Gravity Of Love von Ace-san ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 8: Merry X-Mas - Part 2 ------------------------------------------- Auri: Fröhlich wachte ich auf. Es war Weihnachten, das Fest der Liebe. Auch wenn mein Liebster und ich getrennt feiern würden, freute ich mich auf den heutigen Tag. Pfeifend stand ich auf und ging ins Bad um mich tagfertig zu machen. Danach ging ich in die Küche, wo, entgegen meiner Erwartungen, Arho bereits das Frühstück zubereitete. „Fröhliche Weihnachten!“, rief er mir entgegen und knuddelte mich. „Danke, gleichfalls. Wie kommt’s, dass du schon wach bist?“ Arho stellte zwei Becher Kaffee auf den Tisch. „Ich konnte nicht mehr schlafen und da dachte ich mir, ich deck schon mal den Tisch“ „Du und nicht mehr schlafen können?“, lachte ich und half meinem Freund, den Tisch zu decken. Nach dem Frühstück stieg ich in mein Auto und fuhr zu Tuuli ins Krankenhaus. Sie war jetzt wieder voll bei Bewusstsein und wurde bereits auf die normale Station verlegt. Dennoch, die Ärzte meinten, dass sie sicherheitshalber noch bis Neujahr im Krankenhaus bleiben sollte. Den Morgen und den Nachmittag wollten meine Eltern und ich bei ihr verbringen und dann gegen Abend zu ihnen nach Hause nach Teisko, etwas nördlich von Tampere, fahren. Zum Glück waren die Straßen einigermaßen Schneefrei und aufgrund des besonderen Tages schön leer, was das Fahren erleichterte. Schon nach 10 Minuten war ich beim Krankenhaus. Ich parkte meinen Wagen in der Nähe des Haupteinganges und machte mich auf den Weg zum Zimmer meiner Schwester. Obwohl ich die letzte Zeit täglich hier war, hatte ich mich noch immer nicht an den Krankenhausgeruch gewöhnt. Zwar nahm ich ihn nicht mehr so stark wahr, aber er war einfach nicht wegzukriegen. Ich ging den langen Flur entlang, in dem Tuuli nun lag und öffnete leise die Tür. „Hei!“, begrüßte mich meine Schwester und setzte sich etwas auf. Meine Eltern waren noch nicht da. „Hei!“, antwortete ich mindestens genauso fröhlich wie sie, ging zu ihr hinüber und drückte sie leicht. „Fröhliche Weihnachten!“ „Danke, dir auch. Auch wenn die Atmosphäre vielleicht nicht so nett ist“, lachte Tuuli, „Na ja, wenigsten hab ich hier ein ‚hübsches’ Bild hängen.“ Immer noch lachend, deutete sie auf das „Kunstwerk“ gegenüber dem Bett. Es schien sich um ein expressionistisches Bild zu handeln, soviel ließ meine Ahnung von Kunst gerade noch zu. Es war ein stark verzerrter Kaktus darauf abgebildet. „Pekka, pass doch auf, wo du hinläufst!“, hörte ich schon aus weiter Ferne meine Mutter rufen. „Achtung, sie kommen!“, sagte ich halb belustigt, halb genervt zu Tuuli. „Hab’s auch gehört. Dann kann das Weihnachtsfest ja beginnen...“ Die Tür öffnete sich und bevor man sehen konnte, wer kommt, hörte man: „Haalloo, Tuuli! Wir sind daha!“ Dann betrat meine Mutter das Zimmer, dicht gefolgt von meinem Vater, der sich fluchend das rechte Bein rieb. Vermutlich war er gegen die Stuhlreihe unweit von Tuulis Zimmer gelaufen. „Frohe Weihnachten!“, riefen Tuuli und ich im Chor. „Ach, Auri Schätzchen, du bist auch schon da? Nein, wie schön!“, erwiderte meine Mutter überrascht. Ich warf meiner Schwester einen vielsagenden Blick zu, mein Vater schwieg, wie meistens. „Guckt mal, ich habe was zu essen mitgebracht! Belegte Brote, Schnitzel, Kuchen und Kekse... Alles was ihr wollt! Nehmt euch!“ Sie stellte einen großen Korb auf den Boden und fischte mehrere Tupperbehälter heraus, alle mit merkwürdigem Inhalt. „Na ja...