass der jüngere Bassist schlichtweg in seinem Alkoholrausch das Bewusstsein verloren hatte oder eingeschlafen war. Doch als er bei ihm ankam, blickten ihn zwei braune Augen grimmig an. »Schrei nicht so, ich weiß wie ich heiße!«, zischte Chiyu leise und versuchte sich aufzurichten, doch Saga ließ ihm keine Zeit und zog ihn stattdessen an sich. Erleichterung durchströmte ihn, als er seine Arme um den schlanken Körper schloss und ihn so fest an sich drückte, als befürchtete er, er würde sich jeden Moment in Luft auflösen. Er erschrak beinahe über das ungewohnt laute Klopfen seines Herzens, als er bemerkte, dass er Chiyus Wärme durch die dünne Kleidung hindurch spüren konnte, und biss die Zähne zusammen, um nicht irgendwas absolut Dummes zu sagen. Shit, shit, shit, hier lief etwas absolut falsch! Er war der Letzte, der solche dämlich sentimentalen Sachen tat, und trotzdem fühlte er sich so, als würde er den anderen am liebsten überhaupt nicht mehr loslassen wollen. »Saga?«, hörte er die verwirrte Stimme des anderen, doch er ließ nicht los. Stattdessen vergrub er seinen Kopf in Chiyus Halsbeuge, sog seinen Geruch ein und schmiegte seine Wange an die weiche Haut. Sie war warm, so warm, dass ihm davon ganz schwindlig wurde. »Tut mir leid, dass …«, begann er, verstummte jedoch, als er nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte. Doch Chiyu schien ihn auch so zu verstehen, doch er seufzte nur leicht und ließ seinen Kopf an Sagas Schulter kippen. Saga wusste nicht, ob er zu betrunken war, oder ob er ihm auch im nüchternden Zustand verziehen hätte, aber gerade war es egal. Das einzig Wichtige war, dass er es tat. Einige Momente blieben sie so vollkommen still, bis Saga endlich wagte, die Frage zu stellen, die ihn quälte. »Wenn du nicht in Takeru verliebt bist … in wen dann?« Auf einmal war er sich nicht mehr so sicher, ob Chiyu tatsächlich in ihn verliebt sein könnte. Er wagte nicht, dem anderen ins Gesicht zu sehen, und als einige Sekunden Stille vergingen, machte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend breit. »Fängst du schon wieder damit an?«, erhob Chiyu plötzlich seine Stimme. Er klang verärgert und Saga zuckte leicht zusammen, als ihm klar wurde, dass er vielleicht schon wieder alles kaputt gemacht hatte. »Sag es mir einfach, dann geb ich Ruhe!«, versuchte er mit fester Stimme zu sagen, hoffend, dass Chiyu ihn in seinem angetrunkenen Zustand nicht für total sonderbar halten würde. »Ist es Miyavi? Oder doch Takeru?« Chiyu gab einen genervten Laut von sich, ehe er Saga wegstieß und sich mühevoll aufrichtete. Seine Haare waren wirr und sein weißes Tanktop leicht angeschmutzt von der Häuserwand, doch trotzdem sah er in Sagas Augen unglaublich heiß aus. »Ich hätte dir nie davon erzählen sollen!«, schnaubte der Jüngere und versuchte wegzugehen, doch sein Gleichgewichtssinn ließ ihn im Stich, so dass er nicht weit kam, bis Saga wieder bei ihm war. »Miyavi, oder? Hab ich recht?« »Als ob ich dir das sagen würde! Du machst dir nur einen Spaß daraus, mich danach damit aufzuziehen! Also ob ich nicht schon scheiße genug dran wäre, in einen Hetero verknallt zu sein!« Er ballte die Fäuste und Saga zog die Augenbrauen hoch, ehe er verständnislos den Kopf schüttelte. »Miyavi ist alles andere als hetero! Du warst doch gerade dabei!« Hatte Chiyu das Erlebnis in der Toilette einfach aus seinem Gedächtnis verbannt? »Liegt vielleicht daran, dass ich überhaupt nicht von Miyavi rede!«, fauchte dieser gereizt und funkelte Saga wütend an. »Dann doch von Takeru?« Langsam aber sicher war Saga komplett verwirrt. Wer blieb denn noch übrig? »Nein, nicht Takeru, Idiot!