Zwischen den Fronten von Kiajira ================================================================================ Weihnachten ----------- Kapitel 14: Weihnachten Es krachte laut. Ginny schreckte auf. Müde zog sie sich ihre Denke über den Kopf und murmelte vor sich hin. Doch Mia ließ sie nicht schlafen. Erbarmungslos riss sie ihr die Decke herunter. "Miss muss aufstehen! Miss will doch nicht Heiligabend verschlafen, oder?" Ginny riss die Augen auf. "Was hast du gesagt?", rief sie, mit einem Mal hellwach. "Heute ist Heiligabend? Das hab ich ja total vergessen!" Sie sprang aus dem Bett. "Danke fürs Aufwecken, Mia!" Mia disapparierte und Ginny sprang unter die Dusche. Während das heiße Wasser über ihren Körper lief, erinnerte sie sich plötzlich schmerzhaft an das Weihnachtsfest letztes Jahr. An Heiligabend hatten sie alle zusammen im Wohnzimmer gesessen, sich Geschichten erzählt und auf Mitternacht gewartet. Dann gab es Bescherung. Ihre Mutter hatte es schon vor Jahren aufgegeben, sie abends ins Bett zu stopfen und erst am nächsten Morgen zu feiern. Sie waren jedes Mal nachts wieder aufgestanden und heimlich Bescherung gefeiert. Ginny seufzte. Diese gemütlichen Familienabende würde sie vermissen. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als ihe bewusst wurde, dass sie niemals wieder mit ihrer Familie Weihnachten feiern würde. Doch hatte sie denn eine Wahl gehabt? Hätte sie sie nicht verraten, würde sie jetzt schon lange unter der Erde liegen. Trotzdem, sie vermisste ihre Familie unendlich. Tränen liefen über ihre Wangen und vermischten sich mit dem Wasser, dass über ihr Gesicht lief. Nachdem sie fertig war mit duschen - und auch mit weinen - zog sie sich ihre grünen Klamotten an. Grün. Slytherin. Voldemort. Ginny seufzte. Es ließ sich nicht ändern, dass sie hier war. Es ließ sich nicht ändern, dass sie nicht bei ihrer Familie war. Sollte sie sich deshalb Weihnachten versauen lassen? Was brachte es ihr, wenn sie den ganzen Tag Trübsal blies? Weihnachten war ein Fest der Liebe und der Freude. Gut, Liebe konnte sie nicht haben, aber warum sollte sie deshalb auf Freude verzichten? Sie seufzte. Sie war aber nicht glücklich. Vielleicht sollte sie ein wenig nachhelfen? Sie hatte in einem Buch gelesen, wie man sowas anstellte. Sollte sie es einfach versuchen? Zu verlieren hatte sie sowieso nichts. Es konnte nicht schief laufen, es konnte einfach nur nicht klappen. Warum nicht? Ein leises Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Nur für das Frühstück... Die würden Augen machen... ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Wenig später setzte sie sich an den Frühstückstisch und wünschte Voldemort einen guten Morgen. Voldemort blickte sie verblüfft an. "Warum hast du so gute Laune?", wollte er wissen. "Heute ist Heiligabend!", antwortete Ginny strahlend. Voldemort schnaubte ungläubig. "Und deswegen hüpfst du Kreuz und quer durch die Gegend?" Sie verschränkte die Arme. "Freuen Sie sich denn gar nicht? Weihnachten ist schließlich nur einmal im Jahr!" "Nein. Wieso sollte ich?" Ginny seufzte. "Dann eben nicht." Sie begann zu essen. "Miss Weasley?" Ginny blickte auf. Snape war heute wieder da. "Ihre Eltern wissen nicht, dass Sie nicht mehr an der Schule sind. Das heißt, morgen werden in Ihrem Schlafsaal bestimmt einige Geschenke herumliegen. Haben Sie Interesse daran?" Ginnys Augen begannen zu leuchten. "Aber natürlich! Können Sie mir die bitte bei Ihrem nächsten Besuch mitbringen, Sir?" Snape schnaubte genauso ungläubig wie zuvor Voldemort. "Ich bin nicht Ihr Botendienst, Miss Weasley." Ginny legte den Kopf schief und lächelte gewinnend. "Natürlich nur, wenn es Ihnen keine Umstände macht, Sir." Snape blickte sie finster an. "Ich wünschte, es würde Umstände machen." Ginny grinste nur und aß weiter. Jetzt kam Bellatrix zum Tisch und