Obscura von Usaiji-chan (Undeath Population) ================================================================================ Kapitel 6: Sacrifice -------------------- Nach dem traurigen Ereignis am vorigen Tag saßen Shiva, Yuri, Ray und Zirou zusammen und redeten miteinander. Sie teilten ihre Sorgen und sprachen das aus, was ihnen am Herzen lag, nur Zirou seilte sich von dem Geschehen ab und saß mit vor der Brust verschränkten Armen an einer Wand. Es war sichtlich wie sehr Ray diese Abseilung missbilligte, er schaute sehr oft mit einem flinken Blick zu Zirou hinüber und widmete sich wieder dem Gespräch. Yuri gefiel es nicht dass Ray sich solche Sorgen machte, immer wenn er zu Zirou hinübersah spürte sie wie sich etwas in ihr leicht verkrampfte, doch schnell wieder fing. „Nun... Ich denke es wird Zeit.“ Meinte Ray als das Ende des Gesprächs zu spüren war. Als die müden Beine aufstanden hörte man ein leichtes Stöhnen, woraufhin die Beine ausgeschüttelt wurden und Yuri sich streckte. „Zirou?“ diese hob daraufhin den Kopf. Ihr durchdringender Blick traf Ray und paralysierte ihn für einen Augenblick. Ray streckte ihr die Hand entgegen. Zirou ignorierte diese und stand von allein auf. „Wohin jetzt?“ fragte Zirou ohne Ray auch nur eines Blickes zu würdigen. „Wir wollten uns auf den Weg machen, es ist dunkel geworden.“ Yuri stellte sich neben Ray. „Vielleicht finden wir Riku.“ Meinte sie ohne Klang in der Stimme. Zirou gluckste kurz spöttisch auf. „Als ob es das war was ich will.“ Yuri schaute Zirou scharf an. „Ist mir egal was du willst, ich will meine Schwester finden.“ Während Zirou das Versteck verließ flüsterte sie etwas unverständliches und öffnete die schwere Metalltür die ihren Weg nach draußen versperrte. Die Vier kletterten ins Freie und sahen sich den Mond an. Es war Vollmond, es schien klar und es waren kleine Wolken am Himmel. „Und die Kreaturen der Nacht steigen empor aus ihrem dunklen Versteck. Blutgierig und erbarmungslos ziehen sie durch das Land auf der Suche das ihrem nächsten Opfer.“ Ray bedachte Yuri mit einem unbeholfenem Blick. „Woher hast du das?“ fragte er. Yuri ging ein paar Schritte tänzerisch nach vorne, blieb schließlich stehen und verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken. So stand sie im Mondlicht während die anderen drei auf ihre Antwort warteten. „Früher haben wir immer Gottesdienste gemacht, wir haben Vampire verflucht und ihnen den Tod gewünscht. Wir hielten die Menschen für die einzigst lebenswerte Rasse auf der Welt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und jetzt... bin ich selbst zum Teil einer. Wisst ihr, ich frage mich wie ich überhaupt so gut damit klarkomme.“ In diesem Moment stellte Ray sich genau neben sie. „Vielleicht weil du jetzt weißt das diese Tatsache nicht ganz zutrifft. Dein Weltbild ist auf den Kopf gestellt, du wirst noch einige Zeit brauchen bist du dich daran gewöhnst.“ Yuri seufzte. „Ray... Ich habe immer noch Angst.“ Der junge Arzt schaute Yuri an, davon hatte sie vorhin nichts gesagt. „Ich will nicht noch einmal so sehr ausrasten. Es war ein so schlimmes Gefühl, alles in mir hat gebrannt. Ich war wütend und wollte einfach jedem wehtun der mir in die Quere kommt.“ Ray legte einen Arm um Yuri. „Du hast noch nicht lange eine solche Kraft, überhaupt setzt du sie zuerst ein. Du kennst doch diesen alten Sprüche: ‚Du musst sie zu beherrschen wissen‘, ‚Du musst lernen mit ihnen umzugehen‘...