Starcraft von Teak-Wan-Dodo (Söldnerarbeit) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> Krull City, Hauptstadt der Liga-Kolonie Krull II Ohne Unterlass heulten die Geschütze der schweren Kampffahrzeuge und –walker, Gaußgewehre und Schrottflinten der Koloniemiliz. Soldaten schrieen Befehle oder kreischten vor Angst und Panik. In der Nähe der Hauptstraße stürzte eine Lagerhalle in sich zusammen, als eine Lanze Arcitar-Belagerungspanzer ihre schweren Schockkanonen auf das Gebäude abfeuerten. Aus den Überresten ertönte das Gekreische von eingesperrten oder verwundeten Zerg. Sofort beharkten die Panzer die Überreste aufs neuste und schalteten die letzten Zerg aus. Doch der Strom der Angreifer nahm nicht ab. Aus allen Ecken und Winkeln krochen weitere Zerglinge und Hydralisken hervor und schwärmten auf die Belagerungspanzer zu, deren Kanonen weiter schossen. Dieses Bild spielte sich in ganz Krull City ab. Menschen kämpften ohne unterlass gegen die vorrückenden Krieger der Zerg. Wo eine Welle Zerg-Angreifer zurück geschlagen wurde, kam direkt die nächste nach. Es nahm kein Ende und jeder wusste, dass die Stadt – nein, der ganze Planet – verloren war. Commander Lars Paulson starrte auf die zehn Bildschirme in seiner Kommandozentrale. Das Bild von kämpfenden Marines war auf jeden von ihnen zu sehen. Sie wechselten ständig, damit der Liga-Offizier einen Überblick über die Schlacht bekam. Es sah gar nicht gut aus. Auf Monitor Nr. 6 sah er gerade, wie ein Rudel Zerglinge über einen Bunker herfiel, aus dem die Stichflammen von Gaußgewehren und Flammenwerfern hervor schossen. Der Commander sah, wie eine der massiven Stahlbetonwände in sich zusammen brach und die Ungeheuer in das Innere des Bunkers strömten. Bevor er die entsetzten Schreie seiner Männer hören konnte, wechselte das Bild bereits und zeigte einen Goliath-Walker, der ganze Reihen von Zerg niedermähte, dicht gefolgt von Marines und Milizionären. „Wie sieht es aus, Commander?“, erklang die Stimme des hiesigen Magistraten. Der Liga-Soldat wand sich der kleinen, zierlichen Person zu, die hinter ihm an einem alten Bürotisch saß und eine alte Nadelpistole reinigte. Samantha Lightnow war eine junge Frau, hatte gerade die Dreißig überschritten. Mit ihrer zierlichen Gestalt, den dunklen Haaren und den braunen Augen, wirkte sie auf viele Männer als eine einfache Bürokratin, doch das war sie ganz bestimmt nicht. Sie war eine Kämpferin, vor einigen Jahren selber noch Mitglied der Kruller Miliz, bevor sie das Amt des Magistraten übernommen hatte. Doch auch für die erfahrende Kämpferin war ein Angriff der Zerg eine große Herausforderung. Paulson, der in seiner Kommando-Servorüstung gute zwei Meter groß war, stampfte zu dem Tisch hinüber und überließ den Technikern die Überwachung der Schlacht. „Ma´am, wenn ich ehrlich sagen darf“, brummte der alt gediente Commander, „dann würde ich sagen, das wir verdammt noch mal im Arsch sind. Die Zerg überrennen langsam, aber sicher unsere Stellungen. Wenn wir nicht evakuieren, dann sind wir alle Käferfutter.“ Samantha legte die Nadelpistole vor sich ab und faste mit einer Hand an ihre Stirn, gefolgt von einem tiefen Seufzer der Frustration. „Haben wir immer noch keinen Kontakt zum Oberkommando auf Korhol?“ „Nein. Ich schätze, die Satteliten werden gestört oder sind bereits Weltraumschrott.“ Der Commander warf einen Blick über die gepanzerten Schultern zurück zu den Überwachungsmonitoren. Dann sah er den Magistraten wieder an. „Scheiße“, fluchte Samantha und schlug mit einer Faust auf die Tischplatte, die ätzend protestierte. Die junge Frau stand auf und ging hinüber zu der Sendestation. Dabei lief sie einfach an Paulson vorbei, als würde er nicht existieren. „Haben sie einen neuen Hilferuf hinaus geschickt?“, fragte sie den Techniker, der konzentriert auf die Geräusche aus dem Headset der Kom-Station lauschte. Der Mann sah auf und sagte: „Habe ein dauerhaftes Notsignal hinaus geschickt. Keine Ahnung, ob jemand es empfangen hat, Ma´am. Kann auch sein, das es nicht mal Krull verlassen hat.“ Der Magistrat wirbelte zu Commander Paulson herum und sagte wütend: „Wir sind mehr als nur im Arsch, Commander. Wir sind Zerg-Futter! Wir haben keine Möglichkeit, hier weg zu kommen. Die wenigen Frachter, die uns geblieben sind, reichen nicht aus, um die gesamte Bevölkerung, geschweige ein Viertel in Sicherheit zu bringen.“ „Wir können immer noch in eine andere Stadt verlegen“, erwiderte der Commander ruhig. „Das bringt uns genau so viel, Commander“, entgegnete Samantha hitzig. „Die Zerg werden auch diese Stadt überrennen.“ „Wahrscheinlich. Aber so gewinnen wir etwas Zeit, bis Verstärkung eintrifft.“ „Verstärkung?“ Die junge Frau ging auf den Commander zu und presste ihren Finger gegen den Brustpanzer von Paulsons Servorüstung. „Das einzige, was bisher hier angekommen ist, war ihre Einheit. 300 Marines und eine handvoll Kampffahrzeugen. Dazu kommt, dass der Kreuzer, der sie hier abgesetzt hat, einfach davon geflogen ist! Die Liga hat uns abgeschrieben, Commander!“ „Die Liga ist nicht die Konföderation, Miss Magistrat“, sagte Commander Paulson zornig und warf der kleinen Frau einen warnenden Blick zu. Sollte sie es auch nur in Betracht ziehen, die Terranische Liga mit der verbrecherischen Konföderation zu vergleichen, würde er sie auf der Stelle erschießen. Samantha fing sich wieder und strich sich durch das verfilzte Haar. „Verzeihen Sie, Commander. Zu wenig Schlaf.“ „Wie sie meinen, Ma´am“, entschied Paulson und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ich empfehle dennoch die Stadt zu evakuieren.“ Samantha zögerte und der Liga-Offizier fragte sich, ob sie nicht auf die törichte Idee kommen könnte, mit den Frachtern einen Fluchtversuch von Krull zu wagen. „Ich habe eine Antwort!“, rief plötzlich der Kom-Techniker und gab ein begeistertes „Juhu!“ von sich. Der Commander und der Magistrat stürmten hinüber zu der Kom-Station und sahen auf den Bildschirm. Darauf war ein Mann Mitte Vierzig zu sehen, der sich seit mindestens einer Woche nicht mehr rasiert hatte. Sein braunes Haar war von einigen wenigen grauen Haarsträhnen durchzogen und seine blau-grauen Augen zeugten von jahrelanger Erfahrung. Samantha schnappte sich das Headset des Technikers. „Hier spricht Samantha Lightnow, Magistrat von Krull II. Wir werden von einem Schwarm Zerg angegriffen und stecken tief in der Klemme. Können sie uns helfen?“ „Hier Captain Avasho Talon, Commander der Nightreapers“, sagte der Mann. „Sind bereits auf den Weg. Verschanzt euch und packt euer Zeug zusammen.