Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 61: Step Fifty-nine… Brother & Sister --------------------------------------------- „Ein Bruder und eine Schwester, nichts Treueres kennt die Welt. Kein Goldkettchen hält fester, als eins am andern hält.“ Paul Heyse Andrea Lenjier „So…“ ich schüttelte das Sieb mit dem gewaschenen Spinat etwas und sah zu Mamoru, welcher aus dem Lachsstück vier gleichgroße Stücke heraus schnitt. „Man sieht, dass du das schon mal gemacht hast. Sieht sehr professionell aus.“ Mamoru lachte leise. „Na ja geht so.“ Wir waren vor einer Stunde nach Hause gekommen und ich hatte Seijiro angerufen und gefragt ob er und Massanorie zum Mittag nach Hause kommen würde. Er hatte das bejaht und Mamoru und ich standen nun in der Küche und kochten ein leckeres Essen. Spinat mit Sesamsoße und Teriyaki-Lachs mit Sesam-Zuckerschoten, dazu Reis. Das klang wirklich gut und simpel. Mamoru hatte zwar zögerlich angefangen mir etwas zu erzählen, hatte im Café dann aber geschwiegen. Ich hatte ihn nicht gedrängt, was sowieso nichts bringen würde. Nun standen wir beide Nebeneinader an der Arbeitsplatte. Der Nachrichtensprecher im Radio erzählte vom Wetter und einem Stau auf der Autobahn. Das leise klackern von den Messern auf den Schneideunterlagen war alles was zu hören war. Plötzlich legte Mamoru das Messer beiseite und sah aus den Augenwinkeln zu mir. Ich tat so als würde ich das nicht merken. Er war sich anscheinend unsicher! „Könnte ich dich was fragen?“ Mit einem Schmunzeln nickte ich. „Natürlich, alles was du willst.“ „Aber, es ist eine rein hypothetische Frage.“ Wieder nickte ich, legte das Messer beiseite und holte eine Pfanne aus einem Schrank. „Also, rein hypothetisch… wenn ich oder irgendjemand im März wieder studieren würde, rein hypothetisch. Aber die Anmeldefrist dafür schon in einer Woche zu Ende wäre und dann noch ein Test kommen würde, den man hypothetisch vielleicht gar nicht bestehen kann, weil man ja nichts getan hat in der letzten Zeit und dann… würde man ihn doch bestehen… aber…“ nun presste er die Lippen aufeinander und ich sah wie sich seine Finger in seinen Pullover verkrampften. „… aber es würden ja auch Kosten anfallen. Die man bezahlen müsste, was schwierig wäre, wenn man niemanden fragen könnte. Rein Hypothetisch natürlich nur.“ Kam es vorsichtig von mir. Mamoru starrte auf die Arbeitsplatte und nickte ganz leicht. „Darf man fragen wie hoch die rein hypothetischen Gebühren wären?“ Mamoru schwieg und schien sich sehr unsicher und etwas überfordert. Seufzend nahm ich meine Schürze ab, stellte den vorbereiteten Lachs in den Kühlschrank, nahm Mamorus Hand und zog ihn langsam hinter mir her ins Wohnzimmer. „Setz dich.“ Ich deutete auf die Couch, ging in die Küche, kochte Tee und holte aus dem Schrank, den Massanorie schon geplündert hatte, genau wie Julia, eine Packung Kinderschokolade. Mit all dem bewaffnet betrat ich das Wohnzimmer und setzte mich neben Mamoru. „So. Hier ist Tee. Und Schokolade. Also nun reden wir beide Mal so als ob wir das schon immer getan hätten. Ebenso wie Kinder mit ihren Eltern reden, wenn Ihnen was auf der Seele brennt.“ Mamoru starrte mich an. „Es wird dir gut tun. Ich glaube, du musst mir langsam Vertrauen und es auch zulassen, dass wir beide vielleicht so etwas wie eine Mutter-Sohn-Beziehung aufbauen können. Denn ich würde das sehr gerne und für mich bist du auch ein Teil der Familie und ich sehe dich als mein Kind an.“ Mamoru schwieg, aber er wischte sich schnell durch die Augen und versuchte so vor mir die Tränen zu verstecken. „Es ist gerade alles schwierig.“ Kam es zaghaft von ihm. „Ja ich weiß.“ Ich drückte seine Hand, öffnete die Packung Kinderschokolade und hielt ihm einen Riegel hin. „Iss. Und dann schließt du einmal die Augen, atmest tief ein und aus und beginnst einfach zu reden. Nicht nachdenken oder so. Einfach raus.