Moonlight Shadow von abgemeldet (Den Schatten, den mein Leben ohne dich wirft) ================================================================================ Kapitel 2: Neue Bekanntschaft ----------------------------- Kapitel 2 Neue Bekanntschaft Ich musste mich nicht einmal richtig umsehen, um zu erkennen, dass die Besitzer dieser Luxuswagen wohl genauso viel Geld für ihr Aussehen ausgaben, wie auch für ihren fahrbaren Untersatz. Markeklamotten, kleine elektronische Spielzeuge, die locker einige Hundert Dollar kosteten und dann noch die anderen vielen Kleinigkeiten, die man sich auch nicht so ohne weiteres leisten konnte, wenn man nicht ein gut bestücktes Konto hatte. Zwei Autos neben mir hatte ein Mädchen ihren silbernen Bentley geparkt, als ich ausgestiegen war. Sie war das perfekte Beispiel für meine Feststellung. Teures Auto. Blond gefärbte Haare, die natürlich wirken sollten. Perlenohrringe, wahrscheinlich von ihrem letzten Ausflug nach New York bei Tiffany gekauft. Designerklamotten, von Prada, Versage und Gucci. Schuhe von Manolo Blanic. Und eine originale Ledertasche aus Rinderleder aus Spanien. Emmet hatte sich mal so eine Lederjacke gekauft. Ich erkannte den Geruch sofort wieder. Wenn man alles zusammenrechnen würde, kostete sie ihr ganzes Auftreten locker mal um die Zehntausend Dollar. Ohne, dass ich das Auto mitgerechnet hatte. Und wenn ich mich hier umsah, gab es nur wenige, die nicht gleich oder sogar noch teurer ausgestattet waren. Normalerweise fühlte ich mich in meinen Klamotten mehr als wohl. Vor allem hatte ich ja zwei Tanten, die für mich einkauften. Bisher war ich auch immer gut mit meinen Sachen klargekommen. Ich war mir auch nicht zu schade, etwas anzuziehen, was nicht so viel kostete. Hauptsache es war bequem. Aber hier war sicher kein anderer dieser Ansicht. Mit geducktem Kopf lief ich über den Parkplatz auf das große Gebäude zu, in der Hoffnung, dass mich niemand sehen würde. Falls mein Dad mich wirklich mit der Absicht hier her geschickt hatte, dass ich soziale Kontakte knüpfen könnte, dann musste ich ihn wohl oder übel enttäuschen. Von den ganzen Leuten hier schien mir keiner so sympathisch, dass ich mich auch nur länger als fünf Minuten mit ihm unterhalten könnte. Ich betrat das große Schulgebäude und musste feststellen, dass es gar nicht so viel anders aussah, wie eine normale Schule. Die Wände waren aus dem gleichen Backstein wie auch die Außenfassade des Gebäudes. Ein Schließfach drängte sich an das nächste und in regelmäßigen Abständen waren Bänke aufgestellt. Meine erste Aufgabe war, das Sekretariat zu finden. Konnte ja nicht wirklich schwer sein. Dachte ich zumindest. Jeden, den ich fragte, wo ich es finden konnte, ignorierte mich oder schenkte mir einen abschätzenden Blick. Genervt ließ ich mich auf eine Bank im Flur sinken. Wie unfreundlich waren die Leute hier? Oder sah ich so schräg aus? So gammlig, dass sie mich so behandelten? Es würde wohl um einiges schwerer werden, hier klar zu kommen, als ich gedacht hatte. „Bist du nicht das Mädchen mit dem Camaro?“ fragte mich eine männliche Stimme. Überrascht schaut ich auf und sah einen blonden, jungen Mann, mit einer stinknormalen Jeanshose, einem blauen Shirt, dass an seinem Oberkörper herumschlabberte und einem Rucksack auf dem Rücken, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Bingo. Jemand, der mir nett erschien und auch nicht schlecht aussah. Und er hatte mich sogar angesprochen. Ich lächelte ihn an und antwortete: „Ja. Die bin ich.