Cloudy Memories von JackStamper (Jack-Anthology) ================================================================================ Kapitel 1: Freund oder Feind? ----------------------------- So...meine erste echte Einleitung. Ich bin nervös^^ Dies ist meine erste Story, die ich wirklich beenden konnte. Nicht falsch verstehen...die Geschichte geht natürlich weiter...aber jedes Kapitel für sich ist ansich eine abgeschlossene Geschichte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich die letzten Sätze geschrieben habe... Zudem ist es in einer länge geschrieben, wie ich sie bisher nie bei einer meiner Geschichten hatte. Ich schreibe meist in 4-Seiten-Intervallen, weil ich das angenehm zu lesen empfinde...aber weil die Original-Kappis von CM auch länger sind, habe ich mich mal richtig rangesetzt...und mal ehrlich, es passt auch besser zu dieser Art von Story. Und was erwartet euch nun? Alle, die Cloudy Memories kennen, brauch ich die Charaktere gar nicht mehr vorzustellen...die würde ich gerne um Feedback befragen, wie ihr meine Interpretation haltet. Den Rest frage ich hier lieber, ob man die Geschichte auch ohne CM-Hintergrund versteht. Ich habe das Kapitel erst ja als ein Zwischenchapter für das Original-CM entwickelt...und es mit dieser Umschichtung völlig unberührt belassen. Wenn ihr etwas nicht versteht, dann empfehle ich euch wirklich das Original, oder eine ENS an mich oder Cloudy-Gründer Geck0 (alias Cekario). Ich werde auf jeden Fall einen Prolog nachlegen... Ein zweites Kapitel ist schon im Bau...könnte aber noch dauern. Die Story ist schon stark ausgeschrieben bei mir...muss nur noch realisiert werden. Nochwas: Da ich von Beginn an CM lese, habe ich auch die erste Fassung für diese Fanfic genommen. Heißt unter anderem, das die liebe Violett weiter Duvalier heißt und nicht, wie in neueren Versionen, Duvivier. Und nun viel Spaß! --- Cloudy Memories - Freund oder Feind? “Das war wohl einer der ‘leichteren’ Aufträge, oder?”, meinte Leon. Damit hatte er eigentlich Recht. Ein Aussteiger sollte gestellt und exekutiert werden. Dies ging ohne Probleme, denn diese Person schien nicht damit zu rechnen, das die Organisation Aussteiger mundtot macht. Eigentlich war es Verschwendung, dass Vincent neben ihm auch Leon und Samanta mitnahm, dachte sich Cekario. Überhaupt wäre es Cekario lieber gewesen, wenn er selbst nicht mitgekommen wäre. Sie hatten einen Aussteiger ermordet…mehr als einmal kam ihm der Gedanke, dass er irgendwann an der Stelle der Leiche sein könnte, die jetzt gut drei Blocks entfernt mit 5 Einschusswunden an ihrem Esstisch saß. “Das sagt der, der als Begrüßung erstmal den Kanarienvogel in seinem Käfig anstatt der Zielperson erschoss”, meinte Vincent, “er stand zwei Meter vor dir! Ich glaube, wir müssen mal wieder Zielschießen machen…” “Hört mit dem Vogel auf”, meinte Samanta, “ich werde den die nächsten Tage dauernd im Kopf haben…die Kugel hat ihn richtig zerrissen, dabei war das doch nur ein unschuldiger Vogel.” “Das passiert mal, lass dich deswegen nicht mehr so beeinflussen. Ich und Cekario waren ja fast die einzigen, die ihn getroffen haben”, meinte Vincent, doch Leon protestierte sofort, “Ich hab ihn auch getroffen! Mein zweiter Schuss hat ihn getroffen!” “Du hast ihn impotent geschossen, Leon, nicht tot.”, meinte Vincent, nun grinsend, “wart nur ab, was die anderen dazu sagen werden. Ich bemüh mich ja jetzt schon, nicht in Gelächter auszubrechen!” Cekario schwieg die ganze Zeit. Das war nichts neues, aber diesmal war er weniger in Gedanken beim letzten Fall, bei seinem Bruder Sascha oder anderen Sachen, die ihn beschäftigten, sondern bei diesem Verräter. Gewiss träumte er nicht denselben Traum wie er. Er wollte ganz sicher nicht die A.I.S. stürzen, dazu war das ganze zu dilettantisch. Sicher hatte er nur Angst bekommen und wollte schnell jede Verantwortung abgeben. Aber es blieb, das er ausstieg. Das er der A.I.S. den Rücken kehrte. Und das hatte er mit Cekario gemeinsam. Besser, Cekario wird das irgendwann einmal mit ihm gemeinsam haben. Und Cekario hoffte, das er nicht auch noch den Lebenszustand mit ihm gemeinsam haben würde, wenn es soweit ist. “Wir sehen uns dann morgen”, meinte Vincent und wank den anderen zu, als er in eine Nebengasse verschwand. Kurze Zeit später verschwand auch Leon, der noch kurz flehte, sie mögen sein Missgeschick heute nicht weiter erzählen. Und an der nächsten Kreuzung bog Cekario schließlich nach links ab. “Wo willst du denn hin?”, fragte Samanta ihn. Cekario hielt an, griff in seine Tasche und warf ihr eine Waffe zu. “Danke fürs Leihen…ich will mal sehen, ob meine Waffe inzwischen endlich repariert ist”, meinte er. Samanta fing die Waffe auf und verstaute sie in ihrer Tasche. Ja, sie erinnerte sich, Cekarios Waffe war bei einem Auftrag vor drei Tagen beschädigt worden. Er hatte sogar noch Glück gehabt, das dieser Schuss nur die Knarre traf, sonst wäre er nun wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Doch das war für Cekario zu peinlich, deshalb gab er seine Waffe bei einem nahen Waffenhändler in Reparatur und lieh sich so lange die von Samanta. Sie sah ihm noch eine Weile nach und ging dann schließlich weiter, zu ihr nach Hause. Cekario suchte sich seinen Weg durch die Straßen. Wieso musste dieser Verräter auch so abgelegen wohnen? So brauchte er ewig, um bei dem Laden zu sein…genau genommen fing er an, den Verräter zu hassen. Seinetwegen hatte er spät nachts eine Mission, seinetwegen hatte er diese Gedanken wegen dem Ausstieg, seinetwegen hatte er einen weiten Weg zum Waffenladen, seinetwegen… Cekario stoppte. Etwas stimmte gerade nicht. Dann merkte er es. Schritte. Zwei Personen, wie er heraushörte. Und beide gingen in seine Richtung. Er beschleunigte seine Schritte, denn es war ihm nicht ganz geheuer. Wer war um diese Uhrzeit denn noch auf? Er selber und seine Freunde waren es, weil sie jemanden im Schutze der Nacht umbrachten. Und den Verdacht, das diese beiden Gesellen diesen Schutz auch ausnutzen wollten, drängte sich Cekario natürlich auf. Erst Recht, als er hörte, wie die beiden Personen auch ihre Schritte beschleunigten und dieselben Wege benutzten, wie er. Cekario geriet langsam in Panik. Es war absolut selten, das er unbewaffnet war. Genau genommen war er es das erste Mal seit gut fünf Jahren, und ausgerechnet jetzt wurde er von zwei unbekannten Personen verfolgt. Konnten sie wissen, das er unbewaffnet war? Er hatte es nur Samanta gesagt, und allerhöchstens Vincent könnte es auch gehört haben, aber sonst? Aber das hieße ja, das die Verfolger ihn nicht richtig kennen würden, denn jeder, der ihn kennt, weiß, dass man ihn nicht einfach überfallen kann. Inzwischen hatten sich die Männer anscheinend getrennt. Einer lief durch eine Seitengasse rechts von ihm und will ihm wohl den Weg abschneiden. Cekario bog schnell nach links ab, in der Hoffnung, einen der Verfolger so abschneiden zu können, doch während er durch diese Gasse lief, sah er am Ende selbiger eine Person auf ihn zulaufend. Cekario blieb nur die Wahl, erneut nach rechts abzubiegen. Er fluchte, nun waren sie wieder zu dritt, und, dass war noch schlimmer, sie konnten jetzt quasi bestimmen, wo er hinrennen könnte. Inzwischen waren sie in einem Stadtteil von Nibelheim angekommen, den Cekario kaum kannte. Seine Beine wurden ihm schwer, doch er wusste, dass seine Verfolger bestimmt mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, denn obwohl er leicht langsamer wurde, holten sie ihn nicht ein. Er dachte nach. Würde er mit zwei seiner Freunde jemanden verfolgen, würde er versuchen, denjenigen in eine Sackgasse zu locken. Und da er nie freiwillig in eine sichtbare Sackgasse lief, mussten sie eine schaffen, also alle Zufahrten blockieren und ihm so die Fluchtmöglichkeiten nehmen. Und genau das schienen die Drei nun durchführen zu wollen. Er hörte, wie die Personen rechts und links neben ihm schneller wurden und sah vor sich das Ende der Seitengassen. Er sah eine größere, für Autos befahrbare Straße, und er wusste, das er nicht die Zeit hatte, nach rechts oder links abzubiegen, denn dann würde er einen der Verfolger in die Arme laufen. Ihm blieb nur der Weg geradeaus, in das Mietshaus vor ihm. Und seine letzte Kraft mobilisierend sprintete er über die Straße in das Mietshaus herein. Er musste hoch aufs Dach…seine einzige Chance war, dort auf das Dach eines anderes Hauses zu flüchten und den Dreien so irgendwie zu entkommen. Sie schienen unbewaffnet, denn sonst hätten sie sicher schon mehrmals auf ihn geschossen. Es fiel ihm schwer, die Treppenstufen im schnellen Tempo zu nehmen, doch er ließ den Fahrstuhl bewusst außer Acht. Er hätte schließlich auf ihn warten müssen, bis dieser aufgeht, und dann wäre er dran gewesen. Plötzlich fiel ihm siedend heiß ein, das einer der Dreien ja mit dem Fahrstuhl aufs Dach fahren könnte, und er so umzingelt wäre. Er beschleunigte seine Schritte. Er musste vor den Dreien auf dem Dach sein, koste es, was es wolle. Doch als Cekario im sechsten Stock ankam, ging vor ihm plötzlich eine Tür auf, so plötzlich, das er ihr nicht mehr ausweichen konnte und gegen sie lief. Benommen sah er die Konturen eines etwa 18-jährigem rothaarigen Jungen, der ihn fragend ansah. Cekario fasste schnell seine Gedanken. Es war zu spät, einer der Dreien müsste längst auf dem Dach sein, der einzige Ausweg war die Wohnung dieses Jungen. Er packte diesen am schmutzigem Hemd und zog ihn mit in die Wohnung. “Versteck mich”, sagte er heiser vor Anstrengung. Der Junge sah ihn einen Moment fragend an, reagierte dann jedoch schnell. Er schlug die Tür zu und schubste Cekario in einen Schrank. Keine Sekunde später hämmerte es an der Tür. “Aufmachen!”, brüllte eine tiefe Stimme, was den Jungen, anscheinend besorgt um seine Tür, dazu verleitete, seiner Bitte nachzugehen. “Worum geht’s?”, fragte der Junge, scheinbar ernsthaft interessiert. “Wir suchen einen Verbrecher. Deine Tür war offen, ist er hier rein geflüchtet?”, fragte