“ Eigentlich dachte ich er würde das nicht machen, aber er befolgte meine Anweisungen und dann redete er wirklich einfach los, anfangs noch zögerlich, aber dann wurde es immer besser. „Die wollen 30.000 Yen (ca. 225 €) nur für die Nachprüfung und dann für die Neueinschreibung nochmal fast 500.000 Yen (ca. 3.700 €) Immatrikulationsgebühr. Ich meine, dazu kommen dann noch die Kursgebühren und die Unterrichtsmaterialien. Und ich hab gerade noch genug Geld um vier oder fünf Sitzungen bei der Therapeutin zu bezahlen und dabei hab ich nach vier Sitzungen schon das Gefühl, dass es mir was bringt. Aber ich hab keine Ahnung was ich machen soll. Ich würde, glaub ich, schon gern weiter studieren, aber wie? Und was ist wenn ich dann doch merke, dass Medizin nicht das Wahre ist. Klar, vor einem Jahr war das noch genau das was ich wollte… glaub ich… aber ich bin nicht mehr der gleiche Mensch wie vor einem Jahr… und das Medizinstudium dauert noch so lange. Ich meine, mir fehlt ein Semester und ich bin natürlich im ungünstigstem ausgestiegen.“ Mamoru holte Luft und nahm sich noch einen Riegel Schokolade. Er sah mich an und ich sah wie sich Sätze wie 'Es tut mir leid. Ich wollte dich damit nicht belästigen etc.' in seinem Kopf bildeten und er sie mir sagen wollte. Also kam ich dem zuvor. „Erklärst du mir eben wie ein Medizinstudium in Japan aufgebaut ist. Damit ich das auch verstehe?“ Ich hatte begriffen, dass Mamoru am besten wieder ruhig wurde wenn man ihn ganz sachliche Dinge fragte. Darauf konnte er immer reagieren und damit konnte er umgehen. „Das Medizinstudium dauert insgesamt sechs Jahre. Und dann noch zwei Jahre für den Doktortitel und dann weitere zwei Jahre für die Facharztausbildung. Die Ausbildung unterteilt sich in ein vorklinisches- und ein klinisches Studium. Die ersten beiden Studienjahre beinhalten den Unterricht in Philosophie, Wirtschaft und auch Sprachen. Ab dem 3. Studienjahr beginnen die eigentlich medizinrelevanten Kurse wie Anatomie, Biochemie und Physiologie. Im fünften und sechsten Studienjahr beginnt dann die eigentliche klinische Ausbildung. Hier werden in den Lehrveranstaltungen alle klinischen Fächer wie Chirurgie, Innere Medizin, HNO, Urologie etc. abgedeckt. Damit der Praxisbezug in der Ausbildung größer ist, rotieren die Studenten in den verschieden Abteilungen der Kliniken mit. Innerhalb des fünften Studienjahres sollte jeder Student ein Praktikum in allen Abteilungen absolviert haben. Auch im sechsten Jahr gibt es noch mal die so genannten „Rotations“. Nun können die Studenten aber selbst wählen, welche Abteilungen sie noch einmal durchlaufen möchten. Nach dem 6. Studienjahr schließt sich als Abschlussprüfung eine „Advanced OSCE“ Prüfung an.“ „Und in welchem Studienjahr bist du?“ Ich nahm einen Schluck aus meiner Tasse und sah Mamoru an. „Fünf, wenn ich wieder anfange. Also muss ich auch im Klinikrotationsverfahren mitlaufen. Und ich hab noch nicht mal eine Klinik dafür und wenn ich die nicht finde, dann wird mir eine zugewiesen. Aber damit hat man meistens immer schlechte Karten. Das sind die Reste.“ Mamoru seufzte und sah mich an. „Bei Julia und Massanorie war das alles nicht so schrecklich schwierig oder?“ Ich sah ihn überrascht an und begann laut zu lachen. „Denkst du? Das hier ist viel einfacher als die beiden zusammen. Julia wollte schon alles werden. Aber als sie dann mit 16 schwanger wurde, das war kompliziert und schwierig. Aber du bist ganz normal. Es ist ok, wenn man Schwierigkeiten hat, sein Leben zu planen. Ich finde es schwer, wenn man so früh für sein ganzes Leben entscheiden muss. Und es ist gut. Außerdem finde ich es toll, dass du so weit gekommen bist und den Rest bekommen wir auch noch hin. Du hast noch eine Woche um dich anzumelden, also eine Woche Bedenkzeit. Und zwei Wochen zum lernen. Das schaffst du, wenn du es willst. Wichtig ist nur, dass du diese Entscheidung für dich selbst treffen musst. Nicht für mich, Seijiro oder Massanorie. Nur für dich. Du kannst mit jedem von uns reden und mach deine Entscheidung nicht vom Geld abgängig.