Ayslant von Guglehupf (Dunkelheit über Nordmark) ================================================================================ Kapitel 1: Durch den Sturm -------------------------- Der Sturm heulte durch die Nacht, Blitze zuckten über den Himmel und ließen die Umgebung in einem schaurigen Licht erzittern. Dazu kamen die Donnerschläge, die die verängstigten Menschen um ihren Schlaf brachten. Der kleine Feldweg, der gerade Platz für einen Wagen mit vorgespanntem Ochsen hatte, war eine einzige Schlammpfütze, in der ein normaler Mann problemlos bis zu den Knöcheln einsinken konnte. Kein Lebewesen käme auf die Idee auch nur einen Schritt vor sein Versteck zu machen oder gar eine noch so kurze Reise durch das Unwetter wagen. Und doch gab es einen Reiter, der sein Pferd erbarmungslos durch die Nacht und den Schlamm trieb. Seine Silhouette würde jedem normalen, gläubigen Menschen das Blut in den Adern gefrieren lassen; man würde behaupten, dass man einen schwarzen Reiter, das Sinnbild für den Tod und Terror, gesehen hat. Mit dem langen, schweren Ledermantel, der den Reiter vor den Naturgewalten schützte, konnte man nichts erkennen außer zwei Armen, zwei Beinen und einem Kopf, welche das Pferd durch die Nacht trieben. Die Gestalt ritt trotz des Unwetters zielstrebig durch die Nacht und kümmerte sich nur wenig um die Blitze, die nur wenige Meter von ihr in einem Baum einschlugen und dieses zu einem Häufchen Asche verarbeiteten. Ebenso zuckte sie nicht einmal mit den Wimpern, wenn ein Donnergrollen die Nacht zur Schlacht werden ließ. „Ein schönes Abschiedsgeschenk macht ihr mir, Hohepriester.“ murmelte die Gestalt verärgert. Das Regenwasser tropfte ihr von allen Ecken, trotz der schwarzen Maske, die Mund und Nase gegen die Kälte des Sturms schützen sollte, war die Gestalt bis auf die Haut durchnässt. „Ein kleiner Auftrag im Grenzland von Ayslant zu Biringmor haben sie gesagt, nichts schwieriges. Ein normaler Auftrag. Und jetzt reite ich durch dieses Land, bin total durchnässt, hungrig, habe seit Tagen nicht vernünftig geschlafen.“ schimpfte der Reiter und ballte innerlich seine Hand zur Faust. „Aber andererseits... das Land scheint schon lange nicht mehr zu wissen, was eigentlich los ist. Überall Kadaver der unterschiedlichsten Rassen, zerstörte Siedlungen, Frauen, die um ihre Männer weinen. Vielleicht kehrt so endlich Frieden in das Land zurück, schließlich dauert der Krieg schon viel zu lange.“ Das Pferd wieherte kurz, als der Reiter an der Mündung des Weges in eine breite Straße stoppte. Er schaute der Straße rechter Hand entlang und bemerkte, dass sie schon nach kurzer Zeit an einem reißenden Fluss stoppte, über den eine Brücke geführt hatte, die doch jetzt zerstört war. Man konnte nur noch die Reste der Holzpfeiler in der Mitte des Flusses sehen. Offenbar wurde sie zerstört, als der Krieg noch hier wütete. dachte der Reiter und fügte murmelnd hinzu: „Jetzt weiß niemand so genau, wo der Krieg noch wütet. Es ist ein einziger Bürgerkrieg geworden, kein Krieg mehr um Macht, Geld oder Bodenschätze.“ Hinter der ehemaligen Brücke konnte man einen der unzähligen toten Wälder dieser Region sehen, die durch Gifte oder Feuer getötet wurden. Wobei 'sehen' aufgrund des Wetters fast schon falsch ist; es ist mehr ein 'erahnen' oder 'wissen'. Drachenfeuer tut Wunder, wenn man eine sich im Wald versteckende Armee aus der Deckung bekommen will. Sinnloses Zerstören der Welt, nur um ein paar Eisenminen hier in den nahen Bergen. Daraufhin wendete die schwarze Gestalt seinen Kopf und blickte in die andere Richtung. Die Straße verlief gerade und war schon nach wenigen Metern in einem grauen Regenband verschwunden. Die Eisenberge. Grund für die Kämpfe um dieses Gebiet. Die Eisenminen zählen zu den ertragreichsten hier in Ayslant. Jetzt bekannt unter dem Namen Blutberge, haben hier doch so viele Wesen ihr Blut sinnlos vergossen. Ich muss vorsichtig sein, hier soll es größere Haufen von desertierten Soldaten geben, die untereinander Krieg führen. Und ich habe keine Lust solchen Menschen zu begegnen. Am linken Gesichtsfeldrand konnte der Mann ein Straßenschild erkennen, jedoch war es zu weit entfernt, um es zu lesen. Daher stieg er von seinem Pferd ab und stapfte durch den Schlamm des Weges, der an dieser Stelle besonders aufgeweicht ist. „Burg Nordmark.“ murmelte er vor sich hin und dachte dabei: Das größte Flüchtlingslager dieser Region. Ein einziger Moloch voller Leid und Elend. Und ich muss da rein. Er schritt zu seinem Pferd zurück, wobei er bei jedem Schritt bis über die Knöchel im Schlamm versank. Dann stieg der Mann auf das Tier und ritt in Richtung der Burg Nordmark. Wenige Augenblicke später schoss ein greller, weißer Blitz mit gigantischer Verästelung direkt vor dem Reiter in einen der Berge und ließ das ganze Gebirge mit seinen spitzen Gipfeln in einer schaurigen Gestalt erscheinen. Es sah so aus als hätte ein großer Drache seinen Schwanz auf die Erde geschlagen und ihn dort liegen gelassen. Der darauf folgende Donnerknall schien diese These zu bestätigen. Die Blutberge. Hier muss es irgendwo eine Taverne geben. Der Mann spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den Sturm, in der Hoffnung die Lichter eines Hauses zu sehen. Doch er konnte wieder einmal nichts erkennen außer dem Grau des Regens und einigen kleineren Blitzen, die in das Land um ihn einschlugen und mehrere Bäume spalteten. Erst der Krieg und dann solch ein Unwetter. Was im Namen aller Götter haben diese Menschen hier nur getan, dass sie solch ein Schicksal abbekommen? Gelegentlich konnte der Reiter auch die Überreste von Hütten und Kriegsgerät im Schatten der Blitze erkennen, jedoch nichts, was auf eine Taverne, Kneipe oder dergleichen hoffen ließ. So ritt er frierend und hungernd die Straße entlang. Seine Glieder wurden immer schwerer, öfters nickte er ein und wurde dich den höllischen Lärm des Unwetters aufgeschreckt. Dazu kam die schlechte Situation der Straße. Nicht selten lagen Kadaver, zerstörte Wägen oder umgestürzte Bäume auf der Straße. Schlimmer als der Krieg wütet dieses Unwetter. Was der Krieg verschonte, wird sich spätestens der nächste Winter holen. Und mein Meister wird wieder etwas zu tun bekommen, dass kann ich mir an einer Hand abzählen. Der Winter ist der Feind jedes jungen Friedens, denn er lässt einen Kampf um Nahrung entbrennen wie es sonst nur Tiere tun. dachte der Reiter und wandte seinen Blick wieder dem Weg zu. Wobei auch hier die oben genannten Dinge eines Krieges anzutreffen waren. So ritt er weiter und hoffte, dass seine Vermutung, dass es eine Taverne hier in der Nähe gibt, doch noch zutrifft. Immer wieder ließ er seinen Blick über das Land schweifen, immer wieder versuchte er durch den Regen zu blicken können, in der Hoffnung, irgendwo die Lichter einer Taverne zu finden oder wenigstens ein paar Anzeichen für ein solches Gebilde. Doch dem war nicht so. Wenn er dann doch etwas leuchtendes fand, bemerkte er kurze Zeit später doch gleich wieder, dass ihm seine Augen einen Streich gespielt hatten. In diesem Land gibt es wohl nicht mehr das, was man einst Hoffnung nannte. Sie wurde zerstört wie ein Wachposten an der Grenze. So langsam habe ich das Gefühl, dass es hier gar keine Menschen mehr gibt, dass dies hier Niemandsland ist, dass hier nur noch der Tod herrscht. Auch sein Pferd, ein stolzes schwarzes Tier mit wilder Mähne und von Muskeln gestählter Körper, musste gegen die Erschöpfung der Reise kämpfen. Der Reiter merkte, dass es die Beine immer schwerer hob, dass es öfter stolperte. Dazu kam die erschwerende Tatsache, dass die Straße immer mehr einem Schlammbad glich und auch die festgetretene Erde nicht verhindern konnte, dass sie langsam aber sicher immer weicher und flüssiger wurde. Zwar war sie noch nicht so weich wie auf dem ersten, kleineren Trampelpfad, den der Reiter als erstes benutzt hatte, doch blieb sie auch schon an den Hufen des Pferdes kleben und erschwerte sie zusätzlich. Wenn nicht bald eine Taverne mit Stall und Heu und Stroh kommt, stirbt mir mein Pferd unter meinem Körper weg. Wieder ließ er seine müden Augen durch den Sturm blicken und wieder konnte er nichts erkennen. Doch, dort, am Horizont, eine halbe Meile entfernt leuchtete ein schwaches, warmes Licht in der Nacht und sendete Hoffnung an alle Wesen, die es sahen. Auch an den Reiter, der einen erleichterten Seufzer von sich gab. Endlich. Als hätten die Götter meine Gedanken gelesen. Angetrieben von der Hoffnung auf ein trockenes Bett, etwas zum Essen und einen Platz für sein Pferd holte er aus seinem Tier noch einmal alles was möglich war. Und zu seiner Überraschung war einiges möglich, fast so als hätte das Tier erkannt, was dort in der Ferne leuchtete, sammelte es seine letzten Kräfte und gab alles. Einige Zeit später hatte der Reiter die Quelle des Lichtes gefunden. Es war ein kleines Gasthaus, halb zerstört und notdürftig repariert, aus dem Lachen und Stimmen kamen. Endlich, ein vernünftiges Bett und nicht nur Lichtungen mit weichem Gras. Er ritt hinter das Gasthaus, fand dort wie erwartet einen kleinen Stall mit einem Stallknecht, der in seinem kleinen Raum schlief. „Hey, Stallbursche!“ rief der Mann in die Kabine und weckte so den jungen Mann, der trotz des Wetters schlafen konnte. „Was wollen sie? Sehen sie nicht, dass ich schlafe?“ meckerte der Geweckte und rieb sich verschlafen die Augen. „Doch, das sehe ich. Doch du wirst auch sehen, dass ich durch den Sturm geritten bin und jetzt nur noch etwas warmes im Magen haben will und etwas schlafen will. Dazu muss ich jedoch mein Reittier, ein normales Pferd, hier abstellen können.“ antwortete der Reiter, der von seinem Pferd abgestiegen ist und sein Pferd an den Zügeln hielt. „Ich würde sogar noch etwas draufzahlen, wenn du ihm ordentlich was zum Fressen gibst und dafür sorgst, dass es bis morgen wieder fit ist.“ Er zog ein paar Goldmünzen aus seinem Geldbeutel und hielt sie dem staunenden Jungen vor die Nase. „Danke mein Herr, das ist doch wirklich nicht notwendig... Ihr Pferd wird es ganz sicher gut haben.“ stammelte der Bursche verlegen. Normalerweise wurde er, wenn überhaupt, mit Silber abgespeist. Eine Goldmünze hatte er noch nie in den Händen. „Gut, dann sind wir uns einig. Hier ist die Anzahlung, zwei Silbermünzen. Wenn das Pferd morgen gut genährt ist und zudem munter, bekommst du die Goldmünze. Andernfalls darfst du deinen Kopf unter dem Arm nach Hause tragen.“ meinte der Reiter, zog zwei Silbermünzen aus dem Geldbeutel und gab sie dem Stallburschen. „Sie werden keinen Macken an ihrem Pferd finden!“ sagte der Junge erfreut und salutierte. Der Reiter, der seine Maske abgezogen hatte, grinste nur und machte sich dann auf den Weg, das Gasthaus zu besuchen. Es war ein kleines Gasthaus, das trotz der späten Stunde noch gut gefüllt war. Überall spielten Männer und Frauen an Tischen Karten oder Würfel, tranken Bier, manchmal auch billigen Wein, und aßen eine Kleinigkeit. Keiner schaute lange zu dem Mann, der durch die Tür kam. Solche Gestalten kannte man anscheinend schon häufiger und wusste, dass sie nicht viel Ärger machen. Der Mann, der noch im Eingangsbereich stand, sah wie ein normaler Krieger aus, die es hier häufiger gab. Auf den Rücken waren zwei Schwerter geschnallt, dazu kam ein Rucksack in dem sich oft nicht viel mehr als ein paar Lumpen und eine Decke befanden. Der Oberkörper wurde durch eine Rüstung geschützt, die noch einmal von dunklen Stofffetzen geschützt wurde. Diese Methode wurde immer dann angewendet, wenn nicht jeder gleich erfahren sollte, zu welchem Reich man gehört oder gehört hatte. Die Rüstung schütze auch noch die Schultern und die Oberarme. Unter der Rüstung konnte man ein Kettenhemd erkennen, das bis zur Hüfte ging. Die Oberschenkel und der Hüftbereich wurden dann noch einmal von einer Schuppenrüstung und einer Kettenhose geschützt, sodass der ganze Torso geschützt war. Die Unterarme, Hände, Unterschenkel und Füße waren dagegen nur von härterem Leder geschützt, wobei die Füße in eng anliegenden Stiefeln steckten, die sehr teuer aussahen und mit Schnellen und Bändern sich perfekt an den Fuß anpassten. Normale Menschen müssten sich mit grob angepassten Stiefeln zufrieden geben, die oft starke Blasen erzeugen. Der Kapuzenmantel war an den Schulterplatten mit Totenkopfschnallen befestigt und bestand aus im Moment stark durchnässter Wolle, die schwarz gefärbt war. Der Mann hatte die Kapuze zurück geschlagen uns schritt langsam durch den Raum in Richtung des Tresen. Seine langen blonden Haaren, die ungefähr bis zum Ende der Schulterblätter reichten, waren mit einem einfachen, naturfarbenen Wollband im Nacken zusammen gebunden. Wenn man sich sein Gesicht anschaut, fällt sofort die große Nase in die Augen, die einen Nasenhupel hatte. Die Augen schienen im Moment sehr müde, es hatten sich tiefe Augenringe gebildet und die Lider wurden mit großer Anstrengung oben behalten. Trotzdem schienen die roten Augen immer topfit zu sein und jede Bewegung des Gegenüber zu verfolgen. Der Mund war normal, durch die Kälte dunkler. Die Haut des Gesichtes war unrein, es hatte immer wieder Aknenarben, aber auch einige Kampfnarben, wie die Narbe einer aufgeplatzten Stirn. Der Wirt schaute nur kurz in das Gesicht des Mannes, wandte sich dann jedoch einem weiteren Glas zu, dass er mit einem schmutzigen Tuch abwusch. „Was darf's denn sein?“ fragte der Wirt mit einer tiefen Stimme. „Eine heiße Suppe und ein Zimmer für die Nacht.“ antwortete der Krieger desinteressiert. Er war so müde, dass der Wirt ihm alles auftischen konnte und er würde es auch noch essen. „Sagen sie, sie kommen doch nicht etwa aus dem Sturm?“ fragte der Wirt weiter, während er einen Schlüssel auf den Tisch legte und ein „Drittes Zimmer links, es gibt nur ein Stockwerk.“ hinzufügte. „Doch, ich bin die letzten paar Stunden nur durch dieses verdammte Wetter geritten. Aber ich glaube, es war gut, dass das Wetter so schlecht war. So muss ich nicht noch mehr Relikte des Krieges sehen als ich eh schon sah.“ antwortete der Blonde und steckte den Schlüssel in seine Tasche. „Wie haben sie nur das überlebt? Hier ist seit Stunden keiner mehr raus gegangen. Alle hatten viel zu viel Angst vor dem Sturm und seinen folgen. Ehrlich gesagt, ich frage mich manchmal, warum dieses Haus noch steht. So viele Blitze wie in letzter Zeit nieder gingen, das grenzt an ein Wunder, dass wir noch nicht getroffen sind. Manche sagen, das hier ist die Antwort der Götter auf den Krieg.“ erklärte der Wirt und schüttete einen Löffel dünner Suppe in einen Teller. „Wenn er die Antwort der Götter wäre, wäre hier nichts mehr. Die Götter machen keine halben Sachen, weder im Krieg noch im Frieden. Manche sagen, der Krieg war ein Krieg der Götter.“ meinte der Reiter und fügte noch eilig hinzu: „Ach, ein Bier bitte noch.“ „Ein Krieg der Götter. Dass ich nicht lache. Das gab es früher, heute haben sich die Götter zurückgezogen. Sonst hätten sie uns vor den Dürren der letzten paar Jahre geschützt. Doch sie haben es nicht, sie haben uns nicht geholfen.“ antwortete der Wirt mit zorniger Stimme. „Vielleicht haben wir sie wütend gemacht mit unseren Freveleien und den Heuchlereien gegenüber der Götter?“ fragte der Gast, der gerade seine Suppe bekam und jetzt noch auf sein Getränk wartete. „Wenn sie mich fragen: der Tempel müsste viel härter gegen diese neuen Sekten im Westen des Landes durchgreifen, die behaupten dass es nur einen Gott gibt. Wie soll ich als gläubiger Mensch meinen Glauben ausleben, wenn ich vor jedem Tempel diese Idioten von diesen Ein-Gott-Sekten sehe? Es ist ja nicht so, dass die da nur rum stehen und dummes Zeug labern, sie belästigen auch unsere Kinder mit ihren Gedanken. Erst letztens habe ich von einer Bäuerin aus der Gegend gehört, dass jetzt, während der dem Chaos nach dem Krieg, besonders viele solcher Menschen in der Gegend sind und jedes kleine Kind ansprechen und fragen: Glaubst du an die Götter? Denkst du nicht, es wäre besser, nur einen Gott zu haben? Der Tempel sollte ein paar Soldaten in die Gegend schicken und diese Menschen mit harter Hand jagen und ausrotten, damit die Jugend nicht verdirbt wird.“ „Und sie glauben, das hilft? Irgendwann kommen neue Bekehrer. Nein, der Tempel müsste das Problem an der Wurzel packen und wirklich einen Krieg gegen solche Sachen starten. Aber seien wir ehrlich: Die Priester und Tempelkrieger, die solch eine Macht haben sind korrupt und bestechlich. Ich denke, eine Säuberung im Tempel wäre angebrachter.“ erklärte der Krieger gleichgültig und aß seine Suppe. „Seien sie vorsichtig! Hier können überall Spione des Tempels stehen und ihnen jederzeit den Gar aus machen!“ flüsterte der Wirt seinem Gast zu. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass sie ihr Zimmer und Essen bezahlen. Es mach eine Silbermünze und vier Kupfermünzen.“ fügte der Wirt hinzu und unterbrach so das Gespräch, das ihm offenbar sehr unter die Haut ging. „Wie sie meinen...“ murmelte der Gast und holte das Geld aus seiner Tasche. Dann aß er die letzten Reste der dünnen Suppe, trank das ebenso dünne Bier in einem Zug und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. Dabei musste er mit einer steilen Treppe ohne Geländer, defekten Bodenplanken und kaum Licht kämpfen. Im Zimmer selber legte er seinen Rucksack ab, daneben die beiden Schwerter und seine Rüstung einschließlich der Lederteile und der Stiefel. Nur die Unterwäsche aus Wolle ließ er an. Während dessen schaute er sich in dem Zimmer um. Es war ein kleines Zimmer mit magerer Ausstattung. Ein Bett stand an die Wand gepresst in der Ecke, daneben ein kleiner Tisch mit einer Zinnschale voller Wasser zum Waschen. Einen Schrank oder eine Kommode gab es nicht, er musste sein ganzes Gepäck und seine Ausrüstung auf den Boden legen. Über dem kleinen Tisch gab es ein Fenster, wobei Fenster zu viel währe. Es war mehr ein Loch in der Wand, das mit Fensterläden verstärkt wurde. Man konnte nicht erkennen, ob es schon vor dem Krieg da war oder es eine Auswirkung des Krieges war. Ein schäbiges Zimmer. Aber besser als nichts. Das Bett war gerade Stroh und Heu mit einer groben Wolldecke überdeckt. Es juckte und stach an verschiedenen Enden durch, doch das war der Krieger gewöhnt. So ein billiges Zimmer bekommt man nicht häufig. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass der Wirt sich noch groß um die Zimmer kümmert. Dann zog er einen kleinen Brief, der wie durch ein Wunder nur gering nass wurde, aus seinem Rucksack und las ihn mehrmals durch. Es war der Zettel für seinen Auftrag, der ihn in diese Gegend des Landes schickte. Dafür brauche ich Unterstützung. Daraufhin legte er den Brief wieder zurück und legte sich schlafen. Kurze Zeit später war er auch schon eingeschlafen und hörte nicht einmal mehr das Unwetter, das die ganze Nacht regierte. Kapitel 2: Nach dem Krieg ist vor dem Krieg ------------------------------------------- Es war bereits später Vormittag, als der Krieger sich aus seinem Bett erhob. Durch das kleine Fenster im Raum, welches mit Fensterläden gesichert ist, fiel ein wenig Sonnenlicht und es drang der Lärm und Gestank des Tages in den kleinen Raum. Es waren laute, wild durcheinander schreiende Menschen, die offenbar einen kleinen Markt vor der Taverne veranstalteten. Dazu kam der morastartige Geruch der Umgebung, gepaart mit dem süßlichen Duft verderbender Leichen und dem Gestank von nicht mehr ganz so frischen Fisch. „Na toll, da will man nur etwas schlafen und schon herrscht hier ein Markt. Kann man denn nie in Ruhe schlafen?“ schimpfte der Mann leise vor sich hin. Dann stand er auf, zog sich komplett an, schnallte seine Schwerter auf den Rücken und dort drüber seinen Rucksack. Den Mantel steckte er in seinen Rucksack, denn er mochte ihn nicht besonders. Seiner Meinung nach war er nur ein Hindernis im Kampf und nicht sehr nützlich. Zudem war es ihm ganz recht, dass nicht jeder seinen gesellschaftlichen Status bemerkte. So ausgerüstet steig er die kleine, steile Treppe ohne Geländer zum Gaststättenbetrieb herab und ging zielstrebig zum Wirt. „Hier Wirt, der Schlüssel. Danke für das Zimmer.“ meinte der Krieger und streckte dem Wirt den Schlüssel hin. Dieser nahm denselben auch sofort an sich und antwortete: „Kein Problem, hab ich gerne gemacht. Hier kommen nicht viele Nicht-Einheimische vorbei, sodass ich immer froh bin, wenn sich hier jemand hierhin verirrt. Wollen sie vielleicht noch ein kleines Frühstück? Viel kann ich ihnen nicht anbieten, etwas Brot, Wurst und Käse, dazu noch ein Glas Apfelsaft. Es würde auch nur fünf Kupfermünzen kosten.“ „Ein Frühstück wäre jetzt genau das Richtige für mich.“ „Okay, setzen sie sich an den Tisch dort hinten bei dem großen Fenster, ich bringe es ihnen gleich.“ erklärte der Wirt begeistert und verschwand sofort in Richtung der Küche. Der blonde Mann setzte sich an den Tisch und starrte durch das Glas auf das Treiben vor der Taverne. Überall liefen Menschen herum, verkauften die verschiedensten Dinge, vom Huhn bis zum Schwert war alles dabei. Das Treiben im Hintergrund, an einem toten Baum, erregte seine Aufmerksamkeit. Frauen und junge Menschen gingen zu dem dicken Baumstamm und hingen verschiedene Zettel an den Stamm. Auf einigen waren grobe Gesichter zu erkennen, auf anderen waren einige Worte geschrieben und während einige vorwiegend ältere Frauen ihre Zettel an den Baum hingen, brachen sie gleichzeitig in Tränen aus und wurden von anderen Frauen oder Männern weggetragen. Es brauchte nicht viel Verständnis, um diese Szene zu deuten. Die Zettel waren Vermisstenanzeigen beziehungsweise Bekanntmachungen, dass in der Umgebung Leichen gefunden wurden und dass diese gewisse Merkmale aufzeigten. Plötzlich trat ein schwarz gekleideter Mann auf und rief die Menschen zur Beruhigung auf. Der Gast, der die Szene immer noch aufmerksam beobachtete, hörte die Worte durch das geöffnete Fenster: „Habt keine Angst, es gibt noch Hoffnung. In der Burg Nordmark wurden gestern wieder neue Flüchtlinge aus dieser Gegend gemeldet, darunter auch junge Männer und Kinder. Man berichtet, dass es ihnen gut geht und im Moment die Personalien aufgenommen werden. Wir sollten all unsere Vermissten auf einem Zettel zusammentragen und dann jemanden zur Burg schicken, um sie abzugleichen.“ Wir sollten jemanden zur Burg schicken... Warum gehen sie nicht alle hin? Die Burg ist nur einen Tagesmarsch entfernt, sie haben hier doch hier eh nichts mehr zu tun. Das ganze Land ist vernichtet, die Ernten durch den Sturm zerstört. Hier herrscht nur noch Leid. Es gibt nur einen Grund, warum sie nicht alle gehen: SIE wütet wieder, wie nach jedem Krieg. dachte der Gast. Genau in diesem Moment trat der Wirt auf und brachte das Frühstück. „Das ist der örtliche Bürgermeister, jetzt ist er auch noch Arzt und Schreckensbotschafter. Wenn jemand sagt, dass etwas von jemandem alleine gemacht werden soll, dann ist auf dem Weg was Gefährliches. Und da ist etwas gefährliches. SIE ist im Sumpf von Nordmark aufgetaucht, hat schon mehrere Bauern und Torfstecher auf dem Gewissen. Doch das will natürlich niemand sagen, sonst würde eine Massenpanik hier herrschen und das will bei besten Willen niemand. Aber wenn sie mich fragen, die Tage der Burg Nordmark sind gezählt. Sie liegt ja praktisch komplett vom Sumpf umgeben. Es ist eine Todesfalle. Ich hoffe, sie müssen nicht zur Burg.“ kommentierte der Wirt die Szene und schüttelte den Kopf. „Doch, das muss ich. Und ich weiß, dass SIE wütet. Ich kenne solche Menschen. In Ayslantstadt sind sie die Pestärzte, verstecken sich hinter Masken, in der Hoffnung nicht zu erkranken. Oft hilft es nichts. Sie haben Recht, es ist nur eine Frage der Zeit bis Burg Nordmark zur Geisterburg wird. Doch glaube ich nicht, dass SIE einfach so kommt. Ich denke, da steckt etwas dahinter.“ meinte der Krieger und stürzte sich auf das Frühstück. Solch ein Frühstück hatte er lang nicht mehr, oft bestand es nur aus trockenem Brot und Wasser, wenn er Glück hatte, fand er einen Bauern, der ihm frische Milch verkaufte. Doch seit dem Ende des Krieges gibt es praktisch keine Kühe in der Gegend mehr.“Meinen sie, dass Zauberer SIE gebracht haben und so die Herrschaft bekommen wollen?“ fragte der Wirt und wirkte sichtlich verunsichert. Offenbar machten ihm Magie und Göttertreiben Angst. „Möglich ist es, aber es ist unwahrscheinlich. Doch ich kann dazu nichts weiteres sagen, ich habe mich nie wirklich mit der Macht von Zauberern befasst.“ „Na gut, dann lasse ich sie hier weiter essen. Ich muss noch in die Küche, Geschirr spülen. Wenn sie wirklich einen auslosen, will derjenige wahrscheinlich ausgiebig essen.“ meinte der Wirt, schwang sein Handtuch wieder über die Schulter und verschwand in die Richtung der Küche. Der Krieger schaute ihm kurz nach, bevor er sich wieder ans Essen machte und dem Treiben auf der Straßen folgte. Inzwischen stand ein junger Mann neben dem schwarz gekleideten Redner und der Redner machte große Gesten und schwang noch größere Worte: „Du, mein Junge, wurdest von den Göttern auserkoren, die Botschaft der Burg uns hier her zu bringen! Es ist eine sehr gefährliche Reise, voller Banditen und Dieben, doch du bist von den Göttern auserkoren! Du wirst uns die Botschaft bringen und unsere Hoffnung wieder zu neuem Glanz bringen! Wenn du wieder hier bist, wirst du ein Held sein! Alle Drachentöter werden zu dir auf schauen, die Könige werden deine Dienste wollen, schöne Frauen wirst du haben, auf stolzen Tieren reiten! Alles wirst du nach dieser Mission bekommen! Habe keine Angst, du bist der AUSERWÄHLTE!“ Mit dem letzten Wort begannen die Menschen zu jubeln und sich um den jungen Mann herum zu scharren. „Bitte, bring mir meine Tochter!“ „Bring mir meinen Willi zurück!“ „Sag meinen Kindern, dass es ihrer Mutter gut geht und sie auf euch wartet!“ Solche Wünsche und Forderungen hörte der junge Mann, dem das Ganze nicht geheuer war und viel lieber wieder gehen wollte. Doch die Masse ließ es nicht zu. Sie drängte ihn immer wieder zur Mitte des Platzes und stelle ihn neben den Redner, der zufrieden grinste. Er hatte sein Werk erfüllt und war als Bürgermeister aus der Verantwortung. „Jetzt lasst ihn doch verdammt noch einmal in Ruhe!“ schrie der Krieger aus dem Fenster. Er konnte solche Massenveranstaltungen nicht leiden, insbesonders wenn sie auf die Kosten anderer gingen. „Aber er ist doch der AUSERWÄHLTE! Er wird uns gute Nachrichten bringen!“ schrie eine ältere Frau zurück. „Er wird gar nichts bringen, er ist kein AUSERWÄHLTE, er ist ein normaler Junge! Wenn er sich auf den Weg zur Burg machen, wird er nicht weit kommen. Überall Banditen, Diebe und anderes schlimme! Ach, übrigens.... Im Sumpf ist SIE wieder unterwegs!“ meinte der Mann im Gasthaus, während er schon mal ein Amulett herausholte . „Wer sagt das? Und wer sind sie überhaupt, der die Götterentscheidungen kritisiert? Sie sind sicherlich einer dieser Sekte, die nur einen Gott hat und sie wollen uns bekehren!“ schrie ein Mann, der etwa 25 Jahre alt war und zückte ein Kurzschwert. „Ich an ihrer Stelle würde das Schwert weg stecken, ansonsten bekommen sie viel Ärger.“ meinte der Krieger, grinste und hob das Amulett in die Höhe, sodass es jeder sehen konnte. Die Masse erschrak, als das Schmuckstück bedrohlich funkelte. Es war eine kreisrunde, silberfarbene Scheibe mit acht Edelsteinen, von denen jeder eine andere Farbe hatte. Die Scheibe hatte den Durchmesser der Länge des kleinen Fingers und war etwa so dick wie ein halber Zeigefinger breit war. „Ein Tempelkrieger!“ „Was haben wir getan?“ „Die Götter wollen uns bestrafen!“ „Wir müssen beten!“ ging durch die Masse, die zurückwich, als der Mann aus der Taverne trat. „Beten? Ja, das würde helfen. Es würde aber auch helfen, die Wahrheit zu sagen. - Bürgermeister, warum sagt ihr den Leuten hier nicht, dass die Pest im Sumpf ist? Habt ihr Angst vor einer Massenpanik oder wurdet ihr bestochen? Der Tempel hat hinweise, dass es hier in der Gegend immer wieder Dörfer und Siedlungen gibt, in denen diese Nachricht nicht verbreitet wird. Wir kenne nicht den Grund, der ist uns auch egal. Wir wollen nur, dass die Nachricht verbreitet wird.“ meinte der Krieger und hat mittlerweile sein Amulett wieder weg gesteckt. „Tempelkrieger, ihr wisst es genau, warum wir es nicht weitergeben: Ihr wollt nur Geld für noch größere Prunkbauten ohne Sinn!“ erwiderte der Bürgermeister, der jetzt der Mensch, der die geringste Distanz zum Krieger hatte, war. Die restlichen Menschen standen hinter ihm und schritten immer weiter zurück. Es war kein Geheimnis, dass die Tempelkrieger des Tempels der acht Götter zu den gefürchtetsten Kriegern in ganz Asylant zählten. Ihre Taten waren berüchtigt; es zählten Königsmord und Massenmord darunter. Sie vertreten in jeder Hinsicht den Tempel und sorgen dafür, dass seine Gesetze und Gebote auch eingehalten wurden. Wer sich weigerte, hatte oft schon verloren. Der sofortige Tod durch Hinrichtung war das Harmloseste, was einem Opfer des Tempels passieren konnte. Oft folgten der Verhaftung Folter und Verhörungen ohne Ende, nicht selten war das Opfer am Ende nur noch ein Tier: ohne Gefühle, ohne Gedanken, nur noch Essen, Schlafen und Trinken. Niemand wusste, wo man verhört wurde, wer der Verhörer war oder wer ihn, wenn es kein öffentliches Vergehen war, gemeldet hatte. Und trotz dieser Taten wurden sie im Volk respektiert und aufgenommen, schließlich verhinderten doch die harten Aktionen des Tempels gegen Banditenlager und Diebesgilden ein Fall in die totale Anarchie. „Ihr kritisiert den Tempel, Bürgermeister? Seid ihr euch dessen bewusst?“ fragte der Tempelkrieger und zückte ein Schwert. Es war ein Langschwert, das kunstvoll mit Runen und Ornamenten verziert war. Der Griff hatte einen Goldgriff und war ebenfalls kunstvoll verziert. In ihm befanden sich verschiedene Edelsteine, die den Wert der Waffe nochmals steigerten. Auch konnte man erkennen, dass es perfekt ausbalanciert war und anscheinend regelmäßig gepflegt wurde. „Ja, ich bin dem bewusst. Ich weiß auch um die Strafe, die auf dieses Verbrechen steht. Doch ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, Göttern zu dienen, die ständig nur Opfer wollen. Mein Gott braucht keine Spenden, er lebt von der Liebe seiner Anhänger zu ihm!“ antwortete der Mann, der hinter seinem Glaube stand wie ein Knecht hinter seinem Herrn. Die Masse erschrak. „Der Bürgermeister, dein Sektenmitglied? Das hätte ich nie gedacht!“ „Und dem habe ich meine Kinder anvertraut!“ „Solch eine Schweinerei!“ „Wie gut, dass der Tempel hier ist!“ Das Volk hinter dem Bürgermeister wurde unruhig und begann zu tuscheln. Frauen begannen damit, ihren Kindern die Augen zu verbinden oder sie mit ihren Händen zu verdecken. Sie wussten, was folgte. „Bürgermeister, das Sektenmitglied.... Wer hätte das gedacht? Ich würde ja gerne die Hintermänner kennen lernen, doch leider habe ich nicht die Zeit und Ausrüstung. Außerdem ist zu befürchten, dass du eh nichts weißt. Du bist nur ein kleines Rad der Sekte, nicht lange dabei, denn die meisten Mitglieder geben alle Ränge und Ämter auf und ziehen in eine andere Stadt oder werden Einsiedler, um nicht auffällig zu werden -wer würde schon groß darauf achten, was Bettler glauben?- oder sich ihrem Gott hinzugeben. Nun ja, du scheinst die Strafe zu kennen und es scheint dir nichts auszumachen, als bitte ich darum, dass du dich vor mir auf den Boden kniest!“ erklärte der Tempelkrieger. „Nein. Ich werde mich nicht verneigen, nicht vor einem, der noch an die alte, böse Ordnung glaubt!“ verweigerte sich der Bürgermeister und schaute dem Krieger tief in die roten Augen. Dieser grinste nur und schlug dem etwa gleichgroßen Mann in den Schritt und in den Solarplexus. Da die Lederhandschuhe nicht sehr weich sind, sackte der Mann wortlos zu Boden. „So tief musst du doch nicht gehen, so viel Ehre verdiene ich doch gar nicht.“ meinte der selbst ernannte Richter im Auftrag des Tempels grinsend, während er den Kopf des Mannes mit der linken Hand tief in den Schlamm, der noch vom Unwetter stammte, steckte. „Bitte um Gnade bei deinem Gott, ich gebe dir keine!“ schrie er das gedemütigte Opfer an und hob jetzt das Schwert mit beiden Händen, so dass er den am Boden liegenden, sich kaum bewegenden Mann erstechen konnte. Die Menschen, die in sicherer Entfernung standen, erschraken und wichen zurück. Nun wurden auch den letzten Kindern die Augen verdeckt. Das Schwert hatte sich tief in den weichen Boden des Platzes vor der Taverne gebohrt, nachdem es durch das Herz des ehemaligen Bürgermeisters ging. Der Tempelkrieger hatte Probleme damit, es wieder aus dem Boden und der Leiche zu bekommen. Doch es klappte. Als es die Leiche verließ, hatte sich bereits eine Blutlache unter dem Mann gebildet. Es war ein seltsamer Anblick. Der Mann lag auf dem Rücken, seine Arme von sich weg streckend und das Gesicht war seltsam. Die Menschen werden sich erzählen, dass es irgendwie „seelenlos“ ausgesehen hat. Mit einer letzten Handbewegung schloss der 'Richter' seinem Opfer die Augen, stand auf und erklärte: „Volk von Nordmark! Dieser Mann hatte mit einer bösen Sekte paktiert und wollte dies nicht einsehen. Daher war er eine Gefahr für euch alle. Wie ihr wisst herrscht die Pest im Sumpf. Sie ist ein Werk der Sekte. Sie will euch das Leben dadurch schwer machen, dass sie möglichst viele von euch tötet und so euch eure Brüder, Schwester, Freunde, Eltern und dergleichen nimmt. Doch seid unbesorgt! Der Tempel wird sich um dieses Problem kümmern und alles in seiner Macht stehende tun, um diese Sekte zu vernichten! Wir haben bereits wichtige Größen zum Reden gebracht und es ist nur eine Frage der Zeit bis wir den höchsten Mann dieser Sekte finden werden! Dann wird auch die Pest wieder verschwinden! Doch seid gewarnt, Menschen von Nordmark! Solange nur ein Sektenmitglied in der Gegend ist, wird die Pest weiter ihre Opfer suchen und finden! Daher müsst ihr euch an der Suche nach diesen Bösewichter beteiligen! Wenn ihr irgendwelche verdächtigen Menschen seht oder wisst, dass hier einer wohnt und ihr wisst, dass er ein Mitglied ist, dann erzählt das dem nächsten Tempelpriester! Es werden sich dann Menschen darum kümmern. Greift sie aber nicht selber an, sie sind mit Dämonenmagie ausgerüstet und können euch in Bruchteilen von Sekunden töten. Und dann stirbt ihr nicht eines normalen Todes, sondern eure Seele wird von ihnen und ihren Dämonenfreunden bis in die Ewigkeit gefoltert und es gibt keine einzige Möglichkeit dieser Folter zu entrinnen! Nur die Tempelkrieger und die Priester wisse, wie man sich korrekt verhalten muss um seine Seele zu erhalten. Ich muss jetzt leider gehen, ich kann also nicht weitere Mitglieder dieser Sekte finden und vernichten, das müsst ihr mit euren Priestern ausmachen!“ Die Menge applaudierte und schrie Verschwörungen gegen die Sekte zum Himmel. Gleichzeitig verschwanden die meisten Leute und gingen ihrem normalen Tagesablauf nach. Die Leiche des ehemaligen Bürgermeisters blieb einfach liegen, keinen interessierte sie groß. Früher oder später würde sie von den Krähen und Geiern zerfressen werden oder von einem Händler in den Straßengraben geschmissen damit sie die Kunden nicht verängstigt. Während die Meute sich langsam auflöste, machte sich der Krieger auf den Weg zu seinem Pferd. So groß kam mir der Stall heute Nacht gar nicht vor. Offenbar war diese Gegend auch von Drachenreitern besetzt und verteidigt. Zumindest ist die Größe des Stalls ausreichend um eine schnelle Flugdivision von fünf oder sechs schwarzen Drachen und Reitern aufzunehmen. Na ja, die Geschichte dieser Gegend interessiert mich nicht wirklich. Schwarze Drachen waren die kleinste Drachenart, mit einer Länge von acht Schritt, von denen die Hälfte auf den Schwanz entfiel. Ihr Spannweite betrug auch nur zwischen sieben und acht Schritt, wobei sie von Drache zu Drache variierte. Ihr Körper war nicht besonders auf Muskeln ausgelegt, sondern mehr so, dass sie möglichst schnell bei wenig Kraftverbrauch fliegen konnten. Auch das Feuer war für den Kampf Drache gegen irgendwas anderes eher schlecht, denn die besten Schwarzdrachen konnten gerade einmal vier bis fünf Schritt weit spuken (wobei es in dieser Entfernung schon sehr schwach war). Daher wurden sie häufig für Erkundungsflüge oder Blitzattacken eingesetzt. Zudem konnte man mit ihnen gut starke, aber langsame und unbewegliche Großdrachen, wie Gründrachen, die eine Länge von 20 Schritt und mehr haben können, vom Himmel holen. Vorausgesetzt Drache und Reiter arbeiten gut zusammen, was nicht immer der Fall war, da Drachen eine Schwäche für alles Glitzernde haben. Es gibt einen Witz, der ungefähr so geht: „Wie tötet man einen Drachen ohne Waffe? - Man nehme eine Goldmünze, halte sie dem Drachen vor die Augen und werfe sie in einen klaren See.