Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 59: Step Fifty-seven… Trueness III ------------------------------------------ Es ist durchaus nicht dasselbe, die Wahrheit über sich zu wissen oder sie von anderen hören zu müssen. Aldous Huxley Andrea Lenjier Leise lachend schloss ich die Tür zur Küche und sah Mamoru an. Nach einer Minute der Stille und der leichten Verwirrung, bei uns und dem Vorstand, war mein Schwiegervater leicht rot angelaufen und hatte schon dazu angesetzt eine Schimpftriade los zu werden. Also war ich schnell aufgestanden und hatte Mamoru mit in die Küche genommen. „Danke Mamoru. Das war nötig.“ Schmunzelnd sah ich ihn an und küsste ihn auf die Wange, bevor ich ihm einige Krümel aus dem Winkel strich. Mamoru war das Ganze recht unangenehm. „Entschuldige. Ich wusste nicht, dass ihr Besuch habt.“ Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und öffnete die Dose in seiner Hand. „Ach, alles gut.“ Ich winkte ab und setzte erneut einen Kaffee auf. Plötzlich wurde die Küchentür aufgemacht und Massanorie kam herein. „Hey.“ „Hey.“ „Du hast mir nicht gesagt, dass du heute zu meiner Mutter willst.“ Mamoru zuckte mit den Schultern. „Hielt ich nicht für notwendig. Ich wusste ja nicht, dass du hier ein Meeting abhältst.“ „Das ist wichtig. Strategisch ist es gerade wichtig, dass der Vorstand mehr und mehr zu mir hält und nicht plötzlich abspringt oder anfängt gegen uns zu arbeiten.“ Mamoru nickte nur und ich besah mir die beiden. „Es wäre toll, wenn du dich oben umziehen würdest und dann dazu kommst. Du hast doch noch was vernünftiges hier?! Oder? Und dann sei bloß nett, dass ist wichtig für mich. Hier geht es schließlich um die Firma und sei… sei einfach nett. Also nicht gerade wie jetzt.“ Nun starrte ich meinen Sohn sprachlos an. Was war das denn jetzt? Anscheinend ging es Mamoru genauso. „Bitte?“ erbost sah er ihn an. „Was hast du gerade gesagt?“ Mamoru stand auf und tippte Massanorie auf die Brust. „Bist du noch ganz dicht? Also erstens ich werde mich nicht umziehen, es tut mir leid, dass ich einfach reingeplatzt bin, aber sowas passiert nun mal. Und was soll das mit dem nett sein. Willst du mir etwa sagen, dass ich so wie ich bin nicht in dein Bild eines perfekten Freundes passe? Entschuldige, aber soll ich dich daran erinnern, dass DU mir gesagt hast, dass ich nicht mehr so tun soll als wenn ich jemand wär der ich nicht bin?! Ich werde für dich nicht nett lächeln und winken und den perfekten schwulen Freund spielen.“ Mamoru wurde lauter und wütender. Etwas irritiert stand ich daneben und wusste nicht so recht was jetzt hier los war. „Ich will nur, dass du mir hilfst und dafür solltest du eben nicht gerade du selbst sein. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt, wenn man überlegt, dass du gerade sonst nichts tust.“ Natürlich wurde die Situation noch besser als mein Schwiegervater herein kam. „Massanorie, sofort zurück ins Wohnzimmer und du…“ er musterte Mamoru mit einem durchdringendem Blick. „… jeder in dieser Familie leistet seinen Beitrag zum Wohl der Familie. Wenn du in den Augen meiner Schwiegertochter und meines Sohnes schon dazu gehörst, auch wenn mir das widerstrebt, solltest du dir ein angemessenes Verhalten aneignen, welches dem Wohl der ganzen Firma…“ Seijiro betrat nun ebenfalls die Küche und sah sich kurz um. Und dann passierte das was sich noch nie jemand getraut hatte. „Also mir ist die Firma mal total egal und nur damit wir uns verstehen, ich lasse mich sicherlich nicht vom hauseigenen Tyrannen belehren.