“ *** Schwerer Kreuzer Iwo Jima, Kommandoschiff der Nightreaper-Söldner auf dem Weg nach Krull II Avasho Talon stand auf der Kommandobrücke der Iwo Jima und starrte auf die Planetenkarte von Krull II, die er über Datentransfer vom Magistraten des Planeten bekommen hatte. Laut den Bildern sah es verdammt Übel für die Kolonisten aus. Über die Hälfte des Planeten war bereits Zerg-Verseucht und der Schwarm gewann rasant an Boden. „Sieht mal nach einer richtigen Herausforderung aus“, grinste Guy Montag, einer stämmiger und ziemlich ungehobelter First Lieutenant, der die Gamma-Kompanie, die Fire Bison´s, führte. Der Kerl hatte eine dicke Zigarre im Mund und zog genüsslich daran. „Klappe, Guy“, sagte Avasho und warf seinem Stellvertreter, Lt. Commander Djego Cortex, einen kurzen Blick zu. Der braungebrannte Mann mit dem pechschwarzen Haar und den dunklen Augen erwiderte den Blick seines Waffenbruders. „Irgendwelche Ideen?“, fragte Avasho und hob eine Augenbraue an. „Einfach runter gehen und eine nette Grillparty steigen lassen“, meinte Guy und lachte. Wahrscheinlich spielte sich vor dem inneren Auge des Firebat-Kämpfers bereits die ganze Schlacht ab. Mit sehr, sehr viel Feuer und einer Menge gegrillter Zerg. Cortex strich sich über das glatte Kinn und betrachtete die Karte. „Wir sollten erst einmal den Bereich über den letzten Städten sichern“, meinte der Pilot. „Dann können wir unsere Transporter sicher runter bringen.“ „War ja klar, dass so was kommt“, schnaubte Guy und zog kräftig an seiner Zigarre und verpestete die Luft um sich herum. „Lasst mich und meine Jungs das mal machen. Werden mit den Zerg auch so fertig.“ Avasho wollte bereits sagen ‚Guy, du verdammter Vollidiot, halt endlich deine stinkende Schnauze’, verkniff es sich aber wieder, als er einen neuerlichen Blick auf die Karte geworfen hatte. „Na gut, Guy“, meinte er und sah den großen und kahlköpfigen Mann an. „Die Bison´s können als Vorhut runter. Wir setzen euch hier ab.“ Avasho zeigte auf eine Stelle, die noch meilenweit von der nächsten Zerg-Präsenz entfernt lag. „Da kannst du ein Camp errichten, während wir den Orbit weitestgehend säubern.“ Guy sah auf die Karte und grunzte abschätzig, bevor er dennoch nickte. „Geht klar, Chef“, sagte er und stampfte davon, um seine Männer auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Cortex sah dem bulligen Firebat nach, bevor er dem Söldneranführer einen fragenden Blick zu warf. „Was soll das denn?“, fragte der Pilot ihn. „Du kennst die Bison´s. Die werden alles in Schutt und Asche legen, bevor wir überhaupt angefangen haben.“ Avasho grinste seinen alten Freund an und meinte: „Willst du ihn an Bord haben, wenn die Action los geht?“ „Ah, verstehe.“ Cortex erwiderte das Brinsen und schüttelte leicht den Kopf. „Da hab ich nicht dran gedacht.“ „Deshalb bin ich auch der Chef, Djego.“ Der Söldnerführer schaltete die Karte ab und ging hinüber zum Kommandosessel der Brücke, der mit Bildschirmen und Knöpfen ausgestattet war. „Mach die Nightreapers fertig. Wir müssen sofort zuschlagen, wenn wir aus dem Warp kommen.“ „Aye, aye, Captain“, sagte der Lt. Commander und salutierte knapp, bevor er ebenfalls die Brücke verließ, um zur Hellhound, dem zweiten Kreuzer der Behemoth-Klasse, der den Nightreapers gehörte, überzusetzen. *** Orbit um die Koloniewelt Krull II, schwerer Kreuzer Iwo Jima, Kommandoschiff der Nightreaper-Söldner „Bereit für Sprung in Normalraum!“, rief der Steuermann der Iwo Jima. „Roter Alarm für alle Stationen!“, befahl Avasho, der sich in seine CMC-300-Servorüstung gepackt hatte. Er saß in seinem Kommandosessel und betrachtete die Anzeigen, die über die Bildschirme schwirrten, gab gelegentlich einen Befehl durch Knopfdruck. „Status Geschütze und Raumjäger.“ Der Techniker lauschte einen Moment und antwortete: „Geschützstellungen melden Bereitschaft.“ Wieder lauschte er. „Staffeln Alpha, Beta, Delta und Omega melden Bereitschaft.“ „Gut“, murmelte der Söldnerführer und warf einen Blick auf den Bildschirm der sesselinternen Kom-Einheit. Bisher hatte er dort keine Meldung erhalten. Hoffentlich sind sie in Stellung gegangen. Ansonsten trete ich euch tierisch in den Arsch, dachte Avasho grimmig. „Was sagt die Hellhound?“ „Bellt kampfeslustig“, meinte der Techniker und kicherte leise, bevor er sich wieder seiner Station widmete. „Klingt doch viel versprechend.“ Avasho warf erneut einen Blick auf den Monitor und fand die erhoffte Nachricht. ‚Sind in Position, Chef.’ „Also dann. Mach alle Kanäle der Iwo Jima frei.“ „Sofort!“ Einen momentspäter hörte Avasho ein leises rauschen in den Kopfhörern seines Headsets. „An alle“, sprach er in das Kehlkopfmikro. „Leute, wir springen gleich in Normalraum. Haltet euch fest und ladet eure Waffen durch. Wir werden jetzt ein paar Zerg in Hackfleisch verwandeln.“ Avasho gab dem Kom-Techniker ein Zeichen. Dann richtete er sein Augenmerk auf den Steuermann, der bereits für den Normalsprung war. „Na dann los. Bring uns raus, Steuermann.“ Der Söldnerführer spürte einen Druck auf seinen Ohren und in seinem Körper, das leichte Beben des Schiffes selbst, als der schwere Kreuzer in den Normalraum sprang. Bildschirme, die gerade eben noch Schwarz gewesen waren, erwachten zum Leben und zeigten Bilder von der Kolonie Krull II. Die Außenkameras der Iwo Jima zeigten dem Captain eine leicht grüne Welt, die um eine kleine Sonne kreiste. Doch einen Moment später zeigte sie kleine Punkte, die man für Schmutz halten konnte, würde man es nicht besser wissen. „Jede menge Zerg haben Kurs auf uns genommen!“, rief der Techniker der Sensorenstation. „Verdammt. Das sind mehr als jede menge.“ „Schickt die Jäger raus“, befahl Avasho über seine Kom-Einheit, während er die sich nähernden Zerg im Auge behielt. Verdammt viele Käfer, schoss es ihm durch den Kopf und er wünschte sich, eine verdammt große Flasche Käfer-Ex dabei zu haben. Einen Augenblick später füllten Raumjäger der Wraith-Klasse seine Bildschirme, die kampfbereit den Zerg entgegen flogen. „Yamato!“, brüllte Avasho und bewegte seine rechte Hand langsam über den Auslöser der gefürchteten Laserkanone. „Geladen und einsatzbereit, Captain!“, rief der Waffenoffizier aus seiner Ecke der Brücke. „Staffeln! Aus den Weg!“, brüllte der Söldnerführer ins Mikro. Noch bevor die ersten Maschinen auswichen, donnerte Avashos gepanzerte Faust auf den Auslöser der Yamato-Kanone. Eine Kugel aus gebündelter Energie leuchtete tödlichrot vor dem Lauf der Yamato-Kanone auf. Nur einen kurzen Augenblick später entlud sich die Energie und schoss als Strahl auf die Zerg zu. Die erste Welle hatte keine Chance auszuweichen. Ein Haufen Zerg wurde von dem Energiestrahl einfach weg gebrannt – wie Ameisen von einem Lupenglas. Doch es waren noch genug Gegner übrig. „Fordere Batterien, Feuer frei!“, befahl der Captain und beobachte auf seinem Bildschirm, wie die Geschützstellungen und -Türme der Iwo Jima die sich nähernden Zerg aufs Korn nahmen. Die Wraiths schossen sofort auf die Zerg zu und ließen ihre Lasergeschütze losfeuern, gefolgt von Raketensalven. „Hat die Hellhound ihre Position erreicht?“, wollte Avasho nach einigen Minuten wissen. „Ist bereits dabei die wenigen Wächter über Krull auseinander zu nehmen“, antwortete der Techniker. „Lt. Commander Cortex meldet nur geringfügigen Widerstand.