“ Der Drache würde solange nach der Münze tauchen bis er sie aus den Augen verloren hat (was aufgrund der guten Augen lange dauern kann), sie bekommen hat oder ertrunken ist. Daher sind alle Waffen, Rüstungen und sonstige Dinge für Drache und Drachenreiter matt poliert, sodass sie nicht glitzern können. Der Stallbursche war die ganze Zeit mit dem Ausmisten der großen Ställe beschäftigt, sodass er das Spektakel auf dem Platz vor der Taverne nicht mitbekommen hatte. „Hey, Stalljunge! Wo ist mein Pferd?“ rief der Krieger in den Stall. „Ich komme mit ihm!“ antwortete der Junge aus irgendeiner nicht sichtbaren Ecke des Stalls. Kurze Zeit später standen der Junge und das schwarze Pferd vor dem Reiter. „Ich sehe, es ist ausgeruht und gut genährt. Auch scheint es keine Verletzungen aufzuweisen. Nicht übel, das muss man dir schon lassen.“ bemerkte der Mann, während er kritisch das Pferd begutachtete. „Okay, du bekommst deine extra Goldmünze, die du dir auch verdient hast.“ Er schnippte dem Jungen eine Münze zu. „Danke mein Herr.“ „Nichts zu danken, mein Junge.“ Dann schwang er sich auf sein Pferd und ritt aus dem Stall. Mittlerweile war der Platz wieder von Markttreiben gefühlt und man hatte ihn praktisch schon wieder vergessen, schließlich ist solch eine Action im Krieg keine Seltenheit. Die Leiche des ehemaligen Bürgermeisters lag bereits im Straßengraben, wo wilde Hunde ohne Besitzer sich an den Überresten des Mannes zu schaffen machten. Burg Nordmark, ich komme. Kapitel 3: Der Sumpf -------------------- Der Sumpf, der die Burg Nordmark umgab, stank nach Tod und Verderben. Es war kein angenehmer Ort zum Leben und selbst die, die ihn nur durchquerten, beeilten sich für gewöhnlich. Denn neben dem üblichen Gesindel wie Dieben, Banditen und Halsabschneidern lauerten im Sumpf auch noch viel gefährlichere und hinterlistigere Dinge. Dazu gehörten die Moskitos, die jedem Reisenden gefühlt die Hälfte des Blutes abzapften, Blutegel, die ebenfalls nach dem Blut der unterschiedlichsten Wesen trachteten und daher auch nicht angenehm waren, und SIE, die Pest, die dieses Land bereits seit mehreren Monaten heimsuchte und ganze Dörfer ausrottete. Niemand konnte genau sagen, wie SIE übertragen wurde oder wie man sich vor ihr schützen konnte, man wusste nur, dass es unter den Reisenden, die den Sumpf durchquerten, besonders viele Opfer gab. Es war ein langsames Sterben im Sumpf, egal ob man SIE hatte, ob es nun die Moskitos und Blutegel waren oder ob es das Gesindel war. Doch mit Abstand war der Tod durch SIE am grausamsten. Man konnte Wochen oder Monate dahin siechen, aber auch schon nach wenigen Stunden erlöst sein. Am Ende sah man immer gleich aus: Entstellt, als wäre man bei lebendigen Leibe verbrannt, und die Augen konnte man nicht mehr erkennen, oft hatte Geschwüre sie überdeckt oder weg gefressen. Man konnte sich vorstellen, dass dies kein schöner Tod oder Anblick war. Für die Betroffenen war es jedoch am schlimmsten während der Leidenszeit: Niemand wollte ihnen den Gnadenstoß geben, aus Angst, man könnte auch zu einem solchen Wesen werden. Daher wurden die meisten Opfer auch in abgeschiedene Gegenden wie hohe Gebirge oder Sümpfe verbannt, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachten. Nicht selten wurden Reisende von ihnen angegriffen und so selbst zum Opfer dieser grausamen Krankheit geworden. Für den Tempelkrieger auf seinem Ross war die Sache klar, woher SIE kam: Die Sekte hatte sie in den Umlauf gebracht, um die Leute vom Tempel weg zubewegen, ihnen die Hoffnung auf Erlösung von der Seuche zu nehmen, da selbst der Tempel der Krankheit nicht im Geringsten gewachsen war. Er konnte auch nur die Riten der Vorväter durchführen, in der Hoffnung, dass die Seuche verschwand oder wenigstens das Dorf verschonte. Doch oft funktionierte dieses System nicht, im Gegenteil, die Seuche wütete härter und stärker als zuvor und brachte so noch mehr Leid in die Siedlung. Zwar gab es unter den Gelehrten von Ayslant auch andere Meinungen, so sei die Pest -in den Augen der Magier- ein böser Zauber der Gegenfraktionen, um das Land zu schwächen und so zu einem Gegenschlag auszuholen. Die Gelehrten der Universität behaupteten dagegen, dass das Wasser durch winzig kleine Dinge vergiftet ist und man es erst von diesen Dingen befreien muss. Da sie sich jedoch nicht einig waren, wie man es reinigen musste, um die Dinge zu zerstören, konnte man diese These auch nicht überprüfen. Im Endeffekt hatte niemand eine schlüssige Erklärung für das Phänomen der Seuche, sodass der Tempel auf seiner Meinung verharrte und diese auch im Volk verbreitete. Der Reiter trieb sein Pferd schnell durch den Wald, er wollte noch heute bei der Burg Nordmark sein. Doch die Natur hatte offenbar etwas gegen dieses Vorhaben, denn je weiter der Krieger dem Weg folgte, desto weicher und schlammiger wurde der Untergrund, sodass das Pferd größere Schwierigkeiten hatte, voran zukommen. Scheiß Weg. Warum muss ausgerechnet jetzt der Weg so schlecht sein, wo ich es eilig habe? So langsam glaube ich, dass irgend eine Macht es nicht will, dass ich die Burg erreiche. Doch da hat sie sich geschnitten. Ich werde die Burg erreichen, die Frage ist nur wann. Die Stimmung des Krieger wurde mit dem Weg immer schlechter. Eigentlich wollte er diesen Auftrag bereits vor mehreren Tagen abgeschlossen haben, doch es kam ihm immer wieder etwas dazwischen. Nun musste er sich auch noch durch einen Sumpf kämpfen, bei dem er sich nicht mehr sicher war, ob er nun noch auf dem Weg war oder schon von ihm abgekommen ist. Zudem schien sich das Wetter wieder zu verschlechtern. Die ersten fernen Donnergrollen erreichten das Gehört des Krieger und ließen ihn reflexartig zum Himmel Blicken. Dort konnte er bereits dunkle, tief hängende Wolken erkennen. Zum Weg kommt jetzt auch noch das Wetter, na toll. Was kommt jetzt noch? Wohl möglich greifen mich jetzt noch Opfer von ihr an. „Scheiß Wald! Scheiß Sumpf!“ schrie der Krieger wütend. Ihm war jetzt endgültig der Geduldsfaden gerissen. Sein Pferd kam nur noch langsam voran, den Weg konnte man praktisch nur noch erahnen und das Wetter zeigte sich ebenfalls von seiner schlechten Seite, es regnete als gäbe es kein Morgen mehr. Schlimmer könnte es jetzt wirklich nicht kommen. „Richtig, der Wald ist scheiße, der Sumpf ebenso. Aber wir können uns unser Schicksal nicht aussuchen, Reiter. Daher bist du jetzt verpflichtet, uns deine wertvollen Sachen zu geben, sowie das Pferd. Und das etwas zügig, lange wollen wir uns nicht in dem Wald aufhalten.“ ertönte eine Stimme aus einem Busch vor dem Pferd. Sie gehörte zu einem kräftig gebauten Mann, der eine lange Lanze zur Abwehr von Reitern in seinen Händen hielt. Der Tempelkrieger erkannte die Waffe, es war ein Standardspeer der Reiterabwehr von Ayslant. Zu dem Mann mit den kurzen, ungepflegten schwarzen Haaren gesellten sich zwei weitere Gestalten mit Waffen. Die eine war eine Frau, die ein Kurzschwert und einen einfachen Schild trug. Der letzte Bandit war ein einfacher Krieger, der einen großen Knüppel bei sich führte. Langsam stieg der Reiter von seinem Ross und näherte sich dem Trio. Seine Gesichtsmaske hatte er herunter gezogen, sodass man trotz des Regens sein Lachen erkennen konnte. „Meine lieben Herrschaften, niemand hier will sterben. Und ich kann es mir nicht erlauben, irgendwas von mir euch zu geben. Wie lösen wir nun das Problem? Ganz einfach: wir tun so, als wäre überhaupt nichts passiert. Dann passiert hier auch niemandem etwas.“ erklärte er grinsend. Auf diese Worte hin stieß die Frau vor und hielt ihm ihr Kurzschwert an die Kehle. „An deiner Stelle würde ich ruhig sein, Bursche. Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast? Wir sind nicht wie die Diebe aus den Städten, wir sind viel schlimmer. Wir sind Sumpfbanditen. Selbst die Königssoldaten der Burg Nordmark fürchten uns. Der Sumpf ist unser Zuhause, wir kennen uns hier besser aus als jedes anderes Wesen im Sumpf. Also wirst du Reiter uns doch etwa nicht sagen, dass wir vor dir Angst haben sollen?“ meinte die Frau und hielt ihr dreckverkrustetes Gesicht dicht vor des des Tempelkrieger. Dabei traten die beiden Männer grinsend und dämlich lachend ebenfalls vor. „Doch, ich sage es euch offen ins Gesicht: Ich bin Tempelkrieger des Tempels, ausgebildet in vielen Kampfkünsten. Ihr seid die, die in einem Kampf auf verlorenem Posten stehen, nicht ich.“ erklärte der Krieger und wartete eine Reaktion ab. „Hier sind schon viele Krieger vorbeigekommen, die behaupteten, sie seien Krieger des Tempels. Glaube nicht, dass wir dir deine Lüge abkaufen. Wir wissen, wie ein echter Krieger des Tempels aussieht. Also gib uns endlich dein Gold und dein Pferd, sonst wird dies deine letzte Stunde sein!“ erklärte der Mann mit der Lanze und hielt sie ebenfalls dem Krieger vor das Gesicht. „So, wie sieht denn ein Tempelkrieger aus?“ fragte das Opfer der Banditen neugierig. Er wollte doch einmal wissen, was denn die landläufige Meinung von Tempelkriegern war. „Siehst du, du weißt selbst nicht, wie ein Tempelkrieger aussieht. Woher sollen dann wir glauben, dass du einer bist? Tempelkrieger haben stattliche Rüstungen mit langen Schweifen am Helm, die unterschiedlich gefärbt sind. Ihre Rüstungen glänzen so, dass man sie bereits aus einer Entfernung von mehreren Meilen sehen kann. Und sie tragen einen Schild bei sich, der wie der Schweif gefärbt ist. Das alles hast du nicht, folglich kannst du keiner der Krieger des Tempels sein, sondern bist nur ein kleiner Wurm, der sich auf den Lorbeeren des Tempels ausruhen will.“ meinte die Banditin und schritt ein Stück zurück, in der Erwartung, dass ihr Opfer verschüchtert seine Taschen leerte. Doch dem war nicht so. Es tat überhaupt nichts, sondern grinste immer noch mit dem gleichen bösen Gesichtsausdruck. „Ihr beschreibt die Tempelwachen, die die Tempel vor Vandalismus und Diebstahl schützen. Die sind so gekleidet. Doch die Tempelkrieger sind oft schlicht gekleidet und verstecken sich hinter nichts, nicht einmal hinter einem Schild. Das einzige, was sie zum Kämpfen brauchen sind ihre Schwerter.“ klärte das Opfer die Banditen auf. Dann zog es sein Schwert, welches er schon bei der Hinrichtung des Bürgermeisters benutzt hatte, aus seiner Scheide. Das andere Schwert ließ er wieder stecken und ließ daher seine linke Hand frei. „Narr!“ schrie die Frau wütend. „Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst!“ Dann rannte sie mit Gebrüll auf den Krieger zu. Der Kampf zwischen dem Krieger und den Banditen begann. Zunächst musste er mit schnellen Seitwärtsschritten Hieben, Schlägen und Stichen ausweichen. Dies war kein großes Problem für den Krieger, den die drei Banditen behinderten sich oft selber. So konnte er mit schnellen Schlägen und Hieben die Banditin in Bedrängnis bringen und sie mit einem Stoß mit der linken Hand gegen die Brust zu Fall bringen, was zwar den Lanzenträger in eine günstigere Position brachte, doch dieser stellte keine große Bedrohung dar. Man hatte bei ihm mehr das Gefühl, dass er die Lanze nur gefunden hatte und nicht richtig wusste, wie man denn mit einer solchen Waffe umging. Dieses Unwissen nutzte der Tempelkrieger, indem er eine Drehung um die eigene Körperachse gegen den Uhrzeigersinn machte und während dieser Drehung die Lanze zur Seite stieß. Aus der Drehung heraus wich er mit einem schnellen Schritt nach links einem Schlag des Knüppelschwingers von oben aus. Dabei packte er gleichzeitig die Lanze, zog sie mitsamt des daran befindlichen Mannes zu sich hin und stieß ihm mit einem Vorschnellen des rechten Armes das Schwert in den Bauch. Dann ließ er die Lanze los, trat gegen den Körper und ließ so den Krieger in seinen sicheren Tod fallen. Zwar steckte das Schwert immer noch im Bauchraum des Mannes, doch das störte den Einzelkämpfer wenig. Er machte einen schnellen Schritt nach hinten, um dem Knüppel und der Kurzschwertfrau auszuweichen, zog dann sein zweites Schwert und trat mit einem schnellen Schritt aus seine erstaunten Gegner zu. In diesem Moment konnte der Tempelkrieger zu einem schnellen Hieb von rechts ausholen und diesen auch ausführen. Das Schwert krachte an den Helm des Knüppelträgers. Es war ein gewaltiger Schlag, denn das Schwert vibrierte kurz und der Krieger fühlte seinen Arm, und das nicht zu schwach. Doch trotz der Schmerzen im Handgelenk kämpfte er weiter. Inzwischen hatte sich die Frau hinter ihrem Schild verschanzt und schrie den Krieger an: „Wenn du glaubst, dass du mich damit zur Aufgabe zwingen kannst, hast du dich getäuscht. Das kann jeder Krieger, jetzt beginnt erst der wahre Terror für dich!“ Dabei grinste sie. „Das will ich erst einmal sehen! THYNTHER!“ schrie der Tempelkrieger zurück und streckte den Daumen, den Zeige- und den Mittelfinger seiner linken Hand in die Richtung der Frau. Die beiden anderen Finger hielt er wie bei einer Faust. „Nein!“ schrie die Frau erschrocken, doch es war zu spät. Ein rot-violetter Blitz schoss wie aus dem Nichts vom Himmel herab und verbrannte ihren Körper vollständig. Der Tempelkrieger grinste nur böse und ließ von der Geste seiner linken Hand ab. Sein Schwert steckte er in seine Scheide zurück. Nachdem er sich vergewissert hat, dass die drei Banditen au keinen Fall mehr aufstehen würden, zog er sein zweites Schwert aus dem Körper des Mannes mit den schwarzen Haaren, wobei das Sumpfwasser unter dem Mann sich rot färbte. „Man sollte seine Gegner einschätzen, bevor man sich mit ihnen trifft, das erspart einen frühen Tod. Und noch etwas gebe ich euch mit auf den Weg: Merkt euch, ein Tempelkrieger ist niemals unbewaffnet. Wir sind die Elite des Tempels und das soll auch so bleiben!“ meinte der Krieger noch zu seinen Opfern. Dabei bewegte er sein rechtes Handgelenk in alle möglichen Richtungen, um zu überprüfen, ob es denn nun gebrochen war oder nicht. Da es sich in alle Richtungen bewegen ließ, keine besonderen Geräusche von sich gab und auch nur mäßig schmerzte, schlussfolgerte er, dass es nicht gebrochen war. Zum Glück ist es nicht gebrochen. Sonst müsste ich meinen Auftrag noch später erfüllen und darauf kann ich verzichten. Dann warf er einen letzten Blick auf die Leichen der Banditen und schritt zu seinem schwarzen Pferd. Dort stieg er auf das Tier und ritt den Weg weiter zur Burg. Das Wetter hatte sich mittlerweile wieder gebessert, es nieselte nur noch leicht und man konnte einige wenige Stücke blauen Himmels erkennen. Langsam besserte sich auch der Untergrund des Weges durch den Sumpf, sodass der Reiter keine Befürchtungen mehr hatte, die Nacht im Sumpf zu verbringen. Kapitel 4: Burg Nordmark ------------------------ Die Sonne berührte bereits den Horizont und der Himmel färbte sich orange-rot, als der Krieger mit seinem Pferd das Flüchtlingslager Nordmark betrat. Es war ein riesiges Lager, das um die Burg Nordmark errichtet war. Würde man mit einem Drachen oder als Vogel verwandelt über das Lager fliegen, könnte man gut erkennen, dass das Lager die Struktur einer Zwiebel hatte. Man konnte ringförmige Bereiche, die alle komplett um die Burg herum führten. Diese Bereiche waren mit einfachen Palisaden untereinander abgegrenzt, was praktisch unnütz war, denn man fand sich in keinem Bereich zurecht. In der Theorie würde das System nämlich so funktionieren, dass jeder Bereich eine Straße besaß, die ringförmig um die Burg führte und an deren Seiten sich jeweils eine Reihe Holzhütten befanden. Es war für den Fall geplant, dass Gruppen oder Einzelmenschen, die vermisste, im Lager gemeldeten Personen suchten, sie leichter finden konnten. Doch spätestens nach dem zweiten der vielen Ringe wurden den verantwortlichen Beamten klar, dass das System nicht funktionierte. Oft lag es daran, dass der Bauplatz nicht schnell genug eingetragen werden konnte, da zu viele Flüchtlinge aller Rassen kamen. Auch wurde der zugeteilte Platz nicht eingehalten und es wurde eine viel größere Fläche bebaut. Somit war das ganze System gescheitert und das Lager wuchs unkontrolliert in alle Richtungen. Doch der Platz, der auch nicht unbegrenzt war, denn der Sumpf war nur noch etwa zwei Meilen von der äußersten Palisade entfernt, war das geringste Problem, mit dem die Ritter der Burg zu kämpfen hatten. Als die Burg ein Flüchtlingslager wurde, da die Front längst wo anders tobte und sie zu klein war um militärisch interessant zu sein, dachten die Ritter und Kommandanten, dass auch die anderen kleinen Burgen in der Umgebung dies tun würden. Später warf man den Rittern Blauäugigkeit vor, als man merkte, dass keiner der anderen Burgherren in Nordmark bereit war, seine Burg für die zahllosen Flüchtlinge aus der Gegend zu öffnen. So dauerte es nicht lange, bis die ersten Flüchtlinge von außerhalb kamen. Damals waren es noch überschaubare Zahlen, da viele den Weg trotz des Krieges noch für zu riskant hielten. Doch als der Krieg immer länger wütete und daher immer mehr Landstriche vernichtete, zogen auch immer mehr Flüchtlinge, zunächst Frauen,Alte und Kinder, in die Richtung der Burg Nordmark. Bald darauf verbreitete sich die Nachricht, dass in den Lagern nicht rekrutiert wurde, sodass nun auch die gefährlichste Gruppe an Flüchtlingen in das Lager strömte: junge Männer jeder Rasse. Sie waren besonders gefürchtet, denn ein geordnetes Leben war nicht mehr möglich. Frauen und Kinder wurden vergewaltigt wie es ihnen passte, Sklaverei wurde Alltag und Banden regierten das Lager indem sie Schutzgeld von den Hilflosen und Schwachen forderten und damit die wenigen Lagerwachen bestachen. Die wenigen Menschen, die sich gegen diese Anarchie wehrten, wurden schnell beseitigt. Zudem konnten die Banden über die Nahrungsvorräte, die von den Bauernhöfe der Umgebung kamen, regieren, sodass die Flüchtlinge noch mehr in die Abhängigkeit der Banden rutschten. Selbst die Truppen des Königs konnten nicht für Ordnung und Recht sorgen, sie wurden oft aufgeknöpft gefunden. Die letzte Instanz, die noch für Ordnung im Lager sorgen könnte, der Tempel, reagierte zu spät. Seine Kräfte wurden von der Sekte, der Pest und der Verteidigung der Ordnung in den Städten so überdehnt, dass sie wenige Zeit später zusammenbrachen und nur noch das Nötigste machen konnten. Jetzt herrschte Anarchie, das Gesetz des Stärkeren, im Lager. Die Macht war bei ein paar Banden gebündelt, die sich oft bis aufs Blut bekriegten. Doch es waren nicht die Hütten, die in Flammen aufgingen, auch nicht die Toten, die an Galgen vor dem Lager baumelten und jeden warnten, die die größte Gefahr darstellten. Es waren die Sekte und SIE, die der Angst im Lager immer wieder neuen Brennstoff gaben. Sobald Gerüchte über die Pest im Lager kursierten oder neue, angeblich garantiert echte Augenzeugenberichte über die Gräueltaten der Sekte auftauchten, geriet mindestens ein Bereich des Lagers in eine Art Massenpanik, bei der die wenig Ordnung, die durch die Banden entstand, vollkommen verschwand. Dann hatten selbst die Oberhäupter der Banden keine andere Möglichkeit, als mit Waffengewalt vorzugehen. Es waren dann vorwiegend Drachen, die diese Drecksarbeit leisteten, denn ihr Feuer war billig und von großer Reichweite. Somit war es nicht abnormal, wenn man in einer großen Hütte, die oft aus Stein war, einen Drachen erblicken konnte, der sich mit seiner Bezahlung vergnügte, welche aus Gold, Schmuck, Edelsteinen und Sklaven jedes Geschlechts bestand. Wenn man durch die langen Gassen ging, stellte jeder sofort fest, dass die ersten Dinge, die aus dem Lager verschwanden, Moral und Ethik waren. In den Augen der Tempelpriester -und ebenfalls der Sektenpriester- stand das Lager Nordmark für den schlimmsten Sündenpfuhl, den es zu dieser Zeit gibt. Selbst in den Gossen der Großstädte war das Leben geregelter als hier, obwohl ihm Lager nur zehntausende Wesen lebten, während es ihn den Städten trotz der Pest noch an die Millionen Individuen gab. Ayslantstadt zählte vor dem Krieg gut anderthalb Millionen Wesen und trotz des Krieges konnten die Beamten offiziell keinen nennenswerten Rückgang bemerken. Historiker schrieben schon jetzt in ihre Bücher, dass das Lager Nordmark „eine Pestbeule mit dem Durchmesser von zehn Meilen“ sei. Es ist wichtig zu wissen, dass die Burg Nordmark etwa sieben Meilen zu jeder Seite hatte, bis der große Sumpf kam. Doch jetzt lebten viele Arten und Rassen um die Burg herum und zehrten das Land aus. An einem für das Lager bereits gewöhnlichen Tag mit chaotischen Zuständen traf auch der Tempelkrieger ein. Aus der ehemaligen einzigen Straße zur Burg, welche praktisch kaum noch zu sehen ist, wurde jetzt der größte Markt des Lagers, sodass sich dem entsprechend viele Wesen auf der Straßen aufhielten. Es waren Zwerge, Elfen, Menschen, Trolle, Drachen und viele weitere Rassen zu sehen, die alle oft nur Nahrung kaufen wollten, welche zu Wucherpreisen angeboten wird. So musste sich der erschöpfte und hungrige Krieger einen Weg durch die Massen bahnen, was nicht einfach war, denn jeder hatte Angst, dass er seinen Platz in einer der Schlangen vor den Ständen verlieren würde sobald er einen Reiter oder einen Fußgänger vorbei lässt. „Macht doch mal Platz, Volk von Nordmark!“ schrie der Mann verärgert in die Menge, in der Hoffnung, dass dies etwas bringen würde. Doch diese Hoffnung war vergebens. „Ich bin ihm Auftrag des Tempels hier! Es ist eure Pflicht, mir Platz zu machen!“ Auch dieses Argument war vergebens, sodass es dem Krieger nicht anders möglich war, als das schwarze Stofftuch von seiner Rüstung zu reißen und sich offiziell als Tempelkrieger preis zu geben. Die Rüstung war komplett schwarz, jedoch war mit roter Farbe das Zeichen des Tempels in das Metall eingearbeitet, ein gleichmäßiger achteckiger Stern, bei dem jeder Zackenpunkt mit jedem anderen verbunden ist, ausgenommen direkt nebeneinander liegende Punkte. Das Ganze wurde von einem Kreis eingeschlossen, der jeder Spitze berührte. Durch die Farbwahl zeigte man seine Zugehörigkeit zu einem Gott. Dabei stand die Kombination des Krieger für die Unterstützung des Gottes des Todes und Terrors. Seine Krieger waren gefürchtet, gingen sie doch mit größter Härte gegen die Feinde des Tempels vor und setzten seine Regeln und Gesetze am strengsten um. Wer ihnen zum Opfer fiel oder sich gegen ihre Befehle, Anweisungen oder Regeln verhielt, hatte oft keine rosigen Aussichten, ohne Schaden irgendeiner Art zu entkommen. Aufgrund dieser Tatsache öffneten sich auch sofort die Reihen der Menschen und ließen den Krieger durch. Es waren einige Geschichten über das Lager in der Runde, die besagten, dass die Schwarze Legion -wie die Tempelkrieger des Gottes des Todes und Terrors inoffiziell hießen- einst Massaker an der Bevölkerung im Lager veranstaltet hat, um die Situation im Lager wieder unter Kontrolle zu bekommen. Nur durch eine Abkommandierung zur Hauptstadt konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Man erzählte sich darauf hin, dass der Leiter des Kommandos der Schwarzen Legion so zornig über diesen Befehl gewesen war, dass er einem gefangenen Drachen mit einen Schwerthieb aus eigener Kraft den Kopf vom Leib getrennt hatte. „Na endlich!“ schrie der Legionär erleichtert. „Und erzählt ruhig auch weiter, dass die Schwarze Legion nun wieder im Lager ist. Es wird sich hier einiges andern!“ Ob sich etwas ändern wird, bezweifele ich. Es ist nicht mein Auftrag, hier für Ordnung zu sorgen. Aber ich kenne die Hohepriester und weiß, dass in der Hauptstadt ein Spezialkommando gebildet wurde, um dem Tempel zur Macht zurück zu helfen. Würde mich nicht wundern, wenn ich während meines Auftrags hier ein paar Männer meiner Sorte mehr sehe. Verärgert über seinen drastischen Schritt, aber erleichtert darüber, dass er jetzt weiter zu Burg reiten konnte, machte sich der Mann auf den Weg zur Burg. Die Burg war offiziell die Verwaltungstation für das Lager, inoffiziell nur noch Schmuckwerk. Die Beamten des Königs hatten es längst aufgegeben, Ordnung in das Lager zu bringen. Jetzt befanden sich nur noch Soldaten, Ritter und ein paar Priester in der Burg, sowie ein Richtplatz, der jedoch nur von den Banden genutzt wurde. Den Kommandanten der Burg war es egal, was im Lager passierte, solang sie ihre wöchentlichen Rationen an Gold, Nahrung und Frauen bekamen. Zwar gab es in der Burg auch Priester der unterschiedlichen Götter, die immer wieder gegen die Unzucht, das götterlästige Leben und gegen Ungerechtigkeit vorgehen wollten, doch sie hatten keine Soldaten an ihrer Seite. Und mit Magie kann man sich gegen solch viele Wesen nicht wehren. So waren sie wider ihres Willen an die Burg gefesselt und mussten von den Früchten der Dinge leben, die sie so verachteten. Am Eingang standen zwar etwa zehn gut ausgerüstete Wachen, doch sie hatten praktisch nur noch einen psychologischen Effekt. Jeder konnte den Burghof besuchen wie es ihm passte, nur in die Burgräume konnte kein Mensch ohne Erlaubnis eintreten. Sie waren von den Priestern magisch gesichert worden, da sich hier auch ein paar höchst brisante Schriften von Gelehrten und Priestern befanden, die nicht in den Umlauf kommen sollten. „HALT!“ brüllte die Wache den Krieger an, der erschrocken sein Pferd stoppte. „Was gibt es, Wache?“ erwiderte der Krieger und machte keine Anstalten, seine Stimme zu senken. „Ich weiß nicht wer ihr seid und ihr seht verdächtig aus.“ erklärte die Wache und hielt den Krieger mit einer Pike auf Distanz. „WAS??!! Das ist doch die größte Unverschämtheit, die ich je gehört habe!“ brüllte der Reiter. „Ich bin Krieger der Schwarzen Legion des Tempels!“ „Ich kenne keine schwarze Legion.“ meinte die Wache nur. „Jedenfalls keine, die existiert. Ich glaube nicht daran, dass der Tempel hier jemals ein Massaker veranstaltet hat. Der Tempel besteht doch nur aus ein paar Priester, die doch eh alle Schlappschwänze sind. Wo sind die Götter, wenn man sie braucht? Verstecken sie sich unter meinem Bett? Oder im Wandschrank?“ „EGOR! Stopp, du weißt nicht, wen du vor dir hast! Sei jetzt besser still!“ schrie eine Stimme entsetzt aus dem Hintergrund. „Recht hat der Mann. Bitte um Entschuldigung, und ich werde dieses Gespräch vergessen. Ansonsten wird es dein Tod sein.“ „Pah, ich werde doch keinem einfachen Bauern, der sich eine Rüstung gekauft hat und mit einem Zeichen versehen hat, um Entschuldigung bitten. Wo kommen wir denn sonst hin?“ meinte die Wache trotzig und hielt die Pike weiterhin auf den Krieger gerichtet. „EGOR! Willst du, dass ich deinem Vater erklären muss, dass sein Sohn die Götter und ihre Gesandten nicht achtete und daher sterben musste? Ich kenne deinen Vater, er ist immer sehr gläubig gewesen. Er würde dir dies nie verzeihen, du würdest aus der Geschichte deiner Familie verschwinden.“ meine ein älterer Mann mit beginnender Weißfärbung der Haare und des Bartes. „Mein Vater ist ein Taugenichts gewesen. Er hat nichts erreicht. Ich wüsste nicht, warum ich mich wegen dem von meiner Meinung abbringen lassen soll.“ antwortete der junge Soldat trotzig. Trotzdem behielt er den Reiter weiter in den Augen, sodass dieser nichts machen konnte. „Dein Vater hat hier in Nordmark um die Minen gekämpft. Er wurde in den Bergen eingekesselt. Nur durch seine Hoffnung und Gebete hat seine Einheit in einer waghalsigen Aktion ihn durchbrechen können. Unter hohen Opfern! Dieser Entschluss war ein kriegsentscheidendes Ereignis, hat es doch die Herzen der jungen Männer an der Front wieder mit Hoffnung genährt und so den letzten Gegenschlag gebracht! Bitte, er hat schon so viele Freunde und Kameraden an der Front verloren. Die Hälfte seiner Töchter und Söhne ist dem Krieg und seinen Folgen zum Opfer gefallen. Bitte lass ihn nicht noch den Sohn verlieren, von dem er so viele Hoffnungen hatte.“ erzählte der Wachsoldat mit den grauen Haaren und blickte dabei den Tempelkrieger an, in der Hoffnung, dass dieser dem jungen Soldaten verzeihen würde. „Hör zu Junge. Du lässt mich jetzt einfach in die Burg und die Sache ist vergessen. Es wurden von mir andere schon wegen geringerer Dinge erschlagen. Also sei klug und höre auf den Mann.“ meinte der Krieger. Er wollte den jungen Mann eigentlich nicht töten, durfte sich in dieser Situation vor den Massen keine Blöße geben, da seine Mission sonst gescheitert wäre. „Außerdem gibt es bestimmt noch andere, böser Menschen, die du mit deiner Pike von der Burg fernhalten kannst.“ „Aber ich habe doch meine Befehle von oben, keine Verdächtigen in die Burg zu lassen...“ warf die junge Wache ein. „Sehe ich aus, als sei ich verdächtig? Schau, ich habe sogar das Beweisstück, dass ich vom Tempel bin.“ fragte der Tempelkrieger und holte das Erkennungszeichen hervor, welches er dann auch sogleich dem Wachsoldat gab. „Und das mit den Göttern und den Priestern habe ich noch einmal überhört, schließlich sind diese Fragen an diesem Ort nicht abnormal. Nur solltest du dich wirklich fragen, ob dein Vater wirklich ein Taugenichts ist oder ob der Alte dahinten doch Recht hat und dein Vater ein Kriegsheld ist.“ Eine gute Frage. Wo sind die Götter? Sie scheinen diesen Ort verlassen zu haben. Nur ER walltet noch. ER, der Herr über den Tod, ER, der die Seelen dieser Wesen foltert und quält. Selbst die Priester wissen nicht, wo die Götter sind. Sie existieren, das ist außer Frage. WO ist die Frage? Jahrtausende habe sie den Wesen dieser Welt geholfen zu leben. Doch nun, wo sind sie? „Oh... Es tut mir Leid... Ich habe meine Freundin erst vor kurzem durch SIE verloren... Jetzt habe ich meinen Glauben verloren und bin außer mir gewesen... Ich bitte um Vergebung mein Herr...“ erklärte der junge Soldat mit schwerer Stimme, bevor er in Tränen ausbrach. „Dir sei vergeben. Doch an deiner Stelle würde ich einen Priester besuchen und mit ihm reden, vielleicht kann er dir helfen. Doch lass dir noch etwas zu deinem Verhalten sagen: Die Schwarze Legion ist in solchen Sachen nicht sehr tolerant, aber sie wissen um die Dinge der Zeit. Doch andere sind es vielleicht nicht, sei hier besser etwas großzügiger mit den Einlässen und höre öfter auf den alten Mann da hinten.“ Der Tempelkrieger zeigte auf den Wächter mit den grauen Haaren. Dann ritt er langsam durch das Tor. „Passt auf ihn auf, alter Mann. Ich befürchte, dass die Zeiten noch härter werden.“ erklärte der Krieger dem Wächter, der seinen jungen Kollegen zur Vernunft brachte bevor es zur Katastrophe kam. „Das werde ich. Jedoch befürchte ich, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Es passieren merkwürdige Dinge. Ihr werdet hier auf viel Gegenwehr und Hass stoßen, Krieger des Todes und Terrors. Seid gewarnt. Die Menschen verlieren ihren Glauben und der Tempel kann nichts dagegen unternehmen. Wer weiß, was noch alles passiert? Es würde mich nicht wundern, wenn jetzt noch die Ernten der Bauern wegen Plagen ausbleiben, wenn die Fischer keine Fische mehr fangen und schließlich der offene Krieg zurückkehrt. Es wäre das Ende von Ayslant.“ prophezeite der alte Wächter. „Ihr habt den Krieg in voller Härte erlebt, alter Mann.“ kommentierte der Krieger. Er wusste, dass das, was ihm der Alte prophezeit hat, nicht unwahrscheinlich ist. Ratten und andere Nagetiere haben ihn diesen Zeiten leichte Beute und genügend Nahrung um sich explosionsartig zu vermehren. Erste Berichte über Plagen waren schon an sein Gehör gedrungen. „Ja, die Schlacht um Wates im Westen habe ich komplett mit angesehen. Ich habe gesehen, wie die Drachen von den gut versteckten Bogenschützen vom Himmel geholt wurden. Die Schreie meiner Kameraden und der Opfer der anderen Seite werde ich nie vergessen. Sie suchen mich noch heute heim, lassen mich nicht schlafen. Es ist fast so, als würde etwas verhindern, dass die Seelen ihre Ruhe bekommen.“ erzählte der alte Mann und der Krieger bemerkte das Gesicht des Wächters. Es sah nicht wie das eines Menschen aus. Mehr nach einem, der dem Tod schon mehr als einmal die Stirn geboten hatte und so viel seiner Lebenskraft eingebüßt hatte. Die Falten waren tief und um die Augen lagen dunkle Augenringe. Dieser Mann wartet nur noch auf den ewigen Schlaf. Ich hoffe, er darf sich schnell zur ewigen Ruhe begeben. „Wates... Eine grausame Schlacht... Ich habe selbst nur die letzten fünf Tage mitbekommen und wurde doch für den Rest meines Lebens gezeichnet. Viele meiner damaligen Kameraden sind tot. Nicht SIE hat sie umgebracht, nicht die Waffen der anderen, nicht ihre Wunden am Körper. Es waren die Wunden im Geist und an der Seele, die sie ausbluten ließen. Die meisten begingen Selbstmord.“ schilderte der Krieger. Er versuchte seine Gefühle zu unterdrücken, doch sie kamen wieder auf. Die Wut, Trauer, der Zorn. Alles, was mit der Schlacht zu tun hatte erschien vor seinem inneren Augen. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Eine schreckliche Schlacht. Ich hoffe, ihre Geister ruhen in Frieden. „Ja. Auch ich kämpfe jeden Tag gegen das Verlangen mit meinem Leben aufzuhören. Ich habe meinem Kameraden geschworen auf seinen Sohn aufzupassen. Und das tue ich nun. Wäre ich nicht gewesen, würde jetzt ein Toter mehr auf ihre Kante kommen.“ erklärte der Kriegsveteran und zeigte auf den jungen Wächter, der sich mittlerweile wieder gefasst hatte und mit seinen Kameraden auf einem Fass Karten spielte. „Wer zählt im Krieg schon die Toten?“ fragte der Krieger. Er wusste, dass viele Menschen auf seine Befehle und Taten hin ihr Leben ließen. „Niemand...“ antwortete der Wächter nur und fügte hinzu: „Lassen wir dieses Gespräch sein. Es reißt nur alte wunden auf, was jetzt nicht sein muss. Guten Tag noch, Tempelkrieger.“ Der Reiter verabschiedete sich kurz und ritt dann in die Burg, um mit dem dortigen Priester seinen Auftrag zu besprechen. Kapitel 5: Der Auftrag ---------------------- Die Sonne hatte sich bereits fast hinter den Horizont zurückgezogen, worauf der Himmel in einem intensiven Rot leuchtete. Ein paar kleinere Wolken zeigten sich am Himmel, jedoch befanden sie sich in weiter Entfernung und schienen nicht gefährlich. Alles deutete auf eine sternenklare Nacht hin, wie es sie schon lange nicht mehr gab. „Die Diebe werden heute Nacht einen guten Tag haben.“ meinte der Tempelkrieger, als er aus dem kleinem Fenster auf das Lager blickte. Wenn man es von der Burg aus sah, erinnerte es an ein riesiges Belagerungsheer, das vor der Burg sein Lager aufgeschlagen hatte und den Angriffsbefehl abwartete. Er befand sich in einem kleinen Turmzimmer der Burg, voller Regalen mit vielen Büchern. Oft waren sie in einer für ihn nicht lesbaren Schrift und Sprache geschrieben, doch die Verzierungen der Seiten, Bücherdeckel und der Rücken mit Totenköpfen, Knochen, Pentagrammen und Runen ließen darauf schließen, dass es sich um schwarzmagische Bücher und Bücher über andere Magiearten handelte. In der Mitte des Raumes befand sich ein rotes Pentagramm auf den Boden gemalt mit jeweils einer Kerze an den Zacken des Sternes. Eine Spitze zeigte auf einen Bücherständer mit einem großen, schwarzen Buch hinter dem sich ein älterer Mann mit Halbglatze befand. „Das ist nicht unser Problem, Krieger.“ meinte der ältere Mann nur. Er war in eine schwarze Robe gekleidet, die das Zeichen des Gottes des Todes und Terrors auf Brust und Rücken gestickt hatte. Gleichzeitig hing ihm an einem einfachen Lederriemen auch noch das Zeichen des Tempels um den Hals. All dies zusammen zeichneten ihn als Priester aus. „Wenn nicht bald etwas passiert, ist es unser Problem. Die wenigsten Diebe stehlen um Geld für Nahrung zu bekommen. Sie stehlen im Auftrag der Banden, die sich damit Waffen, Söldner und sonstige Dinge für Kämpfe kaufen.“ erklärte der Krieger, der weiterhin aus dem Fenster starrte. Er beobachtete zwei Drachen, die sich in etwa zwei Meilen Entfernung einen Luftkampf lieferten. Warum, das wusste er nicht, jedoch lag die Vermutung nahe, dass sie sich um ein Weibchen stritten. „Na und? So lange sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, ist es gut für uns. Dann müssen wir nicht immer neue Truppen aus der Hauptstadt bestellen.“ Der Priester schaute keinen Moment von seinem Buch hoch, sondern schien sich noch mehr in seine Studien zu vertiefen. „Dummerweise schaffen es irgendwelche Kräfte immer wieder, dass die größten Banden Frieden schließen. In letzter Zeit immer häufiger.“ Der Luftkampf langweilte den Zuschauer zunehmend, denn offenbar waren die Drachen nicht in der Lage ihr Feuer richtig einzusetzen. Daher wendete er sich vom Fenster ab und schritt die Bücherregale entlang, auf der suche nach einem interessanten Buch. „Das ist das Werk der Sekte. Sie breitet sich hier in Nordmark ungewöhnlich schnell aus. Wir vermuten, dass das Hauptlager dieser Götterlästerer hier in der Nähe ist.“ Der Priester blätterte eine Seite um um machte dann ein erstauntes „Ahja...“ „Aber sicherlich nicht hier im Lager. Die Banden machen vor nichts religiösem Halt. Ich hörte, dass erst vor ein paar Tagen Gesandte des Gottes des Feuers ausgeraubt wurden und jetzt ihre Tempelkrieger nach den Dingen suchen. Und auch die Gesandtin der Göttin des Lebens und der Hoffnung schien in die Fänge der Banden gekommen zu sein. Sie hat anscheinend dabei ihre Ehre verloren.“ Ein Buch mit braunem Rücken hatte es dem Krieger angetan, sodass er es aus dem Regal zog und darin blätterte. „Nein, nicht im Lager. Ich habe beide Geschichten gehört und selber miterlebt. Es ist auf den Straßen für Priester gefährlich geworden, auch ich bin nur knapp einem Raubüberfall entkommen.