Gravity Of Love von Ace-san ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 3: Crazy Shopping - Part 2 --------------------------------------------- Auri: „Ist Etwas nicht in Ordnung mit dir?“, fragte Tiia mit vollem Mund. Ich schaute auf. „Wieso?“, fragte ich zurück. „Na ja, wenn jemand sein Frühstück verweigert und dann wie blöd auf seine bereits zerrissene Papierservierte starrt, kann man das schon annehmen“, antwortete die Grünhaarige mir. „Kein Grund zur Sorge, mir geht es gut.“, versuchte ich sie, und gleichzeitig auch mich, zu überzeugen. Wieso bloß hatte diese Begegnung mich gerade so aus den Socken gehauen? Was ist denn schon dabei, wenn ein flüchtiger Bekannter mit seiner Freundin in eine Bäckerei kommt? Gehört doch schließlich zum Alltag. Trotzdem wollte ich den Ort des Geschehens so schnell wie möglich verlassen. „Bist du fertig?“, wollte ich von Tiia wissen und stand von meinem Stuhl auf. „Wie soll ich innerhalb von zehn Minuten zwei französische Frühstücke schaffen??“ Das war natürlich ein Argument… „Weißt du was? Wir nehmen sie einfach mit. Langsam krieg ich nämlich doch Hunger.“, sagte ich, und das war noch nicht einmal gelogen. „Aber dann können wir doch auch hier bleiben.“ „Eben nicht.“ „Deine Gedankensprünge muss man nicht verstehen!“ Stöhnend fügte sich Tiia meinem Wunsch und stand ebenfalls auf. Nachdem wir bezahlt hatten, verließen wir gemeinsam die Bäckerei, unser Frühstück in den Händen. „Hast du schon eine Idee, was du Arho schenken willst?“, fragte Tiia. Ich schüttelte den Kopf. „Ich auch nicht. Was will man ihm auch schenken? Er ist so… na, ich weiß auch nicht.“ Wehe, Tiia sagt noch einmal, dass man meine Gedanken nicht versteht! Nach einem kurzen Gang kamen wir in der Fußgängerzone an. Wie immer zur Weihnachtszeit war viel los, überall liefen Menschen eilig hin und her, einige mit voll beladenen Einkaufstüten, andere ohne. Man konnte die vorweihnachtliche Atmosphäre fühlen. Das Kaufhaus, auf welches wir zusteuerten, war mit duzenden Lichterketten behangen, die allerdings nicht brannten. Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn um halb elf Uhr morgens schon die Lichter leuchteten. „Puh, es ist ganz schön viel los heute.“, sagte ich. „Wundert dich das? Morgen ist schließlich der dritte Advent. Ohh, in etwa einer Woche ist Weihnachten!! Ich freu mich so! Das ist das Fest der Liebe!“ „Tiia! Komm wieder runter! Sonst krieg ich noch Angst!“, versuchte ich meine beste Freundin auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Sie schaute mich böse an. „Darf ich mich nicht einmal freuen?“ Ich atmete tief aus, gab aber keine Antwort. Warum auch, es war ja schließlich eine rhetorische Frage. In der Zwischenzeit waren wir bei dem Kaufhaus angekommen und betraten es. Überraschenderweise war es leerer als wir vermuteten, sodass wir uns gleich auf die angebotenen Waren stürzten. Ich überlegte, für wen ich alles ein Geschenk besorgen musste. Für Arho natürlich und für Tiia. Und für meine Eltern und meine Schwester. Sonst noch jemand? Nein, mehr fielen mir nicht ein. Nun, Tiias Geschenk konnte ich jetzt natürlich nicht besorgen, das musste ich an einem anderen Tag machen. „Hey, hey, hey, hey!! Ich hab was für Arho für dich!!“, rief Tiia mir durch den halben Laden zu. Was denn nun? Für Arho oder für mich? Auf diese Frage antwortete sie: „Für Arho was du ihm schenken könntest.“ Na da war ich aber gespannt. Ich lief in ihre Richtung. „Was hältst du davon? Ich mein nur, weil er jetzt doch so gern kocht…“ „Tiia, erstens kocht er nicht gerne, ich zwinge ihn dazu, und zweitens ist das eine Kochschürze auf der der Körper eines nackten Mannes abgebildet ist. Findest du das nicht etwas niveaulos?