Close the Door von -Ray- ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Hallo liebe Leser, willkommen zu meinem nun schon siebten Kapitel zu "Close the door". Auf diesen Wege möchte ich mich noch mal bei all meinen begeisterten Lesern/Leserinnen bedanken, für die Unterstützung und das viele Lob. Schön, dass die FF bisher so viel positven Anklang finden konnte, und ihr "Close the Door" auch nach sechs Kapiteln weiterhin treu bleibt. Auch bei den Anonymen Lesern möchte ich mich bedanken, dass sie sich für diese Geschichte zwischen Joey und Seto begeistern können und das durch ihre Favoritenlisten bestätigen. Dieses Kapitel wird einen Umbruch darstellen und dem ganzen zu einer neuen Situation verschaffen. ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich über ein Review Close the Door Kapitel 7: Am nächsten Tag schwante mir Übles Ich wusste nicht warum, doch ich hatte ein ungutes Gefühl. Mein Vater wirkte gereizt. Er erinnerte mich an einen Vulkan der kurz vor dem Ausbrechen war. Laut hämmerte er an meine Türe und schrie mich an, ich solle diesen Verdammen Wecker ausmachen. Er hatte gerade erst zwei Mal geklingelt, da rastete mein Vater schon aus? Sonst kam er erst nah dem fünften oder sechsten Mal, was ja noch irgendwie verständlich war. Ich tat was er sagte und setzte mich zitternd auf. Ich hatte Angst. Obwohl noch nichts allzu ungewöhnliches passiert war… Schließlich riss ich mich zusammen. Jetzt stand eh erst mal Schule an der Tagesordnung. Also zog ich mir meine Schuluniform an, kämmte mir kurz durch die Haare und verließ dann den Raum um mich im Bad fertig zu machen. Mein Vater hielt mich auf, schubste mich gegen die Kommode und ich ging keuchend zu Boden. Er schrie mich an, doch ich verstand kein Wort von dem, was er sagte. Hart trat er zu und erwischte mich auf Höhe der Rippen. Ich unterdrückte einen Schmerzensschrei, kniff stattdessen so fest es ging die Augen zu und schützte so gut es ging mein Gesicht. Doch es kam kein weiterer tritt. Er stieg über mich hinweg und verschwand in der Küche. Sobald ich das Zuschlagen der Tür vernahm, richtete ich mich halbwegs auf und atmete tief ein und aus. Verdammt! Jetzt schon? Irgendetwas musste vorgefallen sein. Schnell ging ich ins Bad und machte mich fertig. Lange brauchte ich nicht. Nach knapp zehn Minuten trat ich aus dem Badezimmer und ging zur Haustür um zu verschwinden. Doch mein Vater hielt mich auf. Er griff grob nach meinem Arm und schüttelte mich leicht. „Wie viel Geld hast du noch?“ fragte er lauernd. Sein Gesicht war wutverzerrt. Irgendetwas musste ihn arg verärgert haben. Vielleicht bei seinem Spielabend gestern? Hatte er zu oft verloren? Ärger mit dem Aufseher gehabt? War eventuell sogar ausgerastet? Schnell fingerte ich nach meinem Geldbeutel, der in einer meiner hinteren Hosentasche steckte und hielt sie ihm hin. Er riss sie mir aus der Hand, öffnete das große Fach und holte die Scheine heraus. Ich wusste es waren noch ungefähr 5000 Yen. Er krallte sich den Großteil des Geldes, tat einen kleinen Rest zurück und schmiss mir die Börse vor die Füße. „Kauf noch ein!“ Ich nickte, griff nach dem Leder und verschwand dann aus dem Haus. Mir lief es eiskalt den Rücken runter und ich schüttelte mich kurz. Heute erwartete mich mit Sicherheit noch etwas schlimmes, wenn ich nach Hause kam. Ich hoffte bloß er brachte mich nicht eines Tages um. Schnell verdrängte ich die Gedanken daran und machte mich auf den Weg. Mit hängenden Schultern kam ich an der Schule an, bahnte mir wie jeden Morgen einen Weg durch die Korridore zu unserem Klassenzimmer und schloss für einen Moment die Augen, bevor ich schließlich die Türe öffnete