“ Er setzte sich neben mich auf die Bank und reichte mir die Hand. „Collin Kennedy. Nett dich kennen zu lernen.“ Als er mir ebenfalls ein Lächeln schenkte, entblößte er eine Reihe strahlend Weißer Zähne. „Renesmee Cullen. Ganz meinerseits.“ „Rensemee?“ fragte er skeptisch. „Was war den mit deinen Eltern los, als sie dir einen Namen gaben?“ „Es sind die Namen meiner Großmütter. Zusammengelegt.“ Erklärte ich. „Ah. Und wie heißen die?“ fragte er, immer noch skeptisch. „Renee und Esme.“ „Gut zu wissen.“ Stellte er fest. „Du bist neu hier, oder?“ „Der Kandidat hat 1000 Punkte.“ Scherzte ich. „Ist das so offensichtlich?“ „Sagen wir es mal so. Dein Auto stand noch nie vorher auf dem Parkplatz. Und du siehst nicht gerade aus, als hätte dich der Schönheitswahn, der hier unter den Mädels umgeht schon erwischt.“ Ich zog eine Augenbraue nach oben. Heißt das jetzt, dass ich hässlich bin? So, als hätte er meine Gedanken gelesen sagte er schnell: „Nicht, dass du nicht hübsch wärst. Nur du siehst so …“ „Ich sehe nicht so aus, als würde ich jeden Morgen eine Stunde vor dem Spiegel verbringen?“ vollendete ich seine Satz. „Ja. Du siehst natürlich aus. Nicht so voll gekleistert mit irgendwelchem Schminkzeugs.“ Sagte er und lächelte noch breiter. „Kann ich das jetzt als Kompliment sehen?“ fragte ich und legte meinen Kopf leicht schief, wie Jake es manchmal tat. „Ja. Das kannst du.“ Nickte er. „Kannst du mir vielleicht bei was helfen?“ fragte ich. „Sicher. Um was geht’s?“ „Ich sollte ins Sekretariat.“ „Klar. Ich zeig dir den Weg.“ Wir standen auf und liefen den langen Gang hinunter. Immer mal wieder wurden wir neugierig von den anderen gemustert. Und mir viel der große Unterschied zwischen Collin und den anderen immer deutlicher auf. „Wieso bist du nicht wie die?“ fragte ich, als wir schon ein Stück gelaufen waren. „Wen meinst du?“ „Na, die ganzen anderen Typen hier. Mit den teueren Klamotten und so.“ „Ach das meinst du. Früher war ich genauso. Doch dann hab ich gemerkt, dass es wichtigeres gibt, als nur Geld. Diese ganzen Leute hier. Sie brauchen ihre Statussymbole um sich gut zu fühlen. Doch was bringt dir das alles, wenn du keine richtigen Freunde hast. Nur Leute, die dich mögen, weil du so bist, wie sie dich haben wollen. Aber sobald du mal kein Geld mehr hast, streichen sie dich einfach aus ihrem Leben, so als wärst du es nicht würdig, mit ihnen zusammen zu sein.“ „Du bist also nicht so reich, wie die hier?“ stellte ich fest. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe lediglich gesagt, was mit dir passiert, wenn du es nicht hast.“ „Wieso bist du dann ein Außenseiter?“ „Außenseiter ist ein großes Wort.“ Er dachte kurz nach. „Außenseiter wird man durch andere. Aber ich hab mir das hier selber rausgesucht. Das ich alleine rumlaufe.“ „Naja. Heute läufst du nicht alleine.“ Kicherte ich. „Ja. Heute nicht.“ Stimmte er mir zu. „Und das ist auch mal ne schöne Abwechslung.“ „Darf ich fragen, wieso du es dir so ausgesucht hast?“ Er schaute mich von der Seite an. „Ist das denn so wichtig?“ fragte er. „Nein. Aber ich bin neugierig.“ Erklärte ich. „Ich erzähl es dir ein andermal. Jetzt sollten wir erst mal ins Sekretariat gehen.“ Er deutet auf eine Doppeltür aus massivem Holz. „Okay. Dann eben ein andermal.“ Stimmte ich zu. Innerlich brannte ich darauf, herauszufinden, wieso er nicht so war wie die ganzen anderen hier. Und ich würde mir auch sicher sein Versprechen im Hinterkopf halten. „Treffen wir uns in der Mittagspause in der Cafeteria?