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Accidentally in Love

the story of Rose & Scorpius
von

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six

                  

                                    

Die kühle Abendluft drang durch das weit geöffnete Fenster in die geräumige Küche und legte sich beinahe zögernd auf ihre merklich erhitzte Haut. Die brünette Hexe stand inmitten des hell erleuchteten Raumes und schaute geistesabwesend vor sich hin, während ihre Zähne sich unablässig in ihre Unterlippe bohrten. Ihre Zauber erstarben bei der milden Konzentration und alle Küchenutensilien legten ihre Arbeit nieder, und obgleich somit eine Vielzahl bekannter und normaler Geräusche erloschen war, so entging ihrer aufgerüttelten Seele dennoch jene neue Ruhe.
 

Granger. Er hatte sie tatsächlich mit ihrem Mädchennamen angesprochen, obwohl sie ihn seit Jahrzehnten nicht mehr trug. Und obgleich er ihr – wenn auch auf äußerst niedere Art und Weise – zu ihrem neuen Meilenstein im Bezug auf die Elfenrechte gratuliert hatte, so wusste sie dennoch, dass seine Worte weniger wert gewesen waren als … ja, ihr fehlten ganz und gar die Vergleiche. Ihr! Wegen ihm. Sodass man gar glauben könne, ihren Körper schüttele in diesem Moment mehr als bloße Empörung … und Angst.
 

Schon seit Stunden brütete Hermione Weasley über den Folgen der offensichtlich angestrebten Kollision ihrer beider Familien nach, ohne deren wahre Tragweite abschätzen zu können. Geschweige denn, schlau aus der ganzen Szenerie zu werden, die sich auf dem Bahnsteig 9 ¾ ereignet hatte und – ganz wie man es doch drehte und wendete - unabwendbar gewesen sein musste. Gleich einem Zwang nach all den Jahren der wortlosen Übereinkunft.

Selbst wenn sie noch unzählige weitere Male die Dialoge in ihrem Kopf einher betete - so als wären sie ein Gedicht - sie würde niemals auf den Punkt stoßen, an dem sie das Unheil hätte abwenden können. Sie sah nichts und das trieb die ansonsten so brillante Hexe beinahe zum Wahnsinn. Offenbar war es wirklich so, dass ihre Familien dazu verdammt waren, einander zu verachten und auf ewig verfeindet zu bleiben – egal, wie weit die Zeit voranschritt und wie tolerant das Denken wurde; wie viele Generationen ihrer jetzigen folgten oder wie modern sich die Zaubererwelt auch entwickelte – die Verachtung der Malfoys gegenüber den Weasleys würde auf ewig bestehen bleiben.
 

Hermione wusste zudem mit Sicherheit, dass ihr Mann Ron gegenüber Draco Malfoy nun erneut genau dieselbe Einstellung inne hatte, wie einst zu ihrer gemeinsamen Schulzeit. Die Neutralität, die Ron über die Jahre hin eingenommen hatte, insofern man sich auf dem Bahnsteig begegnete, zufälligerweise in der Winkelgasse oder auch auf etwaigen Banketten; diese war mit einem winzigen Wimperschlag in blanken und ehemaligen, auf ewig mit ihrem Mann verwurzelten Hass umgeschlagen, welche Tatsache Hermione einmal mehr bewies, auf welchem schmalen Grad - den man durch aus als Frieden hätte bezeichnen können - sie sich die letzten Jahre allesamt bewegt hatten. Und auch ihre Wut auf Mister Malfoy erreichte ungeahnte Tiefen, denn es waren nicht nur Ron und sie gewesen, die er gedemütigt hatte; sondern auch vor ihren Kindern Hugo und Rose hatte dieser Bastard keinen Halt gemacht. Vor Kindern.

Und Hugos Reaktion auf Draco Malfoys Worte war ebenso beängstigend gewesen, wie die ganze Situation ohnehin schon. Ihr Sohn neigte nicht zu Aggressionen. So war er nie gewesen und einmal mehr nagte in ihr das Stimmchen nach Antworten, das unbefriedigt blieb.
 

„Was bedeutet das alles?“, flüsterte eine Hermione zutiefst vertraute Stimme, bei der die inne wohnende Lautstärke jedoch fast unvertraut schien. Ginny hatte sich auf dem Quidditchfeld das Brüllen zugelegt und es nach ihrer Karriere fast konstant in die Ehe und Mutterrolle übernommen – wahrscheinlich eine Notwendigkeit bei zwei Söhnen, die offensichtlich ein Rumtreibergen geerbt hatten.

