Unter Wasser von Whoopi ("Gib mir die Hand, ich muss dich spüren, fast wär ich nicht mehr aufgewacht...") ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 - Hart --------------------------- Hart „Born to be wiiiiiiiiiaaaaaahhhaahhaaaiiiiiiiiiild…“ … … … „Äh, du weißt, das wir hier noch immer in der Ausfahrt stehn?“ Gab der blondierte Rockstar durch den Motorhelm genuschelt an seine Freundin. Die ließ sich jedoch nicht beirren und trällerte weiter. „Get your motor runnin' Head out on the highway…” Die 1,69 große Hamburgerin trommelte sogar fröhlich auf dem Helm des heiligen Fahrers herum, was dieser mit einem Augenrollen quittierte. „Mit WAS bin ich hier eigentlich bloß liiert…“ „Komisch, dasselbe frag ich mich auch ständig!“ Sie klappte sein Visier hoch und grinste ihm entgegen. Und Jan konnte nicht anders: Anhand seiner Augen wusste sie, dass auch er grinste. „Du bist keine Frau sondern ne Mischung aus Krümelmonster und Rumpelstilzchen, weißte dat?“ Daraufhin wurde sie schlagartig still und entfernte ihre Hände von seinem Rücken. Der blonde Herr warf vorsichtshalber einen Blick nach hinten. Er glaubte zwar nicht sie gekränkt zu haben, er kannte sie ja. Doch da… „Tja, halt gut dass niemand weiß Das ich Rike the Geliebte von Satan heiß!!!“ Jan lachte prustend. Das war so typisch für diese hibbelige Quatschtüte. „Okay okay, überzeugt! Aber jetzt hör auf so rum zu wackeln, ich muss gleich fahrn.“ Darauf gehorchte sie sogar brav. Die Folge; Sie legte ihre Arme um seine Taille, zum festhalten und schmiegte sich dabei an seinen Rücken ran. Daran hatte er sich richtig gewöhnt. Solche Anschmiege-und-nicht-mehr-los-lass-Aktionen machte sie ständig. Er hatte wohl noch keinen Menschen getroffen, der manchmal so Nähesüchtig war wie sie. In ein paar kleinen Fällen nervte es etwas. Aber zum Großteil genoss er es. Wenn er es auch nicht deutlich zeigte… Tatsächlich hatte Rikes One Woman Minni Playback Show aus einem triftigen Grund statt gefunden: Sie standen jetzt schon seit Ewigkeiten an dieser kack Ausfahrt und kaum was tat sich! Hinter ihnen stand auch eine recht beachtliche Schlange von Autos, die ebenfalls endlich der Tanke den Rücken kehren wollten. Jan hatte ganz vorbildlich den Motor nach einer gewissen Zeit ausgeschaltet. Doch nun kam Bewegung! Die dichte Automasse löste sich auf und endlich konnte es weiter gehen. „So du Klammeraffe, jetzt kannst du mich gaaaanz lang festhalten. Is das was für dich?“ „Hmm hmm…“ Er spürte sie an seinem Schulterblatt nicken. Henrike entging, auch Dank des Helmes, dass er kurz liebevoll zu ihr hinunter lächelte. Das Knattern des Motors rasselte durch sie beide, als er startete und sich abstieß. Doch plötzlich… Seine Augen, die weit geöffnet nach links starrten, jagten einen kleinen Schrecken durch sie. Es hatte zur Folge, dass sie sich ebenfalls der Richtung zuwandte. Das war das letzte, was sie tun konnte… ZOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOONG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! …………………. …………………….. ………………… ……….. …………………. Schreie… …………. …dröhnende Hitze…und……………… Luft…. Die sich beim atmen anfühlte…………. …als…bestünde… Sie nur…. ………. …… ……… …aus Asche… Die Lider flatterten. Der Kopf dröhnte. Der Körper schmerzte. Was… Was