« Chiyus Wagen leuchteten im Zwielicht der Gasse rot und Saga konnte deutlich sehen, wie der andere mit sich rang, bis er plötzlich die Faust gegen die Wand schlug. »Yuji! Ok, Yuji! Bist du jetzt zufrienden?!« »Hn?« Sagas Augen weiteten sich überrascht, als er sah, wie Chiyu beschämt den Blick senkte, ehe er ihn erneut anfunkelte. »Ja, Yuji! Ich bin in Yuji verliebt und wahrscheinlich der größte Idiot auf diesem Planeten, da er mein Freund und eindeutig hetero ist, und vermutlich gerade sein Date in die Matratze nagelt! Jetzt kannst du lachen, wenn es das war, was du wolltest!« Er wendete den Blick ab und ballte die Faust so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten, bevor er sie erneut gegen die Wand schlug. »Shit«, fluchte er leise, als ihn der Schmerz durchfuhr. Saga öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann klappte er ihn wieder zu. Yuji? Die Information kam so unerwartet, dass er überhaupt nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Yuji? Ihn hatte er noch nicht einmal in Betracht gezogen. Er hatte erst zwei Mal mit ihm zu tun gehabt, und das eine Mal war nur einer von ihnen bei Bewusstsein gewesen. Es schien ihm plötzlich, als würden ihn seine Beine nicht länger halten können, und er griff nach einem der Müllcontainer, um sich daran abzustützen. Der Lärm der Straße drang von weitem an sein Ohr, trotzdem fühlte er sich mit einem Mal, als sei er in einer Art Blase gefangen, unfähig, sich daraus mit eigener Kraft zu befreien. Etwas Unangenehmes formte sich in seiner Brust und er wusste nicht, was es war. Er hatte doch nicht ernsthaft erwartet, dass Chiyu in ihn verliebt sein könnte … »Ist ok …«, sagte er leise, weil er einfach nichts Besseres wusste. »Ich lache nicht.« Er hörte, wie seine Stimme zitterte, und hätte sich am liebsten dafür eine Ohrfeige verpasst. Der kühle Wind huschte unter sein dünnes Hemd und ließ ihn frösteln und die Arme um sich schlingen. Endlose Augenblicke vergingen, in denen weder er noch Chiyu etwas sagten. Saga wusste noch nicht einmal, ob Chiyu überhaupt noch da war, denn er wagte nicht, den Blick zu heben. Ein kleiner Teil wünschte sich, im Club mehr getrunken zu haben, um vielleicht morgen einfach einen Filmriss zu haben, doch der weitaus größere Teil lachte ihn einfach nur aus. Und hätte es nicht so weh getan, hätte er mitgelacht. »Wieso warst du dann vorhin so … Als du sie gesehen hast … Ich dachte, du könntest es kaum ertragen …« Saga schluckte trocken und verstummte wieder. Er erwartete keine Antwort, noch nicht einmal, dass Chiyu überhaupt verstehen würde, wovon er gerade redete. Doch nach nur wenigen Momenten erklang ein leises bitteres Lachen. »Es ist schon peinlich, wenn man davon angeturnt wird, dass der beste Freund neben einem mit einem Kerl Sex hat, während man sich versucht vorzumachen, hetero zu sein«, antwortete Chiyu beschämt, ehe er wieder verstummte. Er lachte leise und ließ sich auf eine Kiste sinken, ehe er in sich zusammensackte und den Kopf zwischen die Schultern fallen ließ. »Ich will ihn einfach nur vergessen …«, flüsterte er nach ein paar Momenten und bedeckte seine Augen mit seiner Hand, als könne er dadurch die Realität verleugnen. »Er sieht mich nur als Freund und steht nicht auf Männer. Er kriegt schon einen Anfall, wenn sich Takeru aus Scherz an ihn ranschmeißt.