„Ich habe keine Ahnung“, gab Hermione – ihrer Auffassung nach beeindruckend ruhig – zu und erinnerte ihren schlafenden Zauberstab daran, dass der Abwasch sich nicht von alleine machen würde.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal wie meine Mutter werden würde“, sagte Ginny unvermittelt und wandte den Blick von der Dämmerung, um ihn auf Hermione verweilen zu lassen. „Aber ich verschlinge die Hexenwoche wie meine Mom damals und nachdem, was mir dieses Blatt schon gelehrt hat, nun ja…“, dass sie nach den richtigen Worten suchte, stand wohl außer Frage, „Wirkte dieses Aufeinandertreffen heute doch ganz und gar wie eine Eifersuchtsszene pubertierender Jugendlicher.“
 

Erneut legten die Küchenutensilien ihre Arbeit nieder und eine bleierne Stille legte sich über die Konversation. Bis Hermione sich ihrer unklugen Reaktion auf diesen Vorwurf bewusst wurde und ein Nein hauchte, dem es jedoch an der nötigen Intensität fehlte.

„Oh Merlin, du hattest was mit Malfoy?“, hakte Ginny nach ein paar Augenblicken der Fassungslosigkeit nach und jene Worte hatten gefehlt, um Hermione die nötige Energie für ihre nächste, klare und energische Negation zu entlocken. Die Jüngere lachte leise vor sich hin, bevor ihre Miene einen ernsten Zug annahm.

„Der Mond verschwindet nicht mehr. Wir fragen uns, wer ihn wohl beschwört?“

„Wenn ich das wüsste“, antwortete Hermione; es war ein weiteres Rätsel, das sich ihr stellte. „Aber ich fürchte, dass wir alle in Zukunft viel zutun haben werden.“

Sie dachte an ihre Abteilung. Magische Strafverfolgung. Kingsley hatte sie vor ein paar Jahren aus einem führenden Posten im St. Mungo genommen, um sie geistesgegenwärtig im Ministerium zu stationieren. Nun arbeiteten alle Mitglieder des Inneren Kreises am selben Ort – höchstens Etagen voneinander entfernt. Es war dem Zaubereiminister ein großes Anliegen gewesen, das ehemalige Goldene Trio wieder zusammenzuführen, obgleich sie sich nicht sonderlich entfernt hatten. Hermione blickte gedankenverloren auf ihren Ehering hinunter. Sie hatte einen ihrer besten Freunde geheiratet.
 

„Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, als ob wir uns an einem Wendepunkt befinden“, offenbarte sie ihre Gedanken und blickte konzentriert aus dem Fenster, als stehe dort irgendwo auf den Ländereien die Antwort auf alles. „Es kann nur schlechter werden“, seufzte Ginny und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Wir hatten eine schöne Zeit. Wunderbare und sorgenfreie Jahre mit unseren Kindern. Wenn nun wieder eine Ära folgt wie jene, der wir entkommen sind, dann müssen wir erneut für unser Glück kämpfen.“

„Ich fürchte sogar, wir müssen gewinnen, denn beim ersten Mal hatten wir nicht soviel zu verlieren.“ Hermione dachte an Ron, Rose und Hugo, ihre gesamte Familie. Und sie bedachte die Opfer, die es ohne Zweifel geben würde; die bei einer Wende ihr Leben lassen würden. In ihr Gefühl schlich sich ein Gedanke an Draco Malfoy, wobei sie nicht wusste, ob sie seinen Untergang fühlte oder ihren.
 

__
 

Aufschäumende Wellen pressten sich mit zunehmender Konsequenz gegen die unbeweglichen Felsen der herausragenden Klippe, auf der er aus dem Nichts heraus erschienen war. Der Wind fegte ihm in den dunklen Umhang und streichelte seinen Körper, bevor er ihn anherrschte, sich zu entfernen. Ihm war nicht nach Schmuserei und der nächste Wirbelwind zuckte zurück, malte bei jener Zurechtweisung kurz Wölkchen in die Luft, bevor er erstarb. Wie die Wellen. Ein kaum merkliches Grinsen huschte ihm bei der Erkenntnis, dass er den Wind verscheucht hatte, über die Lippen. Nun lag alles ruhig um ihn herum da. Doch warum hatte es ihn hierher gezogen? Reichte es nicht, dass er immer noch nicht wusste, wohin er gehörte? Was er suchte? Und wen? So viele Fragen zerfetzten sein Hirn und immer gewundener wurden die Wege des Unwissens - je öfter er sich an Orten materialisierte, die ihm in die Gedanken schlichen. Nun, was sollte er hier?
 

