Step Into My World von RallyVincento ================================================================================ Kapitel 51: Memory II --------------------- Memorys II Es gibt Begegnungen, die halten ein Leben lang. Alfred Rademacher Andrea Lenjier Immer und immer wieder zog ich mich um und suchte nach etwas in meinem Koffer das nicht schrie 'Sieh mich an, ich bin jung und brauche das Geld' so jedenfalls drückte es meine Schwiegermutter aus – nett wie sie war. „Mama?“ Ich drehte mich um und sah Massanorie an, welcher auf meinem Bett lag und die Beine von der Bettkante baumeln ließ. „Jaha!“ „Warum muss ich denn bei Oma bleiben?“ Ich seufzte. „Weil dein Papa und ich zusammen mit dem neuen Anwalt und seiner Frau essen gehen. Und das ist nichts für Kinder.“ Das diese hübsche Frau aus dem Fahrstuhl die Frau des neuen Anwalts war – ich konnte es kaum glauben, als mich Seijiro vor ein paar Tagen vorgestellt hatte. Und nun aßen wir mit Ihnen zu Mittag und ich sah in jedem Outfit aus wie eine Studentin oder schlimmer. Vielleicht hätte ich doch noch einkaufen gehen sollen. „Scheiße.“ Fluchte ich nur laut und ließ mich auf die Bettkante sinken. „Wieso darfst du das sagen und ich nicht!“ Massanorie sah mich trotzig an und schob die Unterlippe nach vorne. „Weil Mamas das dürfen.“ Gab ich nur seufzend von mir. Wieso sah ich in allen Sachen nur so doof aus? „Mama?“ „Ja Massanorie?“ Ich ließ mich nach hinten fallen und streckte mich auf dem Bett aus. „Ich will nicht zu Oma.“ „Ich weiß – ich will auch nicht zu ihr.“ Nuschelte ich. Nachdenklich sah ich an die Decke und spürte wie Massanorie seinen Kopf auf meinen Bauch legte. Seijiro hatte sich gefreut, als er hörte, dass ich wieder schwanger war und hatte mir versprochen, dass alles gut werden würde. Aber was hieß das denn? Hieß das, dass wir wieder nach Hause fuhren? Nach Deutschland? Oder hieß es, das wir hier bleiben mussten? „Ist das Baby schon in deinem Bauch?“ Ich schmunzelte und wuselte meinem Sohn durch die Haare. „Ja ist es. Es wächst jetzt und in neun Monaten wird es dann groß sein und dann bring ich es mit nach Hause.“ Massanorie war ein schlauer Junge und man konnte ihm so leicht nichts vormachen, naja außer, dass das Mädchen im Fahrstuhl eigentlich ein Junge war, das hatte ich ja jetzt auch erfahren. Massanorie hatte ich das nicht gesagt, er war noch immer von dem Mädchen am reden und dass er es nett fand und es mit ihm geteilt hatte und ich fand das einfach zu niedlich – also ließ ich ihn in dem Glauben. Was schadete es schon. „Ist das dann wie mit einem Apfel?“ „Bitte?“ ich richtet mich etwas auf und sah Massanorie an, der neugierig auf meinem Bauch pikste. „Na Mama, so wie der Apfelkern den wir bei Oma Martha in Deutschland gepflanzt haben? Der ist doch auch klein und wächst dann? Dann ist das Baby wie ein Apfelbaum!“ Nun musste ich wirklich laut los lachen. Massanorie rümpfte die Nase. „Mama! Nicht lachen!“ Ich packte ihn und knuddelte ihn so fest wie ich konnte, woraufhin er quietschte und sich an mich schmiegte. „Ja Massanorie wie ein Apfelkern, so ist das Baby auch.