« In Sagas Hals formte sich ein Klos, als er mit ansehen musste, wie der andere förmlich vor ihm zusammenbrach und er nichts anderes tun konnte, als dazustehen. Chiyu war betrunken, sonst hätte er ihm vermutlich nie so viel erzählt. Doch es war die Wahrheit, das merkte Saga deutlich. Erst jetzt wurde ihm klar, in was er sich die ganze Zeit eingemischt hatte. Gegen so tiefe Gefühle hatte er keine Chance. Dabei war dies die Situation auf die er die ganze Zeit hingearbeitet hatte. Chiyu war verletzlich, verzweifelt und betrunken. Der alte Saga hätte ihm geschmeichelt, ihn mit süßen Worten und Berührungen eingelullt, um sich das zu holen, was er wollte, ehe er ihn wieder fallen ließ. Doch in diesem Moment stieß er alle Pläne beiseite. Vorsichtig sank er vor Chiyu auf die Knie und schloss ihn in seine Arme. Er fühlte, wie sich der andere verspannte, war schon darauf vorbereitet, jeden Moment weggestoßen zu werden, doch zu seiner Überraschung wurde Chiyus Körper nach wenigen Sekunden weich und entspannte sich. Sagas Hände fuhren über die nackten, ausgekühlten Arme, doch diesmal versuchte er nicht, den anderen zu verführen. »Ist ok …«, flüsterte er leise und biss die Zähne zusammen, als er hörte, wie Chiyu rasselnd einatmete, bevor er die Arme um Saga schloss und ihn an sich drückte. »Ich wünschte, ich könnte ihn nur einmal haben …« Chiyus Stimme war so leise, dass Saga mehr die Bewegung seiner Lippen an seiner Haut spürte als sie tatsächlich hörte. »Nur einmal, dann könnte ich ihn aufgeben.« Ein bitteres Lächeln formte sich auf Sagas Lippen, als Chiyu genau den Wunsch aussprach, den er selbst hegte. Nur ein einziges Mal, dann könnte er ihn vergessen. Es war das selbe, was er sich schon seit Tagen sagte. Und noch immer glaubte er daran. Nur eine Nacht mit Chiyu, einmal den warmen Körper unter sich spüren, nackte Haut an seiner, heiße Lippen, pures und reines Verlangen, und dann endlich die Erlösung von all den tückischen Gefühlen, die sich in ihn gegraben hatten. Wie konnte Yuji nicht sehen, was Chiyu für ihn empfand? Und wenn er es sah, wie konnte er es ignorieren? Er könnte das bekommen, was Saga verwehrt blieb! Anstatt es mit Chiyu wild in irgendeinem anonymen Hotelzimmer zu treiben, hielt er ihn im Arm und tröstete ihn wegen Liebeskummer! Alles nur wegen Yuji! Chiyu würde sich morgen vermutlich nicht einmal mehr daran erinnern, aber Saga schon! Und als er spürte, wie Chiyu in seinen Amen zu zittern begann, seine Finger in Sagas Hemd krallte und die schwache Feuchtigkeit seiner Tränen seine Haut benetzte, fasste Saga einen Entschluss. Wenn Chiyu sich nicht von Yuji befreien konnte, dann würde er es für ihn tun. Und Yuji würde bezahlen! ~*~ »Yuji?« Miyavi nahm einen großen Schluck Cola und ließ sich auf sein Sofa fallen. Saga saß dort und starrte mit verschränkten Armen auf den ausgeschalteten Fernseher, seitdem er vor einigen Minuten in Miyavis Wohnung gestürmt war, um ihm seine neusten Erkenntnisse mitzuteilen. Der Sänger war nicht sonderlich begeistert gewesen, zu nachtschlafender Zeit – eher jedoch zwei Uhr Nachmittags – aus dem Bett geklingelt zu werden, doch Saga war schneller an ihm vorbeigebraust, als er ihn wieder hätte hinausdrängen können. Jetzt saß Miyavi komplett im Schlafanzug und mit Plüschpantoffeln auf der Couch und gähnte. »Ja, Yuji«, wiederholte Saga trocken und schnaubte leise. »Nicht Takeru. Aber ich nehme an, das wusstest du schon!« Er warf Miyavi einen säuerlichen Blick zu und dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf, ehe er ein paar Mal den Kopf hin und her wiegte und schließlich nickte. »Aber nicht bevor wir in die Bar sind!«, verteidigte er sich jedoch sogleich. »Ich habe Takeru nur ein bisschen unauffällig ausgehorcht. Er hatte den Verdacht, dass Chiyu in ein Mitglied er PSC verliebt sei, weil er sich komisch verhält, seitdem sie bei dem Label sind, und da ihr ja schon was laufen hattet, dachte ich, dass du derjenige sein könntest …« »War das bevor oder nachdem du ihn auf dem Waschbecken gevögelt hast?« Sagas Blick war so scharf, dass Miyavi zusammenzuckte. Ein erstaunter Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Sängers und seine Augen wurden so groß wie Untertassen. »Das hast du mitbekommen?