“ „Und natürlich ‚Nutze die Macht, Luke‘“ meinte Shiva mit einem Grinsen auf den Lippen. „Haha.“ Meinte Yuri tonlos und grinste ebenfalls. Shiva durchwuschelte Yuris Haare woraufhin diese ihren Arm spielerisch wegschlug. „Nun, wenn schon dann können wir diese Zeit auch dazu benutzen ein wenig zu trainieren.“ Meinte Ray und löste seinen Arm und die drei stellten sich im Dreieck auf. Die Drei grinsten während Zirou unbeteiligt daneben stand, die anderen beschlossen sie zu übersehen und einmal zu vergessen. Sie hatten keine Lust ständig von ihrer Laune noch weiter nach unten gezerrt zu werden, dieser Kampf war zum austoben, zum stärken von mentaler und physischer Stärke. „Möge die Macht mit dir sein.“ schmunzelte Shiva mit scharfem Blick. Ein paar Stunden später lagen Shiva und Ray vollkommen erschöpft auf dem Boden während Yuri noch immer quietschfidel durch die Gegend hüpfte und selbstausgedachte Karate Techniken vorführte. „Ihr Versager, schon am Ende?“ gluckste sie. „Wäh...“ war das einzige was Shiva und Ray von sich geben konnten. „Komm schon, Yuri, wir sind fertig und Vampir gegen Trist ist schon ziemlich unfair.“ Yuri ging in einem frechen Gang zu Ray, sie beugte sich zu ihm hinunter und kam ihm so nah das Ray es nicht verhindern konnte rot zu werden. „Loser, Verlierer.“ hauchte Yuri in Rays Ohr. Ray, hin und hergerissen von geringfügiger Ehrregung und Ärger tat sich wieder auf. „Noch einmal.“ Meinte er vollkommen erschöpft während Shiva sich den Weg zu Zirou robbte. „Hat er irgendeine Chance?“ fragte Shiva. Zirou brauchte etwas bis zur Antwort. „Die werden nicht richtig kämpfen, Ray wird...“ Da Zirous Antwort gerade von Ray selbst kam zeigte diese galant auf ihn. „Hör zu Yuri, ich will jetzt keinen richtigen Kampf mehr. Du konzentrierst dich.“ „Ich bin viel zu kribbelig dafür!“ meinte Yuri und hüpfte auf der Stelle. „Wenn du‘s schaffst jetzt schlagartig ruhig zu werden, wäre der erste Schritt dazu nicht mehr auszurasten.“ Mit diesem Bild vor Augen blieb Yuri stehen. Ihre Miene wurde ernst und sie atmete einmal tief ein und aus. Sie lies die Hände zur Seite fallen und senkte den Kopf zu Boden. Sie versuchte einfach nur still zu sein, sich in einen Trancezustand fallen zu lassen wenn dies möglich war. Und sie spürte es, ihre gleichmäßige Atmung, die sanfte Brise des Windes und tatsächlich auch eine leichte Müdigkeit, die sie überkam und verpuffte als Ray sie an der Schulter berührte. Sie schaute nach oben und wie Ray sie stolz anblickte. Er lächelte und Yuri lächelte zurück bis plötzlich etwas seltsames passierte. Ihre Beine erlahmten, als wären sie eingeschlafen und Yuri fiel zu Boden. Ray sagte nichts, er grinste nur noch breiter. „Du hast es raus. Wenn du es schaffst dich in deinem Wahn zu beruhigen lähmt sich dein Körper wegen des dramatischen Spannungsverlustes und bleibt stehen. Wenn du das schaffst wenn du wahnsinnig wirst hast du es drauf.“ Yuri war froh, und erst jetzt spürte sie wie müde ihr Körper war, diese Anstrengung hätte sie nicht im geringsten vermutet. „Ray...?“ fragte Yuri und schaute ihn mit süßem Blick an das er sie hochnahm. Und einmal wieder nahm Ray sie hoch und trug sie hinüber zu dem kleinen Stück grünen Grases an dem Zirou und Shiva saßen. „Ich denke heute nacht können wir nach Riku nicht mehr suchen, oder...“ in diesem Moment wurde Yuri von einer flinken Gestalt abgelenkt die ein paar Meter neben ihnen herhuschte, und diese Person kam ihr unheimlich bekannt vor. „Riku!