der Mann und sah sich noch während des Gesprächs angestrengt in der Wohnung um. Als er Anstalten machte, die Wohnung zu betreten, sagte der Junge: “Ich habe Lärm gehört und wollte nachsehen, was los war. Jemand rannte wie von der Tarantel gestochen nach oben, ist wahrscheinlich euer Verbrecher, Herr…” “Mein Name hat dich nicht zu interessieren”, meinte der Mann nur und schickte die Person hinter ihm per Handzeichen nach oben. “Falls ihnen noch etwas einfällt, rufen sie uns an, hier ist unsere Nummer”, meinte er und händigte dem Jungen eine Karte aus. “Sie sind nicht von der Polizei?”, fragte dieser erstaunt. “Doch”, antwortete der Mann, “aber von einer speziellen Abteilung. Das ist nicht nur ein gewöhnlicher Verbrecher, also seien sie lieber auf der Hut.” Der Mann ging und der Junge schloss die Tür. Er wartete noch eine Weile, bevor er den Schrank öffnete und sagte dann: “Sie sind gerade weg, aber besser, du bleibst heute Nacht hier, sie werden sicher noch in der Nähe sein.” Cekario zwängte sich aus dem engen Schrank und sah sich um. Gemütlich war es hier nicht unbedingt, die Wohnung hatte überschaubare 3 Zimmer plus Balkon und diesem Schrank. Von der Tür aus kam man in einen kurzen Gang, der rechts durch den Schrank verengt wird und in eine große Wohnzimmer/Schlafzimmer-Kombination endet. Der größte Teil des Zimmers wurde durch ein Bett eingenommen, doch es fand sich auch ein Sofa und ein Fernseher dort. Links waren zwei Türen. Die eine, die gleich nachdem der Gang in das Zimmer mündet lag, führte in die Küche, die andere, die nahe am Balkon lag, führte aller Wahrscheinlichkeit nach ins Bad. Nicht so übersichtlich wie die Raumaufteilung waren die Räume selbst. Im Wohnzimmer lagen bergeweise Wäschestücke herum, darauf Pizzen und sonstige Fertiggerichte. Und auch der kurze Blick in die Küche zeigte, das der Junge kein ordnungsliebender Mensch war. Die Kochplatten waren verdreckt, der Backofen war geöffnet, die Arbeitsplatte war ein einziges Schlachtfeld aus Mehl, einer Flüssigkeit und Butter, so als ob jemand erst vor kurzem versucht hatte, etwas zu backen, was kläglich daneben ging. Cekario sah sich weiter um, den fragend blickenden Jungen ignorierend. ”Ähm…”, begann dieser dann, “dürfte ich…dann mal erfahren, was hier los ist?” Cekario sah ihn an. Er hatte ihm eigentlich etwas zu verdanken…aber andererseits könnte dies auch eine Falle sein. Denn wieso sollte jemand jemanden helfen, der auf der Flucht war? In neun von zehn Fällen ist die flüchtige Person in irgendeiner Form schuldig, und auch wenn in Nibelheim der Prozentsatz ein anderer war als sonst wo in der Welt, war das Risiko zu groß, selber in Gefahr zu geraten. Doch die ganze Unordnung sprach dafür, das der Junge nicht unbedingt der große Nachdenker war, und bei seiner Aktion vielleicht andere Gedanken im Kopf hatte. “Entschuldige, ist geheim”, murmelte Cekario, erstmal lieber nichts von Belang sagen wollen. “Ahja, der große Verbrecher tut einen auf Selbstständig”, meinte der Junge, etwas genervt, “ich sag dir was, ich kann auch gerne die Typen von eben herrufen.” “Warum”, fragte Cekario spontan. “Warum was?”, fragte der Junge verwundert. “Warum versteckst du mich?”, antwortete Cekario. Vielleicht war es das Beste, die Karten auf den Tisch zu legen. “Achso”, meinte der Junge, “ich hatte irgendwie Mitleid, weil ich deine Flucht ja vermasselt hab’ und wollte das wieder gut machen…außerdem hab ich selten Besuch.” “Besuch?”, fragte Cekario schmunzelnd, “ein von gleich drei Personen gesuchten Verbrecher bezeichnest du als Besuch?” “Naja…”, meinte der Junge, leicht verlegen, “verglichen mit den letzten Besuchen ist es eine echte Steigerung. Im letzten Monat kamen nur mein Vermieter, der mir laut schreiend mein letztes Geld für die Miete abnahm, ein Verleger, der mich wegen eines Abgabetermins zur Schnecke machte…ich schreibe Bücher, weißt du…achja, und du. Weißt du, als Ausländer hat man es schon schwer, aber wenn einem dann noch der Ruf eines vertrottelten Tollpatsches anhaftet, dann hat man sehr wenig soziale Bindungen…” Cekario überlegte eine Weile, ob es klug war, weiter mit diesem Fremden zu reden, aber es waren zu viele Sachen dabei, die seine Neugier weckten. “Du bist Ausländer?” “Meine Mutter kommt aus England, mein Vater aus Österreich”, erklärte der Junge, “ich habe zwar einen Österreichischen Nachnamen, aber meine Mutter soll auf einen englischen Vornamen bestanden haben.” “Und…wie heißt du denn?” “Perkin Raffl…blöde Kombination, oder?” Cekario setzte sich auf einen Wäschehaufen und sah Perkin misstrauisch an. “Du schreibst Bücher?”, fragte er dann. “Ich wünschte, ich könnte mit Romanen kommen, aber leider lässt man mir nur Übersetzungen aus dem Englischen. Einmal haben sie eines meiner Bücher veröffentlicht, das war ein Kinderbuch…so ne 12 Seiten Geschichte…”, antwortete Perkin, der dabei etwas beschämt zu Boden guckte.” “Was machst du eigentlich hier in Nibelheim?”, fragte Cekario schließlich. Diese Frage schien ihn jetzt am meisten zu beschäftigen. ”Wieso fragst du? Was machst du hier in Nibelheim?”, antwortete Perkin und sah Cekario fragend an. Dieser schien erstmal beruhigt. Wenn er scheinbar überhaupt keine Ahnung hatte, was hier in Nibelheim vor sich geht, dann konnte er an keinem Krisenherd arbeiten. Sonst hätte er zumindest irgendwelche Bedenken gehabt und hätte dann geahnt, warum Cekario ihm diese Frage stellte. “Ich meinte nur wegen der literarischen Aussichten. In Nibelheim sind doch so viele Autoren, hier wirst du dich nicht so gut durchsetzen”, meinte Cekario nach kurzem Überlegen. “Achso…naja, außerhalb Nibelheims bekam ich gar keine Aufträge, deshalb zog ich hierher…”, meinte Perkin und seufzte, “aber genug von mir, erzähl mal etwas über dich.” Cekario überlegte eine Weile, was er erzählen konnte, ohne ihm zuviel zu erzählen, während Perkin noch einmal zur Haustür wanderte. “Kannst dir ja was überlegen, ich seh mal, ob die noch da si- AU!”, schrie er und hüpfte auf einem Bein, da das andere scheinbar zu schmerzte. Cekario sprang auf, aber Perkin wank ab: “Kein Angriff, keine Angst, ich bin nur in was reingelaufen.” Cekario sah Perkin genervt an und drehte sich um, während dieser das Etwas aus seinem Schuh zog. “Scheint eine der Polizeimarken zu sein…aber ne merkwürdige Abteilung…” Erneut drehte sich Cekario um, diesmal aber leicht panisch. Er rannte zu Cekario und riss ihm die Marke aus der Hand. Schon der erste Blick ließ ihn erbleichen. In Großen Buchstaben prangten die drei Buchstaben auf der Marke, die er fast täglich sieht, die ihm aber noch nie solche Angst gemacht hatten. A.I.S. Zwischenpoesie Wen der Weg des Lebens quält Wer des Lebens Wert nicht ehrt Wer in Wert nur Währung sieht Währt nicht lang auf seinem Weg - Henrik Jessen Akt 2 “Agenten irren sicherlich? Nein warte…Alles ist selbstverständlich…ich hab’s gleich!” Cekario lag niedergeschlagen auf einem großem Stapel dreckiger Wäsche und ignorierte Perkins heiteres Kürzelraten. Diese drei Verfolger waren ohne Zweifel von der A.I.S….scheinbar irgendeine Sonderabteilung für die Vernichtung von besonders gefährlichen Verrätern. Soviel räumte sich Cekario schon ein, das er als so wichtig angesehen wird, das gleich eine Elite ausrücken musste…andererseits ist diese Elite gescheitert…wäre es nicht klüger gewesen, ihm entgegen zu kommen? Oder ihn heimlich zu umzingeln? Hatte er sie zu früh bemerkt? Waren sie überrascht, ihn so früh zu treffen? Aber eigentlich war das ganze egal, er wurde nun gejagt…und er musste sich schleunigst überlegen, wie er diesen Fakt ändert. “Ananas in Senfsoße…“, war Perkins nächster Versuch, “nein warte, hier hinten steht was…schade, nur ne dämliche Nummer…” Die letzte Bemerkung brachte Cekario wieder in Bewegung. Er schnappte Perkin die Medaille aus der Hand und sah sich die Nummer an. “Das ist eine ID…jeder Beamter der Organisation hat eine ID, die auf seiner Marke und jedem anderen gestelltem Objekt zu finden ist, sodass man immer weiß, wer das ist…”, erklärte er. “Aha…”, meinte Perkin, “und du weißt das, weil…” Cekario dachte nach. Doch eine abgeschwächte Form musste er nun präsentieren. “Ich habe da gearbeitet…bei dieser Polizeitruppe. Doch früher habe ich mir was zu Schulden kommen lassen, das ist jetzt wohl hochgekommen…” “Ah…verstehe”, meinte Perkin. “Wenn das so ist…solange du keinen unschuldigen umgebracht hast oder so was…”, begann der Austro-Engländer (und Cekario war nicht gewollt, ihm zu sagen, das er das gewissermaßen erst in dieser Nacht getan hatte), “zeigt das nur wieder, wie unsere Gesellschaft ist…ein Fehltritt, und schon ist man ewig schuldig. In dem Falle helfe ich dir gerne, wie es geht, wenn dir sonst keiner helfen kann.” Cekario dachte nach. Irgendwer hatte zumindest verraten, das er unbewaffnet ist…doch seinen Freunden konnte er trauen, oder? Samantha hielt dicht, sie lieh ihm ja sogar ihre Waffe, um ihn nicht auffliegen zu lassen, und setzt sich damit selber Peinlichkeiten aus. Doch würde sie nicht dichthalten, wäre es zwar peinlich für ihn, er bekäme aber eine Ersatzwaffe…und wäre damit für Geheimeinheiten wieder eine echte Bedrohung. Außerdem rechnen sich die Peinlichkeiten mit der Belohnung bei diesem Hinweis…und Vincent? Das war sein Kumpel, auf den er sich verlassen konnte. Höchstwahrscheinlich hatte er nicht mal gehört, dass er nun unbewaffnet ist…schließlich war er zwar in der Nähe, begutachtete aber eine gut aussehende und leider nun tote Gegnerin und war so abgelenkt. Und falls er es doch gehört hatte, würde er Cekario sicher damit aufziehen, sobald dieser seine Waffe wieder hat. Wahrscheinlich meckert er deswegen Samantha zuletzt nie aus, obwohl diese scheinbar nie einen Schuss abgefeuert hatte. Aber Vincent stand als Teamleader den Personen ganz oben am nahesten…könnte er bedroht worden sein? Oder hatte er ihn womöglich sogar freiwillig verraten? Wobei…beide könnten es auch innerhalb der Gruppe weitergesagt haben. Er konnte sich gut