“ fragte Collin, als er mich zu meinem ersten Kurs gebracht hatte. „Klar.“ Ich schenkte ihm noch einen dicken Grinser, bevor ich ins Klassenzimmer verschwand. Collin war echt nett. Er wirkte normal und auch sonst ziemlich lustig. Der perfekte Kumpel. Ich ließ mich auf einem der hinteren Plätze nieder. Und bevor ich mich recht umsehen konnte, kam auch schon der Lehrer ins Klassenzimmer. Er hatte einen dunkelbraunen Vollbart und eine John Lennon Brille. Der typische Lehrertyp eben. „Guten Morgen Klasse.“ Sagte er, nicht wirklich motiviert. Keiner antwortete ihm. Die meisten ignorierten ihn sogar. „Wir haben eine neue Schülerin.“ Sagte er knapp und lies seinen Blick durch die Reihen wandern, bis er auf mir ruhte. „Wie heißt du noch gleich?“ „Renesmee. Renesmee Cullen.“ Sagte ich und lächelte ihm leicht zu. „Gott. Wir kommt man den auf so einen Namen?“ fragte ein Mädchen, das ganz vorne saß und damit beschäftigt war, sich die Nägel zu feilen. „Miss Miller, das können sie gerne in der Pause kläre. Jetzt haben wir Geschichte.“ Den Rest der Stunde schauten wir einen Film an und diskutierten noch ein wenig. Nicht weltbewegendes. Die anderen Stunden verliefen gleich. Ich musste mich vorstellen, nur mit meinem Namen und dann wurde der Unterricht abgehalten. Und wie auch schon in der ersten Stunde, schenkte die anderen Schüler dem Gerede des Lehrers nur wenig Aufmerksamkeit. Ich wusste eigentlich schon alles, was sie erzählten, meldete mich aber nicht zu Wort. Ich war jetzt schon eine Art Außenseiter. Da musste ich nicht auch noch den Streber spielen. „Wie war’s?“ fragte Collin, als ich mich in der Cafeteria neben ihn setzte. „Irgendwie komisch.“ Antwortete ich und nahm mir ein Pommes von seinem Teller. „Wie meinst du das?“ „Keiner nimmt wirklich am Unterricht teil. Alle sitzen hier nur rum, so als würden sie hier ihre Strafzeit absitzen. Sie Lehrer sind alle genauso gelangweilt und leiern ihren Text runter, so als würde sie es ziemlich wenig interessieren, was hier vorgeht, solange sie am Ende vom Monat ihren Gehaltcheck bekommen. In meinem Englischkurs hat sogar einer sein Notebook rausgeholt und angefangen World of Warcraft zu spielen.“ „Ach. Dann hast du Josh schon kennen gelernt.“ „Du kennst ihn?“ fragte ich ein wenig geschockt. Ich hatte schon vieles über Schulen gehört. Solche Sachen gehörten nicht dazu. „Ja. Er hat gegen mich gespielt“ sagte er, als wäre es das natürlichste von der Welt. „Du hast im Unterricht Onlinespiele gezockt?“ „Sicher. Was soll ich den sonst machen? Mir die Nägel von meiner Nebensitzerin richten lassen?“ scherzte er. „Nein, das nicht. Aber wieso macht keiner von euch im Unterricht mit?“ „Das ist ganz einfach. Wir wissen schon alles, was drankommt. Das gilt zumindest für mich, Josh und noch ein paar andere. Die restlichen haben einfach keine Lust auf das alles hier. Sie haben alles, was sie wollen. Und später im Beruf kommen sie mit 18 in eine Führungsposition im Geschäft ihrer Eltern, in dem sie das arbeiten auch anderen Leuten überlassen können.“ „Ist das dein Ernst?“ fragte ich, nicht wirklich überzeugt von dem, was er gerade gesagt hatte. „Jep. Auch wenn es sich erschreckend anhört. Es ist die Wahrheit.“ Er schob sich ein Stück Pizza in den Mund und ich wusste, dass er nicht weiter über das Thema reden wollte. „Willst du meinen Pudding?“ fragte Collin, als ich den kleinen, braunen Becher ansah. „Danke. Nett von dir.“ Ohne zu zögern nahm ich den Becher und fing an, ihn zu essen. „Hey Collin. Gut gespielt.