“ rief sie laut und fiel beinah von Ray hinunter. „Ray, kommt schon, ich habe gerade Riku gesehen!!“ sagte Yuri vollkommen aufgedreht. „Bist du sicher?“ „Quatsch nicht, lauf!“ Und dies tat Ray, er gestikulierte Shiva und Zirou mitzukommen und rannte der Person hinterher, unter Anweisungen von Yuri. Und da stand sie. Yuri riss die Augen auf. Sie schlug Ray so hart das er sie fallen lies und ging auf wackligen Beinen auf ihre Schwester zu. Da war sie. Da war Riku, es war Riku. „Riku.“ Sagte Yuri erleichtert und wollte sie gerade in ihre Arme schließen als sich um ihre Schwester eine ganze Traube Vampire stellte. „Dieses Mädchen gehört zu unsrer Sippe. Verschwinde, wer auch immer du bist.“ Yuri wurde sauer. „Ich bin ihre Schwester, lasst mich durch!“ Und Yuri warf die Vampire die ihr im Weg standen einfach weg. Sie stand genau vor Riku, als ihr etwas auffiel, ihre Haare waren schwarz, doch Riku schaute sie anders an als diese Vampire, Riku schaute Yuri mit genauso glasigen Augen an wie Yuri sie. „Schwester!“ rief Riku und warf sich Yuri lachend in die Arme. „Riku... Riku...“ sagte Yuri glückselig. So viel musste sie in den letzten Tagen weinen. Heute war es das erste mal das sie vor Glück weinte. „Wie kommst du hierher? Warum sind deine Haare schwarz? Was ist passiert, wer sind diese Vampire?“ waren nur ein paar wenige der Fragen die Yuri ihr stellte. Und Riku zeigte ihrer Schwester ihren rechten Arm. An ihrem Oberarm war ein riesiges Brandmal. Bestürzt sah Yuri darauf. „Die Vampire die uns angegriffen haben, haben mich zu einen von ihren gemacht. Ich bin ein Vampir Yuri.“ Yuri sackte das Herz in die Hose. Sie hatte es an ihren Haaren schon vermutet, doch die Bestätigung tat mehr weh als gedacht. „Diesen Vampiren bin ich entkommen und bin hierher, in eine Art Sekte gekommen die mich gebranntmarkt und aufgenommen haben. Ich bekomme von ihnen auf legale Weise Blut und sie haben sich um mich gekümmert. Kannst du mir folgen?“ fragte Riku und Yuri nickte störrisch. „Sag schnell was mit dir ist. „Zu lange zum erklären, aber ich glaube ich bin so was wie ein Superheld auf Vampirbasis. Du kennst sicher keil, gegen den soll ich gewachsen sein.“ Riku riss Mund und Augen auf. „Du kannst es mit Keil...?!“ Yuri schlug ihr die hand auf den Mund. „Das darf keiner erfahren, klar? Diese Vampire hier sind von der Bloodhood Gang, einer guten Vampirorganisation die mit den Prayers verbunden sind.“ „Prayers? Die Scientology’s sind auch mit den Prayers verbunden.“ „Scientology’s?“ fragte Yuri und Riku nickte zu ihrer Gruppe herüber. „ich kann nicht einfach zu euch, Yuri, wir treffen und bei den Prayers, ich muss weiter.“ „Riku, nein, komm einfach mit uns.“ Yuri hatte ein verlorenes Gefühl im bauch, sie wollte ihre kleine Schwester nicht schon wieder suchen müsste. Nicht noch einmal diese Angst davor das sie tot sein könnte. Obwohl. Genau das war sie ja... „In einer Woche bei den Prayers, geht das?“ fragte Riku jemanden auf ihrem Clan. „Riku, das geht nicht, wir brauchen doch diese Fähigkeit zum Gedankenlesen, das bedarf mehr zeit als einer Woche.“ „Aber in mehr als einer Woche können wir nicht noch bei den Prayers sein.“ Meinte Yuri leise bis Shiva hervortrat. „Würde es eure Reise verkürzen wenn ihr die Fähigkeit des Gedankenlesens sofort bekommen würdet?“ fragte Shiva. „Shiva, du kannst nicht...“ begann Ray doch Shiva erhob die Hand und gebot ihm somit zu schweigen. „Ich besitze diese Fähigkeit, ihr könnt sie haben.