Er spürte Magie in unmittelbarer Nähe, doch das war an fast allen Plätzen der Fall, zu dem es ihn zog. Muggel gab es im Umkreis von mehreren hundert Metern keine – welch unsagbares Glück dieser Rasse. Er wandte den Kopf gen Osten, dann drehte er ihn noch ein Stück. Südosten. Und dort, ein paar stille Wiesen entfernt, sah er ein altmodisch aus der Erde gesprossenes Häuschen stehen, aus dessen Schornstein sich dichter Rauch schlängelte. Wahrscheinlich wurde es nun wirklich wieder kühler zum Abend hin. Der Horizont war von einem deftigen Orange und er setzte sich in Bewegung, bevor er in seinem Nichtstun verharrte und es schneller dunkel wurde, als es ihm seine Empfindung versprach. Denn nichts an diesem Körper war ihm mehr sicher. Nichts von seinen Gaben mehr vertraut.

Vor einer vereinzelt wurzelnden Eiche blieb er schließlich stehen, sicher verborgen hinter deren festen Stamm, beobachtend.

Sein Instinkt verriet ihm, dass sich was tun würde. Und tatsächlich musste er nicht lange warten und die Hintertür des Hauses flog auf. Was erwartete er?
 

Das. Genau diesen Augenblick, bei dem sein Herz zersprang. Der Klumpen in seiner Brust sich füllte mit einem Gefühl, das er ohnehin beschreiben konnte, das er nicht verlernt oder vergessen hatte – Begierde.

Ihr Haar war von einem dunklen Rot und fiel ihr offen und leicht zerzaust bis zur Hüfte. Und weiter musste sein Blick nicht wandern, denn solches Haar versprach das Beste. Das Reinste. Das Leidenschaftlichste. Ihm war egal, ob Sommersprossen ihr helles Näschen zierten oder welche Geheimnisse sich unter ihrem sommerlichen Kleid verbargen. Rot. Es hypnotisierte ihn. Es machte ihn wild. Allein das Haar. Doch warum?

Er wollte nicht weiter hinterfragen, dieser Körper war zu einer Zumutung geworden – es würgte ihn. Der Beobachter würde sich die Kontrolle holen; seine Beine setzten sich in Bewegung und je näher er dem Objekt kam, das ihm nun den Rücken zuwandte und nach einem weißen Laken griff, desto inniger wurde die Bedrängnis dieses Rot nehmen zu dürfen. Sein nennen zu können. Und gleichzeitig lüsterte er nicht nur nach dem Haar, sondern auch nach ihrem Blut. Man könne das Laken mit Blut bemalen. Mit Blut so rot wie das Haar.

Er schlich weiter, doch sie drehte sich um, sah ihn unverwandt an, ahnte nicht, was kommen würde. Sie lächelte. Und sie starb damit.
 

__
 


 

Oktober
 

„Das ist ungesund“, bemerkte Alice Longbottom, während Rose fragend ihrem missbilligendem Blick folgte, der auf ihren Teller gerichtet war, auf dem sich mittlerweile Toast und Rührei türmten.

„Ich hab Hunger und Rührei gibt’s sonst nur am Wochenende“, meinte die Weasley leichthin.

„Mir scheint es fast so, als würdest du mehr essen und immer weniger schlafen, um ehrlich zu sein.“
 

Rose verdrehte die Augen, zuckte jedoch gleichsam kurz mit den Schultern, so als bestünde diese Möglichkeit tatsächlich. Die Hufflepuff wusste ohnehin, dass sie recht hatte.

„Also Tatsache ist, dass meine beste Freundin – du, Rose Weasley – nun schon seit Wochen die Nachtschicht schiebt; du alleine und der Verbitterung ausgeliefert in deinem Stockwerk hockst und niemanden hast außer vielleicht Nick - und der zählt nicht, weil er ein Geist ist. Und warum tust du das? Nur um der Möglichkeit zu entgehen, dass Jane Seymour einmal ihrer Pflicht nachkommt und weil die geringe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie aus Langeweile wieder mit Malfoy anbändelt. Was total absurd ist, denn nicht mal ein Malfoy ist so doof.“
 

Die minütige Strafpredigt wurde damit beendet, dass Dominique an den Tisch kam. Und noch während Alice ihr wortlos die Mitschriften aus der Stunde reichte, in der Dome aufgrund von einer besonders unnachgiebigen Migräne gefehlt hatte – Rose und Alice nannten es eigentlich das chronische ¼ Veela Faulheit Syndrom – ahnte die Jahrgangsbeste bereits, dass die Ohren ihrer Cousine einmal mehr überdurchschnittlich gespitzt gewesen waren, wie immer, wenn es um Malfoy ging. Seit diesem Sommer. Zwar empfand Dome nicht unbedingt Zuneigung zu Malfoy oder fand ihn attraktiv wie andere Mädchen, doch die Möglichkeit damit gegen alle Naturgesetze zu verstoßen, lockten sie gleichwohl.

