The Day After Tomorrow von abgemeldet (Kälte in New Jersey...) ================================================================================ Kapitel 2: Spiele ----------------- Kapitel 2: Spiele Oh, verdammt. Das hatte Wilson natürlich nicht mit einberechnet. „Natürlich, Kumpel. Warte, ich hol dich aus den Decken raus.“ Mit fahrigen Fingern machte sich Wilson an den Decken zu schaffen, holte eine nach der anderen unter House hervor und befreite seinen Freund aus dem warmen Gefängnis. Und als er ihn so sah, halbnackt, mit nichts an als Boxershorts, mit dem geschienten Bein, kamen Wilson fast die Tränen. Doch dann fasste er sich wieder. >Bevor House das noch sieht<, dachte er und half dem Nephrologen, aufzustehen. Cuddy sah ihn an. „Wilson? Was machen Sie da?“ „Nichts, was Sie etwas angehen würde“, gab Wilson zurück. Er wusste, dass House so wenig Aufruhr wie nur irgend möglich wollte. Er hatte Gregs Arm um seinen Hals gelegt und wollte gerade den ersten Schritt machen, als Greg ihn zurückhielt. „Was ist denn?“ Wilson sah an House herab. Sein rechtes Bein hatte er leicht angehoben und traute sich nicht, darauf zu steigen. >Er hat Angst vor den Schmerzen und das kann ich ihm nicht verübeln.< „Aber House, du musst aufsteigen. Du bist zu schwach um auf einem Bein zu hüpfen und ich kann dich weder tragen noch schleifen“, sagte Wilson völlig ernst. „A –„ „Scht“, sagte Wilson streng und House brach ab. Irgendwie kam er sich ziemlich eingeschränkt vor. Er konnte weder gehen noch stehen, es wurde ihm sogar verboten zu sprechen und die meiste Zeit des Tages verbrachte er gefesselt in fünf Decken. Doch was sollte er schon tun? Seufzend fügte er sich seinem Schicksal und tat den ersten zögerlichen Schritt. * Nachdem sie ihren Akt der Liebe vollzogen hatten (der in ihrem Fall nicht so sehr von Liebe zeugte), hatten sich Chase und Cameron ihre Sachen sofort wieder angezogen. Jetzt war ihnen Gott sei Dank nicht mehr so kalt. Jetzt saßen sie nebeneinander an der Wand gelehnt und keiner sprach mit dem anderen. „Ähm – Cameron“, begann Chase zögerlich. „Was ist“, entgegnete Cameron gelangweilt. „Das… war schön.“ „Wir wollten uns nur aufwärmen.“ „Jetzt lass das doch mal!“, rief Chase plötzlich zornig aus. Cameron hob eine Augenbraue. „Was soll ich lassen?“ „Es ist schon kalt genug hier im Aufzug, aber du bist noch viel kälter! Das war nicht einfach nur zum aufwärmen, oder einfach nur Sex. Das war etwas… Besonderes. Fühlst du eigentlich gar nichts dabei, wenn du mit mir Sex hast? Dann hättest du genauso gut auch eine Hure werden können.“ Cameron wollte schon etwas Trotziges erwidern, hielt dann aber doch inne. Irgendwie hatte Chase recht. Was war aus ihr geworden? Sie hatte Sex und fühlte gar nichts dabei? „Chase, ich…“, begann sie, doch dann wurde sie von Chase unterbrochen. „Nein. Vergiss es. Aber glaub ja nicht, dass ich nach dieser Geschichte jemals wieder etwas mit dir zu tun haben will.“ Cameron senkte den Kopf. Chase hatte recht. * House waren diese 50 Meter bis zur Toilette wie eine Ewigkeit vorgekommen. Vor allem, da sie immer wieder stehengeblieben waren, um ihm oder Wilson eine Pause zu gönnen. Ja, für Wilson war es sogar fast noch schlimmer, weil er fast House‘ ganzes Gewicht auf seinen Schultern hatte. Langsam begannen diese, sich zu wehren und fingen an zu schmerzen. Aber nun standen sie Gott sei Dank in dem kleinen Raum, der schon ziemlich eingefroren war. Wilson drehte sich, aus Rücksicht zu seinem Freund, etwas weg, damit Greg in Ruhe sein Geschäft erledigen konnte. Doch hörte er besorgt hin, ob er irgendetwas von House hörte, vielleicht ein unterdrückter Schrei oder ein kurzes Stöhnen, was darauf hindeuten könnte, dass die Schmerzen zu schlimm wurden, oder er nicht mehr stehen konnte. Und er konnte nicht anders, als erleichtert auszuatmen, als House die Spülung drückte und ihm nichts passiert war. House drückte die Spülung noch einmal. Nichts geschah. „Es ist vermutlich eingefroren“, sagte Wilson. Dann legte er seinem Freund die Hand auf den Rücken. „Genau wie du, House. Wir müssen zum Feuer zurück, du bist furchtbar kalt.