“ Ein anderer Techniker rief: „Ich habe die Transporter und Frachter gesichtet. Sie gehen gerade nieder. Es kommt bisher kein Abwehrfeuer von der Oberfläche.“ „Das muss noch nichts heißen, Jungs.“ Avasho warf einen Blick auf einen Bildschirm, der ihm die Transporter zeigte. Dank Link mit der Hellhound konnte er die kleinen Schiffe gut erkennen. Die Schiffe wurden von Jägern begleitet, die ihnen den Rücken frei halten sollten, falls einige der Wächter, krabbenähnlichen Zerg-Fliegern, ihnen doch folgen sollten. Doch diese waren vollkommen mit dem Kreuzer von Cortex beschäftigt. Ein Beben ging durch die Iwo Jima. Überrascht heilt sich Avasho an den lehnen des Kommandosessels fest. Als er sich gefasst hatte, fragte Avasho: „Was war das?“ „Terror!“, kam die sofortige Antwort. „Backbordtreffer. Keine schweren Schäden. Unsere Löschtrupps sind bereits dabei die Feuer zu löschen.“ „Marines sofort hinschicken“, knurrte der Captain der Iwo Jima. „Ich will keine Zerg an Bord haben!“, brüllte er ins Kehlkopfmikrofon. Das würde ihm noch fehlen: Ein Overlord, der sich an seinem Schiff festsaugte und eine Scharr Zerglinge und Hydralisken absetzte. Die Schlacht ging weiter. Die Zerg erwiesen sich als zäher, als der Söldnerführer gedacht hatte. Dennoch war seine Taktik auf gegangen. Während die Iwo Jima den Hauptteil des fliegenden Schwarms beschäftigte, konnte die Hellhound ungestört die wenigen orbitalen Wächter ausschalten und die Frachter und Transporter landen. Cortex erledigte die orbitale Verteidigung der Zerg schnell und kam mit der Hellhound der Iwo Jima zur Hilfe. Die vereinte Feuerkraft der beiden Kreuzer ließ die Zerg-Flotte schnell schrumpfen und bald schon zogen sich die Flieger zurück, gerieten dabei aber in einen Hinterhalt von Cortex Jägerstaffeln, die er zur Sicherung des Orbits zurück gelassen hatte. Doch jetzt begann erst der schwierige Teil, dachte Avasho, als die beiden schweren Kreuzer der Behemoth-Klasse Kurs auf Krull II nahmen. Denn auf dem Planeten selbst befand sich die Hauptstreitmacht der Zerg. Und diese wäre gewiss schwerer zu schlagen, als deren Flieger. *** Davetown, Kommandozentrale des Magistrats Zusammen mit Cortex betrat der Söldnerführer das Kommandozentrum der Kommandozentrale von Samantha Lightnow. Sicherheitshalber hatten beide Männer ihre Servorüstungen anbehalten und sich mit Gaußgewehren bewaffnet. Samantha Lightnow und ein Commander in der rot lackierten Servorüstung der Liga erwarteten die beiden bereits. Avasho hob leicht eine Augenbraue, als er die zierliche Frau, in gewöhnlichen Klamotten gekleidet, vor sich stehen sah. Sie war zum einen sehr zierlich, zum anderen wirkte sie wie eine starke und durchsetzungsfähige Frau. Eine gefährliche Mischung. „Captain Talon nehmen ich an“, sagte sie und trat auf die beiden Männer zu. Sie reichte ihm die Hand, die er mit seiner großen Servohand ergriff und vorsichtig schüttelte. „Der bin ich, Frau Magistrat“, antwortete der Anführer der Nightreapers mit schiefem Grinsen. „Das ist mein Stellvertreter, Lt. Commander Cortex. Wie es scheint, kamen wir noch rechtzeitig.“ Sie nickte kurz, aber deutlich, während sie die beiden Männer zu dem Liga-Commander führte. „Ja, sie waren Rettung in letzter Minute. Wäre das Camp nicht gewesen, wäre die Stadt gewiss längst von Kriechern überdeckt gewesen.“ Beim Soldaten angekommen, stellte sie diesen auch gleich vor. „Das ist Commander Lars Paulson von den Liga-Streitkräften.“ „Cronus-Flügel“, fügte Paulson hinzu und nickte den beiden Söldnern knapp zu. Avasho sah dem Mann deutlich seine Abneigung an, sagte dazu aber nichts. Er kannte die Meinung von den Liga-Soldaten über Söldner nur zu gut. „Commander Paulson soll unsere Miliz mit seinen Männern unterstützen“, erklärte Samantha und seufzte leise. „Doch das war schon alles. Der Kreuzer, der seinen Trupp hier absetzte, ist kurz darauf einfach davon geflogen.“ „Klingt aber nicht nach der feinen Liga-Art“, meinte Cortex und erschränkte die Arme vor der gepanzerten Brust. „Meine Vorgesetzten gingen nicht von einer solchen Bedrohung durch die Zerg aus“, war die Antwort des Liga-Commanders. „Aber ich bin überzeugt davon, dass bald eine Flottille hier erscheinen wird und die restlichen Zerg davon fegt.“ „Ändert aber nichts an der momentanen Lage“, warf Avasho ein und erhielt einen zornigen Blick des Commanders. Er ignorierte ihn einfach und fragte Samantha: „Wie viele Städte sind noch übrig? Ich muss wissen, wie viele Menschen evakuiert werden müssen.“ „Ich weis nur von Davetown und Last Station“, erwiderte sie und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haars hinters Ohr. „Ich weis leider nicht, ob noch eine andere Stadt den Angriffen der Zerg widerstehen konnte.“ Der Captain warf Cortex einen Blick zu. Dieser nickte und ging zur Kom-Station, wo er mit der Hellhound Kontakt aufnahm. „Ich schlage eine rasche Evakuierung vor. Ich habe vier Großraumfrachter im Orbit, die bis an die fünftausend Passagiere aufnehmen können. Sollten wir jetzt beginnen, hätten wir die beiden Städte in wenigen Stunden auf den Schiffen.“ „Haben sie denn ausreichend Männer“, fragte Commander Paulson, „die sich um die Kolonisten kümmern können?“ „Ich glaube tausend kampferprobte Marines sind mehr als genug, Commander“, meinte Avasho und freute sich innerlich über das verblüffte Gesicht des Liga-Offiziers. „Außerdem habe ich zwei Kreuzer im Orbit, die uns Rückendeckung geben können, falls etwas Schief gehen sollte.“ Paulsons Verblüffung nahm kein Ende. Samantha Lightnow runzelte die Stirn. „Hat der Imperator nicht veranlasst, dass sämtliche Fraktionen sich der Obrigkeit der Liga anschließen sollen?“, fragte sie den Captain und sah dabei den Commander an. „Das hat er, soweit ich mich an seine Bekanntmachung erinnern kann“, meinte Avasho und nahm eine lockere Haltung ein. „Aber da ich und meine Männer schon vor dem Fall der Konföderation als freie Söldner agierten, konnten wir unsere Söldnerlizenz behalten.“ „Hey, Captain“, rief Cortex von der Kom-Station. „Ich habe Guy hier in der Leitung.“ Avasho stöhnte. „Was will er? Etwa los legen?“ „Was glaubst du“, meinte der Pilot. „Soll ich ihn von der Leine lassen?“ „Über wenn reden sie da, Captain?“, fragte der Magistrat. Avasho wand sich ihr zu und meinte: „First Sergeant Montag: er hat das Kommando über das Camp, das ihnen zur Hilfe kam. Er ist eine Kampfmaschine und will sich unbedingt auf die Zerg in seiner Nähe stürzen.“ „Bitte was?“ Commander Paulson sah den Söldnerführer entsetzt an. „Ist der Mann verrückt? Die Zerg sind deutlich in der Überzahl!“ „Der Mann ist verrückt, Commander“, erwiderte Avasho und ging hinüber zur Kom-Station, wo er sich selber an Guy wand. „Hör mal, Glatzkopf. Die Zerg können warten, bis wir die Zivilisten evakuiert haben.“ „Scheiß auf die Zivilisten!“, erklang Guys missgestimmte Stimme aus den Lautsprechern. „In der Nähe von meiner Position befindet sich eine Brut. Keine Meile entfernt.