“, sagte mein Vater, „Essen würd ich das nicht nennen, eher Lebensmittelzusammenwürfelung oder so ähnlich.“ Tuuli und ich lachten laut auf, meine Mutter strafte erst meinen Vater, dann uns mit beinahe schon tödlichen Blicken. Das störte uns allerdings nicht im Geringsten. Beleidigt packte meine Mutter alle Behälter zurück in den Korb, verstaute diesen unter Tuulis Bett und schwieg. Meine Mutter wäre aber nicht meine Mutter, wenn sie das lange durchhalten würde. Nur zehn Sekunden später fragte sie: „Tuuli, wie geht’s dir heute? Sind die Kopfschmerzen weg?“ „Ja, fast. Die haben hier gute Medikamente.“ „Dass du mir nicht abhängig wirst, meine Liebe!“ Ich verkniff es mir, mir irgendetwas anmerken zu lassen. Überführsorgliche Mütter können die Hölle sein, erst recht wenn man schon, wie in meinem Fall, seit mehreren Jahren in einer eigenen Wohnung wohnt. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, wo sie mich jeden Tag angerufen und gefragt hat, ob ich auch genügend Gemüse esse. „Ach Auri, hast du deinen Janne gefragt, wie es bei ihm mit Feng Shui aussieht?“, wollte sie wissen. Ich stöhnte genervt auf. „Erstens heißt er Jonne und zweitens meinte er, das einzige, mit dem er harmonisiert sei, wäre seine Gitarre“, rezitierte ich meinen Freund. „Ein Musiker!“, rief meine Mutter entsetzt, „Pekka, hast du gehört? Ein Musiker, unser Schwiegersohn ist ein Musiker!“ Mir fiel beinahe alles aus dem Gesicht. Wie kam die Frau denn nun darauf, Jonne als ihren Schwiegersohn anzusehen?? Er und ich waren gerade mal eine gute Woche zusammen. Ich versuchte, meiner Mutter diese Tatsache klar zu machen. Die Betonung lag auf dem Wort versuchte. „Und ein Musiker ist er auch nicht. Er spielt nur ein bisschen Gitarre.“ „Und was macht er dann beruflich?“ Meine Mutter blieb hartnäckig und ich gab nach. Widerstand war bei ihr zwecklos. „Ähm... das weiß ich gar nicht so genau...“, gab ich zu. Meine Mutter blickte meinen Vater entsetzt an. „Pekka!“, rief sie, „Einen arbeitlosen Hobbymusiker! Ach Gott, was ist nur aus der Gesellschaft geworden?“ Mein Vater sagte nichts, Tuuli stand kurz vor einem Lachanfall und ich konnte es mir gerade noch verkneifen, zu schreien. War es denn so schwer, zu verstehen was ich sagen wollte? Für einen kurzen Moment war es ruhig im Raum, dann meinte Tuuli: „Und was machst du morgen, Auri? Feierst du mit Jonne?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, morgen feiere ich mit Arho, Tiia und ihrem Freund bei denen zu Hause. Jonne und ich wollten uns am zweiten Weihnachtstag treffen. Und ihr?“ Ich schaute zu meinen Eltern. „Dasselbe wie letztes Jahr Gar nichts“, antwortete mein Vater trocken. „Jetzt tu mal nicht so, als würdest du etwas daran ändern wollen! Wer ist es denn, der Weihnachten ständig vor der Glotze sitzt und bescheuerte Monty Python Filme guckt?“, regte meine Mutter sich auf. „Hey, die sind kulturell wertvoll! Monty Python gehören zu den besten Comedians unserer Zeit!“, erklärte mein Vater. „Ruhig, Leute!