und eintrat. Wie jeden Morgen war ich der zweite. Seto Kaiba saß an seinem Platz und hämmerte in die Tasten. Unauffällig drückte ich mich an ihm vorbei und setzte mich auf meinen Platz. Ich war jetzt schon nervlich komplett am Ende, dabei war ich meinem Vater vorher ja nur kurz begegnet. Ich machte mich jetzt schon verrückt. Versuchte ohne Erfolg die Gedanken an zu Hause immer wieder zu begraben. Doch ich konnte es nicht. Ich schloss leise die Haustür auf und trat ein. Schnell schlüpfte ich aus meinem Schuhen und horchte auf. Schritte kamen näher. Sie kamen Richtung Küche. Schon stand mein Vater vor mir und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und? Hast du eingekauft?“ Meine Augen weiteten sich erschrocken. Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!! Das hatte ich total vergessen, ich Idiot. „Ich…sorry, hab es vergessen. Ich gehe noch schnell!“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Bedrohlich kam er einen Schritt näher. „Kann man sich denn nicht einmal bei so einer Kleinigkeit auf dich verlassen?“, brüllte er mich an. Dann sah ich schon den ersten Schlag kommen. Er erwischte mich an der Schläfe. Benommen ging ich zu Boden. „Du erbärmlicher Nichtsnutz!“, fuhr er fort und erneut traf mich seine Faust. „Nicht einmal Geld bringst du nach Hause, aber durchfüttern soll man dich! Und gibt man dir einmal einen Auftrag, schaffst du nicht mal das ordentlich zu erledigen!“ Er holte aus und trat mir in den Bauch. Mir wurde schlecht. Ich krümmte mich zusammen, versuchte verzweifelt den kläglichen Inhalt meines Magens bei mir zu behalten. Er griff grob nach meinem Arm und zog mich mit einem Ruck nach oben. „Aber jammern kannst du viel! Weißt du was heute passiert ist?“, er unterbrach sich kurz selbst, boxte mir in den Bauch und schüttelte mich dann grob durch. Immer wieder schlug mein Kopf gegen die Haustür hinter mir. Mir wurde schwindlig. „Die beschissene Schule hat heute Morgen angerufen! Was hast du vor, du blödes Arschloch? Schickst du mir jetzt die Lehrer auf den Hals, nur weil du ab und zu mal eine drauf kriegst? Alle Eltern züchtigen ihre Kinder, was kann ich dafür, wenn du so ein unbrauchbarer, erbärmlicher Haufen Scheiße bist!“ Ich zuckte zusammen. Versuchte einfach nicht hinzuhören, doch jedes einzelne Wort durchdrang mich wie ein Pfeil, tiefer und tiefer… „Weißt du was für eine scheiß Arbeit es war, diesen Typen zu beruhigen, ihn davon abzuhalten hier aufzukreuzen?!“ Wieder schlug er auf mich ein. Ich hustete. Würgte. Doch es kam nichts. Immer wieder trafen mich seine Tritte, immer wieder zog er mich nach oben, schrie mich an, schlug mich. Irgendwann geriet er langsam außer Atem. Nur am Rande bekam ich mit, wie er sich nach und nach beruhigte. Ich spürte schon längst keinen Schmerz mehr. Mein Kopf schaltete sich Stück für Stück ab. Sehnsüchtig wartete ich auf die willkommene Dunkelheit. Schließlich versetzte er mir einen Stoß, ich schlug mit dem Kopf gegen die Kommode und fand mich auf dem harten Boden wieder. Ich schloss die Augen. Driftete weg. Wurde bewusstlos. Er hatte ein ungutes Gefühl. Schon den ganzen Tag hatte sein Mitschüler einen gehetzten Eindruck auf ihn gemacht. Er wusste dass irgendetwas in der Luft lag, bekam während der Schulzeit aber nicht die Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Schließlich verschwand Wheeler nach dem Unterricht so schnell, dass sich auch dann keine Chance bot. Seufzend fuhr Kaiba sich durch die braunen Haare. Er packte seine Sachen zusammen und ging nach unten, wo die Limousine schon auf ihn wartete. Er musste dringend ins Büro, so viel seiner Arbeit wie möglich noch erledigen, bevor er ins