war geschehen…? Nun standen die Augen offen… doch sehen…? Farben kreisten wild und hypnotisch in ihrem Blickwinkel. Und dass, was die Pupillen anscheinend wirklich erfassten, konnte der Verstand nicht glauben. Scherben. Bruchteile mehrer Transportmittel. Feuer. Und Blut… Ein Schock raste wie ein kaltes Messer durch Rike Körper. Dadurch richtete sie sich so plötzlich auf, dass der stechende Schmerz sie übelst überrumpelte und wieder zu Boden riss. Was… zur Hölle… Sie sah sich ächzend um. Sie lag nieder gestreckt auf der Autobahnstraße, zumindest glaubte sie das. Aber wie… warum…? Henrike wollte aufstehen. Doch als sie versuchte sich auf zu stützten, zerrte sie der Schmerz wieder runter. Ihr Blick ging zum unteren Teil ihres Körpers. Sie war eingeklemmt… Unter einem heraus gerissenen LKW Teil. Sie stöhnte. Es tat höllisch weh, anscheinend hatte sie das Ding verletzt… Hilflos und alle viere von sich weg, lag sie da. Hilfe… Was war geschehen? Was war mit ihr geschehen? !!! WO WAR JAN??? Bis eben hatte sie noch daran gedacht einfach liegen zu bleiben und aus zu harren. Nein, wo war er??? Hektisch blickte sie sich so gut es ging um. Nirgendwo war er. Scheiße. SCHEIßE VERDAMMTE!!! Sie haute ihre Hände gegen das Metall. Es rührte sich nicht… Noch mal! Wieder nichts… Jan… Mit aller Gewalt drückte sie gegen an und tatsächlich! Ein wenig hob es sich an. Henrike drehte ich schnell auf den Bauch. So musste sie natürlich zwangsläufig das Metall los lassen… „AH!!!“, ein schmerzhafter Laut entwich ihr, als es auf ihren rücken sauste. Doch nun konnte sie sich auf stemmen. Sie zog und drückte und versuchte alles, sich irgendwie raus zu winden. „AAAARGH!!!“ Mit einem heftigen Ruck hatte sie sich heraus gezerrt und zugleich grub der Schmerz seine Reißzähne in ihren Oberkörper. Henrike traute sich gar nicht an sich runter zu schauen. Sie wollte nicht sehen, wie ihr Körper zugerichtet war, das würde sie nur behindern. Dennoch tat sie es. Quasi aus Reflex. Ihr blick schoss schnell wieder weg. Viel hatte sie nicht gesehen und wollte sich auch nicht vergewissern, ob das, was sie glaubte erblickt zu haben auch stimmte. Mit pochendem Beinen und dröhnenden torkelte sie vorwärts. Überall lagen Splitter herum und abgetrennte Autoteile. Es herrschte Chaos, auch wenn es ihr jetzt weniger hektisch vorkam als auf dem Boden. Dennoch… Es änderte nichts daran, dass sie offensichtlich verletzt war, mehrere‚ Autos geschrotet waren und Jan nicht auffindbar war. Ihre Hände schlangen sich an ihren Bauch. Er schmerzte… Es war so unglaublich laut. Gehupe, Schreie, ein paar Leute die herum rannen… Da… DA! Jan!!! Henrike rannte nicht, sie stolperte und knallte auf den Knien neben ihm zu Boden. Er sah so schrecklich aus. Henrike entfernte gezwungen vorsichtig ihren Helm und schmiss ihn beiseite. Jan war bis zum Bauch unter seinem Motorrad eingeklemmt. Das Plastikglas vor seinen Augen hatte einen deutlichen Sprung und sie konnte Bluttropen auf seiner Stirn erkennen… „Jan…“, mit unglaublich brüchiger Stimme schüttelte sie ihn an den Schultern. Erst sachte, dann immer stärker und verzweifelter. Doch er reagierte nicht. Nicht ein kleines bisschen… Vielleicht bekam er ja keine Luft mehr?! Sie sollte ihm den Helm entfernen… Sie