“, rief Tuuli und hob mahnend die Hände. Welcome to my family..., dachte ich. Der Tag konnte noch heiter werden. Doch zum Glück verlief alles einigermaßen normal. Gegen 16 Uhr entschieden wir uns, die Geschenke auszupacken. Meinem Vater schenkte ich wie geplant einen historischen Krimi, wobei es mir ziemlich egal war, ob der Autor nun die Fakten beachtet hatte, oder nicht. Meine Mutter bekam mehrere Blumentöpfe und dazu Saatgut für Küchenkräuter. Auch wenn sie laut Aussage meines Vaters dadurch auch nicht besser kochen können wird, freute sie sich sehr darüber. Tuuli bekam eine DVD von ihrer Lieblingsserie „Lost“. Und von meinen Eltern bekam ich ebenfalls einen Krimi und dazu noch ein neues Notizbuch. Das passte sehr gut, war mein altes doch gerade voll geworden. Tuuli war tot traurig, dass sie uns ihre Geschenke nicht geben konnte, doch wir versicherten ihr, dass dies überhaupt kein Problem sei. Nachdem wir uns noch ein wenig unterhalten hatten, brachen meine Eltern und ich auf, um unsere restlichen Verwandten in Teisko zu besuchen. Das alljährliche Weihnachtsknuddeln bei Tante Silja war zum Glück schnell vorbei, sodass ich mich gegen acht wieder auf den Weg nach Hause machte. Der nächste Tag begann für mich erst um zehn. Heute wollte ich mal wieder ausschlafen, das hatte ich schon viel zu lange nicht mehr getan. Ausgeschlafen ging ich ins Badezimmer, wo ich als erstes unter die Dusche sprang. Kalt lief mir das Wasser über den Rücken und machte mich richtig wach. Ich ging in die Küche, wo Arho auch heute schon dabei war, das Frühstück vorzubereiten. Mensch, was war denn mit dem los in letzter Zeit? „Na, ausgeschlafen?“, grinste er, während er als Letztes die Marmelade auf den Tisch stellte. Mit einem Nicken antwortete ich ihm und setzte mich an den Tisch, Arho gegenüber. „Wann sollten wir noch mal bei Tiia sein?“, wollte er wissen. „So gegen Nachmittag.“ Ich stopfte mir meinen Toast in den Mund. Arho war zufrieden mit der ungenauen Antwort und biss ebenfalls von seinem Brot ab. Nach dem Frühstück gingen wir in unsere Zimmer um etwas zu entspannen. Ich begann mit meinem neuen Buch. Es fing schon sehr spannend an und ich mochte es gar nicht mehr aus der Hand legen, doch Arho erinnerte mich durch sein Klopfen an meiner Tür, dass wir ja noch mit Tiia und ihrem Freund verabredet waren. Ich machte mich noch etwas schick und suchte die Geschenke zusammen, bevor wir losliefen. Tiia wohnte nicht sonderlich weit von uns weg, weshalb wir auch schnell da waren. „Ah, da seid ihr ja!“, rief die Grünhaarige erfreut, nachdem wir geklingelt hatten. Auf ihrem ebenfalls grünen Rock waren viele bunte Weihnachtsmänner und Rentiere. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass diese Frau später einmal an einer Schule Politik und Geschichte unterrichten würde. Bei Arho war das kein Problem, der war von Natur aus eher ein langweiliger Mensch, aber bei Tiia? Sie führte uns in ihre Wohnung, wo ihr Freund Jussi schon auf uns wartete. Zusammen gingen wir in die Küche, die sogar noch kleiner war als unsere. „Wir haben uns gedacht, dass wir Kekse backen. Zu Weihnachten gehören schließlich Kekse!“, meinte Jussi, ein Gothic aller erster Sahne. Ich lachte. Wo die beiden Recht hatten... In der Küche stand schon alles bereit, was man für Weihnachtskekse brauchte. Sogar an die Zuckerschrift hatten die beiden gedacht. Tiia verteilte an uns alle Schürzen ehe wir anfingen, zu backen. Den Spaß, den wir dabei hatten, konnte man sich vorstellen, und so kam es, dass nach zwei Stunden zwei Backbleche voller Kekse waren, hübsch verziert mit bunten Zuckermustern. Arho schnappte sich einen und biss zufrieden davon ab. „Echt lecker“, sagte er mit vollem Mund. Dann folgte auch hier die Bescherung. Wir setzten uns um Tiias und Jussis aufblasbaren Gummiweihnachtsbaum und holten unsere Geschenke heraus. In alter Tradition wurde gelost, wer als erstes ein Geschenk auspacken durfte. Es traf Jussi. Ich drückte ihm mein Geschenk in die Hand, zwei neue „Die drei ???