“ Der Krieger grinste und meinte dann: „Ihr meint, der Dieb hat sich auf mysteriöse Weise in Nichts aufgelöst während er euch euren Geldbeutel entwenden wollte.“ „Das tut hier nichts zur Sache, auch wenn ich die Dummheit mancher Personen nicht mehr in Worte fassen kann. Zurück zum Thema. Wir haben den Verdacht, dass sich das Hauptquartier etwa zehn Meilen östlich von hier im Sumpf befindet. Dort steht ein verlassener Turm mit großen Kellergewölben. Ideal um ein Geheimlager zu sein.“ erklärte der Priester und versuchte dabei, verschwommene Schrift zu entziffern. „Waren dort nicht mal Dieben versteckt?“ fragte der Krieger, während er sich durch das Buch blätterte. Es war ein Buch über die Gründrachen. Jeder kleine Knochen war genau skizziert und es wurde beschrieben, wie er im Körper des Drachen funktionierte. Die Lebensweise kam jedoch auch nicht zu kurz. „Doch, natürlich. Aber was glauben sie wohl, wer mächtiger ist? Eine Sekte oder ein paar einfache Diebe? Man fand die Diebe furchtbar entstellt und hingerichtet eine halbe Meile vom Turm entfernt. Die Sekte ist stark, sehr stark. Sie besitzt mächtige Zauberer in ihren Reihen, die viel Schaden anrichten können.“ „Und ich soll das Lager alleine hochgehen lassen?“ fragte der Krieger erstaunt. Dabei studierte er er die Skizze eines Paarungsaktes zwischen zwei Gründrachen. Er dreht und wendete das Buch, doch kam zu keiner Position, die für das Weibchen bei normalen Bedingungen angenehm sein könnte. „Nein, natürlich nicht. Sie werden hier im Lager genügend Leute finden, die mit ihnen gegen das Lager vorgehen werden.“ „Wie soll ich hier Leute für einen Feldzug gegen ein Sektenlager finden? Ich kenne hier niemanden.“ Schließlich kam er zu der Lösung, dass die Weibchen der Gründrachen einen Schmerzfetisch haben müssen, denn sonst könnte diese Position keine fünf Minuten gehalten werden. „Genau das ist ihr Vorteil. Sie können hier durch das Lager gehen und keiner erkennt sie. Und das, was sie vorhin vor der Burg abgezogen haben, ist schon längst vergessen. Außerdem hat es keinen Sinn, das Lager mit mehr als fünf Personen oder Wesen anzugreifen. Dazu sind die Gänge viel zu eng.“ Die Schrift im Buch war für den Priester nicht zu entziffern und er fluchte leise, aber hörbar. „Und was ist, wenn man mich kommen sieht? Dann bin ich schon so gut wie tot.“ Er las den Text zum Bild, denn er konnte sich nicht vorstellen, das Drachenweibchen Schmerzen beim Paarungsakt angenehm finden. „Ihr seid ein Mitglied der Schwarzen Legion. Das dürfte euch nicht schwer fallen, aus der Situation heraus zukommen. Zudem ist der Weg zum Turm so schmal, dass der Rückzug im Notfall offen ist.“ Er blätterte wieder eine Seite weiter und bemerkte, dass sich dort ein großer Wasserfleck befand und eine Zeichnung mitsamt der Beschreibung vernichtete. „Da bin ich aber beruhigt, Priester. Werden meine Männer bezahlt? Ohne Gold wird keiner die Leistung bringen, die das Unternehmen erfordert. Und allein die Aussicht auf Reichtum auch nicht.“ Der Text brachte die Lösung: Gründrachen bevorzugen Sümpfe und Moore, in denen es sehr weich ist, sodass die Körper im Sumpf lagen und dort sicher eingebettet waren. In diesem Schutz konnte das Weibchen sich für den Akt komplett entspannen, was dem Männchen größere Spielräume gab. „Natürlich. Der Tempel wird die gut bezahlen. 10.000 Goldstücke pro Mann. Und Geplündertes darf behalten werden.“ Verärgert klappte der Priester das Buch zu und stellte es in Bodennähe in eins der Regal, während er ein neues Buch holte und es auf den Ständer legte. „Nicht schlecht, nicht schlecht. Gibt es Rasseneinschränkungen?“ Dabei überlegte sich der Krieger, was passieren würde, wenn das Weibchen mitten beim Liebesspiel plötzlich zusammenzucken würde. Ob das Männchen dann jemals wieder kleine Drachen zeugen könnte? „Ja. Keine Völker, die dem Tempel kritisch gegenüber stehen. Dazu gehören Eisdrachen, Katzenmenschen und die Elfen aus dem Norden. Sowie Barbaren und ihre Verbündeten. Ich denke, sie wissen, wer das ist.“ „Der Nordpakt...“ Nachdem alle Geheimnisse der Zeichnung entlockt waren, blätterte er weiter und entdeckte dabei ein paar Seiten, auf denen die Gesellschaft der Gründrachen beschrieben wurde. „Der Nordpakt. Er hat sich gegen die Religion des Tempels gewandt und betet heidnische Götter an. Meiner Meinung nach waren wir im Nordkrieg nicht hart genug gegen die Religion vorgegangen.“ Nach längerem Suchen hatte der Priester eine interessante Stelle in dem Buch gefunden und las sie sich genau durch. „Ihr meint, fünf Säuberungen sind nicht genug? Soweit ich mitbekommen habe, sind dabei über hunderttausend Wesen umgekommen, dreimal so viele sollen in Lager gebracht worden sein. Und es hat nicht den Effekt gehabt.“ Dabei las er sich den Artikel über das Weibchen in der Gesellschaft der Gründrachen durch. Er bemerkte, dass es viel mehr Rechte hatte, als er dachte. Es konnte entscheiden, wer sich mit ihr paaren darf. Das ranghöchste Weibchen hatte das Recht, Männchen notfalls mit Gewalt daran zu hindern, sich jemals wieder zu paaren (können). Es wurde detailliert beschrieben, wie die Weibchen den Männchen ihre Manneskraft nahmen. Alles hörte sich schmerzhaft an. „Höre ich da Kritik am Tempel? Ach, das ist auch egal. Ihr habt Recht. Mit Gewalt kommt man nicht weit. Wir hätte unsere Religion stärker ausbreiten müssen und nicht nur unsere Gegner vernichten. Wir nahmen ihnen ihre Religion ohne eine neue Möglichkeit zu geben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass dreihunderttausend Insassen in Lagern zu viele sind. Man hätte sie schneller töten sollen. Wie fliegen, die unter einem Tuch sterben. Wir hatten die Möglichkeit, das ganze Land von diesen Heiden zu befreien. Und was machen die Soldaten? Schaffen es nicht, die Front lang genug zu halten, damit wir das erreichen können. Schwächlinge waren unsere Soldaten damals, Schwächlinge! Was hätte man erreichen können... Die Goldvorkommen, die seltenen Metalle... Alles wäre möglich gewesen, hätten wir unsere Soldaten nur besser ausgewählt und nicht gleich die erstbesten Bastarde genommen, die gekommen sind. Eine Armee, die nur aus perfekten Soldaten besteht, wäre unbesiegbar.“ Der Priester schritt vom Buchständer weg, in Richtung des Krieger. Während seiner Hassrede gestikulierte er wild mit den Händen. „Und woher nehmen wir den Ersatz für die perfekten Soldaten, wenn wir welchen brauchen?“ Die Rede des Priesters ließ den Krieger kalt. Er war im Krieg dabei. Hatte an den Säuberungen teilgenommen und sah sich nun auf der Seite derjenigen, die von der obersten Leitung der Mission betrogen wurde. „Verstehen sie nicht? Perfekte Soldaten brauchen keinen Ersatz, sie sind unsterblich!“ Die Stimme des Priesters wurde immer wahnsinniger. „Die Soldaten waren gut, nur die Leitung des Krieges war miserabel. Schon am Anfang gab es Nachschubprobleme, die auch an die Priester und Generäle weitergeleitet wurden. Doch niemand hat sich dafür interessiert. Alle schauten nur auf das Gold und die Hoffnung, seine Religion zu verbreiten. Der einfache Soldat kann nur perfekt sein, wenn er Nahrung und Nachschub an Waffen und Rüstung hat.“ erklärte der Krieger ruhig. Er war bereits an solche Priester gewöhnt. Zum Glück bin ich nur dem Hohepriester unterstellt und der war gegen den Krieg. „Pah. Sich immer herausreden ist auch keine Lösung, Soldat. Ihr hattet Schuld und das wisst ihr genau!“ schrie der Priester wütend. „Ruhe! Kommen wir zurück zum Thema!“ Der Tempelkrieger versuchte die Situation zu entschärfen, hatte damit auch keine größeren Probleme, da es eine Standardsituation für die Tempelkrieger jedes Gottes ist, dass Priester sich über den Verlauf des Nordkrieges beschwerten und dann die Krieger beleidigten und beschuldigten. „Ihr habt Recht, ich war zu sehr von meinen Emotionen gelenkt. Nun ja, ich denke, ich muss nicht sagen, dass ihre Mission im Osten nicht scheitern darf. Ich will keine Überlebenden, alle müssen sterben!“ erklärte der Priester, der sich wieder beruhigt hatte und zu seinem Buch zurückging. „Also, ich soll vier weitere Kämpfer finden, mit ihnen zum Turm marschieren und dort eine Säuberung veranstalten?“ fragte der Krieger nach, der das Buch über die Gründrachen wieder weg gestellt hatte, nachdem beschrieben wurde, was Weibchen alles mit Männchen machen dürfen, die nicht treu waren. „Ja.“ „Und woher soll ich Kämpfer bekommen, die eine solche Säuberung überstehen? Es ist kein leichter Auftrag.“ „Das ist ihr Problem. Der Tempel will die Sekte tot sehen. Nicht gefangen, tot. Und lasst sie unseren Zorn spüren. Jagt sie notfalls bis an das Ende der Welt.“ Der Priester hatte wieder die Stimmung, die er am Anfang des Gespräches hatte. „Schön, wie man mal wieder von den Priestern unterstützt wird.“ meinte der Krieger sarkastisch. Er war der Meinung -wie viele andere Tempelkrieger aller Götter und ihre Kommandanten auch-, dass die Priester eigentlich nichts taten und sich nur auf den Erfolgen ausruhten. „Wir sind zum denken hier, nicht zum Arbeiten, Krieger. Das solltet ihr wissen. Die Hohepriester hat darüber eine klare Richtlinie geschrieben, die die Arbeit teilt. Ihr seid für den groben Teil zuständig, wie Priester dafür, dass die Bevölkerung das nicht in den falschen Hals bekommt.“ „Warum wissen dann so viele Menschen um die Säuberungsaktionen hier im Lager, die der Tempel veranstalten ließ?“ Man merkte dem Krieger seine Wut und Enttäuschung über die Priester an. „Es sind Lügen, nichts weiteres. Nur dumme Gerüchte, basierend auf Halbwahrheiten. Bestimmt denken das alle, weil mache Lagerabschnitte von der Pest entvölkert wurden. Die Bevölkerung reimt sich auf solchen Sachen gerne etwas, das nicht stimmt.“ erklärte der Priester, doch der Krieger merkte, dass dies nur eine billige Ausrede für das Versagen der Priester war. Doch er ließ sich nichts anmerken, da er sonst Probleme bekommen könnte. „Da bin ich aber beruhigt. Ich wüsste nicht, wie ich sonst Kämpfer finden soll.“ „Ihr werdet keinem erzählen, dass ihr Tempelkrieger seid. Das ist euer Geheimnis, egal ob ihr 'Freunde' findet, denen ihr so etwas anvertrauen könnt. Es würde die Gefahr bestehen, dass eure Mission scheitert.“ Allen Tempelkriegern wissen, dass die Priester es nicht gerne sehen, wenn 'ihre' Krieger Freunde haben, schon gar keine, die nicht aktiv im Tempel sind. Trotzdem hat fast jeder Freunde außerhalb des Tempels, auch wenn er ihnen nichts davon erzählt, was er beruflich macht. „Wie soll ich jemanden dazu überreden, einer Säuberungsaktion beizustehen, wenn sie mich nicht kennen? Ihr verlangt unmögliches, und das wisst ihr!“ erklärte der Krieger wütend. Er wollte nicht noch einmal den Fehler begehen, dass seine Freunde durch Nichtwissen sterben. „Krieger! Ihr habt die Pflicht, Geheimnisse nicht zu verraten!“ mahnte der Priester seinen Krieger. „Es ist eine absurde Regel. Ich darf mich durch eine Menschenmenge kämpfen, indem ich sage, dass ich Tempelkrieger bin, aber ich darf meinen Freunden nicht sagen, was ich bin. Ihr wisst, dass bei solchen Aufträgen blindes Vertrauen wichtig ist. Wie soll das zustande kommen, wenn ich meinen Freunden das nicht sagen darf?“ Jetzt wurde der Krieger wütend. Er kannte diese Regel, nicht zu sagen, wer man ist, doch dem Tempel war es egal, ob man es allen sagte, oder es für sich behielt. Mit den Konsequenzen musste jeder selber zurecht kommen, bestraft wurde man nicht. Höchsten aufgrund eines verpatzten Auftrages nicht belohnt oder musste niedere Aufträge, Botengänge z.B., ausführen. „Ich habe hier das Sagen, und solange ihr auf meinem Gebiet handelt, untersteht ihr meinen Regeln. Wir sind hier in Nordmark, nicht in der Hauptstadt. Hier herrscht keine Ordnung, hier herrscht Anarchie! Das wisst ihr genau!“ „Ich bin dem Hohepriester unterstellt, nicht ihnen!“ „Na und? Ich bin letztendlich der, der entscheidet, ob an den Hohepriester gesendet wird, dass ihr erfolgreich wart oder ob ihr kläglich versagt habt. Und ihr könnt es ruhig Erpressung nennen, mir macht das nichts aus!“ Der Priester lachte, denn er wusste, dass er am längeren Hebel saß. „Aber ihr wisst auch, dass es praktisch keinen Unterschied macht, ob ich versage oder am Ende siegreich dastehe. Ich muss nur diesen Auftrag beenden, ob erfolgreich oder nicht bleibt mir überlassen. Danach bin ich hier weg und überlasse das Lager sich selber!“ konterte der Krieger und traf den Priester damit hart. Denn es stimmte, dass er nur wegen der Sekte hier her geschickt wurde und sonst keinen anderen Auftrag hatte. Im Notfall hatte der Krieger ein Stück Papier, welches vom Hohepriester persönlich unterschrieben wurde und garantierte, dass der Krieger und die Kämpfer, die er für die Mission auswählte, nur den Befehlen des Hohepriesters unterstanden. Das heißt, dass sie auch keine weiteren Aufträge von anderen Priestern annehmen musste, wenn sie nicht wollten. „Das stimmt. Aber an eurer Stelle würde ich mir um meines Schreiben wegen mehr Sorgen machen. Schließlich könnte es dann sein, dass ihr nur noch Botengänge machen dürft. Das wäre doch Schade, oder?“ Der Priester grinste über das ganze Gesicht und hoffte, damit seinen Gegenüber besiegt zu haben. Du hast mich nicht besiegt, alter Mann, du nicht. Ich besitze ein paar Dinge, die mich für den Hohepriester und den Befehlshaber der Tempelkrieger Abteilung Gott des Todes und Terrors wichtig machen. Aber bleibe du nur bei deinem Gedanken, über mich gesiegt zu haben. Bald schon werde ich meine Rache bekommen. „Grrrhh.“ grummelte der Krieger wütend. Er wollte dem Priester nicht noch mehr Stoff geben um ihn zu demütigen. „Ich denke, ihr Auftrag ist klar. Melden sie sich bitte noch einmal, wenn sie eine Kampfgruppe zusammen gestellt haben, damit ich sie bestätigen kann und im Falle des Erfolges auch die Belohnung auszahlen kann.“ Der Priester wurde ungewöhnlich förmlich, so als würde er merken, dass auch der Krieger einen langen Hebel auf seiner Seite hatte. Denn auch der Krieger musste den Priester am Ende bewerten. Im ganzen Tempel gab es solche Kontrollmechanismen. Man wusste nie, wie der Gegenüber jetzt nach dem Gespräch reagiert und ob er sich nicht vielleicht beschwert. Daher versuchte man, immer neutral und förmlich zu wirken. „Okay, ich werde ihnen eine Gruppe bringen. Doch die Mitglieder bestimme ich und ich werde mir nicht von ihnen befehlen lassen, wen ihn nehme und wen nicht. Es ist meine Entscheidung.“ „Ja, das ist mir egal. Ihr müsst wissen, ob ihr mit ihr scheitert oder nicht. Und keine Nordpaktvölker!“ Der Krieger nickte nur noch und verließ dann das kleine Zimmer durch die Tür, die er hinter sich schloss. Mittlerweile war die Nacht komplett über das Lager gekommen und der Krieger begab sich in sein Zimmer, welches er von den Burgherren zur Verfügung bekommen hatte. Ich werde ein Team zusammenstellen, da wird dir Hören und sehen vergehen, Priester... Das schwöre ich! Kapitel 6: Eine neue Bekanntschaft ---------------------------------- Das Zimmer war klein und befand sich in der Nähe zum Burghof, sodass jedes Geräusch von draußen zu hören war. Zwar hatte der Lärm in der Nacht gelegt, doch ganz weg war er nicht. Es gab immer noch Ausbilder, die ihre Soldaten quer über den Hof, vorbei am Galgen und der Hinrichtungsstelle, scheuchten. Man hörte die Ritter mit ihren Pferden, Knechten und was alles dazu gehörte. Auch die Wachmänner mit ihren Piken und Rüstungen waren nicht zu überhören. Dazu kam ein Bett, das mindestens so unbequem wie eine Streckbank war. Es war viel zu kurz und hart. Zudem hatten sich allen Anschein nach Flöhe und andere Insekten, die Juckreize verursachen niedergelassen. Doch der Krieger fand den Schlaf, den er brauchte. Warum, das war ihm jedoch ein Rätsel. Zwar waren die Betten im Krieg oft genau so schlecht und man gewöhnte sich nach einer Zeit daran, doch jetzt war er nicht mehr im Krieg sondern ging nur seiner Arbeit nach. Genauer gesagt, er würde gerne seiner Arbeit nachgehen, doch hatte er keinen Plan, wo er Mitstreiter für seine Aufgabe gewinnen konnte. Von den örtlichen Tavernen hielt er nicht viel, zudem musste es dort sein, wo nicht so viele Menschen oder andere Wesen herum liefen, denn wenn das Gerücht aufkam, dass es eine große Belohnung für des Auftrag geben wird, konnte er den Auftrag gleich vergessen. Dann würde es nicht lange dauern und die Sekte bekam Wind von der Sache. Es muss doch hier irgendwo vernünftige Kämpfer für eine solche Aufgabe geben. Nur wo? Ob ich mal in der Burgschenke fragen soll? Aber dort werden sicher Sektenmitglieder warten, schließlich ist es der Treffpunkt für die Menschen, um neue Informationen von außen zu erhalten. Am besten ist, ich mache mal einen Spaziergang durch das Lager. Vielleicht finde ich dann doch noch jemanden, der mich bei meiner Aufgabe begleiten kann. Aber wen suche ich überhaupt? Und was suche ich? Einen Krieger brauche ich auf jeden Fall noch, einen Bogenschützen auch. Magier? Die werde ich hier nicht finden, die sind doch alle hochnäsig und verstecken sich in ihrer Schule in der Hauptstadt. Ich beginne mich zu fragen, ob es da noch besser ist als hier. Schließlich gibt es ja über tausend Magier im Land. Aber fähige sind nur wenige dabei. Der Krieger sollte stark sein, ein Ork vielleicht, aber die sind sehr abergläubisch und haben Angst vor Magie. Trolle sind zu grob, die würden uns mit Pauken und Trompeten vertreiben. Ein Zwerg? Er kennt sich mit dem Öffnen von Türen auf, hat kaum Angst vor Magie und kämpft gut. Aber Zwerge sind hier selten. Ich hoffe, es gibt hier welche, die mir dann auch helfen. Und als Bogenschütze kommt nur ein Elf oder eine Elfin. Aber wo findet man hier Elfinnen, die nicht in Gefangenschaft sind? Und wird sie dann überhaupt kämpfen können oder verbietet das ihr moralischer Kodex? Fragen über Fragen und nur wenige Antworten. Egal, ich geh jetzt erst einmal in die Burgschenke. Der Krieger lag in seinem Bett und dachte nach. Nicht weil er nicht schlafen konnte, sondern weil er nicht aufstehen wollte. Eigentlich hatte er gar keine Lust, sich eine Truppe zu suchen. Seiner Meinung nach gibt es im Lager gar keine vernünftige Krieger, nur Weicheier und Möchtegern-Drachentöter, die gefährliche Drachen nur aus Sagen kennen oder sich illegaler Weise an den Drachen im Lager erfreuten. Doch er brauchte eine Truppe um das Land von der Sekte zu befreien und so auch von ihr, der Pest. Nach scheinbar endlosen Umwälzungen im Bett stieg der Tempelkrieger doch noch aus dem Bett. Er nahm seine Sachen von der kleinen Kommode unter einem kleinen Fenster zum Burghof, zog sie sich langsam an und öffnete die hölzerne, quietschende Tür zum Gang. Auf dem Gang herrschte bereits ein reges Treiben von Rittern, Knappen und Soldaten aller Art. Jeder musste irgendwohin, doch oft konnte der Krieger ratlose und verwirrte Gesichter sehen. So langsam bekomme ich den Verdacht, dass man mein Zimmer direkt in den Verwaltungstrakt gebaut hat... Dann ging er in Richtung der Schenke, die sich am Burghof befand und praktisch nicht zu übersehen war. Es war ein großer Raum, der durch eine gewagte Holzkonstruktion in den Hof vergrößert wurde, mit vielen Tischen und Bänken, an einer Seite ein großer Kamin, der den ganzen Raum heizte. Was sich in der Theorie toll anhörte, war in der Praxis nicht zu gebrauchen. Der Raum war auch ohne Kamin schon allein durch die Massen an Wesen, die ein billiges Mahl haben wollten, heiß genug, sodass der Kamin den Raum nur noch stärker erhitzte. Der Krieger begann zu schwitzen. Auf den Bänken saßen viele Wesen der unterschiedlichsten Arten, aber weder ein Zwerg noch eine Elfe oder ein Elf. Es war laut und stickig und man konnte sich nur langsam durch die Massen schieben. Auf der anderen Seite des Raumes stand eine Theke, an der mehrere Köche damit beschäftigt waren, die Speisen für die hungrigen Gäste herzustellen. Es waren einfache Gerichte, oft nur aus Brot, Fleisch und Bier bestehen. Manchmal auch eine Suppe. Also hier finde ich keinen, der mir helfen kann. Hier würde man den Kopf abgeschlagen bekommen, wenn man von solch hohen Geldsummen redet. Der Krieger drängelte sich bis zur Theke vor, benutzte dabei auch seine Ellenbogen und interessierte sich nicht für die „Hey!“, „Pass auf, Arschloch!“ oder „Depp!“, die ihm nach gerufen wurde. Er hörte es ständig und hatte die Gabe entwickelt, es zu ignorieren. Dann, als er endlich beim Wirt stand, bestellte er seine einfache Mahlzeit aus Brot, Fleisch und einem Krug voll billigen, dünnen Bier. Als der Wirt die vorgerichteten Speisen auf einem Tablett brachte, legte der Mann mit den roten Augen und dem langen, blonden Haar ein Silberstück auf die Theke und verschwand mit dem Tablett in der Menge. Nach kurzem Suchen fand er einen Platz an einem Tisch in der Mitte des Raumes. Über dem Tisch war ein Drachenschädel angebracht, der nun als Fackelhalter diente. Er stammte noch aus der Zeit vor dem Krieg, als die Drachen noch in ihrem eigenen Land lebten und die anderen Völker regelmäßig terrorisierten. Am Tisch saßen ein paar Krieger, die sich lebhaft unterhielten. „Ist hier noch Platz?“ fragte der Templer höflich. „Jo, setz' dich, Kumpel.“ antwortete ein Krieger mit langen, braunen Haaren, die mindestens eine Handspanne länger als die des Tempelkriegers waren. Er gab ihm auch noch einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter, bereute diese Tat jedoch gleich als er merkte, dass die Schulter von einer Rüstung geschützt war. „Danke.“ „Hey Mann, haste schon die neusten Nachrichten gehört?“ fragte ein anderer Krieger mit Glatze und Ohrringen den Neuen. „Nein, welche meinst du?“ fragte der Angesprochene. Er wurde neugierig, vielleicht konnte er so Mitstreiter finden. „Es ist eine neue Ladung Elfen eingetroffen, frisch aus den Wäldern im Westen des Landes.“ erklärte der Glatzkopf und lachte dabei. „Die werden sich hier sicherlich wohl fühlen.“ „Ahja... Und wie kommt man an eine ran?“ Wenn die wüssten, wer ich bin... „Versteigerung dürfte jetzt gleich beginnen. Unten vor der Burg.“ „Was ist mit den Wachen? Das ist doch sicher verboten.“ fragte der Tempelkrieger. Die Antwort wusste er zwar schon, doch er wollte die Bestätigung. „Die sind alle bestochen, mach dir darüber mal keine Sorgen. Wir nehmen dich gerne mit.“ Bestochen, hmm... Seid froh, dass keiner des Tempels in der Nähe ist... Mein Schwert würde sich über ein paar Aufträge freuen... „Das würdet ihr tun? Ich könnte wirklich mal etwas 'Abwechslung' im Leben vertragen.“ „Dazu sind die Damen ja auch da. Oder glaubst du, wir geben ihnen Bögen, damit sie uns die Eier aus hundert Schritt Entfernung abschießen?“ Der Glatzkopf lachte jetzt noch mehr. „Wir sollten langsam los, damit wir noch gute Plätze bekommen.“ Sklavenhandel... Sklavenjagd... Es kotzt mich an, was aus dieser Gesellschaft geworden ist. Jeder dieser Tage stärkt meine Meinung, dass die komplette Säuberung des Lagers eine legale Methode ist, die Ordnung herzustellen. Der Tempel geht in den eigenen Grenzen viel zu locker mit den Bürgern um. Hier gibt es kaum Exekutionen, aus dem Keller hörte man keine Schreie... Waren das noch schöne Zeiten, als ich im Norden stationiert war... Er müsste härter im Inneren vorgehen und weniger sich auf die neuen Länder konzentrieren. Dann gingen die drei Männer in Richtung des Ausgangs und des Burgtors, wo sich schon eine große Menge -vorwiegend männliche Wesen- gebildet hat. Der Tempelkrieger konnte keine Rasse finden, die nicht vertreten war. Drachen, Zwerge, Orks, Trolle, Menschen, Elfen.... Alle wollten sie eine Elfensklavin, die nur einen Zweck hatte: das Wesen im Bett zu beglücken. Jeder tuschelte wild durcheinander, man sprach sich ab, man kaufte eine besonders hübsche Elfin gemeinsam. Niemand interessiert sich für das Schicksal hinter den Damen. Alle wollen sie nur ihr Vergnügen auf Kosten des Opfers. Nach wenigen Wochen ist sie langweilig und uninteressant und wird dann weiterverkauft. „Nur noch wenige Augenblicke, dann geht es los.“ erklärte der braunhaarige Krieger aufgeregt. „Jo, dann geht es den Schlampen an den Kragen.“ fügte der Glatzkopf hinzu. „Warum nennt ihr sie Schlampen? Sie machen das nicht freiwillig.“ Der Tempelkrieger war kurz davor, sich preis zugeben und die Szene aufzulösen. Doch gegen diese Massen hatte er keine Chance. Er würde höchstens, wenn es gut läuft, zehn bis zwanzig Stück töten können. Ich könnte es schaffen, wenn ich ein Überraschungsmoment abwarte... aber dann könnte ich meinen Sektenauftrag vergessen... „Es sind Elfen, die heißen hier so. Bei den großen Bandenchefs sind sie sogar schon so was wie Goldmünzen.“ erklärte der Braunhaarige. „Fast schon pervers.“ meinte der Glatzkopf. „Aber nur fast.“ „Werte Kundschaft, schön dass sie so zahlreich gekommen sind. Und auch heute biete ich ihnen nur das Beste aus dem Westen an. Frische Elfen, frisch aus den Wäldern. Noch alle Jungfrauen, dafür halte ich meine Hand ins Feuer!“ schrie ein kräftig gebauter Mann von einer Tribüne runter. „Schönheit lässt sich nicht beschreiben, darum fangen wir hier gleich auch an. Und hier, ein junges Exemplar, noch taufrisch.“ Die Beschreibungen des Mannes überwanden die Grenzen zum Zynismus mühelos. Selbst für einen gestanden Mann, wie den Templer, der nur wenige moralische Einschränkungen für Leben hatte, war diese Szene eine schwierige, bestialische Veranstaltung. Wesen ohne die Spur von Schuld zu töten ist die eine Sache; mit der Unmöglichkeit zu helfen konfrontiert zu sein, die andere. Ein Templer tötet normalerweise nie ohne Befehl oder Grund (Selbstverteidigung, Verteidigung von Schutzbedürftigen). Er hat die Pflicht allen Wesen zu helfen, die in Not sind. Doch während dieser Auktion konnte er nicht helfen, das Risiko für Templer und Wesen, das geschützt werden musste, war zu groß. Mittlerweile hatte ein zweiter Mann eine junge Elfe auf die Bühne gestoßen. Sie war komplett nackt, hatte in den letzten Tagen offenbar nichts gegessen und verängstigt. Selbst in der Entfernung von etwa zwanzig Schritt zur Bühne konnte der blonde Mann noch erkennen, dass das Mädchen zitterte. Das ist noch keine Frau, das ist ein Mädchen. Die Masse störte das Alter nicht. Sie grölte, rief sexistische Sprüche und machte eindeutige Gesten. „Das Startangebot für dieses schöne Exemplar sind fünf Goldstücke, geboten werden in Goldstücke-Schritten. Bietet wer fünf Goldstücke? Ah, dahinten sehe ich sechs! Sechs ist geboten, da kommt von hier vorne schon sieben. Und weiter geht's auch gleich zur acht. Neun? Will jemand neun bieten? Ja, neun Goldstücke dahinten! Neun? War das ein Melden, junger Mann? Nein? Gut, es bleibt weiter bei neun. Wer mehr? Keiner? Zum Ersten, zum Zweiten..... und verkauft! An den netten Ork dahinten.“ Der Verkäufer war ein Meister seines Faches. Er klang, als wäre er ein General, der seine Männer für die letzte Schlacht vorbereiten will. Der Ork, ein Krieger mit protziger Rüstung und großem Schwert, stand auf der Bühne und holte sich seinen Gewinn ab. Die Elfe wehrte sich kurz als die Ketten gelöst wurden, doch mit seinen großen, starken Händen konnte der Ork sein neues Spielzeug ohne Probleme festhalten. Es begann zu weinen, doch der Templer konnte nicht erkennen, ob es aus Angst oder Schmerz war. Er vermutete daher, dass es ein Mix aus beidem war. „Und schon haben wir unseren ersten glücklichen Käufer. Kommen wir zu Stück zwei.“ Eine Elfe wurde hart auf die Bühne gestoßen, sodass sie auf die Knie fiel. In Elfenaltersschritten war sie etwa so alt wie eine zwanzigjährige Menschenfrau. Sie war nicht so abgemagert wie ihre deutlich jüngere Kollegin. Doch man konnte erkennen, dass es ihr nicht besser ging. Ihr Körper war wunderschön, sie hatte einiges mehr an gewissen Stellen zu bieten als andere Elfen. Auch schien sie am restlichen Körper keine Macken zu haben. Die Haare waren braun und etwa schulterlang, während die langen Ohren spitz nach oben hinten zeigten. Sie hatten ungefähr die Länge einer menschlichen Hand. Ihre Haut war heller als die Haut der Menschen, ein abgeschwächtes Buttergelb. Auch sie hatte Angst und wollte nicht wieder aufstehen. Zwei Männer der traten auf die Bühne und zerrten sie mit Gewalt auf die Beine. Dabei starrte die junge Gefangene in die Menge. Man konnte glitzernde Tränen die Wangen herunterlaufen sehen und ihre Augen waren nass. Sie hatte große Angst, denn alleine konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Immer wieder wurde sie von den Männern barbarisch an den Armen hochgezogen. Schon bald hatte sie rote Handgelenke. Auch ihre Tränen konnte sie nicht mehr verbergen. Während des ganzen zynischen Schauspiels, das immer wieder vom Verkäufer mit Sprüchen, die eher zu einem gefangenen Drachen oder Bären gepasst hätten, kommentiert wurde, jauchzte die Menge und wurde immer wilder. Die Männer auf der Bühne musste die Masse immer wieder davon abhalten, auf die Bühne zu steigen und die Elfen anzufassen. Doch einmal passierte es. Ein junger Mensch in Alter von vielleicht siebzehn Jahren schaffte es trotz der fünf Männer, die jetzt auf der Bühne waren, die Elfe entwürdigend im Hüftbereich anzufassen. Das Opfer brach daraufhin nervlich zusammen. Sie lag am Boden und weinte nur noch. Der junge Mann, der dies erreicht hatte, war inzwischen von der Bühne zurückgedrängt. „Verdammt! Ihr hättet besser aufpassen müssen. Die kann man jetzt nicht mehr verkaufen!“ schrie der Verkäufer wütend seine Männer an. „Was sollen wir tun?“ fragte einer der Männer ratlos. „Entfernt sie erst einmal von der Bühne, um sie kümmere ich mich später.“ Die Männer taten, wie ihnen befohlen wurde, und stießen die hilflose, weinende Elfe die Treppe hinter der Bühne runter, um sie zu ihrem Käfig zu ziehen. „Nun, den Göttern sein dank war das nicht mein bestes Stück, das ich euch hier und heute präsentieren möchte. Ein besseres Objekt, aber nicht der Höhepunkt des Tages möchte ich ihnen jetzt vorführen. Eine reinrassige Druidin, die das Keuschheitsgelübde abgelegt hat. Zum Glück ist sie uns in die Falle gegangen, was wäre, wenn solch ein schöner Körper für die Männer nicht zugänglich wäre.“ Eine etwas dunklere Elfe als die letzte trat auf. Auch sie war nackt wie die Göttin des Lebens sie geschaffen hatte und man konnte ohne Lügen sagen, dass sie ihrer Göttin sehr ähnlich sah. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin betrat sie die Bühne gefasst, man könnte meinen, sie sei es gewöhnt, nackt von hunderten von notgeilen Männchen jeder Art aufzutreten. Sie ließ sich keine Träne abringen, kein ängstliches Zittern, kein Stolpern, kein Zeichen der Angst. Und doch, das wusste der Templer genau, sie hatte Angst. Sie wusste nicht, wer oder was sie ersteigern wird. Sie wusste als Druidin nur, dass es hart wird, denn als Druidin besaß sie ein paar interessante Zauber und Rezepte für Tränke. „Startgebot fünfzehn Goldstücke, Schritte drei Goldstücke. Bietet wer fünfzehn? Oh, dahinten! Achtzehn! Einundzwanzig hier in der Mitte von dem Glatzkopf.“ Es war der Glatzkopf neben dem Templer, der jetzt triumphal mit den Fäusten winkte. „Und Vierundzwanzig von dem Drachen dahinten. Oh, siebenundzwanzig wieder von hier vorne! Der Glatzkopf will es wissen! Dreißig! Drachenstark, der Drache ist offenbar auch interessiert! Dreiunddreißig! Oh, das wird ein harter Kampf! Sechsunddreißig! Der Glatzkopf gibt nicht auf! Neununddreißig! Ein Drachenkampf um eine Druidin! Und wieder ein Gebot des Glatzkopfs, zweiundvierzig! Will der Drache mit? Ja, er geht mit fünfundvierzig! Meine Leute, so viel habe ich noch nie gesehen für eine Druidin! Und der Glatzkopf geht wieder mit! Achtundvierzig! Will das geschuppte Monster, dass etwas offenbar nicht erwarten kann, mitgehen? Nein? Will sonst noch jemand mitbieten? Gut, zum Ersten, zum Zweiten... und an den Glatzkopf verkauft! Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit ihrer neuen Zimmerdekoration. Schlafzimmerdekoration.“ Eines Tages, in einer dunklen Gasse an einem dunklen Tag werde ich dich bestrafen. Und die Gnade des Todes wirst du nicht bekommen! Ich werde dich in deinem Blute schwimmen lassen. Für Ewig und immer! Spüre die Rache des Tempels. Ihr Sünder liefert neues Futter für den Tempel. Der Glatzkopf stieg auf die Bühne und zeigte eine Siegespose. Die Druidin schluckte, als der Verkäufer ihr die Ketten abnahm. „Komm her, Baby! Wir werden viel Spaß miteinander haben!“ meinte der Krieger auf der Bühne und lachte dabei fies. Jetzt konnte man sehen, dass die Druidin die ganze Zeit mit ihren Gefühlen und Ängsten gekämpft hatte. Ihr flossen die Tränen die Wangen hinunter und fielen auf die Brust. Dann ging ein Ruck durch den Körper der zierlichen Elfe und sie wurde fortgezogen. „Nun, meine Herrschaften, der Höhepunkt des Tages! Eine echte adlige Elfe. Keine Prinzessin, aber die Tochter eines Grafen einer Grafschaft am Rande des Waldes.“ Die Menge grölte nun noch lauter und die Männer auf der Bühne, mittlerweile die fünf Helfer des Verkäufers und vier Burgwachen, hatten alle Mühe, die Männer von der Bühne fernzuhalten. Dann wurde eine junge Elfe auf die Bühne gebracht. Durch einen großen Käfig vor den Männern geschützt, stand sie ebenfalls nackt vor der Meute. Ihr Alter, so schätzte der Templer, lag zwischen dem der ersten und dem der zweiten Elfe. Offenbar hatte sie die ganze zeit vor ihrer Verhaftung in einer Art Elfenbeinturm gelebt, denn man konnte keine Regung von Angst oder Furcht erkennen, mehr eine naive Neugier. Sie stand am vorderen Ende des Käfigs und starrte erstaunt in die Menge, die sich vor ihr versammelt hatte. „Nun, meine Herren, DAS Luxusobjekt unseres heutigen Tages. Start ist dreißig, immer in fünf Goldstücke-Schritten. Und schon sehe ich wieder die Klaue des Drachen von vorhin, also sind wir bei fünfunddreißig! Da hinten, ein anderer Drache! Vierzig! Und wieder Drache Nummer eins! Fünfundvierzig! Oh, und ein Mann aus der Mitte! Fünfzig! Drache zwei lässt nicht locker! Fünfundfünfzig! Und Nummer eins! Sechzig! Der Mann! Fünfundsechzig! Nummer zwei! Siebzig! Nummer eins! Achtzig! Der Mann! Fünfundachtzig! Drache zwei meldet, dass er aus dem Rennen ist! Nummer eins! Neunzig! Der Mann! Fünfundneunzig! Meine Herren, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Das ist unglaublich! Und wieder der Drache! Hundert, meine Herren Hundert! Der Mann! Hat der Gold wie Heu? Hundertundfünf! Damit es nicht zu lange dauert, geht es in Zehner-Schritten weiter! Der Drache willigt ein! Hundertundfünfzehn! Und der Mann deutet an, dass er draußen ist. Damit gehört dem Drachen das Mädel! Hol's dir, wilde Bestie und zeig ihr, wo der Drache seinen Hammer hat!“ Mit großen Flügelschlägen flog der blaue Drache auf die Bühne und begutachtete die Elfe genau. Diese schaute sich wiederum das geschuppte Wesen an und starrte wie ein Ochs vor einem Berg. Offenbar konnte sie es nicht glauben, dass es noch Drachen gab. „Du wirst mir viel Spaß bringen, Elfe!“ meinte der Drache mit tiefer Stimme und man merkte ihm an, dass er es kaum noch erwarten konnte. Der Verkäufer öffnete das Tor zum Käfig, die Elfe stieg aus und fasste dem Drachen an die Schnauze. Dieser war erstaunt über das unerwartete Ereignis. „Tatsächlich. Drachen existieren.“ Die Elfe war ganz erstaunt, wie ein kleines Kind, dem man etwas unbegreifliches zeigte. Der Drache taute aus seiner Schockstarre auf und faste die Elfe um die Hüfte, um mit ihr zu seinem Hort zu fliegen. Vorher gab er dem Verkäufer noch sein Gold. Dann hob er mit kräftigen Schlägen der Flügel ab. „So, das war alles. Bis zum nächsten Mal, vielleicht haben sie dann mehr Glück.“ meinte der Verkäufer. Und verschwand hinter der Bühne. Die Meute löste sich mit gemischten Gefühlen auf und schon bald gingen alle ihren normalen Tagestätigkeiten nach. Der Templer hingegen ging zielstrebig auf die Bühne zu und ging um sie herum zu den Käfigen. Alle waren leer, bis auf einer, in der die braunhaarige Elfe in ein Ecke sitzte und das Gesicht in den Händen vergrub. „Entschuldigen sie, was machen sie mit ihr?“ fragte der Krieger den Verkäufer, der gerade einen großen Schluck Wasser aus einem Schlauch trank. „Keine Ahnung, Arbeitssklavin oder so. Aber das kann man hier nicht verkaufen.“ erklärte der Verkäufer, ohne einen Blick auf den Templer oder die Elfe zu werfen. „Was ist, wenn ich sie kaufen will?“ „Hmm, wollen sie sie wirklich? Sie ist nicht besonders schön.“ „Mir genügt es.“ „Gut, vierzig Goldstücke, dann können sie sie haben.“ „Dreißig.“ „Achtunddreißig.“ „Vierunddreißig.“ „Sechsunddreißig.“ „Fünfunddreißig.“ „Na gut, nehmen sie sie sich. Aber es gibt kein Rückgaberecht!“ „Ja ja.“ Der Templer war genervt davon, mit welchen Wörtern der Verkäufer seine 'Ware' behandelte. Doch er sagte nichts, es waren zu viele Männer in der Nähe. Der Verkäufer hatte den Käfig geöffnet und die Elfe herausgeholt. Sie starrte den Krieger mit großen Augen. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich bin nicht so wie die anderen Männer hier. Hier, damit kannst du dich vor Blicken schützen.