kniete sich über seinem Kopf. Augenblicklich übermannte sie Übelkeit und ein entsetzliches Schwindelgefühl. Henrikes Herz schlug er fast zum Mund heraus. Sie musste sich beeilen, sonst wurde sei noch ohnmächtig, ehe sie ihm hatte helfen können!!! Mit den Bewegungen aus dem Erste-Hilfe-Kurs entfernte sie ihm mit bebenden Händen den Helm, so dass sein kopf sanft in ihre Schoss landete. Sie schrak heftig zusammen. Seine Augen waren geschlossen und Blut klebte in seinem wasserstoffblonden Haar. Sie musste ihn hier raus holen. SOFRT! Henrike legte ihn so sachte sie noch konnte ab. Doch als sie sich hoch stemmte, kippte sie zur Seite und fiel hin. Nein, nein bitte! „Hilfe…“, hauchte sie. Nein, sie dürfte jetzt nicht umkippen! Sie sah zu Jan und Panik schoss ihr in alle Gliedmaßen. Dieser Schuss Adrenalin gab ihr wider Kraft. Sie krallte sich an einer nahe gelegnen Autohälfte fest und zog sich wieder hoch. Immer ein kleines Stückchen mehr, bis sie tatsächlich wieder stand. Hilfe… Sie setzte den ersten Schritt vorwärts. Es klappte. Jemand schritt schnellen Schrittes auf sie zu, Gerade, als sie denjenigen ansprechen wollte, schlug er eine Harke und rann an ihr vorbei. Verdutzt starrte sie ihm nach, ließ sich aber nicht viel Zeit dafür. War da nicht noch jemand? Ihr Blick wurde immer schwerer… Sie humpelte auf denjenigen zu, doch auch dieser verschwand wieder. Sie drehte sich um, schon wieder lief jemand an ihr vorbei. „Tschuldigung…“, keine Reaktion. Allmählich kam es ihm so vor, als würde eine riesige Menge an Menschen auf sie zu rennen, aber immer wieder an ihr vorbei. Henrike wurde schlagartig bewusst, ihr drohte wieder das Bewusstsein zu entgleiten. Da war jemand, ganz sicher! Und er schien wieder an ihr vorbei zu rennen. `Warum hilft mir keiner??!!´, schrie sie in Gedanken und ehe sie sich versah, schmiss sie sich an den Typen, zerrte ihn zu sich heran und brüllte: „HELFEN SIE MIR VERDAMMT!!!“ Der Mann erstarrte. Henrike gab sich die größte Mühe, nicht wie eine Irre auszusehen, so panisch, wie sie innerlich inzwischen war. Sie bemühte sich ihn ruhig aber bestimmt anzublicken. „Wa… Wobei Madame?“ Sie blinzelte. Zum einen wegen seiner Wortwahl (wer sagt heutzutage schon Madame?) und weil er anscheinend wirklich helfen wollte. „Mein Freund… da…“ Mit zitterndem Arm deutete sie hinter sich. Der Mann schien zu begreifen und wollte sie stützten. „Nein…“, sie riss sich los und rannte zum Motorrad. „Wenn wir beide… da anpacken… dann schaffen…“, sie konnte nicht einmal mehr vernünftig reden. „Aber Sie sind verletzt…“, er hatte einen Akzent, sie konnte nicht verhindern es zu bemerken und gleich im Kopf zu verarbeiten. „Das ist… egal… erst…“ Er fragte nicht mehr nach. Anscheinend hatte er sie mehr als begriffen. Mit ihr stemmte er sich an die Maschine. Sie rührte sich kaum. „Weiter!“ Befahl sie und drückte sich mit aller ihr verbliebenen Kraft dagegen. Da! Es regte sich! Der unbekannte Mann hielt tapfer durch und als er sich, nach Henrike, auch noch an die Maschinen schmiss, kippte diese zur Seite und schepperte mit einem lauten Knall an den Boden. „Madame, es müssten Krankenwagen da sein, ich bring Sie… MADAME!!