vorstellen, wie Vincent einigen Alkohol mit Leon und Chris vernichtet und dabei lachend die Geschichte des unbewaffneten Cekario erzählt. Oder wie Samantha ihrem Bruder wild gestikulierend versicherte, sie habe, als sie Cekario besuchen war, ihm wirklich nur ihre Waffe für den nächsten Auftrag geliehen, da seine kaputt war. Leon war ein kleines Großmaul, der könnte sich verplappert haben. Chris wäre leicht einzuschüchtern…und Samanthas Bruder Floyd vertraute er eh nie richtig. So gesehen wäre Violetta in der Gruppe noch am vertrauensvollsten…aber sie zu kontaktieren schien ihm sinnlos. Wieso sollte sie ihm helfen, vor allem wenn er sagt, die anderen dürfen nichts erfahren. Nein, auch wenn er es nur sehr schmerzhaft akzeptierte: Keiner aus seiner Gruppe war in diesem Moment vertrauenswürdig. Einer von ihnen könnte ihn verraten haben. “Was schlägst du vor, machen wir als erstes?”, fragte Perkin, der die lange Zeit des Schweigens scheinbar schnell beenden wollte. Cekario dachte nach. Ja, alleine konnte er einige Sachen nicht erledigen. Doch nein, er konnte ihn höchstens kurz und am besten gar nicht als Gehilfen behalten. “Als erstes brauch ich einen anderen Aufenthaltsort“, meinte er, “morgen früh stehen sie mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür…sie können mich schwer draußen gefunden haben, deshalb werden sie sicher diese Wohnung noch mal durchsuchen wollen…du musst dann hier sein, sonst wirst du sicher verdächtigt…” “Aber” “Kein aber…also, wo könntest du mich unterbringen?” Perkin dachte nach und meinte langsam: “Ich sollte heute eigentlich etwas in der Druckerei meines Verlages drucken lassen, aber weil ich es nicht rechtzeitig fertig schaffte, kriegte ich stattdessen die Schlüssel, damit ich es selber mache…die Drucker sind diesen Abend nämlich alle in Urlaub geflogen…dort kommt die nächste Zeit keiner vorbei…” Zwanzig Minuten später war Cekario durch einen dicken Schal, einer verkehrt herum aufgesetzte Cappi und einen langen Mantel unkenntlich gemacht mit einem sich gelegentlich umguckenden Perkin auf den Weg zu dieser Druckerei. Er hatte Perkin überredet, das dieser dort sofort seine Sachen ausdruckte und dann nicht mehr dort vorbeischaut. Den Schlüssel würde Cekario, sobald er fertig war in seinen Briefkasten werfen. Perkin war alles andere als erfreut, seinem neuen Freund in dieser Sache nicht beistehen zu dürfen, akzeptierte die Bedingungen jedoch, als Cekario ihm versprach, ihn zu rufen, wenn er Hilfe benötige. “Wir brauchen ein Losungswort”, meinte Perkin, als er Cekario noch unkenntlich einkleidete, “damit niemand, der die Telefonate abhört weiß, das du mich um Hilfe bittest. Ich bin für Drosselschwalbe.” Dies war einer der vielen Kommentare, die Cekario zu dem Gedanken brachten, dieses Codewort nie zu verwenden. Mitkommen tat Perkin auch nur, um anderen Passanten, sollten welche kommen, das merkwürdige Aussehen zu erklären. Je nach Passant sollte Cekario so ein englischer oder ein österreichischer Verwandter sein, der ein wenig zuviel getrunken hatte, sich nicht verständigen konnte und nur den Modetrend des jeweiligen Landes zur Schau stellen wollte, was durch den Alkoholpegel nicht ganz gelang. Cekario war heilfroh, das sie niemanden begegneten. “Nur noch zwei Kreuzungen weiter”, meinte Perkin, als sie gerade eine weitere Weggabelung passierten. Es war gut zwei Uhr Nachts…nein, sicher noch später. Sie waren nun ein ganzes Stück weg von dem Ort, an dem die Angreifer ihn aus dem Weg verloren. Und ansonsten ist wirklich niemand mehr auf der Straße, dachte sich Cekario. Die einzigen, die jetzt noch unterwegs sein würden wären Obdachlose uns Säufer auf dem Weg zur nächsten Bar. Er stoppte. Perkin ging gut zehn Meter weiter, bevor er merkte, das Cekario grade ein Straßenschild las. “Was machst du da? Sagtest nicht gerade du, wir sollten uns beeilen?”, fragte er, doch Cekario lief sofort in die Seitengasse. Cyranienweg…er lief den Weg nie bis zum Ende durch, da das Hauptquartier der A.I.S. und bisher jede seiner Wohnungen am anderen Ende der Straße schneller zu erreichen war. Das die Straße in diesem abgelegenem Viertel endete, hatte er nie gewusst… Schon aus der Ferne hörte er das jauchzen und grölen, uns auch die laute Musik war für ihn der Beweis, das er sie tatsächlich erreicht hatte. Die Magpies-Bar. “Elstern…ist das eine Bar für Diebe?”, fragte Perkin, leicht außer Atem, als er endlich neben Cekario ankam. “Kann man so sagen…”, meinte er. Vincent hatte ihn mehr als einmal in diese Spelunke geschlappt, doch nachdem der Wirt, selbst schon angetrunken, Cekario einen Krug Bier über den Kopf schüttete, musste Vincent immer einen anderen mitzerren. Leon würde heute sicher nicht mehr mitkommen, und ehe er Violett fragt… ”Da drinnen sind wahrscheinlich zwei Kollegen von mir“, erklärte Cekario, “einer hat einen Laptop, da kann ich vielleicht mehr über diesen Angreifer erfahren…hast du noch die Marke?” Perkin kramte in seinen Taschen und gab ihm das Abzeichen, auf dessen Hinterseite die ID immer noch gut lesbar war. “Gut…”, meinte Cekario, “dann gehe ich gleich rein…die beiden müssen nur irgendwie abgelenkt werden…” Cekario hatte eigentlich vor, das er selbst durch irgendeinen Trick die Leute ablenkt, doch zu spät bemerkte er den grinsenden Rotschopf neben ihm. “Überlass das mir!”, meinte dieser und rannte in die Bar, noch bevor Cekario ihn aufhalten konnte. Machtlos, ein mögliches Desaster zu verhindern blieb ihm nur noch, an eines der getönten Fenster zu schleichen und dort hinein zu sehen. Perkin marschierte sofort an die Bar und bestellte einen großen Krug Bier. Die dudelnde Musik aus einem Radio, welches mindestens ebenso grotesk aussah, wie sich das was herauskam anhörte, der Rauch, der in der Bude hing und der ein normales Atmen für Nichtraucher fast unmöglich machte und der erneut besoffene und pöbelnde Wirt, all das passte seltsam perfekt zu Perkin…wie sollte er da genügend Aufmerksamkeit erregen, um abzulenken, ohne alles wie eine Falle aussehen zu lassen? Just, als Cekario diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, sprang Perkin auf den Tresen. “ICH FÜHL MICH GUT! ICH FÜHL MICH SO GUT, DAS ICH SINGEN MUSS!” Cekario hatte alle Mühe nicht gleich Reißaus zu nehmen. Perkin machte eine Art Cancan mit dem halbvollem Bierglas in der Hand und sang ein Lied aus wirr zusammenhängenden Reimen. Doch er wurde nicht rausgeworfen, im Gegenteil, die Menge klatschte und jubelte ihm zu. Sie war großteils betrunken und auf vergnügen aus, da kam ihnen so eine verrückte Einlage nicht schlecht. Nach einem Vierzeiler über seine Turnschuhe standen zwei weitere Menschen auf und hakten sich an seinen Seiten ein, den Cancan mit ihm mittanzend. Und einen der beiden kannte Cekario genau. Sein brasilianischer Teamleader stand zu Perkins rechten und begann, über Zuckerwatte zu singen. Und neben dem Platz, von dem er sich erhob, erkannte Cekario ohne Zweifel Chris. Nun war Schnelligkeit gefragt. Cekario huschte in die Kneipe und schlich sich durch die johlenden Massen, die nur Augen für die drei Tänzer hatten. Chris, auch schon etwas angetrunken, saß am Tresen und wehrte sich gegen Vincents Versuche, ihn auch zum Tanzen zu animieren. Cekario wartete einen Augenblick, bis einer der Betrunkenen in Richtung Bar stürmte, um auch hochzuklettern und griff im Schutze dieses Mannes zur Tasche an Chris Füßen. Keine zwei Sekunden später hockte er hinter der Ecke des Tresens und startete den Laptop. Er wusste, Chris hatte ihn irgendwie so eingerichtet, das er immer und überall Zugang zum Netz der A.I.S. hatte…und nachdem er das Passwort eingab (welches er erst am Vortag ausspioniert hatte, als Chris ihm etwas am PC zeigen wollte) fand er sich schnell in der Datenbank der A.I.S. wieder. Cekario war kein Profi, wenn um Computer ging, aber er hatte Chris oft genug dabei zugesehen, wie er am PC tippte, und wusste demnach in etwa, wie es ging. Chris hatte nur eine sehr niedrige Sicherheitseinstufung, was Cekario kurz Bedenken machte, doch diese waren grundlos, unter der ID auf der Marke war ein nicht chiffrierter Steckbrief vorhanden. OSWALD, Lee Harvey J.O.B.: Action-Agent Team-Leader: TRAMMES, Figunor ID: 29.835.937 Status: Auf Mission Das verhieß nichts gutes…wenn der auf Mission war, dann könnte das heißen, das er heute die Mission hatte, ihn gefangen zu nehmen…Cekario sah kurz zu Perkin und den anderen und sah nur, wie Chris etwas verzweifelt zu der Menschengruppe sah, die inzwischen ihren Tanz auf den Billardtisch verlegt hatten. Er hatte also noch etwas Zeit und gab als nächstes den Namen dieses Teamleaders ein. TRAMMES, Figunor J.O.B.: Team-Leader/Zweiganführer zweiten Grades Team-Leader: / ID: 17.938.356 Status: Auf Mission [Einzelheiten] Im Team: BOOTH, John Wilkes; OSWALD, Lee Harvey; HINCKLEY, John Dem Bild entnahm Cekario, das er nicht zu den drei Angreifern gehörte. Doch ansonsten waren dort nur Sachen aufgeführt, die ihn beunruhigten. Ein Zweiganführer zweiten Grades ist ein extrem hohes Tier. Das sind die Leute die auch mal mitbestimmen, welche Aktionen so geplant werden, die lassen ihre Leute nicht irgendwen jagen. Außerdem hatte er genau drei Untergebene…Cekario brauchte mehr Informationen und gab nun ein anderes Teammitglied ein. BOOTH, John Wilkes J.O.B.: Action-Agent Team-Leader: TRAMMES, Figunor ID: 29.835.936 Status: Auf Mission Ja, diese Person war diejenige, die dieser Oswald, dem die Marke scheinbar gehörte nach oben schickte, um Cekario abzufangen. Und dieser Hinckley musste der dritte sein, der per Fahrstuhl schon zum Dach hochfuhr, um ihn den Weg abzuschneiden. Cekario verzweifelte leicht, doch noch war nichts verloren. Er ging zurück auf den Steckbrief des Teamleaders Trammes und klickte auf die Einzelheiten der Mission. Und was dort stand, nahm ihn jedem Mut. Mission: Eliminierung eines Abtrünnigen Streng vertraulich [Passwort eingeben] Sie sollten einen Abtrünnigen eliminieren. Und da sie heute ihn verfolgten, kann