“ ~~ Ein zarter Wind wehte durch die Straßen von Tokyo, er begegnete den Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit waren, den Kindern die lachend ihren Schulweg entlang liefen und auch jenen die träumend den Himmel von einem Cafe aus betrachteten. Er wehte ihnen durchs Haar und zauberte ein Lachen auf ihr Gesicht, die Vögel, die sich mit seiner Hilfe in die Höhe schwangen, sangen ihre Lieder und huldigten den warmen Sonnenstrahlen. Durch die Wipfel der Bäume wehte er und umschmeichelte die grünen Blätter, die sich leuchtend dem Himmel entgegenstreckten. Der Wind zog weiter, bis er zu einem kleinen Park kam, der See in der Mitte spiegelt die Sonnenstrahlen und ließ winzige Regenbögen entstehen. Und dann streifte er eine junge Frau, die lächelnd in den Himmel sah und dankbar war für einen weiteren Tag, für ein weiteres Leben. Ihr liebevoller Blick legte sich auf ihren Sohn, der nur einige Meter von ihr entfernt stand. „Mamoru komm…“ Noriko sah zu ihrem Sohn, welcher Steinchen aufsammelte und nun versuchte sie alle festzuhalten. Aber die kleinen Kiesel fielen durch die Händchen des Jungen und ließen ihn etwas wütend schnauben. „Mamoru.“ Der Kopf des Jungen hob sich und er lief auf seinen kurzen Beinchen zu seiner Mutter, die geduldig da stand und wartete, dass ihr Sprössling zu ihr kam. „Du kannst nicht alle Steine aufheben die du siehst.“ „Ja.“ Er lächelte sie an und zupfte erneut an der Mütze die er trug. „Wir müssen wohl doch langsam mal eine andere Mütze kaufen, nicht wahr?“ Noriko lachte und strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Ihre schwarzen gelockten Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, welcher ihr leger über die Schulter hing. Eigentlich sollte sie sich zum Mittagessen mit ihrem Mann, seinem Mandaten und dessen Frau treffen, aber die beiden Männer hatten es nicht geschafft ihre Arbeit pünktlich zu beenden und so hatte Alexander seine Frau angerufen und ihr abgesagt. Aber Noriko war das nur recht, so einen Tag wollte sie lieber mit Mamoru im Park verbringen, denn jede Minute die sie nicht bei ihm war, fühlte sich falsch an. Wie sollte das nur werden, wenn sie ihn wieder verlieren würde? Nie wieder, das hatte sie sich geschworen, würde sie zulassen, dass jemand ihrem Kind etwas tat. Nicht solange ihr Herz noch schlug, nicht solange in ihr ein Funken Leben war. „Mama?“ sie spürte die Hände ihres Sohnes, die sich um ihr Bein legten, besorgt sah er zu ihr hoch. Mit einem Lächeln ging sie in die Knie und küsste ihn sanft auf den kleinen Kopf. „Mein kleiner Stern, wenn du nur erahnen könntest wie sehr ich die liebe.“ Hauchte sie liebevoll und sah ihn dann einfach nur an. Mamoru sah seine Mutter an, aber dann wurde sein Blick von etwas anderem in Besitz genommen. Ein Schmetterling flog durch sein Blickfeld und ließ ihn sofort auf quicken. „Mama da… Metterlich…“ Noriko sah in die Richtung die ihr Sohn zeigte und lachte leise. „Schmetterling. Schmet-ter-ling.“ Sagte sie langsam und deutlich und freute sich über ihren Sohn, dessen Lachen sie ansteckte. „Na komm Mamoru, sonst kommen wir zu spät.“ Ihr Blick wandte sich dem kleinen Kinderspielplatz zu, der nur wenige Meter entfernt war, dort stand eine junge Frau und sah Noriko an. Andrea Lenjier Als mich Seijiro angerufen hatte um das Essen abzusagen, war ich einerseits unglaublich glücklich – die Klamottenwahl hatte sich erledigt – anderseits aber war ich schon etwas geknickt, da wollte ich mal eine gute Vorzeige Ehefrau sein und dann sowas. Aber dann meinte Seijiro nur, dass die Frau seines Anwaltes die Idee hatte, dass wir uns mit den Kindern im Park treffen könnten. Ich war nervös, hatte aber zugestimmt. Den Park zu finden war nicht schwer und ich war