In life and in death von Ashelia (Can we ever go back...?) ================================================================================ Kapitel 1: Gone with the wind ----------------------------- Flashback: "Sowas hätte nicht passieren dürfen. Wolltest du nicht für ihn da sein, als bester Freund?!" Der Blonde brachte kein Wort heraus. Als ob es für ihn selbst nicht schlimm genug wäre. Konnte das Mädchen neben ihm nicht lauter weinen, dass diese Worte einfach von ihren Tränen verschluckt wurden?! Er hörte wie der Regen gegen die Fensterscheibe prasselte. Als ob der Himmel weinen würde, wie sie es jetzt getan hätte, wäre sie nun hier. Aber sie war nicht hier... Es war eine traurige Szenerie von der er sich abwand, auch wenn in dem Raum sein bester Freund nicht mehr war. Nur noch das dunkelrot auf dem Fußboden und der Wand konnte erzählen, was sich in dem Raum abgespielt hatte. Doch da war mehr. Soviel mehr Trauer. Und soviel hatte er nun verloren in dieser einen Woche. Als hätte sich sein Leben nicht noch mehr ändern können. Als er nach draußen ging, fühlte es sich so an, als wollte der Himmel ihn bestrafen. Er war so in Eile gewesen dort hin zu kommen, dass er nichtmal einen Regenschirm mitgenommen hatte. Aber er konnte auch nicht weiter dort bleiben. Und wie er feststellen musste, spürte er die Regentropfen nach einer Zeit nicht mehr. - - - - - - - - - - - - Es war ein merkwürdiges Gefühl einfach nur da zu sitzen auf irgendeinem Hochhaus, ohne zu wissen, wieviel Zeit verging. Das Mädchen betrachtete ihre Hände. Als wäre für sie die Zeit angehalten worden. Ihre rosanen Haare, die an ihren Namen erinnerten, spielten im Wind. Auf der Straße sah sie wie der Alltag an ihr vorbeizog. Jeden Tag liefen dort dieselben Menschen denselben Weg entlang, zumindest in den meisten Fällen. Der sechste und siebte Tag der Woche waren da meistens Ausnahmen. Und trotzdem saß sie nur da. Ob jemand sauer auf sie war weil sie nicht ihren Pflichten nachging? Zwei Mädchen eroberten im vorbei gehen ihre Aufmerksamkeit. Sie trugen beide Schuluniformen, also waren sie wohl auf dem Weg zur Schule. Mit Leichtigkeit drückte sich das Mädchen von der harten Fassade des Hauses weg und fiel fast 8 Stockwerke weit nach unten. Trotzallem landete sie so weich auf ihren Füßen als wäre sie auf einem Trampolin gesprungen und auf einem Kissen gelandet. Auf der Straße drehte sich auch kein Mensch nach ihr um, aber daran hatte sie sich gewöhnt. Eigentlich war sie darüber auch froh, denn sie wollte sich nicht vorstellen, wie die Menschen sich gegenüber einem Mädchen mit Flügeln verhalten würden, wenn sie ihresgleichen schon töteten und bekämpften. Auch wenn sie manchmal gerne mit irgendjemandem reden würde, aber es hatte auch seine Schattenseiten ein Engel zu sein. Andere glücklich zu machen hatte sowieso immer seine Schattenseiten, denn im schlimmsten Falle machte es irgendeine unschuldige Person unglücklich. Und ihre Entscheidungen konnte sie nicht rückgängig machen. Also war sie ein schlechter Engel: Sie machte andere unglücklich. Sie wartete nur auf den Tag an dem irgendjemand kam und sie ablösen wollte, aber erstaunlicherweise kam niemand. Mit leichtfüßigen Schritten lief sie durch die Menschenmenge bis sie neben den beiden Mädchen hergehen konnte. Es war lange her, dass sie einzelne Stimmen gehört hatte. "Hast du für die Klassenarbeit heute gelernt?", fragte die Blonde. Die Dunkelhaarige nickte leicht. Sie sah müde aus, als hätte sie die letzten Nächte kaum geschlafen. "Kannst du immernoch nicht schlafen? Du machst dich kaputt wenn das so weitergeht.", sprach ihre Freundin besorgt weiter. "Aber... Naruto-kun macht sich so kaputt.. u-und... ich kann ihm nichtmal helfen.", gestand die Schwarzhaarige und senkte dabei den Kopf. "Naruto ist halt ein Idiot. Dadurch wird auch nichts besser und er macht uns das Leben nur noch schwerer. Wir können alle nichts dafür, so wie es gekommen ist. Außerdem ist es schon einen Monat her.", murmelte sie. Dann fügte sie so leise hinzu, dass es kaum einer hören konnte: "Manchmal wünsche ich mir meine beste Freundin zurück." Die Andere stieß einen leisen Seufzer aus. "Ach, Ino-chan..." Nicht, dass es Jemand bemerkt hätte aber danach sprachen sie wieder alleine. Nun stand sie da, in mitten von so vielen Stimmen und trotzdem war nur dieser Satz in ihr hängen geblieben und das, was er in ihr ausgelöst hatte. Sollte sie solchen Menschen nicht helfen? Auch wenn soetwas nur für kurze Zeit ging, war es das doch wert oder? Sie sah zum Himmel hinauf. Engel waren keine Zauberer oder Hexen. Sie konnten die Wirklichkeit nicht mit einem Schnipsen verändern wie es ihnen gerade passte. Trotzdem wollte sie diesem Mädchen helfen... auch wenn sie schon wieder Jemanden unglücklich machen würde. Sie schloss die Augen einen Moment und ein warmes Gefühl durchströhmte sie bis in die Fingerspitzen. Als sie die Augen wieder öffnete sah sie die Welt wie ein Mensch. Ein komisches Gefühl, dem sie sich nicht hinreißen würde. Immernoch wurde sie nicht beachtet. Die Menschen waren alle so beschäftigt mit sich selbst, dass ihnen solche kleinen Wunder gar nicht mehr auffielen. Sie folgte den Mädchen bis in den Bus, in dessen Fenster sie sich spiegeln konnte. Es war komisch sich selbst zu sehen. Sie hatte keine Flügel mehr und unterschied sich gar nicht mehr so von den anderen, wo sie dieselbe Schuluniform trug. Nur ihre rosanen Haare schienen einzigartig zu sein. Als sie ausstieg, anscheinend war sie an der Schule, wurde sie von allen Seiten nur angestarrt. Seit langem spürte sie Unsicherheit. Doch immernoch folgte sie den beiden Mädchen, die sie bisher nicht gemerkt haben. Und fast wäre es so weiter gegangen, hätte sie nicht irgendjemand umgerannt. "Kannst du nicht aufpassen?!", schimpfte sie als sie am Boden lag und sich das Bein rieb, auf dass sie gefallen war. "Aua... Jaaa... Tut mir ja L..", machte der Junge und verstummte als er sie ansah. Dann sah er ernst aus und stand auf um ihr die Hand zu reichen. Eine Spur von Trauer zeichnete sein Gesicht, dann formte es sich langsam zu einem Lächeln. "Tut mir Leid, ich hab nicht aufgepasst.", entschuldigte er sich. "Pass das nächste Mal besser auf.", schnaubte sie leise. "Aber deswegen guckt man noch lange nicht traurig." "Eh... ach nein, ich hab dich eben nur verwechselt.", antwortete der Blonde schnell und ging dann weiter. Sie sah ihm nach. Eigentlich hatte