“ Ich hörte die Tür und wie Seijiro meinen Namen rief. Ich stand auf, beugte mich zu Mamoru, nahm sein Gesicht in meine Hände und legte meine Stirn an seine. „Wir haben Massanories Studium bezahlt und deines werden wir auch bezahlen. Denn so machen Eltern das. Sie ermöglichen ihren Kindern mit allem was ihnen möglich ist ihre Zukunft aufzubauen damit sie einen gute Grundlage haben um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.“ Damit küsste ich ihn auf die Stirn und ging. Massanorie Lenjier Ich hatte nicht nachgefragt, aber die letzte Woche war seltsam gewesen. Mamoru war immer in Gedanken, wollte mir aber nicht erzählen worum es ging. Meine Mutter wusste es anscheinend, sagte aber nichts. Ich stand im Schlafzimmer meiner Wohnung und suchte meinen Kleiderschrank nach einem weißen Hemd ab, welches ich vermisste. „Das muss doch hier sein.“ Murrte ich vor mich hin. „Suchst du das?“ Mamoru trat lächelnd zu mir und hielt mir ein Hemd hin. „Ja genau. Wo hast du das gefunden?“ „Gefunden? Es war in der Wäsche und ich habe es gerade für dich gebügelt.“ Etwas irritiert sah ich ihn an. „Echt, du wäschst jetzt auch schon bei mir die Wäsche und bügelst?“ „Ähm ja. Obwohl ich eine Weile gesucht habe bevor ich deine kleine versteckte Waschmaschine gefunden habe. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass du die noch nie benutzt hast.“ Er setzte sich aufs Bett und lugte in meinen Koffer. „Hast du alles?“ Ich nickte nur und legte das Hemd ordentlich hinein, bevor ich mich zu ihm setzte. „Ja. Du bist wirklich nicht böse? Ich weiß es ist ein ungünstiger Moment um nach New York zu fliegen. Aber…“ „Ist schon gut. Das Leben geht weiter und ich weiß, dass du bald wieder kommst.“ Mamoru ließ sich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Seufzend packte ich weiter. Als ich Mamoru vor einer Woche gesagt hatte, dass mein Vater und ich nach New York müssten um auch dort einige Dinge zu klären, war er zwar nicht begeistert gewesen, aber er hatte es akzeptiert. Und obwohl ich ihn schon die ganze Woche versuchte zu überreden mit mir zu reden tat er es nicht. Er meinte nur, er müsse sich gerade über etwas klar werden und dass könne er nur alleine. Heute wirkte er besonders ernst, was ich aber auch auf meinen Abflug in vier Stunden schob. „Wann müsst ihr am Flughafen sein?“ Ich legte gerade meine Kulturtasche in den Koffer und schloss ihn. Mein Blick fiel auf die Uhr. „Also der Flug geht um 13:30 Uhr und wir müssen zwei Stunden vorher schon am Flughafen sein. Wir können also noch einen Kaffee trinken und kuscheln oder so.“ Mamoru setzte sich auf, zog eine Augenbraue hoch und seufzte. „Kaffee ja. Kuscheln nein.“ War alles was er sagte, bevor er das Schlafzimmer verließ. Ok, das war auch mal eine Ansage gewesen. Etwas enttäuscht war ich schon, aber gut. Ich nahm den Koffer und stellte ihn im Flur ab, kraulte Sparky und betrat die Küche. „Das war etwas verletzend. Da sehen wir uns fast zwei Wochen nicht und dann sowas.“ Kam es leicht bissig von mir. Mamoru ignorierte das und sah mich nur kurz abschätzend an. Er hatte gelernt mit meiner Art umzugehen und war nur noch selten eingeschnappt deswegen. „Bist du zum Valentinstag wieder hier?“ er ignorierte meinen Kommentar und schob mir eine Tasse Kaffee hin. „Vielleicht. Wieso? Willst du dann kuscheln?!“ ich war angefressen und er sollte das ruhig merken. „Baka.“ Kam es nur leise von ihm, bevor er mir die Tasse aus der Hand nahm und mich umarmte. „Ich will nicht kuscheln, weil dann würden wir sicherlich nicht nur beim kuscheln bleiben, dann kommst du zu spät zum Flughafen und wir können uns noch schwerer voneinander trennen.“ Ich erwiderte seine Umarmung und nickte. „Hast recht!“ kam es leise zerknirscht von mir. „Also? Valentinstag?“ Ich schmunzelte. „Ich versuche es. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du ein Valentinstags-Mensch bist.“ Meine Hände legten sich um seine Hüfte und ich zog ihn an mich. Mamoru wurde rot und räusperte sich. „Ach naja geht so. Aber es ist unser erster Valentinstag. Und Shogo meint im Phoenix ist eine große Party und so. Und wenn du nicht da bist wird er mich trotzdem mitschleifen und dass ist etwas Opfer – finde ich.