“ Jetzt war es totenstill in der Küche. Mamoru selber biss sich auf die Lippe und senkte den Blick vor Seijiro. „Tut… tut mir leid… ich… dabei wollte ich dich nur fragen, ob du Lust hast morgen früh mit mir auf den Fischmarkt zu kommen? Also so um 7.00 Uhr und dann könnten wir frühstücken, also dort. Wenn du magst.“ Er war verunsichert und wechselte seinen Blick zwischen mir, Massanorie und Seijiro hin und her. „Ich sollte gehen.“ Kam es schließlich nur leise von ihm. Doch mein Schwiegervater hatte noch nicht das letzte Wort gesprochen. „Wie kannst du eine solche Respektlosigkeit mir gegenüber in deinem eigenen Haus zulassen? Dieser Junge ist nichts weiter als ein Schmarotzer in eurem Haus, er wird der Firma den Ruin bringen, welchen Beitrag leistet er schon?“ Mein Schwiegervater war nun voll in Fahrt und bäumte sich vor Seijiro auf. Massanorie sah Mamoru an und wandte dann seinen Blick fragend an seinen Vater. Hilflosigkeit! Das umschrieb die Situation am Besten. Ich hatte mich in den Jahren damit abgefunden, dass Seijiro niemals das Wort gegen seinen Vater oder seine Mutter erhob. So war er eben. Loyal. Aber ich wusste auch, dass es ihn selber ärgerte. Bis jetzt hatten sich die spitzen Bemerkungen, die Sticheleien nur gegen mich gerichtet, aber nun hatte mein Schwiegervater wohl in Mamoru ein neues Objekt gefunden das seinen Kriterien nicht stand hielt. Ich sah zu Seijiro, der wohl dasselbe dachte wie ich. Er sah zuerst seinen Vater an, dann Mamoru und schließlich Massanorie. „Du hast es schon richtig gesagt. Das ist mein Haus. Und ich dulde es nicht länger, dass du so über meine Familie redest. Ich habe immer geschwiegen, immer wenn du und Mutter über Andrea schlecht geredet habt, hab ich nichts gesagt, weil es zum Wohl aller war. Weil ein guter Sohn sich nicht gegen seinen Vater stellt – das war falsch. Ich hätte euch nie erlauben dürfen so über meine Frau zu reden. Andrea ist eine gute Ehefrau, sie hat ihre Wünsche immer hinter die Bedürfnisse der Firma gestellt und trotzdem habt ihr es ihr nie gedankt. Aber jetzt fällst du sogar über meine Kinder her, Massanorie kann dir sowieso nie etwas recht machen und nun denkst du auch noch, dass du über Mamoru urteilen kannst. Dabei weißt du Garnichts über ihn. Also lass ihn zufrieden. Ich respektiere dich Vater, aber nach diesem Meeting verlässt du mein Haus und du bist hier erst wieder willkommen, wenn du lernst meiner Familie den gleichen Respekt gegenüber zu bringen wie ich dir.“ Damit sah Seijiro mich matt lächelnd an, drehte sich um und verschwand. Seine Stimme war monoton und völlig ernst gewesen. Mamoru schob sich an mir vorbei. „Ich sollte gehen, wenn ich hier nur Ärger mache. Ich merke, wenn ich unerwünscht bin.“ Er sah Massanorie kurz an und wollte an ihm vorbei zur Tür. Massanorie griff nach seiner Hand und wollte ihn festhalten, doch er entzog sich ihm „Lass mich. Ich will gehen. Wir sehen uns.“ Er schlüpfte an ihm vorbei und schon im nächsten Augenblick hörte ich die Tür ins Schloss fallen. Minako Aino In meinem Zimmer herrschte eine angenehme Wärme und so fiel es mir leicht in meinem Buch zu versinken. Auf dem Tisch stand eine dampfende Tasse Tee und Artemis kuschelte sich in seine Lieblingsdecke und schnurrte. Ein friedlicher Abend – wie schön und selten das doch war. Meine Gedanken schwirrten kurz zu Yosuke und dem Gespräch von heute Morgen. Ich war froh, dass Mamoru sich bei mir gemeldet hatte und das ich mit Yosuke geredet hatte. Am Ende waren wir beide nur verunsichert gewesen. Meine Erwartung war zu hoch und ich hatte nicht gemerkt wie ihn das unter Druck gesetzt hatte. Am Ende war mir das aber alles egal. Es war schön gewesen und ich wollte ja keinen Preis gewinnen. Es ging nur um ihn und mich. Und das war das was mein Herz höher schlagen ließ – immer wenn ich an ihn dachte. Yosuke war alles was ich je gesucht hatte. Witzig, charmant, chaotisch, ein Rebell, ein Prinz. Was wollte ein Mädchen wie ich mehr? „Du lächelst wieder so.