“ Alle Kraft verließ endgültig die junge Frau und sie brach augenblicklich zusammen, nachdem das Motorrad gefallen war. Der Mann versuchte noch sie zu fangen und sah alarmiert auf sie hinab. „Bewegen sie sich nicht weg, ich hole Hilfe!“ `Weg, wie denn auch? `, Henrike lächelte tatsächlich ehrlich, bei diesen sarkastischen Gedanken. Jan war befreit… Als fühle sich wie eine Last an, die gerade gefallen war. Jan… Henrike bebte am gesamten Körper, als sie zu ihm hinüber kroch. Er lag da, als ob er tot wäre. Nein, das dürfte er nicht… Das letzte bisschen Kraft, was sie noch besaß, nutzte sie, um sich neben ihm auf zu stützten. „Nicht sterben…“, brachte sie zitternd wie Espenlaub hervor und streichelte ihm über seien Wangenknochen. Die Luft schien zu brennen und war somit ein weiter Grund, weshalb ihr nun Tränen in den Augen standen. Henrike wurde immer mehr so unglaublich müde. Sie tastete mit ihrer Hand vorsichtig nach ihren Bauch. Als sie die Finger hob, waren sie rot… Plötzlich zuckten ihre Lider. Sie fühlte eine zärtliche Berührung an der Wange. Jan…? Sie wusste es nicht. Blaues Licht schimmerte auf der roten Flüssigkeit. Henrike griff nach der Hand an ihrer Wange, bekam sie nicht mehr zu fassen und fiel. Neben ihm auf die Erde. Ihre Lider schlugen permanent auf ihre Augen ein und hatten es schließlich vollbracht. Der pochende Schmerz wich dahin… und alles wurde dunkel… ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ „Hey?“ Hmm… „Wach auf du Nase!“ Was?! Henrike schlug flatternd die Augen auf. „Du hast im Schlaf geschrieen… Ist alles in Ordnung bei dir?“ Ihre Hand glitt zu ihren Bauch. Alles noch heil. Sie spürte eine starke Hand, welche ihr über den Rücken fuhr. Ein Blick zur Seite. Dirk beugte sich in ihr Blickfeld. Mit einem mitleidigen Lächeln. „Gibst du beim Schlafen nie Geräusche von dir?“ Er lächelte ein bisschen mehr. „Nicht ganz sooo deutlich wie du…Wieder der Alptraum?“ Sie nickte müde über ihren Armen, auf denen sie sich abgelegt hatte. Schon wieder war sie eingeschlafen… sie sollte sich echt mehr ruhe gönnen. „Rike? Lass uns mal raus gehen, frische Luft schnappen. Ein kleiner Spaziergang tut dir sicher gut.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Henrike wollte hier nicht weg. Aber wenn sie ewig hier bleib, würde sie wohl endgültig wahnsinnig werden. „Wieso bist du jetzt schon hier?“, sie erhob sich von ihrem Sitz und renkte sich die verspannter Glieder wieder ein. „Hatte heute Zeit.“, er warf ihr ihre Jacke zu. Sie fing, bewegte sich allerdings nicht danach. Sondern starrte nur auf das, worauf sie eben mit dem Kopf geschlafen hatte. „Na komm…“, er leget eine Hand auf ihre Schulter und dirigierte sie so sanft aus dem Raum. Das monotone Piepen drang wieder in ihr Bewusstsein. Dirk setzte ihr noch eine Mütze auf und strich ihr eine Strähne aus dem Geicht. Er lächelte, aber sie versagte dieses Mal total bei einem Versuch zu lächeln. Sie schaute noch mal zurück. Im Zimmer war nach wie vor alles leblos oder betäubt. Und er schlief, als könne ihn kein Wässerchen trüben… „Kopf hoch, kleine… das… es geht auch weiter, das wird schon…“ Wie bitte? Nein, nie und nimmer. Gar nichts mehr im Leben war schön. Oder wie sollte sie die Tatsache verkraften, dass ihr Freund bereits seit einem Monat im Koma lag… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)