Wochenende startete. Mokuba würde ihm niemals erlauben, jetzt auch noch am Wochenende anzufangen zu arbeiten. Also musste er jetzt noch alles schaffen, was er sonst über die drei Tage verteilt hätte. Außerdem erwartete er noch einen Anruf, von einem Freund aus dem Jugendamt. Er hatte versprochen sich mal nach Wheeler zu erkundigen und in den Unterlagen nachzusehen, ob irgendetwas über ihn vorhanden war. Das schlechte Gefühl war immer noch nicht verschwunden. Trotzdem ließ er sich von Roland, seinem Chauffeur zum Büro fahren, stieg aus und machte sich auf den Weg nach oben. Ich erwachte nur langsam. Hustete. Röchelte. Bekam fast keine Luft. Panisch versuchte ich ein und auszuatmen, doch immer wieder unterbrach meine Versuche ein ersticktes Husten. Erst nach einigen Sekunden wurde es besser. Eine Welle des Schmerzes erfasste meinen Körper, rann über ihn hinweg und nahm mir für einen Moment den Atem. Ich biss die Zähne zusammen. Versuchte mich aufzurappeln. Es ging. Kurz sah ich an mir herunter. Musste mit den Tränen kämpfen. Es tat alles weh. Ich wollte auf die Uhr sehen, doch ich erkannte die Uhrzeit nur verschwommen. Vielleicht halb elf, vielleicht halb zwölf…ich wusste es nicht so genau. Langsam kam ich auf die Knie. Wollte hier weg. Egal wie, egal wohin. Hauptsache weg. Ich zog mich am Türgriff nach oben und musste für einen Moment innehalten. Mir war schwindlig und sofort explodierte ein lodernder Schmerz in meinem Kopf. Ich schloss die Augen für einen Moment. Holte tief Luft. Wieder hustete ich. Ein kurzer Blick nach rechts bestätigte meine Vermutung. Mein Vater war noch da. Also nichts wie raus hier, dachte ich bei mir und drückte die Türklinke nach unten. Ohne Jacke schleppte ich mich aus der Wohnung, schloss die Tür sachte hinter mir und musste dann erneut mit einer Schwindelattacke kämpfen. Gott, Joey…so schaffst du es niemals weit genug von hier weg. Doch das war mir egal. Hauptsache raus aus diesem Haus. Langsam wandte ich mich zur Treppe, umklammerte mit der linken das Geländer und machte vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Der Weg kam mir so lange vor. Des Öfteren musste ich unterwegs anhalten. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen und die Kopfschmerzen hatten sich nicht verbessert. Trotzdem schaffte ich es mehr oder minder Heil die Treppe nach unten und torkelte zur Eingangstür. Schnell drückte ich die Klinke nach unten und stolperte die wenigen Treppenstufen nach unten. Ich ging in die Knie. Atmete schnell. Schloss für einen Moment die Augen. Ich fröstelte. Es war kalt. Ich rappelte mich so gut es ging wieder hoch und ging ein paar Schritte weg von dem Gebäude. Dann lehnte ich mich an die nächste Häuserwand, ließ mich an dieser nach unten Sinken und schloss die Augen. Ein Wassertropfen traf auf meine Nasenspitze. Noch einer. Dann auf meine Wange. Schließlich fing es richtig an. Es regnete. Goss aus Kübeln. Langsam ließ ich mich nach vorne auf den Boden fallen und blieb regungslos liegen. Die Dunkelheit umfing mich wieder. Es war spät, als er endlich das Notebook ausschaltete und zusammenklappte. Dann packte er das Gerät ein und verschloss den Reißverschluss. Kurz sah er auf die Uhr. 1:30 Uhr. Kaiba stand auf, umrundete seinen Tisch und griff nach dem Mantel, den er achtlos auf einen seiner Sessel geschmissen hatte. Er schlüpfte hinein, überprüfte in den Taschen, ob er seinen Schlüssel eingesteckt hatte und drehte sich dann nochmals zum Schreibtisch um, um seine Notebooktasche nicht zu vergessen. Dann löschte er das Licht und verließ das Büro. Unten in der Tiefgarage angekommen, wandte er sich zu seinem Auto, betätigte die Zentralverriegelung