“ Ich zuckte zusammen und sah zu Artemis, der mich schelmisch ansah. „Ach wirklich? Ich hatte nur einen schönen Gedanken.“ Kam es flüsternd von mir, während ich das Lesezeichen in die Seiten legte und meine Finger sich um die Teetasse legten. „Am Anfang dachte ich wirklich dieser Junge sei ein Idiot. Aber… nun denke ich, dass er etwas Besonderes ist.“ Dankbar sah ich meinen treuen Begleiter an. „Danke Artemis. Denn das ist er. Ich kann mir eine Welt ohne ihn nicht mehr vorstellen und ich merke plötzlich wie sich Bunny gefühlt haben muss. Und es ist ein strahlendes Gefühl, für das ich hart arbeiten muss. Aber ich kann es sehen, das was hinter all dieser Mühe liegt. Eine Zukunft mit ihm – eine Familie. Und ist es nicht das was wir uns so lange gewünscht haben? Eine Zukunft?“ Verträumt lehnte ich mich zurück an mein Bett und sah zu dem kleinen Bild auf meinem Nachttisch. Yosuke strahlte mich darauf an und ich spürte wieder diese leichte Gänsehaut. „Minako?“ Das Klopfen meiner Mutter ließ mich zusammen zucken. „Ja?“ Die Zimmertür öffnete sich einen Spalt und sie steckte ihren Kopf herein. „Schatz? Da unten ist Besuch für dich, aber ich bin mir nicht sicher ob das wirklich ein Freund von dir ist. Er ist… etwas alt.“ Irritiert sah ich sie an, stand auf und folgte ihr die Treppe hinunter. Als ich dann aber sah wer vor unserer Tür stand lachte ich auf. Mein Vater schien sehr skeptisch, denn er hatte sich mit verschränkten Armen vor der Brust vor meinem Besuch aufgebaut und schien deutlich zu machen, dass er hier nicht willkommen war. „Ist schon gut Papa.“ Ich legte meine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn freundlich an. „Das ist ein Freund von mir.“ Damit wandte ich mich meinem Gast zu. „Massanorie.“ „Minako.“ Unser kleines Begrüßungsritual war einfach herrlich. Ich lachte leise und bat ihn herein. Es war schon sehr komisch, dass er hier war und er wollte anscheinend auch nicht wirklich sagen warum. Es hatte mich etwas Überredung gekostet ihn mit in mein Zimmer zu nehmen. Aber schließlich hatte mein Vater nachgegeben, auch wenn er Massanorie sehr skeptisch angesehen hatte. Massanorie hatte sich indessen zu keinem weiteren Wort bewegen lassen. Stumm wie ein Fisch saß er vor meinem Tisch und schien mit den Gedanken woanders. Still stellte ich das Tablett ab und schenkte ihm etwas Tee ein, bevor ich mich neben ihn setzte. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“ Ich nippte an meinem Tee und sah zu Artemis der Massanorie nur abschätzend ansah. Er wusste wer er war und hatte mit Luna beschlossen ihn nicht zu mögen. Massanorie sah kurz auf, nahm seine Tasse und nickte in Richtung meines Katers. „Muss der hier sein?“ „Was fällt dir ein…“ Artemis sah ihn wütend an und schaute dann zu mir, als ich aufstand. „Schon gut. Nicht aufregen. Artemis, warum schaust du nicht mal ob meine Mutter etwas Thunfisch für dich hat.“ Damit öffnete ich die Tür und schubste ihn leicht mit dem Fuß aus meinem Zimmer. Mein weißer Kater nahm das nur widerwillig hin, fügte sich dann aber. „Also?