“ Ein Junge mit hellbraunen Haaren und dem gleichen Kleidungsstil wie Collin setzte sich zu uns an den Tisch. „Das kann ich nur zurückgeben, Josh.“ Sagte Collin und reichte seine Kumpel die Hand. Er stellte sein Tablett mit dem Essen vor sich ab und sah ein wenig geschockt aus, als er mich sah. „Seit wann haben wir Weiber an unserem Tisch?“ fragte er mit einer Belustigung in seiner Stimme. Ich blickte ihn pikiert an und zog meine Augenbraue, hoch so wie es mein Vater immer machte. „Bist du nicht der Typ aus meiner Englischklasse?“ fragte ich und tat so, als hätte ich seine Frage gar nicht gehört. „Kann gut sein. Ich bin Josh. Du musst Renata irgendwas sein, oder?“ „Renesmee Cullen. Aber du kannst mich Nessie nennen.“ „Wie das Seeungeheuer?“ fragte Josh. Hatte er ein Glück, dass das meine Mutter nicht mitbekam. „Ja. Wie das Seeungeheuer.“ Bestätigte ich ihn. „Ich will nicht unhöflich sein, aber wieso sitzt du an unserem Tisch?“ „Collin hat mich eingeladen.“ Er warf einen Überraschten Blick an mein Gegenüber. Anscheinend war es nicht so alltäglich, dass Collin jemanden an den Tisch einlud. „Sie fährt einen Camaro.“ Sagte dieser schnell, als wäre das Erklärung genug. Und so wie es schien, war es das auch. Josh nickte nur und widmete sich dann seinem Essen. „Und was macht ihr Jungs noch so, außer World of Warcraft zu zocken?“ fragte ich, um eine Unterhaltung anzukurbeln. „Wir zocken auch noch anderes Zeug. An Konsolen. Dann treiben wir uns eigentlich relativ viel bei mir zuhause rum. Und ab und an gehen wir auch mal zu einem Baseballspiel. Und dann eben noch andere Sachen.“ Antwortet Collin während er seine letzten Pommes verschlang. „Was sind das für andere Sachen?“ fragte ich. Collin machte ein Gesicht als würde er nicht gerne darüber reden und auch Josh schien diese Frage nicht sehr zu gefallen. Er plapperte einfach los, als hätte ich gar nichts gefragt. „Gelegentlich spielen wir auch selbst Baseball. Außerdem Skaten wir.“ Ich ging darauf ein. Wenn sie nicht darüber reden wollten. Bitteschön. Irgendwann würde ich es sowieso rausbekommen. „Wirklich? Ihr spielt Baseball?“ „Ja, aber nicht besonders gut. Spielst du?“ fragte Collin interessiert. „Naja.“ Fing ich an. Doch ich wusste nicht wirklich, wie ich weitermachen sollte. Wenn ich ihnen sagte, dass ich spielte, würde ich Gefahr laufen, einmal mit ihnen spielen zu müssen. Und wenn ich das Gegenteil behaupten würde, würde ich meine neuen Freunde schon anlügen. Und ich kannte die beiden noch nicht einmal einen Tag. Meine Nachdenkpause schien endlos lang und gerade, als Collin wieder anfangen wollte zu reden, kam mir eine Idee. „Ich hab früher mal gespielt. Aber jetzt nicht mehr.“ „Wieso hast du aufgehört?“ fragte jetzt Josh, der ebenfalls interessiert schien. „Es sind ein paar Dinge passiert. Und danach wollten meine Eltern nicht mehr, dass ich spiele.“ „Oh. Wenn du vielleicht doch mal Lust bekommst, kannst du ja Bescheid sagen.“ Bot Josh an. Ich nickte nur und wusste im Inneren schon, dass es niemals so weit kommen würde. Josh warf einen Blick auf seine silberne Armbanduhr und verzog dann das Gesicht. „In Fünf Minuten fängt schon wieder der Unterricht an. Was habt ihr beiden jetzt?“ „Ich hab Mathematik bei Stevens.“ Sagte Collin. Ich schaute schnell auf meinen neuen Stundenplan. „Hab ich ebenfalls.“ „Na, habt ihr beiden ein Glück. Wenigstens jemanden zum reden. Ich macht mich dann mal auf in die lange, wirklich nervtötende Stunde von Mr. Martin.