sie gedacht, dass ihr Aussehen etwas anders war als das man sie verwechseln könnte. Schließlich hatte nicht jeder rosafarbene Haare. Sie zuckte mit den Schultern und ging weiter und folgte dem blonden Jungen, da sie die anderen beiden nicht mehr sah. Er schien zumindest in ihrem Alter zu sein und konnte sie vielleicht zu ihnen bringen. Die Schule schien wie jede andere zu sein, durch die sie aus Spaß mal gegangen war. Als Engel hatte Niemand sie auf einen einzelnen Menschen beschränkt, was vielleicht auch ganz gut war. So hatte sie mehr Freiheiten als andere Engel gehabt und konnte nun auch als scheinbarer Mensch weitermachen wie sie es wollte. Denn Menschen glücklich machen, konnte man auf die unterschiedlichsten Art und Weisen. Als sie vor der Klasse ankam verstummte plötzlich das Gelächter, was sie zuvor noch gehört hatte, schlagartig. Manche tuschelten miteinander, doch sie konnte nicht hören, was sie sagten. Das war der Nachteil daran sichtbar zu sein, aber daran würde sie so schnell auch nichts ändern können. "Wer bist du?", fragte die Blonde, die sie am Schulweg schon gesehen hatte - Ino, glaubte sie war ihr Name- nicht gerade freundlich. "Wenn das ein Witz sein soll ist das nicht gerade komisch." Etwas verwirrt wiederholte sie nur: "Warum sollte das ein Witz sein?" Sie spürte wie alle Augen auf sie gerichtet waren. Ino schien jedoch noch nicht mit ihr fertig zu sein, doch dann wandte sie sich ab und schien Tränen in den Augen zu haben. Das hatte sie nicht gewollt. Bei dem Klingeln gingen alle in die Klasse, doch sie blieb draußen. Mit ihr sprach sowieso niemand. Sie hatte sich geirrt. Wen sollte sie schon glücklich machen können?! Erst als der Lehrer sie noch vor der Türe sah, kam sie mit, dieser wollte aber auch nichts weiteres nachfragen, wie wer sie war oder warum sie da war. Menschen waren schon merkwürdig. In der Pause sah sie sich die Klassenliste mit Namen und Bild der jeweiligen Person an, die an der Wand hing. Einfach aus Interesse, auch wenn sie sich die Namen nicht merken würde. Zwei Leute von dieser Klasse erkannte sie nicht auf den Bildern. Die Tatsache, das sie selbst auf einem der Bilder abgebildet war, beängstigte sie etwas. Ja, das war sie, auch wenn das Bild recht klein war, aber es sah aus wie eine Spiegelung. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass jemals ein Foto von ihr gemacht wurde oder dass sie schon einmal dort gewesen wäre. Lautlos las sie den Namen der unter dem Bild stand. Haruno Sakura. Warum trug sie auch noch denselben Vornamen? Auch wenn sie sich nicht an ihren Nachnamen erinnern konnte, das war zuviel des Zufalls. Sie sah verwirrt durch die Klasse. Der Junge, der sie vor Schulbeginn angerempelt hatte, (sie hatte gelesen, dass sein Name Naruto war) sprach sie an: "Du siehst ihr ähnlich... Nein, du siehst genauso aus wie sie." "Wo... ist sie? Warum ist sie nicht hier?", fragte sie vorsichtig nach. Ino biss die Zähne zusammen. Sie stand nicht sehr weit weg, dass sie das hören konnte und übernahm für Naruto das Antworten: "Sie ist tot... Sie ist vor einem Monat bei einem Verkehrsunfall gestorben." Stille durchzog das Klassenzimmer, die keiner zu durchbrechen traute. "Entschuldigung...", meinte sie nur und verließ ohne etwas zu sagen das Klassenzimmer. Nachdem sie auf dem Flur war, lief sie nach draußen. Am besten sie würde so schnell es ging wieder unsichtbar werden! Doch als sie die letzte Tür nach draußen erreicht hatte, wurde sie an ihrem Handgelenk zurück gezogen. "Warum entschuldigst du dich? Du kannst doch nichts dafür wie du aussiehst.", fragte Naruto. Sie schwieg kurz, dann setzte sie ein leichtes Lächeln auf. "Du hast Recht... aber anscheinend bin ich bei euch unerwünscht..." "Mach dir nichts daraus. Es ist halt noch... nicht sehr lange her. Und Ino war ihre beste Freundin.", protestierte er. Sie nickte leicht. "Danke... aber ich denke, ich gehe erstmal nach Hause." Sie schubste ihn sanft Richtung Klasse zurück. "Dann... bis Morgen!", rief er bevor er in die Klasse lief. Sie wartete bis alle in ihrer Klasse waren, damit sie draußen, wenn niemand sie sah, wieder unsichtbar werden konnte. Vielleicht sollte sie diesen Ort verlassen und nie wieder kommen. Soviele Menschen waren traurig durch ihr Auftauchen und als Engel sollte sie doch Menschen glücklich machen. Es klingelte ein weiteres Mal, doch auf dem Schulhof stand immernoch ein Junge. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Seine schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht und seine schwarzen Augen glänzten im Licht der Sonne. "Einen hab ich also gefunden.", stellte er fest. "Wie dumm und naiv sich in Menschengestalt zu zeigen." Er ging auf Sakura zu, die einen Schritt zurück wich. Dieser Junge war ihr unheimlich. Wer war er? "Was willst du von mir?", fragte sie etwas unfreundlich. "Das klingt aber nicht gerade freundlich für einen Engel.", hörte sie ihn plötzlich hinter sich. Er packte sie unsanft am Handgelenk und neigte ihren Kopf zu sich, dass sie sich in die Augen sahen. "Wie ich mir dachte... du kannst dich an nichts erinnern, oder?", hauchte er und sie konnte seinen warmen Atem spüren. Das vermisste sie als Engel... andere zu spüren. Doch sie hielt ihre Gedanken in der Gegenwart. "Was sollte ich vergessen haben?", log sie, denn sie war sich sicher, was er meinte. Dass sie bis vor einem Monat noch auf diese Schule gegangen war, ihre ganzen früheren Freunde. Das alles hatte sie wirklich vergessen falls es stimmte. Aber sie fand auch keine Erinnerung, die darauf passte. "Warum warst du hier?", fragte er bestimmt. "Wolltest du jemanden glücklich machen? Wie es Engel nunmal tun? Wie naiv!" Sie hörte Zorn aus seiner Stimme heraus. Erfolglos versuchte sie sich aus seinem Griff zu lösen, aber ihr fehlte die Kraft. So konnte sie sich noch nicht einmal zurück verwandeln. Dafür müssten ihre Gedanken klarer sein, aber das waren sie nicht. "Ist es nicht schön, andere Leute glücklich zu sehen?", antwortete sie darauf nur, auch wenn sie wusste, dass er mit seiner Einstellung es nicht so empfand. Daraufhin zog er sie näher an sich heran und beugte sich zu ihrem Ohr. "Du warst auch mal glücklich... bis du gestorben bist.", flüsterte er. "Du kannst dich nur nicht mehr daran erinnern. Dafür sollte Gott sich schämen." Unter der Kälte seiner Stimme erschauderte sie leicht. "Lass... mich los." "Du wirst wieder bei mir sein..." Er schien noch