“ ich setzte mich wieder und sah zu Massanorie. Der jedoch schwieg sich aus. Mich störte es nicht. Irgendwie mochte ich Massanorie, ich kam, anders als die anderen, gut mit ihm zurecht. Und seine Art mit anderen Umzugehen ignorierte ich gekonnt und ich glaubte, dass er ebenfalls eine gewisse Sympathie für mich empfand. So kam es mir jedenfalls vor. „Meine Auswahlmöglichkeiten sind begrenzt was das reden mit anderen angeht. Mit May und Yosuke brauche ich nicht reden, die sind Mamorus Freunde und Shogo und Mamoru sind ja zur Zeit auch „Best Friends“, da werden die wohl kaum zuhören, wenn ich mich über Mamoru auskotzen will oder so. Und die Einzige, die halbwegs mit meinem Charme umgehen kann…“ „Bin ich.“ Ergänzte ich seinen Satz und lächelte matt, bevor ich wieder einen Schluck Tee nahm und eine Decke über meine Beine zog. Es wurde still in meinem Zimmer und ich merkte, dass es ihm wohl wirklich schwer fiel überhaupt hier zu sein. Sein Blick schweifte umher und ich zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich aufstand. „Entschuldige. Es war eine dumme Idee.“ Damit strich er sich durch die Haare und ging. Etwas verdutzt war ich jetzt aber schon. Artemis schob sich durch den Türspalt und sah mich kopfschüttelnd an. „Gut, dass er weg ist. Er ist mir unheimlich.“ Seufzend stand ich auf, stieg aus meiner Jogginghose, schlüpfte in eine Jeans und zog einen warmen Pullover an. „Bin noch einmal kurz weg!“ rief ich nur ins Wohnzimmer und schon schnappte die Tür hinter mir zu. Massanorie Lenjier So eine doofe Idee. Wie komm ich denn bitte darauf. Peinlich, ich bin nur noch peinlich. Ich trottete durch die braune Matsche die mal Schnee war und wünschte mir gerade den Weltuntergang, als hinter mir Schritte schnell näher kamen und sich schließlich ein Arm bei mir einhakte. Erschrocken drehte ich mich herum und sah Minako, die mich etwas atemlos ansah. „Du bist ganz schön schnell. Es ist unhöflich einfach abzuhauen.“ Kam es nur lächelnd von ihr, als sie ihre Haare zu einem Zopf band und ihren Schal enger um sich schlang. „Was willst du denn jetzt?“ kam es nur schroff von mir. Doch Minako zuckte nicht einmal. Sie lächelte nur, seufzte und hakte sich wieder bei mir unter. „Mit einem Freund etwas trinken gehen und mir seine Sorgen anhören.“ Kam es nur freundlich von ihr. Etwas verwundert sah ich sie an und wusste nicht was ich sagen sollte. Das kam auch nicht oft vor. „Wir können in die Bar nosta gehen. Die liegt hier gleich um die Ecke. Ist ganz nett dort, da ist heute auch nicht viel los. Also?“ Sie sah mich an und ich nickte nur. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich musste reden und außer ihr riss sich keiner darum mein Redepartner zu werden. Die kleine Bar war nicht mein Geschmack. Auf einem großen Bildschirm liefen alte Serien aus den 80ern. Aber sie hatten Whiskey - auch wenn es nicht der Beste war. Ich schüttete schon das zweite Glas auf Ex runter und sah zu Minako, die an ihrer Cola nippte und mich ansah. Sie schien keine Eile zu haben und ich musste zugeben, ich hatte mir noch nie Mut antrinken müssen – bis auf jetzt! „Eigentlich kennen wir uns ja gar nicht.“ Kam es trocken von mir. „Stimmt. Aber das vereinfacht das Ganze. Mit Fremden kann man besser reden.“ Ich lachte leise und nickte. „Ja stimmt.“ Einen Moment saß ich schweigend da, aber es brachte ja nichts. „Mamoru. Er ist – glaub ich – sauer. Und ich weiß nicht wie ich das beheben soll.“ „Warum ist er denn sauer?