“ Er packte schnell seine Tasche und beim weglaufen winkte er uns noch mal, ohne uns richtig anzusehen. „Wir sollten und besser auch mal auf den Weg machen.“ Meinte Collin und nachdem wir uns ebenfalls unsere Rucksäcke geschnappt hatten, liefen wir aus der, immer noch voll befüllten Cafeteria. Der Weg zum Klassenzimmer war nicht weit. Und als wir ankamen, hang ein gelber Zettel an der Türe. „Der Nachmittagskurs fällt heute wegen eines Arzttermins von Mr. Stevens aus“ „Das heißt dann wohl, dass wir aus haben.“ Stellte ich glücklich fest. Ich grinste meinen neuen Kumpel an, musste aber bemerken, dass er es nicht erwiderte. „Wieso freust du dich nicht?“ fragte ich verwundert. Bisher hatte ich geglaubt, dass es gut war, wenn eine dieser wirklich öden Stunden ausfiel. Doch als ich das Gesicht meines Gegenübers sah, hatte ich meine Zweifel. „Jetzt muss ich ne Stunde lang auf meinen Bus warten.“ Erklärte er genervt. „Wenn das dein einziges Problem ist, schaffen wir es gleich mal aus der Welt.“ „Und wie willst du das machen? Die Busgesellschaft ist nicht bestechlich.“ „Oh, dann muss ich mir wohl einen neuen Masterplan ausdenken.“ Sagte ich gespielt niedergeschlagen. „Wie wäre es denn, wenn ich dich einfach nach Hause fahre. Ich müsste sowieso erst in ein paar Stunden zu Hause sein.“ „Ich wohne aber ein wenig außerhalb.“ „Ich hab ein Auto mit Motor. Und solange ich da nicht mit treten muss, könntest du auch in London wohnen. Es würde mir nichts ausmachen.“ Erklärte ich schnell. „Ich meine nur, wegen dem Benzin. Das ist heutzutage ja nicht gerade billig.“ „Collin.“ Sagte ich ernst. „Wenn dir jemand anbietet, dass er dich nach Hause fährt, dann meint die Person das meistens so, dass man denjenigen nach Hause fährt, egal, wie weit er weg wohnt. Da stellt man keine Fragen mehr. Außer natürlich, das waren Fragen, mit denen du versucht hast, dich rauszureden. Dann ist das natürlich was anderes.“ „Ich versuch mich nicht rauszureden.“ „Dann können wir uns ja auf den Weg zum Auto machen.“ „Okay. Aber ich hab dich gewarnt, dass ich nicht gleich um die Ecke wohne.“ Ich verdrehte leicht genervt meine Augen und lief dann los. Er blieb noch einen Moment stehen, holte dann aber schnell auf und lief neben mir zum Parkplatz. „Wow.“ Sagte Collin, als er sich in den Ledersitz sinken lies. Ich grinste und genoss es, dass mein Auto bewundert wurde. Nach den ganzen anderen Wägen, die hier herum standen, und fast alle mehr gekostet hatten als mein kleines Schätzchen war es schön, dass jemand mein Auto trotzdem noch bewunderte. „Und wo genau muss ich jetzt hinfahren?“ fragte ich und ließ den Motor aufheulen. „Bei der Ausfahrt rechts und dann erstmal zur Hauptstraße.“ Wies er mich an. Ich gab Gas und drehte das Radio an. Leise Musik erfüllt das Wageninnere. „Wieso bist du hergezogen?“ fragte Collin auf einmal. „Ich meine. Einfach so unter dem Schuljahr.“ „Es war wegen meinem Dad. Er hat hier eine Stelle bekommen. Außerdem wollten wir mal einen Tapetenwechsel.“ „Tapetenwechsel? War es den davor so ungemütlich?“ „Nein, das nicht. Nur ein wenig … eng. Du musst wissen. Wir wohnten sehr nah bei meinen beiden Tanten, meinen Onkeln und meinen Großeltern.“ „Ach so. Und was macht dein Dad beruflich?“ „Er ist Musikdozent an der Universität hier in Dublin.“ „Cool. Also mag er Musik.“ „Ja. Er liebt sie.“ Da kam mir eine Idee. Ich kramte mit einer Hand in meiner Schultasche, mit der anderen hielt ich das Lenkrad. Schnell hatte ich gefunden, wonach ich gesucht hatte. Ich steckte die CD in die Anlage und schon erklangen Klaviernoten. „Das hat dein Dad gespielt?