« »War das nicht Sinn und Zweck der Geschichte? Ich nehme an, du hast gesehen, wie ich mit Chiyu in die Toilette bin und wolltest dir einen Spaß erlauben!« Saga schnaubte und stellte sein leeres Glas mit einem Knall auf dem Couchtisch ab. Er hatte die letzte Nacht oder besser gesagt die Morgenstunden plus den Vormittag sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Nachdem er Chiyu nach Hause gebracht und ins Bett gesteckt hatte, hatte er vergeblich versucht zu schlafen und im Endeffekt damit angefangen, jedes kleinste Detail der vergangenen Woche zu analysieren. Etwa um 11 Uhr Mittags, als selbst seine dunklen Vorhänge die grelle Sonne nicht mehr davon abhalten konnten, seine überstrapazierten und müden Augen zu malträtieren, war ihm klar geworden, dass er sich vollkommen zum Obst gemacht hatte. Wie hatte er auch nur einen Augenblick annehmen können, Chiyu könnte tatsächlich etwas für ihn empfinden? Zugegeben, das mit Takeru war ebenso ein Denkfehler gewesen, aber noch viel schlimmer war, dass sich ein nicht unbeträchtlicher Teil in ihm darauf eingelassen hatte, Gefühle für Chiyu zu entwickeln. Doch jetzt, wo er wieder nüchtern und vor allen Dingen wütend war, war die Welt wieder ein bisschen klarer. »Hey, ich schwör dir, ich wusste wirklich nicht, dass ihr da wart!«, unterbrach Miyavi seinen Gedankengang, und als er den Sänger ansah, stand in dessen Augen Aufrichtigkeit und auch ein klein wenig Panik geschrieben. Dies zu sehen, machte die unangenehmen Ereignisse der letzten Nacht zwar nicht wett, aber eindeutig erträglicher. »Außerdem hab nicht ich angefangen, sondern Takeru! Ich hab abgecheckt, dass zwischen ihm und Chiyu nichts läuft, hab mich an den Plan gehalten und mit ihm geflirtet, und dann warst du mit Chiyu plötzlich weg. Wer bin ich, dass ich so einer Sahneschnitte eine Abfuhr erteile, wenn sie sich mir förmlich an den Hals schmeißt?!« Saga hob ungläubig eine Augenbraue und lachte abfällig. »Wer’s glaubt …« »Denkst du, ich lüge?« Miyavi sah ihn trotzig an und verzog den Mund wie ein beleidigtes kleines Kind, doch Saga war nicht in der Stimmung, sich mit seinen pubertären Anwandlungen zu befassen. »Fest steht jedenfalls, dass der Plan gründlich in die Hose gegangen ist. Und wenn Chiyu nicht ein totales Blackout hat, können wir vergessen, das in ähnlicher Form noch mal zu wiederholen.« Er brummte leise und fuhr sich durch die wirren Haare, ehe er an seinem Hemdärmel schnupperte und das Gesicht verzog. »Und bevor wir uns irgendwas Neues ausdenken, sollte ich duschen«, stelle er fest und schälte sich aus dem schwarzen Hemd, ehe er es achtlos neben sich auf die Couch fallen ließ. Der Moment, in dem er beschlossen hatte, seine Partyklamotten einfach anzulassen, war nicht einer seiner hellsten gewesen. Vielleicht hatten ihn deshalb die Passanten in der U-Bahn so seltsam angesehen. »Ok, ich hol mein Shampoo!« Miyavi richtete sich auf und zog sich unter Sagas kritischem Blick sein Schlafanzugoberteil über den Kopf. »Was genau machst du da?«, fragte der Bassist misstrauisch und erntete einen verständnislosen Blick aus großen braunen Augen. »Duschen. Immerhin ist es meine Dusche! Außerdem, so wie du gelaunt bist, hast du gestern sicher keinen Druck abbauen können.« Ein verführerisches Lächeln bog die vollen Lippen nach oben, als er auf Saga zutrat und seine schlanken Finger über dessen nackten Oberkörper gleiten ließ. »Also helfe ich dir ein bisschen dabei!« Saga musterte ihn skeptisch, ehe er den Kopf schüttelte und die Hand von seiner Brust verjagte. »Ich stinke«, sagte er trocken. »Können wir ändern!« »Und ich bin nicht in Stimmung!