irgendetwas sagen zu wollen, doch er wurde von den Kirchenglocken unterbrochen und schien sich aufzulösen. Aber er wusste, dass sie wieder zu dieser Schule kommen würde. Daran zweifelte er nicht. Und wenn es soweit wäre, würden sie das letzte Mal getrennt sein. Und er hätte einen weiteren Teil seines Auftrages erledigt. So würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Eine leichte Brise ließ sie frösteln und sie lief so schnell es ging weg. Hauptsache sie wäre weg von dieser Schule! So viele merkwürdige Sachen waren ihr noch nie (soweit sie sich erinnern konnte) passiert! Sie wollte doch nur dieses Mädchen glücklich machen... hatte sie etwa gewusst, dass es früher ihre beste Freundin gewesen ist? Hatte sie... sich deshalb das erste Mal für Menschen sichtbar gemacht? Sie war bisher immer gut mit der Einsamkeit zurecht gekommen aber warum... warum füllten auf einmal Tränen ihre Augen? Wer war der Junge und was hätte er getan? Warum fühlte sie eine gewisse Leere seitdem er verschwunden war? Warum schien er ihr überhaupt so vertraut zu sein?! So viele Fragen... und sie fand keine Antwort. Sie wusste, dass sie das noch nicht einmal Gott fragen könnte. Außer Atem hielt sie einfach an. Sie hatte nichtmal auf den Weg geachtet und war zu einer kleinen Brücke gekommen unter der ein Fluss floss. Sie starrte in die Tiefe. Wäre sie ein Mensch, dachte sie, würde sie am liebsten sterben wollen. Aber was für einen Ausweg würde es für einen Engel geben? Und zu welchem Preis? Ihre Hand wanderte zu ihrer linken Brust, doch sie spürte keinen Herzschlag. Sie war kein Mensch. Und sie wusste nicht, ob sie jemals wieder einer sein würde. 'Du warst auch mal glücklich... bis du gestorben bist.' Er hatte Recht... sie war nicht glücklich. Zumindest nicht jetzt. Ein Regentropfen fiel auf ihre Nase. Sie war überrascht wie kalt soetwas war. Normalerweise spürte sie noch nicht einmal den Regen. Sie sah zum Himmel. "Spürst du meinen Schmerz?", murmelte sie. Stattdessen regnete es nur weiter, als würde sich ein Schleier auf die Stadt legen. Sie schloss die Augen und sah das Gesicht des Jungen vor sich. "Sasuke...-kun.", sprach sie leise. Erschrocken öffnete sie die Augen. Was hatte sie da gesagt? Aber sie hatte sein Gesicht auch im Klassenzimmer gesehen auf der Liste - aber nicht unter den Anwesenden. Uchiha Sasuke. Als sie ihn auf dem Schulhof gesehen hatte, schien er fast unmenschlich zu sein, auch wenn er so aussah. Aber Engel, die Menschengestalt annahmen, konnten sich einander auch wieder erkennen. "Du wirst wieder bei mir sein..." Sie hatte Angst gehabt, als sie diesen Satz gehört hatte. Wenn sie jedoch wirklich darüber nachdachte... was wollte sie wirklich? Sie wusste es nicht. Warum konnte sie sich an so wichtige Dinge nicht mehr erinnern? Im Wasser spiegelte sich verschwommen ihr Spiegelbild, doch durch den Regen verzerrte es sich immer mehr. Sie hörte auf zu überlegen. Sie wollte nicht abwägen, was jetzt gut wäre. Sie hatte mittlerweile zu lange dort gestanden. Sie wollte mehr wissen. Deswegen lief sie den Weg zurück den sie gekommen war. Soweit sie ihn in Erinnerung hatte... denn mehrmals lief sie die falsche Straße entlang und es war immer dunkler geworden. Der Regen verschwamm leicht ihre Sicht und ohne es zu merken lief sie über eine rote Ampel. Das Auto verfehlte sie nur knapp und sie fand sich wieder auf dem Bürgersteig schnellatmend. Bilder verschwammen vor ihren Augen. Bilder, die wie sie dachte, noch nie gesehen hatte. Jemand hatte ihren Arm umklammert und zurück gezogen sonst wäre sie jetzt mit Sicherheit tot gewesen (wenn sie überhaupt sterben konnte). Trotz des Regens sah es so aus als ob sie weinen würde. "Ino...!", keuchte Sakura. Ino sah sie nicht an. "Fast... wärst du genauso gestorben wie sie... was für ein Zufall...", stammelte sie. Die rosafarbenen Haare klebten in ihrem Gesicht und sie strich sich ein paar Strähnen hinter ihr Ohr. "Ich weiß...", begann sie. "Dass ich eigentlich nichts dazu sagen kann aber, ich denke dass Sakura sehr froh war dich als Freundin gehabt zu haben. Sie hätte nicht gewollt, dass du traurig bist. Und... sag Naruto, dass es mir Leid tut, dass ich nicht wiederkommen werde!" Sie hatte nicht vor Ino noch mehr zu sagen. In der Zwischenzeit war die Ampel auf grün umgesprungen und sie konnte weiter laufen. Im Regen sah die Schule noch unheimlicher aus als sonst. Als sie das Schulgebäude betrat merkte sie, dass sie nicht alleine war. Doch sie ging weiter, ins Klassenzimmer und stellte sich dort ans Fenster. Es regnete immernoch... wie in den Bildern, die sie vorhin gesehen hatte. Wie... damals. Sie wrang ihr T-shirt und ihre Haare aus. "Hast du lange gewartet?", fragte sie in die Stille. "Warum bist du zurück gekommen, wenn du wusstest, dass ich hier bin?" Er trat aus dem Schatten in das spärliche Licht, das von draußen kam. Sie schmunzelte leicht. "Weil du falsch liegst.", erklärte sie. Er hob eine Augenbraue und wartete, dass sie fortfuhr. "Damals warst du sauer auf mich... und es hat auch geregnet.", meinte sie nur und richtete den Blick wieder nach draußen. "Tse... Du hast dich zu sehr von deinen Gefühlen leiten lassen.", begründete er und sein Blick lag auf ihr. "Und was hast du gemacht... dass du so bist?", fragte sie ernst und drehte sich zu ihm um. "Du bist nicht lebendiger als ich." Er schwieg. Er konnte ihr unmöglich die Wahrheit sagen. Dass er es nicht mehr ausgehalten hatte, dass ihr Tod seine Schuld war. Eigentlich hätte er nicht so grob zu ihr sein dürfen. Damals hatte er bei ihr sein wollen, doch das war naiv von ihm gewesen. Sie sah ihm an, dass sie das niemals erfahren würde. Doch so war er nunmal. Sie lächelte traurig. "Denkst du wir können jemals zurück gehen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich denke wir sind zu naiv... und zu verschieden. Du bist ein Engel..." "Egal, was wir sind.", unterbrach sie ihn. "Das ändert nichts daran... dass ich dich schon immer geliebt habe." Das war es, was sie für ihn empfand. Und sie war sich sicher, dass er genauso fühlte sonst wäre er jetzt nicht hier mit ihr gewesen. Auch wenn sie diese Erkenntnis traurig machte. Denn sie wusste, dass sie nicht zusammen bleiben konnten. Trotz allem wollte er diesen Moment nicht einfach so vorbei gehen lassen, deswegen zog er sie zu sich und legte seine Lippen auf ihre. "Sakura...", hauchte er. "Vergiss mich nie, ja?", erwiderte sie. Sie strich durch seine schwarzen Haare und er nickte. "Denk immer an mich... wenn es Nacht ist... oder du alleine bist" "Noch viel öfter... aber diese wenigen Stunden... bleiben wir noch zusammen." Man kann das Gefühl der Einsamkeit erst kennen, wenn man weiß, was es heißt nicht allein zu sein. Es war hell am Tage und trotzdem musste sie an ihn denken, wo sie wieder auf dem Hochhaus saß. "Wie die Nacht ihn an mich erinnert, erinnert mich der Tag an ihn. So unterschiedlich sind wir nunmal.", murmelte sie leise zum Himmel. Er hatte sie laufen lassen, obwohl es seine Mission war Engel zu fangen. 