“ Die Gruppe schaute sich um. „Wir akzeptieren.“ Sagte ihr Oberhaupt mit ruhiger Stimme. „Das musst du nicht tun, Shiva.“ Meinte Yuri und schaute Shiva eindringlich an. „Ich weiß schon was richtig ist. Diese Fähigkeit hat mich lange verfolgt und nach einem Stamm der Fähigkeit aufnehmen kann suchte ich seid langer Zeit.“ „Aber das ist ein großes Opfer, das kann uns behilflich sein. Dein Leben wird sich drastisch verändern.“ „Mein leben kann sich nicht verändern, weil ich schon lange keines mehr habe, Schätzchen.“ Shiva zwinkerte Yuri zu und Yuri schaute etwas schuldig der Frau nach, die ihr ermöglichte ihre Schwester wieder zu sehen. „Shiva.“ sagte Yuri. „Yuri, du kannst mich davon nicht abhalten, ich tu es.“ Yuri schwieg kurz und sah Shiva mit einem rührenden Blick an, der Shiva kurz einen Klos in den Hals versetzte. „Ich wollte eigentlich nur Danke sagen.“ Shiva lächelte Yuri an, kurz bevor sie ihre Hände dem Oberhaupt der Sekte anvertraute. Beide atmeten im selben Takt und hatten die Augen geschlossen. Shiva fühlte in ihrer Kehle ein seltsames Gefühl das rasch in ihre Augen aufstieg. Sie riss ihre Augen auf die begannen fürchterlich zu brennen. Yuri sah geschockt zu wie Shivas Augen anfingen gelb zu leuchten. Shiva wand sich, sie schien wirklich Schmerzen zu haben, die sich in dem Moment zu steigern begannen als das Oberhaupt begann zu sprechen. „Dein drittes Auge das alles sieht, dein siebter Sinn der dir gewährt zu sehen. Dein zweites Gehirn das dir erlaubt zu lesen und dein Wille zu der Verantwortung die du zu dieser Macht trugest werden dir nun im beidseitigem Einverständnis entnommen. Nie wieder sehen, nie wieder lesen. Dein drittes Auge ist nun versiegelt.“ In diesem Moment wanderte das Licht aus ihren Augen und Shivas hochrote Augen tränten. Das Licht ging über ihre Hände zu dem Oberhaupt bis es schließlich seine Augen erreicht hatte. Shiva lies seine Hände nicht los. Yuri fragte sich warum bis die sichtlich benebelte Shiva einen Satz mit einer Stimme aufsprach die Yuri gänzlich unbekannt war. „In nomine patris et filli et spiritu sancti“. In diesem Moment lies Shiva das Oberhaupt los und stürzte nach hinten auf dem Boden. „Alles in Ordnung?“ fragte Yuri und stützte Shivas Kopf auf ihren Schoss. Zu ihrer Verwunderung begann Shiva damit laut zu lachen. Sie lachte aus voller Kehle. Es war ein erleichtertes Lachen, ein befreites Lachen als wäre Shiva eine Jahrelange Last von den Schultern genommen. Und das war es anscheinend auch. Niemals hätten die drei gedacht das ihre Fähigkeit Shiva so viel abverlangte, das es so eine Befreiung für sie war sie los zu haben. Yuri, Ray und Zirou sahen sich an. Denn Shiva lachte weiter, sie lachte und schnaufte nach einer Weile nach Luft weil sie keine mehr bekam und lachte weiter. Yuri fasste ihr an die Stirn und sah zu wie die Gruppe mit ihrer Schwester verschwand. Die beiden Schwestern sahen sich noch einmal an bis Yuri sich Shiva wieder widmete. Shivas Stirn war glühend heiß. Sie lachte weiter, sicher einige Minuten bis das lachen langsam erstarb und sie letztendlich vor Erschöpfung einschlief. „Ich hätte niemals gedacht das dieses Gedankenlesen so eine Belastung für sie ist.“ „Ich kann es mir vorstellen, doch sie hat es nie zugegeben.“ Meinte Ray, der es war der Shiva hochhievte. „Wir müssen uns beeilen, in einer knappen Stunden wird es hell, bis dahin müssen wir was gefunden haben.“ „Alles klar.