“ „Bitte? Wo steckst du?“ „Keine Meile von den Zerg entfernt, Chef“, krächzten die Lautsprecher. „Du Vollidiot! Du solltest das Camp sichern und nicht den Zerg nachlaufen“, schnauzte Avasho den Anführer der Fire Bison´s an. „Sofort zurück auf deinen Posten, sonst komm ich dir dahin und schieb dir deine Scheißflammenwerfer sonst wohin.“ Ein mürrisches Schnauben war zu hören, bevor Guy wieder antwortete. „Du weist wirklich, wie man einem den ganzen Spaß verdirbt, Chef.“ Dann war die Leitung unterbrochen. Als Avasho sich umwand, standen Samantha und Paulson hinter ihm. Ihre Blicke sprachen Bände. „Sorry, Ma´am. Mein First Sergeant denkt nur mit seinen Flammenwerfern.“ „Was für Irre haben sie unter ihrem Kommando, Mann?“, fuhr ihn der Commander an. „Der gehört eingesperrt!“ „Er und seine Jungs sind die einzigen Irren“, meinte Avasho leicht hin. „Außerdem, Commander. Dieser Irre hat auf Antiga Prime gegen die Zerg und Konföderation gekämpft. Ich glaube, er ist damals durchgedreht und zu dem geworden, was er heute ist.“ „Es wundert mich, dass sie so offen darüber reden, Captain“, meinte Samantha, die ihn genau ins Auge gefasst hatte. „Ich sage dies, damit der Commander versteht, das er trotz seines Wahnsinns ein verdammt guter Soldat geblieben ist“, erklärte der Captain und erwiderte den Blick der jungen Frau. „Schließlich hat er die Männer angeführt.“ „Sobald wir hier weg kommen“, knurrte Paulson, „werde ich sie und ihre Bande von Verbrechern dem Oberkommando melden!“ „Machen sie, was sie nicht lassen können, Commander“, sagte Avasho, „aber vergessen sie nicht, dass wir die Leute erst einmal auf die Frachter bringen müssen.“ *** Zerg-Vorposten, drei Meilen vom Basis-Camp der Fire Bison´s entfernt Nur zwei Stunden später flogen Transporter hinunter nach Davetown und Lost Station, um die Überlebenden einzusammeln und auf die Frachter zu bringen, die im Schutz der Iwo Jima und der Hellhound, ihre Bahnen zogen. Während Samantha Lightnow und Avasho die Evakuierung überwachten, kümmerte sich Cortex um die Luft- und Landverteidigung der beiden Städte. Außerdem ließ der Lt. Commander den kompletten Planeten von den Sensoren der Kreuzer abtasten, in der wagen Hoffnung, ein letztes Bollwerk der Kolonisten aus zu machen. Doch damit hatte er keinen Erfolg. Die restlichen Städte waren nur noch Ruinen und von Kriechern überzogen. Die leise Hoffnung, das sich eine kleine Zahl von Überlebenden in einem Bunker verschanzt haben könnten, erwies sich ebenfalls als nichtig. Die Zerg dominierten eindeutig auf ihrem Gebiet. Währenddessen hatte Guy endlich das OK von Avasho bekommen. Der First Sergeant sammelte seine hundert Bison´s um sich und marschierte auf die Zerg zu. Die zweihundert Marines, die ihn bei der Landung auf Krull begleitet hatten, ließ er zurück, um das Camp zu sichern. Die Bison´s durchquerten ein Wäldchen, das noch nicht vom Kriecher vereinnahmt worden war. Dennoch war er bereits tot. Kein Laut durchdrang die Stille des Waldes. Vögel zwitscherten nicht, kleine Nager gruben sich nicht die Erde oder huschten durchs Gras. Nichts, außer den Terranern, war dort. Guy Montag liebte diese Stille. Sie verhieß einen baldigen Kampf, wo es garantiert um das nackte Überleben gehen würde. Das Verlangen seine Flammenwerfer zu benutzen war heftig genug, das er bereits versucht war, die Bäume einfach abzufackeln. „Hey, Serg“, meldete sich einer der Marines. Der Mann war mit einem Gaußgewehr bewaffnet und hatte die Schulterpatin seiner Rüstung mit Zergling-Klauen geschmückt, genauso wie andere auch. „Wann gibt’s endlich was zu ballern? Mein Finger zuckt nervös.“ Guy drehte sich zu dem Mann und legte ein breites Grinsen auf. „Geduld, Privat. Früher oder später läuft uns ein Haufen Zerg über den Weg. Dann kannst du deine Süße singen lassen.“ Der Marine lachte dreckig und marschierte weiter, vorbei an seinem Vorgesetzten und besten Kämpfer der Einheit. Sympathischer Bursche, dachte Guy und grinste nur noch breiter. Sein ganzer verdammter Haufen bestand aus Männern, die einen an der Klatsche hatten. Jeder von ihnen hatte diese den Zerg zu verdanken, als sie das erste Mal in Erscheinung getreten waren und die Kolonien der Terraner angegriffen hatten. Guy selber war auf Antiga Prime dem Wahnsinn verfallen. Damals war er Sergeant in der Miliz der Kolonie gewesen, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft. Er hatte zu den größten Konföderationshassen gehört und war bereitwillig gegen die Mistkerle in die Schlacht gezogen, als Arcturus Mengsk und seine Männer auf den Planeten gekommen waren. Während der Kämpfe der Söhne von Korhol und den Truppen der Alpha-Squadron waren die Zerg wie aus dem Nichts erschienen und hatten sämtliche terranischen Truppen angegriffen. Guy und seine Leute waren das Opfer der ersten Welle, die von Zerglingen und Hydralisken angeführt worden war. Eins der Biester hatte sich auf Guy gestürzt, dabei einfach das schwere Feuer ignoriert. Die Kreatur war verreckt, bevor sie Guy überhaupt ein Härchen gekrümmt hatte, doch der Mann war einem Nervenzusammenbruch erlegen und hatte sich in wilden Wahnsinn auf die Zerg gestürzt. Seit damals hatte er Gleichwahnsinnige um sich gescharrt, nur wegen des Kampfes durchs All zu ziehen. Nach dem Sieg von Mengsk hatte er seine Jungs zusammen gepackt und war abgehauen. Irgendwann war er dann auf Avasho Talon und die Nightreapers gestoßen und hatte sich ihnen angeschlossen. „Serg!“, rief einer seiner Männer, ein Neuer, der erst seit einem Monat dabei war. Der Marine kam auf ihn zu gerannt, dabei wild mit den Armen rudernd. „Serg! Serg! Dahinten ist nen Haufen Zerglinge!“ „Wird aber Zeit“, brummte Guy und machte seine Flammenwerfer scharf. „Wo stecken die Käfer?“ „Gleich um die Ecke“, hechelte der Mann und lehnte sich kurz an einen nahen Baum. „Die haben uns wohl noch nicht bemerkt, ansonsten-.“ Weiter kam der Marine nicht. Ein Hydralisk kam durch die Erde gebrochen und packte ihn mit seinen Sichelarmen. Noch bevor der verblüffte Mann schreien konnte, hatte ihm der Hydralisk das halbe Gesicht weg gebissen. „Scheißschlange!“, heulte Guy, jagte sich eine Ladung Stim-Pack in die Blutbahn und ließ seine Flammenwerfer loszischen. Kreischend wich der Hydralisk zurück, nicht allein des Feuers wegen, sondern auch durch das Waffenfeuer anderer Marines. Doch Guy machte der Kreatur ein Ende, indem er ihr eine volle Ladung seiner Flammen zum Fressen gab. „Geil“, grinste First Sergeant Montag mit glasigem Blick. „Hey, Jungs! Ich glaube, wir sind umzingelt!