“ fragte mein Beifahrer erstaunt und starrte auf die Anlage. „Ja. Er hat sie mir geschenkt, kurz bevor der ganze Umzugsstress angefangen hatte.“ „Das ist echt bemerkenswert. Normalerweise hör ich so klassisches Zeug nicht. Aber das hier ist einfach einsame Spitze.“ Ich grinste und eine ganze Weile sagte keiner von uns etwas. Wir lauschten einfach nur der Musik. Irgendwann ertrug ich die Stille nicht mehr. Ich mochte es, wenn man sich im Auto unterhielt, anstatt nur starr aus dem Fenster zu schauen. „Was macht dein Dad beruflich?“ Collin zögerte kurz, bevor er antwortete. „Er ist Chef eines Rates. Mein Großvater hat war das auch schon. Genau wie mein Urgroßvater.“ „Und was beratet er da?“ „Alles mögliche. So genau weiß ich das auch nicht.“ Sagte er knapp, so als wäre ihm das Thema unangenehm. Ich überlegte mir gerade, was ich noch alles mit ihm reden konnte, als mein Handy klingelte. „Collin. Wärst du so nett und würdest mit mein Handy aus dem vorderen Fach meiner Tasche geben?“ „Sicher doch.“ Schon beugte er sich nach hinten. Er gab mir das Handy und ich konnte schon auf dem Display sehen, wer es war. „Hey Mum.“ „Hallo Schatz. Wo bist du gerade?“ fragte sie skeptisch. Und sie hatte auch allen Grund dazu. Eigentlich sollte ich ja in der Schule sitzen und büffeln. Stattdessen saß ich in meinem Auto. Und das konnte sie an dem Motorengeräusch hören. Es war eben doch ziemlich nervig, wenn die eigene Mutter mit Vampirsinnen beschenkt ist. „Ich bin im Auto. Der Mathekurs ist ausgefallen.“ Erklärte ich schnell. Collin sah währenddessen aus dem Fenster und tat so, als würde er gar nicht mitbekommen, dass ich telefonierte. „Kannst du mir einen Gefallen tun? Es geht darum, dass jemand in einer halben Stunde die Klempner rein lässt. Wegen dem Badezimmer neben dem Wintergarten.“ „Und wo bist du in einer halben Stunde?“ „Ich treffe mich mit deinem Dad. Wir wollten noch ein bisschen jagen gehen.“ „Warte mal schnell Mum.“ Sagte ich zu ihr und nahm das Telefon dann einige Zentimeter von meinem Ohr. „Collin, würde es dir was ausmachen, wenn wir noch ein bisschen bei mir daheim abhängen. Danach fahr ich dich auch nach Hause. Wir müssen nur schnell warten, bis die Klempner kommen.“ Er schaute mich erst ein wenig erstaunt an, dass ich auf einmal mit ihm sprach nickte dann aber. „Macht mir nichts aus. Ich hab es nicht gerade eilig nach Hause zu kommen.“´ Ich nahm das Handy wieder ans Ohr und antwortete: „Klar Mum. Wir sind in spätestens 10 Minuten da.“ „Du bist ein Engel. Hab dich Lieb.“ Und schon hatte sie aufgelegt. Ich schmiss das kleine, silberne Telefon in ein Fach der Mittelkonsole und widmete mich dann wieder voll und ganz meiner Fahrt. Klar, hatte ich die gleichen Instinkte wie meine Eltern und es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ich jemals einen Verkehrsunfall bauen würde, aber ich saß ja nicht alleine im Auto. Und wenn ich nicht so wirkte, als würde ich mich einigermaßen auf den Verkehr konzentrieren könnte ihn das auf ein paar Gedanken bringen, die er besser nicht haben sollte. „Was hat deine Mum vor?“ fragte Collin und schaute mich von der Seite neugierig an. „Wie kommst du da drauf?“ startete ich eine Gegenfrage. „Naja. Wenn sie nichts vorhätte, könnte sie ja selbst auf den Klempner warten, oder?“ Da hatte er recht. „Sie trifft sich mit meinem Dad. Sie haben schon ne ganze Weile nichts mehr zusammen gemacht. Mein Dad freut sich schon seit Tagen drauf und deswegen kann sie schlecht absagen.