Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 52: Step Fifty...Past ----------------------------- Vergangenheit ist, wenn es nicht mehr weh tut. Mark Twain Massanorie Lenjier Unschlüssig stand ich vor der Tür und wusste nicht ob ich klopfen, klingeln oder einfach aufschließen sollte. Meine Mutter hatte von dem ersten Treffen mit Mamorus Mutter im Fahrstuhl erzählt und von dem gemeinsamen Tag auf dem Spielplatz. Dann hatte eine Weile lang niemand etwas gesagt und als Mamoru einfach aufgestanden war und ging, hatte ihn keiner von uns aufgehalten. Nun war es fast 20 Uhr und ich war beruhigt als ich von unten das Licht in seiner Wohnung gesehen hatte. Ich zog die Luft tief in meine Lunge, nahm den Schlüssel und schloss die Tür auf. „Hallo?“ ich steckte meinen Kopf in die Wohnung und sah mich um. „Im Bad.“ Kam es nur monoton als Antwort. Erleichtert, dass ich überhaupt eine Antwort bekommen hatte, betrat ich die Wohnung und sah mich um. Es glänzte überall und mir stieg der Geruch von Putzmitteln in die Nase. Ich konnte leise Musik wahrnehmen und ich sah mich zuerst in der Wohnung um bevor ich ins Bad ging. Im Wohnzimmer hatte sich Mamoru anscheinend besonders ausgetobt. Das erste was mir auffiel war, dass alle Bücher nun nach Farbe der Einbände sortiert waren – da hatte jemand Langweile gehabt. Der Boden glänzte und er hatte die Möbel verrückt, das Sofa stand zwar immer noch da wo es vorher gestanden hatte, aber das Bücherregal, der Schreibtisch und das TV-Board hatten miteinander die Plätze getauscht. Nach meiner Meinung war es vorher besser gewesen, aber sicherlich würde ich das nicht ansprechen – noch nicht. Die Küche blinkte auch vor sich hin und so betrat ich leise seufzend das Badezimmer. „Hey…“ ich zog eine Augenbraue hoch und sah zu Mamoru der auf den Boden kniete und putzte. „Hast du deine Schuhe wenigstens ausgezogen oder trägst du jetzt den ganzen Dreck in meine Wohnung.“ Mir lag eine passende Antwort auf der Zunge, aber stattdessen schluckte ich sie hinunter und setzte mich auf den kleinen Hocker neben der Dusche. „Putzt du schon seitdem du von uns weg bis?“ Ich beobachtete wie Mamoru kurz inne hielt nur um dann die Nase zu rümpfen. „Ja und? Was dagegen? Die Wohnung sah aus wie ein Loch. Hättest ja wenigstens putzen können, während ich einen Nervenzusammenbruch hatte.“ Eine Weile lang putzte Mamoru einfach weiter, während ich ihm zusah. „Wollen wir reden?“ ich hielt es irgendwie für angebracht über das was meine Mutter erzählt hatte zu reden. Für mich war das Notwendig und für meinen Freund auch, fand ich. „Wieso? Über was willst du denn reden?“ Kam es nur in einem eisigen Ton von ihm. Er sah nicht einmal auf, sondern putzte einfach weiter. Seufzend stand ich auf, ging neben ihn in die Hocke und zupfte an einer seiner Haarsträhnen. „Über nichts. Hast du Hunger? Dein Kühlschrank ist ja leider leer und außer dem Aal und ein paar gebratenen Nudeln hab ich noch nichts zu mir genommen.“ Mamoru setzte sich auf und nach einer Weile kam ein schwaches Nicken. „Gut. Wie wäre es mit Sushi?“ „Von mir aus – aber du musst bezahlen. Ich bin pleite.“ Kam es nur leicht gereizt von ihm. Wobei ich wusste, dass er eher auf sich wütend war als auf mich. Geld war eben immer noch ein Thema zwischen uns, vielleicht sogar mehr als zuvor, allein schon durch seine finanzielle Situation zurzeit. „Na dann geh ich mal was bestellen.“ Damit strich ich ihm durch die Haare, verließ das Badezimmer und setzte mich mit dem Telefon auf die Couch. Ich bestellte Sushi und achtete auch darauf, dass welche mit Aal dabei waren, vielleicht würde das seine Stimmung etwas bessern. Aus den Augenwinkeln konnte ich den Schatten im Flur sehen der anfing auf und ab zu tigern. Mamoru schien sich unsicher ob er zu mir kommen sollte oder nicht. Schmunzelnd nahm ich das zur Kenntnis, schaltete den Fernseher ein und zappte solange bis ich einen Film fand der mich ansprach. „Uh! Star Trek: Generations. Naja zwar auf Japanisch, aber ich nehme was ich kriegen kann.