und öffnete dann die Fahrertür. Seine Tasche legte er auf den Beifahrersitz, dann startete er den Wagen und fuhr los. Noch immer hatte er dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend. Als wäre etwas Schlimmes passiert. Wieder dachte er an Wheelers gehetzten Blicke und unruhige Gesten. Irgendetwas war vorgefallen. Besorgt bog Kaiba nach rechts ab. Nein…einfach nach Hause fahren wollte er jetzt nicht. Zumindest sein Gewissen beruhigen, in dem er kurz durch diese verlassene Gegend fuhr, in der sein Mitschüler wohnte. Er brauchte nicht lange. Nach zirka fünfzehn Minuten kam er an einem großen Wohnkomplex vorbei. Der Regen und die Dunkelheit der Nacht nahmen ihm die Sicht, trotzdem glaubte er etwas auf dem Boden liegen zu erkennen. Schlagartig setzte sein Herz für einen Moment aus. Unsicher hielt er an, wusste nicht, sollte er aussteigen und nachsehen, oder einfach weiterfahren. Nein das konnte er jetzt nicht mehr. Also öffnete er die Tür, kletterte aus dem Sitz und schloss den Wagen sofort hinter sich ab. Man wusste nie was für Verrückte hier herumrannten. Langsam ging er auf die Stelle zu, von der er glaubte, etwas entdeckt zu haben. Oder jemanden. Tatsächlich, je näher er auf das große dunkle Gebäude zu kam, desto genauer konnte er einen Menschen erkennen der Regungslos auf dem Boden lag. Weißes Hemd, dunkle Hose, Krawatte, blondes Haar. Verdammt! Seto beschleunigte seine Schritte, kam schließlich neben seinem Klassenkameraden zu stehen und ließ sich auf die Knie fallen. Langsam streckte er seine Hand nach dem Jungen aus, berührte ihn am Nacken. Er fühlte sich kalt an. Kaiba musste schlucken, fühlte nach dem Puls, konnte diesen auch sofort feststellen und atmete erleichtert auf. Langsam drehte er den Jungen auf den Rücken, zog erschrocken die Luft ein und betrachtete die lädierte Stirn seines Schützlings. Zorn kam in ihm auf. Wer auch immer dafür verantwortlich war, würde dafür büßen. Schnell überprüfte Seto seinen Atem. Gott sei Dank. Er schien nur Ohnmächtig. Langsam griff Seto nach Joeys Oberkörper, richtete diesen leicht auf und legte ihm seinen Arm um die Schultern. Mit der andren Hand griff er unter dessen Kniekehlen und hob den Jungen ohne erkennbare Mühe auf. Ihm fiel auf, wie leicht dieser war. Joey wirkte eindeutig unterernährt. Den Gedanken erst mal von sich schiebend, machte Seto sich auf, zurück zu seinem Wagen und öffnete umständlich die Tür hinter dem Fahrersitz. Er legte Joey vorsichtig auf die Rückbank, holte dann eine Decke aus dem Kofferraum und wickelte den Jungen darin ein. Dann schloss der die Tür, stieg stattdessen selbst vorne ein und fuhr los. Immer wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel, beobachtete Joseph der nach wie vor regungslos und mit geschlossenen Augen auf der Rückbank lag. Besorgt griff Seto nach seinem Handy, wählte die Nummer seines Hausarztes und beorderte diesen sofort zu seinem Haus. Zu Hause ging alles sehr schnell. Der Arzt nahm ihm den Jungen sofort ab, brachte ihn in eines der Gästezimmer und kümmerte sich um seine Wunden. Mokuba war durch die Hektik aufgewacht, verlangte nach Antworten, doch Seto schob ihn immer wieder von sich, meinte er erkläre es morgen, es wäre nicht so wichtig. Nach zirka 30 Minuten kam der Arzt schließlich endlich aus dem Gästezimmer und bat Kaiba darum, ihn unter vier Augen sprechen zu dürfen. Sie wandten sich zu Kaibas Büro, traten ein und setzten sich. Der Arzt auf der Couch, Seto auf einem der Sessel, die hier standen. „Er wurde Jahrelang misshandelt. Einige Narben sind schon so alt, dass ich den verdacht habe, er war vielleicht gerade mal zwölf oder dreizehn Jahre alt. Ich weiß nicht, wo sie ihn gefunden haben, oder wer ihn so zugerichtet hat, doch wer immer es war, hatte nicht die Scheu auch mal mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gegenstand auf ihn los zu gehen. Herr Kaiba, was auch immer passiert ist mit dem Jungen, eines ist klar: es war eindeutig Misshandlung.