“ erklärte der blonde Mann und gab der Elfe seinen Mantel, den er aus seinem Rucksack gezogen hatte. „Danke...“ meinte die Elfe schüchtern und griff nach dem Stofffetzen, den sie sich auch sogleich um den Torso schlug und so ihre Intimsphäre schütze. „Wie heißt du überhaupt?“ fragte der Mann, während er mit der Elfe in Richtung der Burg ging. Dabei versuchte er, sie vor den Blicken der Wächter und anderer Männer abzuschirmen. „Elvynia, mein Herr...“ antwortete die Elfe zaghaft. Sie wusste immer noch nicht, was jetzt mir ihr passieren wird. „Das Wichtigste: Alles was wir jetzt zusammen tun, beruht auf Freiwilligkeit. Du bist frei, kannst machen, was du willst. Theoretisch. Praktisch wird das ein Problem, dieses Lager stinkt nach Missbrauch rund um Frauen und Kinder. Und das 'mein Herr' oder 'Herr', 'Gebieter' und so weiter, lassen wir schön bleiben. Du bist frei.“ erklärte der Mann. „Okay... wie... wie heißen sie überhaupt?“ fragte Elvynia zaghaft. „Du würdest ihn nicht aussprechen können, er ist aus dem Sprachraum der Wüste. Selbst ich habe damit Probleme. Nenne mich Krigger, wie Krieger, nur mit kurzem 'i'.“ erklärte der Mann, der sich nun selber Krigger nannte. „Okay... Krie... Krigger....“ „Du wirst dich fragen, warum ich dich befreit habe... Nun... Ich brauche eine Bogenschützin. Für einen Auftrag. Ich habe mir gedacht, dass du sicherlich eine bist.“ „Ja, ich bin eine.... Aber wie ihr... äh... du siehst habe ich keinen Bogen und keine Rüstung.“ „Das bekommst du morgen. Jetzt gehen wir erst einmal in die Burg, dort bekommst du sicherlich Kleidung.“ „Gut, danke...“ „Und dann geht’s in mein Zimmer, dort kannst du dich ausruhen. Habe keine Angst, ich werde dir nichts tun. Aus dem Alter bin ich zwar noch nicht draußen, aber es gab in meinem Leben schon genug Probleme damit. Daher halte ich mich davon fern.“ „Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen...“ seufzte Elvynia traurig. „Das ist schwer, ich weiß. Aber ich versuche, ein Zimmer mit zwei getrennten Betten zu bekommen, aber versprechen kann ich nichts.“ Mittlerweile waren die beiden im Zimmer des Kriegers angekommen. „Leg dich schlafen, ich wache hier.“ erklärte der Krieger und schloss die Tür. „Ich bitte um Verzeihung, doch das Bett ist schlecht.“ „Besser als ein Käfig auf jeden Fall.“ meinte die Elfe, ließ den Mantel fallen und legte sich nackt ins Bett, wo sie kurze Zeit später auch schon schlief. Krigger deckte sie mit dem Mantel zu, bevor er sich daran machte, seine Waffen zu reinigen. Es waren schöne Langschwerter aus dunklem Metall. Sehr hart und sehr scharf, ideal für den Kampf. Nur Geduld, bald wird das Blut fließen... Es wird eine Säuberung geben, meinen kleinen Klingen.... Ihr bekommt bald euer Futter... Blut... Wenn man sich leise im Zimmer des Kriegers versteckt hätte, könnte mann das Surren einer Mücker hören, obwohl es keine Mücke im Zimmer gab... Kapitel 7: Nicht alles ist leicht im Leben ------------------------------------------ Anmerkung für die Freischalter: Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass folgender Abschnitt möglicherweise Adult enthält, doch gege ich keine Adult-Bewertug, da diese Szenen in anderen Media auch für Wesen unter 18 zugängig sind. Zudem habe ich auf genaue Beschreibungen verzichtet. Es war bereits später Nachmittag und die Sonne stand vermutlich tief am Horizont, doch dies konnte Krigger nicht überprüfen, da sein kleine Zimmer nur ein Fenster hatte, das auf den Burghof gerichtet war und so alle Gerüche und Geräusche des Burghofs in das Zimmer ließ. Die junge Elfe schlief immer noch ruhig vor sich hin, während der Krieger sich mit seiner Ausrüstung beschäftigte. Er polierte seine Rüstung, welche aus einem schwarzen, harten Metall gefertigt war und das Zeichen der Schwarzen Legion, ein roter, achteckiger Stern in einem Kreis, trug. Trotz der Härte und Festigkeit wog die Rüstung nicht viel, sodass ihr Träger im Kampf nicht groß behindert wurde. Wir haben schon einiges mitgemacht... Die Säuberungen im Norden, der Sklavenaufstand in der Hauptstadt... Nicht selten hast du mir das Leben gerettet... Zwar bist du jetzt schon über fünf Jahre alt, doch ich kann nur kleine Kratzer erkennen. Keine Beulen oder größere Beschädigungen. Du hast deinen Träger immer beschützt... Mit dieser Rüstung waren viele Erinnerungen seines Lebens verbunden, gute wie schlechte. Man sagt sich, je länger die Rüstung schön ist, desto größer ist der Krieger... Ob das stimmt? Ich bin kein großer Krieger, nur jemand, der aus dieser Situation das Beste macht, was möglich ist... Der Mann schaute kurz zu der Elfe in seinem Bett hin, bevor er sich wieder seiner Rüstung zuwand. Nicht viele pflegten ihre Ausrüstung so wie er, doch er hielt dies für wichtig. Seiner Meinung nach waren die Ausrüstung und der Kämpfer eine Einheit. Sobald es einem Teil schlecht ging, konnte der andere Teil dies nicht ausgleichen. Immer und immer wieder polierte er die Rüstung, schaute ob sie auch sauber war und polierte dann an anderen Stellen weiter. Dabei kamen ihm alte Erinnerungen hoch. „Vorsicht! Der Angriff geht gleich los! Jeder macht sich bereit!“ Die tiefe Stimme des Kommandanten schallte durch die kalte Nacht und ließ auch die letzten Männer der Gruppe wach werden. Schon nach kurzer Zeit standen vierzig Männer und Frauen vor der kleinen Stadt hoch im Norden, weit hinter den eigentlichen Grenzen Ayslants. Die Stadt schlief und es hatte den Anschein, dass auch die Stimme des Kommandanten nichts änderte. Kalt strich der Wind durch die Gruppe an Kämpfern und jeder fröstelte. Doch niemand ließ es sich anmerken. Jeder hatte das Ziel in den Augen, die kleine Stadt mit ihren typischen Holzhäusern und wenigen Steinhäusern, die nur noch eine halbe Meile entfernt war. Die Schwerter waren geschliffen, die Rüstungen poliert. Alles war griffbereit. „LOS!“ schrie der Kommandant in seine Gruppe. „Lasst den Sturm entfachen!“ Kurze Zeit später machten sich die vierzig Kämpfer auf den Weg zur Stadt. Der Wind hatte an Kraft zugenommen und war ein kleiner Sturm. Krigger schaute sich um und sah in die Gesichter seiner Mitkämpfer. Jeder hatte sein Tuch vor Mund und Nase gebunden, einige schon ihre Waffen gezogen. Man konnte die Anspannung förmlich spüren. Kurze Zeit später hatten sie im Dunkel der Nacht die Stadt erreicht, die lediglich durch eine Holzpalisade gesichert war. Sie zu überwinden war für die Schwarze Legion ein Kinderspiel. Leitern und Kletterseil wurden benutzt und schon wenige Augenblicke später befanden sich vierzig Krieger auf der anderen Seite der Palisade. „Nochmal zum Mitschreiben: Keine Überlebenden! Nach dem Angriff wird die Stadt dem Erdboden gleich gemacht. Und ich will keine Plünderungen! Keine Angst, mehr als fünfhundert Menschen dürften sich hier nicht aufhalten. Der Rest dürfte schon geflohen sein oder an der Front fallen.“ zischte der Kommandant seinen Leuten zu. Dann ging der Sturm los. Fackeln wurden angezündet oder aus ihren Halterungen genommen, Wachen erschlagen oder anderweitig beseitigt. Die Fackeln flogen schnell auf die ersten Strohdächer, die daraufhin in Flammen aufgingen und die Gruppe wärmten. „Alarm! Wir werden angegriffen!“ schrie eine Stimme aus dem Hintergrund und Glocken schlugen wild. Die heiße Phase des Kampfes hatte begonnen. „Okay, ihr wisst, was zu tun ist. Gruppe Drache kümmert sich um die Häuser, Gruppe Schwert um die Menschen. Keine weiteren Fragen. Bis zum Morgengrauen muss alles erledigt sein!“ erklärte der Kommandant. Die Gruppe teilte sich und jeder begann seine Aufgabe zu erledigen. „Dort sind sie! Es sind nur wenige, machen wir sie fertig!“ schrie ein älterer Mann mit Fackel. Hinter ihm hatten sich etwa hundert Bürger versammelt, die ihre Stadt verteidigen wollten. Dann rannte die Bürger in die Gruppe der Schwarzen Legion. Es war ein einziges Sterben auf der Seite der Bürgerwehr. Die Schwerthiebe der Gruppe Schwert trafen schnell und tödlich, kaum ein Angreifer hatte langen zu leiden. Schon kurze Zeit später war die Erde unter ihren Füßen blutgetränkt und die Bürgerwehr vernichtend geschlagen. Einige letzte Männer flohen in Richtung des Stadtkerns. „Lasst sie nicht entkommen!“ Mittlerweile hatte Gruppe Drache die meisten Häuser dieses Stadtteils angezündet und ging nun in Richtung Stadtkern vor. Auch die Männer und Frauen in der Gruppe Schwert, der Krigger angehörte, begann mit einem schnellen Vorstoß in Richtung der Stadtmitte. Kurze Zeit später standen sie am Rathaus und dem Tempel, die beide in der Mitte der Stadt standen. Vor ihnen hatten sich Frauen und Kinder versammelt und mit weißen Fahnen angekündigt, sich zu ergeben. Die Kinder weinten und klammerten sich an die Mütter. „Keine Überlebenden!“ schrie der Kommandant noch einmal. Gruppe Schwert trat langsam an die Frauen und Kinder heran und schlossen sie ein. Es gab für die Geschwächten kein Entkommen mehr. Vor Krigger stand eine ältere Frau mit zwei jungen Kindern, die offenbar ihre Enkel waren. „Ich weiß nicht, wer oder was ihr seid, aber ich weiß, dass euch die Götter niemals vergeben werden!“ schrie die Alte Krigger ins Gesicht. „Eure Götter sind am Sterben, altes Weib! Und ihr und eure Bastarde von Kindern auch. Wir dulden keine Heiden im Reich, das solltet ihr wissen!“ meinte Krigger gelassen. Er hob sein Schwert und schlug mit der flachen Seite gegen den Kopf der Frau. Sie fiel zu Boden, war jedoch noch bei Bewusstsein. „Mörder! Hund, feiges Pack!“ schrie sie. Dann kam der zweite Hieb, der den Schädel spaltete. Sie blutete aus den Ohren. Derweil hatten die Kinder angefangen zu schreien und versuchten, sich mit ihren Armen vor den Hieben des Kriegers zu schützen. Doch es war vergebens. Kurze Zeit später sackten sie tödlich getroffen zusammen und lagen auf ihrer Großmutter, als hätte man sie einfach auf die tote Frau geworfen. Bei den anderen Kämpfern sah es nicht anders aus. Sie schlugen sich durch die hilflosen Menschen und ignorierten dabei jedes Geschrei und weinen, dass Gefühle auslösen könnte. Es dauerte nicht lange und alle Menschen lagen tot auf dem Boden und bluteten aus. „Die Stadt brennt. Alle Menschen, die wir trafen wurden ordnungsgemäß vernichtet. Keine Überlebende bekannt.“ erklärte ein Krieger der Gruppe Drache dem Kommandanten, der gerade die Zerstörung des Tempels befohlen hatte. „Gut, kontrollieren sie die Tore und alle Straßen noch einmal. Wenn sie fertig sind, wir diese Stadt nicht mehr existieren. - Alle, die nicht mit dem Tempel beschäftigt sind, bringen Holz! Wir verbrennen diese unwürdigen Heiden.“ Krigger hatte gerade nichts zu tun, so bereitete er die Verbrennung vor. Er stapelte die Leichen der Frauen und Kinder als seinen sie Säcke voller vergiftetem Korn, nicht Menschen. Keine Gefühle regten sich in ihm, im Gegenteil, er empfand Freude dabei, Leid über diese Leute zu bringen. Schließlich waren es Wilde, Ungläubige, Heiden. Das Böse in Person. Dann kam das Holz. Es waren Holzscheite, die neben Häusern gelegen hatten und so noch nicht vollständig verbrannt waren. Sie wurden über und zwischen die Leichen gelegt, sodass ein riesiger Scheiterhaufen entstand. „Wie wollen wir so viele Körper in einer Nacht verbrennen?“ fragte Krigger seinen Kommandanten. Zwar hatte er schon viele solcher Säuberungen gesehen und mitgemacht, doch dort wurden die Leichen oft einfach liegen gelassen. „Die Priester gaben mir eine Flüssigkeit mit, die das ganze in Sekundenbruchteilen in Flammen setzen kann.“ erklärte der Kommandant und holte einen Schlauch voller Flüssigkeit hervor. Dann kletterte er auf den Haufen, tröpfelte den ganzen Haufen vorsichtig voll und sprang dann wieder runter. „Unterkommandant Schwyser, werfen sie Fackel auf den Haufen.“ „Sehr wohl, mein Kommandant.“antwortete der Angesprochene und nahm sich eine Fackel, die er auf den Haufen warf. Binnen Sekunden brannte der Haufen lichterloh und stellte sogar die brennende Stadt in seinen Schatten. „Beeindruckend, mein Kommandant. Doch warum sollen wir den Vögeln und Tieren etwas vornehmen, was sie selber können?“ fragte Krigger. „Ohne Leichen haben sie keine Beweise, dass wir die Zivilbevölkerung säubern. Es ist eine neue Anweisung von oben. Außerdem schützen wir so unsere eigenen Truppen vor Seuchen und schrecken die Bauern der Umgebung ab. Uns interessiert es nicht, ob sie uns sehen. Bis morgen früh sind wir weg.“ erklärte der Kommandant. „Tempel erfolgreich entweiht und zerstört, mein Kommandant!“ berichtete ein junger Krieger und salutierte vor dem Befehlshaber. „Sehr gut. Jetzt müssen wir nur noch auf die Männer der Gruppe Drache warten.“ erklärte der Kommandant erfreut. Wieder eine Säuberung ohne Verluste. „Jungs, Mädels, ich bin froh, die kleinen Aufgaben zu machen und nicht in den großen Städten gegen tausende von kampferfahrene Männer zu kämpfen. Wenn wir zurück hinter der Front sind, gibt es Freibier!“ Die Krieger jubelten. „Mein Kommandant, Gruppe Drache ist zurück. Mussten noch gut zweihundert Frauen und Kinder töten. Sie waren auf der Flucht, wollten gerade durch das Haupttor fliehen. Keine bekannten Überlebenden. Leichen in umliegenden Häusern deponiert.“ erklärte der Führer der Gruppe Drache und salutierte ebenfalls vor seinem Kommandant. „Gut, aber sonst alle Straßen leer?“ „Wir konnten nichts finden, mein Herr!“ „Ausgezeichnet. Sind wir vollständig?“ „Ja wohl!“ „Abmarsch!“ Die vierzig Todesgötter marschierten in Richtung des kleinen Südtors. Es war ein lockerer Marsch, nicht sehr geordnet. Man unterhielt sich über Alltagsdinge, als sei man Bergmänner nach einer Schicht. Da es keine Neuzugänge in der Gruppe gab, musste der Kommandant auch keinen Beruhigen oder Notexekutieren. Krigger ging am Rand der Gruppe, mit einem anderen Krieger in ein Gespräch vertieft. „Psst, hörst du, was ich höre?“ fragte er seinen Gesprächspartner. „Nein, Krigger. Ich höre nichts.“ „Geh du schon mal voraus, ich komme gleich nach. Ich überprüfe hier nur kurz etwas.“ erklärte Krigger und ging in ein ausgebranntes Haus. Sein Gesprächspartner ging weiter, wenn da etwas war, konnte das ein Tempelkrieger auch allein. Das Haus war dunkel, durch das verbrannte Dach viel etwas Licht und kurze Zeit später konnte Krigger etwas sehen. Er bewegte sich leise und schaute sich genau um, ob dort noch etwas war. Doch er konnte nichts finden und wandte sich wieder ab. Plötzlich kam ein schwaches Wimmern aus einer schweren Kiste am anderen Ende des Raums, wo das Feuer kaum gewütet hat. Er schritt langsam in die Richtung der Kiste und öffnete sie vorsichtig. Das, was er sah, erstaunte den Krieger. Es war ein kleines Mädchen im Alter von vielleicht neun Jahren, die sich hier in der Mehlkiste versteckt hatte, nachdem das Feuer an dieser stelle nicht mehr so stark gewütet hatte. „Oh, ein Mädchen. Müsstest du nicht bei deinen Freunden im Feuer sein?“ fragte Krigger, während er das Mädchen beobachtete. Es zitterte, weinte und hielt ihren Teddybären in der Hand. „Komm, kleines Mädchen. Wenn du artig bist, tue ich dir auch nichts an.“ Doch das Mädchen weinte jetzt nur noch mehr und begann zu schreien. „Wirst du wohl ruhig sein!“ schrie der Tempelkrieger und griff mit seiner rechten Hand nach dem Kopf des Mädchens. Es versuchte zu entweichen, hatte aber keine Chance. Die Hand fasste auf den Kopf. Würde es noch leben und reden können, würde es behaupten, dass die Hand nicht die eines Menschen war. Doch es würde ihr keiner glauben. Schließlich war Krigger zu diesem Zeitpunkt nur ein Mensch, der seine Pflicht erfüllte. „War da jetzt noch was?“ fragte der Krieger, der weiter gegangen ist. „Nur ein kleines Mädchen, das jetzt im Feuer brennt.“ „Also was normales.“ „Jo.“ Als die Sonne sichtbar, befanden sich die Krieger schon auf eigenem Gebiet und hatten ihr Opfer, die Stadt, längst vergessen und befanden sich beim Trinken des Freibiers. Ein Geräusch weckte den Krieger aus seinem Halbschlaf und der Erinnerung. Es war die Elfe, die langsam aufwachte und noch sehr verschlafen aus der Wäsche schaute. Ihr Haar war wild und ungepflegt und auf ihrem Körper hatten sich die Falten des Bettes abgezeichnet. Doch ansonsten ging es ihr gut. „Wie spät ist es?“ fragte sie müde und griff sich den Mantel, um ihre Blößen zu bedecken. „Später Nachmittag, fast schon Abend. Man kann -trotz der Burg und ihren Mauern- schon das Abendrot sehen.“ antwortete Krigger und zog sich die Rüstung über, die er bereits mit Stofffetzen unkenntlich gemacht hatte. „Oh...“ „Keine Sorge, etwas zum Anziehen finden wir hier in der Burg schon noch. Morgen gibt’s die Rüstung und den Bogen. Das wird wahrscheinlich länger dauern.“ „Hmm...“ „Sag einfach Bescheid, wenn du soweit bist. Hier am Fenster ist eine Schale mit Wasser, damit kannst du dich frisch machen.“ „Ich bin gleich soweit. Entschuldigt, wenn ich frage, aber habt ihr nicht vielleicht eine Hose oder ein Hemd, das ihr mir leihen könnt?“ „Leider nein. Aber die Rüstkammer ist gleich ihn der Nähe, vielleicht haben sie noch ein, zwei Hemden und Hosen für dich. Du kannst mich duzen.“ erklärte der Krieger, der gerade seine beiden Schwerter auf seinen Rücken schnallte. „Okay...“ „Na, dann wollen wir mal.“ meinte der Mann, warf seinen Rucksack um und ging als erster aus der Türe. „Du kannst kommen, gerade ist wenig los.“ Vorsichtig und zaghaft trat die Elfe aus dem Zimmer. Sie hatte immer noch große Angst, dass sie Opfer einer Attacke wird, deren Ziel eine grauenvolle Berührung ist. Die Rüstkammer lag nur wenige Zimmer rechts von dem des Kriegers, sodass die Elfe und er unbemerkt blieben. Er klopfte nicht, sondern trat gleich ein. „Hey, man klopft, Dumpfbacke!“ schimpfte der Zwerg, der hinter der Theke auf einem großen und hohen Stuhl saß und über Tabellen gebeugt war. „Pass auf, was du sagst, Kleiner!“ schrie der Krieger zurück. „Als ICH muss dir nichts geben.“ meinte der Zwerg, der seine Tabellen unter die Theke legte. Die Elfe hatte er noch nicht gesehen. „Aber egal, es gibt schlimmeres. Was kann der alte Zwerg für dich tun?“ Der Krieger sagte nichts, sondern zeigte auf die zierliche Elfe, die sich hinter ihn zu verstecken versuchte. „Ahja. Sag mir nichts, du bist nicht der erste Held, der eine Elfe befreit hat, und jetzt Kleidung für sie will. Rüstung kommt morgen, ich habe jetzt keine Lust mehr, Maße zu nehmen und schauen, ob ich was habe.“ erklärte der Zwerg und verschwand in einem großen Schrank. Kurze Zeit später kam er mit zwei Hosen und zwei Hemden, sowie einem Paar einfacher Sandalen aus Leder zurück. Er legte de Sachen auf die Theke und meinte: „Da, rechts neben der Theke ist eine Kammer für Putzzeug, da kann sie sich umziehen. Hier ist der Schlüssel.“ Er gab ihr einen Eisenschlüssel, welchen sie zaghaft annahm und mit der Kleidung in der Kammer verschwand. „Da hast du ja einen schönen Fang gemacht. Ich nehme an, du willst sie nicht wegen deinem Bett oder Haus, richtig?“ fragte der Zwerg und schaute der Elfe nach. „Nein, ich brauche ihre Bogenschusskünste.“ „Eine der besten Begründungen. Zwar könnte man sie einfach freilassen, doch am Abend ist sie schon wieder gefangen. Sei vorsichtig, die Sklavenhändler werden misstrauisch, wenn sie sie in Kampfgarnitur sehen.“ „Hmm... da könnte was wahres dran sein. Du kennst nicht zufällig einen Zwerg, der ein Abenteuer mit Kämpfen, Gold und so haben will?“ „Ich. Aber zum Kämpfen bin ich zu alt. Sonst kenne ich keinen. Versuch es mal im Osten des Lagers, da gibt es oft Zwerge.“ erklärte der Rüstungshändler. „Wie erkenne ich vertrauenswürdige Zwerge?“ „Wenn sie gleich nach Gold fragen, lass sie links liegen. Am Besten ist es, sich in eine Kneipe zu setzten und dort einen Abend zu bleiben. Wenn eine Schlägerei ausbricht -was fast immer der Fall ist-, dann ist der dein Typ, der nicht mitkämpft. Das sind die Veteranen oder Elitekämpfer. Ihr Kodex verbietet es ihnen, nur wegen dem Gold zu kämpfen.“ berichtete der Zwerg. „Und warum erzählst du mir das? Ist das nicht ein Geheimnis?“ „Ha! Die Eisenberge sind in der Nähe, was meinst du, wie viele Abenteurer einen Zwerg in ihrer Gruppe haben wollen. Heute kamen schon zwei, die einen Drachentöter der Zwerge suchten. Es ist ein Geschäft mit Söldnern, jeder Zwerg im Lager verdient an den Söldnern. Sei es nun der Koch, der Schmied, der Wirt. Alle verdienen was. Oder glaubst du, Zwerge lassen sich freiwillig aus ihren Bergen vertreiben? Wir kämpfen notfalls allein gegen hunderte Orks!“ Man merkte dem Zwerg an, dass er stolz darauf war, ein Zwerg zu sein. Mittlerweile war die Elfe fertig und trat aus der Kammer. Zwar waren es nur einfache Bauernkleider, doch es genügte. Offenbar hatte sie in der Kammer auch einen Kamm oder dergleichen gefunden, mit dem sie ihre violetten Haare gekämmt hatte. Als sie vor den beiden Männern stand, lächelte sie leicht und machte einen Knicks. Krigger musste schmunzeln, wollte er solche Dinge doch nicht bei seinen Kameraden. „Damit fühlt man sich doch gleich viel besser, oder?“ fragte der Zwerg und kam um die Theke herum, um das Ergebnis seiner Größenwahl zu begutachten. Er zog leicht an den Ärmeln und Hosenbeinen, prüfte, wie stark die Lederriemen auf die Füße der Elfe drückten und ob die Hose genügend Halt hatte. „Also es sitzt schon mal nicht schlecht, nicht zu weit, nicht zu eng. Warte, ich gebe dir auch noch Unterwäsche, das ist im Preis inbegriffen.“ Und schon kramte er wieder im Schrank. Dabei schaute er immer wieder kurz hervor, um die Größen der Elfe abzuschätzen. „So, das, das und das. Probiere die drei Oberteile, ob sie zu groß oder zu klein sind.“ Er legte drei Tücher auf den Tresen, die als Bruststütze dienten. Die Elfe nahm sie sich mit einem Lächeln, denn so viel Aufmerksamkeit wurde ihr noch nie gegeben. Der Zwerg durchsuchte den Schrank nach Unterteilen, die Intimszone vor dem rauen Leinenstoff schützen sollte. „Weißt du, ob sie überhaupt gut genug als Schützin ist?“ fragte der Zwerg, während der Suche. „Nö, ich weiß auch nicht, ob sie mit auf den Auftrag gehen wird. Aber das ist mir egal. Hauptsache, sie ist frei.“ „Ein Selbstloser...“ meinte der Zwerg mit einem Ton, der verriet, dass er wusste, dass die Freiheit der Elfe dem Krieger egal war. „Ja...“ antwortete der Angesprochene und er wusste, was der Ton des Zwerges zu bedeuten hatte. „Na ja, selbst wenn sie nicht mit dir geht, man trifft sich immer zwei mal im Leben... und bei den Göttern kommt es auch gut...“ „Jo, daran habe ich noch gar nicht gedacht...“ antwortete der Krieger mit gespieltem Interesse. Die Götter interessierten ihn nicht, nur er, dem er unterstellt war, würde sein Richter sein. Und der interessierte sich nicht für 'Moral'. Elvynia trat aus der Kammer und machte einen zufriedenen Eindruck. Anscheinend hatte sie eine Größe gefunden, die ihr angenehm war. Sie legte die beiden anderen Stücke zurück und nahm stattdessen die Unterwäsche für unten. Jetzt in dieser Situation merkte man ihr nicht an, welches Schicksal hinter ihr lag, doch es ist nur für den Augenblick. Sobald eine fremde Person den Raum betrat könnte es sich ändern. Der Zwerg hob erstaunt die Augenbraue über dem linken Auge, als er merkte, welche beiden sie zurück gegeben hatte. Doch er sagte nichts, sondern murmelte nur: „So schlecht habe ich noch nie geschätzt.“ „Was würde es dann insgesamt kosten?“ fragte Krigger. „Hmm, fünf Silbertaler.“ „Ist aber billig.“ entfuhr es dem Krieger. „Das ist ja auch eine Rüstkammer und kein Modehaus in der Hauptstadt. Hier gibt es eigentlich Rüstungen und nicht Alltagskleidung. Aber ich kann es gerne teurer machen.“ „Nein, dass ist nicht nötig.“ antwortete der Krieger sofort. Sag niemals, NIEMALS, vor einem Zwergenhändler, dass etwas billig ist. Kurze Zeit später öffnete die Elfe die Tür zur Kammer und kam mit den beiden anderen Unterteilen zur Theke. „Passt das, was sie anhaben gut?“ fragte der Zwerg zur Sicherheit. „Ja...“ „Sicher?“ „Ja...“ „Haben sie keine Angst, ich tue ihnen nichts, wenn sie mir sagen, dass es nicht passt. Es ist wichtig, dass sie mir sagen, wenn etwas nicht passt, dann kann ich ihnen morgen schneller eine Rüstung geben. Also, rutscht, drückt oder reibt irgendetwas?“ fragte der Zwerg, als er merkte, dass die Elfe nur aus Schüchternheit mit „Ja“ antwortete. „Es geht...“ „Was geht?“ „Ein Teil ist etwas eng, aber ich glaube, ich gewöhne mich daran...“ „Nein, das machen wir hier nicht. Entweder passt etwas hundertprozentig oder der Kunde bleibt so lange, bis es passt. Also, ziehen sie das unpassende Stück aus. Wenn es die Hose oder das Hemd ist, lassen sie die erst einmal an, ich gebe ihnen dann ein größeres und sie geben mir das kleiner, wenn sie fertig sind.“ erklärte der Zwerg zornig. Zwergen sind Baumeister und Schmiedemeister, sie werden leicht wütend, wenn etwas nicht so passt, wie es soll. Das gilt für Schrauben und Steine, aber auch für Rüstung und Kleidung. Schüchtern verschwand die Elfe in der Kabine und zog das nicht passende Teil aus. Es war das Oberteil der Unterwäsche. Wortlos tauschte er das Stück gegen die nächstgrößere Größe um und wartete darauf, dass die Elfe fertig wird. „Sie sollten morgen früh kommen und die Rüstung abholen, sonst garantiere ich für nichts!“ erklärte der Zwerg. Der Krieger sagte nichts, sondern wartete geduldig, bis die Elfe fertig war. „Passt es diesmal besser?“ „Perfekt!“ schoss es aus der Elfe heraus, worauf sie sich sofort entschuldigte. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, es ist bei Mann und Frau wichtig, dass ALLES genau passt. Sonst wird’s unangenehm und man kann nicht das leisten, was man will.“ erklärte der Zwerg und begab sich hinter die Theke, um die Bezahlung zu regeln. Wortlos legte der Krieger die fünf Silberstücke auf den Tisch. Der Zwerg nahm sie sich und wünschte noch einen guten Abend. Dann verschwanden der Krieger und die Elfe aus der Rüstkammer. „Entschuldigen sie, wenn ich zu große Ansprüche hatte. Das kommt nicht wieder vor.“ erklärte die Elfe demütig. „Nein, es ist wichtig, dass alles genau passt. Ich hatte mal einen Stiefel, der einen halben Finger zu breit war. Zwei Wochen danach lag der Stiefel auf dem Abfall und mein Fuß war voller Blasen. Und duze mich bitte, ich möchte nicht dein Herr oder Meister sein.“ erklärte der Krieger. „Entschuldige vielmals, doch noch nie wurde ich so respektvoll behandelt wie hier. Und offenbar scheint ihr eine Ausnahme auf diesem Gebiet zu sein.“ antwortete Elvynia. „Ja, eine Ausnahme....“ murmelte Krigger und dachte dabei an den Augenblick, wenn er ihr den Auftrag erklärt. Ob sie dann immer noch so edel von ihm denken würde? „Hast du Hunger? Wollen wir in die Schenke?“ „Etwas zum Essen könnte ich schon vertragen... lange zeit hatte ich nichts außer Brot und Wasser...“ Kapitel 8: Aufrüstung, die Erste -------------------------------- Männer, die unverständliche Befehle brüllten, und andere, denen diese Befehle galten, weckten den Tempelkrieger, der sein Bett Elvynia gegeben hat und daher mit einer dünnen Decke und seinem Mantel als Kopfkissen auf dem Boden geschlafen hatte. Ein solch hartes 'Bett' war er aus der Ausbildung und von den Kämpfen in den Städten des Norden gewöhnt, daher hatte er kaum Verspannungen oder sonstige Beschwerden. Er blinzelte kurz, gähnte und stand dann auf, um zu schauen, was ihn geweckt hatte. Die Sonne konnte er noch nicht am blauen Himmel sehen, daher vermutete er, dass es früh morgens sein müsste. Diese These wurde dadurch bestätigt, dass er fast nur Soldaten und Kommandanten auf dem Burghof sehen konnte. Es war ein seltsamer Anblick: Hochrangige Soldaten mit glänzenden Rüstungen und perfekt geschmiedeten Waffen standen Reihe an Reihe, während ein Kommandant verschiedene Befehle brüllte, die Krigger nicht verstehen konnte. Da er jedoch keine große Anspannung feststellen konnte und die Soldaten nur um den Hof marschierten, vermutete er, dass es nur eine Übung war. Während er am Fenster stand, konnte er eine kühle Brise spüren, die ihm auch die letzte Müdigkeit aus den Knochen nahm. Ich vermute, dass es ein schöner Tag ohne Regen oder Sturm geben wird. Ein leises Quietschen und Stöhnen des Bettes signalisierte, dass die junge Elfe am Aufwachen war. Krigger drehte sich um und bemerkte, wie sie ihn mit verschlafenen Augen anschaute. „Wie lang habe ich geschlafen?“ fragte sie verschlafen und gähnte daraufhin. „Fast die ganze Nacht.“ antwortete der Angesprochene. „Oh...“ Sie rieb sich die Augen und stand langsam auf, wobei sie sich gründlich streckte und die Gelenke knacken ließ. „Macht nichts, wir haben den ganzen Tag Zeit.“ erklärte der Tempelkrieger freundlich und zog daraufhin seine Rüstung mit den Kettenhemden und Lederteilen an. „Hmm... Wo bekommen wir einen Bogen mit Pfeilen für mich?“ fragte Elvynia, während sie den Mann genau beobachtete. „Ich hoffe, dass dich die Waffenkammer zufrieden stellen kann... ansonsten müssen wir runter ins Lager... aber wir brauchen erst eine Rüstung, da die am längsten braucht... ich hoffe, der Zwerg hat was für dich...“ antwortete der Krieger, während er dabei war, sein Kettenhemd und die Lederteile richtig zu positionieren. Dabei fluchte er immer wieder, wenn er beim Anlegen merkte, dass seine normale Größe nicht passte und er es enger beziehungsweise weiter stellen musste. „Ich brauche nicht viel... hauptsache beweglich und ein angenehmer Sitz.“ meinte die Elfe, während sie sich an einer Schüssel voller Wasser das Gesicht wusch. „Elfenkunst kannst du hier nicht erwarten, höchstens Zwergenkunst.“ Mittlerweile saßen die Lederteile und das Kettenhemd, sodass er sich der Rüstung zuwand. „Hmm...“ „Aber vielleicht hat der Zwerg was vergleichbares.“ „Hoffen wir es.“ meinte die Elfe, die dabei war, ihre Alltagskleidung anzuziehen. „Ah, jetzt!“ stieß der Krieger hervor, als ein klemmendes Teil der Schulterplatten sich endlich wieder bewegte. „So, ich bin soweit. Hast du großen Hunger?“ „Nein.“ Sie erinnerte sich nur ungern daran, was gestern Abend in der Burgschenke passiert ist. Es hatte viel damit zu tun, dass sie eine weibliche Elfe mit schönen Körpermaßen war. Am Ende gab es drei Tote und zwei Verletzte. „Okay, dann los!“ meinte Krigger und öffnete die quietschende Tür zum Gang, der mittlerweile gut gefüllt war. Überall liefen Soldaten, Ritter und Beamte, die verzweifelt versuchten, Ordnung in das Chaos des Lagers zu bringen. Die Beiden hielten sich rechts und waren schon nach wenigen Schritten bei der Rüstungskammer, welche durch eine große, schwere Tür aus robustem Holz vom Gang getrennt war. Sie hatte Schnitzereien, die Rüstungen und Helme zeigten und so den Wesen, die nicht lesen konnten, unmissverständlich zeigten, dass dies die Rüstungskammer war. In den rechten Flügel der Tür, welche schon die Ausmaße eines kleinen Tors hatte, befand sich eine kleine Tür, die dem Krieger gerade einmal bis zu Brust ging und durch ein Schloss gesichert war. Es war der Eingang für den Wächter der Rüstungen, ein Zwerg mit langen, braunen Haaren und einem Bart bis zum Bauchnabel. Er hatte seine Rüstung immer an, auch wenn es nur ein Schuppenpanzer auf einer Kettenrüstung war. An seinem Gürtel baumelten verschiedene Waffen und Werkzeuge, darunter Äxte, Hammer und Messer. Doch davon konnten die Elfe und ihr Retter aus der Sklaverei beim eintritt nichts sehen, den der Zwerg war nicht zu sehen. Nur das Klappern von Plattenrüstungen und Kettenhemden deutete auf die Anwesenheit des Zwerges hin. Er befand sich im hinteren Teil der Kammer, versteckt hinter Rüstungen, die auf einfache, übungspuppenähnliche Puppen gekleidet waren und jetzt auf einen Träger warteten. „HALLO!“ schrie der Krieger in den Raum, denn er konnte nicht abschätzen, wie weit der Zwerg entfernt war und wie laut es bei ihm zuging. Kurze Zeit später kam ein kleiner Mann hinter den Puppen hervorgewuselt und schwang sich aus der Bewegung auf seinen hohen Stuhl, der es ihm erlaubte, ungefähre Augenhöhe mit seinen Kunden zu haben. „Bin schon da. Musste nur ein paar Rüstungen schmieren.“ erklärte der Zwerg und wischte sich mit einem Stück Stoff die Hände ab. „Was kann ich für euch tun?“ „Sie braucht eine Rüstung für Bogenschützen.“ erklärte der Templer und zeigte mit dem Daumen hinter sich, wo die junge Elfe stand und den Raum musterte. „Ahja. Na, dann komm mal etwas näher, junge Dame. Ich muss erst ein paar Messungen durchführen.“ erklärte der Zwerg und stieg von seinem Stuhl herab, um eine kleine Trittleiter hervor zu holen. Er stellte sie neben die Elfe und begann mit den Messungen. Es wurde dabei nichts ausgelassen, vom Unterschenkelumfang über die Länge der Arme zum Brustumfang war alles dabei, was er alles in eine Tabelle notierte. Am Ende, so hatte der Krieger jedenfalls das Gefühl, standen mindestens zwanzig unterschiedliche Werte und Buchstaben auf dem Blatt. „Okay, die Werte sind erfasst. Jetzt muss ich noch ein paar Daten zur Rüstung wissen. Was für eine Rüstung soll es denn sein?“ „Eine für Bogenschützen.“ antwortete die Elfe zurückhaltend. Ihr war die Sache nicht ganz geheuer. „Das ist mir klar. Aber es gibt verschiedene Bogenschützenrüstungen. Willst du in der Burg stehen und von den Zinnen schießen? Willst du im Wald jagen?“ Die Elfe überlegte kurz. Diese verschiedenen Arten für Bogenschützen waren ihr unbekannt. In ihren Heimatwäldern hatten alle Bogenschützen Lederrüstungen an, die beweglich waren und eigentlich nur vor Dornen, Ästen und Tierbissen im Wald schützten. „Ähm... Ich glaube, ich brauche eine für die Jagd im Wald, oder?“ Sie schaute den Tempelkrieger an, der sich auf einen Stuhl gesetzt hatte und mit einem Messer spielte. „Ich denke schon. Wenn du deine Gegner, denen du hier begegnest, an dich heranlässt und nicht aufpasst, bist du schneller Tod als du denkst. Da würde dich nicht mal eine Rüstung aus schwarzem Eisen schützen.“ meinte der Krieger. „Achte nur darauf, dass du dich damit so bewegen kannst, dass du gut ausweichen kannst und keine Probleme mit Dornen und so was bekommst. Und du musst deinen Bogen gut bedienen können.“ „Okay... dann eine für die Jagd... bitte...“ Man merkte ihr deutlich an, dass diese Freiheiten ihr noch Angst machten. Sie fürchtete sich immer noch, dass es nur ein Trick war, um ihr schlimme Dinge anzutun. „Da müssten wir was da haben. Ob es auch die Qualität erreicht, welche es in den Wäldern gibt, bezweifele ich aber.“ Der Zwerg wuselte in den hinteren Teil des Lagers und begann, verschiedene Jägerrüstungen aus Leder zu untersuchen und mit den Werten in seiner Tabelle über Elvynia's Größen zu vergleichen. Während dessen erklärte der Krieger: „Du musst keine Angst vor mir haben. Ich bin schon lange nicht mehr an so etwas wie Liebe interessiert. Als Krieger bringt dir Liebe nur Probleme.... Du passt in der Schlacht nicht auf und schwups wird dir der Kopf abgeschlagen. Bei einer Belagerung hast du immer den Liebesbrief deiner Freundin dabei und denkst nicht an sie... und schon bohrt sich ein Pfeil in dein Herz. Liebe bringt meiner Meinung nach nur Probleme...“ Die Elfe dachte darüber nach, was Krigger ihr gerade gesagt hatte. Zwar war sie auch schon verliebt gewesen und hatte vor ihrer Verschleppung auch schon einen Freund, doch das, was ihr Begleiter sagte, konnte sie nicht bestätigen. „Ich weiß nicht...“ „Du musst nicht so zögerlich sein. Ich reiß dir in solchen Fragen nicht den Kopf ab. Im Gegenteil, wenn du mir deine Ansichten der Welt sagen würdest, dann könnte ich dir vielleicht besser helfen.“ „Hmm... Liebe ist schön... doch muss sie aus dem Herzen kommen, nicht aus dem Kopf...“ erklärte sie zögerlich und wartete etwas verängstigt die Reaktion ihres Gesprächspartners ab. So offen wurde sie noch nie in ihrem Leben nach ihrer Meinung gefragt. „Ahja... Das ist schon mal ein Anfang... Und bevor du denkst, dass ich dich ausfrage: Ich brauche Gruppenmitglieder mit eigener Meinung, denn ich habe keine Armee hinter mir, sondern höchstens vier bis fünf Wesen. Da kann ich keinen Sturmangriff auf Ayslantstadt machen, sondern muss taktisch vorgehen. Und da brauche ich deine Meinung. Und die von anderen, wenn sie in meiner Gruppe sind.“ „Ihr wollt Ayslantstadt angreifen?“ fragte Elvynia erschrocken. „Das war jetzt nur ein Beispiel. Ich bin es nicht gewöhnt, einfach einem Kommandanten blind zu vertrauen. Jede Meinung ist wichtig, auch wenn sie komplett das Gegenteil ist. Nicht selten wurden wegen solcher Meinungen das Leben hunderter Krieger gerettet. Und übrigens, es heißt DU.“ „DU bist kein normaler Soldat... Ich kenne aus meiner Heimat nur Soldaten, die blind Befehle erfüllen, auch wenn es gegen ihre Einstellung ist.“ erzählte die Elfe und Krigger merkte, dass sie langsam ihre Scheu und Angst verlor. „Ich bin kein normaler Soldat, das stimmt. Was ich bin, ist nicht wichtig, es wechselt eh von Auftrag zu Auftrag.“ Hoffentlich merkt sie nicht, dass das eine Lüge ist. „Ahja...“ Krigger konnte diesen Ausspruch nicht einordnen, aber er hoffte, dass sie die Lüge nicht gemerkt hat. „Themenwechsel: Was hast du eigentlich vor deiner Verschleppung gemacht?“ „Ich? Das, was alle jungen Elfen machen... Kampfschule...