mit Massanorie sogar zuerst da, was in Anbetracht der Umstände, dass Massanorie mir vorhielt zu alt für den Spielplatz zu sein nicht gerade leicht war. Aber dann hatte ich sie gesehen und ich hatte gesehen wie sie ihr Kind angesehen hatte und noch nie, noch nie im meinem Leben hatte ich einen solchen Blick gesehen. Ja ich liebte meinen Sohn, mehr als alles andere, auch wenn er mir manchmal den letzten Nerv raubte, aber der Blick dieser Frau, so voller Liebe und Dankbarkeit hatte ich noch nie jemanden sein Kind ansehen gesehen. Und wie konnte sie nur trotz einer Jeans, einem Top und flachen Schuhen elegant aussehen? Aber dann wurde mir bewusst, dass es nicht an ihrer Kleidung lag, es war ihr ganzes Wesen, ihr Lächeln, wie sie ging, das machte sie elegant – egal was sie trug. „Mama!“ Massanorie zog an meiner Hand. „Was denn?“ Das war ein Nerv Moment. „Warum hast du nicht gesagt, dass wir das kleine Mädchen treffen?“ „Weil du nur am zetern warst.“ Er sah mich mürrisch an. „Was ist denn zetern?“ „Motzen, Meckern, Mosern… das was du gerade machst.“ Gab ich nur trocken zurück und strich mir die Haare hinter die Ohren. Mein Outfit bestand ebenfalls aus einer dreiviertel Jeans, ja ich besaß für den Sommer fast nur solche und einem T-Shirt, wo ein EinsteinKopf drauf abgebildet war der einem die Zunge heraus streckte. Na toll, ich sah wieder aus wie eine mittelose Studentin. Seufzend sah ich zu Massanorie der an seinem T-Shirt zog. „Was machst du da?“ „Du hast das nicht gesagt. Jetzt hab ich das doofe Baby T-Shirt an.“ „Ich dachte, du magst das T-Shirt mit dem Krokodil. Sonst kannst du es nicht oft genug…“ „MAMA!“ er motzte mich laut an und stemmte die Hände in die Hüfte. „Das ist doch für Babys.“ Völlig verwirrt sah ich meinen Sohn an und schaute dann zu unserer Spielverabredung, die fast bei uns war. Ein wissendes Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, als ich mich bückte und meinem Sohn auf die Nase tippte. „Ach sag bloß das ist Babykram wegen dem kleinen Mädchen. Aber ich kann dich beruhigen, das kleine Mädchen ist nämlich ein Junge und der ist erst zwei oder drei, der weiß gar nicht was ein Krokodil ist.“ Damit stand ich auf, schüttelte den Kopf und beobachtete meinen Sohn aus den Augenwinkeln. Er sah in dieselbe Richtung wie ich und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust. „Hallo.“ Lächelnd sah mich die Frau an, sie hatte sich als Chiba Noriko vorgestellt und mein Mann hatte ihr gesagt, dass mein japanisch schlecht bis nicht vorhanden war – nur hatte er es netter ausgedrückt. Aber sie sprach englisch und damit konnte ich mich recht gut verständigen. „Hallo. Danke für die Einladung.“ Ich verbeugte mich etwas und lächelte. Mir war sie gleich sympathisch gewesen und ich freute mich wirklich, dass sie das hier vorgeschlagen hatte. „Hallo und du musst Lenjier Massanorie sein.“ Sie ging in die Hocke und lächelte meinen Sohn an, während ihr Sohn Massanorie ansah und lachte. Massanorie sah mich fragend an. „Sie hat Hallo gesagt. Sei höflich…“ „Mama was heißt auf Englisch ob das da ein Mädchen oder Junge ist?“ Bei dem das da deutete er auf ihren Sohn und musterte ihn kurz. Ich errötete als mich ihr Blick erfasste und sie mich fragend ansah. „Mein Sohn, er – es ist mir etwas peinlich – er dachte, das ihr Sohn ein Mädchen ist und glaubt mir nun nicht, dass es nicht so ist.