“ Minako stellte ihr Glas ab und lehnte sich auf den Tisch. Ich begann ihr zu erzählen, dass ich heute in einer Sitzung war. Dass mein Großvater aus unerfindlichen Gründen ein Arsch war, dass mein Vater es nicht schaffte seine Familie zu verteidigen, abgesehen von heute und dass ich nicht besser war als er. „…plötzlich stand Mamoru im Wohnzimmer und mein erster Gedanke war 'Oh mein Gott'. Ich dachte mir wie kann er das nur tun, mich so blamieren. Meine Mutter hat ihn dann aus den Wohnzimmer buksiert und mein Großvater war am kochen und hat Mamoru in der Küche total nieder gemacht. Ich bin dann hinterher und hab nichts getan, rein gar nichts. Dann hat mein Vater ihn endlich in seine Schranken gewiesen. Mamoru ist dann abgehauen und wir sind wieder zum Vorstand und der meinte dann nur zu mir wo denn mein Freund sei. Also nicht mit der Wortwahl, aber sie schienen gar nichts gegen sein Auftreten zu haben. Sie meinten, Sie würden ihn sympathisch finden und er schien einige gute Ideen zu haben. Weil sie sich ja schon mal unterhalten hatten. Ich hab mich so geschämt. Ich meine, wie kann es sein, dass ich genauso bin wie mein Vater? Der hat Jahrelang nichts gesagt und ich wollte nie so werden wie er. Aber nun bin ich genauso. Ich habe es immer gehasst, wie sich meine Mutter verhalten hat, wenn wichtige Leute bei uns waren. So steif und aufgesetzt in ihrem ganzen Verhalten. Und nun habe ich genau das gleiche von Mamoru verlangt. Mamoru ist sicherlich sauer und ich kann es ihm nicht verübeln.“ Seufzend hob ich die Hand und orderte noch ein drittes Glas. „Hast du ihn angerufen?“ Minako hatte mir die ganze Zeit schweigend zugehört. „Nein.“ Kam es nur leise von mir. „So ein Scheiß.“ „Also ich weiß nicht was du tun sollst.“ Überrascht sah ich sie an. „Ich kann dir einen Ratschlag geben. Aber Ratschläge sind auch Schläge! Außerdem kennst du wie kein anderer Mamoru. Und ich glaube er hat dir schon so viel durchgehen lassen, da wird er jetzt nicht kneifen. Und wenn du ihm erklärst, dass es dir leid tut, dann ok. Wenn nicht, würden ein paar Blumen und Schokolade was bewirken. Naja, ich glaube, bei Mamoru ist nur die Schokolade wichtig – Bunny meinte mal er wäre süchtig nach Schokolade.“ Sie leerte ihr Glas und grinste. „Und ich hab mal in einem Magazin gelesen, dass die Schokolade aus Deutschland viel besser ist als die in Japan!“ Sie zwinkerte mir zu. Unglaublich aber sie hatte recht. Lachend lehnte ich mich zurück. „Ich mag deine Art Minako.“ Kam es mir locker über die Lippen. Seufzend starrte ich an die Decke der Bar und musste zugeben, vielleicht wären Freunde eine gute Idee. Draußen war es kalt und nass und bääh. Also eben genau wie der ganze Tag. Nachdenklich stand ich auf dem Gehweg und sah erneut zu Mamorus Wohnung hoch. Es brannte noch Licht bei ihm und wahrscheinlich konnte ich mich auf den Streit des Jahrhunderts vorbereiten. Mit einem kräftigen Zug zog ich an der Zigarette, schnippte den Rest auf die Straße und holte tief Luft. Ich atmete einmal tief ein und aus und ging zum Eingang des Wohnkomplexes. Die Automatik-Tür öffnete sich und ich ging langsam auf den Fahrstuhl zu. Mein Herzschlag war fast in meinem Hals angekommen als ich den Knopf drückte und kurz betete. Hoffentlich hatte Minako recht. Es dauerte nicht mal eine Minute und der Fahrstuhl hielt vor mir. Die Türen schoben sich auseinander und vor mir stand mein Freund. Mamoru hielt einen weißen Wäschekorb in den Händen und sah mich kurz naserümpfend an. Das irritierende daran war jedoch, dass er nichts anhatte. Also hatte er schon, er trug diesen weißen Wollpullover von mir, der ihm bis zu den Oberschenkeln reichte und dann diese camelfarbenen Boots. Das