„Rosie, sei doch nicht in die Theorie vernarrt, Malfoy möge nach jener Sommernacht noch irgendetwas von dir wissen wollen! Zeig Jane, was sie sich mit ihrem erkauften Zusatzamt angetan hat – lass sie Nachtschicht um Nachtschicht machen und zerstöre ihr und nicht auch noch dein mittelmäßiges Gesicht, okay? Deine Augenringe reichen bis in den Kerker.“
 

Fassungslos starrte Rose die vorwurfsvoll klingende Dominique an und fragte sich, ab welchem Moment genau - ob auf Gleis 9 ¾ oder im Zug oder in der Großen Halle beim Festessen - das Veelablut derart bösartige Züge annahm und offensichtlich alle familiären Bindungen zu ihr zu vergessen schien. Oder war es möglich, dass Dome nicht merkte, wie sie verletzend wurde? Trotzallem – Rose fehlten die Worte.

„Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, wie dankbar ich bin, Dominique, dass du nach all den Jahren in binnen von zwei Wochen endlich mit deinem gefakten französischen Akzent aufgehört hast? Das ist das beste, vorzeitige Weihnachtsgeschenk, das man sich nur wünschen kann“, versicherte Alice heiter, überging alle Beleidigungen, die Dominique vom Stapel gelassen hatte und schlug knallhart zurück. Denn welcher Grund auch immer es vollbracht hatte, dass sie mit ihrem einstudierten „isch“ und „nischt“ aufgehört hatte, der verdiente tatsächlich einen muggelnamigen Nobelpreis. Während Dominique Alice eine rüde Geste zuteil werden ließ, flogen die Posteulen ein und im nächsten Moment fing die Longbottom geübt den Tagespropheten ab, hinter dem sie sich grinsend verbarg.

„Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich nicht weiß, was dein Problem ist, Cousinchen, doch lass dir gesagt sein: Diese Art, der Gefahr entgegenzuwirken, macht dich nicht gerade hübscher.“ Mit diesen Worten und dem üblichen Veela – Hüftschwung tänzelte die Ravenclaw davon, um ihre Freundinnen mit ihrer Präsenz zu erfreuen. Rose war hingegen gründlich der Appetit vergangen und es störte sie nicht weiter, als Al sich neben ihr nieder ließ und mit seiner Gabel ihr Essen verschlang.
 

„MC Gonagall ist‘ ne alte Hexe“, verkündete er mit vollem Mund und Rose tadelte ihn mit einem bösen Blick. Sie hasste es, wenn er die Direktorin mit MC betitelte. MC war eine Muggelabkürzung und hieß eigentlich Master of Ceremonies, aber Al meinte damit den aus der Hip- Hop Szene gebräuchlichen Microphone Checker – was ganz und gar nicht auf die alte Minerva McGonagall passte.
 

„Was hast du nun schon wieder gemacht?“

„Nichts natürlich, aber sie hat sich ausgedacht, dass ich jetzt nur noch mit Aufpasser nach Hogsmeade darf!“

„Und wer wird dein Bodyguard?“, grinste Rose und fand die Idee, jemand würde darauf aufpassen, was ihr volljähriger Cousin trieb, mehr als erheiternd.

„Na ich hoffe doch, Imogene Malfoy“, erwiderte Potter verschmitzt und setzte sich kurz auf, um den Slytherintisch abzusuchen.

„O nein, das kann nicht dein Ernst sein", rief Rose entgeistert und nahm sich ein Messer, das sie beinahe drohend auf Al richtete. "Nimm doch Alice oder Dome oder eines dieser kichernden Mädchen, die dir immer hinterherlaufen, bitte!“

„Warum, weil du-“
 

„Leute!“, rief Alice in diesem Moment sichtlich erschüttert und ihr von kurzem Haar umrahmtes Gesicht erschien, als sie den Tagespropheten sinken ließ. Augenblicklich war es still zwischen ihnen, denn sowohl Rose als auch Al hatten die Besorgnis, vielleicht gar Angst aus dem Munde ihrer Freundin herausgehört. „Was ist passiert? Irgendwas mit Kingsley?“, fragte die Weasley alarmiert, doch Alice schüttelte den Kopf, schluckte und richtete den Blick wieder auf die Zeitung, um zu lesen.