'Die Freiheit steht dir besser.' Sie sah über ihre Schultern zu ihren Flügeln, die keinen Schatten warfen genau wie der Rest ihres Körpers. Sie hätte schon vorher mit ihnen fliegen können hätte sie nur gewollt, aber nun fühlte sie sich dem Himmel ein kleines Stück näher. Unter ihren Füßen liefen zwei Schulmädchen auf dem Weg zum Bus. Beide trugen ein Lächeln auf den Lippen. "Im Leben wie im Tod... werde ich dich nicht vergessen.", flüsterte sie dem Wind zu. Kapitel 2: If you only knew --------------------------- Irgendwie habe ich mich sehr schwer damit getan, aber ich wollte es unbedingt schreiben. Ich hab versucht mich an das Wesentliche zu halten, deswegen sind manche Dinge vielleicht unklar. Und ich weiß, dass Sakura sehr schüchtern rüberkommt /D". Das Kapitel ist die Vorgeschichte zu "Gone with the wind". Ich hoffe, sie gefällt euch. - - - - - - - - - „Sasuke-kun.” „...” „Sasuke-kun!” „...” „Sasuke-kun!! Hörst du mir zu?” „...” „Sasuke, hör auf sie zu ignorieren. Vielleicht nervt sie dann weniger.” „Was hast du gesagt, Uzumaki?!... Sasuke!” „Sasuke, bitte...” „Hn.” „Sasuke!” „Sasuke-kun?” Nicht noch jemand. Zwei grüne Augen sahen ihn an und für einen Moment war sogar Karin‘s Stimme, die ihn bereits jede freie Minute des Vormittags - und das war keinesfalls übertrieben - quälte, verstummt. Er wusste nicht wieso, aber das rothaarige Mädchen namens Karin wurde immer anhänglicher. Irgendwann würde er noch wegen ihr paranoid werden. Und je mehr er sie zurück wies desto weniger Ruhe hatte er. Was verstanden Mädchen nur an einem einfachen 'Nein‘ nicht? Wie auch immer. Nun hatte das zweite Mädchen in ihrer kleinen Runde seine Aufmerksamkeit - Haruno Sakura. Doch auch ihr schenkte er kein Lächeln, obwohl sie eine angenehmere Gesellschaft als Karin war. Er konnte beobachten wie sie nervös ihr Körpergewicht von einem Fuß in den anderen verlagerte als könne sie sich nicht entscheiden welcher Fuß es besser tragen könnte. Aber das zeigte nur, dass ihr die Situation unangenehm war. Sasuke kannte sie inzwischen lange genug um ihr Verhalten deuten zu können. Er wusste, wann sie aufgeregt oder glücklich war, sogar wenn sie traurig war obwohl sie ein breites Lächeln aufgesetzt hatte. Er selbst konnte sich das nicht erklären, es war einfach so. Er würde sie nicht als direkte Freundin bezeichnen, aber irgendwie hatte die Haruno es geschafft ein kleiner Teil seines Lebens zu werden, der ihn nicht ganz so nervte. „Also ehm...”, stammelte Sakura und man konnte ihr ansehen, dass ihr jedes einzelne Wort schwer über die Lippen ging. „...können wir vielleicht... kurz-?” Doch Sasuke ließ sie nicht weiter reden. Er unterbrach sie, wenn auch für seine Verhältnisse freundlich: „Sakura, später, ja? Ich habe gerade zu tun.” Stumm nickte sie und machte eine sich entschuldigende Geste, dann verließ sie die Gruppe auch wieder und ging auf direktem Wege zu Ino, ihrer besten Freundin. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen wie Karin ihr verhöhnend hinterher sah. Übertrieben - wie sie es gerne tat - seufzte sie, verschränkte die Arme und begann wie schon mindestens fünfzig Mal heute sich zu beschweren: „Sie hätte sich ja wenigstens entschuldigen können, dass sie deine Zeit vergeudet hat, findest du nicht auch, Sasuke-kun? Überhaupt, dass sie immer wieder angelaufen kommt!” Hätte die Schulklingel sie nicht unterbrochen, hätte sie mindestens die nächsten zehn Minuten damit verbracht über Sakura her zu ziehen. Ihre Feindseligkeit wurde immer offener je mehr sich Sakura versuchte Sasuke zu nähern. Aber Sakura hatte wenigstens den Anstand ihn in Ruhe zu lassen. Im Gegensatz dazu ignorierte Karin es völlig wenn Sasuke sie als nervig beschimpfte oder sie bat zu gehen. Aber wenigstens während des Unterrichts würde er seine wohlverdiente Ruhe haben. Naruto seufzte resignierend als er seinen Platz neben dem Schwarzhaarigen einnahm. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich bin froh, dass der Unterricht anfängt.”, murmelte er niedergeschlagen. Diese seltene Bemerkung ließ den Uchiha schmunzeln. Soetwas von seinem besten Freund zu hören... „Hey, Sasuke.”, machte Naruto auf dem Weg nach Hause. Wenigstens hatten sie jetzt ein paar Minuten ohne Karin in ihrer freien Zeit. „Kannst du nicht irgendwas machen damit sie endlich mal aufhört? Das nervt, echt jetzt!” Seine Beschwerde entlockte dem Uchiha jedoch nur ein sarkastisches Grinsen. „Was soll ich denn noch machen? Mehr als abweisen kann ich sie auch nicht.” Einen Moment trat eine Stille ein und der Blonde schien angestrengt nachzudenken. Und das tat er - laut Sasuke - fast nie, also musste das schon etwas heißen. Doch dann kam seine bescheuerte Idee: „Und was ist wenn du mit einmal ihr ausgehst, damit sie merkt, dass sie nichts bei dir verloren hat?” „Bist du bescheuert?! Wieso sollte ich das tun?! Es gibt wirklich genügend andere Mädchen mit denen ich lieber ausgehen würde!” „Aber dann merkt sie, dass sie aufgeben sollte! Ein Versuch ist es wert, oder? Besser als sie weiter zu ertragen.” „... dann kommen demnächst noch mehr auf die Idee, damit sie wenigstens einmal ein Date mit mir hatten.” „Glaubst du? Ich kenne keinen in unserer Stufe, der so aufdringlich ist wie Karin. Selbst Ino würde das nicht machen.” - - - - - - - - - - - - „Was hast du, Sakura? Hat dich diese Zicke Karin vertrieben?” „... Sasuke meinte er wäre beschäftigt.” Ein Seufzen. „Also wenn das so weitergeht, schaffst du es nie mit ihm zu reden.” „Ach... das ist schon okay. Spätestens morgen frage ich ihn, ob er kann! Und dann werde ich es ihm sagen.” „Sakura?” „Wirklich!” „... Genau dasselbe hast du gestern auch schon gesagt, weißt du noch?” „Ich weiß... aber... es ist halt nicht so einfach wie bei dir, Ino. Ich meine, er ist ...!” „Uchiha Sasuke, ich weiß.” „Genau! Wieso sollte er