wars. Mamoru Chiba schoss es mir durch den Kopf als Massanorie mich anstarrte als wäre ich aus einem Zoo ausgebrochen. Dieser Idiot. Es war kurz vor ein Uhr nachts und ich hatte wirklich keinen Nerv mehr gehabt mir eine Jeans überzuziehen nur um die Wäsche aus der Waschküche zu holen. Um diese Zeit war sowieso niemand mehr im Haus unterwegs, also ging auch dieser Aufzug an Klamotten. Es war natürlich wieder einmal ein perfektes Timing, dass Massanorie genau in diesem Moment hier aufkreuzte. Immer noch wie ein dummer Trottel stand er da und die Türen des Fahrstuhls begannen sich wieder zu schließen. Gespielt genervt drückte ich den Türknopf. „Willst du da stehen bleiben und gaffen oder mit fahren?“ Mein Freund zuckte zusammen und betrat den Aufzug. Die Türen schlossen sich und wir starrten beide auf die Anzeige. Das ich rot geworden war, weil ich wusste, dass ich halb nackt im Fahrstuhl stand versuchte ich zu kaschieren in dem ich im Wäschekorb herum wühlte. „Du wirkst nicht böse.“ In seiner Stimme schwang ein Hauch Irritation mit. Da ich wusste was er meinte, zuckte ich nur mit den Schultern. „Wieso sollte ich? Ich bin es gewohnt angeschrien zu werden. Nichts was mir neu ist. Außerdem mag ich deinen Opa nicht.“ Schulterzuckend lehnte ich mich nach hinten an die Fahrstuhlwand. Einen Momentlang herrschte Schweigen. „Tut mir leid!“ Er klang zerknirscht und ich sah wie er sich auf die Unterlippe biss. Etwas das ich bei ihm so noch nie gesehen hatte. „Ich bin nicht böse.“ Kam es noch einmal von mir, während ich ihn sachte anstubste. „Ja, aber du solltest.“ Er sah mich aus den Augenwinkeln an. Schulterzuckend starrte ich auf die Anzeige. „Wo ist Sparky?“ „Bei meiner Schwester. Sie hat gesagt sie nimmt ihn mit zu sich. Langsam denke ich echt, ich sollte mir kein Haustier anschaffen. Er ist sowieso immer woanders und ich hab keine Zeit für ihn.“ Er klang traurig. „Morgen früh… naja, also in knapp 6 Stunden treffe ich mich mit Andrea und wir gehen auf den Fischmarkt. Ich glaube das wird gut.“ „Ja bestimmt.“ Sein Blick glitt zu mir und er musterte mich kurz. Ich konnte spüren wie sein Blick an mir hoch und runter glitt. Wir schwiegen, aber es machte mich nervös, dass er mich so ansah. „Also wenn du weiter so gaffst werde ich sauer. Außerdem solltest du nett sein. Schließlich hast du mal wieder Mist gebaut. Und nur damit du es weißt, Shogo sagt das auch.“ Ich wurde lauter und versuchte so meine Verlegenheit zu überspielen, ich war erleichtert als sich die Fahrstuhltüren öffneten. Schnell ging ich an ihm vorbei, schloss meine Tür auf und verschwand in der Wohnung. Meine Schuhe landeten in einer Ecke des Flures, bevor ich mich aufs Sofa setzte und anfing meine Wäsche zusammen zu legen. Das Geräusch der zufallenden Tür und dass Massanorie in der Küche verschwand beruhigte mich etwas. In mir herrschte nach heute Mittag etwas stress, weil sein Großvater so ausgerastet war. Und sicherlich, ich war enttäuscht, dass Massanorie nichts gesagt hatte, aber er schien auch etwas überfordert und streiten wollte ich mich nicht. Shogo hatte auch nur gemeint, dass Massanorie es definitiv schwer hatte in der Firma und dass er sicherlich auch unter Druck stand. So genau hatte ich mir noch nie darüber Gedanken gemacht. Aber es stimmte schon, Massanories Firma war ein Familienunternehmen und Massanorie würde sicherlich keine Nachkommen in die Welt setzen. Es sei denn einer von uns konnte irgendwann dank medizinischer Neuerungenschaften Kinder bekommen – dann würde er das machen. Das machte seine Position bestimmt umso schwieriger, dann noch das ganze andere Zeug was er bis jetzt verbockt hatte. Manchmal war ich sicherlich schon sehr egoistisch, weil ich auf so etwas keine Rücksicht nahm. Seufzend ließ ich den Stoff des Pullovers durch meine Finger gleiten und dachte darüber nach. Das leise klappern von zwei Tassen ließ mich aufsehen. Massanorie kam mit zwei Tassen herein und stellte beide auf dem Tisch ab, bevor er sich neben mich setzte. „Kann ich helfen?