“ Murmelte ich nur. Und ließ mich tiefer in die Kissen sinken um einen meiner Lieblingsfilme anzuschauen. Bis jetzt wusste nur meine deutsche Verwandtschaft und meine Mutter um meine Star Trek Leidenschaft. Ich persönlich war ja eigentlich ein Fan der Next Generation Serie, aber auch die alten Klassiker waren sehenswert. Das Mamoru nun endlich im Türrahmen stand und mich ansah hatte ich bemerkt, auch wenn ich mich lieber auf den Film konzentrierte. „Massanorie?“ Seine Stimme hatte diesen leicht bittenden Unterton angenommen. „Hmm.“ Kam es nur von mir da ich versuchte mich mit den japanischen Synchronstimmen anzufreunden, was mir nur sehr schwer gelang. Die amerikanischen waren toll, die Deutschen akzeptabel, die japanischen gingen Gar.Nicht! Mamoru jedoch schien meine Antwort erst einmal nicht als Desinteresse abzutun. „Ist es dir wichtig oder findest du es bedeutsam,… dass wir uns schon so lange kennen?“ Fragend sah ich ihn an und stellte den Fernseher auf stumm. „Nein.“ Kam es nur von mir, aber ich sah, dass diese Antwort wohl nicht die war die Mamoru hören wollte. Ich streckte meine Hand aus und winkte ihn zu mir. Er zögerte, kam dann aber doch zu mir, legte seine Hand in meine und ließ sich von mir auf das Sofa ziehen. Ich küsste seinen Hals und strich ihm über diese kleine empfindliche Stelle an seiner Seite. Sofort zuckte er zusammen und ich sah das Lächeln auf seinen Lippen. „Das kitzelt.“ Nuschelte er nur, während er meinen Mund mit seinem suchte und wir in einem Kuss versanken. Mamoru Chiba Eine Weile saßen wir still nebeneinander, seine Finger hatte er mit meinen verschränkt und ich hatte amüsiert festgestellt, dass Massanorie ein Sci-Fi Nerd war. Diese Star Trek Sachen hatten mich nie sonderlich interessiert, auch wenn der Film den wir gerade schauten nicht so schlecht war wie ich angenommen hatte. Potenzial war vorhanden. Aber innerlich störte es mich, dass Massanorie der Geschichte seiner Mutter keine Bedeutung für ihn hatte. War es dumm, dass ich es bedeutsam fand? Dass es für mich wie ein Zeichen war? Wahrscheinlich war das nur dumm. Ich wusste auch nicht was ich von Andreas Geschichte halten sollte. Bis jetzt hatte ich immer gedacht, dass sie mich nicht haben wollten, aber nun… ich war mir nicht mehr sicher. Plötzlich schaltete Massanorie den Fernseher aus. Überrascht sah ich ihn an. „Was ist los?“ „Hast du eigentlich verstanden was ich dir seit Wochen immer und immer wieder sage?“ Im ersten Moment verstand ich nicht was er wollte, doch dann dämmerte es mir was er meinte. Ohne ein Wort setzte ich mich auf und starrte nach vorne. Seine Finger fuhren über meine Wange, legten sich unter mein Kinn und drehten meinen Kopf zu ihm, damit ich ihn ansah. Ich konnte es ihm nicht sagen. „Ich wünsche mir nichts mehr als deine Liebe und das du bei mir bist. Aber ich weiß nicht ob es dir auch so geht, auch wenn du Steven in diesem Club schon gesagt hast, dass du mich auch liebst. So weiß ich nicht ob du nur verliebt bist, oder mich liebst oder es nur der Moment war der dich dazu bewogen hat das zu sagen.“ In meiner Kehle bildete sich ein Kloß und ich konnte nichts sagen, also umfasste ich nur seine Hände und hielt diese fest. Auf Massanories Lippen bildete sich ein trauriges Lächeln. „Ist es dir deswegen so wichtig? Das unser treffen als Kinder eine Bedeutung hatte, dass es Schicksal war?“ „Ich weiß es nicht.“ Kam es leise von mir, während ich meinen Blick senkte. Doch plötzlich spürte ich seine Stirn an meiner und sein Blick traf meinen und ich konnte den Kampfgeist sehen. Dieser sture Blick der immer bekam was er wollte. „Ich schaffe es Mamoru. Ich werde jeden Teil in dir davon überzeugen, dass ich liebenswert bin und ich werde dem Kind in dir beweisen, dass ich immer da sein werde. Dass ich dich nie alleine lassen werde. Vor keinem anderen Menschen würde ich so viel Schwäche zeigen wie vor dir. Aber bei dir, da kann ich ein besserer Mensch sein, nicht für andere, nicht für diese Welt – nur für dich. Und ich wünsche mir nur, dass du auch immer bei mir bist. Denn ohne dich ist alles so schrecklich normal und öde. Ich werde immer bei dir sein, selbst wenn du fällst werde ich dich halten – immer.