für jemanden wie mich schon Zeit haben?” „Vielleicht weil du ihn schon länger kennst wie die anderen? Und du klingst fast so als würdest du an die Worte dieser Karin glauben!” „Ja... du hast Recht. Danke, Ino.” - - - - - - - - - - - - Er wusste selbst nicht genau, warum er das tat. Weshalb sollte er auf Naruto‘s verrückte Idee eingehen, geschweige denn sie in die Tat umsetzen? Gut, die Antwort war leichter als er dachte: Gerade weil sie so verrückt war, konnte sie hin hauen. Vielleicht hatte er danach tatsächlich seine Ruhe. Und wenn es nur für ein paar Tage wäre, wäre es ihm wirklich willkommen. Vor dem Unterricht nahm er sich Karin bei Seite, die seltsamerweise sogar ohne zu meckern ihm folgte. Obwohl wahrscheinlich würde sie ihn überall hin verfolgen, auch ohne, dass er ihr etwas sagte. Verdammt, diese Gedanken mussten wirklich aufhören. Sonst dürfte er bald in Therapie gehen, weil er paranoid wurde. „Also...”, begann er und sah leicht zur Seite. Er, der Mädchenschwarm der Stufe, musste wirklich ein Mädchen um ein Date bitten! Wie tief war er nur gesunken? Aber von alleine würde sie ihn ja nicht fragen und somit auch nicht in Ruhe lassen. Einfach Nein zu sagen war nun mal leichter als so etwas wie eine Bitte zu formulieren zumal ein Uchiha das nicht tat, wenn es nichts Wichtiges war. Karin sah ihn nur erwartungsvoll an, als könnte sie ahnen, was er sagen wollte. Als hätte sie nur darauf gewartet. „Hast du diese Woche schon etwas vor?” Ihre Augen strahlten förmlich und bevor er realisiert hatte, dass er es wirklich gesagt hatte, über rannte sie ihn praktisch. „Gehen wir ins Kino?” „Hn.” „Wie wär‘s mit Freitag. Acht Uhr?” „...” Noch ehe er nachdenken konnte, ob er schon etwas vor hatte, war sie weg gelaufen. Anscheinend in voller Vorfreude. Aber wenn er so darüber nachdachte, war es angemessen ins Kino zu gehen. Dann müsste er sich wenigstens nicht viel mit ihr unterhalten oder auf ihre Wünsche eingehen. Zufrieden mit sich kehrte er in den Klassenraum zurück, wo Naruto ihm lobend auf die Schulter klopfte. Anscheinend war Karin‘s Grinsen genug für ihn gewesen statt weiter nachzufragen. Völlig außer Atem betrat Sakura noch auf letzte Minute das Klassenzimmer. Unter dem ermahnenden Blick des Lehrer‘s mit gesenkten Kopf setzte sie sich auf ihren Platz und nuschelte ein „Entschuldigung, ich bin zu spät.”. Sie hatte gestern zu lange wach im Bett gelegen und gegrübelt, welche Wege und Gründe es gab, dass Sasuke ihr auf keinen Fall aus dem Weg gehen könnte. Und als sie aufgewacht war, hatte sie so ausgesehen als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen und musste sich die ganze Zeit Mut zu sprechen, dass sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Nun saß sie nur wenige Meter von ihm entfernt und die Zeit, die sie von ihm trennte, wurde immer weniger. Das Schlimmste daran war je mehr Zeit verging desto aufgeregter wurde sie. Voller Enthusiasmus stand sie in der Pause auf, sah sich erst um, dass ihr auch niemand in die Quere kam, und ging dann entschlossen auf ihn zu. Die Distanz wurde immer kleiner zwischen ihnen und sie konnte ihr Herz immer lauter schlagen hören mit jedem weiteren Schritt, den sie tat. Nur noch ein bisschen...- „Haruno-san? Kannst du mitkommen?”, hörte sie die Stimme ihres Lehrers hinter sich. Erschrocken wirbelte sie herum und nickte nur: „J-Ja...” Zum Glück war das nicht ihre letzte Pause gewesen... doch zu ihrem Unglück kam ihr auch jedes weitere Mal etwas dazwischen. Und sie konnte nur zu sehen wie ihr Mut dahin schwand. Aber sie würde nicht aufgeben! Nicht schon wieder würde sie sich davor drücken. Den ganzen Tag hatte sie vergeudet, immer wieder war sie aufgehalten worden. Das war ihre letzte Gelegenheit. Als die Schulglocke zum Ende ertönte packte sie in Rekordzeit ihre Tasche und legte eine Hand auf ihr Herz. Es schlug so schnell als wollte es sie davon abhalten. Als hätte sie gewusst, was als nächstes kommen würde. Aber sie würde keinen Rückzieher machen. „Sasuke-kun?”, fragte sie als sie endlich in seiner Nähe war. Sie spürte deutlich wie sich seine dunklen Augen auf sie legten und sie so stumm fragte, was sie von ihm wollte. „Können wir kurz reden?” Er nickte nur. Jetzt würde es kein Zurück mehr für sie geben. Sie gingen auf den Pausenhof, etwas abseits der Schüler, die sich freudig auf den Weg nach Hause machten. „Was ist denn so Wichtiges?”, fragte er nun. „Also, ich...”, begann sie mit Blick auf den Boden, doch versuchte ihm nun ins Gesicht zu sehen. „...wollte dich fragen, ob du Freitag Zeit hättest.” „...” Stille. Das war nicht die Reaktion, die sie sich erhofft hatte. Warum sagte er nur nichts? Oder wartete er auf etwas Bestimmtes? Irgendwie bekam sie Angst. „Es ist so lange her, dass wir uns getroffen haben außerhalb der Schule. Ich weiß du bist meistens beschäftigt und...” „Ich kann nicht.”, unterbrach er sie dann. „Was?”, machte sie verwirrt. „Ich bin schon verabredet. Vielleicht wann anders.”, wies er sie ab. „Das... hast du das letzte Mal auch gesagt, als ich dich gefragt habe! Immer gibt es etwas Wichtigeres! Aber dieses Mal...!”, doch er ließ sie wieder nicht zu Ende sprechen. „Dann frag mich das nächste Mal früher.”, meinte er gelassen und machte sich auch auf den Weg nach Hause. „... Du bist so ein Idiot!”, schrie sie ihm hinterher, sie wartete bis er aus ihrer Sicht verschwand und ging dann auch. Früher war er nicht so gewesen. Er war für sie da gewesen, wenn sie ihn brauchte, seit sie denken konnte. Sie wusste gar nicht mehr, wann sich das geändert hatte. Wann er so arrogant geworden war. Wäre es wie damals gewesen hätte sie ihn noch nicht einmal fragen müssen. Er hätte ihr ansehen können, was sie wollte, er hätte an ihren Geburtstag gedacht. Aber anscheinend passte sie nicht mehr in seinen Terminkalender. Dabei hatte sie es sich fest vorgenommen ihm an diesem Tag ihre Liebe zu gestehen! Aber so gerne Sasuke auch Karin abgesagt hätte und zu Sakura gegangen wäre. Er wusste, was passiert wäre: Sakura wäre vermutlich seine neue offizielle Freundin geworden und Karin würde sie bei jeder noch so kleinen Gelegenheit durch den Dreck ziehen. Das war das Letzte, was er für sie wollte. Er hatte keine Wahl als sie vor den anderen Mädchen immer wieder abzuweisen. Es war schlimm genug wenn er genervt wurde, aber er hatte schon einmal mitbekommen wie Mädchen sich untereinander bekriegen konnten. Und er könnte auch nicht