“ Wie aufs Stichwort brachen Zerglinge und Hydralisken durch die Erde und warfen sich den Marines entgegen. Doch diese waren nicht weniger Wild als die gierigen Bestien. Aufgepuscht durch puren Wahnsinn und Stim-Packs stürzten sich die Fire Bison´s auf ihren Feind. *** Davetown, Rückzugspunkt der Kolonisten Avasho und Samantha, die sich einen alten CMC-200 übergeworfen hatte, fuhren mit einem offenen Jeep durch die Straßen von Davetown und beaufsichtigten die Evakuierung der Kolonisten. Die Nightreaper-Marines leisteten gute Arbeit, hatten sie doch bereits Erfahrungen mit solchen Situationen gesammelt. Samantha konnte einfach nur darüber staunen, wie schnell alles voran ging. Lost Station war bereits vollkommen evakuiert worden, und laut Berichten von der Iwo Jima vom Kriecher überwuchert worden. Jetzt fehlten die Flüchtlinge von Davetown. Ein Milizionär trat dem Jeep in den Weg und hob die Hände, damit das Fahrzeug stoppte. Samantha trat auf die Bremse. „Was gibt es?“, fragte sie den Mann, der zu ihr an die Fahrerseite kam. „Verzeihung, Ma´am“, sagte der Milizionär, während er auf einem Kaugummi herumkaute, „wir haben hier ein Problem mit einem alten Kerl. Der will zum Verrecken nicht sein haus verlassen. Er hat sich mit einer Schrottflinte da eingeschlossen und schießt auf jeden, der sich nur einen Schritt nähert.“ „Geselliger Kerl“, grinste Avasho und sprang aus dem Jeep. „Sehen wir uns das mal an.“ Samantha nickte kurz, bevor sie den Jeep abstellte und ausstieg. Sie ließ sich von dem Soldaten zu besagten Haus führen, dass bereits von Marines und Milizionären umzingelt war. Aus dem Inneren hörte sie jemanden brüllen: „Verschwindet, ihr Greenhorns! Ich bleibe hier, egal was für ein Drecksmonster hier her kommt! Hört ihr? Ich komme niemals raus!“ Um seine Worte zu untermalen gab der Mann einen Warnschuss ab, der die Soldaten in Deckung gehen ließ. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, stöhnte Samantha und hielt sich die Stirn. Avasho warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor direkt auf das Haus zu ging und von einem Schuss gestoppt wurde. „Verschwindet, ihr elendes Pack!“, heulte der Alte aus dem inneren. „Seien sie vernünftig, Mann“, schnaubte der Captain, bewegte sich nicht von der Stelle. „Wenn die Zerg hier sind, wird ihnen ihre Schrottflinte nicht viel bringen. Sie erwischen vielleicht ein paar, werden dann aber von den anderen verschlungen.“ „Mir doch egal! Ich verteidige mein Grund und Boden bis zur letzten Patrone!“ „Der ist sturer, als einer der Bison´s“, meinte Avasho, als er zum Magistrat zurückkam. „Er hätte sie abknallen können, Captain“, meinte sie trocken. „Besser er, als einer der Zerg“, entgegnete der Söldnerführer und warf einen Blick zurück zum Haus. „Ich weis nicht, wie wir ihn da raus bekommen sollen.“ „Vielleicht Gasgranaten?“, schlug einer der Milizionäre vor, der in der Nähe stand. „Keine schlechte Idee“, meinte Avasho und sah Samantha fragend an. „Geben sie Granaten frei?“ „Wissen wir, ob er da alleine drin ist?“, fragte sie den Milizionär, der darauf den Kopf schüttelte. „Keine Ahnung. Kamen bisher nicht nah genug heran, um das heraus zu finden.“ „Haben sie eine bessere Idee, Ma´am?“, fragte Avasho die junge Frau. „Nein, leider nicht“, gestand sie und seufzte leise. „Corporal, setzen sie Gas ein.“ „Jawohl, Ma´am“, sagte der Milizionär und eilte hinüber zu seinen Kameraden. „Lassen sie uns gehen, Captain“, meinte sie und ging zurück zum Jeep. Kaum saßen beiden in dem Gefährt, hörten sie bereits einen Granatwerfer feuern und kurz darauf den alten Kerl, der fluchend schoss und hustete. „Sie sehen müde aus, Frau Magistrat“, sagte Avasho, als sie bereits wieder auf dem Rückweg zur Kommandozentrale der Stadt waren. Samantha hielt ihren Blick auf die Straße gerichtet, als sie antwortete. „Ich glaube, sie wären auch müde, Captain, wenn sie mit der Verteidigung ihrer Heimatwelt beschäftigt wären.“ Ein Seufzer folgte und etwas freundlicher sagte sie: „Tut mir leid, Captain. Mir fehlt einfach der Schlaf. Ich bin seit einer Woche kaum zum Schlafen gekommen. Und solange meine Leute nicht sicher von diesem gottverdammten Planeten gekommen sind, werde ich auch keinen mehr finden.“ „Kann ich verstehen“, erwiderte Avasho und ließ seinen Blick an den Geschäften vorbei gleiten, an denen sie entlang fuhren. „So würde es jeden ergehen, der sich ernsthafte Sorgen um das Wohl seiner Mitmenschen macht.“ „Ich gehe mal davon aus, das es sich dabei nicht um eine billige Anmache ihrerseits handelt, oder?“, fragte Samantha und schenkte dem verblüfften Söldner-Captain ein kurzes, aber spöttisches Lächeln. „Also so weit würde ich nicht gehen, Magistrat“, sagte Avasho und kratzte sich am Kinn. „Eine Anmache würde bei mir ziemlich anders aussehen. Außerdem mach ich mich nur in Bars an die Damenwelt ran und nicht auf Planeten, die gerade von den Zerg überrannt werden.“ „Da bin ich ja beruhigt, Captain.“ Als der Jeep vor der Kommandozentrale zum stehen kam, kam Commander Paulson auf die beiden zu. Sein Gesicht war ernst, als er sagte: „Wir haben gerade eine Nachricht von ihrem Camp bekommen, Captain.“ Avasho und Samantha wechselten einen kurzen Blick. „Schießen sie los, Commander“, forderte Avasho den Liga-Offizier auf. „Es hat einen Angriff auf das Camp gegeben“, erzählte der Commander sachlich. „Die Zerg sind durch den Boden unter dem Lager eingedrungen und haben sich auf ihre Männer gestürzt. Dem Bericht zu folge hat es die Hälfte der Besatzung erwischt.“ Verdammt, schnaubte Avasho innerlich. Verdammt schlechte Nachricht. „Und weiter?“ „Ihr First Sergeant hat sich ebenfalls gemeldet. Laut seinen Informationen hat sich eine große Streitmacht des Schwarms zwei Meilen westlich des Camps gesammelt. Er hat Posten bezogen und wartet auf ihre Anweisungen.“ „Die Zerg verlieren keine Zeit“, brummte Avasho in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ma´am, ich werde eine Einheit zum Basis-Camp führen, um die Zerg in Schach zu halten. Bringen sie die restlichen Kolonisten auf die Schiffe.“ Commander Paulson schnaubte. „Das ist Selbstmord, Captain Talon. Sie und ihre Männer werden abgeschlachtet.“ „Kann gut sein“, war Avashos trockene Antwort, gefolgt von einem Schulterzucken. „Aber ich hab noch die Fire Bison´s vor Ort. Mit denen an meiner Seite, mache ich mir keine Sorgen.“ „Sind sie sich sicher?“, fragte Samantha und sah ihn besorgt an. „Keine Panik, Ma´am“, sagte der Söldneranführer und grinste schief. „Ich hab solche Situationen schon oft erlebt. Meine Männer und ich kommen damit schon klar.