Am gestrigen Abend, um 19:23 Uhr, erreichte unsere Redaktion eine erschütternde Nachricht. In der Londoner Themse wurde als Resultat verschiedener, verschlüsselter Suchzauber eine Leiche geborgen und kaum Minuten später waren sich die Vorort ermittelnden Auroren sicher, dass es sich tatsächlich um den Stern handle, der vor kurzem in unserer Redaktion zu leuchten begann: Die seit nunmehr vier Wochen vermisste Brittany „Brit“ Torres, 22, angehende Spitzen-Journalistin des Tagespropheten, deren rotes Haar wie eine Sommerbrise – okay, Kimmkorn beginnt zu sülzen. Hier geht's weiter: Das Makabere an der Geschichte ist dreierlei und lässt nach heutigen Informationen selbst Abteilungen des Zaubereiministeriums im Dunkeln tappen. So wirft sich die Frage auf, weshalb Brit in der Themse aufgefunden wurde, obwohl sie doch im gemütlichen Cotty Hill zuletzt lebend gesehen wurde, das sich den Tatsachen nach 378 km nordwestlich der Hauptstadt befindet. Weiterhin erschreckte folgender Zustand die Auroren, die geistesgegenwärtig die verweste Leiche regenerierten – so fehlte nach Augenzeugenberichten das rote Haar der Hexe vollständig, das zeitlebens ein Merkmal ihrer selbst gewesen war. Als Todesursache wurde der verbotene Fluch Avada Kedavra identifiziert, auf dessen Gebrauch gesetzlich der Zauberstabbruch festgelegt wurde und der als unverzeihlich gilt. Anwendung fand er nach der Großen Schlacht nur zwei weitere Male in den letzten Jahrzehnten. Dieser Mord versetzt die Zaubererwelt in Angst und Schrecken. Kein Kämpfer vom Inneren Kreis war heute bereit, uns ein Statement zu den Vorkommnissen zu geben.

Der Tagesprophet verbleit trauernd.

Am 10.10 wird die Beisetzung stattfinden.
 

Alice‘ Blick wanderte besorgt von dem Artikel hinauf zu Albus und Rose, die einen erschütterten Blick tauschten.

„Das ist ekelhaft, man“, verkündete Al und legte als klares Statement die Gabel zurück auf ihren Platz.

„Was ist, wenn das etwas zu bedeuten hat?“, fragte Alice betroffen und in Rose stieg die Angst auf. Al hingegen seufzte genervt und verdrehte die Augen.

„Na gut, ein Mord ist nicht alltäglich für uns, aber einer ist-“ – „Keiner?“, warf Rose gereizt ein und fuhr sich nachdenklich durch die roten Locken.

Die Vorstellung jemand würde sie töten, um ihr dann die Haare abzuschneiden und ihre Leiche zu verstümmeln war beängstigend. Und Als Ansicht, es gar sorglos hinzunehmen, dass jemand gestorben war, erschien ihr mehr als unpassend.

„Das hab ich überhaupt nicht gemeint, Rose“, erwiderte Al missgestimmt und sah zu Alice hinüber. „Ich sage ja nur, dass das noch kein Grund ist, den Kopf zu verlieren. Wenn ernsthaft Gefahr bestehen würde, dann wüsste die Zaubererwelt das bereits. Ach ja“, Al schnappte sich ein Toast für den beschwerlichen Marsch eine Treppe abwärts bis zu Zaubertränke und beugte sich zum Abschied noch einmal zu Alice vor: „Und nicht zu vergessen: Hogwarts ist sicher!
 

__
 

Es roch nach feuchter Erde, Moosen, spezifischen Kräutern – die sie alle hätte benennen können-, Holz und … Malfoy, natürlich. Rose unterdrückte das theatralische Seufzen, das ihr die Kehle hinaufschlich und fragte sich leichthin, weshalb sich ihre vertrautesten und liebsten Gerüche derzeit so oft mit dem Aftershave eines gewissen Herzensbrechers mischten, dem sie die letzten Jahre so konsequent aus dem Weg gegangen war.