“ „Aha.“ War alles von mir kam. Er war süß, wenn er versuchte seine kitschige und romantische Seite zu verstecken. „Ich werde mein bestes geben um dann hier zu sein. Aber ich verspreche es nicht, ok?“ Mamoru nickte und ich zog ihn zu einem Kuss an mich und es stimmte, meine Finger wanderten automatisch tiefer und nur weil Mamoru sehr energisch sein konnte stand ich mehr als pünktlich im Flughafengebäude und wartete auf meinen Vater. „Du hättest mir keine Kopfnuss geben müssen nur damit ich die Finger von dir lasse!“ Mamoru schmunzelte und sah mich an. „Ach nein? Deine Finger konnten sich aber nicht beherrschen und dein Mund war auch nicht besser. Da war eine Kopfnuss eine gute Erziehungsmethode – fand ich.“ Andrea Lenjier „Hast du auch den schwarzen Anzug? Und das blaue Hemd?“ Ich sah zu Seijiro bei dem ich mich untergehackt hatte. „Ja. Alles dabei. Was würde ich nur ohne dich machen?“ Er lächelte mich an und sah sich dann um. „Ob er pünktlich ist?“ „Natürlich. Er hat Mamoru dabei und du weißt er legt auf Pünktlichkeit schon wert.“ Kam es leise lachend von mir. „Stimmt. Aber sag mal was ist das zwischen dir und Mamoru. Ihr beide seit in der letzten Woche sehr schweigsam gewesen und sobald ihr zusammen wart habt ihr getuschelt und so.“ Ich winkte ab, seufzte dann aber doch leise. „Sei nicht böse Seijiro. Aber Mamoru muss gerade eine wichtige Entscheidung fällen und es würde ihn nur unter Druck setzen wenn du oder auch Massanorie wüssten worum es ging. Er will niemanden enttäuschen und ich hab ihm gesagt er soll das lieber nicht erzählen. Aber das wir ihn unterstützen. Das ist doch richtig oder?“ Mein Mann nickte und lächelte. „Ja das ist richtig.“ Er sah sich um und schon entdeckten wir die beiden. Aber Seijiro beobachtete sie nur. „Wollen wir nicht hin?“ ich stupste ihn etwas an und wartete auf eine Reaktion. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal mit seinem Leben einverstanden sein werde und dass er jemanden mit nach Hause bringt den wir so ins Herz schließen würden. Findest du es nicht auch einen unglaublichen Zufall, dass gerade dieser Junge, dessen Eltern einen so bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen haben nun Teil unserer Familie ist?“ Nun beobachtete ich die beiden auch. Es war ein schönes Bild, sie standen nebeneinander und Mamoru schien Massanorie eine Standpauke zu halten. Massanorie nickte nur und sah etwas aus wie ein reumütiger Hund. „Zufall? Ich glaube nicht, dass es Zufall war. Ich meine, auf diesem kinderspielplatz, da waren die beiden schon ein Herz und eine Seele und ich glaube das Schicksal kann man nicht austricksen, auch wenn man es versucht. Am Ende wird es einen immer zu dem führen dem man vertrauen und lieben kann.“ Damit sah ich zu Seijiro hoch, der mich ebenfalls ansah. „Das war ja richtig poetisch!“ Ich wurde rot und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er beugte sich zu mir und gab mir einen sanften Kuss. Etwas erschrocken sah ich ihn an. „Ich dachte du magst so etwas in der Öffentlichkeit nicht.“ Kam es wispernd von mir. Und dann setzte er dieses Lächeln auf, welches mich schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen verzaubert hatte. „Ja. Aber ich lerne ja auch von unserem Sohn, dass es Dinge gibt die man nicht aufschieben sollte.“ Einen Momentlang sahen wir uns beide an und ich glaube, gerade war ich so verliebt wie am ersten Tag. Langsam machten wir uns auf und gingen zu den beiden, die uns nun auch sahen. „Massanorie, Mamoru. Wartet ihr schon lange?“ Beide schüttelten mit dem Kopf. „Nein alles gut Mum. Aber dass ich mal eher hier bin als ihr hätte ich auch nicht für möglich gehalten.“ Massanorie setzte ein gewinnendes Lächeln gegenüber seinem Vater auf, der das aber sofort im Keim erstickte. „Diesen Sieg verdankst du nur Mamoru. Das wissen wir alle, oder?“ Massanorie räusperte sich nur und zuckte mit den Achseln, während Mamoru grinste. „So wir sollten los.