“ Er erschrak schon fast, als House ihn ansah. Seine eisblauen Augen passten sich immer mehr an seine bleiche Hautfarbe an. Auch seine Lippen nahmen langsam einen blauen Ton an. Wilson packte House‘ Arm und legte ihn sich wieder um die Schulter. „Komm schon, wir müssen uns etwas beeilen.“ >Und dürfen nicht wieder eine Viertelstunde für fünfzig Meter brauchen.< Doch das sprach er nicht laut aus. Als sie am Feuer angelangt waren, sprang Cuddy sofort auf, um Wilson zu helfen, House wieder in die Decken zu zwängen. House wehrte sich gar nicht. Irgendwie war er so müde… Dieser kurze Weg zu den Toiletten hatte ihn mehr geschafft, als erwartet. Das mit den Decken war eine schwierige Angelegenheit. Während Wilson House abrubbelte, um ihn etwas zu wärmen, kümmerte sich Cuddy um die Decken. Sie wollte House‘ Bein natürlich nicht schaden, aber sie musste es doch immer wieder anheben, um die Decken darunter zu schieben. Jedes Mal, wenn sie es bewegte, kniff House die Augen zu und seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Die provisorischen Schmerzmittel halfen da auch nicht viel. „Wilson, haben Sie noch Tabletten?“, fragte Cuddy, nachdem sie House wieder in die fünf Decken eingepackt hatte. „Ja, hab ich“, sagte Wilson und holte eine Tablette hervor. Dann hob er House‘ Kopf etwas an und gab ihm das Schmerzmittel. Dann sah er seinem Freund tief in die blauen Augen. Sie wirkten etwas trübe, doch das war wohl unter diesen Umständen normal. Er hatte drei Schmerztabletten in der letzten halben Stunde genommen. Die Schmerzen müssten langsam verschwinden, aber der Wirkstoff betäubte House auch etwas. „Du solltest etwas schlafen“, sagte Wilson und lächelte House an, wie eine Mutter, die ihr Neugeborenes anlächelt. House nickte kurz und drehte dann demonstrativ den Kopf von ihm weg. Wilson hob eine Augenbraue, dann zuckte er mit den Schultern und setzte sich ans Feuer. Dort saßen auch schon ein paar andere Leute, Cuddy und Wong. Foreman schlief immer noch. „Vielleicht sollten wir über unsere Lage sprechen“, begann Cuddy. „Das Papier wird uns irgendwann ausgehen, dann haben wir kein Feuer mehr. Dann wird es eng.“ „Wollen wir uns etwas unterhalten?“ „Was wollen wir machen?“ * „Wie wäre es mit einem Spiel?“, schlug Cameron schließlich vor, als sie es satt hatte, dass niemand etwas sagte. Chase blickte weiterhin finster zu Boden. „Was für ein Spiel?“ „Ähm… jeder denkt sich eine Berühmtheit vom anderen Geschlecht aus. Der andere muss dann raten, wen. Man kann höchstens fünf Hinweise geben. Wenn man dann nicht draufkommt, muss man nochmal raten. Okay?“, fragte sie zögerlich. „Okay“, grummelte Chase. „Gut. Ich fange an. Ähm… er ist groß…“ „George Clooney?“ „Woher wusstest du das?“ „An wen denken denn Frauen da noch, außer an George Clooney. Brad Pitt vielleicht?“ Er lachte kurz und rau auf. „Ich bin dran. Sie ist blond.“ „Britney Spears.“ „Nein. Eine Sängerin ist sie zwar auch, aber nicht die. Sie hat ihre eigene Mode.“ „Uh… Weiter.“ „Sie kann jodeln“, grinste Chase. „Ah! Gwen Stefani“, rief Cameron. Chase lächelte immer noch. „Jup.“ Beide lachten kurz. „Robert…“ „Was denn?“ „Es… tut mir leid. Ich wollte nicht kalt sein. Es ist nur so…“ „Du kannst einfach nicht anders, oder? „Aber –„ „Hey, es ist passiert, wie es passiert ist. Daran kannst du auch nichts mehr ändern und ich auch nicht. Also akzeptieren wir uns, wie wir sind.“ Cameron biss sich auf die Unterlippe. Dann spürte sie, wie ihr eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und schauderte unwillkürlich. Sie sah Chase durch die Dunkelheit hindurch in die Augen, weil sie spürte, dass er sie genauso ansah, wie sie ihn. * „Groß…“ „Das sind viele.“ „Blaue Augen…“ „Ähm… weiter.“ „Leicht graue Haare.“ „Uh. Weiter.“ „Brite.“ „Hugh Laurie“, rief Wilson. „Richtig“, bestätigte Cuddy. „Wer zum Henker ist Hugh Laurie“, hustete House hinter ihnen, ohne auf Wilsons wütende Proteste zu achten (Wie „Du solltest doch schlafen“ oder „Willst du, dass ich dir den Mund zuklebe?