“ Ich schüttelte den Kopf. Auf so etwas konnte nur Tiia kommen. „Also nicht? Okay. Dann such selber.“ Das würde ich auch machen, sonst bekam ich noch Ärger. Nein, so schlimm war Tiia natürlich nicht, bloß etwas „strange“. Ja, dieses Wort traf es am besten. „So war das nicht gemeint. Es ist bloß… so eine Schürze passt einfach nicht zu Arho.“ „Schon klar. Hätte mich auch gewundert, wenn du darauf eingegangen und das Ding gekauft hättest.“, sie schaute auf das Preisschild, „Oh, vierzig Euro sind auch ziemlich happig für so nen Fummel.“ Tiia hing die Schürze wieder zurück und wir streiften weiter durch das Einkaufsparadies. „Was holst du denn für deine Eltern, Auri Schatzi?“ „Ich denke, für meinen Vater werde ich ein Buch holen. Irgendwas Historisches… und für meine Mutter vielleicht was nützliches.“ „Was nützliches, verstehe.“, grinste Tiia, dann fuhr sie fort: „Aber bei diesen historischen Romanen musst du aufpassen. Nur wenige beachten die Fakten!“ Ja, da sprach die Fachfrau. „Machs doch besser“, lachte ich. „Nee, ich kann so was nicht. Bei mir würde die Hauptperson rosa Elefanten sehen. Oder noch schlimmer!“ Ich wollte nicht widersprechen, denn es stimmte, was Tiia da gesagt hatte. Sie hatte eine sehr merkwürdige Fantasie. „Boah! Das ist genau das Richtige für Arho!“, rief meine Freundin. „Was ist es diesmal?“ „Ein Wecker! Guck mal, was da drauf steht: NEGATIVE. Wenn das nicht zu Arholein passt? So ungern wie der aufsteht.“ Ich musste lachen. Ja, Arho war schon ein Langschläfer. Aber ich hielt es für ziemlich unhöflich, ihm einen Wecker zu schenken. „Lass mal, nachher denkt er noch schlecht über uns.“, redete ich ihr die Idee aus. „Feierst du Heiligabend mit deinen Eltern?“, wollte Tiia wissen. Arho war auch bei seinen Eltern und Tiia hatte ihren Freund. Und da sie die einzigen richtigen Freunde waren, die ich hier in Tampere hatte, wollte ich nicht allein rum sitzen und hatte mich bei meinen Eltern angemeldet. „Hab sie schon lange nicht mehr gesehen. Die Uni ist grad ziemlich stressig für mich.“ „Ja, ich weiß. Aber das wird wieder.“, antwortete Tiia, lenkte aber gleich wieder vom Thema ab, da sie ein weiteres mögliches Weihnachtsgeschenk sah. „Deine Mum macht doch Yoga, oder? Dann wäre das hier doch genau das Richtige. So als Gag.“ Tiia hob ein kleines Notizbuch hoch mit der Aufschrift: Yoga für Kühe. „Spinnst du? Meine Mutter macht mich einen Kopf kürzer wenn ich damit ankomme.“, rief ich entsetzt aus. Obwohl… lustig war es ja. „Mein Gott! Da will man dir mal helfen und dann pflaumst du einen gleich so an.“ „Sorry, das war nicht so gemeint. Aber du kennst meine Eltern nicht. Sie sind, was so was angeht, ziemlich komisch.“ „Schon gut. Warte, ich geh mal eben für kleine Tiias. Bin gleich wieder da.“ Ich holte mein Handy heraus und spielte ein bisschen herum. Völlig in Gedanken versunken drückte ich im Menüpunkt „Empfangene Rufe“ auf den grünen Hörer und hielt mein Handy ans Ohr. „Ja?“, meldete sich Jonne. Oh verdammt! Ich hatte jetzt nicht wirklich bei ihm angerufen, oder?? Scheiße… „Ähm… ja hei Jonne, ähm… ich bin’s Auri…“, stotterte ich mir was zusammen. Was sagte ich bloß? „Ja hei, was ist los? Warum rufst du an?