“ Erklärte ich. „Verstehe.“ Sagte er und nickte. Ich bog in die lange Allee, in der sich nun mein neues Zuhause befand und beobachtete die Passanten. Irgendwie sahen die Leute hier alle so aus, wie die Leute in der Schule. Teure Klamotten, teure Schuhe und so eine Ausstrahlung, die einem zeigte, dass man sie besser nicht ansprechen sollte, wenn man nicht genauso viel Geld auf dem Konto hatte wie sie selbst. Wo waren wir bloß hingezogen? In die verschrobenste Gegend in ganz Irland? Ich bog in eine Seitenstraße ein, um an den Eingang der Tiefgarage zu kommen. Ich drückte auf den Knopf des kleinen Senders, der neben meinem Handy in der Mittelkonsole lag und schon öffnete sich das Tor und gab die Abfahrt zu unserer unterirdischen Garage frei. „Hier wohnst du?“ fragte Collin und warf noch einen letzten Blick auf die Straße, bevor wir in die Helligkeit der Neonlampen eintauchten. „Ja. Hier wohne ich.“ Sagte ich und wunderte mich selbst, wie komisch es war so etwas auszusprechen, wenn es sich um ein Haus am Stadtrand von Dublin handelte. Ich parkte meinen Wagen ganz vorne am Aufzug und stieg aus. Collin tat es mir gleich und zusammen liefen wir zum Fahrstuhl. „Gehört euch das ganze Haus?“ fragte er skeptisch und schaute sich in der Tiefgarage um. „Ja. Wir bewohnen aber nur die oberen drei Stockwerke. Der Rest wird als Lagerraum und für andere Hobbys genutzt.“ Er nickte wieder, so wie er es schon eine ganze Weile tat, wenn ich ihm eine Antwort gab. Der Fahrstuhl kündigte sich mit einem leisen >Ding< an und die Türen öffneten sich. Wir traten in den geräumigen Holzkasten und ich drückte den Knopf zum Eingang unserer Wohnung. „Nessie?“ „Was gibt’s?“ „Deine Mutter ist doch noch Zuhause, oder?“ „Ja, ich denke schon.“ „Wie ist sie den so drauf?“ „Wie meinst du das?“ „Naja. Flippt sie aus, weil du einen Jungen mit nach Hause bringst oder bekomm ich Ärger, wenn ich zu lange vor einem eurer Kunstwerke oder Antiquitäten stehen bleibe, wenn ihr welche haben solltet? Oder gibt es sonst irgendwas, was ich besser nicht tun sollte?“ Er wirkte doch tatsächlich ein wenig nervös. „Eigentlich nichts dergleichen. Wie kommst du auf so was?“ „Früher war ich schon mal bei ein paar Freundinnen zu Hause. Und der ihre Mütter waren da nicht so … locker. Sie haben mich beobachtet als wäre ich ein Gorilla, der es nur darauf abgesehen hat, ihre ganze Behausung zu zerstören.“ „Sagen wir es mal so. Wenn du versuchst, unsere Möbel kaputt zu machen, denke ich schon, dass sie was dagegen haben wird. Was die Sache mit dem Gorilla betrifft. Ich finde nicht, dass du viel Ähnlichkeit mit einem hast. Aber falls du im inneren doch einer sein solltest, kann ich dir versichern, dass meine Mutter ziemlich Tierlieb ist.“ Wenn es sich um Tiere handelt, die unter Artenminderheit stehen. Ansonsten saugt sie ihnen auch mal gerne das Blut aus. „Okay. Also hab ich nichts zu befürchten?“ vergewisserte er sich noch einmal. „Du hast nichts zu befürchten.“ Der Aufzug hielt an und wir stiegen aus. Ich lief direkt auf die Eingangstür zu unserer Wohnung zu und kramte in der Tasche nach dem Schlüssel, den mein Dad mir noch heute Morgen zugeworfen hatte. Als ich ihn endlich gefunden hatte, schloss ich auf und wir traten in die helle, freundliche Wohnung. ***************************************************************** So. wie immer wollen wir ein paar Kommis haben^^ Vll auch ein paar Vermutungen, wie es jetzt weiter geht :] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)