“ Für einen kurzen Augenblick sah sie mich an und dann meinen Sohn und dann ihren, bevor sie leise anfing zu lachen. „Das ist süß.“ Ich sah sie kurz an bevor auch ich leise lachte. Massanorie konnte es immer noch nicht glauben, aber ich sagte ihm die passende Frage und als sie ihm antwortete, dass er wirklich ein Junge sei, da schwieg Massanorie erst einmal und schien nachdenklich zu werden. ~~ Die beiden Frauen saßen auf einer Bank im Schatten und unterhielten sich angeregt. Andrea hatte viele Fragen über Tokio, über die Schulen, das Leben hier, alles was ihr helfen konnte zu verstehen warum ihr Mann so gerne hier bleiben wollte. Massanorie indessen musterte noch immer den kleinen Jungen und dachte nach. Er kickte ein Steinchen vor sich her und setzte sich gelangweilt an den Rand des Sandkastens. Das war alles doof, er konnte nicht mit den anderen Kindern spielen, weil er sie nicht verstand und das nervte ihn. Einige Kinder liefen an ihm vorbei und spielten fangen und Massanorie saß schon etwas geknickt da und sah ihnen nach. Er wollte wieder zurück zu Oma Martha und Opa Paul, zurück in seinen Kindergarten und zu seinen Freunden. Er mochte es hier nicht. Mamoru indessen saß nicht weit von Massanorie und befüllte mit der einen Hand einen kleinen Eimer mit Sand und in der anderen hielt er ein Apfelstück. Das Problem bei Kindern ist nur, dass die Hand-Augen-Koordination nicht wirklich gut ausgeprägt ist. Dies merkte Mamoru in dem Moment wo er versuchte den Sandeimer weiterhin zu füllen und den Apfel in den Mund zu schieben. Das Apfelstück landete im Sand und hatte sofort eine Panade aus Sandkörnern um sich herum. Mamorus Blick schien skeptisch, er wischte sich die Hände an der Bermudalatzhose ab und griff nach dem Apfelstück. „Das geht nicht…“ Massanorie hatte sich das Ganze angesehen und war zu der Erkenntnis gekommen, dass man ein Baby eben nicht allein lassen konnte. Er griff nach dem Apfelstück und setzte sich neben Mamoru. „Das darfst du nicht essen. Das ist doch eklig.“ Mamoru sah Massanorie mit seinen großen blauen Augen an und griff nach dem Apfel. „Meina...“ kam es nur erbost von ihm, er verstand nicht warum er ihm den Apfel wegnahm. “Nicht zetern…“ stolz darauf ein so schwieriges Wort gelernt zu haben, stand Massanorie auf, stellte sich hinter Mamoru und hob ihn auf die Beine. „Komm mit…“ dann nahm er die Hand des kleinen Jungen und zog ihn hinter sich her. „Massanorie?!“ Andrea hatte das Ganze verfolgt, ebenso wie Noriko, doch diese blieb ganz ruhig. Sie hatte bei dem kleinen Jungen ein gutes Gefühl und sah zu wie die beiden Jungen in Richtung eines Wasserspenders gingen, der nur einige Meter von Ihnen weg stand. „Alles gut. Machen sie sich keine Sorgen. Ihr Sohn scheint schon sehr verantwortungsbewusst zu sein.“ Noriko lächelte Andrea sanft an ohne jedoch ihren Sohn aus den Augen zu lassen. „Naja, so würde ich ihn nicht beschreiben…“ kam es nur nüchtern von Andrea, welche es für besser hielt nicht zu erzählen, dass ihr Sohn einer der Rabauken im Kindergarten war. „Bleib stehen.“ Massanorie ließ Mamorus Hand los, stellte sich auf die Zehenspitzen und schob den Riegel des Wasserhahnes nach oben. Sofort schoss ein kalter Wasserstrahl nach oben, nur um dann nach unten zu fließen. Ein bunter Regenbogen bildete sich in dem feinen Wassernebel. Mamoru klatschte in die Hände und freute sich über diesen Anblick. Massanorie nahm das zur Kenntnis, konnte aber nicht so recht verstehen, warum man sich darüber freute. Aber dafür war er eben schon zu groß. Er wusch das Apfelstück unter dem Wasser sauber und reichte es anschließend Mamoru, welcher es freudig entgegennahm, es ansah und schließlich abbiss. Er fixierte den Jungen neben sich und kaute genüsslich auf dem Stück Apfel, während er einen Rest in der Hand hielt. „Da.