“ antwortete Elvynia knapp und gab damit dem Krieger das Zeichen, dass sie über das Thema nicht reden möchte. Gleichzeitig wendete sie den Kopf von ihm ab. Der Zwerg wuselte immer noch im Lager hin und her, maß an dieser Rüstung etwas aus, verglich Werte, überlegte und legte die Dinge auf verschiedene Stapel. Immer wieder durchwühlte er seine Stapel, nahm Dinge weg, legte sie auf andere Stapel. Man merkte, dass es noch einige Zeit dauern dürfte. Das ungleiche Paar -ein Krieger des Todes und eine Schützin des Lebens- saß schweigend vor der Theke und starrte die Decke an. Niemand wusste, was die Beiden im Moment dachten. Die Elfe saß auf dem Boden, hatte die Beine angewinkelt und die Arme darum geschlungen. Ihre langen, braunen Haare waren ungepflegt und die Verletzungen an den Handgelenken, welche durch die Behandlung während der Auktion entstanden waren, waren immer noch sichtbar und heilten nur schlecht ab. Sie wirkte bei genauerem Hinsehen abgemagert und schwach, zudem schien irgendetwas ihren Geist stark angegriffen zu haben. Krigger hielt es nicht für möglich, dass die Aussage des Auktionators, nämlich dass sie noch eine Jungfrau sei, wahr ist. Er schöpfte den Verdacht, dass diese Sklavenhändler ihre neue Ware testeten und das Ergebnis durch Magie verfälschten. Magie kann den Körper heilen, der Geist dagegen kann nur durch sich selber geheilt werden. Doch der Krieger hatte keine Beweise für seine Vermutung und die Elfe danach zu fragen, hielt er für nicht angebracht. Daher blieb nur der Verdacht, der sich dadurch erhärtete, dass er meinte zu sehen, wie Tränen die Wangen der Elfe herunterfloßen. Doch er sagte nichts. Eine scheinbare Ewigkeit verging, bis der Zwerg wieder kam. Er schob einen Ständer mit einer Lederrüstung vor sich her, der man ansah, dass sie aus verschiedenen anderen Rüstungen bestand. „So, hier. Ich hab einige Rüstungen dafür zerteilen müssen, doch das war es wert. Wenn meine Berechnungen stimmen, dann ist das die optimale Rüstung. Innen ausgepolstert sodass nichts reibt, außen hartes Leder. Das dürfte einige Zeit halten.“ erklärte der Zwerg zufrieden. Zunächst reagierte die Elfe nicht, sondern saß weiterhin traurig auf dem Boden, doch nachdem Krigger sie vorsichtig an der Schulter berührt hatte, reagierte sie. „Oh, was? Danke...“ „Kein Problem. Es war mir eine Ehre. Kannst du sie selber anziehen oder brauchst du Hilfe?“ „Nein, nein... Es geht schon...“ Sie versuchte ihr Gesicht zu verbergen, doch es gelang ihr nicht. Krigger und der Zwerg sahen, dass sie geweint hatte, doch beide wollten ihre Privatsphäre nicht verletzen und sagten daher nichts. „Okay, hier sind die Stiefel und die Handschuhe.“ erklärte der Zwerg und legte die beiden genannten Dinge auf den Tresen. Die Elfe griff vorsichtig und zaghaft nach den Dingen, so als hätte sie immer noch Angst, dass dies nur eine Falle war. Dann verschwand sie in der kleinen Kammer. „Sklavenhandel ist etwas grausames. Wer in die Fänge solcher Händler gerät, bekommt nur selten keinen seelischen Schaden.“ meinte der Zwerg und blickte ihr nach. „Hmm... Der Tempel versucht sein Bestes, doch es ist ein Teufelskreis. Wohin mit den befreiten Sklaven? Man erkennt sie sofort auf der Straße... Und Sklavenhändler gibt es überall, sogar in Ayslantstadt. Und dort ist die Hauptzentrale des Tempels.“ „Die Leute sind arm. Die Sklavenhändler reich. Wer würde da einen freien Sklaven nicht sofort zum nächsten Händler bringen?“ fragte der Zwerg rhetorisch. „Ihr kennt euch gut im Geschäft aus, Zwerg.“ „Ich bin kein Sklavenhändler, sondern nur ein Zwerg, der seine Ohren dazu nutzt, möglichst viel über die Welt zu erfahren. Man erfährt viel in der Burgschenke, wenn man vorgibt betrunken zu sein.“ „Ahja. Könnt ihr etwas über die Sekte sagen, die der Tempel bekämpft?“ fragte der Templer ohne seine Identität zu verraten. „Das will jeder wissen, seitdem das Gerücht aufgekommen ist, dass der Tempel eine Säuberung plant. Sie ist mächtig. Man sagt sich, dass sie Versuche mit Drachen und Dämonen durchführen, um aus ihrem Blut reine Wesen von unvorstellbarer Macht zu produzieren. Aber es existieren nur Gerüchte. Die Ritter behaupten, dass es keine Sekte gibt. Sie meinen, der Tempel hat sie nur erfunden, um die Macht im Land zurück zu bekommen. Wenn ihr mich fragt, ist es gut, dass der Tempel wieder an die Macht will. Seht ihr hier einen Kunden außer euch? Nein, weil die Ritter sich alles einfach nehmen und dann verteilen. Jeden Tag merke ich, dass mir mehr und mehr fehlt. Und dem Waffenhändler in der Waffenkammer ebenso. Die Ritter sind schlecht für das Geschäft. Als der Tempel noch mächtig war und man im Tempel war, hatte es so etwas nicht gegeben. Jeder hatte Angst vor der Rache des Tempels. Doch jetzt? Jetzt hocken die Ritter auf ihren fetten Ärschen und bewegen sich kein bisschen vom Fleck, außer sie nehmen sich das, was sie wollen.“ erklärte der Zwerg wütend. „Ihr habt eine lose Zunge, Zwerg. Ich könnte ein Ritter sein.“ erklärte der Tempelkrieger. „Nein, die Ritter verabscheuen insgeheim die Elfen. Keiner von ihnen würde einer Elfe auch nur Kleidung kaufen, sondern sie nackt in sein Gemach einsperren. Und wenn ihr eine Ausnahme seid, dann werde ich lieber kämpfen als auch nur meine Meinung zurück zu ziehen. Ein Zwerg ergibt sich nie!“ meinte der Zwerg und griff nach einer Axt, die unter dem Tresen lag. Sie glänzte wie aus Silber, hatte viele kostbare Verzierungen und einen Griff aus kostbar aussehendem Holz. „Sie ist mein ganzer Stolz. Orks und Drachen fielen unter ihren Hieben wie Fliegen unter der Fliegenklatsche. Und wenn in meiner letzten Stunde zehn Ritter dazukommen, ist es auch recht.“ „Ihr werdet mir suspekt, Zwerg. Meiner Meinung wisst ihr zu viel über die Welt und die Ritter, obwohl ihr nur einen kleinen Rüstungsladen habt.“ „Wenn ihr meint... Ich habe keine Angst. Zudem lebe ich hier schon seit mehr als fünfzig Jahren, ich habe die Zeit vor dem Krieg, während dem Krieg und nach dem Krieg gesehen. Das macht mir hier keiner nach. Die Ritter leben hier erst seit ein paar Jahren und wissen nichts. Sie kennen nicht einmal das Leid im Lager, im Gegenteil, aufgrund ihrer Unwissenheit profitieren sie noch davon. Ihre Liebessklavinnen werden ihnen als Kriegsgefangene vorgetragen, die Profite aus der Korruption als Steuern. Sie bekommen alles, was sie wollen. Da will man nicht hinterfragen, woher alles kommt. Warum seht ihr hier so viele Zwerge und Elfen als Beamte, die das Lager zu regulieren versuchen und nur eine Hand voll Menschen? Weil wir Zwerge am Besten mit Zahlen und Mengen umgehen können. Wir wissen, wie welche Aktion wirkt.“ Der Zwerg wurde wütend und knurrte irgendetwas von „Scheiß Ritter“, Krigger verstand es jedoch nicht. „Schon gut, Zwerg. Ich kritisiere dich nicht mehr. So langsam muss man auf beiden Augen blind und auf beiden Ohren taub sein, dass man hier die Korruption nicht mitbekommt.“ Die Wut des Zwerges hatte selbst den sonst gegen solche Gefühlsausbrüche resistenten Krieger in Verlegenheit gebracht. „Eben.“ meinte der Zwerg zufrieden, als wollte er nur die Krieger überzeugen. Kurze Zeit später stand die Elfe vor dem Zwerg und dem Krieger und präsentierte ihre neue Rüstung. Sie lag eng an, sodass die Körperform deutlich gezeigt wurde, doch das harte Leder gaben das Gefühl, dass sie nicht mehr so verwundbar war. „Sitzt alles perfekt oder drückt es irgendwo?“ fragte der Zwerg gleich. „Nö, alles sitzt perfekt.“ erklärte die Elfe. Ihre Schüchternheit war für den Moment vergessen. „Mach bitte mal ein paar Bewegungen, wie Rückenbeugen, Kniebeugen, Arme nach oben, etc.“ bat der Zwerg und die Elfe bewegte sich. „Okay, an keiner Stelle zu kurz oder zu eng. - Gut, dass macht dann zwanzig Goldstücke.“ „Okay.“ meinte der Krieger und kramte die Goldstücke aus seinem Geldbeutel. Noch dreißig Goldstücke. Ob das für einen Bogen reicht? Dann legte er sie vor den Zwerg, der zu zählen begann. „Stimmt.“ meinte der Rüstungswart. „Gute Reise.“ Dann verschwanden die beiden Gefährten aus der Tür. „Danke...“ meinte die Elfe verlegen und zaghaft. „So langsam glaube ich, dass ihr kein böser Mensch seid...“ „Bitte, gern geschehen... Du bist dir jedoch bewusst, dass ich dich für einen Auftrag brauche?“ fragte der Krieger. „Na und? Ich stehe tief in eurer Schuld... da würde ich sogar über Leichen gehen...“ „Das will ich überhört haben.... Und bitte duze mich...“ „Na gut... Jetzt brauche ich noch eine Waffe... eigentlich zwei...“ meinte die Elfe und wirkte längst nicht mehr so unsicher wie noch am Morgen. „Zwei?“ „Mit einem Bogen kann ich schlecht im Nahkampf agieren!“ erklärte Elvynia in einem Tonfall, als würde Krigger etwas selbstverständliches vergessen haben. „Hmm...“ Dann machten sich die beiden auf den Weg in Richtung der Waffenkammer, die auf der anderen Seite der Burg lag. Kapitel 9: Zweifel und Stärkungen --------------------------------- Die Gänge der Burg waren voller Leben. Überall versuchten gehetzt wirkende Wesen aller Rassen zu einem anderen Ort in der Burg gelangen. Man konnte dabei alle Stände, Klassen und Berufe erkennen; vom einfachen Bauer, der in der Gegend etwas Getreide für das Lager anbaute, bis zum Magier, der wahrscheinlich auf der Suche nach einem der Priester des Tempels war. Darunter befanden sich auch zwei Gestalten, die nur langsam durch die engen Gänge kamen. Es waren eine Elfe und ein Mensch, welche auf dem Weg zur Waffenkammer waren. „Entschuldige wenn ich frage, aber ist die Burg immer so voll?“ fragte die Elfe, als sie mal wieder von einem Zwergen, der seine Größe als Vorteil für das Durchkommen nutzen wollte, angerempelt wurde. „Frag nur, mir macht es nichts aus. Aber die Frage kann ich dir selbst nicht genau beantworten. Ich bin auch erst seit ein paar Tagen hier und da war es schon so voll. Ob es schon immer so war oder jetzt etwas spezielles am Laufen ist, was wir nicht mitbekommen haben, weiß ich nicht. Aber mich nervt es schon, dass es so voll ist. Ich will nicht wissen, wie voll es vor der Waffenkammer ist.“ antwortete ihr Begleiter und schob sich, die Hände schützend vor das Gesicht haltend, durch die Masse, welche zum größten Teil aus Elfen, Menschen und Zwergen bestand. Selten mischte aber auch ein Ork oder Troll mit. Der Gang machte einen Knick nach rechts zur Waffenkammer und dem Krieger stieg die Wut in den Kopf. Während es von der Rüstungskammer ruhig zuging, drängten sich viele Möchtegernhelden vor der Kammer, in der Hoffnung eine gute Waffe zu bekommen. „Ich könnte schreien vor Wut! Alles drängt sich hier vor die Waffenkammer!“ schimpfte der Krieger und stellte sich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung zu sehen, wie lange es noch dauern würde. „Ich dachte, die Waffenkammer ist nur für die Soldaten der Burg? Also so ist es in den Wäldern...“ meinte Elvynia zaghaft. „Normalerweise ist das ja auch richtig. Aber das interessiert hier niemanden, im Gegenteil. Dadurch, dass die wenigsten hier mit Gold zahlen, sondern eher mit Luxusgütern -Zwergenschnaps, Dracheneiern und Elfensklavinnen, um die bekanntesten zu nennen- eine Art Tauschhandel betreiben, trifft es sich ganz gut für die Burgherren und Generäle, hier weg zuschauen. Am liebsten würde ich mir meine Schwerter vom Rücken reißen und drohen, aber das ist Wunschdenken, denn dann bin ich tot.“ erzählte Krigger der Elfe, welche er erst gestern aus der Sklaverei befreit hatte. „Dracheneier?“ fragte die ehemalige Sklavin ganz erstaunt. Zwergenschnaps und Elfensklavinnen sind ihr bekannt gewesen, aber Dracheneier waren ihr unbekannt. „Soll gemischt mit verschiedenen Stoffen alles Mögliche verbessern. Von der Körperkraft bis hin zur Schärfe der Klinge oder der Wirkung eines Giftes. Aber sonst weiß ich nichts darüber. Ehrlich gesagt halte ich es auch für ein Gerücht. Und wenn es wahr ist, dann suche ich mir andere Stoffe als ein Drachenei. Ich will nichts essen, was hinten aus einem Drachen raus gekommen ist.“ erklärte der Mann und schüttelte beim letzten Satz den Kopf. „Das Drachenweibchen wird es auch nicht freuen wenn ihr ihre Eier geklaut werden.“ „Das ist das geringste Problem. Hier im Lager werden viele Dinge gemacht, die in einem normalen Lager undenkbar wären.“ meinte der Krieger und stand wieder auf den Zehenspitzen, um die Menge zu überblicken. „Scheint ja gar nicht mehr voran zu gehen.“ „Warum wollen die hier überhaupt alle Waffen? Hier gibt es doch nur ein Lager und dort herrschen anscheinend Banden.“ Elvynia lehnte sich an die Wand aus grauen Steinen und schien ebenfalls nicht sehr erfreut über die Verzögerung zu sein. „Einen Tag Fußmarsch durch den Sumpf entfernt liegen die Eisenberge. Dort gab es im Krieg Burgen und Heereslager. Mich würde es nicht wundern, wenn man dort noch Gold, Waffen und dergleichen findet. Aber auch der Tod ist nicht sehr weit entfernt. Es soll immer noch plündernde Banden aus ehemaligen Soldaten geben. Daher schließen sich die Abenteurer oft zu Gruppen zusammen und rüsten sich dem entsprechend mit Waffen aus, unabhängig davon, ob sie die Waffen auch führen können. Wenn wir uns alle ihre Gesichter merken könnten, würden wir höchstens jeden fünften lebend wiedersehen. Ob er dann noch kämpfen kann, das steht auf einem anderen Blatt. Übrigens werden die Berge nicht umsonst Blutberge genannt, um sie wurde viel Blut gelassen. Die Schlachten waren hart und unerbittlich, da es dort die ertragreichsten Eisenminen in der Umgebung gibt.“ erzählte der Krieger und lehnte sich ebenfalls an die Mauer. „Krieg um ein paar Gesteinsbrocken mit etwas Metall...“ Die Elfe machte einen verschlossenen und ungeduldigen Eindruck. „Jedem das Seine...“ meinte der Tempelkrieger nur und lachte dabei. „Die Wesen dieser Welt sind komisch, so komisch wie die Götter. Niemand weiß, was sie vorhaben, aber jeder will es wissen.“ „Trotzdem... Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich tausend Männer an einem Ort treffen und sich dann die Köpfe einschlagen bis keiner mehr steht.“ Mittlerweile stand sie wieder in der Schlange, die sich langsam weiterbewegte. „Du warst noch nie im Krieg, hast noch nie auf Menschen, Elfen oder dergleichen deinen Bogen gezielt, habe ich recht?“ fragte Krigger und wurde plötzlich wieder ernst. „Nein... ich ging noch zur Schule als man mich fasste, woher sollte ich das tun?“ „Eben... der Krieg ändert die Wesen, egal wie es vorher war. Gut wird böse, böse gut. Doch kann dir niemand sagen, wo vor dem Krieg gut und wo böse war.“ erklärte der Mann und seine Stimme wurde kalt und verbittert. „Ihr seht mir nach einem Heuchler aus. Redet wie einer, der den Frieden haben will, doch kleidet euch wie ein Krieger und verhaltet euch auch so.“ meinte Elvynia mit einer verachtungsvoller Stimme. „Ich frage mich, warum ich überhaupt noch mit euch gehe.“ „Geht ruhig, Elfe. Mach dir aber keine Hoffnungen auf ein gutes Leben. Willst du in dieser Welt überleben, musst du mit den Schatten handeln. Du hast Glück, wenn du Arbeitssklavin wirst.“ Die Elfe schwieg einen Moment. Das, was der Mann, der sie aus den Ketten der Sklaverei befreit hatte, sagte, stimmte. Ohne ihn war sie verloren, würde nur doch wieder in Sklaverei geraten. „Trotzdem hab ihr mir noch nicht eure gespaltene Zunge erklärt, Krieger.“ Der Krieger trat auf die Elfe zu und sah sie mit einer dunklen Miene an. „Ihr habt nicht gesehen, wie eure Freunde von Pfeilen durchbohrt werden, wie Drachen eure Kompanie in eine Kompanie lebender Fackeln verwandelten und ihr habt sicher auch nicht gesehen, was Machtlosigkeit im Angesicht des Todes bedeutet. Ihr denkt noch euer Baumdenken, Elfe. Von der Einteilung des Lebens in gut und böse. Ihr denkt, es ist eindeutig zu sagen, wer gut und wer böse ist. Ihr denkt, das Böse ist leicht zu erkennen. Ihr denkt, ich bin böse. Ihr denkt, ich würde euch nur doch noch zur Sklaverei bringen. Ihr denkt, dass man zum Überleben seinen Einstellungen immer folgen kann. Ihr denkt, Moral ist am wichtigsten. Ihr denkt, dass die Götter euch für eure Taten bestrafen. Doch ihr wisst nichts von der Welt da draußen, nichts. Man muss auf dem anderen Ufer des Flusses stehen, um seine eigene Seite zu sichern. Denn von deiner Seite wirst du nie die Löcher und Schwachstellen des Dammes sehen. Nun, ich stelle euch frei mir zu folgen oder euren eigenen Weg zu gehen. Doch tragt die Konsequenzen.“ Nach dieser Rede wirkte die Elfe unsicher und ihre Antwort kam zaghaft und langsam. „Ich folge euch... Es ist egoistisch, doch das, was ich erlebt habe, möchte ich nicht wiederholt haben... Vielleicht habt ihr sogar Recht... vielleicht gibt es kein Gut und Böse... vielleicht sind wir nur Marionetten der Götter... vielleicht ist alles vorbestimmt... vielleicht gibt es eine Liste, wo steht wann ich sterbe... Doch möchte ich wenigstens mit dem Gefühl sterben, etwas Gutes im Leben erreicht zu haben...“ „Das kann ich euch nicht geben, vielleicht führe ich euch auf den falschen Weg... doch erinnert euch daran, dass man immer alle Möglichkeiten wenigstens kurz gesehen haben muss, um wirklich richtig zu entscheiden.“ meinte Krigger und wirkte wieder freundlicher und entspannter. „Ihr klingt komisch... Nicht wie ein Krieger, der in der Schlacht gekämpft hat... mehr wie ein gewissenloser Söldner, der bis jetzt keine Schuld -in seinen Augen- hat.“ kommentierte die ungeduldige Elfe, die immer wieder auf ihre Zehenspitzen stieg, um zu schauen, ob sich die Schlange weiterbewegte. „Das ist das Leben... Krieg ist nie etwas ehrliches oder faires gewesen, da ging es schon immer nur um Mord und Todschlag. Das wirst du noch früh genug erfahren...“ Zwar hatte Krigger im Krieg einige Freunde verloren und die Gedanken an sie waren schwer und dunkel, doch dachte er im Großen und Ganzen eher positiv von seinen Tätigkeiten im Krieg und seiner jetzigen Tätigkeit. „Ihr seid ein geheimer Anwerber für die Könige um neue Soldaten zu rekrutieren!“ schoss es aus Elvynia erschrocken und gut fünfzig Köpfe drehten sich zu den beiden um. Schließlich war ein Anwerber die Gelegenheit um in die Armee zu kommen, da die Soldaten der Burg schon lange nicht mehr rekrutieren und ausbilden. „Ha-ha-ha... Schöner Witz... Selten so gelacht... Nein, ich bin kein geheimer Rekrutierer, weil es ja nichts bringen würde, wenn ich es im Geheimen machen würde. Und übrigens, du darfst mich weiterhin duzen.“ antwortete der Angesprochene kühl. „Aber warum sagt ihr mir dann, dass ich den Krieg noch früh genug erfahren werde, wenn ihr kein Rekrutierer seid?“ „Krieg im Inneren. Das Reich zerfällt.“ meinte der Krieger so als wäre es die normalste Sache der Welt, dass das Reich zerbricht. „Sonst gäbe es hier diese Lager nicht. Und genau so wenig diese miserablen Abenteurer, die uns den Weg zur Waffenkammer versperren.“ Bevor die Elfe irgendetwas sagen konnte, stürmte ein großer Hüne mit vielen Muskeln, dunkler Haut, schwarzen, langen Haaren und einer einfachen Rüstung auf den Krieger zu. Man brauchte nicht viel Grips um ihn als einen Schmied zu erkennen. „Hey, halbe Portion! Wir sind keine miserablen Abenteurer, wir sind gute, vielleicht sogar die Besten!“ schimpfte der schwarzhaarige Hüne und fuchtelte wild mit seiner Hand vor dem Gesicht des Kriegers herum. „Die Besten im Sterben?“ „Nein, im Kämpfen! Und komm uns nicht so, Bastard! Du bist bestimmt nur ein Möchtegernsoldat, der im Krieg nichts gesehen hat, aber große Reden schwingen kann!“ schimpfte der Schmied. Er war gut einen Kopf größer als der Tempelkrieger und hatte ein großes Schwert auf seinem Rücken. „Hör mal her, aufgeblasener Drachenstreicheler! Mit dem Schwert und deinem Können könntest du dem Drachen höchstens beim Häuten helfen oder was die auch immer machen. Ernsthaften Schaden braucht er bei dir nicht zu befürchten. Und wenn du es nicht bis zu einem Drachen schaffst, wovon ich stark ausgehe, werden du und deine Freunde von den Söldnern der Eisenberge regelrecht zermalmt werden. Selbst die Schwarze Legion hat Probleme gegen diese Kriegsmaschinen.“ Krigger wusste, dass ein Kampf drohte, doch das war ihm relativ egal. Er wollte nur diesen Menschen hier zeigen, dass ihr Vorhaben eine Art Himmelfahrtskommando ist. „Die Schwarze Legion ist nichts. Der ganze Tempel ist nichts!“ erklärte der Schmied wütend. „Ob es die Göttin des Lebens ist oder ihre Priesterinnen, hauptsache sie sind gut im Bett! Und die anderen Götter können gerne kommen und sie retten. Der Gott des Todes kann in seiner stinkenden Pfütze aus Erbrochenem und anderen Körperflüssigkeiten bleiben, da ist er richtig aufgehoben. Die Priester machen mir keine Angst. Und schon gar nicht ihre Armeen. Schwarze Legion? Was für ein bescheuerter Name!“ Die Elfe warf dem Schmied böse Blicke zu, als dieser ihre Göttin beleidigte. Hätte sie einen Bogen in ihren Händen, so würden bereits einige Pfeile im Rücken des Schmieds stecken. Auch der Krieger kochte voller Wut, wurde doch der für ihn höchste aller Götter auf das Tiefste beleidigt. „Jetzt reicht es! Dieses Gelaber muss ich mir nicht antun!“ schrie der Krieger und zog sein Schwert. Nicht das er ein aggressiver Mensch war, der sich leicht provozieren ließ, im Gegenteil, er war sogar ganz ruhig, doch diese Stimmung im Lager, das Warten und diese Personen, die sich Abenteurer nannten, waren zu viel. Seiner Meinung nach gehörten solche Menschen sofort vom Antlitz Ayslant's gesäubert. „Ha! Das Kriegerlein ist provoziert! Jungs, dem zeige ich, wo der Hammer hängt!“ lachte der Hüne mit den schwarzen Haaren und zog sein Schwert, welches ein Zweihandschwert war. Die Masse grölte und wich den Gang entlang zurück, um den beiden Kontrahenten Platz zu machen. Krigger wartete angespannt auf den ersten Hieb seines Gegners, der auch recht schnell kam. Mit einer schnellen Bewegung nach hinten, wich er dem Hieb aus, bevor er zum Gegenschlag ausholte. Der Schied war nicht dumm und parierte den Hieb mit seinem Schwert, sodass diese Attacke des Kriegers praktisch im Nichts verpuffte. „Ha, wer hat sich hier verschätzt?“ fragte der Hüne und griff wieder an, wobei der Tempelkrieger neben dem Gegner vorbei schlüpfte und sich im Rücken befand. Diesen Vorteil nutzte er auch sogleich für einen schnellen Schlag mit der linken Hand auf den muskulösen Rücken des Riesen. Zwar war der Schaden nicht nennenswert und die Schmerzen ebenso, doch reizte die Tatsache, dass der „kleine Wicht“ mit den blonden Haaren und der komischen Rüstung sich in seinem Rücken befand, den Schmied noch mehr, sodass er zu einem Rundumschlag ansetzte und diesen mit einem lauten Schrei auch ausführte. Derweil feuerten die anderen Männer -es gab auch ein paar Frauen- den Hünen mit Schreien an und versuchten mit Beleidigungen den Krieger aus der Konzentration zu bringen. Doch die klappte nicht, er blieb weiterhin unbeirrt und ließ nicht von seinem Ziel los. Mittlerweile standen die beiden Kämpfer wie am Anfang gegenüber, doch man merkte, dass beide schwitzen und bis in die letzte Muskelfaser angespannt waren. Plötzlich, von Krigger unerwartet, ließ der Hüne sein Schwert fallen und rannte auf den kleineren Gegner zu. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und wurde von der Wucht des Aufpralls zu Boden geworfen. Als er sich wieder gesammelt hatte, lag er auf dem Boden und der Schmied stand mit einem Dolch in der Hand über ihm. „Siehst du, ich werde siegen!“ meinte er und rammte den Dolch auf den Brustkorb des Kriegers zu. Wie aus einem Reflex versuchte dieser noch mit der linken Hand den Dolch abzuwehren, doch außer einer langen, für Krieger aber normalen, Schnittwunde auf der Handinnenseite erreichte er nichts und die Waffe prallte mit voller Wucht auf die Brust des am Boden liegenden. Nun ist also meine Stunde gekommen... Ich habe versagt... Doch plötzlich schrie der Schmied so stark auf, dass es durch Mark und Bein ging. Alle erschraken, denn sie erwarteten ein Röcheln oder sonst etwas von dem augenscheinlich Besiegten. Sie starrten in die Richtung der Hand, mit der der Schmied seinen Dolch in die Brust des Kriegers rammen wollte. Der Dolch war in mehrere Splitter zerbrochen und hatte den Hieb gegen die harte Brustplatte praktisch nicht aufgehalten, sodass die Faust des Angreifers mit voller Wucht auf den Stahl aus schwarzem Eisen geschlagen hatte. Der Schmied taumelte einige Schritte erschrocken zurück, doch schon kurze Zeit später hatte er von irgendeinem Mann aus der Menge, die sich an dem Schauspiel köstlich amüsierte, ein einfaches Schwert bekommen und führte dies ziemlich souverän in der linken Hand. „Jetzt stirbst du, du verdammte Ausgeburt der Hölle!“ schrie der Schmied und rannte auf seinen Gegner zu. „Das wollen wir doch einmal sehen, Schmied.“ meinte Krigger nur und holte zu einem schnellen Angriff mit dem Ziel der Entwaffnung des Gegners aus. Der Versuch, seinen Gegner die Waffe zu entwenden, war geglückt. Mit schnellen, kurzen Hieben hatte er den Götterlästerer stark zurückgedrängt und aufgrund dieser Tatsache auch ziemlich schnell entwaffnet. Nun hielt er sein Langschwert an die Kehle des Schmiedes. „Knie nieder, Wurm!“ Der Schmied, der nun nicht mehr so mutig und vorlaut war, tat, was der Tempelkrieger von ihm verlangte. „Ich... äh... habe das... Ganze doch.... doch gar... nicht gewollt... Nur ein Scherz, versteht ihr?“ fragte der besiegte Hüne und hoffte, so Gnade bei seinem Richter zu bekommen. „Ist mir egal. Ich habe nicht den Auftrag, Scherze zu verhandeln, sondern die Menschen wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Und ich denke, du weißt, was du getan hast, Bastard.“ erklärte der Krieger und schritt langsam um den knienden herum. „Ja, ich habe euch angegriffen und töten wollen... Doch ich muss euch sagen, es tut mir leid! Ich werde es nicht wieder tun, ich schwöre es! Und ich werde überlegen, ob ich wirklich Abenteurer bin! Ich werde mich nicht in Gefahr bringen! Bitte, verzeiht!“ flehte der Schmied mit weinerlicher Stimme. „Och, den Mordversuch verzeihe ich dir... Ich bin überrascht, wie viel du noch in deinem kurzen Leben überdenken willst.“ „Wie?“ fragte der blonde Mann unsicher. „Auf Gotteslästerung steht der Tod.“ „Ihr werdet mich doch sicher nicht an einen Templer oder Priester verraten? Ihr wisst doch, was los war, als ich das gesagt habe, oder?“ „Ich glaube, ich muss dich nicht verpfeifen.“ meinte Krigger und fummelte das Zeichen des Tempels unter seiner Rüstung hervor. Die Masse erschrak und wich einen Schritt zurück. In diesen Zeiten waren die Tempelkrieger gefürchtet, nach Säuberungen gab es nur noch sehr wenige Spione in ihren Reihen, sodass man praktisch nichts mehr von ihnen wusste. „Du hast dich selber verpfiffen. An deiner Stelle wäre ich mit solchen Meinungsäußerungen immer sehr kritisch und vorsichtig gewesen. Nun, das kannst du dir jetzt ersparen. Einen Satz hast du noch, wimmernder Bastard eines Regenwurms!“ „Bitte, nein!“ schrie der Schmied. Dann ging alles sehr schnell. Das Schwert traf ihn mit der Schneide in der Höhe der Backe und drang tief in den Schädel ein. Noch ehe das Schwert, an welchem der Kopf des Hingerichteten entlang glitt, den Kopf komplett verlassen hatte, war sein Ziel bereits tot. Da der Richter mit voller Wucht zugeschlagen hatte, spritze das Blut auch noch auf einige Männer in der ersten Reihe der Zuschauer. Als der Krieger das Schwert zurück gesteckt hatte, warf er keinen Blick mehr in Richtung der Leiche. „Ich denke, ihr hab noch etwas zu tun. Hier gibt es nichts mehr zu sehen, geht weiter!“ schrie er in die Menge, welche sich dann auch mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verzogen hatte. Zwar hätte sie den Krieger ohne Probleme besiegen können, doch die Racheakte der Legionen des Tempels waren aufgrund ihrer Brutalität und Härte legendär. Der Templer schnaufte tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann öffnete er sie wieder und sah direkt vor sich die Elfe, welche er total vergessen hatte. „Oh...“ kam dabei über seine Lippen. „Ein Templer...“ meinte sie noch recht fassungslos. „Ja... Ich hoffte, es dir irgendwann in ruhiger Umgebung zu erklären, doch...“ Er zuckte am Ende des Satzes mit den Schultern. „Durch die Beschädigung des Tuches über der Rüstung sehe ich die Farben rot und schwarz... Ich bin eine Elfe, aber nicht dumm... Schwarze Legion...“ erklärte sie in einem Ton, der im Unterton deutlich heraushören ließ, dass sie geschockt war. „Ja... Ich denke, du wirst mich jetzt nicht mehr begleiten... Ich bringe dich noch vor die Lagergrenzen, von da an gibt es für dich keine größere Gefahr mehr...“ „Nein, ich komme mit dir mit.“ „Was?! Aber ich bin ein Diener des Todes, der Gegensatz zu dir...“ Diese Antwort hatte den Krieger vor die Stirn geschlagen. Er hatte mit dem sofortigen Umdrehen der Elfe um 180° gerechnet, dass sie sich sofort entfernte, aber nicht damit. „Man muss auf dem anderen Ufer des Flusses stehen, um seine eigene Seite zu sichern. Eure Worte. Ich stehe nicht auf der anderen Seite, aber vielleicht genügt es auch schon, wenn man einen Freund rüberschickt, um nach Löchern zu suchen. Oder man hat einen auf der anderen Seite.“ philosophierte Elvynia ohne einmal die Miene zu verziehen. „Aber...“ „Ich bin geschockt, aber mehr darüber, dass ich die Anzeichen nicht erkannt habe. Ihr hattet kein Interesse an mir, das heißt ihr müsst ein hoher Kriegsveteran sein. Dann habt ihr eure Rüstung versteckt, obwohl es von der Art her nur eine der Menschenvölker in Ayslant sein kann, damit hätte ich ausschließen können, dass du aus dem Norden kommst. Die edlen Schwerter und das allgemein dunkle Aussehen machte mich zwar stutzig, doch ich habe nicht weiter gedacht. Ein Fehler, wie sich jetzt heraus gestellt hatte. Im ersten Moment dachte ich wirklich: Nur weg von hier und dem Typen. Doch zum Einen hatten mich die anderen Männer, die hier herumgestanden und nur den Kampf im Blick hatte, daran gehindert und zum Anderen hatte ich auch gleich den Gedanken, dass es doch vielleicht besser ist, wenn ich mit dir mitgehe. Ich könnte die Welt sehen und etwas aus mir machen. Und meinen Freunden im Wald irgendwann beweisen, dass ich etwas wert bin...“ Den letzten Satz ihrer Begründung sprach sie leise und traurig aus. „Dir ist bewusst, dass du dann auch Wesen hinrichten musst. Egal ob sie schuldig sind oder nicht.“ erklärte Krigger mahnend. „Nein... Das war mir nicht klar... Aber ich habe keine andere Möglichkeit, wenigstens die kleine Hoffnung zu haben, dass ich irgendwann etwas gutes tun werde...“ In ihrer Stimme spiegelten sich die Hoffnungen wider, welche sie an eine Reise mit Krigger hatte. „Hmm, ich merke, dass es dir ernst ist. Aber ich kann niemanden gebrauchen, der vor Gewalt zurückschreckt.“ Ich schrecke nicht vor Gewalt zurück... oder glaubst du, ich bin auf eine Kampfschule gegangen, um Forscherin zu werden?“ Ihre Stimme normalisierte sich wieder und der erste Schock ist anscheinend auch vergessen. „Nein, aber dass du bei so etwas mitmachst... Das kann ich mir nicht vorstellen...“ antwortete der Templer. „Nur weil ich als Sklavin durch die Welt gehen sollte und mir dabei schreckliche Dinge angetan wurden? Nein, ich werde die finden, die mir das antaten!“ erklärte sie selbstbewusst. „Rache ist kein gutes Motiv.“ „Aber ich brauche sie. Ich fühle mich nicht wohl ihm wissen, dass die noch da sind, die mir das angetan haben...“ „Wenn du meinst... Jetzt sollten wir dir aber erst einmal Waffen kaufen.“ meinte Krigger und zeigte in Richtung der Tür zur Waffenkammer, vor der sich nun nur noch ein paar unbelehrbare Männer befanden, die verängstigt in die Richtung des Kriegers blickten. Kapitel 10: Aufrüstung die zweite --------------------------------- Die Waffenkammer war ein mittelgroßer Raum, ungefähr zehn Schritte lang und fünf Schritte breit, mit nur wenigen Fenstern, welche sich zusätzlich noch direkt unter der Decke befanden, sodass Fackeln ihn erhellen mussten. Dem entsprechend war es auch stickig und es roch nach Schweiß. Nach etwa zwei Schritten befanden sich die Elfe und der Mensch vor einer kleinen Theke, an der ein Mann mit nackenlangen, braunen Haaren und einem Vollbart Goldstücke zählte. Neben ihm auf dem Tisch lagen verschiedene Tücher, mit denen Waffen gereinigt und gepflegt wurden. Aus dem Hintergrund erklang das Geräusch von Metall, woraus die Beiden schlossen, dass es noch mindestens eine weitere Person im Raum gab, die offenbar gerade dabei war, Waffen zu stapeln beziehungsweise einzusortieren. Als der Tempelkrieger an den Tresen trat, hob der braunhaarige Mann den Kopf und fragte in einem neutralen Ton: „Hallo, wie kann ich ihnen helfen?“ „Sie braucht einen Bogen und einen Kampfstab.“ meinte Krigger kurz und zeigte auf seine Begleiterin Elvynia, die sich im Hintergrund aufhielt und dem Gesichtsausdruck nach dort auch gerne bleiben würde. „Hmm... Einen Bogen und einen Kampfstab. Die typische Ausrüstung für einen Bogenschützen. An was für eine Art von Bogen haben sie denn gedacht?“ Der Krieger drehte sich zu seiner Begleiterin um und fragte: „Was für einen Bogen willst du denn?“ Die Elfe trat langsam und etwas unsicher an den Tresen und erklärte: „Ich brauche einen normalen Bogen, Größe zwischen Langbogen und Kurzbogen. Es sollte ein Gleichgewicht aus Schusskraft, Genauigkeit und Geschwindigkeit vorhanden sein. Haben sie vielleicht einen Bogen aus dem Holz der Elfenwälder?“ „Da müsste ich mal nachschauen.“ meinte der Waffenmeister und ging kurz nach hinten in den Raum, der durch verschiedene Ständer für Waffen so eingeteilt wurde, dass man nicht bis zum Ende hindurch blicken konnte. Man konnte das leichte Aufeinanderschlage von Hölzern verschiedener Härte und Schwere hören. Nach einigem hin und her kam der Mann dann doch zurück und brachte einen Bogen. „So, den hier können wir einmal ausprobieren.“ „Hier?“ fragte die Elfe erstaunt. Da sie vor ihrer Verschleppung hier her einige Zeit mit dem Bogen trainiert hatte, wusste sie, dass der Raum so ziemlich der ungeeignetste Raum war, den man sich zum Testen eines Bogen aussuchen konnte. „Nein, natürlich nicht. Wir gehen in den Trainingsraum neben an. Und wenn wir schon gleich da sind, können wir auch die Kampfstäbe ausprobieren.“ erklärte der Braunhaarige der Elfe und wies beide mit einen Handzeichen an, ihm zu folgen. Der Weg führte durch die Waffenkammer, vorbei an der Person, die mit den Regalen beschäftigt war und von ihrem Vorgesetzten per Handzeichen und unverständliches Gemurmel angewiesen bekam, in den Verkaufsbereich zu gehen und dort das Geschäft weiter zu führen. An manchen Stellen der Kammer hatte selbst die im Vergleich mit den beiden Männern zierliche Elfe Probleme, die Waffen nicht zu berühren. Nicht dass die Gefahr einer Verletzung bestand, sondern die Tatsache, dass Ordnung an diesen Stellen ein Fremdwort war, beunruhigte so manchen doch mit dem Gedanken an die Gefahr, von mehreren Waffen erschlagen zu werden. Doch dies passierte nicht, sodass sie schon nach kurzer Zeit das andere Ende der Kammer erreicht hatten und nun vor einer Tür standen, die vom Waffenmeister aufgeschlossen wurde. „So, hier ist der Trainingsraum. Hier trainiert so ziemlich jeder Soldat mindestens einmal am Tag.“ erklärte der braunhaarige Mann und ging durch die Tür. „Passen sie darauf auf, nicht die anderen Schüler oder Soldaten zu stören oder gar zu verletzen. Das würde gar nicht gut kommen.“ Elvynia und Krigger folgten dem Mann, der ungefähr so groß wie Krigger war. Es war ein großer Raum, fünfzig Schritte lang und dreißig Schritte breit. Die Tür endete an einer der schmalen Wände, sodass sie an der anderen Wand die Zielscheiben für die Bogenschützen sahen und rechts und links von sich die Übungspuppen für den Nahkampf, welche schon sehr ramponiert aussahen. Überall sahen die Drei humanoide Wesen trainieren, vom Zwerg bis zum Elfen war alles vertreten. „Warum braucht die Burg überhaupt noch Soldaten? Das Lager regelt sich doch praktisch alleine. Und die Korruption führt dazu, dass das, was in der Burg ist und dort bleiben soll, schon längst im Umlauf ist.“ meinte der Tempelkrieger und musterte dabei die Rekruten abfällig. „Die hier sind doch nur Futter für die Bogenschützen.“ „Keine Ahnung und wenn sie mich fragen, interessiert es mich auch nicht wirklich. Ich mache hier meinen Job, und das reicht mir. Es bringt mich schon ins Schwitzen, dass die Schwarze Legion hier ist.“ erklärte der Beauftragte für die Waffenrüstung der Burg und fügte hastig hinzu: „Dort hinten, die erste Zielscheibe ist frei. Dort können sie den Bogen testen. Da sie sich gleich nach einem Elfenbogen interessiert haben, gehe ich davon aus, sie wissen um die regeln des Bogenschießen und des Verhalten beim Training. Also nur die Zielscheibe, kein lebendes Wesen als Zielscheibe benutzen.