“ Seijiro umarmte mich und ich bekam noch einen Kuss von ihm, was mich freute. Massanorie sah uns beide nur etwas irritiert an, als sein Vater sich von mir löste. „Ist ja ganz was Neues.“ „Auch ein alter Hund kann neue Kunststücke lernen.“ Kam es nur von Seijiro, der sich dann mit einer Umarmung von Mamoru verabschiedete und ihm zum Schluss noch einmal durch die Haare wuschelte. „Du passt auf ihn auf, oder?“ Massanorie umarmte mich und sah etwas besorgt zu Mamoru. „Ja werde ich. Und mach dir nicht zu viele Sorgen. Er kommt schon klar.“ Damit küsste ich meinem Sohn auf die Wange. Mamoru machte es kurz und schmerzlos, er gab Massanorie einen Kuss, winkte und drehte sich dann auf dem Absatz um und ging. Ich wartete noch bis meine beiden Männer verschwunden waren, bevor ich zum Ausgang ging. Mamoru stand davor und wartete auf mich, während er sich einige Tränen wegwischte. „Ich mag keine Abschiede.“ Kam es leise von ihm, als ich mich bei ihm einhakte. „Ja. Kann ich verstehen. Ihr beide wart noch nie so lange getrennt oder?“ Mamoru schüttelte den Kopf. „Nicht seit dem wir richtig zusammen sind.“ „Keine Sorge. Zwei Wochen gehen um wie im Flug. Wollen wir was zusammen essen gehen? Oder ich koche was Nettes? Was du willst.“ Mamoru überlegte auf dem Weg zum Auto, blieb dann aber plötzlich stehen und sah auf seine Uhr. „Wir könnten zur Uni fahren, denn bis zwölf Uhr läuft die Anmeldung noch.“ Er wich meinem Blick aus, aber ich lächelte ihn nur an und nickte. „Wenn du das willst, gerne.“ Es war fünf vor Zwölf, als ich vor der Universität hielt und Mamoru ausstieg. Und es war zehn nach Zwölf, als Mamoru wieder in den Wagen einstieg mit einem Haufen Zetteln und einem etwas erleichtert wirkendem Gesichtsausdruck. „Als ich das Sekretariat betrat war es genau eine Minute vor zwölf. Die Frau hat mich nur angesehen und geschmunzelt, als sie mir den Zettel zum eintragen gab.“ Ich lachte leise und nickte. „Und was hast du da für Zettel?“ Mamoru sah auf den kleinen Haufen und seufzte. „Überweisungsformulare, einen Infozettel zur Neueinschreibung und den Termin für die Prüfung in zwei Wochen. Sie haben ihn auf den 15. Februar gelegt. Wie kann man so einen Termin auf den Tag nach Valentinstag legen? Außerdem noch Studienbeschlüsse und Neuregelungen. Ich lese mir das später durch.“ „Das wird schon. Wenn du magst schauen wir das ganze mal zusammen durch. Müssen wir so wieso, denn die Überweisungsträger bekomme ich.“ „Ist das wirklich…“ „Nanana, darüber reden wir doch nicht mehr, oder? Du willst doch nicht meinen mütterlichen Zorn auf dich lenken?“ „Nein sicherlich nicht.“ Kam es nur gespielt ängstlich von ihm, bevor er leise lachte. „Danke…“ ich merkte, dass er hinter dem Danke noch etwas einfügen wollte und konnte mir auch denken was, aber er traute sich nicht und das war ok. Julia Lenjier Ich saß im Wohnzimmer meiner Eltern und wischte mir die Tränen aus den Augen. Gerade lief alles schief. In dem Blumenladen in dem ich eine Arbeit gefunden hatte würden Leute entlassen und ich war die letzte die eingestellt wurde, natürlich würden sie mich kündigen. Und Katrin hatte gerade eine schreckliche Trotzphase und meckerte nur. Heute wurde mir einfach alles zuviel und dabei hatte ich doch heute und morgen frei, ich sollte mich ausruhen oder all die Dinge machen die noch in der Wohnung darauf warteten erledigt zu werden. Wäschewaschen, bügeln, Papiere sortieren, einkaufen, - aber ich wusste gar nicht wann ich das alles schaffen sollte. Sparky saß neben mir und hatte seinen Kopf auf meine Knie gelegt und winselte mir tröstend zu. „Du bist ein guter Hund Sparky.“ Ich ließ meine Finger durch sein Fell fahren und schniefte leise. Plötzlich spitze er die Ohren und begann zu bellen, kurz danach hörte ich die Haustür. Ich stand auf, wischte mir mit dem Pulloverärmel durch die Augen und ging meiner Mutter entgegen. „Hey.“ Presste ich lächelnd hervor. „Hallo Schatz. Was machst du denn hier.“ Meine Mutter freute sich und ich freute mich auch. Mamoru kam hinter ihr ins Haus, schloss die Tür und sah mich kurz musternd an. „Hey.