“ Er hielt Massanorie das andere Stück hin und lachte. „Hmm… aber du bist trotzdem ein Baby.“ Kam es zögerlich von Massanorie, als er das Stück nahm und es sich ebenfalls in den Mund schob. „Aber das du teilst ist nett. Die anderen Kinder im Kindergarten teilen nie mit mir. Die ärgern mich nur… weißt du. Weil mein Papa nämlich nicht aus Deutschland kommt.“ Massanorie wusch sich die Hände unter dem Wasserstrahl und schniefte kurz. Er erzählte seiner Mutter nicht, dass viele Kinder ihn ärgerten und einige Kinder gemeine Dinge sagten, weil sie sonst bestimmt traurig werden würde und er wollte nicht, dass seine Mama weinte oder sich schlecht fühlte. Also schwieg er und ärgerte die anderen einfach nur zurück. Mamoru sah den Jungen neben sich an, drehte sich um und lief zu seiner Mutter, welche ihn sanft umarmte, als er seine nassen Händchen auf ihre Knie legte. „Mama, bide Ap… Apfel.“ Er sah sie stolz an, vor zwei Tagen hatte er das Wort bitte gelernt und benutzte es nun fast in jedem Satz. „Das war ja richtig Mamoru. Bitte, heißt es. Aber Apfel war richtig.“ Sie strahlte ihn an, griff in das Netz des Buggys und holte eine kleine Dose hervor. Sie öffnete diese und wollte ihrem Sohn einen Apfel reichen, als dieser mit seinen Händchen nach der Dose griff. „Nein. Nur ein Stück.“ „Nein Mama.“ Fordernd schob er ihre Hand mit dem einen Stück beiseite und griff erneut nach der Dose. „Mamoru!“ ihr Ton wurde strenger und sie musterte Mamoru eindringlich, welcher sich aber dieses Mal nicht beirren ließ. Er wollte die ganze Dose und nicht nur ein Stück. „Mama. Bide.“ Sie schloss die Dose und nahm seine Finger in ihre Hand. „Sieh mich an. Wieso willst du denn die ganze Dose? Du fällst nur hin und dann?“ Dass sie ihn nicht verstehen wollte, frustrierte ihn. Er sah sie an, presste die Lippen aufeinander und dann streckte er ihr die Zunge raus. Völlig überrascht sah Noriko ihren Sohn an. So etwas hatte er noch nie gemacht und sie war sichtlich erstaunt über dieses Verhalten. Er zog seine Hände aus ihren und wollte erneut nach der Dose mit den Apfelstücken greifen, als Noriko diese wieder im Netz verschwinden ließ. Nun reichte es Mamoru. Er stampfte wütend mit dem Fuß auf, holte aus und haute seine Mama auf die Knie. Sofort griff Noriko nach seiner Hand und hielt diese sanft, aber bestimmt fest. „Mamoru Alexander Chiba.“ Sofort zuckte der Junge zusammen und sah seine Mutter an, kleine Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Nicht hauen. Wir hauen nicht.“ Sie hob tadelnd den Zeigefinger. Sein Blick wanderte zu Massanorie, der das Wasser abstellte und auf sie zukam. Er deutete mit der freien Hand zu ihm. „Mama bide Apfel…“ Noriko folgte der Handbewegung und plötzlich wurde ihr klar, warum ihr Sohn die Dose wollte und nicht nur ein Stück. Er wollte teilen. Lächelnd seufzte sie, ließ seine Hand los und strich ihm durch die rabenschwarzen Haare. „Teilen. Das Wort heißt Teilen. Mama, ich möchte teilen.“ Sie sagte es ganz langsam und sah ihn liebevoll an. „Du musst langsam wirklich lernen ganze Sätze zu sprechen.