setzt sich Ginny gegenüber auf ihren Platz. Nach einer Weile blaffte sie Ginny an: "Warum guckst du, als hättest du eine Flasche Feuerwiskey intus, Weasleygöre?" Ginny blickte auf. "Weil heute Heiligabend ist! Und morgen Weihnachten!" Bellatrix' Gesicht verdüsterte sich. "Das ist noch lange kein Grund, so belämmert aus der Wäsche zu schauen. Damit siehst du noch blöder aus als sonst." Ginny ignorierte sie und aß ungerührt weiter. Sie würde sich garantiert nicht von Bellatrix die Laune versauen lassen. "Hey, verfluchte Göre! Ich rede mit dir!" Ginny beachtete sie nicht weiter. "Weasley!! schau mich gefälligst an!" Ginny reagierte immer noch nicht. Da platzte Bellatrix der Kragen. "Imperio! Schau mich an, wenn ich mit dir rede!" Ginny hob langsam den Blick und blickte Bellatrix aus glasigen Augen an. Die Freude über das bevorstehende Weihnachtsfest war verschwunden und einer tiefen Gleichgültigkeit gewichen. Snape sog zischend die Luft ein. Er hatte schon immer gewusst, wie unberechenbar Bella sein konnte. Doch er hätte nicht erwartet, dass sie am Frühstückstisch, direkt neben Voldemort, durchdrehte. Ginny blickte Bella einen langen Moment aus glasigen Augen an, dann stand sie auf und trat in die Mitte der Halle. Bellatrix dirigierte sie mit dem Zauberstab. Schließlich kreischte sie triumphierend: "Crucio!" Doch Ginny brüllte im gleichen Moment: "NEIN!", und ließ sich zu Boden fallen. Der Folterfluch verfehlte sie. Im nächsten Moment stand sie, mit wieder klarem Blick, auf den Füßen und hatte ihren Zauberstab gezogen. Ginny schluckte. Den Imperius war sie losgeworden, gerade noch rechtzeitig, doch jetzt war Bellatrix erst recht sauer. Erneut schossen Flüche auf Ginny zu. Sie rief: "Protego Maxima!" Die Flüche prallten von ihr ab und schossen in verschiedene Richtungen davon. Einer ließ die Decke vibrieren, einer brachte ein Stück der gegenüberliegenden Wand zum Schmelzen, ein weiterer hatte einen anderen Todesser getroffen, der jetzt jaulend in sich zusammensackte, und ein letzter verfehlte Bellatrix um ein Haar. Snape sprang auf und warf Voldemort einen fragenden Blick zu. Voldemort sah ihn einen Moment lang durchdringend an. 'Ginny kommt klar. Kümmer dich nur darum, dass niemand anderes verletzt wird.' Snape warf Voldemort einen zweifelnden Blick zu, nickte aber. Rasch trat er zwischen die beiden Duellanten und den Esstisch und beschwor einen Schutzschild herauf. Ginny wich unterdessen einem weiteren Fluch von Bellatrix aus. Dann grinste sie böse, schickte einen Haufen schwache Flüche ab und schickte einen ungesagten Flederwichtfluch hinterher. Bellatrix wich behände den vielen Flüchen aus und amüsierte sich köstlich, da traf Ginnys Flederwichtfluch sie mitten ins Gesicht. Sie kreischte entsetzt, als gleich drei Flederwichte auf sie herunterstürzten. Ginny grinste und ließ den Zauberstab sinken. Bellatrix fluchte fürchterlich und rannte um sich schlagend aus der Halle. Die Flederwichte folgten ihr. Snape atmete auf und löste den Schutzschild. Dann warf er Ginny einen überraschten Blick zu. "Nicht schlecht, Miss Weasley." Ginnys Grinsen wurde nur noch breiter. "Danke, Sir." Sie setzte sich wieder und schaffte es diesmal endlich, zu Ende zu frühstücken. ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Heute arbeitete Ginny nicht, abgesehen davon, ab und zu einen Trank umzurühren, der einige Wochen simmern musste. Doch ansonsten hatte sie alle Schulsachen von ihrem Schreibtisch verbannt. Stattdessen verzauberte sie kleine Glückwunschkarten. Sie waren alle noch leer, Ginny wollte für jeden ihrer Freunde ein eigenes Motiv. Sie schwenkte den Zauberstab. Auf einer der Karten war jetzt ein Bild von ihr, lachend, in ihrer Schuluniform, am Ufer des Sees auf dem Gelände von Hogwarts. Für ihre Eltern. Sie sollten sich keine Sorgen um sie machen, auch wenn