“, wollte er wissen. Eine sehr gute Frage, eine wirklich sehr gute Frage. In dem Moment kam Tiia wieder, ein überdimensionales Weihnachtsmannkostüm hochhaltend. Sie war kurz davor, etwas zu sagen, doch mit einer Handbewegung brachte ich sie dazu, ruhig zu sein. „Ähm ja ich wollte fragen, ob wir uns vielleicht treffen könnten… Also meine Freundin und ich sind gerade auf Shoppingtour und… na ja… ich hab dich vorhin gesehen, da wollte ich dich fragen ob du uns vielleicht begleiten möchtest. Ich könnte gut jemanden gebrauchen, der mich hier und da mal berät. Wir besorgen nämlich Weihnachtsgeschenke. Naja und zum Beispiel bei meinem Mitbewohner weiß ich nie so recht was ich ihm schenken soll und meine Freundin ist mir auch keine große Hilfe, die… wählt irgendwie immer absolut genau das Falsche“, versuchte ich zu erklären. Tiia warf mir einen bösen Blick zu. „Ähm…“, Jonne zögerte kurz. Wahrscheinlich war seine Freundin in der Nähe, „… ja ok… wo und wann treffen wir uns?“ „Ähm… dort wo sich unsere Blicke trafen… um zwölf… schaffst du das?“, antwortete ich ihm. Wo sich unsere Blicke trafen?? Was faselte ich denn für einen Stuss? „Äh… ja klar kein Problem… ich denke das dürfte zu schaffen sein…“, versprach er mir. Mal sehen was draus wird… Ohne Tschüss zu sagen legte ich den Hörer auf und sah Tiia entsetzt an. „Hau mich!“, befahl ich ihr. „Mann, Mann, Mann, du bist aber ganz schön verknallt“, stellte sie trocken fest und haute mich wirklich. „Aua! Spinnst du? Moment, was hast du gerade gesagt? Ich soll verknallt sein? In den?“ Ich zeigte auf das Handy. Auf so was konnte auch nur Tiia kommen. „Das war gerade mehr als offensichtlich, Auri Schatzi. `Dort wo sich unsere Blicke trafen…´ hach, wie romantisch. Und dein unsicheres Gelaber die ganze Zeit. Alles Indikatoren.“ „Ich kann gar nicht in Jonne verliebt sein. Ich kenn ihn doch erst seit vorgestern. Und außerdem haben wir überhaupt gar keine gemeinsamen Interessen. Der ist viel zu unpünktlich. Er war es… gestern… Ach, das wichtigste: Er hat eine Freundin.“ „Hä? Jetzt steig ich gar nicht mehr durch. Du triffst dich mit fremden Kerlen, die ne Freundin haben? Was bist du denn für eine? Er könnte ja sonst was sein…“ „Also, es war so…“ Schnell erzählte ich Tiia die ganze Geschichte. Sogar den Traum ließ ich nicht aus. „Das ist echt gruselig. Wann wollte er kommen? Um zwölf?“ Sie schaute auf ihre Uhr. „Dann mach ich mich mal auf den Weg. Wenn ich eh immer das Falsche aussuche, ist es wohl besser, wenn ich euch allein lass“, sagte sie und zwinkerte mir zu. Tolle Freundin, in der Not ließ sie einen im Stich. Was soll’s? Nach kurzer Zeit machte auch ich mich auf den Weg zur Universitätsbibliothek. Was wohl wäre, wenn ich einfach nicht komme? Ob Jonne sauer wäre? Oder erleichtert? Richtig begeistert war er von meinem Vorschlag, shoppen zu gehen, ja nicht gerade. Der Gedanke, nicht zum Treffen zu gehen, nahm immer mehr Form an. Vielleicht war es albern, aber je näher ich der Bibliothek kam, desto sicherer war ich mir, dass ich das Treffen gar nicht mehr wollte. Mit jedem Schritt wurde ich nervöser, ging immer langsamer, um möglichst lange zu brauchen. Es war Punkt zwölf als ich mein Ziel erreicht hatte. Nun hieß es warten. Oder doch lieber gehen? Wieso war ich überhaupt so aufgeregt? Das war ich bei dem ersten Treffen doch auch nicht. Was, wenn ich wirklich verliebt war? Aber das war ja völliger Schwachsinn. Oder? Je öfter ich mir diese Frage stellte, desto klarer wurde mir, dass dieses Treffen nicht stattfinden konnte. Und das hatte nichts mit Jonne zu tun. Zehn nach zwölf, Jonne war immer noch nicht da. Doch dieses Mal kam es mir sehr gelegen. So konnte ich jetzt wenigstens fliehen. Schnell rannte ich um die nächste Ecke, in der Hoffnung, dass Jonne aus der anderen Richtung kam. Ich hatte Glück, ich war allein auf der Straße. Doch wo sollte ich hin? Zu Tiia konnte ich nicht, nach Hause wollte ich nicht. Obwohl