nur er das gewesen sein. Da brauchte er gar nicht das Passwort eingeben, nur um sein Bild zu sehen…er wusste, er wurde gejagt. Und er wusste, das irgendeiner seiner Freunde den entscheidenden Tipp gegeben haben musste. Zwischenpoesie In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich. -Voltaire Akt 3 Cekario brauchte einige Sekunden, um wieder zu realisieren, das er noch in einer belebten Bar war. Er fuhr den Laptop schnell herunter und hatte ihn innerhalb weniger Sekunden an den alten Platz gestellt. Unbemerkt aus der Bar zu kommen war umso schwieriger, da nun lauter Menschen im gesamten Raum zu zum Teil sinnlosen Rhythmiken und abstrusen Texten zu singen und tanzen begannen, und ihm so nicht nur oft den Weg versperrten, sondern ihn zum Fremdkörper abstempelten, der sich aus der Menge hervorhob. Hätten Vincent oder Chris kurz einen Blick für die Menge übrig, müssten sie ihn sofort erkennen. Zum Glück waren aber beide so in den Tanz vertieft, das sie keinen Blick für die Welt außerhalb des Billardtisches hatten. Schließlich gelangte er jedoch nach draußen, und wie ihm der Blick durchs Fenster versicherte, war ihm niemand gefolgt. Chris stand nun neben Vincent auf dem Billardtisch und versuchte mit hochrotem Kopf irgendeine Art von Rhythmik zu entziffern, zu der er tanzen könnte. Perkin war nicht mehr in der Gruppe. Sekundenlang machte sich Cekario Hoffnung, er könnte schon auf den Weg nach draußen sein, bis er ihn mit dem Wirt tanzen sah. Eine Viertelstunde, drei versuchte Morde des Wirtes, vier zusammengebrochene Tische und ein Mensch, der mit dem Fuß in einer Tasche des Billardtisches stecken blieb, später, kam Perkin endlich heraus. Noch draußen sang er weiter: “unter Wasser leben wär’ schön, könnt täglich nach Atlantis gehn’, vor Haien hätt’ ich keine Angst, bin schließlich ein…starker Hengst.” Er schien Cekario total vergessen zu haben und ging die Gasse entlang, bis dieser ihn am Kragen packte und leise zischte: “Hier bleiben Raffl.” “Cekario! Hier bist du also! Hab dich drinnen vermisst!”, meinte Perkin, in einer Lautstärke, die einer der Gründe war, das Cekario ihn schnell in eine Seitengasse zerrte. “Danke für dein Ablenkungsmanöver, ich habe mehr herausfinden können…”, meinte Cekario leise. “Hey…du kannst dich doch auf mich verlassen, ich tu alles für meine Freunde”, meinte Perkin grinsend, was Cekario im Gedanken an seine eigenen Freunde wieder einen Stich versetzte. “Also…”, begann Cekario, und es sah aus, als ob ihn das folgende wirklich quälte, “ähm…die Sache ist so…ich wird wohl tatsächlich Hilfe brauchen…und…Drosselschwalbe…” “Was?”, fragte Perkin verwirrt. Nach einer Weile Stille fiel ihm jedoch sein eigenes Losungswort wieder ein, und er meinte aufgeregt, “Wirklich? Danke! Ich verspreche, ich werde dich nicht enttäuschen…was machen wir zuerst?” “Zur Druckerei gehen und uns ausruhen…morgen machen wir die letzten Vorbereitungen…” Das war freundlich an der eigenen Unwissenheit vorbei gegangen. Eigentlich könnten sie heute schon jeden Schritt unternehmen, wenn er nur wüsste, was er zu tun hat. Eine Nacht die nächsten Schritte überschlafen wäre wohl das klügste. Dass er Perkin mit rein zog tat ihm Leid, aber er hatte keine andere Wahl, alleine würde er wohl nicht viel erreichen, und scheinbar konnte er seinen Freunden ja nicht vertrauen. Darüber hinaus war Perkin zwar nicht gerade ein geborener Agent, aber sein Ablenkungsmanöver bewies, dass er gelegentlich doch gute Einfälle hatte und Cekario so sehr hilfreich sein könnte. Und im Notfall könnte er sich immer noch leicht von Perkin absetzen. In der Druckerei, die die beiden ohne weitere Probleme erreichten, war Cekario immer noch in Gedanken, wie er der Krise am leichtesten Herr wird. Wer wusste alles von diesem Auftrag? Der Teamleader Trammes und seine drei Untergebenen auf jeden Fall, dazu wohl derjenige von seinen Freunden, der ihn verraten hat. Das wären im Minimalfalle 5 Personen. Cekario dachte nach. Als Action-Agent hatte er einmal den Auftrag, eine wichtige Information aus dem Gedächtnis einer anderen Organisation zu löschen, indem er alle, die davon wussten, umbrachte. Auch da hatte er nicht die Gewissheit, das sie es vielleicht weiter gesagt haben könnten, aber da war er zumindest sicher, keinen seiner Freunde umbringen zu müssen. Denn könnte er einem, der ihn verraten hätte ins Gewissen reden, ohne Gefahr zu laufen, das dieser dann wieder andere Leute einschaltet, die ihn dann kalt erwischen? Wenn ihn irgendwer verkauft hat, wird der sicher gut genug schauspielern können, um in einem Gespräch zu Verstehen zu geben, das er die Information versehentlich weitergab. Er hätte keine andere Chance, wenn er seine Maske waren will…aber wie erklärt er das den anderen? Und ist die Maske überhaupt notwendig? Dieser Gedanke kam ihm, als Perkin einen lauten Schnarcher hören ließ. Könnte dies nicht die Gelegenheit sein, auf die er lange wartete? Wenn ihn die Organisation eh als Gegner sah, sich nun zu einem echten Gegner zu machen? Geplant hatte er den Kampf gegen die A.I.S. sicher anders, aber vielleicht war es so einfach besser. Cekario richtete sich auf. In der voll gestellten Druckerei hatte Perkin für beide einige Zeitungen auf dem Boden ausgelegt und ein großes Stück Papier als Decke bereit gestellt. Die Notdecke war nun jedoch ganz zu Perkin rübergezogen, was Cekario aber nicht wirklich störte. Er konnte eh nicht schlafen. Er schlenderte in der Druckerei umher und dachte nach. Würde er sich nun tatsächlich gegen die A.I.S. stellen, hätte er alle seine alten Freunde als Gegner. Wahrscheinlich würde Samanta seine Nachfolger als Action-Agent antreten, evtl. würden sie noch einen Arzt ins Team bekommen. Und irgendwann bekämen sie den Auftrag, ihren ehemaligen Teamgefährten aus dem Weg zu schaffen. Er wusste, so sehr er sich auch verstellte: Er hätte Skrupel, auf die anderen zu schießen. Hätten sie es auch bei ihm? Er wäre ein Verräter, der sie nur angelogen hätte und sie verlassen hätte. Ja, sie hätten Grund, ihn dann zu hassen. Chris würde ihn eventuell verstehen, er war ja quasi nur in die A.I.S. reingestolpert. Aber Vincent, Leon und Floyd wären da weniger verständnisvoll. Und Violett und Samanta… Es schien eine brutale Alternative. Er wusste immer, das er eines Tages gegen die A.I.S. kämpfen will, doch nie hatte er so sehr darüber nach gedacht, was das heißen würde. Aber würde sich die Situationen in 5 Jahren ändern? In 10 Jahren? Ob er heute oder erst dann aus der A.I.S. austritt…und selbst wenn er sie an einem Tag zerstören würde…seine sechs Teamgefährten waren Mitglieder der A.I.S., er würde sich in jedem Falle gegen sie stellen. Was bringt es, noch länger eine Maske aufzusetzen. Hatten Sies nicht irgendwie auch verdient, zu wissen, was er genau denkt? Cekario dachte lange nach. Am Horizont begann der Himmel langsam eine hellere Farbe anzunehmen, während er noch die letzten Augenblicke der sternenklaren Nacht genoss. War dies seine letzte? Vor 24 Stunden warf ihn Vincent aus seinem Bett, weil irgendein brasilianischer Nationalspieler zufällig nach Nibelheim kam und er mit Cekario hinwollte. Dieser Romildanio oder wie er auch immer hieß war für Vincent eine Art Abgott. Auf dem Weg dorthin wurde Vincent jedoch zu einem Meeting der Teamanführer abgeordert, was den müde Cekario wieder befreite, bis er auf den Straßen auf Floyd und Leon traf, die es in Koproduktion irgendwie geschafft hatten, auf dem Marktplatz einen Stand mit Wassermelonen restlos zu zerstören. Nachdem er dieses Problem aus der Welt schaffte, klingelte ihn Samanta an, die ihn zu sich nach Hause bestellte, weil sie, als sie zuhause für ihr Agententraining übte, mehrere Sachen zerschmettert hatte, und die Schäden vor Floyd verstecken wollte. Dort angekommen traf er auf Violett, die Samanta schon geholfen hatte und Cekario im Vorbeigehen noch sein Portmonee stehlen wollte, was Cekario jedoch rechtzeitig bemerkte. Auf dem Heimweg traf er schließlich auf Chris, der sich wohl mit einer Schlägertruppe angelegt hatte und ebenfalls Hilfe brauchte. Dann rief Vincent an und orderte ihn für einen “kurzen Sonderauftrag” ab. Cekario schmunzelte. Irgendwie würde ihm ein solcher Tagesablauf fehlen. Vor allem, wenn die Alternative war, in einer engen Druckerei mit einer Person wie Perkin zu übernachten. Aber auch sonst…der Gedanke, nicht tagtäglich mit Samanta, Vincent, Chris, Leon, Violett und Floyd zusammen zu sein tat Cekario weh. Doch er musste nun langsam eine Entscheidung treffen. Hinter ihm hörte er das Rascheln des Papiers, in das sich Perkin weiter einkuschelte. Der Rotschopf würde beim Aufwachen sicher einen handfesten Plan erwarten. Deshalb ging Cekario noch mal seine Möglichkeiten durch. Er könnte jetzt einen Kampf gegen die A.I.S. starten, sich gegen seine Freunde stellen und wahrscheinlich noch Perkin mit in den Tod ziehen, ohne groß etwas erreicht zu haben. Oder er versucht, herauszufinden, ob außer den fünf Personen, noch irgendwer von dem Auftrag weiß, dann in Erfahrung bringen, ob und welcher seiner Freunde ihn verraten hat, um dann alle Wissenden unbemerkt umzubringen und nachher irgendeine Erklärung für ihr Ableben zu haben. Eine ebenso halsbrecherische wie wahnsinnige Aktion. Und er müsste, wenn kein Wunder passiert einen seiner Freunde umbringen. Aber ansonsten müsste er eventuell aus Notwehr alle seine Freunde umbringen. Und es bestand ja noch die Minimalchance, dass er keinen von ihnen töten muss. Ja, sein Entschluss war gefasst. Er musste ins Büro dieses Trammes und herausfinden, wer ihn wie verriet und wer alles von diesem Auftrag weiß. Alles weitere würde er dann sehen. Das Problem war nur…wie kommt er dort hin? Das Blues-Gebäude unbemerkt stürmen war schon schwer, mit Perkin im Schlepptau schwierig, und dann noch in das Büro eines ihm vorher unbekanntem hohem A.I.S.