« Er warf Miyavi einen warnenden Blick zu, als sich dessen Finger erneut auf seinen Körper verirrten und diesmal seinen Rücken hinaufwanderten, während der Sänger so nah kam, dass nicht einmal mehr ein Zentimeter Platz zwischen ihnen war. »Du bist nicht in Stimmung?« Der Unglauben in Miyavis Stimme war deutlich zu hören, bevor er für Saga vollkommen unverständlich zu grinsen anfing. »Was?«, knurrte dieser, drauf und dran, den anderen mit einem gezielten Kick in die Kronjuwelen in seine Schranken zu verweisen, sollte er irgendeinen hinterlistigen Plan im Sinn haben. Doch Miyavi schüttelte nur den Kopf, das Grinsen weiterhin ungetrübt auf seinen Lippen. »Dich muss es ja ganz schön erwischt haben! Da blüht dem süßen Chiyu aber einiges, wenn sich der große böse Saga in ihn verknallt hat!« »Du hast sie ja nicht mehr alle!« Ein empörtes Schnauben entwich Sagas Lippen und er schubste den anderen von sich, um unter dessen belustigtem Blick in Richtung der Dusche zu stapfen. Er in Chiyu verknallt, das war ja ungeheuerlich! Er verknallte sich nicht, schon gar nicht in irgendwelche Indieband-Mitglieder, die er erst seit einer Woche kannte und die ihm noch nicht mal hinterher schmachteten! Er würde Chiyu flachlegen, dann hatte er endlich wieder seine Ruhe. Vor Chiyu, vor Miyavi und nicht zuletzt vor der komischen Seite an sich, die sich tatsächlich um die Gefühle anderer Leute kümmerte. »Verliebt, lächerlich …«, murmelte er mürrisch, als er sich seiner restlichen Sachen entledigte, den Duschvorhang hinter sich schloss und das brausende Wasser auf sich hinabströmen ließ. Er brauchte einen Plan, und zwar diesmal einen guten! Nicht einen von Miyavis, die immer wie nach einem Naturgesetz in einem Desaster endeten. Er wollte Chiyu, Chiyu wollte Yuji, und solange Chiyu Yuji wollte, würde er ihn nicht bekommen. Also musste er lediglich dafür sorgen, dass Chiyus Interesse für Yuji abflaute. Aber wie um alles in der Welt sollte er das anstellen? »Hey, nur falls es dich interessieren sollte …«, Miyavis Stimme drang durch das Brausen des Wassers an Sagas Ohr und er konnte sich gerade noch zügeln, dem anderen seinen Schwamm an den Kopf zu werfen, dafür, dass er trotz der Abfuhr nicht locker zu lassen schien. »Takeru meinte, niemand von SuG sei vollkommen hetero.« »Bitte was?« Sagas Kopf schnellte durch den Spalt im Vorhang. »Und so was erzählt der dir einfach so?« Miyavi grinste nur. »Ich sagte ja, niemand von denen ist hetero. Takeru frisst mir aus der Hand. Der ist vollkommen verrückt nach mir. Und auch die anderen scheinen alle ein bisschen in Richtung anderes Ufer zu schwimmen. Ich meine, man muss sich nur mal die Klamotten und das peinliche Rumgetanze in ihren Videos angucken, um zu wissen, dass die gern mal die Beine für den einen oder anderen Kerl breit machen würden. Er wusste zwar nicht, wer es alles schon ausprobiert hat, aber ein Anfang ist ein Anfang!« Er blickte Saga erwartungsvoll an, doch dieser hörte ihm überhaupt nicht mehr zu. Chiyu war der festen Überzeugung, dass Yuji hetero war, nur deshalb versuchte er nichts bei ihm. Wenn er rausfinden sollte, dass dem nicht so war, könnte sich alles zu einem großen Desaster entwickeln. Schlimmstenfalls würden Chiyu und Yuji ein kitschiges Pärchen werden und er könnte ein für alle Mal vergessen, die schönen langen Beine um seine Hüfte zu wickeln und mit Chiyu anzustellen, was er wollte. Jedoch … Sagas Mund verzog sich zu einem perfiden Grinsen, als ihm endlich der geniale Gedanke kam, auf den er schon so lange gewartet hatte. Er musterte Miyavi mit einem durchdringenden Blick, während es in seinem Kopf so doll ratterte wie schon lange nicht mehr. »Sag mal …«, begann er gedankenvoll unter dem neugierigen Blick des Sängers. »Wie sehr ›genau‹ frisst dir Takeru eigentlich aus der Hand?« tbc. 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