Blutrache von Kikoro (KakashixAnko) ================================================================================ Kapitel 2: Todesangst und ihre Folgen ------------------------------------- Es war viel zu heiß in Tsunades kleinem Büro. Die Klimaanlage war kaputt und auch Shizune, die mit einem großen Fächer Abhilfe zu schaffen vermochte, stand recht nutzlos neben der Hokage und warf ratlose Blicke in die Runde. "Was ist los? Weshalb hast du mich rufen lassen?", erkundigte sich Kakashi, der auf einem Stuhl vor Tsnades Schreibtisch saß und gebannt auf eine Antwort wartete. "Es geht um Anko", erwiderte die blondhaarige Kunoichi und drehte den Bleistift, der neben einem großen Stapel Akten vor ihr auf dem Tisch lag, zwischen den Fingern. Durch das geöffnete Fenster drang der Duft von frisch gemähtem Gras und Blumen und erfüllte den Raum mit einer angenehmen Frische. "Anko?" Der Silberhaarige hob eine Augenbraue. "Was ist mit ihr?" Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was mit Anko war. Er hatte sie gestern doch höchstpersönlich nach Hause begleitet und auch nochmal des Nachts bei ihr vorbeigeschaut. Ihr war doch nichts passiert, oder? Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn Anko irgendetwas zugestoßen war. "Ist ihr etwas zugestoßen?", wollte Kakashi wissen, sichtlich bemüht darum, nicht die Fassung zu verlieren. Die Hokage schüttelte den Kopf und blickte Kakashi eindringlich an. "Es ist noch viel schlimmer" Bei diesen Worten sprang der Jonin von seinem Platz auf und lehnte sich weit über Tsunades Schreibtisch um der Hokage direkt in die Augen sehen zu können. "Was?! Was ist mit Anko los?" Plötzlich war es totenstill in dem kleinen Raum; nur das Gezwitscher der Vögel, draußen vor dem Fenster, war zu vernehmen. "Setzt dich erstmal hin. Ich erzähle dir dann alles", erwiderte Tsunade und versuchte, Kakashi zu beruhigen. Dies gelang ihr auch, denn im nächsten Moment ließ sich der Silberhaarige wieder auf den Stuhl sinken und wartete gespannt auf die Ausführungen seines Gegenübers. Er wusste selbst, dass er jetzt seine Ruhe bewahren musste. "Also", setzte Tsunade an und seufzte. "Heute morgen hat einer unserer Anbus, nahe des Waldes von Konoha, Orochimaru und seine Anhänger gesehen. Er soll eine Menge neuer Jutsus beherrschen, die er seinen Anhängern zu Schau gestellt hatte. Als sich der Anbu Orochimarus Lager unbemerkt näherte, vernahm er Satzfetzen. Angeblich ist Orochimaru nach Rache gesinnt. Und wenn Orochimaru etwas vor hat, dann gelingt es ihm meistens. Wir wissen zwar nicht, an wem er sich rächen will, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es Anko ist. Du weißt, was sie damals getan hat und diese Tat hat er bis heute nicht vergessen" Sie hielt eine bedeutungsvolle Pause. "Ich sah es als Pflicht als Hokage an, Anko davon zu unterrichten. Das sie in Panik ausbrechen würde, war mir klar, aber ich hätte nie geahnt, dass sie soweit gehen und sich in ihrem Haus ensperren würde. Sie hat sich darin verbarrikadiert, alle Türen und Fenster geschlossen und kommt einfach nicht hinaus. Ich habe schon alles versucht" Kakashi atmete erleichtert aus, dennoch verschwand die Besorgnis aus seiner Miene nicht. Er hatte mit dem schlimmsten gerechnet und war insgeheim ein wenig erleichtert, dass sie nicht verletzt oder gar tot war. "Und was ist jetzt meine Aufgabe?", erkundigte sich der Jonin und begann, seine Schläfen zu massieren um besser nachdenken zu können. "Du sollst sie da rausholen!" "Ich?" "Ja" "Aber wieso ich?" "Weil du, Kakashi, der einzigste bist, auf den sie hören wird. Zu dir pflegt sie das beste Verhältnis und ich denke, ansatzweise vertraut sie dir auch. Du kannst es zumindest versuchen" Tsunade hatte Recht mit dem, was sie sagte. In letzter Zeit war sein Verhältnis zu Anko wirklich ganz gut. Also nickte er zaghaft. "Gut, ich werde es versuchen" Eine halbe Stunde später stand der Jonin vor dem kleinen Häuschen, vor dem er sich gestern von Anko verabschiedet hatte. Das Haus wirkte verlassen, sämtliche Türen und Fenster waren fest verschlossen. Nirgendwo brannte Licht und für einen kurzen Moment fragte sich Kakashi, ob Anko wirklich daheim war. Zaghaft trat er an die Eingangstür und klopfte. Im Inneren des Hauses regte sich nichts, sodass er noch einmal klopfte. Und wieder öffnete ihm niemand die Tür. Er legte erst eine Hand auf das edle Holz und