“ Seto reagierte nach außen hin nicht. Starr blickte er nach vorne, ließ sich keine Gefühlsregung ansehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Innerlich kämpfte er. Und hatte das Gefühl jeden Moment die Beherrschung verlieren zu können. „Und…“ „Nein. Soweit ich feststellen konnte, wurde er nicht missbraucht.“ Seto nickte. Ihm fiel regelrecht ein Stein vom Herzen. Seine schlimmste Befürchtung war nicht bestätigt worden, das war immerhin schon ein kleiner Trost. „Wie steht es um ihn?“ „Er ist stabil. Geprellte Rippen, viele Blutergüsse und eine böse Kopfwunde. Zusätzlich war er leicht unterkühlt. Die Wunde an der Stirn habe ich genäht, die am Hinterkopf war nicht so schlimm. Trotzdem wird er mit Sicherheit eine Gehirnerschütterung haben, es sah so aus, als wäre er gegen einen ziemlich harten Gegenstand geprallt. Er soll sich ausruhen und die nächsten Tage schonen, für Morgen bekommt er strikte Bettruhe. Außerdem soll er sich warm halten, damit er keine Erkältung bekommt, wobei das sicher nicht zu verhindern sein wird. Er hat zu wenig Gewicht, scheint als hat er sich die letzten Wochen von nicht sonderlich viel ernährt. Er soll ausreichend Essen. In spätestens einer Woche ist er wahrscheinlich wieder topfit. Körperlich. Doch was mit seinem seelischen Zustand ist, kann ich ihnen wirklich nicht sagen. Ich weiß nicht wie er die letzten Jahre mit diesen Misshandlungen umgegangen ist, wie er sie verarbeitet hat, was er dagegen unternommen hat, oder sonst etwas.“ Kaiba nickte erneut. Sagte jedoch nichts darauf. Stattdessen stand er auf und hielt dem Arzt die Hand hin. „Vielen Dank, dass sie sich so spät die Zeit genommen haben, hier her zu fahren. Ich weiß der Weg ist nicht gerade kurz. Bestellen sie ihrer Frau liebe Grüße. Und geben sie meinem Chauffeur einen Scheck mit der Summe, die ich ihnen Schulde.“ „Ist der Junge versichert?“ „Ich gehe mal nicht davon aus. Seien sie nicht zu zimperlich.“ Der Arzt lächelte dankbar und ergriff die Hand mit freundschaftlicher Verbundenheit. „Gute Nacht, Herr Kaiba. Ich werde die nächsten Tage noch mal nach ihm sehen. Wenn irgendetwas sein sollte, rufen sie mich an.“ „Das mache ich, Doktor. Bis die Tage.“ Der Arzt verschwand aus dem Raum und Seto war einen Moment allein. Zum ersten Mal seit langem fühlte er sich mit der Situation überfordert. Eine ihm unbekannte, widerliche Schwäche kroch seine Beine hoch. Kurz schloss er die Augen und lehnte sich an die schwere, dunkle Holztür. Schließlich riss er sich zusammen, versuchte seine Gedanken erst mal beiseite zu schieben und ging ebenfalls aus dem Raum. Mit wenigen Schritten war er an dem schräg gegenüberliegenden Gästezimmer, das sein Mitschüler auch schon beim letzten Mal beherbergt hatte, angekommen und er trat leise ein. Der Blonde schlief. Hatte ein großes Pflaster an der Stirn und trug ein frisches weißes T-Shirt. Wahrscheinlich eins von ihm. Er setzte sich auf den Sessel, der neben dem Bett stand und verschränkte die Arme vor der Brust. Er überschlug seine Beine und beobachtete den Blonden. Dieser sah ruhiger aus. Entspannter. Als fühle er sich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig wohl. Ein kleines Lächeln bildete sich in Kaibas Mundwinkeln. Er blieb noch einige Minuten dort sitzen, dann stand er auf und verließ den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)