-Mitgliedes zu kommen nahezu unmöglich. Zumal beide unbewaffnet waren… “Und, was machen wir zuerst?”, fragte Perkin aufgeregt. Beide saßen bei einer Tasse Kaffee in der Druckerei. Cekario trank in aller Ruhe den Kaffee und sagte dann: “Der Plan ist etwas riskant, um nicht zu sagen schier unschaffbar. Wir müssen ein Gebäude stürmen, und ich weiß noch nicht mal, wo wir dort hinmüssen…ich werde gleich rausgehen und uns Waffen besorgen, und dabei herausfinden, wo wir hinmüssen…du bleibst solange hier. Wenn ich wiederkomme, bringen wir dir kurz das Schießen bei, und im Schutze der Nacht werden wir dann einen Versuch wagen…” “Erst diese Nacht?”, fragte Perkin enttäuscht, doch Cekario ließ keine Widerrede zu, “heute Nacht. Und solange ich weg bin, bleibst du hier, verstanden?” Zehn Minuten später war Cekario, diesmal einfach mit einem dort herumliegenden grünen Mantel und einer Baskenmütze getarnt, was weniger auffallend war. Sein Weg führte ihn in den Waffenladen in der Warbeckstraße, seit kurzem sein vertrauter Waffenladen. Auch wenn er ihn aufgrund der langen Einbehaltzeit seiner Waffe nun weniger stark vertraut…er war sich nicht sicher, ob der Laden wirklich Probleme hatte oder zur A.I.S. Kontakt pflegte…deshalb konnte er nur einmal nach seiner Waffe fragen. Bei einem zweiten Mal zu einem späteren Zeitpunkt ständen vermutlich mehrere A.I.S.-Beamte hinter dem Waffenhändler und würden ihn sofort festnehmen…er musste einen Umweg gehen, um von der anderen Seite zum Laden zu kommen. Außerdem durfte er möglichst wenig auffallen, was ohne Perkin jedoch klappen könnte. Cekario bemerkte während der gesamten Strecke nicht, das ihm ein orangenhaariger Schatten folgte. Zwischenpoesie Man sollte eigentlich im Leben niemals die gleiche Dummheit zweimal machen, denn die Auswahl ist so groß. -Bertrand Russell Akt 4 Die Warbeckstraße war im selben Viertel wie Perkins Haus und die Druckerei. Nur dummerweise am direkt anderem Ende. Und da Cekario einen Umweg gehen musste, war die Strecke fast noch mal doppelt so lange. Als hinter ihm einmal mehrere Mülltonnen umfielen hatte er erstmals den Verdacht, Perkin sei ihm trotzdem gefolgt. Aber das war unmöglich…Perkin könnte sich nie so gut verstecken. Aber Cekario ertappte sich selbst oft dabei, wie er sich einfach nicht umdrehte und sonst Ausschau hielt. Er wollte Perkin nicht entdecken. Insgeheim dachte er, wenn er nicht den Verdacht bekommt, das Perkin ihn folgt, dann tut er es auch nicht. Als er diese kompletten Gedanken einmal im Kopf durchgekaut hatte, raffte er sich einmal zusammen und drehte schnell seinen Kopf, um durch die Gasse zurück zu sehen. Sie war leer. Alles Einbildung, dachte er sich und machte sich weiter auf dem Weg. Schließlich kam er im Waffenladen an. Sein Weg hatte ihm gut eine Stunde gekostet, aber das war es wert. Er atmete tief ein und betrat den Laden. Gut eineinhalb Sekunden später erkannte er die Person, die sich grade eine Auswahl von Waffen ansah. “Perkin…” Der Angesprochene schreckte auf und drückte dabei den Abzug einer Heckler&Koch P8, die glücklicherweise ungeladen war. “Hey, die Waffen nicht berühren, nur, wenn Sie sie kaufen”, meckerte der Verkäufer, über dem groß das Schild mit dem Namen des Ladens stand: “Gerald Fortune - Guns and other Weapons”. Cekario war der Laden damals irgendwie direkt ins Auge gesprungen. Die Anzeige in der Zeitung lud ihn geradezu ein. Als Neukunde wurden eigene Waffen einmal kostenlos überprüft und auch das restliche Angebot schien sehr günstig. Cekario verbrauchte zwar nicht die Massen an Munition wie Leon oder auch Vincent, aber nun diesen Umweg in dieses Viertel zu gehen lohnte sich dann doch schon. Derzeit war jedoch nur Perkin wichtig. “Du solltest doch im Laden bleiben”, meinte Cekario flüsternd. “Ich dachte, du haust ab und machst es nun doch alleine…wieso hättest du mir sonst so oft gesagt, ich solle daheim bleiben?”, entgegnete Perkin ebenso leise. “Zum Beispiel, damit ich alles in Ruhe vorbereiten kann“, antwortete Cekario, “du bist solche Sachen nicht gewöhnt, ich wollte, das du dich bis heute Abend noch ausruhst…” “Ich wollte dich halt überraschen”, meinte Perkin wiederum, “und wollte schon mal eine Waffe für mich kaufen…” “Weißt du wie teuer die sind?”, fragte Cekario aufgebracht, jedoch noch immer leise. Perkin sah ihn eine ganze Weile an und meinte dann: “Geld…achja…” Cekario wandte sich etwas verzweifelt von Perkin ab…gerade rechtzeitig, um zu erkennen, wie ihm eine Person von draußen zuwinkte. Und diese Person war nicht alleine…zum Entsetzen von Cekario wanderten dann Vincent, Samantha, Violett und Leon in das Geschäft hinein. Cekario, etwas in Angst, Vincent könnte Perkin von gestern Abend wieder erkennen, ging den anderen schnell entgegen. “Was…was macht ihr denn hier?”, fragte er, den Blick der anderen durch seine Stellung mehr auf das Fenster richtend. “Wir haben dich gesucht, Blödmann”, meinte Vincent, “und da du nicht bei dir, im Blues-Gebäude oder bei Samantha warst, haben wir den Waffenhändler deines Vertrauens besucht…und Schwupps, dich gefunden!” “Wieso denn bei…”, begann Cekario, verwarf den Gedanken jedoch, da er sie ja nun nicht gerade in ein längeres Gespräch verwickeln wollte, und fragte stattdessen lieber: “und warum habt ihr mich gesucht? Habt ihr mir nicht zugetraut, einen Tag alleine zurecht zu kommen?” “Nein…aber wir dürfen uns ja mal Sorgen machen, wenn du weg bist, oder?”, fragte Leon in einem durchaus besorgtem Ton. “Außerdem hatten wir Recht, uns Sorgen zu machen“, meinte Violett plötzlich, “kaum zehn Stunden aus unserem Blickwinkel, erscheinst du in nicht nur unmodischen, sondern geradezu grässlichen Sachen…” Cekario sah etwas beschämt auf seine zwar funktionale, aber modisch sicher nicht ansprechende Tarnung, während die anderen drei zu kichern begannen. “Ich…wollte halt was ausprobieren…”, meinte Cekario etwas kleinlaut, “naja…ihr wisst ja jetzt, dass ich nicht zum Bahnhof gegangen bin, um mich vor dem nächsten Zug zu werfen…könnt ihr mich bitte nun wieder ein wenig in Ruhe-” “Auweia”, unterbrach ihn Vincent, “seht euch das mal an.” “Das“, das war Perkin. Genauer Perkin mit einer pistolenförmigen Erhebung unter dem T-Shirt. Mit einem übertrieben unschuldigen Gehabe stolzierte er in Richtung Ausgang. Der Waffenhändler schüttelte, scheinbar auch beschämt durch diese Dummheit langsam um den Tresen auf Perkin zu. “Hemd hoch”, meinte er nur knapp. “Ist das ein FKK-Waffenladen?”, fragte Perkin trotzig, bevor der Händler Perkin etwas gewaltsam das Hemd hochriss. “Ein kleiner Ladendieb, wie?”, fragte er zornig. Doch Perkin reagierte schnell, er riss die Arme hoch und tauchte ab, sodass der Waffenhändler ihm kurzerhand das Hemd auszog. Dadurch war dieser nicht nur perplex, Perkin war zusätzlich wieder frei und rannte zur Tür. Cekario war noch überrascht, das Perkin so schnell geschaltet hatte, als ihm eine andere Begebenheit noch mehr überraschte. Perkin raste an den anderen vorbei, wobei er Violett versehentlich sanft anrammte. Doch dann haute Perkins Hand plötzlich gegen seine Tasche…wo die flinke Violett auf der Suche nach einem Portmonee rein griff. Sowohl Violett als auch Perkin schienen einen Moment erstarrt. Und Cekario wusste auch wieso: Violett, die in einem Bruchteil einer Sekunde diesen kleinen Raub entschieden hatte, hatte nie im Leben damit gerechnet, das eine Person, die einen so plumpen Ladendiebstahl begehen wollte, nun ihr Delikt sofort bemerkte - und dann auch noch schnell reagierte. Perkin hingegen schien geschockt, alleine weil Violett versucht hat, etwas bei ihm zu stehlen. Beide sahen sich einen Moment lang an, und neben Cekario schienen auch Vincent, Samanta und Leon bemerkt zu haben, was passiert ist. Selbst der Waffenhändler wirkte perplex, was vielleicht aber auch an der Tatsache lag, das ihm schließlich gerade etwas entwendet wurde. Cekario war sich später nicht mehr sicher, spielten sich doch all diese Eindrücke innerhalb gut einer Sekunde ab. Das war der Zeitraum zwischen dem Schlag Perkins gegen die Hand Violetts und dem Stoßen von Perkins Kopf gegen die Glastür des Ladens. Nach dem Anstoßen brauchte es zwei Sekunden, die der benommene Perkin vor der Tür stand, bis der Waffenhändler sich in Bewegung setzte, und Perkin wieder halb bei Bewusstsein seine Flucht wieder aufnahm, im sicheren Abstand verfolgt vom besagtem Händler von Feuerwaffen. ”Was war das denn?”, fragte Vincent erstaunt. Und auch Cekario brauchte eine Weile, um von dem eben passiertem weg zu kommen und zu realisieren, das er derzeit ganz andere Sorgen hat. “Jetzt wo der Händler weg ist, hab ich auch keinen Grund mehr, hier zu sein…”, meinte er und sah die anderen mal wieder an. Wieder schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, einer könnte ihn verraten haben, den er jedoch schnell zur Seite schob. “Wolltest du eine neue Waffe kaufen?”, fragte Leon überrascht, und Vincent erweiterte seinen Satz: “Dann warte doch mit uns auf den Händler, wir wollten eh alle für eine neue Waffe für Leon zusammenlegen. Wollten fragen, ob eine Waffe eine Treffergarantie hat, dies mit Leon widerlegen und viel Geld einklagen.” Selbst Cekario musste etwas kichern, schüttelte dann jedoch den Kopf. “Ich hab leider schon was vor…wollte evtl. ne zweite Waffe dafür haben, aber eine reicht ja”, meinte er und ging an Samanta vorbei zur Tür, “Werd euch später alles erklären…versprochen!” Es dauerte, bis er Perkin endlich wieder fand. Dieser hatte sich inzwischen wieder zur Druckerei begeben, Cekario aber erst wieder in das Gebäude gelassen, als er ihr Kennwort (Drosselschwalbe) korrekt buchstabieren konnte. Der genervte Cekario packte, kaum rein gekommen Perkin am Kragen und drängte ihn an die Wand: “Das nächste mal, wenn du mich überraschen willst, dann tu was ich sage. DAS wäre mal eine Überraschung…” “Ok, ob”, japste Perkin, “hast du zumindest deine Waffe?” “Du hast den Waffenhändler verjagt, wie konnte ich da noch nach meiner Waffe fragen?”, fragte Cekario, der Perkin nun wieder runter ließ. “Du hättest dann ja noch eine stehlen können”, meinte Perkin, nun wieder