sie lange nicht mehr geschrieben hatte. Sie schrieb in die Karte rasch ein paar Weihnachtsgrüße, dann nahm sie sich die nächste Karte vor. Diesmal erschien nach einem Schnippen des Zauberstabs eine Vollmondnacht. Zwei Wölfe saßen auf einer Klippe und blickten sich tief in die Augen. Darüber schwebte auf ein paar Funken ein Mistelzweig. Etwas kitschig, aber genau das richtige für Luna. Ginny wusste zwar nicht, ob Luna noch unter Imperius stand, doch sie war sicher, dass sie sich darüber freuen würde. Sie versah auch diese Karte mit Weihnachtsgrüßen. Sie griff gerade nach der dritten Karte, da trat jemand hinter sie. Voldemort. Ginny blickte auf. Voldemort musterte die Karten missbilligend. "Was wird das, wenn es fertig ist?" "Weihnachtskarten für meine Familie und meine Freunde." Er trat näher und griff sich die Karte, die Ginny am Ufer des Sees zeigte, die Umrisse von Hogwarts im Hintergrund, und schlug sie auf. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, als er die Bedeutung dieser Karte erkannte. "Du willst deine Eltern also kaltblütig anschwindeln? Wofür?" Ginny schluckte. "Wenn ich nichts von mir hören lasse, machen sie sich Sorgen, dass mir etwas passiert sein könnte. Vor allem jetzt, wo Snape und die Carrows Hogwarts unter ihrer Fuchtel haben. Es würde mich gar nicht wundern, wenn sie mich besuchen wollten. Was meinen Sie, was das für einen Aufstand gäbe? Meine Mutter kann sich furchtbar aufregen. Wenn sie dann von Neville und Luna die Wahrheit erfährt, könnte sie den ganzen Orden in Bewegung setzen, um mich zu finden. Ich würde ihr sogar zutrauen, dass sie Snape ausquetscht. Nein. Das will ich ihr und allen, die in ihrem unmittelbaren Umfeld sind, nicht antun." Voldemort lächelte spöttisch. "Ist sie wirklich so schlimm?" Ginny wurde verlegen. "Naja... eigentlich nicht. Sie ist eben mit Leib und Seele Mutter, und für ihre Kinder würde sie alles tun, das ist alles." Er sah sie mit immer noch nach oben gezogenen Augenbrauen an. "Kann ich mir nicht vorstellen. Zeigst du sie mir?" Ginny verstand sofort und schloss ihre Augen. Sie überlegte kurz und rief sich dann eine Erinnerung vor Augen. Mrs Weasley hatte einen ihrer legendären Wutanfälle, nachdem Ron und die Zwillinge Harry mit dem Wagen ihres Vaters von den Dursleys befreit hatten. Kaum hatte Ginny begonnen, sich zu erinnern, spürte sie Voldemorts Anwesenheit. Er verhielt sich jedoch ganz ruhig und sah nur zu. Als Mrs Weasley sich wieder beruhigt hatte, öffnete Ginny wieder die Augen. Und zuckte zusammen. Voldemort hatte sich anscheinend zu ihr vorgebeugt, um ihr ins Gesicht zu blicken. Die roten Augen waren ganz dicht vor ihren. Ginny presste sich unwillkürlich nach hinten in ihren Sessel, um etwas Abstand zwischen sich und dieses blasse Gesicht zu bringen. Voldemort lächelte schwach. "Hast du immer noch Angst vor mir?" Ginny schluckte. "Wieder. Aber Sie sind selbst schuld." Er schnaubte und richtete sich auf. "Nette Mutter hast du. Ich wünschte, meine hätte sich jemals so um mich gesorgt." Seine Stimme hatte einen bitteren Klang bekommen. Ginny blickte ihn ungläubig an. Bisher hatte er nie über seine Vergangenheit oder seine Familie gesprochen. Sie wollte schon fragen, warum seine Mutter sich nicht um ihn gesorgt hatte, ließ es dann aber doch sein. Wer weiß, wie er darauf reagieren würde. Er war zwar ausgeglichener und offener geworden, seit sie ihn kennengelernt hatte, doch sie wusste mittlerweile, wann sie lieber den Mund halten sollte. Es gab einige Themen, auf die ein Lord Voldemort sehr gereizt und empfindlich reagierte. Das war eins davon. Sie schwieg. Er seufzte schwer und schüttelte den Kopf. "Rabenmutter. Sie - AAAHH!" Er riss ungläubig die Augen auf und taumelte gefährlich. Ginny erschrak, sprang auf und bugsierte ihn in den Sessel, bevor er Bekanntschaft mit dem Boden