“ Kassetten. Er freute sich sehr darüber. Im Uhrzeigersinn ging es weiter, also bekam als nächstes Tiia ein Geschenk von ihrem Freund. Es handelte sich um eine neue permanente Haarfarbe, diesmal blau. Tiia flippte fast aus vor Freude, schließlich war ihr Grün schon fast wieder draußen. Dann war Arho dran und packte voller Freude Tiias Geschenk aus. Ich bekam beinahe einen Lachanfall, Arho guckte nur etwas irritiert. „Das hast du nicht echt gebracht, oder?“, fragte ich und betrachtete die Schürze, die Tiia mir bereits im Kaufhaus gezeigt hat. „Doch“, grinste Tiia. Arho packte die Schürze weg und gab mir sein Geschenk. Ein Reiseführer über Berlin. Er wusste, was ich mag. So ging es reihum weiter, bis jeder ein Geschenk von jedem hatte. Von Jussi bekam ich einen Einkaufsgutschein. Dann drückte mir Tiia das letzte Geschenk für diesen Tag in die Hand. Es war ebenfalls flach, wie der Gutschein. Ich packte es gespannt aus. Und hielt zwei Tickets in der Hand. „Helldone...“, ich zögerte kurz. Irgendetwas sagte mir dieser Name, ich kam bloß nicht darauf, was es war. „Na, du weißt schon! Dieses Riesen Silvesterspektakel in Helsinki!“, antwortete Tiia. „Waaas? Vielen Dank! Aber diese Tickets sind doch schweineteuer, womit hab ich das denn verdient?“, fragte ich ungläubig. „Ich dachte, du und Jonne würdet so etwas ganz nett finden. Und was das Geld angeht: Ich spare schon im Januar für Weihnachten, damit ich für eben solche Situationen ein passendes Geschenk finde. Und dieses Jahr war ich eben besonders großzügig.“ „Ich soll mit Jonne dahin gehen?“ „Klar, er ist doch schließlich dein Freund. Und außerdem muss er auf dich aufpassen: Der Sänger dieser einen Vorband, Negative oder so ähnlich, ist verdammt knackig!“ Jussi räusperte sich. „Natürlich nicht so knackig wie Jussi und vielleicht auch nicht so sehr wie Jonne, aber er passt auf jeden Fall in dein Bild von Traummann. Und die Musik ist auch gar nicht mal so schlecht“, erklärte Tiia. „Hm... ich werde mich überraschen lassen“, sagte ich und steckte die Tickets zu den anderen Präsenten. Jussi verschwand und kam kurze Zeit später mit einem Pappkarton wieder. „Lasst und ‚Activity’ spielen!“, meinte er. Dieser Vorschlag erhielt allgemeine Zustimmung. Arho und ich waren als erstes dran. Ich zog eine Karte, zeigte sie Tiia und Jussi und begann, den Begriff „Meersalz“ zu zeichnen. „Wasserdreck??“, fragte Arho, was ihm einen bösen Blick von mir einbrachte. „Stoooop, die Zeit ist um!“, rief Tiia, erfreut darüber, dass wir keinen Punkt bekommen haben. Doch sie sollte es auch nicht einfach haben. Ihr Begriff war „Wörterbuch“, wirklich nicht leicht, wenn man beim Zeichnen keine Buchstaben verwenden durfte. Allerdings schaffte Jussi es, den Begriff trotzdem zu erraten, was ihnen fünf Punkte Vorsprung einbrachte. Aber bei Pantomime hatten wir die Nase vorn! Mit vollem Körpereinsatz machte Arho die verrücktesten Verrenkungen, sprang herum und verzweifelte, wenn ich nicht sofort auf den richtigen Begriff kam. Doch meistens kamen wir schon nach ein paar Versuchen auf die Lösung, nur das Wort „Riesenschritt“ bereitete ein paar Probleme. Dabei war es doch eigentlich ganz leicht. Den ganzen Abend ging es so weiter, nach „Activity“ folgte „Monopoly“ und sogar „Stadt, Land, Fluss“ kam nicht zu kurz. Gegen zehn machten Arho und ich uns auf den Heimweg. „Das war doch ein vollkommen gelungener Abend, oder Auri-Schatzi?