“ *** Basis-Camp der Nightreapers, eine halbe Stunde später In Windeseile sammelte Avasho seine Paladin-Squadron um sich, 300 kampferprobte Marines. Sie setzten mit Transportern zum Camp über. Der Schaden war größer, als der Söldnerführer zu erst gedacht hatte. Die hiesige Kommandozentrale war dem Erdboden gleich gemacht. Eine der Kasernen wurde von WBF´s wieder instand gesetzt, während Geschütztürme und Flakstellungen neu aufgestellt wurden. Die Palisaden waren mit einer geringen Zahl Marines besprenkelt, während eine große Zahl der Soldaten Stellungen um ein großes Loch im Boden bezogen hatten. Durch dieses waren die Zerg in das Lager gedrungen und hatten viele Marines getötet, bevor diese die Ungeheuer zurück geschlagen hatten. Nun kamen Die Paladin´s, zusammen mit schwerer Hardware, zur Unterstützung und verstärkten das Lager schnell. Das Loch wurde mit Spinnen-Minen versehen, die sich sofort auf die Zerg stürzen würden, würden diese erneut versuchen, durch das Loch zu kommen. Mittlerweile waren Guy und die Fire Bison´s ins Lager zurückgekehrt und prahlten mit einer wilden Schlacht, die sich gegen eine Überzahl von Gegnern gewonnen hatten. Avasho inspizierte mit Guy Montag die Palisaden. Der bullige Mann war bereits zittrig vor Aufregung, weil er, nach seiner Aussage zu schließen, bereits die ersten Zerg riechen konnte. Avasho glaubte eher, dass Guy seinen eigenen Gestank wahrnahm, sagte dazu aber nichts. Vor dem Lager waren vollbesetzte Bunker, sich im Belagerungsmodus befindliche Panzer und Goliath-Walker, die den Hauptteil der ersten Angriffswellen bekämpfen sollten. Vor den Bunkern und Kampffahrzeugen waren Minen verteilt worden. Der Söldner-Captain warf einen Blick auf die Uhr, die in seine Kom-Handschuheinheit intrigiert war. Wie üblich waren sie vor dem Eintreffen der Zerg fertig geworden, und nun hieß es abwarten. „Wo bleiben die Mistkäfer?“, murrte Guy, der mit Avasho auf einen der Aussichtstürme stand. „Kommt raus, wo ihr immer auch steckt, kleine Maden!“ „Halt die Luft an, Glatzkopf“, meinet Avasho und verpasste dem wesentlich größeren Mann einen Hieb gegen seinen Schulterpanzer. Guy reagierte bloß mit einem Schnauben. „Mir jucken die Finger, Chef. Ich muss etwas abfackeln, sonst flippe ich hier noch aus.“ „Steck dir eine Zigarre in den Mund und saug daran herum“, sagte Avasho ruhig. „Sind alle weg“, erwiderte der Firebat-Kämpfer. „Sind auf dem Rückweg drauf gegangen.“ „Nimm einen Sargnagel“, bot der Söldnerführer eine Zigarette seinem First Sergeant an. Dieser beäugte den Glimmstängel abschätzen, stand er doch auf ‚härtere’ Rauchware. Schließlich nahm Guy eine von ihnen und ließ sie sich von seinem Vorgesetzten anzünden, der sich ebenfalls eine Zigarette ansteckte. „Jetzt könnte ich noch ein Sechser vertragen“, meinte Guy grinsend. „Wenn wir das erledigt haben, Montag“, erwiderte Avasho das Grinsen. Beide rauchten in aller Ruhe ihre Sargnägel, während sie die Umgebung im Auge behielten. Der Captain der Nightreapers fragte sich, wie lange seine Leute für die Evakuierung noch brauchten. Er hoffte insgeheim, nicht mehr zu lange, denn einen Kampf mit einem Zerg, Mann gegen Monsterkäfer, wollte er nun wirklich nicht bestreiten. „Captain!“ Avasho und Guy sahen in den Hof des Camps, wo ein Marine der Paladin-Squadron auf den Turm zukam. „Was gibt´s, Privat?“, rief Avasho hinunter und merkte, wie sich seine Griff um seines Gaußgewehr verstärkte. „Zerg-Sichtung im Norden!“, rief der Marine hoch. „Wahrscheinlich eine zweite Streitmacht, die uns irgendwie umgangen hat!“ „Geil. Noch mehr Zündstoff“, grinste Guy. Doch Avasho ignorierte ihn. „Ihr Ziel?“ „Wir sind ihr Ziel, Sir!“, rief der Mann hoch. „Und noch was! Die sind verdammt viele!“ „Sag unseren Kreuzern bescheid“, wies Avasho den Marine an, „einer von ihnen soll so viele wie möglich einäschern, bevor sie hier sind!“ „Schon auf den Weg, Captain!“ Der Marine wirbelte herum und eilte zur Kommandozentrale zurück, wo er den Befehl des Söldnerführers sofort weiter geben würde. „Die scheinen uns nicht zu mögen, Chef“, meinte Guy und strich schon fast liebevoll über seine Flammenwerfer. „Ist bestimmt meine Schuld.“ „Das glaube ich auch“, brummte Avasho, der sich einen Sechser Terran Beer wünschte. Es dauerte nur eine Stunde, als die ersten Vorposten starke Zerg-Verbände meldeten, die auf das Camp zuhielten. Danach kamen bereits die ersten Feindkontakte rein. Die Hellhound hatte sich in einen niedrigen Orbit begeben und feuerte aus allen Rohren auf die aus den Norden kommenden Zerg, deren Vormarsch durch den schweren Kreuzer drastisch beeinträchtigt wurde. „Hier Vorposten Neun!“, ertönte die verzweifelte Stimme eines Marine aus Avashos Kom-Handschuh. „Die Zerg sind überall! Wir können nicht lange standhalten. Wir müssen uns zurückziehen, sonst sind wir verloren!“ „Bestätige, Vorposten Neun. Zieht euch zurück.“ Avasho sah hinunter auf den Hof, wo Guy die Bison´s gerade auf den Kampf scharf machte. Als er wieder auf die Ebene sah, donnerten die ersten Schockkanonen der Belagerungspanzer los und ließen in einiger Entfernung den Erdboden und Zerg-Körper von Explosionen in Stücke reißen. Avasho sah auf seine Uhr und stieß ein Schnauben aus. Die Zerg waren früher dran, als geplant. Er ließ einen Rundruf zu allen Vorposten gehen, wo der sofortige Rückzug ins Lager befohlen wurde. Danach kletterte er vom Aussichtsturm auf die Palisade, wo die restlichen Marines bereits Stellung bezogen hatten. Die Mündungen der Gaußgewehre zielten auf die Ebene hinaus, wo jeden Moment die erste Welle der Zerg erscheinen würde. Qualvoll langsam verstreichende Minuten vergingen, bis die erste Welle in Sicht kam. Kreischende Zerglinge und Hydralisken führten diese an, deren einziges Ziel darin bestand alles Leben auf Krull II zu vernichten oder zu verschlingen. Nun feuerten die Goliath-Walker los, unterstützt von den Turmgeschützen des Camps, die wieder auf Fordermann gebracht worden waren. Avasho sah, wie ein Hydralisk und eine ganze Reihe Zerg in blutige Klumpen geschossen wurden. Doch das hielt den Vorsturm des Schwarms nicht auf. Wo ein Krieger viel, wurde er durch mindestens vier ersetzt. „Ganz ruhig, Leute!“, rief Avasho seinen Leuten zu. Er selber mahnte sich selber zu Ruhe und legte sein Gaußgewehr an. Probeweise visierte er einen der nahenden Zerg mit dem Fernrohr seiner Waffe an, das er zusätzlich installiert hatte, um mit der Waffe eine höhere Trefferquote zu erlangen. Ein Hydralisk erschien im Fadenkreuz seiner Waffe. Die Kreatur kroch auf ihrem Schlangenleib unermüdlich voran, während der Geifer aus seinem Maul floss. Die Kreatur gierte nach Menschenfleisch, genau wie die hunderte von Zerg um sie herum. Als Avasho die Waffe etwas seitlich schwenkte, erblickte er einen besonders großen Brocken von Zerg: Ein Ultralisk. Diese wandelnden Kampfmaschinen erinnerten etwas an Elefanten, nur mit dem Unterschied, das sich sichelähnliche Hauer hatten, statt Stoßzähne. Und sie waren keineswegs friedfertig, wie die Dickhäuter von der alten Erde. Avasho musste seinen Blick von dem Ungeheuer losreißen. Er wand sich um und rief Guy zu, der gerade seine Jungs vor das Lager führen wollte: „Pass auf, Glatzkopf! Da draußen sind Ultralisken unterwegs! Hab einen von ihnen bereits ausgemacht!“ „Je größer sie sind, desto tiefer fallen sie!