machte, doch er sprang gleich wieder auf. Sie wollte ihn wieder zurück in den Sessel drängen, doch er schlug ihren Arm ab und zog den Zauberstab. Ginny blickte ihn unsicher an. "Was ist los - Sir?" Doch Voldemort antwortete nicht, sondern murmelte mit verzerrtem Gesicht ein paar Zaubersprüche. Die Luft schien einen Moment lang zu vibrieren. Ginny griff unsicher nach Voldemorts Arm. "Was-?" Im nächsten Moment wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst und alles wurde schwarz. ^^°°***°°***^^***°°***°°^^ Ginny taumelte, als alles um sie herum wieder Gestalt annahm. Sie standen in einem Wohnzimmer. In einem sehr schmutzigen und altmodischen Wohnzimmer. Kaum hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen, lief Voldemort zu einer Treppe, die ins höher gelegene Stockwerk führte. So schnell hatte Ginny ihn noch nie rennen sehen. Sie riss ihren Zauberstab aus dem Umhang und folgte ihm. Oben angekommen, taumelte sie erschrocken zurück. Eine große Schlange wand sich durch das ganze Zimmer und hatte es schon reichlich demoliert. Mit einem Schlag wusste Ginny, wo sie war. Nagini. Das musste Bathilda Bagshots Haus sein. Voldemort stürzte zum Fenster. Ginny folgte ihm, so schnell es ging. Und schrie auf. Zwei Personen hatten sich anscheinend gerade nach draußen gestürzt. Ein Mann und eine Frau, beide recht unscheinbar. Doch bevor sie auf dem gefrorenen Boden aufschlagen konnten, verschwanden sie. Voldemort schrie auf. Ginny taumelte entsetzt zurück. Sie hatte ihn noch nie schreien gehört. "POOOTTER!!!" Sie hielt sich die Ohren zu. Voldemort schlug jetzt mit der Faust auf den Fensterrahmen ein. Er sah reichlich frustriert aus. "VERDAMMTE SCHEISSE!" Nagini schlängelte jetzt zu ihm und kroch langsam seine Beine hoch, um ihn zu beruhigen. Doch Voldemort beruhigte sich nicht. Er schlug immer noch wild um sich. Ginny stand wie erstarrt da und rührte sich nicht. Im nächsten Moment schlug Voldemort so heftig gegen die Wand, dass er das Gleichgewicht verlor. Er ruderte wild mit den Armen, doch da Nagini immer noch um seine Beine gerollt war, konnte er sich nicht rühren. Ginny erwachte aus ihrer Trance und fing ihn gerade noch auf. Doch schon im nächsten Moment konnte sie ihn nicht mehr halten und sie fielen beide zu Boden. Verdammt, warum musste Nagini auch so schwer sein? Im nächsten Moment warf Voldemort Ginny einen so bösen Blick zu, dass sie ihn erschrocken losließ und von ihm weg kroch. Nagini löste sich ebenfalls von ihm und er sprang, immer noch zornfunkelnd, wieder auf die Beine, nur um weiter fluchend das Zimmer zu zertrümmern. Ginny blickte ratlos um sich. Plötzlich bemerkte sie Nagini, die sie ansah. Ginny wusste nicht, wieso, doch irgendwie sah die Schlange genauso ratlos aus wie sie selbst. Nagini zischte etwas. Ginny schauderte. Es kam ihr fast so vor, als würde sie Schlange mit ihr reden wollen. Doch Ginny verstand natürlich nichts. So blickte sie Nagini nur weiter ratlos an und murmelte: "Tut mir Leid, ich kann dich nicht verstehen." Plötzlich herrschte Stille. Ginny und Nagini blickten beide überrascht auf. Voldemort stand über ihnen und war plötzlich wieder die Ruhe in Person. Er lächelte gerissen. "Ginny, würdest du gerne mit Nagini reden?" Ginny nickte unsicher. "Wieso fragen Sie?" Sein Lächeln wurde breiter. Ginny schauderte unwillkürlich. "Ich habe eine Idee." Ginny runzelte die Stirn. Wie sollte das gehen? Parsel war angeboren, sie würde nie mit Nagini sprechen können. Was also hatte er schon wieder im Sinn? "Was denn für eine Idee?" Doch Voldemort schwieg. Nach einem Moment quälender Stille streckte er Ginny eine Hand hin. "Komm, es hat keinen Sinn, hierzubleiben. Wir gehen heim." Ginny ergriff die Hand zögernd. Sie war kaum auf den Beinen, da wurde es schon schwarz um sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)