schließlich seinen Kopf. "Anko!", rief er laut und lauschte auf Geräusche. Zwar antwortete ihm niemand, doch er glaubte, ein leises Schluchzen zu vernehmen Langsam ging er um das Haus herum und warf einen Blick durch jedes Fenster. Als er fast einmal ganz rum war, bemerkte er, dass sich im Wohnzimmer etwas regte. Er verengte die Augen zu Schlitzen und spähte ins Dunkel. Dann sah er eine Silhoulette, die kauernd auf dem Sofa saß, die Arme um die Knie geschlungen und am ganzen Körper zitternd. Er klopfte laut am Fenster, gestikulierte wild und versuchte, sich aufmerksam zu machen. Als sein Klopfen etwas lauter wurde, fuhr Anko erschrocken herum. "Wer ist da?", fragte sie mit tränenerstickter Stimme und drückte sich enger ins Polster. Als ihr niemand antwortete, nahm sie all ihren Mut zusammen und schlich leise zum Wohnzimmerfenster, vor dem der silberhaarige Jonin verharrte. Als sie erkannte, wer da vor dem Fenster stand, ging sie darauf zu und öffnete es einen Spalt breit. "Kakashi?", fragte sie leise und versuchte, möglichst normal zu klingen. Doch es gelang ihr nicht, zitterte ihre Stimme doch noch immer. "Was willst du hier?" "Ich will mit dir reden. Bitte lass mich rein!" Sie sollte ihn reinlassen? Nie im Leben. "Woher soll ich dir glauben, dass du es wirklich bist?" Kakashi überlegte, dann hatte er eine Idee. "Ich erzähle dir etwas über dich, dass nur ich wissen kann" Schwach versuchte er zu lächeln. Anko nickte langsam. "Okay, dann fang an!" Während der Jonin seine grauen Hirnzellen anstrengte, zweifelte Anko immer mehr an seiner Identität. "Also gut", setzte der Jonin an und legte eine Hand auf die Fensterscheibe. "Du liebst Dango über alles!" "Ich bitte dich!", entfuhr es der Kunoichi. "Das weiß nun wirklich jeder hier im Dorf" "Gut, du hast Recht", stellte Kakashi nüchtern fest. Er schloss die Augen und dachte weiter nach. "Gestern, da habe ich dich umgerannt. Dir sind die Einkäufe zu Boden gefallen und ich habe dir geholfen, sie wieder aufzusammeln. Ich habe dich gefragt, wo du hinwolltest und wir haben uns ein wenig unterhalten. Ich hab dich ein wenig geneckt und dann hast du mich als Baka bezeichnet. Später habe ich dich nach Hause gebracht" Anko schluckte, wollte Zeit gewinnen, so als wollte sie darüber nachdenken, ob der Kakashi, der vor ihrem Haus stand, der echte war. "Und was ist, wenn wir ausspioniert wurden? Woher soll ich wissen, ob du uns nicht einfach beonbachtet hast? Vielleicht gibst du dich ja bloß als Kakashi aus" Ihr Einwand war berechtigt. Kakashi musste unwillkürlich seufzen. Wie konnte er ihr bloß beweisen, dass er der echte Kakashi war? Er ging das gestern Geschehene noch einmal durch, durchforstete sein ganzes Gedächtnis, bis ihm plötzlich ein Licht aufging. Er lehnte sich an die kalte Wand und holte tief Luft. "Anko", flüsterte er in die Dunkelheit. "Gestern, als ich dir dabei geholfen habe, die Einkäufe einzusammeln, da bin ich aus Versehen auf eines der Essstäbchen getreten, die du gekauft hast. Aus Angst vor deinem Zorn hab ich es in meiner Westentasche versteckt" Mit diesen Worten griff er sich in die Westentasche und zog ein langes Stück fein verarbeitetes Holz hinaus. Es war in der Mitte beinahe komplett durchgebrochen. "Sieh nach, wenn du mir nicht glaubst" Doch Anko schüttelte bloß den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. "Ich glaube dir!" "Also lässt du mich jetzt hinein?" "Hai", wisperte Anko und legte ihre Hand auf die Fensterscheibe. Kakashi lächelte ihr zu, ehe er seine Hand ebenfalls auf das kalte Glas presste. So leise wie möglich öffnete Anko das Fenster und ließ Kakashi hineinklettern. Dann verschloss sie es wieder. "Warum bist du hier?", erkundigte sie sich, knipste das Licht an und bedeutete ihm, sich zu setzen. Kakashi, der sich wie befohlen auf dem weichen Sofa niederließ, sah sie aus seinen eisblauen Augen heraus an. "Tsunade hat mir erzählt, was los seie, und auch, dass du dich hier verschanzen würdest" Er hielt kurz inne und Anko setzte sich neben ihn, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. "Du brauchst keine Angst zu haben", setzte Kakashi an. "Orochimaru wäre doch nicht so dämlich und würde sich hier ins Dorf trauen. Du kannst dich doch nicht hier solange verschanzen, bis es Entwarnung gibt, und dich der Außenwelt entziehen" Sie erwiderte nichts, begann bloß, erneut zu schluchzen. Kakashi konnte nicht