“ „Hey.“ Kam es leise von mir. Ich mochte Mamoru, aber gerade wollte ich meine Mutter für mich haben. „Ich geh in die Küche und koche uns Tee. Willst du einen bestimmten?“ Mamoru sah mich an, ging an mir vorbei und drückte mir ein Taschentuch sanft in die Hand. Ich schüttelte den Kopf und war dankbar, dass Mamoru nichts sagte, er hatte wohl sofort gesehen, dass ich geweint hatte und ließ mir meine Mutter für mich allein. „Was ist los?“ Natürlich hatte Mama auch erkannt, dass etwas nicht stimmte. „Es ist gerade… ich weiß, ich sollte das alles könne. Ich habe eine Tochter und bin Mutter. Ich sollte Verantwortung und Stress abkönnen…“ ich begann zu weinen und wir gingen ins Wohnzimmer wo sie mich in den Arm nahm und ich ihr von all den Dingen erzählte die mir über den Kopf wuchsen. „Ist gut Julia. Alles wird gut. Du bist eine gute Mutter und Katrin hat eine Phase die haben alle Kinder. Das liegt nicht an dir. Und was deine Arbeit angeht, wenn du wirklich die Kündigung bekommst, dann suchen wir halt was Neues. Du hast doch das Glück, dass deine Familie nicht am Hungertuch nagt. Also mach dir keine Sorgen. Und ja…“ meine Mutter hob ihren Zeigefinger um meine Einwände im Keim zu ersticken. „…ich weiß du willst ganz alleine klarkommen und keine Hilfe. Ich weiß du willst allen beweisen, dass du als junge Mutter und Witwe es alleine schaffst. Aber du bist 22 Julia. Du musst nicht alles alleine können.“ Dann lächelte ich kopfschüttelnd und sah Mamoru an, welcher uns gerade Tee brachte und ihn auf dem Tisch abstellte. „Du und Mamoru, ihr seid euch schon ähnlich. Beide könnt ihr nur sehr schwer Hilfe annehmen und denkt immer ihr müsstet alles alleine schaffen um anderen etwas zu bewiesen. Ihr könntet wirklich Geschwister sein so ähnlich wie ihr euch seid.“ Dabei schloss sie mich in eine Umarmung und küsste mich auf den Kopf. „Mama.“ Wisperte ich nur und drückte sie fest. „Ich hab Katrin lieb, ich liebe sie mehr als alles andere, aber manchmal…“ „Willst du sie auf den Mond schießen? Ja das kenn ich. Diese Momente hatte ich mit Massanorie in dem Alter auch.“ Sie schob mich sachte von sich weg, ich wollte Mamoru für den Tee danken, aber dieser war schon wieder weg. „Julia. Ich weiß es war schwer für dich. Zuerst die Schwangerschaft, dann der Tod von Frank, wieder in Japan leben, dass alles ist nicht einfach. Und vielleicht solltest du nicht vergessen, dass du dir auch Freunde suchst – in deinem Alter. Und auch mal abends raus gehst. Spaß haben und so. Das ist wichtig, du musst auch mal los lassen und deswegen bist du keine schlechte Mutter. Ich und auch dein Vater passen gerne mal auf Katrin auf und Massanorie macht das auch. Also sei auch einfach mal eine junge Frau die Spaß hat.“ Ich nippte an dem Tee und schniefte in das Taschentuch was mir Mamoru gegeben hatte. „Aber ich weiß nicht wie ich hier Freunde finden soll. Ich arbeite nur und hab einen Haushalt zu führen…“ „Wenn du magst kannst du heute Abend mit uns weg.“ Meine Mutter und ich sahen auf. Mamoru stand in der Wohnzimmertür, kraulte Sparky und sah auf sein Handy. „Also ich wurde gerade gefragt ob ich heute Abend mit Freunden raus will. Zuerst vortrinken und dann eventuell noch raus. Und wenn du Lust hast kannst du gerne mitkommen. Es sind alle in unserem Alter.“ Mamoru sah mich an und schmunzelte. „Eine schöne Idee.“ Kam es sofort von meiner Mutter. „Aber ich kenne deine Freunde gar nicht.“ Es verunsicherte mich, was war wenn seine Freunde mich nicht mochten, ich ein Klotz am Bein war oder sie sich darüber brüskierten, dass ich mit 22 schon eine fünfjährige Tochter hatte? „Na dann lernst du sie kennen. Und May und Minako werden froh sein, wenn du mitkommst, dann haben wir ein ausgewogenes Frauen-Männer-Verhältnis. Sonst beschweren sie sich immer, dass wir mehr Jungs sind.“ Mamoru grinste und sah mich an. „Ich weiß nicht.“ Kam es zögerlich von mir. Wann war ich denn das letzte Mal aus gewesen? Das war vor der Schwangerschaft. „Ich passe auf Katrin auf und bringe sie morgen früh auch zum Kindergarten und du machst dir mit Mamoru einen schönen Abend. Und ihr beide kommt doch gut miteinander aus, oder?