“, lachte Guy und lud die Nadelpistole durch, die er an seiner Servorüstung hängen hatte. Dann waren er und die Fire Bison´s schon draußen und bezogen Stellung. Der Söldnerführer zuckte überrascht zusammen, als die Raketenlafetten der Flakgeschütze losdonnerten. Am Himmel erschienen die Umrisse von Mutalisken und Wächtern, die mit rasanter Geschwindigkeit auf das Basis-Camp zuhielten. Die erste Welle der fliegenden Zerg wurde von den Auto-Flaks vom Himmel geholt, bevor sie überhaupt in Reichweite der ersten Bunker waren. Das Dröhnen von Wraith-Raumjäger erklang über dem Camp. Als Avasho aufsah, schossen die Jägerstaffeln der Hellhound den Zerg-Fliegerverbänden entgegen, um sie in Luftkämpfe zu verwickeln. Die Hellhaound selber war damit beschäftigt die Nordfront zu sichern. Die erste Welle der Zerg-Vorhut war nah heran gekommen. Doch sie wurde von den versteckten Minen rasch in Stücke gerissen. Zerg-Fetzen und –blut flogen vermischt mit Erde durch die Luft. Doch die Zerg ließen sich davon nicht aufhalten. Sie stürzten unermüdlich voran. Und schon zuckte Schrottfeuer aus den Schießscharten der Bunker, gefolgt von Goliath- und Granatfeuer. Die Schlacht war nun voll im Gange. Die Fire Bison´s stürzten nicht sofort los, wie es die meisten gewiss erwartet hatten. Die Marines, die sich allesamt mit Flammenwerfern und anderen Nahkampfwaffen ausgerüstet hatten, warteten darauf, das die ersten Zerg-Krieger durch die Verteidigungslinien der Bunker und Kampfmaschinen brachen, nur, um sich ihnen dann todesmutig in den Weg zu stellen. First Sergeant Montag führte wie üblich seine Jungs dabei an. Kaum waren die Bison´s voll in Action, befahl auf Avasho seinen Leuten das Feuer zu eröffnen. Gaußgewehre und Granatwerfer feuerten aus vollen Rohren, durchsiebten den ersten Ansturm der Zerg, während Flammenwerfer die abartigen Kreaturen ordentlich grillten. Ein Ultralisk durchbrach die Verteidigungslinie und fegte einen Goliath-Walker zur Seite. Der Kampfwalker geriet ins Straucheln und stürzte. Hydralisken und Zerglinge stürzten sich auf ihn und hakten kreischend auf die Panzerung ein, um an die Besatzung der Maschine zu kommen. Bison´s und Marines, die sich dem Ultralisken in den Weg stellten, wurden einfach weg geschleudert oder von den Hauern des Monsters zermalmt. Ein Belagerungspanzer verpasste dem Ungetüm eine volle Breitseite und ließ es zu Boden gehen. An Stelle und Ort sprangen Bison´s auf Stim-Packs den Ultralisken an und schlugen mit Nahkampfwaffen auf ihn ein, bis er sich nicht mehr regte. Ein Jäger stürzte mit brennenden Triebwerken mitten in der dichten Formation der Zerg ab und zerplatzte in einer großen Explosion, die über zweidutzend Zerg das Leben kostete. Avasho schoss ziellos in die Menge der Zerg, gewiss, das jeder Schuss ein Treffer war. Er hatte bereits zu Anfang aufgegeben einzelne Zerg aus der Menge aufs Korn zu nehmen. Zu seinen gepanzerten Füßen lagen bereits zwei leere Magazine. Ein Wächter kam im Tiefflug auf ihn zu. Schnell verpasste der Söldner-Captain dem Flieger eine volle Ladung Schrottmunition, genau wie einige der Marines. Der Wächter kreischte auf und geriet ins Wanken. „Verdammt! Runter!“, brüllte Avasho, als er erkannte, wo der Zerg abstürzen würde. Ohne auf die Männer um sich herum zu achten, sprang er von der Palisade und entging so dem Tot, als der Wächter mitten in die Palisade krachte, dabei vier Marines mit in den Tot riss. Und dort blieb das Monster hängen. Avasho hustete und wischte sich den Dreck vom Visier seines Helms. Er hatte sich in die Wange gebissen und schmeckte nun Blut im Mund. Etwas mühselig richtete er sich auf und sah zu der Palisade hoch, an der der Wächter sein Leben ausgehaucht hatte. „Scheißmonster“, knurrte der Söldner-Captain und verpasste dem Zerg eine Schrottkugel zwischen die Augen – zumindest glaubte er die Stelle gefundne zu haben. „Geht es ihnen gut, Captain?“, fragte einer der Paladin´s, der mit Avasho vor wenigen Augenblicken noch auf der Palisade gestanden hatte. „Steh hier nicht so herum, Mann!“, schnauzte der Söldnerführer den Marine an, der ihn verblüfft ansah. „Da draußen sind immer noch Zerg! Kümmere dich lieber um die, als um mich!“ „Aye, Sir“, stammelte der Marine und erklomm die Palisade wieder, um die sich dahinter befindlichen Zerg erneut zu bekämpfen. Avasho schnaubte leise, bevor er die Anzeigen seines Anzugs überprüfte. Alles war im normalen Bereich, also ging es ihm gut. Bevor er aber sich wieder um die Zerg kümmern würde, eilte der Captain der Nigthreapers in die Kommandozentrale, vorbei an dem Loch, in das Marines bereits feuerten. Aus dessen Tiefen erklangen die wütenden und wilden Rufe von Zerg, die sich durch das Loch ins Lager schlagen wollten, aber zuvor von den bereiten Marines und ihren Waffen empfangen wurden. Avasho betrat gerade das Kommandozentrum der Zentrale, als der Kom-Techniker eine Nachricht aus Davetown erhielt. „Gut, das sie hier sind, Captain“, sagte der Mann und der Söldnerführer kam zu ihm herüber. „Davetown meldet, dass sämtliche Kolonisten ausgeflogen wurden.“ „Klingt gut“, meinte Avasho und klopfte Mann auf die Schulter. „Und weiter?“ „Gerade läst der Liga-Commander die Frau Magistrat und ihre Miliz evakuieren.“ „Haben wir den Commander in der Leitung?“, fragte Avasho und beugte sich leicht vor. „Aye, Sir.“ Der Techniker schaltete auf einen Monitor das Bild des Commander. „Wie lange brauchen sie noch, Paulson?“, fragte der Captain, vergass absichtlich den Rang des Liga-Offiziers, was diesen zornig die dreinblicken ließ. „Nicht mehr lange, Captain“, schnaubte Paulson. „Sobald Miss Lightnow an Bord der Transporter gegangen ist, werden meine Männer Krull verlassen. Wie sieht es bei ihnen aus?“ „Haben hart zu kämpfen“, erklärte Avasho ernst. „Es sind wesentlich mehr Zerg, als wir zu Anfang vermutet hatten. Zudem haben sie ihre Flieger aufgestockt und sind ebenfalls in der Luft zahlenmäßig überlegen.“ Avasho verstummte einen Moment, bevor er weiter sprach. „Wäre nicht schlecht, wenn sie sich beeilen würden.“ „Wir tun, was in unserer Macht steht“, sagte der Liga-Offizier trocken und ein seltsamer Ausdruck stahl sich für einen Augenblick in sein Gesicht. Dann schaltete Paulson die Verbindung ab. „Stellen sie eine Verbindung zur Iwo Jima her“, wies Avasho den Techniker an. „Sagen sie ihnen, sie sollen keinen von den Liga-Kerlen aufs Schiff lassen. Ich vertraue ihnen nicht.“ „Sofort.“ Avasho überließ dem Techniker die Kom-Konsole und schnappte sich sein Gewehr. Draußen wurde er gebraucht, und er wollte niemanden warten lassen. Weder seine Männer, noch die Zerg. *** Schwerer Kreuzer Iwo Jima, Kommandoschiff der Nightreapers, auf dem Weg zur Kolonie Caliv Avasho saß in der Messe der Iwo Jima an einem der Panoramafenster und blickte in die Weiten des Weltraums hinaus. Er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und nahm nur gelegentlich einen Schluck von dem heißen Getränk. Nachdem die Liga-Truppen auf einen Großraumfrachter verladen worden waren, hatten Transporter unter dem Schutz der Hellhound die Camp-Besatzung abgeholt. In Windeseile wurde jeder Soldat ausgeflogen, bevor das Lager von den Zerg überrannt worden war. Hundertdreiundzwanzig Marines, darunter dreiviertel der Fire Bison´s, hatten ihr Leben auf Krull II verloren, um sechstausend Kolonisten zu retten. Obwohl Avasho wusste, das jeder von ihnen bereitwillig sein Leben gelassen hatte, fühlte er sich verdammt mies. Es war Avasho nie schwer gefallen Männer und Frauen in den Kampf zu führen, doch jeder Toter schmerzte ihm in den Eingeweiden. Als er noch Commander in den Streitkräften der Konföderation gewesen war, war es ihm genau so ergangen, bis er den Posten einfach niedergelegt hatte und in den Söldnerdienst gewechselt war. Zumindest konnte der Anführer der Nightreapers für ein vernünftiges Begräbnis seiner verlorenen Leute sorgen. Nach dem Fall der Konföderation hatte der Imperator veranlasst, das Einheiten, die Soldaten im Kampf gegen die Protoss oder die Zerg verloren hatten, entsprechend entschädigt wurden. Und die Prämie der Kruller Flüchtlinge warf ebenfalls einen guten Batzen ab. „Kann ich mich dazu setzen?