erst zu Sakura gehen und sich dann mit Karin treffen. Er würde einfach den Abend mit Karin irgendwie überstehen und an einem der Tage danach sich mit Sakura treffen, nachdem er Karin klar gemacht hatte, dass sie aufhören sollte ihm hinterher zu jagen. - - - - - - - - - - - - Das Mädchen umklammerte den Telefonhörer und gab nur ab und zu ein Schluchzen von sich. Ino, die am anderen Ende gerade etwas erzählte, hörte mitten im Satz auf (was sie nur selten tat, wenn sie sich einmal entschlossen hatte, über ein Thema zu reden). „Hey... das ist doch kein Grund wieder zu weinen.” Sakura hatte ihr bereits vor zehn Minuten erzählt wie das Gespräch zwischen ihr und Sasuke ausgegangen war. Seitdem hatte sie keinen ordentlichen Satz mehr zustande gebracht und Ino das Reden überlassen. „Ich hab das Gefühl, er hasst mich.” „Das ist Unsinn. Er ist halt ein Uchiha. Was erwartest du?” „...” Die Antwort würde sie ihr sowieso nicht glauben. Niemand kannte diese Seite an Sasuke außer ihr. Aber vielleicht war diese Seite an ihm wirklich verschwunden. Vielleicht wollte sie es sich nur nicht eingestehen. „Pass auf. Egal, ob Sasuke noch merkt, dass es dein Geburtstag ist oder nicht. Wir machen uns einen schönen Tag, ja? Wir könnten in die Karaoke Bar gehen. Hinata und Naruto haben bestimmt noch nichts vor. Ich kann sie gleich anrufen.” „Ino?” „Ja?” „Danke... ich bin froh, dass du da bist.” - - - - - - - - - - - - Am nächsten Tag war Sakura wieder gut gelaunt in der Schule, doch ging sie Sasuke aus dem Weg. Um ihm gegenüber zu stehen fehlte ihr der Mut. Was Sasuke allerdings seltsam fand, da sie mit jedem anderen normal umging. Aber er konnte ihr nicht sagen, dass er mit Karin an diesem Abend verabredet wäre. Sonst würde es noch mehr Missverständnisse geben und er würde Karin nie los werden. Irgendwie schafften beide es, dass die Tage herum gingen. Bis es Freitag war. Und alles lief wie geplant. Sasuke war mit Karin im Kino und Sakura war zusammen mit den wenigen Leuten, die Ino organisiert hatte, feiern. Langsam dämmerte es Sasuke, weshalb sich Karin das Kino ausgesucht hatte. Es hatte ihn schon gewundert, dass sie lieber in einen Horrorfilm gegangen war als in eine dieser kitschigen Romanzen, die typisch für Mädchen waren, aber nun, da er den Grund kannte, machte es Sinn. Sie machte die Dunkelheit des Kinos zu ihrem Vorteil und die gruselige Atmosphäre um sich noch mehr an ihn ran zu machen. Sie saß schon halb auf seinem Schoß und er war wirklich froh, dass eine Sitzlehne die beiden trennte, sonst hätten sie sich den Sitz teilen können. Damit man es nicht falsch verstand: Er hatte ihr gesagt, sie solle Abstand halten. Aber sie schien es gekonnt zu ignorieren. Nach der Hälfte des Films fühlte sich sein Arm schon wie halb abgestorben an und er verschwand kurz aus dem Kino, mit der Ausrede sein Handy hätte vibriert und es könnte etwas Wichtiges sein. Die kurze Zeit nutzte er um Naruto anzurufen, der nach dem dritten Mal klingeln endlich an sein Handy ging. „Dobe... dieses Date war die dümmste Idee, die du je hattest!” Naruto schien ihn anscheinend aber nicht zu verstehen und Sasuke konnte laut und deutlich die Musik im Hintergrund hören. „Dobe?”, fragte er nochmal. „Ah, sorry. Einen Moment - Ich bin kurz vor der Tür!”, das letzte rief er den anderen zu. Nach einer halbe Minute war es still. „Darf ich dich fragen wo du bist?” „Hab ich dir das nicht erzählt? Sakura-chan hat Geburtstag.” In dem Moment machte es Klick bei Sasuke. Deswegen hatte sie ihn gefragt! Wie hatte er das nur vergessen können? „Wo seid ihr?” „In der Karaoke Bar.” Sasuke sah auf die Uhr. Wenn er den Film abwartete, würde er sie bestimmt nicht mehr erreichen. „Ich bin gleich da.”, sagte er trotzdem und machte sich auf den Weg ohne Karin vorher auch nur Bescheid zu sagen. Ihm würde später schon eine Ausrede einfallen. „Wer war da?” Sakura trat neben Naruto. Die stickige Luft in dem Raum machte sie noch krank, deswegen war sie ihm nach draußen gefolgt. „Sasuke.”, antwortete Naruto ehrlich. „Ah. Was wollte er?” Sie glaubte nicht, dass er sich jetzt noch daran erinnern würde welcher Tag war, trotzdem fragte sie. Naruto zuckte mit den Schultern. Was Sasuke eigentlich wollte, hatte er selbst nicht verstanden, da er bei der Verabschiedung abgelenkt war. Doch Sakura lächelte. „Unsere Zeit hier ist sowieso um. Holen wir unsere Sachen und verabschieden uns von den anderen.” So kam eins zum anderen. Der Montag darauf war wohl der seltsamste Schultag, den die Rosahaarige je erlebt hatte. Es war ein Regentag im Sommer. Schon als sie in die Klasse kam, sah sie wie die Mädchen in Gruppen alle zu tuscheln schienen. Sie bemerkte wie eins der Mädchen in Sasuke‘s Richtung sah, aber das war nichts Neues für sie. Sasuke war oft der Mittelpunkt der Gerüchte. Eigenartig dagegen war, dass Sasuke nicht an seinem Platz war im Gegensatz zu Naruto. „Sakura, hast du schon gehört?”, TenTen hatte sich auf den Platz neben sie gesetzt und begann zu erzählen was anscheinend die weibliche Hälfte der Klasse so in Aufruhr gebracht hatte. „Karin und Sasuke sind seit Freitag zusammen.” Die grünen Augen des Mädchens weiteten sich. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. „Bist du dir sicher? Das wäre nicht das erste Mal, das Jemand mit Sasuke zusammen wäre.” „Ja, sie sind Freitag zusammen ausgegangen.”, informierte TenTen sie weiter. Und auf einmal machte alles Sinn. Weshalb Sasuke abgesagt hatte. Weshalb eine andere Verabredung, ein Mädchen, wichtiger war als sie. „Weißt du wo Sasuke ist?” Sie wollte es von ihm selbst hören. TenTen hob eine Augenbraue, antwortete aber: „Er müsste auf dem Flur sein.” Kaum hatte sie das gesagt, war Sakura auch schon aufgestanden und hatte das Klassenzimmer verlassen. Sie konnte das nicht glauben. Sasuke hatte nie eine Vorliebe für irgendein Mädchen gezeigt, egal wieviele ihm ein Geständnis gemacht hatten! Sie hatte sich eingeredet, dass sie vielleicht eine Chance bei ihm hatte. Er kannte sie wie ein offenes Buch und sie ihn. Aber anscheinend hatte sie eine Menge übersehen. „Findest du das nicht unfair Sakura gegenüber?” Als das Mädchen die Stimme ihrer besten Freundin hörte blieb sie ruckartig stehen. Weshalb redete Ino mit ihm? „Tse, muss ich um Erlaubnis bitten mit wem ich ausgehen darf?”, antwortete Sasuke ihr ruhig. Die beiden merkten anscheinend nicht, dass Sakura ihnen zuhörte. „Nein, aber es war ihr Geburtstag. Du