“ Meinte Yuri, stand auf und merkte erst jetzt das ihre Beine sich wieder richtig gut anfühlten. Zwar noch etwas wacklig, aber Yuri konnte wieder laufen. Ein bisschen was Gutes hatte die Bürde als Auserwählte, mit ihren tödlichen Tücken und hinterlästigen Fallen, dann doch etwas. Yuri fühlte eine seltsame Geborgenheit in ihrem Magen. Endlich zu wissen wie es mit Riku stand war erlösend. Das sie lebte fasste Yuri als wunderbares Geschenk auf. Diese ständige Angst um sie in den letzten Tagen war geradezu zerreißend gewesen. Es war das erste mal, seid sie auf der kalten Metallplatte im Untersuchungsraum gelegen hatte, das sich Yuri wirklich entspannt fühlte. Innerhalb einer halben Stunde hatten die Vier wieder ein Versteck gefunden. Shiva hatte die Transfermittlung wahrscheinlich so viel Kraft gekostet das sie bereits auf dem Weg dorthin eingeschlafen war. Yuri wusste nicht was sie zu Shiva sagen sollte. Sie hatte sich zu Anfang nicht sehr verständnisvoll gezeigt. Sie hatte niemals etwas für Shiva getan und sie hatte diesem Mann einfach ihre Fähigkeit überlassen um Yuri einen gefallen zu tun. Yuri wusste nicht im geringsten was sie sagen sollte, besonders da Yuri sie nun mit anderen Augen sah als zu Beginn, was ihr schon zu schaffen machte. Aber schließlich da man doch nicht alle Tage einen Mann der sich so überzeugend als Frau ausgab. Bis zum späteren Morgen starrte Yuri die schlafende Shiva an. Sie hatte ein so unglaublich schönes Gesicht. Es war geradezu unmöglich das sie ein Mann war. Das einzige was bei genauerem hinsehen auffiel war, das ihr Gesicht recht markant ist. Während Yuri gerade in ihre reine, blasse Haut vertieft war wachte Shiva, zu Yuris Schrecken, plötzlich auf. „Is was?“ fragte Shiva verschlafen und lächelte Yuri mit müden Augen an. „N... Nein...“ meinte Yuri konnte jedoch nicht den Blick von ihr wenden. Sie überdachte kurz ihre Worte und machte den Mund auf. „Ich hab nur darüber nachgedacht was du alles für mich gemacht hast. Du bist mitgegangen warst immer nett zu mir, hast mir verziehen und sogar deine Macht für mich aufgegeben.“ Um eins mal klar zu stellen.“ Begann Shiva. „Meine Macht war nicht das Gedanken lesen, eben das was du gerade gesagt hast in es, das ich anderen helfen kann. Und dafür bin ich nun mal da.“ Shiva grinste da sie die letzten Worte mit einer hochgestochenen Stimme gesagt hatte, um sich selbst ein wenig zu parodieren. Schließlich senkte sich Shivas Brust ein wenig, sie schaute Yuri mit ihren klaren, blauen Augen an und fing an zu erzählen. „Als ich dich das aller erste mal gesehen habe...“ „War ich nackt.“ Shiva verlor ihr Lächeln nicht. „Das lassen wir mal außen vor. Als ich dich das erste mal gesehen habe, habe ich deine Gedanken gelesen. Deine Gedanken galten einzig und allein deiner Schwester. Yuri, du bist noch sehr viel mehr für andere da als ich.“ Yuri schlug die Augen auf. „Nicht weil du mehr für sie tust, sondern weil du in jedem Menschen, Vampir oder sonstigem Wesen immer etwas gutes findest. Du liebst alles was dir begegnet. Du liebst sogar deine ärgsten Feinde, das ist etwas sehr wertvolles.“ „Nur etwas das man liebt kann man wirklich hassen.“ „Darauf wollte ich nicht hinaus, aber in Ordnung.“ Seufzend setzte Shiva sich an ihren Bettrand. Zu Yuris erstaunen zog sie ihr Oberteil aus und präsentierte sich Obenrum völlig nackt. Diese Szene kam Yuri extrem obskur vor und sie dankte soeben dafür das Shiva keine Gedanken mehr lesen konnte. Shiva war trainiert. Ihr Körper war sportlich und schlank, hatte allerdings keinen Sixpack und sie hatte weder großen Bizeps noch Trizeps. Sie sah männlich aus, hatte jedoch einen weiblichen Schnitt so das sie in Klamotten fraulich wirkte. „Siehst du. Ich weiß das du dich fragst warum ich so herumlaufe. Und die Wahrheit ist ich weiß es nicht genau.