Desweiteren konnte Rose sich weit mehr amüsantere Zeitvertreibe vorstellen, als mit Scorpius den Verbotenen Wald zu durchstreifen – wieder unterdrückte sie ein Seufzen. Die Beschreibung Verboten passte zwar nach Zwanzigjährigen Lebens in Einklang mit Zentauren und anderen Lebewesen nicht mehr, da sich nach Voldemorts Zerfall zudem auch optisch einiges des ehemals Dunklen und Unbekannten gelichtet hatte; doch nach den Geschichten von mannsgroßen Spinnen und Riesenbabys waren Rose‘ Ansichten bezüglich dieses Gebiets in Hogwarts mächtig eingeschnürt. Wenn man die Tatsache bedachte, dass ihr Vater und Onkel Harry ihre Schreckensgeschichten wirklich erlebt hatten, dann kam in der jungen Weasley vielmehr der Drang auf, auf der Stelle kehrt zu machen.
 

Sie war also an einem Ort, den sie fürchtete, mit einem Geruch, den sie liebte, zusammen mit Malfoy. War das nun gut, schlecht oder grausam?
 

Wenigstens hatten die Regenschauer aufgehört, die das Land seit dem Vormittag an heimgesucht hatten und so war Rose wenigstens ein Punkt genommen, auf den sie sich ansonsten ebenfalls hätte konzentrieren müssen – das Laufen. Obgleich ihr die teils schlammige Erde ohnehin genug Probleme bereitete. Und während Rose also jeden ihrer Schritte bedachte, wenn auch nicht äußerst konsequent, und es sie manchmal drohte von den Füßen zu reißen oder sie zusammenzuckte, sobald sich etwas zwischen den dichten Bäumen und Büschen bewegte; schlenderte Malfoy neben ihr her, als befände er sich auf einem Laufsteg. Was durchaus passte, wenn man sein Aussehen mit dem eines Models verglich, für das die halbe Muggelwelt offenbar derzeit schwärmte – und Dominique.

Ihre Beziehung zu Malfoy war seit einigen Wochen von lauwarm ins eiskalte abgerutscht. Insofern man seine Annährung bezüglich des Freundeseins als lauwarm bezeichnete. Allerdings hatte sie bereits geahnt, dass sie mit jedem besser befreundet sein konnte als mit Scorpius und der hatte seine Nettigkeit ab dem Moment eingestellt, als Rose ihn nicht mehr darüber unterrichtet hatte, wann sich die Vertrauensschüler trafen. Einen Malfoy machte man am besten nicht wütend, doch diese eiserne Regel hatte sie gebrochen. Denn ein sie hassender Malfoy war ihr lieber, irgendwie.
 

Als Rose das nächste Mal an ihre Füße dachte, war das im selbigen Moment, als sie auf einen Ast trat, ihr Schuh darunter wegrutschte und sie in Binnen von Sekunden auf ihren Rücken gerissen wurde. Sterne ergossen sich in ihrem Blickfeld. Sie stöhnte. Malfoy seufzte. Und Rose wurde sauer.

„Danke, Malfoy, dass du mich festgehalten hast!“, knurrte sie böse, während sie sich langsam wieder erhob. Sie griff nach ihrem Zauberstab, um sich den Schlamm und Dreck vom Umhang zu zaubern. Der Tag war grauenhaft, eindeutig.

„Ich hatte vergessen, was für ein Trampel du bist, Weasley“, erwiderte Scorpius kühl und lehnte sich an den nächsten Baumstamm, als würde ihr Fallen bedeuten, dass sie eine längere Pause einlegen mussten. Doch Rose wollte nun vielmehr jenes bevorstehende Treffen mit McGonagall hinter sich bringen, als noch weiter an Ort und Stelle zu verweilen. Also humpelte sie mit dem letzten Hauch an Würde – und es war nicht viel – an dem Malfoy vorbei, dessen Feixen mit Unbeachtung strafend.

„Das ist nicht dein Ernst.“ Sie wandte den Kopf und erhaschte sein herablassendes Grinsen, während sie sich tapfer weiter kämpfte. Über was war sie da gestolpert? Rose fand als einzige Erklärung das Schlamassel, dass es eine verzauberte Wurzel oder dergleichen gewesen sein musste, die bei ihrem groben Auftreten ihren Fuß … oh, warum hatte sie immer so ein Pech?

„Es ist mein voller Ernst, Malfoy“, zischte Rose und Scorpius schien ihre Wut mehr zu erheitern, als einzuschüchtern.

„Selbst ein Slytherin erkennt eine Weasley in Not, also willst du nicht von deinem Drachen hinuntersteigen und mich anbetteln, dir zu helfen?“

Sie verspürte den Drang, ihm sein süffisantes Grinsen vom Gesicht zu wischen, doch leider nahm der Schmerz ihres Fußes sie nun soweit in Anspruch, dass ihr nur eine weitere Drohung über die Lippen kam.