hättest an jedem anderen Tag Mädchen aufreißen gehen können!”, protestierte Ino. Der Schwarzhaarige zögerte. Er konnte Ino unmöglich sagen, dass er Karin im Kino sitzen gelassen hatte und noch versucht hatte Sakura einzuholen. Er hatte sie danach noch versucht x-Mal anzurufen, aber nie war er durchgekommen. Dass er mit Karin nur aus war damit sie ihn in Ruhe ließ konnte er auch niemandem anvertrauen außer Naruto. Noch ahnte er nicht das eigentliche Ausmaß der Gerüchte. „Und wenn...” „Das ist aber nicht gerade die feine Art andere zu belauschen.” Sakura zuckte heftig zusammen und sah dann Karin neben sich. Ausgerechnet sie... „Was geht dich an, was ich mache?”, fuhr die Haruno sie an. „Was du machst vielleicht nicht, aber was mein Sasuke-kun macht.” Sakura starrte sie wütend an. „Er ist nicht dein Sasuke-kun!” „Zumindest mehr wie deiner.”, Karin schob ihre Brille etwas höher und sah ihre Gegenüber herablassend an. „Du störst ihn nur, ist dir das nicht aufgefallen? Und er hat sogar deinen Geburtstag ausgelassen um mit mir zusammen zu sein, wenn das nicht nett ist.” Jetzt hatte sie es wirklich zu weit getrieben. Sie stürzte sich auf sie, die Tränen in den Augen. Karin hatte nicht einmal gemerkt, wie sehr sie auf ihren Gefühlen herum getrampelt war, wie verletzend es für sie war. Stattdessen stieß die Rothaarige einen Schrei aus, der Sakura aber nicht davon abhielt auf sie einzuschlagen. Doch noch ehe sie einen zweiten Schlag ausführen konnte, hielt sie jemand am Arm fest und zog sie zurück. Sasuke und Ino waren von Karin‘s Schrei alarmiert worden und nun hielt Sasuke sie zurück, bevor noch mehr passieren konnte. „L-Lass mich los!”, schrie Sakura und wehrte sich mit aller Kraft gegen Sasuke‘s Griff gegen den sie einfach nicht ankam. Tränen flossen über ihr Gesicht. Sie fühlte sich verraten. Verraten von dem Menschen, den sie liebte. „Warum, Sasuke? Warum bist du auf ihrer Seite?” Der Uchiha war auch wenn er es nicht zeigte mit der gesamten Situation überfordert. Er konnte doch nicht zulassen, dass sie sich schlugen. Er hatte noch nie so einen Gefühlsausbruch von Sakura mitbekommen. „Warum tust du das?”, fragte er zurück. Abrupt hörte sie auf sich gegen ihn zu wehren und biss sich so sehr auf die Lippe, dass sie weiß wurde. Wie könnte sie ihm jetzt noch die Wahrheit sagen? Wie könnte sie ihm sagen, dass sie ihn liebte, wenn er nicht dasselbe empfand? Wenn alles so offensichtlich schien? Als sie sich beruhigt hatte, ließ Sasuke ihren Arm wieder los,der schon vollkommen weiß war. „Sakura...”, begann Ino, doch die Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich gehe nach Hause...” Sie machte sich nicht die Mühe ihre Tränen weg zu wischen. Sie wusste, dass sie ohnehin immer wieder kommen würden. Und so würde sie nicht vor die Klasse treten können. Sie drehte sich um und lief einfach weg. Noch länger würde sie es nicht ertragen können, dort zu bleiben. Karin warf sich in der Zeit an Sasuke‘s Arm, der die Szene gar nicht richtig realisierte. „Anscheinend ist sie verrückt geworden.”, machte Karin unschuldig, als wäre es nicht ihre Schuld. „Dabei...” „Lass mich los.”, schnitt er ihr kühl das Wort ab. „Aber...” „Du hast herum erzählt, dass wir zusammen wären? Das ist das erbärmlichste, was ich je gehört habe.” Er drückte sie von sich. „Geh mir aus den Augen.” Karin blies ihre Wangen auf und stapfte von ihm weg. Der Unterricht müsste sowieso nun anfangen. Und Sasuke würde schon noch sehen was er davon hatte. Nun waren er und Ino wieder alleine. „Sasuke... du solltest ihr nachgehen.”, riet Ino ihm. „Du musst ihr sagen, wie es wirklich war.” Er nickte leicht, er konnte nicht verstehen weshalb Sakura so über reagiert hatte. Was war nur los mit ihr? Seit wann verstand er sie nicht mehr? Er zögerte nicht weiter und lief ihr nach, ohne weiter darüber nachzudenken. Dabei ließ er eine lächelnde Ino zurück. „Jetzt muss ich wohl erklären, wo die beiden hin sind...”, seufzte sie. Der Regen brannte auf der Haut des Mädchens. Aber noch mehr schmerzte ihr Herz. Es tat so weh. Obwohl er sie noch nicht einmal persönlich zurück gewiesen hatte, hatte sie das Gefühl ihn verloren zu haben. Und das ließ ihr die Luft weg bleiben, hinderte sie am Atmen, dass sie gelegentlich nach Luft schnappen musste. Aber die Erkenntnis, dass sie ihn wie die Luft zum Atmen brauchte, schmerzte sie nur noch mehr. Wie sollte sie nur ohne ihn leben? Sie wollte sich nicht mehr eingestehen oder daran erinnern, dass sie ihn liebte, aber ihr ganzer Kopf war voll mit ihm. Mit seinem Gesicht, seinem Grinsen, seinem Lächeln, seiner Stimme, seinem Geruch, als wäre er bei ihr. Er war bei ihr. „Sakura!” Als sie seine Stimme hörte, fuhr sie herum. Sie wusste nicht, was danach geschah. Es geschah einfach. Sie war einfach gelaufen. Und als sie Sasuke‘s Stimme aus der Ferne hörte, konnte sie es nicht glauben und drehte sich in die Richtung ohne darauf zu achten, dass sie mitten auf der Straße stand. Doch sie hatte das Auto nicht gesehen und nicht gehört. Sasuke konnte nicht glauben, was sich vor seinen Augen abspielte. Er hatte sie gerufen, damit sie anhielt - damit er eine Chance hatte endlich mit ihr zu reden! Er hatte die Straße nicht bemerkt. Seine Augen weiteten sich und einen Moment blieb er stehen bis er realisierte, was passiert war. Augenblicklich rannte er zu ihr, fiel neben ihr auf die Knie. Dabei nahm er sein Umfeld nicht mehr wahr, denn es war nicht mehr wichtig für ihn. „Sakura!” Tränen füllten seine Augen, obwohl er immer gedacht hatte er könne nicht weinen. Er hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Er nahm ihre kalte Hand in seine und versuchte ihr Wärme zu spenden. Der Regen vermischte sich mit ihren Tränen, dass er nicht sagen konnte ob sie immernoch weinte. In dem Moment, in dem er glaubte sie würde ihre Augen nicht mehr öffnen, blinzelte sie. „Sasuke...