nach Luft schnappend. Cekario sah eine Weile aus dem Fenster und meinte dann: “Dem Waffenhändler vertraue ich blind, deshalb sorge ich dafür, das er auch mir vertrauen kann. Ich klau nix bei ihm. Er hätte mir auch sicher eine Pistole ausgesucht, mit der ich gut umgehen könnte…” “Ach, weißt du das selbst nicht?”, fragte Perkin, und Cekario schüttelte nach kurzem zögern den Kopf: “Wir bekommen unsere Waffen gestellt, die dann perfekt auf uns angepasst sind…ich kenn mich ein wenig mit Waffen aus, aber nur er könnte mir eine raus suchen, mit der ich gut umgehen könnte…” “Weiß er denn, das du in dieser Polizeiorganisation ist?”, fragte Perkin wissbegierig, jede Information verarbeitend. Cekario schüttelte den Kopf: “Für ihn sind wir alle nur in einem Schützenverein…und große Fans vom Preußkonzern, weil wir nur deren Artikel kaufen…” Cekario merkte nun auf. Die letzten fünf Minuten hatte er Perkin private Sachen gesagt, hatte ihm eine Schwäche anvertraut…hatte ihn wie einen Freund behandelt. Einen engen Freund. Denn selbst Leon und Chris hätte er wohl so schnell nicht gesagt, dass er alleine wohl nicht die perfekte Waffe für ihn aussuche könnte. Hatte er Perkin so schnell akzeptiert? Oder lag es an dieser Situation, lag es daran, dass Perkin gerade die einzige Person war, der er trauen könnte? Es lag bestimmt nicht an Perkins Taktgefühl. Als Perkin Cekarios geistesabwesenden Gesichtsausdruck bemerkte, grinste dieser und sagte: “Na, in Gedanken bei deinem Schwarm? Bedeutet dir dieser Händler vielleicht sogar noch mehr?” Cekario quittierte diese Bemerkung mit einem kurzen Hieb auf die Stirn, aber auch mit einem Grinsen. “Ne, ich hätte bei ihm eh nie eine Chance…er hat mir mal gesagt, er sei schon in wen verliebt”, meinte er und ging an Perkin vorbei durch die Druckerei “Echt? Wen denn? Kenn ich den?”, fragte Perkin und lief ihn hinterher. Cekario grinste weiter. Ihn amüsierte weniger Perkins Wissbegierigkeit oder seine Anspielung, er sei in den Waffenhändler verliebt, sondern mehr, dass er solche vollkommen nebensächlichen Fragen stellte, wo sie am Abend etwas vorhatten, das sie eventuell nicht mal überlebten… Der Tag neigte sich über Mittag (Perkin grub letzte Essensreste aus dem Kühlschrank der Druckerei heraus) zum Nachmittag, wo Cekario Perkin den Einsatz erklärte: Sie mussten ins Gebäude, dort einen Computer ausfindig machen und mit diesem herausfinden, wo das Büro von Figunor Trammes ist. Dann mussten sie in dieses Büro, an die Akte vom Cekario-Fall kommen, diese studieren und dann alle, die von dem Fall wissen aus dem Weg räumen. Dabei dürfen sie jedoch nicht gesehen werden. Der Plan war riskant und an sehr vielen Stellen spontan. Aber er schien die einzige Möglichkeit zu sein, Cekario heil aus dem ganzen rauszuholen. Perkin musste in kurzer Zeit also lernen, jedem Kommando zu gehorchen, schnell zu rennen, in Deckung zu gehen und mit seiner Waffe im Notfall drohen zu können. Natürlich waren beide maskiert, aber Cekario könnte man entdecken, deshalb sollte Perkin die Waffe tragen (daran denken, Munition zu klauen, hat er natürlich nicht). Und zu guter Letzt sollte Perkin lernen, keinen Skrupel davor zu haben, andere zu töten. Die Sache, die vielleicht am schwierigsten beizubringen war, weil selbst Cekario damit Probleme hatte, war es doch möglich, dass er einen seiner Freunde töten müsste… Schließlich wurde es Abend. Cekario und Perkin maskierten sich, und auf Cekarios Einwand, man könne ihn eventuell erkennen, stopfte Perkin Cekario die Ärmel mit Zeitungspapier aus. “So sieht’s aus, als hättest du Gorilla-Arme, und Cekario hat keine Gorilla-Arme, besser so?” Perkin selbst zog sich eine dickere Jacke an. Cekario wagte es nicht, ihm zu sagen, dass ihn sowieso niemand erkennen würde, denn er war nun selbst zu angespannt. Fünf Minuten später verließen beide durch ein Fenster die Druckerei und machten sich im Schutze der Dämmerung durch die Nebengasse auf zum Blues-Gebäude. Zwischenpoesie Gewinnen sie heute einen Nissan Micra rufen sie nur an -ProSieben (u.A.) Akt 5 Der Weg in das Blues-Gebäude war die erste Hürde. Der Haupteingang viel aus, der war zu schwer bewacht und der Weg in spezielle Räume zu weit. Der Hintereingang ist auch stark bewacht…auch Perkins Idee vom Dach war nicht so klug gewesen, schließlich bräuchten sie da schon einen Helikopter für. Und der wäre sicher auffällig. Von anderen Dächern konnte man nicht rauf, war das Blues-Gebäude doch das höchste Gebäude in der Gegend. Doch Perkins Idee mit dem Dach brachte Cekario zu einer möglichen Einstiegsvariante: wenn sie von einem Dach zur Feuerleiter schafften (die sie vom Boden aus nicht erreichen konnte, da sie im Bereich des Hintereinganges lag), dann konnten sie einfach irgendwo einsteigen. Sie mussten sich lediglich vor den Türen in Acht nehmen, öffnen sie diese, lösen sie den Feueralarm aus. Schaffen sie es nicht, ein Fenster aufzubekommen, könnten sie notfalls bis zum Dach klettern und von dort ins Gebäude gelangen. Das Gebäude hinter dem Blues war ein Bürozentrum, welches deshalb gegen Abend fast leer war. Dort einzusteigen und bis zum Dach zu kommen wäre selbst für Perkin alleine kein Problem gewesen. Von dort zur Feuerleiter zu gelangen würde jedoch schwieriger werden, lagen doch etliche Meter zwischen beiden Gebäuden. Cekario könnte eventuell mit einem Sprung zur Feuerleiter gelangen, aber dies nur mit Glück, und dabei würde er erstens tief fallen und dadurch schmerzhaft aufkommen, und zudem so einen Lärm machen, dass ihn sowohl die Wachen am Boden als auch solche im inneren des Gebäudes bemerken müssten. Und Perkin könnte gar nicht erst rüber. Doch auch dafür wusste Perkin eine Lösung: Ein Drachenflieger war immer die eleganteste Fortbewegungsmethode für Einbrecher, wie ein berühmter Manga-Dieb bewies. “Und wo sollen wir nun einen Drachenflieger herholen?”, fragte Cekario entnervt, bevor er bemerkte, dass sich Perkin während seines Vorschlages elegant gegen das Firmenzeichen dieses Bürokomplexes lehnte. In Spiegelschrift las Cekario die Rückseite des Firmennamens, der normal geschrieben “Rekurio” hieß. Fast konnte Cekario sein Glück nicht fassen, Rekurio war ein in Nibelheim ansässiger Hersteller von Artikeln für den Extremsport. Und in einem Lager ein Stockwerk tiefer fanden sie tatsächlich das ersehnte Fluggerät, nachdem Cekario sicher gestellt hatte, das es beide trug wählte er ein schwarzes Exemplar, ging mit Perkin zurück zum Dach, nahm Anlauf, betete kurz das alles gut geht und sprang ab. Der Flieger brachte beide ruhig zur Feuerleiter, nur hatten beide nicht an die Landung gedacht. Die Spitze des Fliegers knackte beim Aufprall ab, es war pures Glück, das Perkin sie noch festhalten konnte, bevor sie den Wächtern unten auf dem Kopf fiel. Sowohl Perkin als auch Cekario konnten sich am Gitter der Feuerleiter festhalten und kletterten gemeinsam auf die Plattform für dieses Stockwerk. Sie versteckten den beschädigten Gleiter unterhalb des Fensters, welches sich tatsächlich öffnen ließ, sodass beide in ein leeres Büro einsteigen konnten. “Da scheint einer aus deinem Polizeiverein nichts davon gehört zu haben, die Fenster immer abzuschließen”, meinte Perkin, glücklicherweise leise, während Cekario den PC hochfuhr. Und wieder konnte er sein Glück kaum fassen: Das Verzeichnis aller höheren Agenten war hier nicht Passwortgeschützt. “Hier steht er ja…Figunor Trammes, Stock 27, Sektion Beta 7, Gang 6 Zimmer 5. Wir sind im 24. Stock, müssen also nur 3 Stockwerke mit dem Fahrstuhl…”, analysierte Cekario und machte den PC sofort wieder aus. Er öffnete leise die Tür, und nachdem er festgestellt hatte, das der Gang völlig frei war, wank er Perkin heraus und rannte mit ihm in Richtung Treppenhaus. Was er sich jetzt noch wünschte, war etwas mehr Glück, eine Waffe oder zumindest Munition auf dem Boden liegend oder zumindest ein Vorratslager auf dem Weg. Und als ob seine Gebete erhört worden wären, sah er kurz vor dem Treppenhaus ein Schild mit der Überschrift “Lager” über einer Tür. Fast jubelnd hielt er auf die Tür zu, als sich diese plötzlich öffnete. Cekario und Perkin dachten im Bruchteil einer Sekunde dasselbe und warfen sich fast gegen die Tür neben ihnen, deren Klinke Cekario glücklicherweise noch betätigen konnte. Es handelte sich, Cekario hätte fast vor Dank niederknien können, um ein weiteres leeres Büro. Cekario lehnte die Tür lediglich an, um keinen Lärm zu machen und zerrte Perkin in einen der großen Schränke. “Ich sag dir, die neuen N.E.X. für die Spezialagenten sind ganz sicher nicht irgendwo zwischen den normalen Waffen versteckt. Ich hab jetzt genug vom Suchen…”, hörten beide eine Person auf dem Flur sagend. Eine andere Person, die wohl noch im Lager zu sein schien antwortete irgendwas, doch die beiden hörten nur das Wort “Trotzdem” heraus. Die Person auf dem Flur antwortete nun: “Du setzt deine Karriere hier aufs Spiel, weißt du das? Du bist unvorsichtig…wie diese Leute hier, die wieder ihre Tür nicht geschlossen haben.” Nur wenige Sekunden später hörten sie, wie die Tür zu diesem Büroraum zu ging, weshalb beide das weitere Gespräch nicht mehr hören konnten. “So schnell kommen wir hier wohl nicht raus…”, meinte Perkin enttäuscht. “Nein…aber bisher läuft alles gut…du hast prima reagiert”, lobte Cekario Perkin nun. Dieser lief in der Dunkelheit leicht rosa an und sagte nur: “Ich hatte ja den besten Lehrer.” In der Zwischenzeit konnte man Schritte hören: Scheinbar war der Mann im Flur weitergegangen, und einem Türgeräusch danach konnte man vernehmen, das der andere nun wieder ungestört sein wollte. Cekario und Perkin verließen den Schrank und wagten sich erneut auf den Flur. Ins Munitionslager wollte Cekario nun nicht mehr, schließlich war dort noch diese eine Person, die nach “Spezial-N.E.X.’en” suchte. Doch immerhin konnten beide unerkannt ins Treppenhaus. In diesem hörten sie zwar Schritte, doch weit unter ihnen, unmöglich, dass einer sie erkennen konnte. Mit normalen Schritten (um auch akustisch nicht aufzufallen) gingen sie aufwärts ins 27. Stockwerk. Dieses war eine weit verzweigte Ebene, da viele Topagenten hier ihre Büros hatten. Gegen Eindringlinge wie sie hatte man sich ein komplexes System aus Abteilungen, Gängen und Büronummern ausgedacht, sodass man auch mit der richtigen “Adresse” nur schwer den richtigen Zielort fand. Ihr Glück war es jedoch, das die Sektion Beta 7, die Zielabteilung, gleich die Sektion war, wo das Treppenhaus war. Nun suchten sie die richtige Gangnummer. Cekario war angespannt…hinter diesen Türen saßen eventuell jetzt noch die fähigsten Mitglieder der A.I.S. und planten die nächsten Aktionen. Es waren zwar auch einige Manager hier, die sich darum kümmerten, dass die Tarnung, der Preußkonzern, tatsächlich wie ein Waffenkonzern rüberkam, aber trotzdem war er wohl nie in einer größeren Konzentration von Klassekämpfern. “Hier ist es!”, flüsterte Perkin plötzlich, Cekario aus den Gedanken reißend, “Gang 7, wir sind fast da!” Cekario rannte hinter Perkin her. Jedoch schien er nicht mehr ganz bei der Sache. Während Perkin aufgeregt nach Zimmer 5 suchte, rasten in Cekarios Kopf die Gedanken. Ihm war etwas aufgefallen, das vielleicht viele Ungereimtheiten aufklären konnte. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr machte seine neue Theorie Sinn. Doch sie schmerzte…konnte er sich wirklich sicher sein, das diese weit her geholte Theorie Sinn machte? Schließlich erreichten sie Zimmer 5, holten tief Luft und traten ein. Doch zu Cekarios Erstaunen war das Zimmer leer. “Dieser Trammes scheint ausgeflogen zu sein…”, meinte Perkin, während Cekario sich dem Computer näherte. Dieser war lediglich im Standby-Modus, und zeigte beim Hochfahren sofort Cekarios Akte. Scheinbar hatte Trammes diese kurz bevor er ging noch mal angesehen. Wieder sah er die drei Action-Agenten, die auf ihn angesetzt wurden. Ihre Namen, ihre hässlichen Gesichter, ihre Seriennummern… Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. “Komm mit”, meinte er, Perkin am Kragen packend und aus dem Zimmer schleifend, “ich weiß, wo der Verräter ist!” Den überraschten Perkin hinter sich herlaufend rannte er so schnell er konnte zum Treppenhaus zurück. Von dort führte er Perkin immer weiter nach oben, bis sie schließlich das Dach erreichten. Erst jetzt blieb Cekario stehen. Während er zu Boden guckte, sah sich Perkin, scheinbar leicht durch die Aussicht beeindruckt auf dem Dach um. Erst nach einiger Zeit des Staunens kam er wieder darauf, das Cekario hier ja den Verräter vermutete und wandte sich wieder zum Weißhaarigem: “Und, wo ist er?” Cekario sah wieder auf. Er schien verärgert. Nachdem er den perplexen Perkin so eine Weile ansah fragte er ihn: “Gang 7 also?” “Wie?”, fragte Perkin, dem dann aber der Groschen fiel. Cekario machte einen Schritt auf ihn zu und meinte: “Ich wollte dich noch schützen…ich habe extra einen falschen Gang genannt, dass du erstmal von mir getrennt bist, während ich Trammes umlege. Aber du wusstest auch so den richtigen Gang…” Perkins Gesicht verlor langsam die frohen Züge. Er wirkte nur noch getroffen. “John Wilkes Booth…wie konnte ich nur so blöd sein…John Wilkes Booth war der Mann, der Lincoln erschoss…und die anderen beiden Namen hast du sicher auch erfunden…Pech nur, das auch noch die ID-Nummern alle aufeinander folgten, was beweist, das alle drei zumindest innerhalb desselben Zeitraumes eingetragen werden mussten…” Cekario ging weiter um den zu Boden sehenden Perkin herum. Es tat ihm weh, wenn er daran dachte, dass er schnell Freundschaft für den Rothaarigen empfand, der ihn so übel belogen hatte. “Aber die Krönung war ja, dass du dich eigentlich sogar vor meinen Augen verraten hattest…niemand schafft es Violetts Räubereien zu entkommen, wenn man sie nicht genau erwartet. Und doch hattest du ihr fast reflexartig die Hand weggeschlagen. Mein Gott…ich war so ein Trottel.” Auf Perkins Gesicht spiegelte sich ein Grinsen: “Ich hab mir fast dasselbe Gedacht. Ich dachte, ich fliege auf. Glaub mir, das gegen die Tür rennen war nicht geplant, ich war tatsächlich geschockt…immerhin hatte dass den Gesamteindruck des Trottels noch mal verstärkt…gräm dich nicht, ich kann noch viel abwegigere Rollen spielen…” Cekario blieb nun wieder vor ihm stehen und sah ihm direkt in die Augen. Doch noch sprach Perkin weiter: “Violett heißt sie? Sie ist sehr geschickt, muss ich zugeben. Ich merkte ihre Hand erst spät…zu spät, um bewusst zu reagieren…” “Klar ist sie geschickt…geschickter als du es je sein wirst…sie würde sicher nicht so viele Fehler machen!”, erklärte Cekario, nun fast brüllend. Perkin lachte nur: “Achja? Ich glaube, so geschickt sie auch ist, diese Rolle hätte sie nicht verkörpern können. Weißt du, was alles dazu gehörte? Das richtige Timing, die Tür zu öffnen, die perfekte Darstellung eines Menschen, der eigentlich gar nicht überlebensfähig ist, improvisierte Handlungen wie die in dieser Bar, oder richtige Handlungsabläufe wie im Waffenladen oder beim Einbruch hier…oder denkst du etwa immer noch, die Sache mit dem Gleiter war Glück?” “Wer bist du?”, fragte Cekario aufgebracht, “gehörst du zu der G.E.O.? Und was hatte diese Aktion heute Abend eigentlich zu bedeuten?” Perkin lächelte wieder. “Also…zunächst einmal dürfte sich die G.E.O. glücklich schätzen, wenn sie uns kennen würde…wir wissen nämlich höchstpersönlich, dass wir noch nirgendwo eingetragen stehen. Wir pflegen unsere Missionen meist ohne Opfer zu beenden, da Opfer nur Spuren hinterlassen. Manchmal geht’s nicht ohne, aber das wäre immer nur das letzte Mittel. Ich selbst habe in meinem Leben nur einen einzigen Menschen umgebracht. Und doch gehöre ich zu den Top-Agenten dieser Organisation…aber wo bleiben meine Manieren, du fragtest ja nach meinem wahren Namen…” Der Rothaarige ging an den Rand des Gebäudes, um so seinem Vortrag eine dramatische Pause zu geben (was Cekario fast fuchsteufelswild machte), holte dann tief Luft und drehte sich wieder zu Cekario. “Ich heiße Jack Stamper. Freut mich, dich kennen zu lernen.” Cekario sah Jack wütend an. Die Situation war perfekt, er könnte ihn einfach runterstoßen, doch inzwischen hatte er seine Vorgehensweise kapiert. “Du hast Munition, oder?”, fragte er Jack, nun wieder etwas gequält lächelnd. Jack lächelte erneut und meinte: “Exakt, die Waffe ist längst geladen. Ich wollte ja nicht in einen Hinterhalt geraten…deshalb beantworte ich dir gerne noch ein paar Fragen, bevor ich dich hinrichte. Also frag frei raus.” Cekario musste zugeben, seine Lage war äußerst blöd. Jack zog, die ganze Situation scheinbar auskostend, seine erst am morgen geklaute Waffe und zielte auf Cekario. Dieser nutzte das Angebot des Fragestellens, um sich Zeit zu verschaffen. “Wer ist noch in der Organisation?”, fragte er. Jack antwortete prompt: ”Also, die meisten kennst du natürlich nicht, aber ich weiß, dass du meine zwei Partner in diesem Fall kennst. Figunor Trammes und Gerald Fortune. Ja, auch dein geliebter Waffenhändler ist bei uns.”, fügte er hinzu, als Cekarios Gesicht bei der Erwähnung des erwähnten Händlers für Werkzeuge zum töten. Doch nun galt es, solche Informationen erstmal so hinzunehmen. “Wusstet ihr durch ihn, dass ich unbewaffnet war in dieser Nacht?” Diese Frage schien Jack sogar zum Lachen zu bringen. “Ich prahl ja nicht gerne herum”, begann dieser dann, “aber das wussten wir schon durch mich. Weißt du, das war kein Zufall. Ich persönlich habe dir in dieser Schießerei genau auf die Waffe geschossen. Ich treffe aus 50 Metern aus einem fahren Wagen eine Ameise, hab ich schon mal probiert. Da war deine Pistole treffen ein leichtes Unterfangen. War übrigens interessant, so eine N.E.X. mal in den Händen zu halten…Trammes hat mir immer von denen geschwärmt, aber selbst unsere drei Attentäter konnten so schnell keine bekommen…” “Wer sind die überhaupt?”, fragte Cekario nun. Doch Jack wank ab: “kleinere Mitglieder…wir haben sie in der Nähe von Chemnitz rekrutiert, für Kriminelle ganz helle Köpfe, waren sofort begeistert von unserer Idee. Konnten ja nicht ahnen, dass sie nie unser Ziel miterleben werden…” “Welches Ziel?”, fragte Cekario nun. Jack lächelte wieder. “Das Ziel einer neuen Weltordnung…zu lange lag die Welt in den Händen von Menschen, die nicht klüger sind als du oder ich. Die mit ihren Entscheidungen für mehr Chaos sorgten, als das sie welches verhinderten. Die sich in sinnlosen Kriegen nur noch mehr Chaos zufügten. Wir wollen der Welt helfen, indem wir die alten Führungskräfte aus dem Weg räumen, die Welt einen und unter die Herrschaft der intelligentesten Köpfe der Menschheit stellen, also unter unsere Herrschaft. Denn nur die klügsten können bei uns mitmachen, weißt du? Selbst Trammes hat einen IQ von ca. 200. Fortune ist eigentlich sogar Arzt und hat ganz erstaunliche Errungenschaften auf dem Gebiet gemacht. Ich persönlich bin ein exzellenter Schauspieler und habe sehr gute Kontakte in der Unterwelt. Dazu sind meine Pläne noch nie schief gelaufen…naja, bis heute.” Jack seufzte und schloss die Augen…doch kaum hatte er sie wieder offen, sah er auch eine Waffe auf sich gerichtet. “Woher…”, begann er, lächelte dann jedoch wieder. “Die kleine hat dir ihre wieder zugesteckt?” “Nicht nur Violett ist clever, auch Samanta, die meine Anspielung im Waffenladen sofort kapiert hat, und überhaupt jeder meiner Freunde. Gegen die würdest du nie ankommen können…” “Wie witzig”, meinte Jack lächelnd, “ich hatte das Gefühl, du würdest mich auch schon zu deinen Freunden zählen…” Cekarios Finger umklammerte fest den Abzug der auf Samanta zugeschnittenen N.E.X. . Sie war für ihn eigentlich viel zu klein, doch er hatte ja nicht gerade die Position, wählerisch zu sein. Er wusste, wenn er nur einen Moment unkonzentriert ist, drückt Jack ab. Aber auch, wenn er einfach schießen würde, würde Jack abdrücken. Und er war immerhin Meisterschütze… Dann geschah etwas unerwartetes. Jacks Armbanduhr piepte, was ihn zu einem Blick