“ Sie griff in das Netz und fischte die Dose wieder hervor, welche sie ihm dann gab. Glücklich strahlte Mamoru sie an und verschwand sofort in Richtung Massanorie. „Er ist wirklich süß.“ Andrea hatte das ganze schweigend mit angesehen und fand es erstaunlich, dass diese Frau so viel Geduld hatte. Dabei war sie gerade einmal 23 Jahre alt und trotzdem wirkte sie so viel erfahrener mit ihrem Kind als sie selber. „Ja, aber er redete noch nicht in ganzen Sätzen. Er hört zu und merkt sich viel, aber mit dem Reden hat er es nicht so. Aber er war schon immer eher ein stiller Mensch…“ „Bitte?“ Andrea sah sie verwundert an und Noriko merkte, dass sie gerade etwas zu viel gesagt hatte. Sie lächelte „Entschuldigung, ich meinte mein Mann ist auch so ein stiller Mensch, das hat der Junge bestimmt von ihm. Manchmal bringe ich die englischen Wörter dann doch durch einander, was Satzbau und Zeiten angeht.“ Andrea lachte erleichtert auf. „Das ist gut, ich dachte es geht nur mir so.“ Die beiden Frauen lachten und sahen wieder zu ihren Söhnen. Der restliche Tag ging schnell vorbei, die beiden Jungen spielten ausgelassen miteinander und Massanorie freute sich, dass Mamoru so nett zu ihm war. Als die anderen Kinder ihm seinen Eimer wegnahmen, war es Massanorie der sie anmotzte und hinter ihnen herlief. Was ihm daraufhin eine Standpauke seiner Mutter einbrachte, aber es war egal, er hatte den Eimer wieder, also konnte er auch damit leben. Es wurde langsam spät als die beiden Frauen sich verabschiedeten und Noriko bot Andrea an, dass sie bald mal wieder mit den Kindern etwas unternehmen könnten. Andrea stimmte diesem Vorschlag nur zu gerne zu und machte sich auf den Weg ins Hotel, als Massanorie stehen blieb. „Mama? Hast du noch die Cappy von mir dabei?“ „Du meinst das rote? Aber ich dachte, die ist dir zu klein.“ „Ja Mama.“ Kam es nun leicht genervt von dem fünfjährigen. „Hier.“ Andrea holte sie aus der Tasche und hielt es ihm hin. Sofort schnappte er es sich und rannte Noriko hinter her. „Massanorie!“ Andrea rief ihm hinter her und hatte keine Ahnung was der Junge nun schon wieder vor hatte. Aber als dieser Noriko erreichte, lächelte sie ihn an. Er nickte nur und musterte Mamoru, der, wie auch die Stunden zuvor, wieder an dem Sonnenhütchen zupfte und versuchte die Schleife unter dem Kinn aufzubekommen. Massanorie zögerte kurz, doch dann löste er die Schleife, nahm das Hütchen ab und setzte Mamoru die rote Cappy auf den Kopf. Sein kleines Gesicht verschwand unter der Mütze, doch Mamoru schob die Cappy hoch und sah Massanorie aus großen Augen an. Dieser sah zu Noriko, welche nun wirklich überrascht war. Massanorie hielt ihr die Mütze hin und sammelte jedes bisschen Englisch und japanisch zusammen was er mit seinen fünf Jahren schon aufgeschnappt hatte. „Jetzt sieht er aus wie ein Junge und nicht mehr wie ein Mädchen.“ Damit drückte er ihr das Mützchen in die Hand, er verbeugte sich und lief wieder zurück zu seiner Mutter. Dass er rot war und er sich komisch dabei vor kam, sagte er keinem. Noriko hatte nur ein bisschen verstanden, aber als sie zu Mamoru runter sah, lachte dieser fröhlich und drückte sich die Cappy fest auf den Kopf, so dass seine Augen auch verschwunden waren. „Mein kleiner Prinz scheint einen Ritter gefunden zu haben.“ Kam es nur leise von ihr, bevor sie sich noch einmal umdrehte, verbeugte und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)