-kun.”, flüsterte sie heiser. „Sag‘ nichts.”, meinte er leise. „Es wird alles gut. Hörst du?” Er hoffte, dass irgendjemand das mit angesehen hatte. Das Jemand einen Krankenwagen rief. Eine lange Zeit sah sie ihn einfach nur an und er spürte wie die Finger in seiner Hand immer kühler wurden. Es kam ihm vor wie eine kleine Ewigkeit. Er wollte am liebsten alles aufklären, das nichts von dem, was Karin gesagt hatte, stimmte, aber es kam ihm so falsch und unwichtig vor. Damit wollte er sie in diesem Moment nicht auch noch belasten. Auf diese Situation war er nicht vorbereitet gewesen. Wie konnte er ihr helfen? „Ich hätte mich nicht in dich verlieben dürfen. Es tut mir Leid...”, hauchte sie kaum hörbar. Es machte den Anschein, das jedes Wort ihr letztes sein konnte, so schwach wie sie klang. Erschrocken sah Sasuke sie an. Er wusste nicht, was er ihr sagen konnte, was jetzt die richtige Antwort war. „Danke, dass du bei mir bist.” Aus Reflex drückte der Uchiha ihre Hand sanft und er vergaß seinen Stolz. „Ich werde immer bei dir sein!”, versprach er und man konnte einen Hauch von Verzweiflung in seiner Stimme hören. Es herrschte wieder eine kurze Stille zwischen den beiden, in der sie nur den Regen hörten. „Du weinst ja.” Das war das Letzte, woran sich der Junge erinnerte. Als der Krankenwagen dort eintraf war ihre kleine Hand eiskalt. Er hatte ahnen können, dass sie keine großen Chancen hatte. Trotzdem traf ihn die Nachricht wie ein Schock als er hörte, dass sie es nicht geschafft hatte. Er schwänzte die Schule, ging nicht ans Telefon und vermeidete es nach draußen zu gehen. Er konnte nach diesem Vorfall niemanden unter die Augen treten. Vielleicht wäre es das Beste gewesen, wenn er sich von seinen Freunden aufmuntern lassen hätte, aber danach war ihm nicht. Er hatte keine tröstenden Worte verdient. Erst nach und nach holte ihn die Wirklichkeit ein. Die Erkenntnis, das sie nur wegen ihm gestorben ist, das er sie umgebracht hatte. Alles war seine Schuld gewesen. Er hatte sie verloren und diesmal endgültig. „Ich hätte mich nicht in dich verlieben dürfen. Es tut mir Leid...” Hatte sie es am Ende bereut ihn zu lieben? Er spürte diese Leere in ihm. Als hätte jemand das Wichtigste aus seinem Leben entwendet. Immer wieder sah er Sakura‘s Gesicht vor sich, wie ihre Augen blasser und müder wurden. Jedes Mal, wenn er daran dachte, starb er ein bisschen mit ihr. Ein Piepsen, dann ging der Anrufbeantworter an. Das Klingeln überhörte er schon automatisch. Er hörte seine Stimme, die ankündigte, er wäre nicht zu sprechen und man könnte ihm eine Nachricht hinterlassen. Es war Naruto‘s Stimme am anderen Ende. „Hey, Sasuke... ich versuch dich schon seit Tagen zu erreichen! Wo steckst du? Ich hab dein Handy noch. Das hast du in der Klasse liegen lassen.” Sasuke sah zu dem Gerät, das die Stimme seines besten Freundes durch die Wohnung hallen ließ und war kurz davor aufzulegen. Er wollte nicht daran erinnert werden, was passiert war. Hätte er damals sein Handy gehabt, hätte er schneller Hilfe rufen können. Und sie würde jetzt vielleicht noch leben. Doch seine Gedanken wurden von Naruto unterbrochen. „Wenn du das hörst... melde dich bitte bei mir, okay? Glaub mir, Sakura hätte nicht gewollt, dass du wegen ihr leidest.” Danach ertönte ein lautes Piepsen. Er hatte aufgelegt. Eine lange Zeit starrte er den Anrufbeantworter an. Naruto‘s Worte hallten immernoch in seinem Kopf wider, ohne das er sie erneut abspielte. Sie wollte nicht, dass er litt? Wie sehr hatte sie gelitten? Wie sehr hatte er sie verletzt? Naruto konnte es nicht nachvollziehen. Er sah sie nicht wie der Schwarzhaarige sie sah. Sie empfanden nicht dasselbe. Naruto hatte eine Freundin verloren, doch was hatte er verloren? Sakura war Teil seines Lebens geworden, auch wenn er diesen Teil sehr vernachlässigt hatte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie immer für ihn da gewesen war, ihn angelächelt hatte, seine Nähe gesucht hatte. Sie hatte ihm soviel gegeben. Und was hatte er ihr geben können? Er hatte ihr nichtmal eine Antwort auf ihr Geständnis geben können. Dafür verspürte er nun den Drang es in die Welt zu schreien, auch wenn sie es nicht mehr hören würde. Wenn er es irgendwie gut machen könnte, egal wie... er würde die Gelegenheit ergreifen... „Ich werde immer bei dir sein!” Das hatte er ihr gesagt. Aber letzendlich waren es doch nur leere Worte gewesen. Ob sie sich gerade einsam fühlte? Vielleicht wartete sie auf ihn... Vielleicht gab es doch einen Weg alles wieder gut zu machen. Jeder Atemzug, den er machte, fühlte sich an wie ein Verrat an ihr. Vielleicht müsste er einfach aufhören zu atmen? Er ging in die Küche um sich ein Messer zu nehmen. Damit ritzte er sich vorsichtig in den Arm. Vorsichtig beobachtete er wie das Blut zum Vorschein trat, aber er spürte nichts. Er setzte das Messer noch einmal an, aber es schien als hätte er jegliches Gefühl verloren. Da war nur diese Leere. Und der Wunsch bei ihr zu sein. Das Blut rann langsam seinen Arm herunter. Langsam tropfte die warme Flüssigkeit auf den Boden. Aber der Anblick entlockte ihm nur ein Grinsen. Er hatte es wirklich verdient. Aber in seinen Gedanken hatte er sich den Schmerz viel stärker vorgestellt. Viel stechender. Schmerzvoller. Aber er grinste auch über seine Dummheit. Vielleicht war er einfach verrückt geworden. „Sakura... siehst du, was du aus mir gemacht hast?” „Gomen nasai...” Hätte er sich nicht an trainiert keine Gefühle zu zeigen, hätte er sicherlich angefangen zu lachen. Immernoch hallte ihre Stimme in seinem Kopf. Wie ein Echo, das ganz langsam verblasste. Aber er wollte es nicht. Er wollte ihre Stimme hören, in ihre lebhaften grünen Augen sehen, ihren zierlichen Körper in den Arm nehmen, sie beschützen. Er wollte nichts davon vergessen. Aber er hatte versagt. „Wartest du auf mich, Sakura? Bist du sauer auf mich? Hn...” Er könnte nachvollziehen, wenn sie ihn nun ohrfeigen würde, wäre sie dort bei ihm. Bestimmt würde sie ihn jetzt anschreien, er solle aufhören, er würde es doch nicht ernst meinen. Aber es war sein voller Ernst. Er hatte soviele Fehler gemacht, ihm war gar nicht aufgefallen wie viele Male er sie verletzt hatte. „Bald bin ich bei dir.”, flüsterte er. Er sah an seinem Arm hinab. Er hätte nie gedacht, wieviel Blut durch seinen Arm fließen würde. Aber es gab ihm keine Zufriedenheit. Vorsichtig tauchte er die Finger seiner anderen Hand in sein Blut und begann etwas zu schreiben. Seine Finger glitten über die Tapete und seine sonst so leserliche Schrift wurde zu einem Schmieren, das man kaum noch entziffern konnte. Er verlor das Gefühl in seinem Körper und taumelte. Aber er wusste, was dort stand. Und es war nur für eine bestimmte Person gedacht. Liebeserklärungen waren einfach noch nie seine Stärke gewesen. „Ich liebe dich, Sakura.” „Ich dich auch, Sasuke-kun.” Ich werde dich immer lieben. „Gleich bin ich bei dir, Sakura.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)