mitansehen, wie die junge Kunoichi so bitterlich weinte und schloss sie deshalb in seine Arme. Er strich ihr beruhigend über den Rücken und spendete ihr Trost. "Hab keine Angst, Anko. Ich werde dich schon vor diesem Monster beschützen. Aber bitte tue mir den Gefallen und verlasse wieder das Haus. Es ist Sommer und die frische Luft wird dir gut tun" Noch immer zitterte sie am ganzen Körper. "Versprichst du mir, dass du mich beschützt?", fragte sie, ohne aufzusehen. "Ja, ich verspreche es" "Weißt du, was mir am meisten Angst bereitet?", fragte Anko in die Stille und ergriff Kakashis Hand. "Nein. Was denn?", entgegnete dieser sanft und fuhr mit der freien Hand durch Ankos seidiges Haar. Er wusste garnicht, dass sich ihre Haare so weich und samtig anfühlen, beinahe, wie flüssige Seide, und dass sie so gut roch. "Ich habe Angst vor mir selbst!", erklärte die Kunoichi und brach daraufhin wieder in Tränen aus. Kakashi drückte ihre Hand und legte seinen Kopf auf den ihren. "Ich bin seit dieser Sache vor drei Jahren richtig feige geworden. Damals hätte ich mich nicht in meinem Haus versteckt wie ein Kaninchen in seinem Bau. Ich wäre hinausgetreten und hätte dieses Schwein gesucht. Aber jetzt bekomme ich ja schon alleine eine Gänsehaut, wenn ich seinen Namen höre" Die darauffolgende Stille war unerträglich. Man hörte bloß das Ticken der Uhr, laut und unaufhörlich, so, als wollte sie demonstrieren, dass sie das Zentrum dieses Raumes sei. Aus der Küche her hörte er einen tropfenden Wasserhahn, der Kakashi beinahe wahnsinnig machte. "Magst du mir erzählen, was damals wirklich passiert ist? Die Geschichte, die im Dorf umgeht, kann wohl kaum der Wahrheit entsprechen", unterbrach der Silberhaarige die Stille. Anko sah auf. Ihr Gesicht war tränenverquollen und all die Freude, die er sonst immer in ihren Zügen sah, war verschwunden. Sie hatte sich wirklich verändert. Damals, da war sie trotzig und plump gewesen, sie hatte unantastbar gewirkt, mutig und stark. Man hatte das Gefühl, sie würde ihr Leben mit Fassung nehmen und ihre schlimme Vergangenheit einfach beiseite schieben. Und jetzt lag sie in seinen Armen, wirkte so zerbrechlich wie eine Puppe aus Porzellan. Was hatte Orochimaru bloß mit ihr angestellt? "Es war ein paar Jahre, kurz nachdem mich die Shinobis aus Konha in dieses Dorf gebracht hatten. Orochimaru hatte meine Spur aufgenommen und war mir bis hierhin gefolgt. Mit einem Jutsu hatte er meine Träume manipuliert und mich mit all meinen Ängsten konfrontiert. Daraufhin habe ich mich auf den Weg gemacht, um ihn zu suchen. Ich fand ihn in einer Höhle etwas abseits von Konoha. Ich wollte gegen ihn kämpfen, doch er wusste im Vorraus jeden meiner Gedanken. So war es ein leichtes für ihn, mich zu besiegen. Er schlug mich nieder und als ich wieder zu mir kam, lag ich gefesselt auf dem Boden irgendeines dunklen Raumes. Und dann" Sie schluchzte laut. "Dann hat er mir etwas so schreckliches angetan, dass ich heute noch zittere wie Espenlaub, wenn ich nur daran denke. Daraufhin habe ich mich an ihm gerächt" "Wie denn? Und was hat er dir schreckliches angetan?", wollte Kakashi wissen. "Das kann ich dir nicht sagen", war Ankos Antwort darauf und der Jonin wusste, dass es besser wäre, nicht weiter nachzuhaken. Es tat ihm in der Seele weh, Anko so leiden zu sehen. Sie war so ein toller Mensch. Er wollte ihr helfen, ihre Angst zu überwinden und ihr wieder ein Gefühl von Sicherheit geben. "Anko-chan?", neckte er sie und knuffte sie in die Seite. "Wie wäre es, wenn wir etwas unternehmen? Wir könnten ins Kino gehen, ich zeige dir dann, wieviel Popcorn in mein Mund passt oder wir könnten ein wenig durch Konoha schlendern" Der Jonin wartete auf eine Antwort, kratzte sich verlegen am Kopf und starrte auf die Kunoichi. Diese sah ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen eindringlich an. "Eine gute Idee. Ich war schon lange nicht mehr im Kino" Kakashi grinste frech. "Sehr gut. Da läuft nämlich gerade so ein toller Film namens ‚Titanic‘ und der..." Er wollte gerade weitererzählen, als er merkte, wie Anko in seinen Armen eingeschlafen war. Von dem ganzen Weinen musste sie ziemlich erschöpft sein. Er griff nach der Decke, die am Ende des Sofas lag und deckte sie zu. "Schlaf schön, Anko-chan", wisperte er ihr zu, lehnte sich zurück und schloss ebenfalls die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)