“ Mamoru nickte und sah mich fragend an. „Ja schon… ich war nur ewig nicht mehr abends weg.“ Kam es leise von mir. Minako Aino „Deine Wohnung ist wirklich schön May.“ Ich sah mich um und betrat wieder ihr Schlafzimmer. „Du meinst meine WG.“ Sie grinste. „Ja die ist cool. Wenn meine Mitbewohnerin nächstes Jahr aussieht, kannst du ja hier einziehen.“ Sie sah mich begeistert an. „Das wäre cool.“ Kam es von mir. „Aber jetzt erst einmal zu den wichtigen Dingen; Was ziehen wir an?“ Wir stellten uns beide vor ihren Kleiderschrank und sahen uns fragend an. „Also wir gehen eventuell noch raus. Also muss es Clubtauglich sein, aber auch legér damit es nicht aufgedonnert aussieht.“ May nickte. „Schwierig.“ Nachdenklich starrten wir in den Schrank. „Also ich würde sagen mit Musik geht das besser.“ Ich sah zu dem CD Stapel und kramte nach passender Musik. „Und ich weiß was noch hilft." Sie lief in die Küche und kam mit einer Flasche Wein zurück. „May. Wir treffen uns erst in vier Stunden bei Shogo. Und du willst jetzt schon was trinken?“ May sah mich mit einem Hundeblick an. „Das ist nicht trinken. Das ist konstruktive Ideenherstellung. Und Mädelsspaß.“ Ich begann zu lachen. „Na gut. Aber nur ein Glas.“ Ich zwinkerte ihr zu und setzte mich mit ihr aufs Bett. Wir hörten Musik und tranken etwas. „Minako, ich muss dir etwas sagen.“ Ich sah May an und war gespannt. „Also als Yosuke dich letztes Jahr mitgebracht hat, da hab ich erst gedacht 'Was für ein Kind' Aber ich hab super schnell gemerkt wie cool du bist. Und das nicht nur weil du Sailor Venus bist. Nein du bist einfach so cool. Du und Yosuke ihr beide seit echt ein Traumpaar und ihr ergänzt euch einfach nur. Das ist klasse. Und ich bin total froh, dass wir beide gute Freundinnen geworden sind. Im Studium habe ich immer nur Mädels kennen gelernt die denken sie wären schon voll die Künstlerinnen oder die einfach doof sind. Ich weiß ich bin manchmal super anstrengend, aber ich finde es toll das wir beide befreundet sind.“ Ich sah sie sprachlos an und freute mich total über ihre Worte. „Weißt du was May. Ich bin total glücklich, dass du mir das sagst. Du musst wissen, in der Schule geht es mir wie dir im Studium. Die anderen hielten mich immer für eingebildet und dass ich mit anderen nichts zu tun haben möchte. Dann kamen Bunny und die anderen Mädchen und sie sind wirklich großartige Freundinnen, aber darüber hinaus klappte es nicht richtig mit Freundschaften. Die Welt retten macht es schwierig andere Kontakte zu knüpfen. Das wir beide Freundinnen sind freut mich auch und ich bin dankbar, dass du ein Teil meines Lebens geworden bist.“ Ich sah May an, die sich Luft zu fächelte. „Das ist so süß von dir. Du bist so cool.“ Sie umarmte mich heftig und drückte mich fest. „Ach May, du bist auch süß und cool.“ Lachend drückten wir uns. Plötzlich vibrierte Mays Handy. Wir wischten uns beide durch die Augen und lachten. „Ui eine Nachricht von Mamoru. Er sagt er bringt Julia mit, Massanories kleine Schwester. Und fragt ob wir was dagegen haben?“ Wir sahen uns beide an und grinsten. „Was schreibst du zurück?“ May tippte und zeigte mir die Nachricht. Vier Stunden später standen wir vor Shogos Tür und klingelten. Minako hatte sich für eine schwarze stonendwash Jeans entschieden, eine orangefarbenes Top und einen petrolfarbende Blazer. Ich hatte mich für eine graue Skinnyjeans entschieden, mit schwarzem Top und roter Bluse darüber, dazu dann schwarze Stiefel und fertig war das Outfit. Shogo öffnete mit einem grinsen. „Na was denken wohl die Nachbarn, wenn ich so hübsche Mädels in meine Wohnung lasse.“ „Na das du hetero geworden bist.“ Konterte May keck und umarmte Shogo stürmisch. Mamoru Chiba „Es beginnt wieder zu schneien. Dabei dachte ich der Winter wäre gelaufen.