„Noch ein Wort und ich Avada dich gleich!“
 

Und während Worte ausblieben, schloss sich ein Arm um ihre Hüfte und Rose spürte, wie die Belastung von ihrem Bein genommen wurde. Aber von einem Malfoy an der Seite getragen zu werden, war ein Defizit für das Ego einer Weasley. Sie seufzte. Diese Hilfe würde ohne Weiteres dazu führen, dass sie sich bedanken musste. Doch vorerst war es von Nutzen, sich daran zu erinnern, normal weiterzuatmen. Denn wenn Malfoy merkte, wie sie diese Situation wirklich aus dem Konzept brachte, dann wäre sie geliefert.
 

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie auf eine Lichtung traten, die selbst Rose noch aus früheren Jahren bekannt war. Mit dem nicht minder weniger bestürzenden Anblick hoher Mauern. Gar war es so, dass sich der Wald an einem Limit verabschiedete, an das fast nahtlos ein Gebäude grenzte - das zweifelsohne so wenig hierhergehörte wie ein Muggel nach Hogwarts. Sie beobachtete, wie Scorpius' Finger prüfend über die graublauen Ziegel glitten.

„Das steht hier nicht nicht lange.“

„Um genau zu sein seit dem heutigen Morgen, Mr. Malfoy“, erörterte eine ihnen allzu vertraute Stimme und ihre Blicke erhaschten Minerva McGonagall, die auf sie zueilte. „Leider steht das Haus noch etwas falsch und wird spätestens in den frühen Abendstunden verschoben werden.“

McGonagalls scharfer Blick besann sich der offensichtlichen Verwirrung ihrer beiden Schülersprecher und wohlwollend fügte sie hinzu: „Das wird das Quartier unserer Gäste.“

„Wir bekommen Gäste? Wen?“, fragte Scorpius sofort.

„Junge Zauberer und Hexen aus der ganzen Welt. Haben ihre Eltern ihnen nicht gesagt, dass es ein ganz besonderes Jahr in Hogwarts wird?“
 

Rose hatte bis dato nur ihren eigenen Schulabschluss im Sinn gehabt und die Vorhersagen ihrer Mutter gleichwohl in diesem Zusammenhang gedeutet. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Malfoy und auch dieser schien bisher lediglich jenen Aspekt betrachtet zu haben.

„Soll das heißen, mehr Zaubererschulen als Beauxbatons und Durmstrang sind an diesem Zusammentreffen beteiligt?“

„Viel mehr, Mr. Malfoy, bisher haben allein fünf Schulen zugesagt. Weswegen es nötig wurde, diesen externen Flügel anzulegen, in dem unsere Gäste unterkommen werden. Er besteht aus kleinen Wohnungen, optisch jedoch kaum von Hogwarts abweichend. Ihre Aufgabe wird es zuerst sein, die Vertrauensschüler von unserem - im November erwarteten - Besuch zu unterrichten und spezifische Vorbereitungen zu treffen. Ich habe Sie beide zu Schülersprechern ernannt, weil ich denke, dass sie mit den zusätzlichen Aufgaben am besten umgehen können, ohne ihre schulischen Leistungen zu gefährden.“

Rose biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht, ob sie die Frage, welche ihr auf der Zunge lag, stellen durfte. Man fragte normalerweise-

„Entschuldigen Sie, Professor McGonagall, aber warum kommt man erst jetzt auf den Gedanken, die anderen Schulen einzuladen?“ Es war eindeutig beängstigend, annähernd gleiche Gedanken wie Malfoy zu hegen, sinnierte Rose.
 

„Kingsley äußerte diesen Wunsch beharrlich und erst jetzt kamen die Zaubereiministerien auf einen gemeinsamen Nenner.“ Scorpius nickte, während Rose mit erneutem Grauen daran dachte, wie ihre Familie Kingsleys Zustand im Sommer als kritisch bezeichnet hatte. Urplötzlich schien sein Wohlbefinden umgeschlagen zu sein, ohne dass es dafür Symptome oder dergleichen gegeben hatte. Wie es ihm im Moment wohl erging?

„Eines noch, bevor ich zurück ins Schloss muss-“, informierte die alte Schulleiterin sie. „Ich spiele mit der Idee, Sie beide ebenfalls hier einzuquartieren, damit Sie zwischen den Schülern vermitteln können und für Fragen und Hilfestellungen schnell zu erreichen sind. Soweit sogut, meine Entscheidung werde ich Ihnen zu gegebener Zeit mitteilen. Haben sie einen angenehmen Abend, Miss Weasley, Mister Malfoy.“

Rose starrte McGonagall entgeistert hinterher, während ein hysterisches Stimmchen in ihrem Kopf ein cholerisches Schreikonzert eröffnete, welches sich mit dem wiederhallenden Alarmglockensignal mischte.