“ Yuri sah auf. „Geboren wurde ich mit meiner Fähigkeit des Sehens und einem Geschlechtsteil das nicht zu mir passen sollte. Ich war viel früher ein hübscher kleiner Junge, so schön das alle dachten ich wäre ein Mädchen...“ Yuri sah ihn leicht irritiert an. „Allerdings wünschten sich meine Eltern ein Mädchen. Um sie nicht zu enttäuschen lies ich mir die Haare wachsen und zog Kleider an. Sie waren fröhlich und meldeten mich überall als Mädchen an. Es fiel nie auf das ich ein Junge war, bis in der 5. Klasse der Schwimmunterricht begann. Sie fanden es raus und alle trieben mich aus der Klasse. Meine Eltern war das egal. Sie hatten sich zu dieser Zeit davon gemacht weil sie ein echten Mädchen bekommen hatten, das ich ihnen von ganzem Herzen gewünscht hatte.“ Yuri rutschte das Herz in die Hose. „Und dann...?“ fragte sie mit zittriger Stimme. „Nun, dann wurde ich gebissen. Spät in der Nacht als ich nach etwas zu essen gesucht habe. Ironie, nicht?“ Yuri sparte sich ihr Kommentar, sie hörte einfach weiter zu. „Meinen Hunger stillte ich an meinen Klassenkammeraden. Ich war in meiner ersten Zeit bestialisch, bis ich ungefähr 14 war und der Komet einschlug. Auf einmal lebte keine Beute mehr und ich stellte mich auf die Seite der Bloodhood Gang. Allerdings erst ein paar Jährchen später. Zuerst kam ich in ein Vampirzentrum wo ich auf Schweineblut getrimmt wurde. Weißt du, das ist wie Entzug. Ich habe mich auch eine ganze Weile dagegen geweigert, bis ich fast verhungert bin. Selbst da hatte ich nicht richtig begriffen was mit mir los war. Ich habe es verdrängt ein Vampir zu sein und mir wirklich schwere Verbrennungen zugezogen, weil ich in die Sonne wollte. Das ist auch der Grund warum ich keinen Bartwuchs habe. Du musst wissen, nur zwei wussten wer ich bin und was ich getan habe. Unser Ältester, der bereits Tod ist und Ray, mein Arzt. Der Grund das ich immer noch als Frau herumlaufe ist vielleicht das ich es meinen Eltern zeigen will. Zeigen wie wunderschön ich bin...“ Hätte sie den letzten Satz weggelassen hätte Yuri ihr Vortrag zu Tränen gerührt. Kurz schwieg sie, gerade wegen dieser Ansprache. Zu so jemandem wie Shiva passte Eitel nicht wirklich. „Und...“ begann Yuri. „Woher hast du den Namen Shiva?“ fragte sie. Shiva schien kurz zu überlegen. „Als ich als Kind in einem Buch gelesen habe, las ich von einem Gott Namens Shiva. Der Name gehörte einem Mann, hört sich aber weiblich an, da dachte ich er passt zu mir.“ Gerade als Yuri die Frage stellen wollte kam bereits ihre Antwort. „Kuro. Mein echter Name ist Kuro.“ Yuri sah Shiva mit mitleidigem Blick an. „Schwarz...?“ „Kuro, das schwarze Schaf. So ungefähr. Wirklich liebevolle Eltern hatte ich, nicht wahr?“ Mit erfrorener Miene vernahm Yuri das leicht unterdrückte krächzen in ihrer Stimme. „Und obwohl sie so furchtbar zu dir waren willst du immer noch ihnen gefallen und willst das sie stolz auf dich sind.“ Shiva wollte gerade etwas sagen, da versagte ihre Stimme und sie setzte sich wieder auf ihr Bett. Sie fing an zittern und ihre Augen wurden Rot. „Shiva...“ Yuri setzte sich nach unten und fasste ihr zur Beruhigung an die Knie. „Yuri, ich muss dir etwas wichtiges sagen.