“). „Irgendwie wusste ich, dass Sie den nicht kennen. Er ist ein britischer Comedian“, erklärte Cuddy mit erhobenem Kopf. „Er hatte mit Stephen Fry eine Comedyserie, spielte danach noch in vielen Filmen mit, wie zum Beispiel Stuart Little oder dem Remake von Der Flug des Phoenix.“ „Loser“, kommentierte House trocken. „Sagen Sie nicht sowas! Hugh Laurie ist einer der sexiesten Männer, die je gelebt haben!“ Wilson schüttelte den Kopf. „Frauen und ihre Lieblingsschauspieler…“ „Sie sind doch nur neidisch, James.“ „Ich bin nicht neidisch! Und du“, sagte er, aufstehend und sich plötzlich zu House drehend, „schläfst jetzt, mein Freund. Du wirst dich auch nicht besser fühlen, wenn ich dir ein Schlafmittel geben muss.“ House streckte Wilson die Zunge heraus. „Lassen Sie ihn doch mal in Ruhe“, sagte Cuddy beschwichtigend. Wilson sah sie entgeistert an und House tat es ihm gleich. „Er sollte schlafen, aber wenn er nicht will, dann eben nicht!“ Dabei zwinkerte sie Wilson unmerklich zu, ohne, dass House es bemerkte. „Lassen Sie ihm seinen Willen und seine Entscheidungsfreiheit. Kommen Sie, James, Sie sind dran.“ „Okay…“ Wilson setzte sich wieder. „Sie ist brünett…“ * „Willst du mich trösten?“, fragte Cameron. „Vielleicht“, erwiderte Chase. Cameron nahm seine Hand und küsste sie zärtlich. „Danke“, flüsterte sie. Doch Chase zog seine Hand langsam wieder weg. „Du spielst nur wieder mit mir, oder?“ „Nein, ehrlich nicht! Ich wollte mich bei dir bedanken.“ „Das kannst du nicht ohne küssen?“, fragte Chase ernst, doch auch etwas Humor schwang in seiner Stimme mit. Cameron grinste. „Nein, kann ich nicht“, erwiderte sie und zog Chase sanft an sich, küsste ihn. Chase erwiderte den Kuss, dann, plötzlich schreckte er zurück. „Heißt das, du liebst mich?“ * Als sich Wilson das nächste Mal umdrehte, war House wirklich eingeschlafen. Sein Gesicht war unter diesen Umständen sehr entspannt und er lächelte sogar fast. „Lisa“, sagte er, „House ist eingeschlafen.“ „Ich wusste es“, gab Lisa zurück. „Er mag es nicht, gezwungen zu werden. Versetzen Sie sich doch mal in seine Lage. Er ist uns und unserem Spott sowieso hilflos ausgeliefert. Jetzt hat er sich ungezwungen gefühlt und konnte sich entspannen und gehen lassen.“ Wilson lächelte. Cuddy hatte Einfühlungsvermögen für House, das hatte er gar nicht erwartet. Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln und sie lächelte zurück. House war wohl die einzige Möglichkeit, mit James Kontakt aufzunehmen, denn er dachte im Moment nur an House. Dabei würde sie so gerne mehr über den Mann hinter der Fassade sehen. Das Wichtigste für James war derzeit House, das konnte Cuddy gut verstehen. Aber sie würde so gern den Mann sehen, den diese Frauen, Bonnie und Julie, geheiratet hatten. Verlassen hatten ihn die meisten wegen House, aber geheiratet… Wer war James Wilson ohne House? * Cameron hielt inne. Ja, das war eine Frage… liebte sie Chase? Oder sehnte sie sich nach Berührung und Wärme hier im kalten, dunklen Lift? „Ich… weiß nicht genau“, sagte sie abwesend. „Ich bin mir nicht sicher.“ * Liebte sie ihn? Konnte das sein? Erwachten da Gefühle für ihren Untergebenen? Das durfte nicht sein. Nein. Obwohl seine braunen Augen sie so vertrauenserweckend ansahen… * Sie hatte Chase doch nie gemocht… warum kam das jetzt? Vielleicht hatte sie nur Angst und redete sich etwas ein. Ihr Gehirn ließ sich in die Irre führen. Ihr Gehirn spielte mit ihr. Und sie spielte mit Chase. Sie wollte ihm ja nicht wehtun. Aber sie sehnte sich nach seiner Wärme… * Ihr Herz raste immer schneller. Das würde nur Probleme bringen, wenn sie und Wilson… nein, Wilson hatte sich scheiden lassen, vielleicht gab es noch Hoffnung. >Rede dir da nichts ein! Du kannst Wilson nicht kriegen, das geht nicht. Schon allein, weil du seine Chefin bist.< „Lisa! Komm mal her!“, rief Wilson von dort her, wo Cuddy wusste, dass House lag und schlief. Sie kam her und kniete sich neben Wilson nieder. „Was ist?“ „House hat Fieber.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)