“, erklang eine weibliche Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken. Als er aufsah, stand Samantha Lightnow vor ihm, mit einer Tasse Kaffe in der Rechten und einer Schüssel mit dampfendem Inhalt in der Linken. „Setzen sie sich ruhig, Miss Magistrat“, sagte Avasho und Samantha setzte sich sogleich. „Das können sie weglassen“, meinte die junge Frau und seufzte. „Krull ist nicht mehr und ich bin auch nicht mehr Magistrat.“ „Und wie soll ich sie solange anreden? Etwa mit Ma´am oder Miss Lightnow?“, fragte Avasho. Samantha lächelte müde. „Samantha reicht vollkommen, Captain.“ Sie nahm einen Bissen von der Suppe. „Ist das Essen immer so gut?“, fragte die junge Frau etwas angewidert, nahm dennoch einen weiteren Bissen. „Beschweren sie sich beim Koch. Aber es wird nichts bringen.“ Der Captain zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Ich lasse es dann lieber“, erwiderte die junge Frau. „Besser als gar nichts.“ Avasho nickte kurz. „Hat sich der Commander bei ihnen noch einmal gemeldet?“, fragte der Söldnerführer. „Er hat mir nur mitgeteilt, dass er sofort nach Korhol weiterfliegt. Das war auch schon alles.“ Sie sah ihn fragend an. „Wieso fragen sie das?“ „Hätte sein können, dass er mich bei ihnen als erstes anschwärzt, bevor er bei seinen Vorgesetzten herumheult, was für ein verdammter Söldner ich doch bin“, sagte Avasho und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Kann ich mir vorstellen“, stimmte Samantha dem Söldner zu. Commander Lars Paulson und seine Männer hatten unterwegs auf ein Liga-Schiff übergewechselt, auf das der Nightreaper-Konvoi unterwegs gestoßen war. Kurz darauf hatte Avasho den ursprünglichen Kurs nach Caliv wechseln lassen, damit sie nicht von einem Abfangkommando der Liga erwartet wurden, wenn sie aus dem Warp kommen würden. „Wissen sie schon, was sie machen werden, nachdem ihre Leute versorgt wurden?“, fragte Avasho Samantha, die die Schüssel von sich weg geschoben hatte und sich lieber ihrem Kaffee widmete. „Ich weis noch nicht“, gestand sie und starrte nachdenklich auf ihre Tasse. „Wahrscheinlich werde ich bei der Regierung um einen Posten bitten. Vielleicht bei den Marines oder sonst wo.“ „Vom Magistrat zum Marine“, sinnierte Avasho. „Ziemlicher Karriereabsturz. Finden sie nicht auch, Samantha?“ „Besser, als ohne etwas auf der Straße zu stehen.“ Die junge Frau sah von ihrem Kaffee auf und betrachtete Avasho einen langen Augenblick. Der Kommandeur der Nightreapers erwiderte fragend ihren Blick. Sie schien über etwas nachzudenken, dachte er. Aber über was, konnte er sich selber nicht beantworten. Hoffentlich kam sie nicht auf irgendeine dumme Idee. „Haben sie noch eine Stelle in ihrer Truppe frei?“, fragte sie wie aus der Kanone geschossen und überrumpelte Avasho damit. „Wieso?“, gab er nur vor sich, ohne zu wissen, was er damit in die Wege geleitet hatte. *** New Amstardam, Liga-Kolonie in den Randgebieten Avasho warf sich hinter einen Felsbrocken und entkam geradeso dem Sperrfeuer der konföderierten Widerständler. Er wagte einen Blick hinter seinen Deckung zu werfen, warf sich aber rasch zurück, als erneut auf ihn geschossen wurde. Der Söldner-Captain schnaubte leise, während er eine Möglichkeit suchte, seine Gegner zu umgehen. Er blickte sich rasch um und erspähte einen Trupp der Paladin-Squadron, die sich feuernd auf ihn zu bewegten und so die Konföderierten ablenkten. Die Marines warfen sich zu ihm in die Deckung. Neben Avasho lehnte sich ein Marine in einer alten CMC-200-Servorüstung an den Felsen und hielt sein Gaußgewehr fest umklammert. Seine Rüstung war schon ziemlich abgetragen, doch der Lack, das dunkle Blau der Paladin´s, war frisch aufgetragen. Genau so wie die Sergeant Streifen auf dem Brust- und Schulterpanzer der Rüstung. „Gut, das ihr vorbei gekommen seid“, sagte Avasho und checkte das Magazin seiner Waffe. „Mir geht allmählich die Munition aus. Granaten hab ich auch keine mehr. Der Sergeant löste eine Magazinpackung von seinem Tornister und reichte ihn dem Söldnerführer, der ihn gut verstaute. „Müsste für eine Weile reichen“, erklang eine weibliche Stimme aus den helminternen Lautsprechern. Der Sergeant warf einen Blick nach Norden, bevor er seinen Vorgesetzten wieder ansah. „Montag ist im Norden durchgebrochen und reibt mit seinen Jungs die Kon´s ordentlich auf.“ „Gut zu wissen“, meinte Avasho und kloppte einmal grob gegen seinen Helm. „Ich muss mal meinen Helm checken lassen. Der hat bei einer Explosion etwas abbekommen.“ „Zeigen sie mal her“, meinte der Sergeant und löste die Verschlüsse seines Helms. Als er diesen abnahm kam dunkles Haar und ein paar brauner Augen zum Vorschein. Avasho setzte seinen Helm ab und reichte ihn Sergeant Samantha Lightnow, die sofort nach dem rechten sah. Die ehemalige Verwalterin der Kolonie Krull II war nun Mitglied der Paladin-Squadron und somit Avasho direkt unterstellt. Der Söldner-Captain hatte entschieden, dass er sie für die ersten Monate unter seine Fittiche nahm, bevor sie eine eigene Einheit bekam. Und bisher war er ganz zufrieden mit der jungen Frau. Sie war nicht nur eine gute Kämpferin, sondern verstand auch einiges über Feldtechnik. Sie war ein echter Gewinn für die Nightreapers. Sie reichte Avasho seinen Helm und setzte ihren wieder auf. „Das müsste fürs erste reichen“, meinte sie und packte ihr Gaußgewehr wieder. „Nachher einen Techniker mal ansehen lassen, Sir.“ „Geht klar“, erwiderte Avasho und lud seine Waffe durch. Er warf einen Blick zu jeden der Anwesenden. „Wir brechen durch.“ „Aye, Captain“, erwiderte ein jeder und lud demonstrativ seine Waffe durch. „Granaten“, sagte Avasho und jeder zog eine Granate hervor. „Scharf machen und los!“ Eindutzend Granaten flogen durch die Luft und explodierten sofort, als sie auf dem Boden aufkamen. Kurz darauf stürmten die Paladin´s aus ihrer Stellung und griffen die Konföderierten an. Ein langer Tag stand den Männern und Frauen der Nightreapers bevor. <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> - THE END - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)