ein Ratschlag von Arho jetzt wahrscheinlich genau das Richtige wäre, wollte ich ihn nicht schon wieder mit meinen Problemen belasten. Ich entschloss mich, zum Hafen zu gehen. Er war ganz in der Nähe und obwohl dort immer eine Menge los war, war dies einer der Orte wo ich am besten nachdenken konnte. Ich setzte mich auf eine relativ schneefreie Bank und schaute auf das Wasser. Hatte ich das Richtige getan? Oder war ich einfach nur feige? Was würde Jonne jetzt von mir denken? Er würde mich wahrscheinlich für eine zickige Kuh halten, der es Spaß machte mit ihm zu spielen. Aber war ich etwas anderes? Eher nicht. Ich versuchte, meine Gedanken völlig von Jonne zu lösen und für einige Zeit gelang es mir. Verdammt war ich albern! Ich war doch kein Teenager mehr, der vor jedem Problem wegläuft. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es noch nicht zu spät war. Zwanzig vor eins. Zum ersten Mal in meinem Leben hoffte ich, dass jemand unpünktlich war und so schnell ich auf den glatten Straßen konnte, lief ich zurück zur Bibliothek. Ich kam mir vor wie in einer schlechten Soap, wo die Hauptdarstellerin ihrem großen Schwarm hinterher rennt. Nach fünf Minuten war ich da, von Jonne weit und breit keine Spur. „Puh, gerade noch rechtzeitig“, sagte ich zu mir selber. Doch dann sah ich auf und konnte in letzter Sekunde erkennen, wie er in einen Bus stieg und in Richtung Norden davonfuhr. „Scheiße!“, dachte ich. Das war mal wieder typisch. Wieso passierte so was immer nur mir? Was sollte ich jetzt tun? Ich entschloss mich nach Hause zu gehen und mich bei Arho auszuheulen. Bei ihm konnte man das noch am besten. Doch was sollte ich ihm sagen? Wie sollte ich ihm die Situation erklären? Am besten sagte ich ihm einfach wie es war. Und er würde irgendetwas Nettes sagen und mir würde es dann besser gehen. So war es immer wenn ich Mist gebaut hatte was leider recht häufig der Fall war. Kaum war ich zu Hause angekommen, rief ich auch schon nach meinem Mitbewohner. „Was willst du?“, fragte er. „Mit dir reden.“, antwortete ich, „Ich habe Mist gebaut.“ „Ach Auri Schatzi, wie kriegst du das bloß immer hin? Aber was ist es diesmal?“ Wir gingen ins Wohnzimmer und setzen uns auf die Couch. Dann erzählte ich ihm alles, was heute passiert war, angefangen mit der Situation in der Bäckerei bis hin zu meiner Flucht vor ihm. Nur das Gespräch mit Tiia ließ ich weg. „Was soll ich denn jetzt machen? Er hält mich jetzt doch sicher für eine eingebildete Tussi!“, meinte ich geknickt. „Ja, das könnte durchaus sein.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Aber es gibt eine Möglichkeit, das wieder gerade zu biegen.“ Ich schaute auf. Da war ich gespannt. „Ja?“, fragte ich. „Du musst ihn anrufen und ihm alles erklären“ „Mensch, Arho! Das kann ich aber nicht. Was soll ich ihm denn sagen??“ „Das musst du selbst entscheiden, Liebes.“, sagte er. Viel half mir das nicht, aber etwas anderes konnte ich in dieser Situation von Arho nicht erwarten. Er gab mir Tipps, aber umsetzen musste ich sie selber. „Soll ich das wirklich machen?“ „Dir scheint was an diesem Jonne zu liegen, sonst würdest du hier nicht sitzen. Und wenn dir was an ihm liegt, dann ruf ihn an!“ Er hatte Recht. Wieso hatte er immer Recht? Mir wäre es auch mal ganz nett, wenn er nicht immer Recht hätte. „Meinst du wirklich? Okay, aber auf deine Verantwortung.“ Ich zog mein Handy aus der Tasche. Sollte ich? Ich zögerte, doch Arho nickte mir aufmunternd zu und verließ das Wohnzimmer. Ich atmete einmal tief ein und drückte die Wahlwiederholung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)