“ Die Elfe nickte etwas verunsichert, hatten die vorwiegend männlichen Rekruten doch gesehen, dass eine weibliche Elfe da war. Elvynia hatte das Gefühl, dass die Blicke der Männer durch ihre Rüstung aus leichtem Leder gingen und alles genaustens anstarrten. Doch sie ignorierte die Zurufe, Pfiffe und bezog an der Zwanzig-Schritt-Marke Stellung. Das glatte, helle Holz des Bogens lag gut in ihrer linken Hand. Es erinnerte sie an die Zeit, als sie noch in den Wäldern war und dort lernte, wie man mit dem Bogen umzugehen hatte. Dann nahm sie einen der Pfeile, die der Waffenmeister mitgenommen hatte und zur Standardausrüstung gehörten. Es war ein einfacher Pfeil. Nicht besonders genau gefertigt, jedenfalls im Verhältnis zu dem, was die Pfeile der Elfen haben. Zum Testen der Spannung, des Gefühls und was sonst noch dazu gehörte, genügten sie jedoch allemal. Den Pfeil legte sie auf die linke Hand, die auch gleichzeitig den Bogen hielt. Dann nahm sie ihn leicht zwischen Zeige- und Mittelfinger, visierte das Ziel an, spannte den Bogen und ließ los. Der Pfeil zischte los, in Richtung der Zielscheibe. Kurze Zeit später steckte er auch schon zwei Finger über der Mitte in der Scheibe. „Ist das jetzt gut oder eher schlecht?“ fragte Krigger, der sich mit Fernkampfwaffen überhaupt nicht auskannte. „Keine Ahnung. Kommt darauf an, wie lang sie es schon vorher gemacht hat, wann sie es das letzte Mal gemacht hat und wir sie den Bogen allgemein findet.“ antwortete der Waffenmeister und zuckte dabei mit den Schultern. „So wie ich das sehe, macht sie sich aber ganz gut und scheint auch ganz zufrieden zu sein.“ Diese These bestätigte sich, als weiter Pfeile im Ziel oder nur knapp daran vorbei landeten. Nach zehn Schuss hatte die Elfe keine Pfeile mehr im Köcher und ging zu der Zielscheibe. Krigger und der Waffenmeister merkten, dass die restlichen Rekruten, Soldaten und was sonst noch vorhanden war, die ganze Zeit nur ihr zugeschaut haben und sich nicht auf das Training konzentriert hatten. „Ich denke, der Bogen ist ganz gut...“ erklärte Elvynia zaghaft vor den beiden Männern. „Denkst du oder weißt du?“ fragte Krigger. „Ich weiß es... aber...“ begann sie langsam und zögerlich, als hätte sie etwas böses getan und will es nun beichten. „Nur raus mit der Sprache, wir beißen nicht.“ meinte der Tempelkrieger und lachte dabei fröhlich. „Er... er ist von sehr hoher Qualität...“ „Ja, und?“ „Es ist ein sehr wertvolles Holz...“ „Weiter...“ meinte Krigger, obwohl er wusste, was sie sagen wollte. „Er ist nicht billig... und wir kennen uns ja noch nicht sehr lange... ich möchte dich nicht ausnützen...“ Er zog die linke Augenbraue hoch und fragte: „Ist das deine einzige Sorge?“ „Ich... ich kenne dich erst seit zwei Tagen... vielleicht gehen wir morgen wieder getrennte Wege...“ „Als der Zwischenfall vor der Waffenkammer war, klangst du aber anders.“ „Ich... habe mich verstellt... mir selbst etwas eingeredet... Ich mag dich und bin dir ewig dankbar... aber ich habe Angst, dass ich nicht mit dir ziehen kann... obwohl es meine Pflicht ist...“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen und die Stimme veränderte sich. Selbst als Aussenstehender merkte man ihr an, dass in ihr noch ein Kampf des Gewissens. „Wie bereits gesagt, du kannst jeder Zeit gehen und ich werde nicht böse sein.“ „Aber erst das Geld, um... um... um mich... zu... bekommen... dann die Rüstung... und jetzt das... Ich weiß nicht, ob ich das annehmen kann...“ Sie hatte sich auf eine nahe Bank gesetzt und den Kopf zwischen die Knie gesteckt. Krigger hatte sich neben sie gesetzt, obwohl er nicht wusste, was er jetzt machen sollte. Zwar kannte er dieses Verhalten vom Krieg, wenn plötzlich Gefühle der Schuld und de Zweifels über die jungen Soldaten kamen und in verschiedene Zustände fielen. Manche wurden ruhig, bewegten sich nicht mehr, man könnte sie umstoßen und sie würden nichts dagegen tun. Andere bekamen einen Weinanfall, der wahrscheinlich prozentual den größten Anteil an direkten, akuten Kriegsfolgen machte. Und ein kleiner Teil wurde wahnsinnig, drehte durch und bedrohte das Leben seiner Kameraden. Die beiden Männer, beide in einer Zeit voller Leid und Elend aufgewachsen, wechselten hilflose Blicke. Keiner wagte es, einen Laut von sich zu geben oder gar zu sprechen. Sie versuchten, die Blicke der Rekruten abzuwenden beziehungsweise sie zu verscheuchen, was mehr schlecht als Recht ging. Einige Zeit später regte sich die Elfe und starrte verstört auf die beiden Männer. Sie hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, fast als sei sie von einem Dämon besessen gewesen und hatte gerade die Befreiung hinter sich. „Geht es wieder?“ fragte der Krieger freundlich. „Ja... Es tut mir Leid... ich war nicht bei mir...“ „Es muss dir nicht Leid tun. Es war völlig normal.“ „Nein, war es nicht... Normalerweise kann ich mich beherrschen... aber...“ „Glaub mir, ich war an genug Fronten und ihn genug Kriegslagern, dass ich zu mindestens so viel sagen kann, dass solche Gefühlsausbrüche nicht selten sind. Und in dieser Zeit dreimal nicht.“ „Aber...Ich dachte... Die Rüstung...“ stammelte sie, immer noch schniefend. „Nur weil du eine Rüstung trägst, ist deine Vergangenheit nicht vergessen.“ „Aber... ich... vorhin... da... alles gut...“ „Nichts war gut. Ich kenne mich damit nicht aus, aber die Priester, Magier und Gelehrten nennen das Verdrängung oder so. Gefühle unterdrücken und so. Ich glaube, da ist was wahres dran.“ „Aber...“ „Kein aber mehr. Das bringt es jetzt auch nicht. Akzeptiere es, rede mit einem Priester oder einer Priesterin. Muss nicht hier sein, kann auch erst später sein.“ „Du meinst... sie können mir helfen?“ „Je nachdem, was du unter Hilfe verstehst, ja.“ „Hmm... Na gut... Dann nehme ich den Bogen...“ Sie wirkte schon wieder etwas besser und gefasster als während des Ausbruchs. „Und den Kampfstab.“ fügte Krigger hinzu. „Wenn es sein muss...“ Sie wollte eigentlich das Thema hinter sich haben und nicht noch den Stab ausprobieren. Der Waffenmeister, der sich aus dem Gespräch entfernt hatte, um ein paar Rekruten etwas spezielles zu erklären, kam zurück und meinte: „Es hat keinen Sinn, jetzt eine Waffe zu testen. Ihr solltet morgen oder übermorgen wieder kommen.“ „Hmm, okay. Den Bogen, Pfeile und Köcher können wir aber schon bekommen?“ fragte Krigger. „Klar. Er ist von höchster Qualität, ein Meisterstück. Eigentlich 100 Goldstücke, aber dann könnten es sich nur die Reichen leisten und die wissen oft nicht den Wert einer Waffe zu schätzen. Eine Waffe ist mehr als ein Gegenstand, den man so lange einsetzt, bis sie zu viele Macken hat. Eine Waffe begleitet einen, wenn man sich gut um sie kümmert, ein Leben lang. Ich habe gesehen, dass sie sich mit Bögen auskennt und weiß, wie ein Bogen zu pflegen ist. Daher gebe ich ihn euch für 40 Goldstücke, da ich denke, dass ihr nicht viel mehr besitzt.“ „Hmm, das ist unser Restgeld. Da ich aber für den Notfall immer noch ein Kampfmesser habe, hat sie auch noch eine Waffe für den Nahkampf. Vielleicht nicht die Beste, aber immerhin besser als nichts.“ meinte Krigger und löste einen Beutel von seinem Gürtel, der voller Goldmünzen war. Diese schüttete er neben sich auf die Bank und begann damit sie zu zählen. „Reicht gerade so.“ Der Waffenmeister öffnete einen Beutel an seinem Gürtel, gab die Münzen dazu und verschloss ihn dann wieder. „Okay, den Bogen, den Köcher und die Pfeile gehören euch. Behandelt sie gut und sorgsam, dann werden diese Dinge euch lange und gute Dienste erbringen.“ er verabschiedete sich höflich und ging in Richtung der Waffenkammer, wobei er irgendwas Abfälliges über seinen Gehilfe murmelte, dass jedoch weder die Elfe noch der Krieger verstanden. „Geht es wieder?“ fragte der Tempelkrieger vorsichtig und hielt seine rechte Hand so hin, dass die Elfe ihn nutzen konnte, um Hilfe zum Aufstehen zu bekommen. „Ja, ich denke schon... Ich weiß aber immer noch nicht, wie ich dir danken soll...“ sie nahm die helfende Hand an und stand auf. „Darüber mach dir mal keine Gedanken, es wird schon irgendwann der Moment kommen. Die Götter haben uns nicht zufällig zusammengeführt. Packe den Bogen, den Köcher und die Pfeile ein und lass uns dann gehen. Ich habe keine Lust mehr, noch länger hier in der Burg zu sitzen. Lass uns in das Lager gehen, vielleicht finden wir dort noch irgendwas nützliches.“ „Hmm...“ die Elfe sagte nichts, schien mit dem Vorschlag aber soweit einverstanden zu sein. Sie packte die Pfeile in den Köcher, schnallte ihn sich über die Schulter und befestigte den Bogen ordnungsgemäß. Dann gingen die beiden Gefährten aus dem Trainingsraum. Autorenkommentar: Entschuldigt, dass das Kapitel so lange gebraucht hat. Ich bin kaum dazugekommen, es zu schreiben. Und hängt mich bitte nicht wegen dem Charakter von Elvynia auf. Ich versuch mein Bestes. Kapitel 11: Ein harter Kampf ---------------------------- Die Sonne stand tief, berührte den Horizont aber noch lange nicht. Wobei Horizont ein eigenwilliges Wort in Nordmark darstellt. Je nachdem, wo man sich befindet, ist der Horizont der düstere Wald mit seinem Sumpf, der voller Moskitos, Banditen und anderem abscheulichen Getier war, oder schon die Häuser am Rande des Lagers, welche im Moment die Umgrenzung des Lagers bildeten. Somit konnte man nicht genau sagen, wie lange die Sonne noch zu sehen war. Und genau da lag das Problem, war die Nacht doch berühmt dafür, dass immer wieder dunkle Gestalten durch die Straßen zogen. Wer am nächsten Tag noch leben wollte, musste sich bei Dämmerung in seine Hütte flüchten, in dem Bereich ein hohes Bandenmitglied sein oder eine Waffe tragen. Der Rest der Bewohner, die weder Waffen noch Rang und Macht besaßen, fürchtete die Nacht. Sie war so gefürchtet wie die Pest und die Krieger des Tempels, die mit verschiedensten Mitteln auf der Suche nach Tempelgegnern wie der Sekte waren. Brutal, gerissen, edel. Alles beschreibt die Männer und Frauen, die sich einem der acht Götter verschrieben hatten und nun im Namen ihres Gottes für den Tempel kämpften. Waren sie im Lager, musste jeder seine Zunge hüten. Niemand wusste, in welche Ohren das Gesprochene noch drang. „Die Sonne steht tief.“ stellte die Elfe fest, nur um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sie langsam Hunger hatte. „Ja, sie steht tief. Die Nacht ist nah, fürchte sich der, der keine Waffe hat.“ antwortete der Krieger und hielt kurz inne, um die Lage zu überprüfen. „Jetzt haben wir uns verlaufen. Nicht gut. Gar nicht gut.“ „Ist es so schlimm?“ Sie wusste, dass die Straßen nachts niemals sicher waren, aber wie unsicher sie waren, war von Ort zu Ort unterschiedlich. „Ein Flüchtlingslager. Hier herrscht Anarchie, das Recht des Stärkeren.“ „Und die Stärksten, das sind die Banden.“ „Ja. Die Banden, in ihnen befinden sich alle mögliche Rassen. Drachen auch.“ „Drachen? Kommen die alleine nicht besser zurecht?“ Für jemanden, der den Krieg nicht direkt erlebt hatte, waren die Geschichten über Drachen die Wahrheit. Sie dachten, es wären edle Wesen, voller Wissen und Vernunft. Mit Goldschätzen und viel mehr. „Pah. Dumme Biester. Gierig nach Macht und Gold. Wirf ihnen eine Goldmünze vor die Schnauze und sie springen hinterher wie ein Hund einem Stock. Keine Selbstkontrolle. Leben ihre Triebe einfach so aus. Damit mein ich JEDEN Trieb.“ Verachtungsvoll sprach er von den Drachen, wie von Sklaven. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sie nicht mochte. „Ahja. Aber Feuer speien können sie?“ Man merkte ihr an, dass das Bild, das sie von Drachen hatte, sich schlagartig geändert hatte. „Ja. Das Feuer und das Fliegen ist auch das Einzige, worauf sie Stolz sein können. Sonst können sie praktisch nichts. Ein paar von ihnen können zaubern, aber auch mehr schlecht als recht.“ „Oh...“ „Mach dir keine Gedanken um sie, es sind nur dumme, geschuppte Wesen, die unglaublich primitiv sind.“ „Meinst du nicht, dass das etwas hart ist?“ „Nein.“ „Na ja, ich habe noch keinen gesehen, vielleicht sind nicht alle so.“ „Vielleicht.“ Dann schwiegen die Beiden wieder und gingen durch das Straßengeflecht des Lagers. Mal gingen sie hier links, dann dort rechts und oft wählten sie den Weg gerade aus. Die Dämmerung setzte langsam ein und der Himmel färbte sich blutrot. „Wo sind wir?“ fragte Elvynia. „Keine Ahnung. Ich kenne mich hier nicht gut aus, ich weiß nur, dass es dunkel wird und dass ich Hunger habe.“ In der Stimme Kriggers hörte die Elfe Wut und auch etwas Angst heraus. „Dort hinten ist eine Kneipe, vielleicht finden wir dort etwas zu Essen und Auskunft.“ Sie zeigte auf eine relativ große Hütte, die schon fast als Haus durchgehen konnte. Sie war hell erleuchtet und in ihr befanden sich offenbar viele Menschen. „Ich habe kaum noch Geld.“ erklärte der Tempelkrieger und klimperte mit seinem Geldbeutel. „Es dürfte reichen.“ Die Elfe wirkte selbstbewusst, doch auch Krigger hörte Angst aus ihrer Stimme. Dann gingen die beiden Gefährten in die Kneipe. Es war eine kleine Kneipe, die die Elfe gefunden hatte, aber es genügte. An den Tellern voller Suppe konnte der Mann erkennen, dass es etwas zum Essen gab. Sie setzten sich an einen Randtisch und warteten auf den Wirt. Dabei beobachteten sie einen Zwergen, der sich in einer Ecke befand und ebenfalls die Menschen beobachtete. „Hey, Zwerg! Ich habe gehört, ihr Zwerge besitzt viel Gold!“ schrie ein Elf, der ein Schwert auf dem Rücken trug, und vor dem Zwergen stand. „Lass mich in Ruhe, Elf!“ antwortete der Zwerg ruhig und trank einen großen Schluck aus seinem Bier. „Nein, Zwerg! Du gibst mir dein Gold!“ forderte der Elf hart und drei Wesen, eine Frau, ein Mann in langen Kleidern, offenbar ein Zauberer, und ein Ork bauten sich vor dem Zwerg auf. Elvynia bemerkte gleichzeitig, dass ihr Begleiter zunehmend unruhiger wurde und die Szene nicht aus den Augen ließ. „Wer seid ihr überhaupt, dass ihr das fordert?“ fragte der Zwerg, ohne mit der Wimper zu zucken. Zwerge waren dafür bekannt, ruhig zu bleiben und dann ohne Vorwarnung los zulegen. Der Zauberer trat vor und hielt ein Amulett hoch. Wie es aussah, konnten die beiden neu dazugekommenen nicht klären. „Wir sind Diener des großen Gott! Wir regieren dieses Viertel und holen uns unseren Tribut! Zwerg, du bist besser daran, es auch zu tun.“ Krigger erschrak und war nun gespannt wie ein Bogen. Er hatte mit Bandeneintreibern gerechnet, aber nicht mit der Sekte. „Die Sekte!“ zischte er und griff in Richtung seines Schwertes. „Seitenmitglieder? Ihr seid so gut wie tot. Müsst noch viel lernen, wisst ihr?“ erklärte der Zwerg ruhig, trank den letzten Schluck seines Biers, griff nach seiner Axt und sprang schnell auf dem Tisch. Dabei zeigte sich seine Rüstung. Eine blaue Rüstung mit dem Achteck, das auch Krigger auf seiner Rüstung hatte. Nur in weiß statt in rot. „Ein Krieger der Ordnung!“ entfuhr es dem Zauberer erstaunt. „Dich machen wir nieder!“ „Ihr macht hier keinen nieder, Zauberer!“ schrie der Zwerg und schwang die mächtige Axt, sodass die vier Wesen, die das Gold haben wollten, erstaunt zurückwichen. „Die Ordnung wird euch vernichten!“ „Pah, Zwerg!“ schrie der Zauberer. „Fyer!“ Ein Ball aus reinem Feuer flog aus den Händen des Zauberers, direkt auf den Zwergen zu, welcher im letzten Moment ausweichen konnte. Dabei fingen die Gardinen des naheliegenden Fensters Feuer und die restlichen Besucher der Kneipe, die vorher eher ruhig blieben, waren solche Aktionen doch an der Tagesordnung, begannen zu fliehen. Kämpfe schön und gut, aber ohne Magie! „Sorg für Rückendeckung!“ schrie der Tempelkrieger Elvynia zu, welche ihren Bogen ausgepackt hatte. Sie wusste nicht, was hier abging, doch wusste sie, dass Mitglieder des Tempels nie ohne Gründe kämpften, schon gar nicht die Paladine der Ordnung, wie es der Zwerg einer war. „Stirb!“ schrie der Ork, als er sah, dass ein zweiter Kämpfer das Schlachtfeld betreten hatte. Er schwang sein mächtiges Schwert, ein Anderthalbhänder, den er mit einer Hand benutzen konnte. Der Angreifer stoppte abrupt und starrte in die dunklen Augen des Orks. Der Hüne war zwei Köpfe größer als der Tempelkrieger und berührte mit dem Schwert im ausgestreckten Arm fast die Decke, die knapp vier Schritte hoch war. Die Klinge sauste auf den Krieger zu und verfehlte diesen nur knapp. Im Boden, der aus Holzdielen bestand, entstand eine große Kerbe. „Arghh!“ entfloh es dem Tempelkrieger, bevor auch er sein Langschwert schwang und es klirrend gegen des Schwert des Orks schlug. „Pah, du willst mich töten, Mensch? Du kannst doch nicht einmal kämpfen!“ lachte der Ork und hielt sich den Krieger mit ein paar Schlägen auf Distanz. „Du verstehst nicht, gegen wen du hier kämpfst!“ „Ich kämpfe gegen einen Menschen, der sich einem Ork in den Weg stellt. Mir wird das langsam lästig, bringen wir es zu Ende!“ Er schlug mehrmals in die Richtung des Mannes, sodass der keine Chance hatte, auch nur in die Nähe des Orks zu kommen. Auch der Zwergenpaladin kam in Bedrängnis. Zwar konnte er sich seine Gegner, die sich gegen drei Gegner zu wehren hatte, vom Leib halten, doch viel anrichten konnte er nicht. In den kurzen Augenblicken, in denen der Krieger zu dem Kleinen blicken konnte, bemerkte er eine Anspannung im Gesicht des Zwerges, wie er es von Zwergen normalerweise nicht kannte. Offenbar kämpfte auch er härter als gewöhnlich. Plötzlich war es ruhig in der Ecke, in der sich der Zwerg befand. Keine Klingen surrten durch die Luft, keine Schwerter krachten gegen die Rüstung oder die Axt des Zwerges. Krigger erstarrte für einen kurzen Augenblick. Ist der Zwerg jetzt gefallen? Ich hoffe doch nicht, sonst habe ich hier ein Problem. „BEI DER MACHT DER ORDNUNG! ORDNUNG WIRD HERRSCHEN!“ schrie der Paladin. Die restlichen Gäste, die noch vorhanden waren, erstarrten. Niemand hatte gedacht, dass der Zwerg solch eine laute Stimme bekommen konnte. Der Tempelkrieger starrte zu Elvynia, die sich im Hintergrund aufhielt, den Bogen auf das Geschehen gerichtet, jeder Zeit schussbereit. Sie wirkte nicht verwundert, offenbar kannte sie keine Zwerge oder hatte nur die Gerüchte über sie gehört. Doch der Soldat der Schwarzen Legion wusste, dass dies kein gutes Ende nehmen wird. Es war kein Ausruf, den Zwerge einfach so verwenden würden. Dann hätten sie ihren König erwähnt, nicht aber einen Gott. Nein, das war etwas, das konnten nur Paladine. Jeder Anhänger der Götter bekam, wenn er sich würdig erwies, eine spezielle Fähigkeit, die unterschiedlich war und viel Kraft kostete. Würde der Zwerg jetzt scheitern, wäre das sein Tod. Die Waffe des Zwerges bekam einen bläulichen Schimmer und summte hörbar. Gleichzeitig glühten die Augen des Zwerges, seine Adern traten hervor und begannen ebenfalls zu bläulich zu leuchten. Ein Beben ging durch den Raum, so als würde pure Energie durch ihn hindurchfliessen und sich im Zwerg vereinen. Man konnte den Zwerg ohne Probleme als Manifestation der Energie der Ordnung bezeichnen, so kraftgeladen wirkte er. Wo der Zwerg jetzt auf Widerstand stieß, würde er mächtigste Energien entladen. So kam es auch. Der Zwerg wirbelte die Waffe um sich herum und traf die Elfe und den Elfe direkt in den Bauch, der sonst durch eine starke Rüstung geschützt war. Die Klinge ging durch die Rüstung wie Butter und ließ die beiden Gegner entsetzt zu Boden gehen. Der Zwerg stand glühend auf dem Tisch und starrte die beiden verbliebenen Gegner an. Seine bläulich glühenden Augen und das Glühen der Waffe, welche er mit beiden Händen führte, ließ den Raum in ein merkwürdiges Licht fallen. Alles wirkte bläulich und man konnte nicht sagen, ob es vom Zwerg ausging oder die Energie der Ordnung der Raum selbst durchflutete. Auf jeden Fall hatte man das Gefühl, dass der Raum perfekt geordnet war, obwohl das einzige Chaos herrschte. Der Zwerg schritt langsam auf dem Magier zu und wirkte dabei sehr wutgeladen. „LEGE DICH NIEMALS MIT DER ORDNUNG AN!“ Der Satz ließ den Raum beben. „Pah, lächerlicher Zwerg. Glaubst du etwa, wir wüssten nicht, wie man diese Kräfte bändigt? EPHALTAR!“ Rote Energieblitze schossen aus den Händen des Zauberers und umschlossen den Paladin wie ein Seil. Dieser zeigte sich zunächst unbeeindruckt, doch man merkte ihm an, dass er kämpfte. Er kämpfte sich jeden Schritt zu dem Feind vor, doch es gelang ihm nicht. Wenige Zentimeter vor seinem Ziel brach er zusammen. Der Zauberer lachte finster: „Tja, niemand kann dem Gott seine Wünsche verhindern! Er wird regieren und alle werden sich uns unterwerfen. Und nun, Paladin, mache dich auf dein Ende bereit.“ Er zog einen Dolch und schritt langsam auf den am Boden liegenden, jedoch nicht bewusstlosen Zwergen zu. „Scheiße!“ schrie Krigger und setzte alles auf eine Karte. Würde er den Zwerg nicht retten können, wäre dies auch sein Untergang. Den Ork konnte er in dem engen Raum nicht töten, dazu benötigte er Unterstützung durch Elvynia, die aufgrund des engen Raums jedoch nicht schießen konnte und nur für den Notfall da stand. Daher schloss er die Augen und erinnerte sich an seine Fähigkeit, die er durch hartes mentales Training erworben hatte. „MÖGE DER TOD AUF EWIG REGIEREN! KEIN LEBEN WIRD WANDELN, WENN ER ES NICHT WILL!“ Die Stimme bebte durch den Raum. Es wurde kalt. Sehr kalt, die Gäste, die nun als letzte jetzt doch die Flucht bevorzugten, zitterten und Nebel bildete sich vor ihren Mündern und Nasen, als sie ausatmeten. Der Wirt hatte sich auch bereits zurückgezogen. Ein eisiger Wind durchstreifte die Kneipe. Der Ork, der vorher noch so siegessicher war, griff sich an die Brust und atmete schwer. „Was geschieht hier?“ fragte er erschöpft. „NIEMAND STELLT SICH DEM TOD IN DEN WEG! WIR DULDEN KEINE KETZER!“ Die Stimme des Kriegers war befremdlich. Sie war kalt und ohne Seele. Eine Stimme des Todes. Dann sank der Ork tot in sich zusammen. Rosa Nebel stieg aus seiner Brust hervor, direkt zu der Gestalt des Tempelkriegers. Es war kein Mensch mehr. Es war etwas anderes, etwas tödliches. Ein Tod mit dunkler Klinge. Langsam schritt es in die Richtung des Zauberers, der noch immer auf den Zwergen konzentriert war. „Jetzt stirbst du, Zwerg!“ schrie der Mensch und wollte gerade den Dolch in die Kehle des Zwergen rammen, als er bemerkte, dass eine Gestalt auf ihn zukam. „Wie? Wer ist da?“ Es war mittlerweile so kalt, dass Atem des Zauberers und der Atem der Gestalt Nebel bildeten. Die Gestalt stand nun direkt vor dem Zauberer, der sich noch in der Hocke befand. „Willst du etwa auch so enden, wie dein Zwergenfreund?“ Keine Reaktion der Gestalt. „Nun gut, stirb! EPHALTAR!“ Wieder schossen rote Blitze aus der Hand des Zauberers und wieder umschlossen sie die Gestalt, welche den Arm hob und man ihr deutlich anmerkte, dass es sehr schwer fiel. „Ha, du hast keine Chance! Ich werde dich-“ Ein Pfeil schoss von hinten direkt in das Gesicht des Zauberers und bohrte sich durch den Kopf des Mannes. Ein „Nichts wirst du!“ kam von hinten. Dann wurde es wieder warm und der Krieger hatte seine normale Form. Er stand kurze Zeit im Raum, drehte sich langsam zu der Elfe um, die ihn entsetzt anstarrte. Nicht weil sie das, was sie gesehen hat, erschrocken hat, sondern das Gesicht des Kriegers sah weiß aus. Komplett weiß und eingefallen, wie das eines Toten. Die roten Augen glühten und auf den Wangen zeichnete sich ein dunkles Grinsen ab. Dann sank er wie ein Sack Kartoffel zusammen. „NEIN!“ schrie die Elfe, legte Bogen und Pfeile beiseite und rannte zu ihrem Befreier. „Steh auf! Ich bin noch nicht bereit... Ich will das nicht wieder durchmachen... Was wird aus mir, wenn du stirbst?“ Sie weinte und schüttelte den leblosen Körper. „Es ist gut, meine Dame. Wer sich mit dem Tod einlässt, ist verdammt. Jeder, der sich mit den Göttern einlässt, ist verdammt.“ Der Zwerg, der noch sehr erschöpft aussah, trat hinter der Elfe hervor und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist er tot?“ fragte sie verzweifelt. „Ich weiß es nicht... Das Spiel mit dem Tod ist ein Spiel, in dem wir nicht die Regeln machen.“ versuchte der Zwerg, die Situation zu erklären. „Wieso kannst du das nicht sagen? Du bist doch auch so ein Göttertyp! Warum kannst du mir dann das nicht sagen? Warum?“ Sie wirkte immer verzweifelter und schlug aus Verzweiflung auf die Rüstung des Zwergen ein. „Wenn ich das könnte, wüsste ich mehr als alle anderen zusammen. Vielleicht ist er aber auch nicht tot, vielleicht ist er nur erschöpft.“ Elvynia legte das Ohr an die Nase des Kriegers, in der Hoffnung irgendein Ton zu erhalten, doch sie hörte nur schwach den Atem des Kriegers, der langsam und flach war. „Er atmet langsam und flach.“ „Hmm... Auf jeden Fall ist er nicht tot, das ist schon einmal gut.“ „Kommt er wieder zu sich?“ „Liebes, ich habe keine Ahnung. Was ich aber weiß ist, dass wir ihn hier nicht lassen können. Wir müssen ihn irgendwie zur Burg bringen.“ „Und wie?“ Die Elfe hatte eine Mischung aus Erleichterung, Sorge und Verzweiflung in ihrer Stimme. Sie war glücklich, dass es noch die Hoffnung gab, dass ihr Gefährte überlebt, jedoch wusste sie nicht, wie ernst die Situation war. Lag er im Sterben? War er nur erschöpft? Es kam auch Angst an die Zukunft hoch, wusste sie doch, dass sie dann das Schicksal, das sie hier an diesen Ort gebracht hat, wieder ereilen würde. „Vielleicht kann ich helfen.“ eine tiefe Stimme kam aus dem hinteren Teil der Kneipe. Es war der Wirt, der sich hinter dem Tresen versteckt hatte. Er ging langsam und vorsichtig auf die Elfe und den Zwergen zu. „Sie uns helfen? Aber wir haben ihren Laden zerstört.“ fragte Elvynia ungläubig. „Pah, ein paar Tische, etwas Boden... das kriegt man schnell wieder hin. Was zählt sind die Typen, die ihr umgebracht habt.“ „Was waren das überhaupt für Typen?“ fragte die Elfe und zeigte auf die reglosen Körper. Bevor der Wirt etwas sagen konnte, zu dem er schon angesetzt hatte, kam der Zwerg dazwischen. „Es waren Mitglieder der Sekte. Sie behaupten, es gäbe nur einen Gott. Zwar existierten sie schon vor dem Krieg, doch da waren sie längst nicht so bekannt und gefürchtet. Im Gegenteil, man hat sich über sie lustig gemacht. Doch jetzt, wo der Krieg vorbei ist und überall Tod und Elend herrscht, zweifeln die Wesen aller Gebiete an den Göttern. Da haben es natürlich solche Gruppierungen leicht, uns auszustechen. Und wir müssen das verhindern. Schließlich ist es ja schon blasphemisch zu behaupten, dass es nur einen Gott gibt. Totales Hirngespinst, wenn ihr mich fragt.“ erklärte der Paladin. „Ich bin ehrlich gesagt froh darum, dass sie mich erst nur für einen normalen Bürger gehalten haben, sonst hätte ich keine Chance gehabt, zu überleben.“ „Jo, das hat der Zwerg vollkommen richtig gesehen. Die würden dich mitten auf der Straße aufknöpfen, wenn sie wüssten, dass du zum Tempel gehörst. Aber jetzt sollten wir uns um euren Freund da kümmern. Helft mal mit tragen.“ fügte der Wirt hinzu, und packte den Tempelkrieger unter den Achseln, sodass er den Oberkörper des Mannes trug. „Boah, ist der schwer. Hätte nie gedacht, dass Rüstungen so schwer sein können.“ Elvynia und der Zwerg halfen so gut es ging und kurze Zeit später befand sich der bewusstlose Krieger in einem kleinen Raum hinter der Theke, aufgelagert auf ein paar Säcken Kartoffeln und Getreide. „So, jetzt brauchen wir noch ein paar Decken und jemanden, der auf ihn aufpasst.“ erklärte der Wirt. „Decken habe ich genügend, ich hole geschwind welche.“ Dann ging er weg. „Gut, dann passe ich auf ihn auf. Es ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann.“ meinte die Elfe und beim letzten Satz flossen ein paar Tränen ihre Wange herunter. „Ich helfe dir.“ fügte der Zwerg hinzu. „Schließlich habt ihr mich vor dem Tod gerettet.“ „Wir haben nur unsere Pflicht getan.“ „Ich weiß, ich weiß... Die Schwarze Legion ist immer schon etwas merkwürdig gewesen., was Pflichten angeht. Mal helfen sie, mal helfen sie nicht. Ich denke, er wird dir einiges erzählen, wenn er aufwacht.“ „Meinst du? Er kam mir sehr verschlossen vor.“ antwortete Elvynia misstrauisch. „Ja. Jetzt, wo wir Zeit haben, sollten wir uns einander vorstellen. Der Tempel schickt selten zwei unterschiedliche Götterkrieger zu einer Aufgabe. Wir werden miteinander kämpfen und vielleicht sterben. Ach, ich bin Kazman, Paladin der Ordnung.“ „Ich hoffe, wir sterben nicht. Aber ich bin Elvynia, Schülerin des Lebens. Eigentlich war ich es, aber das tut hier nichts zur Sache...“ „Da habt ihr vermutlich Recht.“ Der Wirt kam wieder zurück und brachte einige Decken mit. „Hier, ein paar Decken. Ich denke, ihr werdet die Nacht über hier bleiben, oder?“ „Hmm, kann sein.“ brummte der Zwerg. „Gut, dann habe ich nicht zu viele Decken gebracht. Ich bin vorne im Raum und mache sauber, falls ihr mich braucht.“ Kapitel 12: Eine besondere Nacht -------------------------------- Die Nacht lag ruhig über dem Lager, Elvynia und Kazman hörten jedenfalls nichts ausser dem stetigen Aufräumen des Wirts, der immer wieder in das Lager kam und die beiden höflich fragte, ob sie irgendwas bräuchten. Regelmäßig verneinten sie es, bedankten sich aber stilgerecht für die Frage. „Entschuldigt, dass ich sie vorhin geduzt habe, Herr Kazman. Es war in der Situation. Es kommt nicht wieder vor.“ begann die Elfe nach einer gefühlten Ewigkeit und brach so das Schweigen, dass zwischen den Beiden geherrscht hatte. Zwar hatten sie am Anfang ausgemacht, dass sie abwechselnd schlafen, doch keiner hatte Lust darauf. Beiden gingen zu viele Dinge durch den Kopf. „Meine Dame, ich bitte sie! Ich bin ein Paladin, da stehen wir darüber. Machen sie sich deswegen keinen Kopf. Wir sollten uns allgemein duzen, wir werden ja noch eine ganze Weile zusammen sein.“ antwortete der Zwerg freundlich und mit einem Lachen auf den Lippen, welche von einem gepflegten, kurz geschnittenen Vollbart umrandet wurden. Wie die Haare, die etwa menschenfingerlang waren, war er schwarz. „Also mit ihm hier.“ fügte er noch hinzu, und zeigte mit dem Daumen auf den Krieger, der auf den Mehlsäcken aufgebettet war. „Hmm, da könnten sie Recht haben... Wobei ich mich immer wieder fragen, ob es richtig ist, was wir tun werden... Nicht das ich eine Wahl hätte, schließlich bin ich ihm ja zu dank verpflichtet... aber es ist schon ein wenig komisch...“ erklärte die Elfe unsicher. Ihre Position. „In dieser Welt weiß man nicht, was richtig und was falsch ist. Will man in dieser Welt wieder Ordnung schaffen, geht das nie ohne den Verlust von Titeln oder Rängen, oft wird es blutig. Viele fragen sich, ob die Ordnung durch die Kraft nicht besser ist als die Ordnung durch das Schwert und dann später das Wort. Das halte ich für falsch, einen bösen Irrglauben. Solang jeder denkt, dass man mit Kraft alles gewinnen kann und er dabei auch noch Erfolg bekommt, wird das Land früher oder später dem Untergang geweiht sein. Denn dann würde jeder nur gegen den nächst Stärkeren, um seine Position auszubauen. Der König, der die Ordnung eigentlich waren soll, ist dann nur noch Angriffen ausgesetzt. Das ist jetzt zum Beispiel so. In Ayslantstadt, der Hauptstadt, toben heftige Straßenschlachten zwischen rivalisierenden Banden und Banden mit der Königsgarde. Der König selber musste sich im Palast verschanzen und einen unerbittlichen Stellungskrieg führen. Nur noch wenige sind ihm geblieben, dazu gehören auch die obersten Priester und Krieger der Tempelkrieger. Und ein Ende ist nicht in Sicht, auch wenn bereits erste Truppen der Schwarzen Legion in der Hauptstadt kämpfen. Andere Legionen auch, keine Frage, aber sie sorgen für das, was hier noch Ordnung schaffen kann: Furcht und Angst.“ berichtete der Zwerg, während er ein paar Schlucke aus seiner Wasserflasche trank. „Aber der König hat den Krieg doch selber angefangen. Er hat doch den Krieg im Norden begonnen. Dann ist er doch selbst an der Lage Schuld.“ meinte Elvynia kritisch. „Jein. Das Kriegswesen ist zu komplex, um es zu verstehen können. Fakt ist, dass die Nordreiche schon immer scharf auf die Eisenberge, die jetzt auch Blutberge heißen und sich übrigens ganz in der Nähe befinden, waren und sie immer haben wollten. Sie standen aber schon seit Jahrhunderten unter der Herrschaft Asylants. Also war es nur ein Verteidigungskrieg um die Berge. „Was die jetzige Situation bedingt hatte, war das Eingreifen der Westreiche, der Stämme aus den Steppen und Wüsten des Westen. Durch komplizierte Verträge -ich bin mir sicher, dass die Nordreiche dabei einige Verträge gefälscht haben- waren sie an die Nordreiche gebunden, sodass sie zwangsweise eingreifen mussten. Dummerweise befanden sich unter den Stämmen auch Drachen, die in diesem Krieg gegen uns kämpften. Der König hatte mit den Schwarzdrachen aus den Bergen im Süden, die Mittelberge, welche uns ebenfalls von einer Wüste trennen, ein Verteidigungsbündnis, falls die Wüstendrachen angriffen. Dies griff jetzt. Dass Drachenkriege immer hart waren, muss ich dir nicht sagen. „Fakt ist, dass die Elfen aus den Wäldern im Osten gleichzeitig ihren immer wieder schwellenden Konflikt mit den Menschen aus dem Südosten in einen brennenden verwandelten. Da Asylant, die Zwerge der Bollberge im Osten, welche sich zwischen dem Königreich Ayslant und den Wäldern befinden, und die Elfen in einem Bündnis stehen, musste Ayslantstadt auch Truppen in die Wälder schicken, sodass die West und Nordfront praktisch ungesichert war. Daher gab es dort auch starke Rückschläge. „Das Genick wurde uns aber dann gebrochen, als bekannt wurde, dass die West- und Nordreiche die Menschen südlich der Wälder unterstützte. Weite Teile des Waldes wurden in der vernichtenden Offensive zerstört und die Bollberge waren wiedereinmal kräftigen Angriffen ausgesetzt und mussten ihrem Namen alle Ehre machen. Zwar wurde dort der Vormarsch gestoppt, doch im Nordwesten kamen die Truppen weit, bis nach Nordmark und weiter. Nur durch eine letzte Gewaltgegenoffensive konnte die vier Bündnispartner die Grenzen wieder stabilisieren. „Das Land ist jedoch so ausgeblutet, dass es keine Kräfte mehr gibt, die die Menschen kontrollieren könnten, worauf sich natürlich einige gefreut haben. Und in der Situation sind wir nun. Überall Banden und sonstige Wesen.“ erzählte der Zwerg ausgiebig und zeichnete dabei mit seinem Finger die Umrisse der Länder und die politischen Beziehungen ein. „Also befinden wir uns in einer Pattsituation?“ harkte die Elfe vorsichtig nach. Von Politik hatte sie nie viel verstanden, aber da sie merkte, dass de Zwerg es schon sehr vereinfacht hatte, wollte sie seine Bemühungen auch nicht vergebens machen. „Korrekt, meine Dame.“ antwortete Kazman freundlich. „Eine Frage hätte ich dann doch noch... Was hat der Tempel im ganzen Spiel zu suchen?“ fragte sie vorsichtig nach. „Ihm wurde die Aufgabe zuteil, die Situation im Inneren zu besänftigen. Ihr müsst wissen, dass Gewalt und Terror in solch einer Zeit etwas sehr geeignetes ist, um die Menschen ruhig zu halten. Schließlich hat man nur noch wenig und wenn das durch die Legionen des Tempels zerstört wird, dann ist das ein harter Verlust. Ich weiß nicht, wie weit ihr euch in dieser Sache auskennt, aber unser Freund hier ist ein Mitglied der berühmtesten Legion. Der Schwarzen Legion. Sie war hart und gefürchtet, war sie doch Hauptveranstalter vieler Massaker. Nicht selten wurden ganze Dörfer vom Erdboden entfernt oder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in andere Teile des Landes verschleppt. Nicht, dass das schnell ging, aber am Morgengrauen waren sie bereits so weit entfernt. So etwas verursacht Respekt, müsst ihr wissen.“ berichtete der Zwerg fast neutral. „Entschuldigt die persönliche Frage, aber wart ihr auch an solchen grausamen Dingen beteiligt? Ihr seid ja schließlich ein Paladin der Ordnung. Das ist doch gegen eure Regeln.“ Elvynia zeigte sich geschockt über das, was sie gehört hatte. Zwar war es ihr nicht unbekannt, doch hatte sie es immer verdrängt. „Hmm... Ich war nicht direkt beteiligt. Ich habe davon gewusst, das gebe ich zu. Aber man hatte keine andere Wahl, als es zu dulden, sonst war man oft einen Kopf kürzer. Und mein Kopf ist mir wichtig, wenn ihr versteht.“ Man merkte, dass ihm die Frage nicht ganz angenehm war. „Ahja... während des Krieges war ich noch klein. Alle haben davon geredet, doch keiner hat mir gesagt, was das ist. Nur dass es böse ist. Vielleicht war es in ihren Augen besser so, aber als ich den ersten Toten gesehen habe, fühlte ich mich betrogen. Eine Welt ist praktisch für mich zusammengebrochen. Ich kam nie auf die Idee, überhaupt daran zu denken, dass Krieg mit dem Tod verbunden ist. Und noch mit vielem mehr...“ Den letzten Satz sprach sie langsam und bedrückt aus. Kazman sagte nichts, aber sein Verdacht über ihre Herkunft wurde gestärkt. Es gab sonst kaum einen Grund, für eine weibliche Elfe, hier in diesem gottverlassenen Platz zu sein. So saßen sie schweigend in der Abstellkammer der Taverne und starrten Löcher in die Luft, während der Krieger langsam atmete, so als würde er tief schlafen. Die Zeit verging nur langsam, der Zwerg war eingenickt und schlief seinen Schlaf der Gerechten, während Elvynia aufpasste, dass niemand störte. Durch die Tatsache, dass bereits tiefste Nacht war -der Wirt hatte sich in sein Zimmer verzogen, wurden auch die Augenlider der Elfe immer schwerer und sie konnte sich kaum noch wach halten, obwohl sie es musste, war sie doch als Wache eingeteilt. Daher ließ sie immer wieder Geräusche von sich, die einem wachen Menschen eindeutig zeigten, dass ihr langweilig war. Aber es war niemand wach. Der Krieger schlief immer noch, jedenfalls glaubte sie nicht, dass er noch bewusstlos war, hatte er sich doch schon mehrfach bewegt und das viel stärker, als für einen Bewusstlosen üblich war. So starrte sie lustlos in die andere Ecke des Raumes und zählte dort die Fässer und alle anderen Dinge mit ihren Augen. Dies wirkte sich schon nach kürzester Zeit stark ermüdet und sie ließ davon ab und dachte an andere Dinge. Sie dachte an die grünen Wälder, in denen sie aufgewachsen war, dachte an ihre Freunde, die sie schon seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte. Ob es ihnen gut ging? Oder ob sie nach ihr suchten? Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte. Die schrecklichen Bilder kamen immer wieder ihn ihr hoch. Die Männer, die auf die Gruppe junger Elfeninnen zu kamen, sie umklammerten und mit Hanfseilen fesselten. Es war laut und Schreie beider Parteien fielen. Die Elfen konnten sich zwar wehren, wurden dann aber doch überwältigt und mit Fußtritten ausser Gefecht gesetzt. Dann begann die schreckliche Reise durch das vom Krieg zerstörte Land und die Bollberge. Diese Erinnerungen ließen die junge Elfe in Tränen ausbrechen. Sie spürte jeden Schmerz, hörte jeden Schrei, fühlte die Angst, die sie auf der Reise empfunden hatte. Es waren schreckliche Gefühle. Und bis heute wusste sie nicht, warum es so war. Warum man sie aus ihrer Heimat verschleppt hatte, warum man nichts dagegen unternommen hatten, warum sie jeden Abend auf den Boden geworfen wurde und dann diese schmerzhaften, schrecklichen Dinge gemacht wurden. Immer und immer wieder, die halbe Nacht. Am Ende der Nacht konnte sie sich kaum bewegen, wurde mit groben Männerhänden von ihrer Stelle gezerrt und wieder in die Käfige gesteckt, in denen sie zur Schau gestellt wurden. Wie Tiere. Nicht selten, wenn sie Rast machten, griffen verschmutzte Hände durch die Eisenstangen und tasteten sie von oben bis unten ab, worauf fiese, erniedrigende Kommentare folgten. Zwar verstand sie sie nicht, doch der Ton sagte mehr als tausend Worte. Sie war nicht die einzige Elfe, die mit dem Treck quer durch die Landen zog. Zu ihrem Glück, auch wenn sie diese Formulierung niemals benutzen würde. Ihre Mitgefangeninnen waren teils junge Elfen, die noch als Kinder zählten. Doch auch sie wurden erbarmungslos geschändet und den Menschen der Siedlungen als Sklavin für alles verkauft. Die Bilder wurden immer schrecklicher und härter, doch die Elfe konnte nicht. Sie musste immer wieder an diese Zeit denken, in der sie nie wusste, was mit ihr passieren wird. Die Tränen flossen ihr aus den Augen. Es nahm sie sehr mit und sie schämte sich auch für das, was passiert ist. Zwar würde keiner sie dafür belangen, dass sie es zugelassen hat, war es doch klar, dass sie keine Chance gegen die Männer hatte. Dennoch schämte sie sich dafür, dass sie die Mädchen nicht vor diesen Grausamkeiten bewahren konnte. Wo sie jetzt wohl vegetierten? Ob sie überhaupt noch lebten, das war die Frage. Schließlich war solch ein Leben mit gewaltigen Strapazen und Schmerzen verbunden. Nicht selten begingen Opfer solcher Taten Selbstmord. Doch Elvynia wollte keinen Selbstmord begehen. Sie wollte bei Krigger bleiben. Nicht dass sie ihn liebte, jedenfalls spürte sie keine solchen Gefühle ihm gegenüber, aber wenn es jemanden gab, der etwas gegen das Unrecht machen konnte, das ihr widerfahren ist, dann er. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass seine Methoden nicht unbedingt mit ihren Ansichten von Recht und Gerechtigkeit übereinstimmten, doch glimmte auch ihn ihr die Flamme der Wut und des Zorns. Diese Tatsache machte sie gleichzeitig wieder lebensfroher und aber auch ängstlich. Die Gedanken an Mord und Totschlag verunsicherten sie deutlich. So lag sie, an der Wand lehnend, in der Ecke und ließ ihren Gefühlen den freien Lauf. In ihrem Kopf schwirrten die verrücktesten Gedanken. Mal dachte sie daran, einfach abzuhauen, mal dachte sie daran, Krigger zu töten, mal dachte sie daran, einfach alles zu verneinen, was sie gefragt wurde. Doch wusste sie sehr wohl, dass diese Dinge nicht realisierbar sind. Würde sie abhauen oder Krigger töten, würde sie als Mörderin gejagt werden und wäre zudem schutzlos der Welt ausgeliefert. Sie würde dann nur in die gleiche Situation kommen, in der sie sich befunden hatte, bevor sie auf den Krieger stieß. Und das wollte sie nicht. Sie wollte leben und irgendwann glücklich werden, vielleicht heiraten, Kinder haben. Harmlose Dinge, nicht das, was sie jetzt war. Sie war jetzt eine Kriegerin, genauer gesagt eine Bogenschützin, die Aufgaben für eine Organisation erledigte, die sie nicht kannte. Zwar existierte der Tempel zur Zeit, als sie verschleppt wurde, auch in den Wäldern, doch eigentlich wurde nur die Göttin des Lebens angebetet. Die anderen Götter wurden oft nur als Schmuckstück aufgestellt, selten hat jemand bei den anderen Göttern gebetet. Auch hatte sie nie besonders an die Lebensgöttin geglaubt, doch jetzt, in der Situation, in der sie sich befand, wünschte sie sich doch sehr eine Göttin, die über ihr schwebt und sie beschützte. So schloss sie die nassen Augen und betete zur Göttin des Lebens. „Ich weiß nicht, was ich getan habe oder tun werde, dass ich das Ganze hier ertragen muss, doch es wird sicher einer deiner Pläne sein, die du mit uns spielst. Daher bitte ich dich, Göttin des Lebens, bitte breite deine schützenden Hände über mir aus, schütze mich vor dem, was mich erwartet und vor den Reaktionen auf das, was ich tun werde. Ich gebe mein Leben in deine Hände und werde alle deiner Entscheidungen tragen. Ich respektiere das Geschenk des Lebens und tue alles, um es zu schonen. Gleichzeitig setze ich mich für die ein, die ihr Leben nicht selber schützen können. Ich werde den Geist des Lebens verbreiten und versuchen, viel mehr Leben zu geben als zu nehmen. Auch werde ich jede deiner Entscheidungen über mein Leben respektieren und sie mit Würde tragen, weiß ich doch, dass du mein Leben in deinen Händen trägst und dass alles von dir gewollt ist.“ betete sie leise und hoffnungsvoll. Sie wusste nicht, ob es wirken wird, aber es wirkte beruhigend und war ihrer Meinung nach das einzige, was jetzt noch möglich war. Sie saß in der Ecke und starrte bewegungslos die andere Ecke des Raumes an, als sie eine Bewegung neben sich bemerkte. Daraufhin wendete sie den Kopf und bemerkte den Zwerg, der sich streckte und langsam aufwachte. Dabei brummte er irgendetwas von unbequemer Unterlage und nicht geeignet zum Schlafen. „Sie sind noch wach?“ frage Kazman die Elfe etwas verwundert und verschlafen, als er sie bemerkte, wie sie ihn ihrer Ecke kauerte und fast reglos dasaß. „Ich sollte doch Wache halten.“ antwortete sie kurz. Sie wollte nicht reden, sondern nur mit ihren Gedanken alleine gelassen zu werden. „Stimmt. Aber ich habe gedacht, dass sie trotzdem einschlafen schließlich dürfte uns hier ja keiner finden oder stören.“ erklärte der Zwerg etwas notdürftig, hatte er doch nicht mit solch einer Antwort gerechnet. „Ich bin halt den Aufgaben, die mir gegeben werden, treu.“ bemerkte sie gereizt, fast schon giftig. „Das ist sehr löblich, doch man darf so etwas nicht übertreiben, sonst schießt es nach hinten oder geht schief.“ meinte der Zwerg. „Ach, lassen sie mich doch bitte in Ruhe!“ schimpfte Elvynia und drehte sich zur Wand, sodass der Zwerg ihre Tränen nicht sehen konnte. „Euch bedrückt irgendetwas, meine Dame. Vielleicht...“ versuchte er zu besänftigen, doch er wurde nur noch mehr angeschrienen: „Hören sie mit dem 'meine Dame' auf. Ich will nicht so behandelt werden, wie ein Zuckerpüppchen! Das wurde ich noch nie und in meiner jetzigen Situation will ich das auch gar nicht. Lassen sie mir doch einfach meine Ruhe und gut ist, ja?“ „Ich merkte schon, dass irgendetwas nicht mit euch stimmt. Die Müdigkeit kann es nicht sein, aber vielleicht ist ein auch nicht meine Aufgabe, sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern.“ antwortete der Zwerg, nicht trotzig, er merkte, dass etwas nicht mir ihr stimmte, schließlich wirkte sie unverhältnismäßig verschlossen und aggressiv. Zwar kannte er sie noch nicht sehr lange, doch er war sich sicher, dass sie direkt nach dem Kampf noch nicht so war. „Schön, dass sie es jetzt endlich auch erkennen!“ „Ich lasse sie ja schon in Ruhe. Von mir aus können sie jetzt schlafen.“ „Ich bin nicht müde.“ behauptete die Elfe, obwohl es nicht stimmte. Sie war müde, in mehrerer Hinsicht. Daher schlief sie kurz nachdem der Zwerg nichts mehr sagte auch ein. Die Geräusche des Tages drangen auch in den Teil der Kneipe, in dem sich die Elfe, der Zwerg und der Krieger befanden und es dauerte nicht lange, bis der Zwerg, der in der Nacht noch einmal eingeschlafen war, und die Elfe wach wurden. Sie streckten sich und gähnten erst einmal, bevor sie sich vom Holzboden erhoben, in der Absicht, sich noch mehr zu strecken. Über das, was in der Nacht passiert war, verloren sie kein Wort. Langsames Zucken und Bewegen der Gliedmaßen zeigte den beiden, dass der Krieger aus seinem schlafähnlichen Zustand erwachte. Zunächst bewegte er nur den Kopf und die Hände, doch schon kurz darauf war es fast der ganze Körper. Dennoch blieb er liegen und fasste sich an den Kopf. „Ouch...“ stöhnte er leise, aber hörbar. „Magie ist manchmal ganz schön grausam...“ „Oh, hallo...“ begrüßte die Elfe den Menschen erschrocken. Sie hatte ihn in ihren Gedanken total vergessen. „Und auch von mir ein Hallo. Ich hoffe, ihnen geht es jetzt besser.“ fügte der Zwerg höflich hinzu. „Hallo auch... Gut gehen ist übertrieben. Aber so langsam komme ich wieder auf die Beine. Hoffe ich zumindest.“ erklärte Krigger und stand dann langsam auf. Er befand sich in seiner Rüstung und dem entsprechend schwierig war auch das Strecken und Dehnen nach einer solchen Nacht. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Elvynia und hielt sich den Bauch, da sie offenbar großen Hunger hatte. „Hmm, im Lager will ich nicht bleiben. Seit gestern Abend ist das mir hier zu gefährlich. Außerdem bezweifele ich, dass es hier etwas Gutes zum Frühstück gibt.“ antwortete der Zwerg und öffnete die Tür zum Schenkenraum, der immer noch die Spuren eines Kampfes zeigte, aber auch gleichzeitig die Spuren Neuaufbaus. „Na gut, gehen wir halt in die Burg. Wir müssen eh noch beim Priester des Todes vorbei, um die offizielle Genehmigung für die Aktion zu holen.“ meinte Krigger, der sich bereits wieder auf den Beinen befand und sich seine Kopfschmerzen nicht anmerken ließ. Kapitel 13: Die letzten Instruktionen ------------------------------------- Nun standen die drei Krieger vor der schweren Holztür, hinter der sich der Priester befand, der Krigger seinen Auftrag gegeben hatte. Sie hatten ihre ganze Ausrüstung einschließlich eines Rucksacks mit etwas Verpflegung an sich. Der dunkel angekleidete Krieger sah kurz zu der Elfe neben sich, fragte sie mit den Augen ob sie bereit sei. Als sie es mit einem zaghaften Nicken bestätigte, wand er seien Blick zu dem Zwerg, der neben ihm stand. Dieser brummte: „Schau mich nicht so an, ihr wisst, dass ich bereit bin!“ Krigger lächelte kurz, klopfte dann kräftig an die Tür. Nach kurzer Zeit öffnete sich ein kleines Fenster in der Tür und ein finster blickendes Augenpaar blickte ihnen entgegen. „Was wollt ihr?“ „Priester, ich bin der Tempelkrieger, den ihr mit der Lösung des Sektenproblems der Gegend betraut habt.“ antwortete der angesprochene ohne die Anzeichen irgend eines Gefühls. „Ahja.“ sagte die dunkle Stimme abfällig und musterte ihn durch das Fenster. „Nun, dann tretet mit euren Gefährten ein.“ Die Tür wurde von innen aufgeschlossen und quietschte laut. Kaum war Kazman hinter Elvynia eingetreten, schloss der Priester die Tür auch sogleich wieder und ging eilig zu seinem Buchständer, auf dem wieder ein großes, schweres Buch lag. Das Zimmer hatte sich seit dem letzten Mal nicht verändert, es war immer noch sehr dunkel und auf dem Boden war immer noch das Pentagram zu sehen. „Ihr seid also die, die der Krieger für seine Mission ausgesucht hat?“ befragte der mit einer schwarzen Robe, auf der das Symbol des Tempels des Gottes des Todes und Terrors zu sehen war, bekleideten Priester die Elfe und den Zwergen. Entweder sah er nicht, dass der Zwerg ein Paladin, ein Streiter des Gottes der Ordnung, war, oder er ignorierte es ganz bewusst. „Ja, das sind wir.“ erklärte der Zwerg und stampfte aus Entrüstung darüber, dass sein Stand so ignoriert wurde, mit der Axt auf den Boden. Auch dieses Zeichen ignorierte der Priester und wandte sich der Elfe zu. Sie schwieg als der durchdringende Blick sie traf. Man konnte ihr ohne Probleme ansehen, dass sie hier nicht gerne war. Ihr Blick wanderte von einem Symbol des Todes zum anderen, immer dem Blick des Priesters ausweichend. „Ich habe euch etwas gefragt, Elfe.“ Die Stimme war ruhig, aber in ihr befand sich eine nicht genauer erklärbare Bosheit. „Es ist besser für euch, wenn ihr antwortet. Sonst kann es sehr unangenehm werden.“ Doch sie schwieg weiterhin. „Nun, Elfe. Wenn ihr nicht reden wollt, dann ist das nicht mein Problem. Ihr müsst es nicht. Jedoch bekommt ihr dann auch nicht den euch zustehenden Lohn.“ „Sie macht bei der Aktion mit.“ warf der Krieger ein. Er konnte es nicht mehr ertragen, wie der Priester versuchte, sie schwach werden zu lassen. „Wenn das so ist...“ Der Priester lächelte fies. „...dann habe ich keine Fragen mehr an sie.“ „Gut. Was machen wir dann noch hier?“ fragte der Zwerg gereizt. „Nun, die Aktion ist nicht ganz ungefährlich... Ihr müsst euch darüber im Klaren sein, dass ihr dabei sterben könnt... Ein tragischer Verlust für uns alle, wenn ein Paladin sein Leben lassen würde... Nicht wahr, Zwerg?“ Jetzt schwieg auch der Zwerg, er schaute dem Menschen nur noch böse in die Augen. „Jetzt ist es aber mal genug.“ meinte Krigger. „Kommen wir zum eigentlichen Teil des Gespräches. Wie viele werden wir töten müssen? Wie sieht es mit Unterstützung im Notfall aus?“ „Genaue Zahlen liegen dem Tempel nicht vor, aus verständlichen Gründen. Offenbar sind sie gut organisiert, sie haben schon mehrere unserer Spione gefunden und standrechtlich hingerichtet. Unterstützung kann ich nicht geben, dazu sind wir hier in der Burg zu schwach. Wir haben ja nicht einmal die Möglichkeit, die Banden hier im Lager zu kontrollieren. Wie sollen wir dann noch Truppen für die Zerschlagung einer Sekte haben?“ „Ihr wollt, dass wir uns zu dritt gegen eine Armee stellen?“ fragte Krigger mit einer Mischung aus Wut und Erschrecken nach. „Ich sehe doch, dass eure Leute gut ausgerüstet sind. Ihr werdet das schon schaffen. Und wenn nicht, dann gibt es sicher noch Söldner hier im Lager, die ihre Arbeit zu Ende bringen.“ „Warum schicken sie nicht gleich die Söldner, wenn sie sie schon haben?“ Er war über das, was er hörte, geschockt. „Weil Söldner dem Tempel nicht so viel Ruhm bringen wie eigene Krieger. Denkt euch doch einmal aus, was passieren würde, wenn sich das Gerücht breit machen würde, dass der Tempel Söldner braucht, um seine Angelegenheiten zu klären? Es wäre ein absolutes Desaster. Wir haben jetzt schon bürgerkriegsähnliche Zustände hier in dem Land. Wir müssen die Kontrolle über das Land halten, sonst ist unsere Macht für immer weg!“ „Und wir sollen uns dafür opfern?“ fragte Kazman dazwischen. „'Opfern'... Ein viel zu hartes Wort für die Wichtigkeit, Zwerg. Außerdem ist ja noch gar nicht sicher, dass ihr versagen werdet.“ Dann schwieg der Zwerg wieder, schaute den Priester aber weiterhin böse an. „Nun, ich nehme an, dass ihr den Auftrag weiterhin machen werdet, Krieger.“ Krigger schaute kurz zu seinen beiden Gefährten, die nickten, dabei jedoch nicht glücklich aussahen. „Ja, das werden wir. Und wir werden ihn mit Erfolg zu Ende bringen.“ erklärte Krigger. „Gut, dann ist alles abgeklärt. Erstattet mir Bericht, wenn ihr den Auftrag vollbracht habt. Und jetzt geht, ich habe zu tun.“ Er öffnete die Tür und zeigte nach draussen. Wortlos verließen die Drei das Zimmer. „Was für ein verdammter Idiot!“ platzte es aus dem Zwergen, als sie sich auf der Treppe in den Burghof befanden. Er war voller Wut und zeigte dies entgegen der Regeln der Paladine ganz öffentlich. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache...“ meinte Elvynia. „Er lachte und grinste die ganze Zeit. Ich kenne mich nicht mit Priestern dieser Art aus, aber ich habe das Gefühl, dass er uns nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.“ „Es ist ein Priester des Todes und Terrors, was erwartest du? Ich glaube ja nicht einmal, dass die Söldner, von denen er uns erzählt hat, wirklich existieren.“ fügte Kazman hinzu. Krigger blieb mitten auf der Treppe stehen. Dann sagte er ernst, fast schon mit einem resignierenden Ton: „Es ist längst bekannt, dass die Priester und Tempelkrieger in Konkurrenz zueinander stehen. Es gibt unter den Kriegern egal welcher Gottheit immer noch gewisse Regeln, die eingehalten werden. Und die Priester ignorieren sie oft systematisch. Aber mehr will ich hier nicht sagen, ich weiß nicht, was er alles hört, und was nicht.“ „Habt ihr euch überhaupt schon einmal gefragt, warum der Kaiser nicht aktiv wird? Er muss das Reich doch zusammen halten und daher hat er doch die Aufgabe solche Sekten zu finden, sie zu vernichten und ihre Entstehung zu unterbinden.“ fragte der Zwerg, immer noch gereizt. „Der Kaiser hat doch gar keine Macht mehr. So, wie ich das aus verschiedenen Quellen gehört habe, hat er schon Probleme damit, die Hauptstadt einigermaßen von dem Gesindel zu befreien. Wie soll er dann noch Männer finden, die im Norden des Reiches gegen eine Sekte kämpfen?“ antwortete Krigger. „Steht es so schlimm um das Reich?“ fragte die Elfe erstaunt. Zwar wusste sie, dass nach dem Krieg die meisten Reiche geschwächt waren, dass sie aber so geschwächt waren, das war ihr dann doch nicht bewusst. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Reich zerfällt. Dann werden überall nur noch Banden herrschen und sich nehmen, was sie wollen.“ erklärte der Krieger. Dabei stieß er die Tür zum Burghof mit aller Kraft auf, sodass sie gegen die Mauer geschleudert wurde. „Ich habe von ersten Plünderungen von Tempeln und kleinen Dörfern durch Banden gehört.“ „Sie plündern die Tempel? Das dürfen sie nicht! Es ist verboten!“ meinte der Zwerg entsetzt. „Glaubst du echt, sie halten sich daran? Ich gehe davon aus, dass es bald erste Racheakte des Tempels geben wird. Wird werden einen Bürgerkrieg bekommen, das ist sicher. Es ist nur noch die Frage nach dem wann.“ Mit schnellen Schritten überquerte Krigger den Burghof und hielt die beiden Anderen auf Trab. „Oh... Wohin gehen wir überhaupt?“ fragte die Elfe, sie schien erste Probleme mit dem Atmen zu haben. „Zum Stall.“ Der Stall befand sich direkt neben dem Burgtor, sodass die ankommenden Ritter ihre Pferde gleich abstellen konnten. Es war für eine solch kleine Burg recht großer Stall, gut zwanzig Pferde hatten Platz. Die Pferde standen in einer Reihe in ihren Boxen, die zum Burghof hin nur durch eine Klappe getrennt wurden. Davor war ein Knecht mit dem Verladen von Stroh in zur Zeit leere Boxen beschäftigt. Als er die Drei sah, stoppte er kurz seine Arbeit und grüßte freundlich. „Hallo, was kann ich für sie tun? Möchten sie ihr Pferd? Oder soll es gewaschen werden?“ „Ich brauche mein Pferd und eins für die Beiden hinter mir.“ Krigger zeigte mit dem Daumen auf den Zwerg und die Elfe. „Das würde dann fünf Silberstücke machen.“ „Sag mal, stellst du dich dumm an oder was? Wir sind Tempelkrieger. Frage den Zuständigen Priester, der wird dir unsere Mission bestätigen. Und du willst noch Geld von uns?“ fragte der Mann wütend. Er hatte beim ersten Gespräch versichert bekommen, dass die Ausrüstung gestellt wurde. In seinen Augen war der Bogen für die Elfe schon zu viel Gold, das er bei dieser Mission ausgeben musste. „Aber... mein Herr... er wird mich umbringen!“ stammelte der Knecht verängstigt, wusste er doch zu gut, dass man sich Angehörigen des Tempels in diesen Zeiten besser nicht in den Weg stellte. „Und ich bringe dich um! Auf Tempelart, versteht sich. Du hast die Wahl.“ Zitternd zäumte der junge Mann die beiden Pferde auf, sattelte sie und stellte sie dann vor der Gruppe auf. „Hier eure Pferde... Oh Gott, mein Herr wird mich ermorden... Rädern, vierteilen, hängen... das wird er!“ „Nun, da wird aus dir wenigstens noch etwas sinnvolles.“ bemerkte Krigger zynisch und stieg auf sein schwarzes Pferd, dass voller Kraft und Tatendrang war. Er hatte alle Mühe, es unter Kontrolle zu halten. Dabei übersah er das deutliche Augenrollen der Elfe. „Steigt auf euer Pferd, die Elfe vorne, der Zwerg hinten. Du kannst doch schon reiten, oder?“ „Ja, nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht Reiten kann...“ meinte sie leicht gereizt. Auch sie war gereizt, jedoch weniger durch die Art des Kriegers als viel mehr durch die Behandlung, die sie durch den Priester erhalten hatte. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie trotz ihres Schicksal als Sklavin versuchte, ein wenig Würde und Respekt zu bekommen. „Schon gut, reg dich nicht gleich auf. Meine Güte, wenn das hier vorbei ist, hauen wir hier ab. Hier hält mich ehrlich gesagt nichts mehr...“ murmelte der Mann mit den langen, blonden Haaren, die diesmal offen waren. „Mich auch nichts. Eine trostlose Gegend. Ich frage mich ehrlich gesagt, ob das, was wir machen, überhaupt einen dauerhaften Erfolg haben wird.“ warf der Zwerg ein, er wollte das Gespräch in eine andere Richtung lenken, damit die Stimmung in der Gruppe wenigstens erhalten bliebe. Wenn sie sich jetzt noch streiten würden, dann könnte der Auftrag gleich aufgegeben werden. „Warum bekämpfen wir eine kleine Sekte? Zwar haben wir in der Kneipe gesehen, zu was sie fähig ist, aber ich halte die Banden für gefährlicher... Sie haben schließlich keine Scheu mit Menschen zu handeln...“ Den letzten Satz sprach sie leise und sehr verbittert aus. „Sich in diesen Zeiten gegen Banden aufzulehnen ist glatter Selbstmord. Sie kontrollieren das ganze Lager. Und alle Arten, die im Krieg beteiligt waren, sind in den Banden organisiert. Drachen, Trolle, Oger... Das ganze Arsenal an schrecklichen Kreaturen, die man sonst nur aus Geschichten kennt.“ erklärte Krigger vom Pferd den anderen Beiden, die noch damit beschäftigt waren, ihre Waffen und Ausrüstung so zu befestigen, dass sie beim Reiten nicht stört. „Dann hoffe ich mal, dass wir keine böse Überraschung erleben, wenn wir zur Sekte vordringen. Ich habe keine Lust, von einem Drachen gebraten zu werden oder von einem Oger flach wie ein Blatt Papier gehauen zu werden.“ meinte Kazman, der nur darauf wartete, dass die Elfe auf ihn Pferd stieg, ehe er den Arm griff, der ihm gereicht wurde und dann mit einigen Mühen auf des Pferd stieg. Also die beiden mehr oder weniger sicher auf ihrem Pferd saßen, fragte der Krieger: „So, seid ihr so weit? Haben wir irgendetwas vergessen?“ „Also ich habe alles was ich brauche...“ meinte die Elfe mit ihrer leisen Stimme. „Ich auch!“ stellte der Zwerg energisch fest. Offenbar konnte er es kaum erwarten, den Ungläubigen zu zeigen, wo der Hammer hängt. „Gut. Wir müssen zehn Meilen Richtung Osten. Man sagte mir, es würde eh nur ein Weg in den Sumpf führen. Daher gehe ich davon aus, dass wir es nicht verfehlen können. Jedoch wird es mit Sicherheit Wachen oder Späher geben, achtet jetzt schon auf alles, was ihr seht. Viele werden uns nicht wohlgesonnen sein.“ Dann gab Krigger seinem Pferd die Sporen und ritt los. Kurz darauf folgten auch die Elfe und der Zwerg, der sich gut an der jungen Frau festhielt. Kapitel 14: In den Sumpf ------------------------ „Mein Herr! Nur etwas Gold für mich... Ich habe fünf Kinder... Mein Mann ist seit fünf Tagen verschollen... Ich bitte euch!“ Die Frau hatte sich an Kriggers Bein geklammert und ließ sich von ihm mitschleifen. Ihr Kleider waren nur noch Lumpen, verdreckt vom Matsch und Schlamm des Bodens. An einigen Stellen befanden sich große Löcher, nicht selten konnte man auf die dünnen Gliedmaßen und ihre bleiche Haut schauen. „Ich sagte bereits, dass ich nicht habe, Frau. Lasst mich los!“ antwortete der Reiter und versuchte die lästige Klette mit Beinbewegungen von seinem rechten Bein zu entfernen. Elvynia und Kazman blickten wortlos auf die Menschentraube, die sich um sie gebildet hatte. Offenbar kam es nicht häufig vor, dass solche gut bewaffneten Reiter von der Burg kamen. Doch trotz der Aufforderung blieb sie an seinem Bein hängen. „Bitte! Meine Kinder...“ Da zerbrach die Geduld des Kriegers und er griff nach Kragen der Frau. Dann zog er sie zu sich hoch. „Wenn ihr mich jetzt nicht sofort in Ruhe aus dem Lager reiten lässt, dann sind eure verdammten kleinen Kinder Waise. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Seine Stimme klang sehr zornig und wütend. Mit einem kräftigen Ruck riss er sie von seinem Bein und schmiss sie wie ein Stück wertloses Fleisch auf den Boden, direkt in den Schlamm, der sich durch die letzte Unwetter gebildet hatte. Die Menge raunte erschrocken auf. Das hatte sie von einem Ritter, der aus der Burg kam, nicht erwartet. „Hey, Ritter! Ich weiß nicht, was ihr da in der Burg macht oder nicht macht, aber ich weiß, dass das zu weit ging. Wir lassen uns nicht immer von euch nieder machen. Wir haben auch Rechte!“ schrie ein Mann und zog zornig ein kleines Messer aus einer seiner Taschen. „Ich bin kein Ritter, ich bin Tempelkrieger im Auftrag des Priesters. Wer mir etwas antut, der bekommt es mit dem Tempel zu tun!“ schrie Krigger wütend zurück. Dann zog er sein Schwert. „Ich hatte nie die Absicht, irgendjemanden von euch zu töten. Doch wenn mir keine andere Möglichkeit bleibt, so schrecke ich auch nicht davor zurück. Ich habe meine Befehle, und die führe ich aus. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Was will der Tempel in dieser von den Göttern verlassenen Region? Hier gibt es nichts, was der Tempel begehrt. Hier gibt es nur Tod und Verderben.“ fragte der Mann, der sich vor dem schwarzen Pferd des Kriegers aufbaute. „Das geht euch Pöbel nichts an. Ich habe nicht den Auftrag, das Volk davon in Kenntnis zu setzen.“ erklärte der Reiter leicht gereizt. So hatte er sich das Verlassen des Lagers bei bestem Willen nicht vorgestellt. „Nun, das mag sein. Aber wir sind das Volk und wir haben das Recht zu wissen, was mit uns geschieht. Immer wurde uns etwas verschwiegen, nie hat man uns über die Wahrheit des Krieges aufgeklärt. Das soll nicht noch einmal vorkommen. Wir wollen keine Dinge sein, die für die Könige einfach so ins Feld ziehen! Jetzt sagt uns, was euer Auftrag, dann dürft ihr passieren.“ Mittlerweile hatten sich mehrere Menschen hinter den Mann gestellt. Alle waren mit relativ primitiven Waffen ausgestattet, doch ihre Zahl war für drei Kämpfer nicht ungefährlich. Die Atmosphäre war angespannt. Elvynias Pferd wieherte nervös und die Elfe hatte alle Hände voll zu tun, es zu beruhigen. Angsterfüllt sagte sie zum Krieger: „Jetzt sag ihnen schon, weswegen wir hier sind. Ich bitte dich.“ „Nein. Das darf ich nicht. Wenn das Volk mitbekommt, weswegen wir hier sind, dann sind wir am Ende.“ erwiderte Krigger und wand sich an die Menschenmenge, die immer größer wurde: „Ich sage es noch einmal. Ich habe nicht die Befugnis, euch davon in Kenntnis zu setzten, weswegen wir hier sind. Selbst wenn ich sie hätte, würde ich es nicht sagen. Solche Informationen können viel zu leicht in die falschen Hände gelangen. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen.“ Die Stimmung begann zu kochen, und Krigger merkte, dass das reden keinen Sinn mehr hatte. „Verdammt, das wird wieder einmal einen Aufstand geben!“ meinte er wütend und blickte sich um, ob nicht ein paar Burgwachen das Schauspiel gesehen hatten und Verstärkung riefen. „Nun, Ritter. Hier gelten andere Regeln als in der Burg, wo ihr gut geschützt seid. Hier kommt niemand, um euch zu schützen.“ erklärte der Mann fies lachend und schritt langsam auf den Krieger zu. „Zurück zur Burg!“ schrie der Reiter und kaum hatte er es ausgesprochen, so gab die Elfe ihrem Pferd einen kräftigen Tritt in die Seite, sodass es lossprang. Krigger riss an den Zügeln und versuchte so schnell wie möglich bei der Burg zu sein. Die Menschenmasse hatte sich zu einem Mob geformt und etwa fünfzig Menschen rannten den beiden Reitern hinterher. Zwar waren sie langsamer als die Pferde, doch die Tatsache, dass noch unbeteiligte Personen auf der Straße waren, behinderte das Vorankommen mit den Pferden. Mittlerweile schien man auch in der Burg das Problem gesehen zu haben und eilig bereitgemachte Reiter ritten schnell aus der Burg. Sie waren mit Rüstungen geschützt und hatten lange Lanzen als Waffen, mit denen sie schnell in die Menschenmenge stießen und innerhalb weniger Minuten der spontan zusammen gefundenen Haufen in die Flucht trieben. Nur Tote und Schwerverletzte blieben auf dem schlammigen Boden zurück. Ihr Blut mischte sich schnell mit dem braunen Wasser der Pfützen. „Okay, Tempelkrieger. Das war noch einmal knapp. Der Priester gab uns den Auftrag, sie aus dem Lager zu begleiten. Doch offenbar wart ihr schneller.“ erklärte einer der Reiter, dessen Helm mit prachtvoll gefärbten Federn geschmückt war. „Hätte man uns gesagt, dass wir Geleit bekommen, hätten wir gewartet.“ antwortete der Angesprochene leicht ärgerlich über das, was soeben passiert war. „Nun, offenbar gab es gewisse Missverständnisse. Doch das ist jetzt egal. Könnt ihr wieder losreiten, oder müsst ihr euch erst ausruhen?“ „Ich bin bereit. Wie sieht es mit euch aus?“ fragte Krigger die Elfe und den Zwerg. „Wenn das nicht noch einmal passiert, dann bin ich bereit.“ antwortete die Frau. Zwar versuchte sie ruhig, zu bleiben, doch man merkte ihr ohne Probleme an, dass sie geschockt über das war, was gerade passiert ist. „Ich bin immer noch bereit.“ meinte der Zwerg mit seiner typischen Zwergenstimme und ohne irgendein Zeichen dafür, dass ihm Leid tat, was gerade passierte. „Okay, wir sind so weit. Führen sie uns bitte zum östlichen Tor.“ sagte Krigger und der Reiter zeigte seinen Männern per Handzeichen, dass sie sich um die drei Kämpfer formatieren sollten. Während de Reise durch das Lager wurden sie zwar etwas komisch angeschaut, doch sonst wurden sie kaum beachtet. Keine Menschen oder sonstige Wesen hatten es gewagt, sich dem Reitertrupp in den Weg zu stellen. Im Gegenteil, viele sprangen erschrocken zur Seite oder verschwanden in ihren Hütten, als sie die königlichen Reiter sahen. Am Osttor meinte der Anführer des Reitertrupps: „Hier sind wir, Tempelkrieger. Nun müsst ihr euren Weg alleine finden. Ich habe ausdrückliche Befehle, nicht weiter zu gehen. Offenbar etwas streng geheimes oder so. Aber ihr wisst sicher selber am Besten, was ihr tun müsst.“ „Gut. Dann seid ihr jetzt entlassen, Reiter.“ erklärte der Tempelkrieger und salutierte vor dem Anführer als Dank für die Eskorte. „Sagt dem Priester, dass wir uns jetzt auf den Weg machen werden und dass die Aufgabe zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt wird.“ „Männer, ihr habt gehört, was der Krieger gesagt hat. Wir reiten gleich zurück zur Burg, da werden wir sicher wieder gebraucht werden. - Alles klar, ich richte es ihm aus. Macht es gut, Krieger. Ich hoffe, ihr kommt lebend zurück.“ sagte der Anführer zum Abschied eher er mit seinem Trupp wieder in Richtung der Burg ritt und die beiden Reiter alleine zurücklies. „Das werden wir, das werden wir...“ murmelte der Tempelkrieger ehe er in Richtung des Tors ritt, wobei die Elfe ihm schweigend folgte. Das Lager lag mindestens eine Meile entfernt von der Gruppe, ehe die Elfe ihr Schweigen brach und fragte: „War das, was heute in der Straße passiert ist, wirklich nötig? Ich meine, was hätte es uns geschadet, wenn wir ihnen gesagt hätten, dass wir etwas vernichten wollen? Wir hätten ja nicht einmal die Wahrheit sagen müssen.“ „Das Problem liegt darin, dass wir nie wissen, wie das Volk solche Dinge verarbeitet. Vielleicht reagiert es wütend auf die Tatsache, vielleicht bekommt es Angst. Was wäre, wenn ich gelogen hätte und ihnen gesagt hätte, dass wir eine Banditenbande ausräuchern werden? Keiner hätte mir geglaubt, da jeder weiß, dass es weder den Tempel noch den Kaiser interessiert, wenn eine Räuberbande verschwindet. Dazu gibt es einfach zu viele hier im Kaiserreich. Wenn man denn überhaupt noch von Kaiserreich sprechen kann...“ erklärte der Tempelkrieger seiner jungen Begleiterin nüchtern. „Du meinst, man hätte dir so oder so nicht geglaubt?“ hinterfragte sie. „Ja. Und die Banden und Organisationen, die von dem Tempel oder dem Kaiser bekämpft werden, die haben ihre Ohren und Augen überall. Hätte ich das gesagt, so könnten wir jetzt schon von Pfeilen durchbohrt sein.“ Darauf schwieg sie. Nicht, dass das, was der Krieger gesagt hatte, falsch war oder dass sie es nicht akzeptierte, sie hatte einfach noch nicht an diesen Aspekt gedacht. „Aber was wäre, wenn wir der Frau ein paar Münzen gegeben hätten? Dann wäre das vielleicht gar nicht passiert. Dann hätten wir einfach weiterreiten können.“ „Das mag sein. Aber dann kämen wieder andere, die uns noch mehr Geschichten auftischen würden und irgendwann würden wir zu dem Punkt kommen, dass jeder nur noch betteln würde.“ „Ich bezweifele ehrlich gesagt stark, dass jeder das Geld braucht, um das er bettelt. Manche werden es sicher nötig haben, aber jeder?“ warf der Zwerg ein. „Da habt ihr Recht, Zwerg...“ murmelte die Elfe. Zwar versuchte sie, ihre Emotionen nicht zu zeigen, doch ohne Zweifel wirbelten die Ereignisse in ihrem Kopf herum. „Wo wollen wir überhaupt hin?“ erkundigte sich Kazman, nicht ohne zu wissen, dass er damit das Thema in eine andere Richtung lenken würde. „Zum Sumpf. Es ist nicht mehr viel, vielleicht ein, zwei Meilen bis zum Sumpfrand.. Dann müssen wir einige Zeit lang durch den Sumpf gehen, ehe wir den Turm erreichen.“ beantwortete Krigger kurz und bündig. „Es gibt keine Möglichkeit, mit dem Pferden den Sumpf bis zu dem Versteck zu durchqueren?“ meinte der Paladin erstaunt. „Sagen wir es so: mir ist nicht bekannt, dass dann noch ein pferdetauglicher Weg durch den Sumpf führt.“ „Aber es ist nicht ausgeschlossen?“ fragte Elvynia dazwischen. „Nein, es ist natürlich nicht ausgeschlossen. Aber ich kenne mich hier auch nicht sehr gut aus.“ Dann schwieg auch er. Seine Miene hatte sich versteinert, es schien, als wäre er sich der ganzen Aufgabe nicht sicher. Das weite Grasland mit seinen knie hohen Gräsern, welches das Lager umgab, war fast still. Lediglich der Wind ersetzte die karge Flora in Bewegung, was das einzige Geräusch war, welches nicht von den drei erzeugt wurde. Kein Vogel zwitscherte eine Melodie, kein Reh oder sonstiges Tier ließ sich blicken. Es schien, als würde hier kein richtiges Leben mehr existieren. Eine bedrückende Stimmung lag über dieser Landschaft und ließ die kleine Gruppe schweigen. Gleichzeitig brachte der Wind kalte, in den Augen der drei Reiter schon eisige, Luft und ließ sie zittern. Trotzdem wurde der Ritt fortgesetzt, auch wenn man jedem ansah, dass sie nicht wussten, was sie erwartete. Ihre Gesichter waren so starr und ihre Blicke glasig wie die von Soldaten, die einer erneuten sinnlosen Materialschlacht entgegen blickten. Kurz schaute Krigger an den Himmel, in der Hoffnung einen Vogel oder irgendein Tier oder Wesen zu sehen. Doch es war nichts da. Und als er sich umschaute, sah er hinter sich das dreckige Lager mit seinen billigen Holzhütten, deren Holzverbrauch dieses Land erzeugt hatten, neben sich nur die Gräser, die sich im Wind bewegten und deren Geräusch wie eine Klagelied für die Wesen klang, die im vergangenen Krieg ihr Leben ließen. Nach einer Gefühlten Ewigkeit konnte man den Sumpf und seinem Wald sehen. Er trennte sich klar von der Umgebung ab und bildete trotz des Schreckens, der in ihm leben sollte, eine wohltuende Abwechslung für die Augen. Langsam und schwach drangen auch wieder erste Tiergeräusche an die Ohren der drei Reiter, auch wenn es klar war, dass die Tiere des Sumpfes bei weitem nicht so friedlich und nett waren, wie ihre Artgenossen auf den Ebenen und Feldern rund um die Städte und Lager. Schweigend stoppten sie ihre Pferde, als sie das nächste Ziel ihrer Reise zum Turm sahen. Kaum hatte man sich an den Anblick des Feuchtgebietes gewöhnt, so wurde den dreien klar, dass sie hier nicht mit Pferden weiterkommen würden. Zwar führte der kleine Trampelpfad, den sie seit einiger Zeit entlang ritten, zu einem anderen Trampelpfad, der in den Sumpf führte, doch schien er viel zu eng und der Boden zu weich, als dass man dort mit Pferden schneller voran kam als zu Fuss. Ein kurzer Blickwechsel mit der Elfe und dem Zwerg sagte den Beiden, dass sie bis zur Waldgrenze weiterritten und dann zu Fuss den Rest des Weges weitergingen. Am Rand angekommen, stiegen sie von ihren beiden Pferden und banden sie im Schatten größerer Bäume an denselbigen. Dann wurde das Schweigen von der Elfe gebrochen: „Mir macht das ganze Land hier Angst... Es wirkt so kalt und unheimlich...“ „Ihr habt Recht, Frau Elfe. Es ist zwar nur ein Sumpf, aber ich kenne Sümpfe, da ist die Grundstimmung eine ganz andere. Dieser hier fühlt sich böse, unheimlich an.