Sie sollte mit Malfoy zusammen in eine – das Wort der Schulleiterin gebrauchend – kleine Wohnung fernab des Schlosses ziehen, welche obendrein direkt im Verbotenen Wald lag? Mit Malfoy?

Rose seufzte. Diesmal theatralisch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von: abgemeldet
2010-10-18T00:40:49+00:00 18.10.2010 02:40
Waka Waka!
genial!
Merh sag ich nicht

Liebe grüße~
Von:  Cygni
2010-04-16T06:10:36+00:00 16.04.2010 08:10
was?! ich abe noch keinen kommi hinterlassen? schande über mein Haupt!
dabei had ich das kappi jetzt doch schon zum zweiten mal gelesen...

ich habe ein bisschen angst um rose, von wegen rote haare und so...
ich mag alice, so hätte ich sie mir auch vorgestellt...

joa ne... lg stellax3
Von:  Ondine
2010-04-15T08:53:32+00:00 15.04.2010 10:53
Ob ich noch Interesse an der Geschichte habe? Natürlich habe ich Interesse an der Geschichte, was auch der Grund dafür ist, dass ich dich jetzt trietzen werde, damit du schnell weiter schreibst, weil:

1. Es ist einer der spannendsten und romantischsten Geschichten, die ich je gelesen habe. Man will einfach nur lesen, also Suchtheitsfaktor.

2. Dein Schreibstil hat eine gewisse Originalität, die dem Leser Freude bereitet. Love it ♥

3. Das mit dem Mord wird echt spannend, weiter so. Ich will wissen wer der Mörder ist. Vielleicht einer, der in den neuen Flügel ziehen wird?!

4. Ich genaueres über die Beziehung zwischen Hermine und Draco wissen will.

Also ganz... schnell weiter schreiben! Will unbedingt weiter lesen. Danke noch für die ENS, könnte ich wieder eine bekommen?

Lg pN
Von:  LucyCameronWeasley
2010-04-14T12:35:18+00:00 14.04.2010 14:35
ein trimagisches turnier?
keine ahnung XD
jedenfalls hoffe ich, dass du bald weiterschreiben kannst.
auch wenn persönliche probleme natürlich vorgehen ^-^
ich bleib jedenfalls dran xD
du hast mich dazu gebracht, dass ich überlege, selbst eine FF anzufangen *hust*
Von:  blumenmaedchen
2010-04-03T15:19:24+00:00 03.04.2010 17:19
heey
ich hab gerade einfach alles noch mal gelesen, um einen vernünftigen überblick zu haben.
das kapi ist wirklich unglaublich gut geschrieben; wie das wohl enden wird?
ich hoffe ja mal, dass es bald möglichst weiter geht :)
liebe grüße ;)
Von:  Ming-Ling
2010-04-02T10:00:15+00:00 02.04.2010 12:00
Hi!!!
Hat zwar lange gedauert, aber persönliche Probleme gehen eben vor...trottzdem ist die Geschichte immer noch so schön geschrieben, wie vor deiner kleinen Pause...weite so!!
Liebe Grüße Mingelding
Von: abgemeldet
2010-04-01T21:40:28+00:00 01.04.2010 23:40
freue mich schon wie es weitergeht^^
lg
Von: abgemeldet
2010-04-01T10:45:13+00:00 01.04.2010 12:45
haha..das war echt cool..arme Rose..ich liebe diese Story einfach^^
Von:  sunny3291
2010-03-31T20:58:01+00:00 31.03.2010 22:58
hei, das ist ein wunderschönes Kapi.
Und ich weiß nicht was ich schreiben soll.
Außer, dass es einfach wunderbar geschrieben ist.
Ich sitze jetzt schon auf heißen Kohlen, wie es weitergeht.

sunny
Von:  klothhilde
2010-03-31T19:23:58+00:00 31.03.2010 21:23
Schönes neues Chap!
Ich musste mich erstmal wieder einlesen, weil ich gar nicht mehr so genau wusste, ws davor passiert war;)
Hermione hatte mal was mit Draco, das ist wirklich höchst interessant. Ich hoffe es kommt noch genauer raus, was genau da lief;)
Die Sache mit der rothaarigen Frau finde ich schrecklich. Ich hoffe für alle, dass nicht noch mal eine so schlimme Zeit, wie die von Lord Voldemord anfängt. Naja man wird sehen.
Auf jeden Fall ein großes Lob an dich!
Ich freue mich schon auf das nächste Chap!
lg Anna


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