auf diese verleitete. Cekario nutzte die Situation und schoss auf ihn. Jack schien noch in der Sekunde der Ablenkung seinen Fehler realisiert zu haben und sprang zur Seite, doch er wurde an der Hand getroffen, mit der er die Pistole hielt. Diese fiel über die Kante des Gebäudes nach unten, Jack unbewaffnet zurücklassend. Cekario zielte auf Jack, der etwas geschockt wirkte und sich die blutende Hand hielt. Mit dem Rücken zum Abgrund sah er zum bewaffneten Cekario. Doch er schien keine Angst zu haben. Im Gegenteil, er lächelte sogar. “Reaktionsschnell und gut im Zielen…mit etwas Pech wär ich jetzt tot… “, analysierte er kühl. “Was nicht ist, kann ja noch werden”, meinte Cekario, nun selber grinsend, doch Jack schüttelte den Kopf. “Das Piepen war das Zeichen, das meine Limousine bereit steht…Goodbye” Und zum erstaunen Cekarios ließ sich Jack nach hinten fallen. Cekario rannte zur Kante und sah hinunter, grade rechtzeitig, um zu sehen, das Jack sich sechzehn Stockwerke tiefer auf die Plattform der Feuerleiter geworfen hat. Sekunden vor dem Aufprall blies sich jedoch eine Art Airbag aus, der in Jacks Mantel eingebaut zu sein schien. Während Jack den Mantel auszog, rannte Cekario los in Richtung Treppenhaus. Jack durfte nicht entkommen…seine Organisation schien hinter all dem zu stecken, und der wollte Cekario das alles nicht durchgehen lassen. Da der Fahrstuhl gut eine Falle sein konnte nahm er die Treppe, was in jedoch schnell entkräftete. Jack ließ sich derweil von einer hoch gewachsenem, schwarzhaarigem Mann in das Haus geleiten. “Ist alles soweit, Trammes?”, fragte er, und bekam ein Nicken als Antwort. “Die Kameras sind ausgeschaltet, die drei Flaschen im Nebenzimmer deponiert und ich soll hier ein paar Akten für einen Fall durchsehen, wie Gershwin von mir zu hören bekam…”, erklärte Trammes und führte beide zu einem Lüftungsschacht. Jack und Trammes, beide recht dünn, kletterten hinein und ließen sich fallen, während Trammes auf einer Fernbedienung einen Knopf betätigte. Dieser Knopf aktivierte eine Bombe im Büro, die so heftig detonierte, das sie ein großes Loch in die Wand riss. Das komplette Büro, der angrenzende Gang und zum Teil die Büros unter und neben der Bombe wurden restlos vernichtet, und die Detonation riss die gesamte Nachbarschaft aus dem Schlaf. Als Cekario endlich im 24. Stock ankam, war dieser bereits voll gesperrt. Mehr und mehr Menschen drängten zum Ort und sahen sich die Katastrophe an, doch nur Cekario schien das volle Ausmaß zu verstehen. Als er schließlich hörte, das genau 4 eingetragene Agenten umgekommen waren, wusste er genau, welche vier das waren. John Wilkes Booth, Lee Harvey Oswald, John Hinckley und Figunor Trammes. Allerdings nicht der echte Trammes, sondern jemand, der für Trammes starb, damit dieser offiziell als tot galt. Zwischenpoesie Schreibe einen klugen Spruch und dein Name lebe ewig -anonym Akt 6 Noch am selben Abend rief Cekario alle seine Freunde an und lud sie in die Magpies-Bar ein. Er war sich völlig sicher, das niemand in der A.I.S. ihm seine Geschichte glauben würde. Selbst sein letzter Beweis brachte ihm nichts. Er hatte die Idee gehabt, die Ermordung von Trammes und seiner Crew als Akt der G.E.O. zu deklarieren, weshalb er sich gar nicht darum kümmerte, den Überwachungskameras auszuweichen. Aber als er deren Aufnahmen heimlich ansah merkte er erstaunt, das die gesamten Aufnahmen in Jacks Nähe von einem hellen Leuchten gestört wurden. Er wusste nicht, ob Jacks Mantel auch so einen Spezialeffekt hatte oder Jack selbst irgendwas mit seinem Körper angestellt hatte, aber für Kameras war er eine Art übergroßes Glühwürmchen geworden, weshalb diese für Beweismaterial unzureichend waren. Aber er wusste, dass ihm seine Freunde auch so glauben würden. Und selbst wenn er sich dem nicht sicher war, einfach wieder mit ihnen zusammen sein, das tat gut. Und so saßen die sieben in der Bar ein einen Tisch, Vincent in die Spätausgabe der Zeitung vertieft, die über die Explosion im Bluesgebäude des Preußkonzern berichtete. “…handelte es sich wahrscheinlich um menschliches Versagen…ein schlecht verstautes Packet Schwarzpulver muss sich erhitzt haben und…man, Ausreden erfinden konnten sie ja immer”, kommentierte er den Ausschnitt. “Könnte es nicht sein”, fragte Chris nun, “das Trammes tatsächlich starb? Dass dieser Jack ihn aus dem Weg räumte oder er einfach zu langsam war?” “Nie…”, meinte Violett, “der Plan war ja ziemlich perfekt, da wird ihnen nicht ein so großer Fehler unterlaufen…das sind schließlich clevere Burschen, haben sofort erkannt, das ich sehr geschickt bin.” “Wie lange willst du noch damit angeben, dass dich dieser Stamper gelobt hat?”, fragte Floyd genervt, doch Violett ließ sich nicht beirren: “immerhin hat mich ein Superhirn gelobt, das bedeutet, ich habe die endgültige Bestätigung, das ich sehr geschickt und clever bin…” “Nachdem er deine List intuitiv durchschaut hatte”, warf Leon ein, der erst zu kichern begann, dies jedoch auf den mahnenden Blick Violetts wieder ließ. “Hey Cekario”, begann Vincent dann wieder, “rat mal, was heute noch in die Luft flog.” Cekario, der nach seinem Vortrag still blieb und zur Decke starrte meinte ohne groß nachzudenken: “Gerald Fortune - Guns and other Weapons…war ja klar, das er nicht weiter seinen Alibijob führen konnte…” “Und, was machst du jetzt?”, fragte Samanta Cekario, und sah ihm dabei sorgevoll an. Cekario überlegte eine Weile, und meinte dann: “Abwarten…ich muss warten, bis sie ihren nächsten Schritt machen…auf diesen muss ich dann reagieren…was anderes bleibt mir ja nicht übrig…ich meine, findet ihr mal eine Geheimgesellschaft, die nirgendwo eingetragen ist.” “Hey Leon”, meinte Vincent, nun wieder vergnügt, “du stehst auch in der Zeitung!” Leon blickte überrascht auf und fragte: “Wirklich?” “Naja”, erklärte Vincent, “nicht namentlich, aber hör mal: ‘Wieder mysteriöser Todesfall: Ein Mann (46) wurde mit vier Schüssen in den Brustkorb und einem Schuss in die Lenden ermordet. Unter Verdacht stehen die 46 Teilnehmer der nächste Woche stattfindenden großen Nibelheimer Kanarienschau, da auch der preisgekrönte Kanarienvogel brutal ermordet wurde.” Einige Zeit später ging die Gruppe wieder getrennter Wege, als letzte blieben die Freuds bei Cekario. Bei einer Weggabelung bog Floyd schon nach rechts und bemerkte erst nach mehreren Metern, das Samanta bei Cekario stehen geblieben war. “Kommst du?”, fragte Floyd, doch Samanta sah kurz zu Cekario und meinte: “Ich komme gleich nach…muss nur noch kurz was klären…” Floyd schien das gar nicht zu gefallen, doch er ließ die beiden alleine und ging weiter. Kaum war er außerhalb des Blickfeldes, reichte Cekario Samanta ihre N.E.X. zurück. “Danke”, meinte er knapp. Samanta nahm ihre Waffe entgegen und sah wieder Cekario an. “Nun wirst du es sagen müssen…ohne Fortune ist deine Waffe für immer verschwunden…”, meinte sie, als ihr einige Sekunden lang nichts anderes einfiel. “Ja”, meinte Cekario, ebenfalls etwas um Worte verlegen, “wird ich wohl tun müssen…aber vielleicht ist es auch besser so…als Denkzettel, das ich besser aufpasse…” Samanta lächelte leicht. “War es schwer, Jack gegenüber zu treten?”, fragte sie dann. Cekario dachte eine Weile nach, und antwortete dann: “Ja…ein Teil von mir bereut es jetzt noch, das ich ihn verwundet habe…aber ein anderes Teil bereut es einfach nur, ihm je begegnet zu sein…” Er seufzte. Samanta wollte noch irgendetwas sagen, irgendetwas aufbauendes, irgendetwas ermunterndes. Doch ihr fiel nichts ein. “Tja…”, sagte sie nur, “wir…sehen uns dann morgen…” “Ja…”, antwortete Cekario, nickte ihr dann kurz zu und ging weiter nach Hause. Samanta sah ihr noch eine Weile nach, ging dann jedoch selbst in Richtung ihr Haus, wo Floyd sicher schon ungeduldig wartete. Bei sich angekommen warf sich Cekario sofort auf sein Bett. Er war ausgebrannt, Ausgelaugt, und es tat gut, nach zwei langen Tagen endlich wieder in sein warmes, kuscheliges Bett steigen zu können. Doch so kuschelig war es gar nicht…er richtete sich auf und bemerkte, das er sich auf ein Päckchen gelegt hatte- Er zögerte…doch die Neugier überwog, und so öffnete er es schnell. Und der Inhalt ließ seinen Atem stocken. Wenige Stunden früher “Da seid ihr ja endlich”, meinte Gerald Fortune etwas aufgebracht zu Jack Stamper und Figunor Trammes, die nun endlich in den schwarzen Audi einstiegen. Trammes fuhr, während Fortune mit Jack hinten saß und sich seine Wunde ansah. Trammes meinte nur: “Jack hat getrödelt und sich noch verwundet…sag lieber, ob du noch alles erledigt hast.” “Klar“, antwortete Fortune und sah etwas traurig aus, “es tat weh, den Laden in die Luft zu sprengen, aber es musste ja leider sein…und das Päckchen habe ich auch angeliefert.” “Welches Päckchen?”, fragte Trammes überrascht, doch Jack lächelte nur: “Kleiner Auftrag meinerseits. Wollte dem Kafka noch ein Geschenk machen…schließlich hat er prima mitgemacht. Dank ihm hat unser Plan bestens geklappt…achja…” Jack sah nun Fortune an: “Ich hab gehört, du bist in wen verknallt, Gerry?” “Wie?”, fragte dieser überrascht und schüttelte dann schnell den Kopf, “wo hast du das denn her? Natürlich nicht!” Jack und Trammes lachten nur, und Trammes antwortete: “Deine Antwort spricht Bände, Fortune…na prima, Fortune ne Freundin, Stamper ‘nen neuen Spielkameraden, nur für den armen Figunor gibt’s nichts…wiem ärgerlich…” Wieder zurück bei Cekario Im Päckchen lag Cekarios N.E.X. . Repariert, gesäubert, generalüberholt und mit voller Munition. Und auf der Waffe lag ein Zettel, auf dem in feiner Handschrift stand: “Thanks for the nice game, we shall plan again!” --- Wuh...fertig. Man...nochmal schnell ein paar Fehler korrigiert...und lästige Aktbrecher rausgenommen. Ich glaube mit etwas Poesie siehts besser aus...ich hoffe ihr mögt meine Auswahl an Sprüchen auch^^ Lockert das ganze ein wenig mehr auf... Mehr folgt später. Freue mich über jeden Kommi^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)