“ Ich blieb stehen und starrte in den Nachthimmel. Das Licht der Laternen beleuchtete die Schneeflocken, die immer größer wurden. Man konnte den Atem von uns sehen und ich wäre nicht böse gewesen, wenn wir heute nicht mehr raus gingen. Julia blieb ebenfalls stehen und schien immer noch verunsichert. Sie hatte Katrin zu Andrea gebracht, was Katrin mit Unmut hingenommen hatte. Anscheinend war sie gerade etwas schwierig und Julia schien Schuldgefühle zu haben. „Du bist eine gute Mutter.“ Kam es nur sanft von mir. Sie sah mich matt lächelnd an. „Kann sein. Aber gerade komme ich mir nicht so vor. Ich gehe feiern und lasse sie allein.“ „Sie ist nicht allein. Sie ist bei Andrea, bei ihrer Oma und das ist gut so.“ Mir wurde bewusst, dass Julia mir vielleicht wirklich sehr ähnlich war. Bis jetzt hatte ich sie nur als gut gelaunte und oft energische junge Frau kennengelernt, aber wie bei mir war vielleicht vieles auch nur Fassade um anderen keine Sorgen zu bereiten. „Na komm. Du wirst sie alle mögen und wenn nicht bekommen sie ärger!“ ich fasste sie an der Hand und zog sie hinter mir her. Ich wusste nicht ob ich der richtige war um sie aufzubauen, aber gerade war kein anderer da und wenn ich wirklich Andrea und Seijiro als Familie ansah, dann musste ich wohl auch damit umgehen Julia als Familie zu sehen. Bis jetzt waren immer alle für mich dagewesen, vielleicht war das der Moment was zurück zu geben. „Wie sind deine Freunde so?“ Julia lief neben mir her, raffte ihren Schal fester und sah mich nervös an. „Hmm. Wie beschreibe ich sie… nervend… unmöglich… peinlich… aufdringlich… aber liebenswert und treu wenn es um Freundschaften geht.“ Ich lächelte und sah Julia an. „Klingt wie Massanorie.“ Wir sahen uns an und begannen beide laut zu lachen. „Ja irgendwie schon.“ Es begann stärker zu schneien. „Also May ist Kunststudentin und etwas aufgedreht, aber sehr lieb. Yosuke studiert Psychologie und ist eben wie der Berufswunsch – schräg. Shogo… Shogo ist einfach Shogo. Man kann ihn schwer beschreiben. Aber er ist mit einer meiner besten Freunde geworden. Und dann noch Minako. Sie ist noch Schülerin und die jüngste von uns. Sie ist Yosukes Freundin und wollte früher immer mal berühmt werden, aber ich glaube das steht nicht mehr so an erster Stelle. Und sie ist wirklich treu was Freunde angeht und immer hilfsbereit.“ „Sie klingen nett, ich hoffe sie mögen mich.“ Sie seufzte leise. „Sie mögen Massanorie, also werden sie dich lieben.“ Kam es nur trocken von mir. Wieder lachten wir beide leise und begannen unseren Schritt zu beschleunigen, der Schneefall wurde nun doch leicht unangenehm. Bis jetzt war ich auch noch nicht bei Shogo gewesen und ich fragte mich ob Toya auch da sein würde. Schließlich wohnten die beiden zusammen. Ich wusste nicht ob sie sich wieder vertragen hatten, hoffte es aber. Wir kamen an und ich stellte fest, dass Shogos Wohnung wirklich schick war. Leicht chaotisch, aber schick. Die anderen waren schon da und Julia hatte sich umsonst Sorgen gemacht, wie nicht anders zu erwarten mochten die anderen sie sofort. May und Minako freuten sich, dass sie weibliche Unterstützung bekommen hatten und wir seufzten nur über die nun viel zu sentimentalen Gespräche. Toya schaute nur einmal kurz vorbei und prompt musste Shogo ihn mir vorstellen. Er war nett und beide schienen sich wieder vertragen zu haben, was Shogo auch betonte. Wenn Massanorie wieder kam würden wir ein Doppeldate an Valentinstag haben, ob ich das wollte – naja Shogo ignorierte es wie immer. Aber so langsam wussten ich, dass er meistens recht hatte, wenn ich etwas nicht wollte und er schon. Ich war ja lernfähig. Wir blieben knapp fünf Stunden bei Shogo, tranken und aßen Pizza. Dann kamen die Mädchen auf die Idee in eine Karaoke Bar zu gehen, was wir Jungs nur widerwillig taten. Aber es war eigentlich lustig. Als die anderen erfuhren, dass Julia die Mutter von Katrin war, fragten sie sie alles was Mädchen fragen können. Und Julia schien es gut zu tun, mal mit anderen reden zu können. Wir hatten alle Spaß und es war ein toller Abend. Trotz Yosukes Gesang! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)