“, wollte mein Mitbewohner wissen. „Aber auf jeden Fall, hab lang nicht mehr so gelacht. Und wie man ‚Heizungsrohr’ pantomimisch vormacht, zeig ich dir irgendwann noch mal. Das ging ja echt gar nicht!“, grinste ich. „Ja, ja... Reib es mir ruhig noch mal unter die Nase. Ich fand das auf jeden Fall eindeutig.“ „Eindeutig zweideutig, stimmt.“ Zuhause angekommen, schmiss ich mich sofort ins Bett. Bevor ich allerdings schlafen ging, las ich noch ein paar Seiten. Ein Piepen riss mich aus dem Schlaf. Ich hatte eine SMS bekommen: Guten Morgen, Süße! Wollte nur sichergehen, dass du unsere Verabredung nicht vergisst :-* Jonne Ach wie süß! Die SMS zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich antwortete ihm sofort: Als ob man dich vergessen könnte Fröhlich stand ich auf und stieg unter die Dusche. Als ich in die Küche kam, musste ich feststellen, dass Arhos Weihnachtseuphorie nun vollends verschwunden war: Kein gedeckter Tisch und auch von meinem Mitbewohner fehlte jede Spur. Er befand sich womöglich noch im Traumland. Ich steckte zwei Toasts in den Toaster und machte Kaffee. Mit Schmierkäse und Messer bewaffnet, setzte ich mich an den Küchentisch und wartete auf das Toast. Das laute „Plonk“ ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem ich fertig gegessen hatte, machte ich mich auf den Weg zu Jonne. Dort angekommen, erwartete mich schon die nächste Überraschung. Kaum hatte ich geklingelt, da öffnete sich schon die Tür und mein Freund begrüße mich mit den Worten: „Ich hoffe, 38 passt dir!“ Breit grinsend hielt er zwei paar Schlittschuhe hoch. „Oh nein, bitte nicht!“, lachte ich. Eislaufen war etwas, was ich gar nicht konnte. „Das sehe ich als ein ‚Ja’ an.“ Jonne grinste immer noch und trat aus der Tür hervor, die er hinter sich schloss. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum See, dessen Eisschicht im Winter dick genug war, um darauf die merkwürdigsten Sachen zu machen. Wir zogen unsere Stiefel aus und tauschen sie gegen die Kufen. Mehr schlecht als recht stolperte ich auf das zugefrorene Gewässer zu. Zufrieden stellte ich fest, dass es Jonne nicht besser ging. Doch sobald er das Eis betreten hatte, stellte er sich als wahrhaftige Eisprinzessin heraus. Oder besser gesagt Eisprinz. Er fuhr, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Ich kam mir gegen ihn wie ein Schlittschuh fahrendes Schaf vor. „Na, das geht aber besser!“, meinte er dann auch noch lachend und fuhr rückwärts an mir vorbei, nur um mich dann von hinten zu umarmen. Ich wäre beinahe vor Schreck gestorben, doch der Kuss, den er mir gab, sobald er mich umgedreht hatte, machte alles wieder gut. Ich löste mich von seinen Lippen. „Du, Jonne“, fragte ich, „hast du Silvester eigentlich schon etwas vor?“ Jonne sah mich traurig an. „Ja, leider schon. Und das lässt sich auch nicht verschieben, obwohl ich viel lieber mit dir feiern würde.“ „Hm...“, sagte ich enttäuscht, „Schade.“ „Aber das ist jetzt keine Ausrede um nicht mehr weiterfahren zu müssen!“, ermahnte Jonne mich und schob mich vorwärts. Drei Stunden fuhren wir noch weiter, ehe uns der Hunger überkam. Also zogen wir wieder unsere normalen Schuhe an und gingen zurück zu Jonne, wo wir in aller Ruhe etwas aßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)