“ er deutete auf die frische Wäsche. „Klar, wenn du willst.“ Ich faltete weiter und so saßen wir eine Weile schweigen Nebeneinader und legten Wäsche zusammen. „Ach. Du hast ja meine auch gewaschen.“ Er klang ernsthaft erstaunt, als er eine seiner Pants aus dem Korb nahm. „Ja ne. Natürlich. Sie lag im Korb, also wasche ich sie mit. Schließlich wohnst du ja quasi bei mir.“ Ich sah ihn aus den Augenwinkeln an und lachte. „Naja schon – aber das ist meine Unterwäsche und ich… naja, ich finde nur das ist ganz schön intim wenn du meine Schmutzwäsche… also naja…“ Schmunzelnd sah ich ihn an und begann leise zu lachen. „Du denkst mich könnte deine Schmutzwäsche noch abschrecken? Echt? Ich bin noch hier, selbst nachdem heute alles in einem Super-Gau geendet hat.“ Ich schüttelte den Kopf und nahm das letzte Stück Wäsche aus dem Korb. „Es tut mir wirklich leid… ach und…“ er stand auf, legte die gefaltete Wäsche in den Korb und ging hinaus. Neugierig sah ich ihm nach. Als er wieder herein kam hielt er etwas in den Händen. Den Wäschekorb stellte ich auf den Boden und zog die Beine an, als er mir das kleine goldene Kästchen hinhielt. „Also ich war vorhin bei Minako und sie meinte…“ „Minako?“ Erstaunt sah ich ihn an. „Was hast du denn bei Minako gemacht?“ Er wurde rot und winkte hastig ab. „Ach nichts. War Zufall… wichtig ist es das ich Schokolade für dich habe. Meine Tante schickt immer ein kleines Paket wo dann Sachen drin sind. Und das hier ist etwas sehr lecker schokoladiges. Und ich dachte damit kann ich es etwas wieder weg machen. Naja etwas.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Du denkst mit Schokolade kannst du es wieder gut machen? Du kannst doch nicht so einen Tag mit Schokolade begradigen!“ kam es nur schmollend von mir, bevor ich das Kästchen nahm und es begutachtete. In der kleinen durchsichtigen Hülle waren kleine goldene Kugeln gestapelt. „Das ist Rochér und sehr lecker.“ Er lächelte, während ich das Kästchen öffnete und eine der kleinen Kugeln auspackte. Ich war ja skeptisch, aber gut, er gab sich Mühe. Also ab in den Mund und – der Wahnsinn. Das beste was ich je an Schokolade gegessen hatte. Massanories Blick war auf mich gerichtet. „Magst du die auch?“ „Ähm… naja geht so. Aber wenn du teilen willst.“ „Nein.“ Kam es nur von mir, während ich mich in das Sofakissen kuschelte und mir die nächste Kugel nahm. „Du magst sie.“ Er lächelte, beugte sich zu mir und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. Seine Zähne knabberten leicht an meinem Hals. „Ich bin trotzdem noch geknickt.“ Damit schob ich ihn zur Seite. Er seufzte, nickte und positionierte sich neben mich. „Aber du darfst trotzdem mit mir kuscheln und von mir aus auch die Fernbedienung beherrschen.“ Massanorie lachte leise, rutschte an mich heran und küsste meine Schläfe, während er durch die Kanäle zappte. Eine Weile saßen wir nur da. „Hier!“ Ich hielt ihm eine der goldenen Kugeln hin und ignorierte sein doofes Grinsen. „Danke.“ Er nahm sie und küsste meine Handinnenfläche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)