“ Völlig fassungslos starrte ich ihn an und konnte die Worte die er gerade gesagt hatte nur schwer verstehen. Ich bekam nur mit wie er aufstand und erst jetzt hörte ich das Klingeln der Haustür. Langsam stand ich auf und betrat das Schlafzimmer. „Baka.“ Nuschelte ich nur und meinte damit eher mich als Massanorie. Plötzlich ergab so vieles einen Sinn und ich hatte durch Andreas Erzählung etwas Wichtiges erkannt und das machte das Ganze einerseits viel einfacher und anderseits so schrecklich kompliziert. Das dieser Trottel von Mann nicht sehen konnte, dass es damals vielleicht wirklich Schicksal war, dass er nicht erkannte, dass er mir damals schon wichtig gewesen sein musste. Ich presste die Lippen aufeinander, kniete mich vor den Schrank und holte die kleine Andenkentruhe heraus. Tief am Ende der Kiste fand ich das was ich suchte. Das was mir so wichtig gewesen war, dass ich es nie wegschmeißen konnte. So oft wollte ich es, aber in mir war immer etwas was das nicht zuließ. Der Stoff war verblasst und rissig, aber die rote Farbe war noch immer sichtbar. „Mamoru?“ Das einfallende Licht aus dem Wohnzimmer erhellte einen Teil des Schlafzimmers. „Hier.“ Kam es nur von mir, bevor ich tief einatmete und die Tränen hinunter schluckte. Langsam stand ich auf und drückte den Stoff in meinen Händen fest zusammen. Massanorie trat in den Lichtkegel der Tür. „Ich wollte dich nicht verunsichern. Aber es war mir wichtig, dass du das weißt. Ich habe aus den letzten Wochen gelernt, wir reden zu wenig und ich will diesen Fehler nicht nochmal machen, nur weil ich mir vielleicht zu fein bin über meine Gefühle zu reden. Gleiches Recht für alle – das hatten wir doch mal gesagt, nicht wahr? Du musst mir nicht sagen, dass du mich liebst oder dass du verliebt bist. Ich will, dass du selbst merkst…“ „Dummkopf…“ kam es nur leise von mir. „Was?“ Ich ging auf ihn zu und schüttelte den Kopf. Sein Blick fiel auf meine Hände und er runzelte die Stirn. „Was hast du da?“ Ich lachte leise und lächelte ihn an. „Ich hab es gewusst als deine Mutter mir davon erzählte und mir wurde klar, dass ein Teil von mir sich immer an dich erinnert hat.“ Und dann hielt ich ihm meinen kleinen Schatz entgegen und ich konnte sehen wie er verstand was ich ihm da zeigte und ein Lachen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Du hast sie immer noch?“ Nickend sah ich ihn an. „Ja. Ich konnte sie nie wegwerfen. Immer wenn ich es wollte hat ein Teil von mir innerlich aufgeschrien. Ich wusste nie warum, aber sie war mir wichtig. Sonst hätte ich sie nicht getragen an diesem Tag…“ „Mamoru…“ Kopfschüttelnd sah ich ihn an. „Du bist ein Dummkopf, ein totaler Trottel. Du bist egoistisch und selbstverliebt. Dir sind andere egal und wenn du könntest würdest du die ganze Welt kaufen nur um den Leuten zu zeigen wie dumm sie sind. Dein Entwicklungspotenzial gleicht dem eines Pizzakartons und seitdem ich dich kenne ist mein ganzes Leben ein einziges Chaos. Du regst mich auf, wegen dir hab ich Steven die Nase gebrochen und du bringst mich zum heulen.“ Strahlend sah ich ihn an. „Aber du bist der einzige der mich zum Lachen bringen kann, du tröstet mich und weißt immer wie es mir geht. Du lebst mit meinen schrecklichen Launen, die ich kaum selber ertrage und du bist da, selbst wenn niemand da ist, bist du da. Und das schon damals, du hast mich schon beschützt und mich zum Lachen gebracht als ich nicht einmal wusste was Liebe ist.“ Massanorie griff nach meiner Hand und sah mich an und ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen. „Du denkst ich würde dich niemals lieben können. Aber ich glaube, ich wusste von Anfang an wo ich hingehöre.“ Ich sammelte allen Mut in mir, griff nach seiner Hand und versuchte seinem Blick standzuhalten. „Ich… ich liebe dich!“ Ich schlang meine Arme um ihn und während wir uns küssten konnte ich hören wie die rote Cappy auf den Boden fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)