“ Begann Shiva, sie sprach schnell, als wollte sie dieses Gespräch so schnell wie Möglich zuende geführt haben. Yuri spürte das es etwas wichtiges sein musste, doch was dann kam war nichts, was sie jemals von Shiva erwartet hätte. „Ich habe nicht nur meine Eltern umgebracht, sondern ebenso auch deine.“ Yuri wusste nicht was sie sagen sollte. Mit ungläubigem Blick schaute Yuri auf Shiva. Was sagte sie da? Von was sprach sie? Yuri konnte und wollte auch nicht begreifen was Shiva gesagt hatte. Sie wollte das Shiva ihre Worte zurücknahm oder besser nie ausgesprochen hatte. Sie konnte nicht der Vampir von damals sein der ihre Eltern umgebracht hat, und was heißt überhaupt ‚somit auch deine‘? Yuri riss die Augen auf als sie ungewollt endlich wirklich verstand was Shiva meinte. „Kuro Tokyo. Shiva Tokyo.“ Meinte Yuri tonlos. Sie blinzelte nicht, sie war viel zu geschockt und lies die dunkelblauen Augen weit offen. Shiva zeigte keine Regung, ihr Zittern hatte sich gelegt und sie starrte nur noch verdeckt zu Boden. „Oh.“ Yuri nahm ihre Hände weg und setzte sich an ihr Bett. Sie wusste nicht im geringsten was sie jetzt sagen sollte. Shiva hatte ihre Eltern umgebracht und sie und Riku zu ihrer Schwester zu Weisen gemacht. Dazu war Shiva ein äußerst weiblicher Bruder. Yuri war völlig aufgelöst, sie hatte als Mörder ihrer Eltern ständig einen bösartigen Vampir vor sich gesehen, nie wäre ihr in den Sinn gekommen ihn mal zu sehen, erstrecht nicht das dieser Mörder ihr Bruder war. Die Worte Mörder und Bruder verschanzten sich so stark in Yuris Kopf das es sie schließlich kribbelte und sie zum Ausgang ging. „Yuri, es ist hell.“ „Für was bin ich die Trist.“ Yuri kippte die Luke oben auf und grelles Sonnenlicht fiel ihr auf das bereits aschfahle Gesicht. Kurz zuckte sie zusammen. Sie hatte seit Tagen keine Sonne gesehen weswegen sie jetzt in ihren Augen brannte, doch ansonsten war die Sonne erträglich, hatte sie doch Recht gehabt, Yuri stieg aus und schloss die Luke wieder. Die Luke befand sich am Rande eines Waldstückes. Der Wald sah stark mitgenommen aus, nur knorrige Bäume ohne Blätter. „Die Trist im tristen Wald.“ Meinte Yuri zu sich selbst. Immer noch von Gedanken umwuchert beschloss Yuri durch den Wald zu gehen. Die Tatsache das Yuri Sonne sah war beruhigend für sie. Es brachte ihr ein Stück Vergangenheit zurück. Was dachte Yuri da. Vergangenheit. Eine Woche vor heute bezeichnete sie bereits als Vergangenheit, aber es war so. Yuris größter Teil ihres Lebens war Vergangenheit. Sie würde nie wieder mit Riku zur Mittagszeit durch Wälder spazieren können. Das Leben in ihrer Menschengemeinschaft war vorbei, wahrscheinlich lebten sie gar nicht mehr. Es hatte sich so viel verändert, in Yuri wurden Hoffnungen geweckt, sie ist die Trist. Was hieß das schon. Sie war der Trumpf gegen den Vampirherrscher Keil, was war das schon wert. Yuri konnte sich einfach nicht vorstellen wie es weiter gehen sollte. Schon immer hatte Yuri ein trostloses Leben geführt. Ihr Wille war es zu überleben, immer noch. Doch es hatte sich etwas verändert. Yuri hatte ein Ziel, das sie gar nicht haben wollte. Ihr wurde etwas aufgezwängt wozu sie sich nicht in der Lage fühlte. Noch immer konnte sie sich kein Bild von dem machen was später einmal passierte. Sie wusste nicht genau was sie wollte. Sie wollte sich nicht für eine Welt aufopfern die sie hasste. Sie wollte einfach nur leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)