“ antwortete der Zwerg, während der Krieger damit beschäftigt war, seine Ausrüstung zu überprüfen und seine Schwerter so am Rücken zu befestigen, dass er leichten Zugriff auf sie hatte. Der Zwerg hingegen schaute sich seine Axt kurz an, strich vorsichtig mit den Fingern um die scharfe Klinge herum, und beschloss mit einem Nicken, dass sie für die bevorstehende Aufgabe scharf genug war. „Was wird uns erwarten?“ fragte sie weiter und blickte etwas verängstigt in den Sumpf, der schnell dunkel wurde. Dabei überprüfte sie ihren Bogen und ob sie ausreichend Pfeile im Köcher hatte. Zu guter Letzt unterzog sie ihre Rüstung einem letzten Check, konnte es ja doch immer sein, dass das Leder irgendwo nicht richtig passte. Doch dem war nicht so. „Wenn ich das wüsste...“ murmelte der Krieger grimmig. Auch er starrte in die Finsternis des Sumpfwaldes. „Aber wir haben den Auftrag angenommen, also müssen wir ihn wohl oder übel beenden. Haltet ab jetzt eure Waffen bereit, ich weiß nicht, was uns im Sumpf erwartet.“ Er vergewisserte sich, dass seine beiden Mitstreiter bereit waren und betrat dann den schmalen Trampelpfad, der angeblich zu ihrem Ziel führen sollte. Der Boden war nicht ganz so weich, wie er es zunächst befürchtet hatte, offenbar hatte es einige Zeit lang nicht geregnet. Doch trotzdem ging es alles andere als beschwerlich durch den Sumpf. Die Mücken summten um ihre Köpfe, die Luft war stickig und über all dem schwebte der süßliche Gestank des Todes. Man sagte immer, dass ein Sumpf seine Toten nicht wieder preis gab, und es stimmte. Insbesondere die Elfe fühlte sich die ganze Zeit über von Toten begleitet. Und dann waren da noch die Geräusche, diese unheimlichen, nicht zuzuordnen Geräusche. Sie klangen schleimig, als würde eine riesige Schleimkreatur sich seinen Weg durch die Wälder bahnen und dabei zwar keine Bäume umknicken, sondern diese auf eine seltsame, kaum vorstellbare Art zu umschleimen. Daneben gab es noch die quakenden Frösche und Kröten, die aufgrund ihrer immensen Anzahl eine gewaltige Geräuschkulisse erzeugten. „Ich bekomme mit jedem Schritt mehr Angst...“ meinte die Elfe ängstlich und leise, als sie sich umsah und den Ausgang nicht mehr sehen konnte. „Da seid ihr nicht die einzige hier, Frau Elfe.“ beruhigte der Zwerg. Oder versuchte es zumindest, denn in dieser Situation wäre jeder nervös und verängstigt. Schweigend und langsam gingen sie weiter. Kapitel 15: In den Turm ----------------------- Langsam, aber sicher, konnten die drei Kämpfer den Eingang des Turms sehen. Er zeigte direkt in die Richtung aus der die Drei kamen und bestand aus einem Metallgitter. Der Turm an sich glich schon halb einer Ruine, war sein Dach doch schon komplett abgedeckt und an den Zinnen fehlten einige Steine. Durch die Feuchtigkeit und die anderen Umweltbedingungen im Sumpf befanden sich verschiedene Flechten und Moose auf der Wand aus massivem, grauem Stein. Sie schätzten die Höhe des Turms auf etwa zwanzig Schritte, hoch genug, um die Gegend ausreichend zu beobachten. „Für was baut man einen Turm mitten in einem Sumpf? Und müsste er hier nicht eigentlich umkippen?“ fragte Elvynia erstaunt. „Ein Überwachungsturm. Da der Sumpf relativ eben ist, kann man von solchen Türmen aus gut den Himmel beobachten und Drachen und dergleichen schon aus weiter Entfernung sehen. Mit Leuchtfeuern wurde dann die Burg gewarnt, sodass die sich auf die näher kommende Gefahr vorbereiten konnten.“ erklärte Krigger mit gedämpfter Stimme, da er Spione oder dergleichen im Sumpf vermutete. „So wie es aussieht, befindet sich unter dem Turm harter Fels. Der Sumpf scheint nicht besonders tief zu sein. Wenn sich da unter dem Turm wirklich ein weiträumiges Höhlensystem befindet, dann dürfte unter ihm bald harter Fels kommen.“ fügte Kazam hinzu, der rassenbedingt solch ein Wissen hatte. „Ahja....“ murmelte die Elfe, sie kannte sich mit Architektur und dem richtigen Aufbauen von Gebäuden nicht besonders gut aus. „Und wie kommen wir da rein?“ Vor dem Eingang saßen zwei Wachen, bewaffnet mit Hellebarden und in Rüstungen gekleidet, welche den ganzen Torso schützten. Unter den Rüstungen befanden sich zweifelsohne Kettenhemden, die Pfeile mit hoher Wahrscheinlichkeit abblocken würden. Auf ihren Köpfen befanden sich einfache Helme mit Nasenschutz, wie sie jeder Soldat trug. Die Oberschenkel und Oberarme wurden von Platten geschützt, der Rest lediglich von Rüstungen aus dickerem Leder. Sie schienen zwar nicht besonders kräftig oder kampferprobt, doch wusste jeder der kleinen Gruppe, dass man sich nicht auf das Äußere verlassen durfte. Im Gegenteil, oft waren die Unscheinbaren die schlimmen. Eine recht große Messingglocke mit schwer anmutendem Klöppel war an der Wand nahe des Gitters angebracht und diente offenbar zum Warnen, falls sich Fremde dem Turm näherten. „Scheiße...“ fluchte der Mensch, als er die Hindernisse sah, welche sich ihnen in den Weg schoben. „Wie kriegen wir die jetzt ausgeschaltet?“ „Wenn wir durch das Wasser schleichen, sind unsere Waffen und Rüstungen beschädigt.“ erklärte der Zwerg. „Meine nicht... Ich brauche nur ein Kampfmesser, dann erledige ich das für euch...“ bot die Elfe an. Sie wirkte entschlossen, diesen Auftrag hinter sich zu bringen. „Nun, ihr wisst, was für ein Risiko ihr eingeht?“ fragte Krigger skeptisch. Er traute ihr zwar ein solches Unterfangen zu, doch war sich nicht sicher, ob sie auch für den Ernstfall gewappnet war. „Ja... Doch ich lasse nicht zu, dass man mir noch einmal das antut, was mir schon einmal angetan wurde... Ich traue ihnen zu, dass sie ihre Finger mit im Handel mit Frauen und Sklaven haben...“ antwortete sie ernst. Ihr war deutlich anzuhören, dass sie ihre Vergangenheit noch stark belastete. „Hier hast du mein Messer, sei aber vorsichtig.“ sprach Krigger und gab ihr sein Kampfmesser, das etwa Unterarmlänge hatte. „Viel Glück.“ „Danke, ich werde uns nicht enttäuschen.“ erklärte die Elfe, lächelte so, als würde ihr das Nachfolgende Spaß bereiten, und verließ den Weg, um durch den Sumpf, im Schutz der Bäume, hinter den Turm zu waten. Währenddessen warteten die beiden Männer versteckt hinter einem großen Baum und beobachteten die Elfe bei ihrer Mission. Nach ein paar Augenblicken schlich sie sich von rechts kommend um den Turm und befand sich nur noch wenige Meter von den beiden Wächtern entfernt. Sie hielt kurz inne, steckte das Messer weg und nahm ihren Bogen und einen Pfeil. Dann zielte sie vorsichtig auf eine Stelle in einer Baumkrone in der Nähe der beiden Wachen, so dass sie ihre Aufmerksamkeit und Schreckhaftigkeit testen konnte. Der Pfeil flog leise, die Entspannung des Bogens wurde durch die Geräusche des Sumpfes überdeckt. Erst als er in die Baumkrone einschlug, machte er einige Geräusche. „Was war das?“ fragte einer der Wächter erschrocken. „Sicher nur ein Vogel...“ war die gut zu hörende Antwort. „Aber ein Vogel macht doch keinen so Lärm.“ „Glaubst du etwa, das hier jemand ist? Wer sollte uns hier schon besuchen wollen?“ Die Wache, die die Geräusche nicht ernst nahm, lehnte sich in der Nähe der Glocke an die Wand und starr durch die Bäume den Himmel an. „Der Tempel vielleicht...“ meinte die aufgescheuchte Wache. „Der würde hier mit einer ganzen Armee kommen und nicht bloß mit ein paar Kriegern. Die würden wir sicher sehen.“ „Ich bin mir nicht so sicher, ich mache jetzt eine Patrouille um den Turm und die Umgebung. So wie wir es eigentlich sollen.“ sagte er entschlossen und Elvynia konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen, „Mann, du Regelreiter... Bei Sonnenuntergang ist unsere Schicht zu Ende, da können wir uns mit den Elfenmädchen beschäftigen. Und du willst da noch deine Pflicht erfüllen. Sieh es doch mal locker.“ Er lachte, als er von dem redete, was nach dem Ende der Schicht passieren würde. Dabei biss sich die Waldläuferin wütend auf die Zunge. Solche Männer konnte sie gar nicht leiden, wusste sie doch, wie es sich anfühlte, solch eine Beschäftigung zu haben. Es war eine Entwürdigung, verbunden mit schrecklichen Schmerzen. „Ich gehe jetzt meine Wachpflicht erfüllen.“ Die Wache ging stur in die Richtung, in der sich die Elfe befand, welche ihren Bogen schon längst wieder weg gesteckt hatte und nun nach dem Messer griff. „Komm nur noch ein paar Schritte näher... Nur noch ein paar Schritte...“ flüsterte sie leise und wartete, bis der Mann an ihr vorbei kam. Dann griff sie mit schnellen Griffen seinen Kopf und verhinderte mit ihrer linken Hand, dass er etwas reden konnte. „Du hättest auf deinen Freund hören sollen... Wachpatrouillen sind immer gefährlich... Besonders wenn man so alleine ist... Schade, dass ich keine Zeit habe... Ich würde zu gerne dir das wiedergeben, was du meinen Schwestern gegeben hast.... Zu gerne würde ich dich kastrieren, dich deiner Mannskraft berauben, sehen, wie du dich im Schlamm wälzt vor Schmerzen... so wie meine Schwestern nach eurer Behandlung... Glaubt ihr etwa, dass uns das gefällt?“ fragte sie leise, aber mit einer großen Wut in der Stimme. Die Wache schüttelte den Kopf. „Warum habt ihr es dann gemacht? Aus Spass? Jetzt habe ich meine Spass!“ Mit einem schnellen Schnitt schnitt sie ihm den Hals durch, sodass die Halsschlagadern und die Kehle durchtrennt waren. Nach kurzer Seit erschlaffte der stark blutende Körper und sie ließ ihn zu Boden fallen. „Das war Streich Nummer eins, Streich Nummer zwei folgt zugleich...“ murmelte sie und überlegte, wie sie die zweite Wache ausschalten konnte. Schnell kam sie auf eine Idee und begann damit, langsam und vorsichtig an die Wache heran zu schleichen. Sie schaute sich genau den Mann an, der offenbar das Ableben seines Kollegen noch nicht mitbekommen hatte. Das Kettenhemd und die Rüstung verhinderten, dass sie ihn mit dem Bogen ausschalten konnte. Zwar könnte sie sich auf ihn stürzen, doch wenn dies scheiterte, dann würde er mit Sicherheit die Glocke betätigen und so den Alarm auslösen. Jedoch sah sie auch, dass er nur wenig Interesse an seiner Aufgabe hatte und sich lieber an die Wand lehnte und von Zeit zu Zeit die Augen schloss. So schlich sie langsam und darauf bedacht, keinen Lärm oder unnötiges Geräusch zu erzeugen, auf die Wache zu. Als sie nur noch einen Schritt von der Wache, welche wieder einmal ihre Augen geschlossen hatte, entfernt war und die Glocke genau zwischen ihr und ihrem Opfer hing, warf sie sich schnell und gut gezielt auf die Wache, sodass diese mit einem „Uff!“ auf den Boden fiel. „Was zum Teufel...“ schrie die Wache erstaunt, als sie bemerkte, dass die Elfe auf ihr saß. „Gefällt dir, was du siehst?“ fragte Elvynia und hielt ihm das Messer an die Kehle. „Wage es nicht, Alarm zu schlagen, es würde nur deinen Tod bedeuten.“ „Was? Eine Elfe? Was macht ihr denn hier? Solltet ihr nicht besser irgendwo bei eurem Herrn sein?“ fragte der Mann wütend. „Schon mal daran gedacht, dass ich frei sein kann?“ fragte sie ernst. „Pah, ihr Elfen seid doch nichts wert. Nur zum Spass haben gut...“ „Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder Spass haben wirst!“ „Als ob eine Elfe mit einem Messer mich besiegen kann!“ schrie er und stieß sie von sich ab. Dann versuchte er, die Glocke zu erreichen. Mit einem geschickten Handgriff um die Knöchel des Mannes brachte die liegende Elfe ihn kurz vor dem Erreichen der Glocke zu Fall. Sie richtete sich wieder auf und trat an den am Boden liegenden Mann, zu dem sie sich herunter beugte. „Ich glaube, du unterschätzt uns. Es ist kein Zeichen von Stärke, sich an wehrlosen Mädchen und Frauen gleich welcher Rasse zu vergehen. Damit zeigt man nur, dass man keinen Mut hat, es mit gleichstarken aufzunehmen.“ erklärte sie und hielt ihm wieder das Messer unter die Kehle. „Frauen und Elfen sind doch für keinen anderen Grund geschaffen als um uns Männern zu dienen. Wertlose Geschöpfe. Ich liebe ihre Schreie wenn sie um Gnade wimmern, wenn sie darum flehen, dass man doch wenigstens die Mädchen in Ruhe lassen soll. Ihre Schmerzensschreie sind wie Musik in meinen Ohren.“ sagte er ohne eine Wimper zu zucken. Danach spuckte er Elvynia an. „Ihr seid ein Haufen Dreck, seid doch lieber froh, dass es einen Zweck für euch gibt!“ Sie wisch sich den Speichel aus dem Gesicht. „Du Dreckskerl!“ schrie sie, legte das Messer weg, stieg über ihn, packte ihn mit beiden Händen an der Rüstung und schlug seinen Schädel mehrmals hart auf den Boden. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie verletzend das ist, was ihr mit uns macht und gemacht habt? Glaubt ihr etwa, es ist witzig, jeden Abend aus dem Käfig gezerrt zu werden, dann in den Dreck geworfen zu werden? Dann reißt man uns die Kleider vom Leib und fasst uns überall an. Glaubt ihr, es ist toll, wenn die Brüste jeden Abend gequetscht werden? Es tut sehr weh! Und am Ende sorgen verdammte Magier dafür, dass man nichts sieht, dass man ein schöner Sklave ist! Es interessiert doch keinen, was wir fühlen, euch geht es immer nur um den Spass! Euch sollte man jeden Abend ohne Betäubung die verdammten Eier zu Brei treten, damit ihr mal ansatzweise fühlt, wie schmerzhaft das ist! Jeden Abend dafür sorgen, dass alles wieder in Ordnung ist! Körperliche Wunden kann man heilen, seelische Wunden bleiben!“ Sie schlug den Schädel des längst bewusstlosen Mannes weiter auf den Boden, während sie in Tränen ausbrach. All die Bilder und Erinnerungen, die sie in den letzten Wochen und Monaten gemacht hatte, kamen hoch. Sie fühlte jeden noch so kleinen Schmerz, hörte jedes Geräusch, jede abfällige Bemerkung genau, die in dieser Zeit gemacht wurden. Nach einiger zeit ließ sie von dem leblosen Körper ab, griff das Messer und schnitt ihm die Kehle durch, um sicher zu sein, dass er garantiert keinem Mädchen oder Frau Schaden zufügen konnte. Dann rief sie die beiden anderen Kämpfer. Die beiden gepanzerten Kämpfer kamen und begutachteten das Werk. „Geht es euch wieder besser?“ fragte Krigger: Er hatte jedes Wort gehört, dass der Mann und die Elfe gewechselt haben. „Ich denke schon...“ Sie nickte und wisch sich mit einem Tuch die Tränen aus dem Gesicht. „Also ist die Sekte längst nicht nur auf religiöse Dinge aus...“ murmelte der Zwerg betroffen. „Nein, hier geht es um mehr. Es geht um Macht.“ meinte der Mensch, der mit einem Tuch sein Messer putzte. „Ich frage mich, ob das der einzige Eingang zu dem Höhlensystem ist. Wenn die Wache nicht übertrieben hat, muss es da ja auch viele Sklaven geben.“ „Das ist unwahrscheinlich, dass es der einzige Eingang ist. Höhlen haben oft mehrere Eingänge. Ich befürchte allerdings, dass die Sklaven in einen guten Zustand sind. Wer es nicht gewöhnt ist, bekommt schnell eine Lungenentzündung.“ erklärte der Zwerg. „Können wir weiter?“ Er sah die Elfe an. „Ja. Wenn das stimmt, was er gesagt hat, dann wird es viele meines Volkes geben. Ich kann nicht zulassen, dass sie weiterhin für solche Abscheulichkeiten benutzt werden. Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.“ Sie wirkte wieder gefasst, doch man merkte ihr an, dass sie sehr angegriffen war. Ihre Stimme war unsicher und wenn man ihre Hände beobachtete, konnte man ein deutliches Zittern sehen. „Ich glaube, wenn es zu spät ist, ist es das Beste für sie. In diesem Fall ist der Tod eine Erlösung. Sie werden niemals ein normales Leben führen, sondern werden immer in Angst und Furcht leben. Mit solchen Aktionen kann man einem Menschen das Leben nehmen ohne ihn zu töten.“ sprach Krigger und ging dann zu dem Gitter. Die beiden anderen folgten ihm. „Das ist wahr... Ich habe einige gesehen, die sich den Tod gewünscht haben... Einige konnten sich selbst umbringen, was jedoch zu einer Strafe für die anderen Mitgefangenen wurde...“ berichtete Elvynia. „So, jetzt!“ sagte Krigger, als er es geschafft hatte, die Tür zu öffnen. Direkt nach dem Gitter befand sich das Treppenhaus. Eine abgetretene Treppe führte zur Turmspitze, eine andere in das Höhlensystem unter dem Turm. Es gab keine Geländer oder sonstige Haltemöglichkeiten. „Wir sollten zunächst uns versichern, dass die Spitze frei ist. Vielleicht ist da oben ein Spion oder dergleichen.“ meinte der Mensch und zog eins seiner Langschwerter. Dann stieg er vorsichtig die Treppe nach oben. Die anderen beiden folgten ihm vorsichtig. Zwar versuchten sie, lautlos zu sein, doch die Rüstungen und Waffen gerieten immer wieder an die feuchte, steinerne Wand, die gelegentlich von Schießscharten durchbrochen war und so etwas Licht in den Turm fallen ließ. Die Falltür, die nach oben, auf die Spitze, führte, war geschlossen, doch es gab eine Leiter, welche durch die Falltür führte. Trotz der Witterungsbedingungen war das Holz der Leiter noch recht frisch, sodass die Gruppe davon ausging, dass sie gelegentlich genutzt wurde. „Wenn da oben etwas ist, dann müssen wir schnell sein...“ erklärte Kazman und stieg auf die Leiter. „Ich bin der leichteste der Gruppe, mich wird die Leiter am ehesten halten.“ Er stieg hoch und öffnete die Falltür. Dann schaute er sich schnell um und bemerkte keine Wache oder sonstiges Lebewesen. „Hier oben ist keine Wache.“ rief er herunter und kletterte dann komplett auf die Spitze. Dort befand sich eine große Schüssel mit einer öligen Flüssigkeit, welche wohl entzündet wurde, um die Burg im Ernstfall zu warnen. Das Dach war löchrig und es fehlten neben den Ziegeln auch einige Balken. Die Zinnen fehlten ebenfalls an einigen Stellen, doch es gab nichts, das darauf schließen ließ, wie sie nun von ihrem Platz entfernt wurden. Der Zwerg schaute sich kurz die Umgebung an und sah die Blutberge im Norden. Über ihnen schien sich ein Unwetter zusammen zu brauen, jedenfalls wuchsen am Rand große, dunkle Wolken in den sonst blauen Himmel. „Die Blutberge...“ murmelte der Zwerg und erinnerte sich an die blutigen Schlachten, die um ihre Eisenminen geführt wurden. „In ihnen lieferte man sich sinnlose Schlachten um ein bisschen Erz.“ Dann wand er sich nach Westen, wo er die Burg Nordmark sehen konnte. Sie wirkte im Vergleich zu dem Flüchtlingslager, welches sich um sie gebildet hat, winzig. Aus der Entfernung wurde klar, warum die Soldaten der Burg das Lager in Ruhe ließen und nun Banden über es regierten. Gelegentlich konnte er Drachen fliegen sehen, ansonsten konnte er kein Leben feststellen. Zu guter Letzt blickte er über den weitläufigen Sumpf, der das Lager und die Burg umgab. Ein lebensfeindlicher Ort voller tückischer Wesen, die ihn als ihren Schutzort ausgewählt hatten. „Dieser Ort ist wahrlich von den Göttern verlassen...“ murmelte er, eher er sich entschloss, die Leiter wieder herunter zu klettern. „Dort oben ist nur das Öl für das Leuchtfeuer, aber kein Feuer um es zu entzünden. Die Zinnen sind schon teilweise defekt, das Dach fast komplett. Und im Norden braut sich mal wieder ein Unwetter zusammen.“ berichtete Kazman seinen Mitstreitern. „Dann können wir ja jetzt runter gehen.“ meinte Krigger. „Ich frage mich, wie es da unten aussieht...“ sagte Elvynia. Zwar wusste sie, was sie sehen werden, doch wollte sie es nicht wahr haben. „Sicher nicht sehr toll...“ antwortete der Zwerg und stieg dann mit gezogener Axt die Treppe runter. Ohne zu zögern folgten der Mensch und die Elfe. Kapitel 16: Kein Weg zurück --------------------------- Die Treppe, die in das Höhlensystem unter dem Turm führte, war schmal und nicht besonders gut ausgebaut. An manchen Stufen bröckelte das Gestein, aus dem sie grob geschlagen wurde, sie war sehr schmal und die Stufen hatten nicht selten eine deutlich unterschiedliche Höhe als die Vorgängerstufe. Beleuchtet wurde sie durch eine Fackeln, die in eisernen Halterungen an der Wand hingen. Ihr unregelmäßiges Flackern erzeugte eine unheimliche Atmosphäre, die selbst den Höhlen-erfahrenen Zwergen etwas beunruhigte. Dazu kam, dass an den Wänden merkwürdige Zeichen, die wie verzerrte Schriftzeichen einer längst vergessenen Zivilisation aussahen. Die drei Kämpfer nahmen die Zeichen zwar wahr, doch interessierten sich nicht sehr dafür. In ihren Gedanken waren sie schon längst beim bevorstehenden Kampf. So gingen sie schweigend und mit gemischten Gefühlen in die Tiefen. Keiner wusste, was sie zu sehen bekamen, keiner konnte sagen, ob sie diesen Tag überleben werden und sie zweifelten selbst an dem Sinn dieser Mission, war dieser Ort doch sicher nur ein kleiner Ableger eines großen Netzes der Sekte. Nach gefühlten tausend Stufen (in der Realität waren es nur etwa zweihundert) sahen sie, dass die Treppe in einen Raum führte, in dem man ein paar Männer lachen und reden hören konnte. Offenbar waren sie die, die kamen, wenn die Glocke am Eingang geläutet wurde. Mit einer eindeutigen Geste signalisierte Kazman, der die Treppe als erster hinunter stieg, dass die beiden anderen sich leise verhalten sollten. Leise zischte Krigger zu der Elfe: „Nur schießen, wenn du dir sicher bist, dass du keinen von uns sonst triffst.“ Sie nickte. Dann umgriff der Zwerg seine Axt fest mit beiden Händen, atmete tief durch und schritt in den Raum. Eine kurze Zeit lang passierte nichts. Dann wurde das Lachen plötzlich still. „Hey! Was macht ein Zwerg hier?“ rief ein Mann erschrocken. Es erklang das Geräusch, das erklang wenn Waffen gezogen wurde. Dies war das Stichwort für Krigger und Elvynia, welche daraufhin ebenfalls denn Raum stürmten, wobei sie ihre Waffen gezogen und schussbereit hatten. Die Wachen wirkten sie überrascht und im ersten Moment unkoordiniert. „Was, da gibt es noch mehr? Was machen die denn hier? Warum hat man uns nicht gewarnt?“ „Vielleicht, weil die Wachen oben schon längst tot sind?“ fragte Krigger und hielt sein Langschwert sicher in seiner rechten Hand. Mit der linken riss er sein Stofftuch von der Brust, dass das Zeichen des Tempels verdeckt hatte. „Ein Templer!“ schrie einer der bewaffneten Männer erschrocken. „Zwei Tempelkrieger, um genau zu sein.“ fügte der Zwerg hinzu und zeigte ebenfalls sein Zeichen des Tempels. „Wir sind hier, um dieses Loch endgültig auszurotten. Es kann nicht sein, dass ihr noch länger Unschuldige ausraubt!“ „Pah! Ihr werdet sterben, so wie die, die es vor euch versucht haben!“ Die Männer gingen mit den gezogenen Schwertern auf die drei zu. Sie waren offenbar nicht so unkoordiniert wie die drei am Anfang vermutet hatten, da die Wachen nun organisiert vorgingen und versuchten, die drei Eindringlinge in den Eingang zurück zu drängen. Daraufhin zischte ein Pfeil zwischen dem Krieger und dem Zwergen hindurch, traf einen der sechs Männer in den Hals, woraufhin dieser röchelnd zu Boden ging. Erzürnt über diesen plötzlichen Angriff auf sie gingen die Wächter in den Angriff über, womit der Kampf so richtig los ging. Ein Mann, etwa so groß wie Krigger, schritt auch so gleich auf diesen zu und versuchte, ihn mit einem schnellen Schwertstoß zu töten. „Argh!“ schrie der Krieger, der mit einem schnellen Hieb das angreifende Schwert zur Seite ablenken konnte. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass noch eine weitere Wache mit gezückter Waffe auf ihn zukam. Diese setzte zu einem kräftigen Hieb auf Kriggers Hals an, dem er nur mit Mühe ausweichen konnte. „Ihr könnt mich nicht besiegen!“ schrie der Tempelkrieger und drängte die beiden Männer mit schnellen und kräftigen Schwertstreichen und Hieben weit in den Raum rein. Nach kurzer Zeit stieß eine der Wachen an einen Tisch, der im Raum stand. Auf ihm befanden sich etwas Brot, einige Weintrauben, etwas anderes Obst und eine Karaffe voller Wein, welche mit lautem Scheppern zu Boden ging. „Nimm das!“ schrie die Wache am Tisch und warf ihrem Gegner einen Apfel auf Kopfhöhe entgegen. Krigger konnte gerade noch ausweichen und mit einem schnelle Schwerthieb einen anderen Hieb abwehren, doch wurde er so einen Schritt zurückgedrängt und hatte keinen optimalen Halt mehr. Kazman musste es ebenfalls mit zwei Wachen aufnehmen, wobei die kräftigen Hiebe der Zwergenaxt ihm seine Gegner auf Distanz hielten. Dies brachte den Nachteil, dass er nicht nah genug an die beiden Wachen herankam, um sie zu verletzen. „Ihr seid Spielverderber!“ schrie er wütend und ging zu einem Sturmangriff über, wobei er die Axt vor sich schwang. Ein Klirren deutete an, dass eine der beiden Wachen den Angriff parieren wollte, was bei einer runden Zwergenaxt jedoch fast unmöglich war, da die Form bewirkte, dass die parierende Waffe an der klinge abrutschte. Dies trat auch hier ein und der Hieb prallte fast unvermindert auf die Rüstung der Wache. Der Zwergenstahl durchdrang die Rüstung, verlor dabei jedoch so viel Schwung, dass sie das darunterliegende Kettenhemd nicht zerschmettern konnte. Offenbar reichte die Energie jedoch für einen schweren Stoß auf die Brust, sodass der Mann nach hinten weg gestoßen wurde und schwer atmete. Er gab jedoch nicht auf. „Zwerg, das war ganz dumm, jetzt hast du mich nur noch wütender gemacht!“ schrie die Wache, die ihren Gegner voller Wut ansah. Derweil führte der andere Gegner Kazmans einen Hieb auf Kopfhöhe des Zwergs aus, sodass dieser ebenfalls aus dem Schritt kam und notdürftig auswich. Elvynia, welche sich mit dem Bogen zur Wehr setzen musste, hatte da ganz andere Probleme. Der Wächter, der sie besiegen wollte, ging immer wieder hinter den beiden Tempelkriegern und ihren Gegnern in Deckung, sodass sie nicht schießen konnte. Sie zielte nur auf ihn, traute sich jedoch nicht, die Sehne loszulassen. „Na, traut sich das kleine Elfchen nicht, auf mich zu schießen? Hat wohl Angst, dass sie ihre Freunde trifft.“ lachte der Mann, während er immer wieder hin und her ging, um dem Pfeil auszuweichen. Sie brummte wütend, lies den Bogen jedoch nicht sinken. „Du bist genau so, wie die Elfen, die wir unten haben. Die denken auch immer, sie könnten was und dann können sie doch nichts! Weißt du, ich mag Elfen. Sie schreien schöner als Menschen, wenn sie angst haben. Besonders die Kleinen, die haben es mir angetan. Wie sie nach ihrer Mama schreien, das ist gerade zu niedlich.“ Er befand sich direkt hinter Krigger und gab diesem einen Tritt in den Rücken, sodass der Krieger auf seine Gegner, welche mit gezückten Waffen da standen, zu taumelte. Erst im letzten Moment konnte er mit dem linken Arm einen Stich in Richtung seines Halses abwehren und mit dem Ellenbogen des rechten dem anderen Mann einen Stoß unter das Kinn geben, sodass er nach kurzem Erstaunen sich wieder sammeln konnte. „Jetzt wäre dein Freund beinahe gestorben, wie traurig. Im Gegensatz zu dir würde ihm kein Priester helfen. Aber du, du würdest wahrscheinlich das gleiche goldbringende Schicksal erleiden wie deine Schwestern weiter unten. Wenn ich dich so anschaue, so könntest du glatt eine entkommene Sklavin sein. Du wirst uns eine wahre Freude machen.“ „Argh!“ schrie der Zwerg plötzlich und aus den tiefsten Tiefen seiner Stimme und schwang seine Axt mit aller Macht seitwärts auf seinen Gegner zu. Sie durchdrang die Rüstung und das Kettenhemd, Blut sickerte aus der Wunde, welche sich etwas über dem Becken befand. Der Getroffene schrie auf und griff sich an die linke Seite, an welcher ihn der Zwerg getroffen hatte. Ein zweiter kräftiger Hieb mit der Axt zerschmetterte die schützende Hand und drang weiter in den Mann ein. Trotz der Rüstung konnte man sehen, dass die Verletzung stark blutete. Der Verletzte viel vor Schmerzen auf den Boden und blieb dort fast reglos liegen. Es bestand kein Zweifel, dass diese Wunde tödlich war. „So, einer weniger! Wer ist der Nächste?“ rief der Zwerg und blickte mit einen zornigen Blick in die Richtung des zweiten Mannes, der wie angewurzelt dastand. „Du?“ „Nimm das!“ Die Stimme des Krieger bebte, als er das Schwert mit voller Wucht in den Bauch eines seiner zwei Gegner rammte. Das Schwert traf den Mann nur eine Fingerbreite unter dem Ende des Brustharnisches und zerschmetterte das Kettenhemd darunter, sodass die Waffe sich tief in den Bauchraum der Wache bohrte. Mit einem Röcheln sank sie zu Boden. Dann riss Krigger das Schwert wieder aus der Wunde. „Man legt sich nicht mit dem Tempel an!“ „Jetzt bist du dran!“ schrie die andere Wache, die sich mit Krigger duellierte. Sie schien nicht sehr überrascht davon, dass ihr Mitwächter soeben das Zeitliche gesehnt hatte. KLIRR. Die beiden Schwerter trafen sich auf Brusthöhe. Beide Kontrahenten standen eng beieinander und griffen ihre Schwerter mit beiden Händen um mehr Gegendruck zu erzeugen. „Templer, überschätze deine Macht nicht!“ Mit einen schnellen Tritt stieß der Mann den Krieger weg und bedrängte ihn mit zwei schnellen Hieben stark. „Ich glaube, du unterschätzt mich!“ antwortete Krigger und duckte sich unter einem hohen Stoß der Wache hinweg, um sein Schwert mit aller Wucht gegen das Kettenhemd, das den Kopf schützen sollte, zu schlagen. Der Mann taumelte, Blut rannte aus dem Kettenhemd und mit einem erschrockenen Blick fiel sie zu Boden. Ohne eine Sekunde zu verlieren stieß Krigger sein Schwert in den Bauch der Wache, um sie für ein und alle Mal auszuschalten. „Wie ich sehe, hat sich das Blatt gewandt, Bastard!“ schrie die Elfe wütend, sie hatte nun ein direktes Schussfeld, um die Wache, die sie vor kurzem noch beleidigte, auszuschalten. „Das ist für meine Schwestern, die ihr zu Unrecht und auf bestialische Weise geschändet habt!“ Der Pfeil flog die wenige Schritte durch den Raum, durchstieß die Rüstung und das Kettenhemd und blieb in der Brust der Wache. Diese schaute erschrocken, griff den Pfeil und brach ihn ab. Dann trat sie schnell auf die Elfe zu. Ein zweiter Pfeil, diesmal aus einer noch geringeren Entfernung, durchdrang das Kettenhemd am Hals und bleib dort in der Kehle des röchelnden Mannes stecken. Doch er gab nicht auf und ging mit letzter Kraft noch einen Schritt auf die Elfe zu. Diese nutze den zustand der Wache aus und glitt um sie herum, um ihr von hinten einen Tritt in den Rücken zu geben. Sie stauchelte, stürzte und blieb auf dem Boden liegen. Durch den Sturz hatte sich der Pfeil im Hals bewegt und die Wunde erheblich vergrößert. Nun floss dunkles Blut auf den steinernen Boden. „Wer hoch hinaus will, der kann auch leicht tief fallen...“ meinte Elvynia und schaute sich den leblosen Körper an. „Ich hoffe, es geht meinen Schwestern halbwegs gut.“ Nur noch eine Wache stand verängstigt drei Kämpfern gegenüber, die mit gezogenen Waffen langsam auf sie zukamen. „Bitte... nicht töten... ich kann euch einiges wichtiges sagen...“ „So, was kannst du uns sagen?“ fragte Krigger hart und griff den Mann an der Kehle. Widerstandslos ließ die Wache das Schwert fallen. „Ich weiß, dass unten noch mehr Wachen lauern. Wenn sie Alarm hören, dann kommen bestimmt zwanzig auf einmal!“ erzählte die Wache angstgefühlt. „Wie kann man das Problem umgehen und woher können wir sicher sein, dass du uns nicht anlügst?“ „Gar nicht. Es war praktisch umsonst hier einzudringen, da unten an jeder Ecke Glocken sind. Sobald auch nur eine erläutet, sind alle Wachen da.“ Über diese Tatsache grinste die Wache. „Wo sind die Gefangenen?“ fragte der Tempelkrieger ohne eine Miene zu verziehen. „Auf der untersten Ebene. Aber die Treppe dorthin ist auf der anderen Seite des großen Raums, der diesem hier folgt. Ihr könnt niemals bis dort hin überleben.“ „Wir sind Templer, keine normalen Kämpfer. Glaube mir, wir finden einen Weg!“ „Pah, es gab schon andere, die das versucht haben. Alle sind sie gescheitert. Alle dachten sie, sie hätten die Macht...“ Der Mann grinste breit. „Lass das Grinsen. Und glaube mir, es gibt immer einen Weg. Durch die Hölle kommen auch ein paar, dann werden wir das auch schaffen!“ „Zu dritt? Das ich nicht lache!“ „Du hältst dich wohl für überlegen, nicht war?“ „Ich bin es auch. Mein Tod würde nichts mehr ändern, bald schon wird der Tempel nur noch Geschichte sein...“ „Das bezweifele ich!“ sagte Krigger und rammte dem Mann sein Schwert in den Bauch. „Der Tempel ist noch lange nicht besiegt!“ Dann ließ er den Toten fallen. „Er hat Recht. Wenn es wirklich zwanzig oder sogar noch mehr Männer da unten gibt, die Eindringlinge vernichten sollen, dann können wir unmöglich etwas gegen sie ausrichten. Wir würden zermalmt werden wie Fliegen unter einer Fliegenklatsche...“ meinte Kazman, der sich den Raum mit den sechs Leichen näher anschaute. Auch hier konnte man merkwürdige Zeichen an den Wänden finden. „Das weiß ich auch. Aber ich habe keine Ahnung, wie es da unten aussieht. Höhlen sind meistens länglich, oder?“ Er rieb sich das Kinn und sah sehr angespannt aus. „Zurück können wir nicht, wenn sie die Leichen hier sehen, dann könnte alles vorbei sein.“ „Das kann nicht so gesagt werden, aber ich denke auch, dass wir unten einen länglichen Raum finden werden. Mit Abtrennungen durch Holzpalisaden und Fackeln. Es ist eine kleine Festung im Felsen.“ erklärte der Zwerg. „Aber wenn es nur Holz ist, könnten wir es doch anzünden...“ warf Elvynia ein, die eher ruhig war und sich die Schriftzeichen genauer anschaute. „Ich habe diese Zeichen schon einmal bei den Elfenpriestern gesehen... Sie befinden sich immer über den Türen und Toren, durch die ein normaler Bürger nicht treten darf...“ „Das Holz dürfte feucht sein oder zumindest so bearbeitet, dass es nicht leicht brennt... Hmm, es könnten Schutzzeichen oder so sein...“ murmelte Krigger und trat neben die Elfe. Dann berührte er vorsichtig eins der Zeichen. Doch nichts passierte. „Ich glaube nicht, dass sie magisch sind. Durch sie fließt keine Magie.“ „Es ist Blut. Eindeutig. Als Zwerg riecht man das Eisen.“ „Blut? Könnt ihr auch sagen, welches Blut?“ fragte die Elfe erstaunt und wich erschrocken zurück. „So wie es aussieht dürften es verschiedene Wesen sein, die ihr Blut hierfür gegeben haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man einzelne Zeichen desöfteren übermalt. Einige sind dunkler, einige sind heller.“ erklärte Kazman und zeigte als Beispiel auf zwei Schriftzeichen, die nebeneinander lagen. „Seht ihr? Das rechte ist deutlich dunkler und das linke heller. Zudem ist das linke Blut offenbar dünner gewesen als das rechte, da es etwas verlaufen ist.“ „Also haben wir es hier mit Blutmagie zu tun.“ schlussfolgerte Krigger. „Böse Magie...“ murmelte Elvynia. Als Elfe konnte sie nichts mit dieser Art der Magie anfangen, sie war in ihrer Heimat verboten, da man so das Gleichgewicht der Natur auseinander bringen würde. „Ursprüngliche Magie; Halbmagie... Die Magie der Tiergötter...“ sagte Krigger kurz. „Die Tiergötter sind doch längst verbannt.“ warf Kazman ein. „Nun, offenbar gibt es sie noch. Diese Sekte ist gefährlicher als jeder von uns angenommen hatte.“ „Das heißt, wir müssen diesen Auftrag möglichst schnell zu Ende bringen...“ stellte die Elfe fest. „Ja. Und es wird erst der Anfang sein...“ „Nun, was stehen wir dann noch hier rum? Lasst uns ein paar Abtrünnige erschlagen!“ meinte der Zwerg zornig. Normalerweise konnte man Zwergen kaum aus der Ruhe bringen, doch sie waren strenge Gläubige der acht Götter und waren demnach sehr gereizt, wenn es darum ging, dass noch andere Ordnungen herrschten. Kapitel 17: Die Treppe ---------------------- Die Treppe, die allen Anscheins nach weiter in den Höhlentrakt unter dem Turm führte, war etwas breiter und deutlich angenehmer zu benutzen als die erste Treppe. Ihre breiten Stufen und der schön regelmäßige, nicht zu große Höhenunterschied trug sein weiteres dazu bei, dass die drei Kämpfer ohne Problem die Treppe nach unten gehen konnten. Ausgeleuchtet wurde die Treppe von vielen Fackeln, es gab keine Stelle der Treppe an der man nicht mindestens eine Fackel sehen konnte. Das Licht der Fackeln zeigte, dass auch an diesen Wänden sich merkwürdige Runen befanden, die mit einer roten Substanz an die Wand gemalt wurden. „Dafür, dass das sicher nur ein kleiner Stützpunkt der Sekte ist, ist diese Treppe aber verdammt gut, das muss ich schon sagen. Sie erinnert mich ein wenig an die Treppen in meiner Heimat. Natürlich ist sie nicht so gut und schön gemacht, aber ausreichend und ihren Zweck erfüllend ist sie auf jeden Fall.“ erklärte der Zwerg mit einem stolz klingendem Ton, als er langsam die doch recht lange Treppe nach unten ging. „Ich frage mich, für was man überhaupt eine solch große Treppe braucht. Eine kleinere wäre doch viel leichter zum Verteidigen.“ „Aber auf einer kleinen Treppe kann man wahrscheinlich nicht so viele Waffen und sonstige Güter auf einmal nach oben beziehungsweise nach unten transportieren.“ antwortete Krigger, obwohl Kazman gar keine Antwort erwartet hatte. „Psst!“ zischte die Elfe. „Ich glaube, da kommt jemand.“ Sie duckte sich und schlich um die beiden männlichen Wesen nach vorne, um die Lage zu überprüfen. Dabei griff sie den Bogen und spannte ihn an, jedoch nur um ihn schneller zu benutzen können, aber nicht um gleich einen Schuss abzugeben. Nach einigen Sekunden der Stille konnte man eine männliche Stimme hören: „So Elfe, jetzt dürfen die da oben auch mal ihren Spass mit dir haben. Ich kann ehrlich gesagt gar nicht verstehen, warum der Drache dich nicht haben wollte. Denen gefallen doch so schöne Dinge.“ „Ich glaube, der Boss würde es gar nicht gerne sehen, wenn wir dem Drachen die Elfen geben.“ sprach eine zweite männliche Stimme. „Weil er sie fressen würde?“ Eine dritte Stimme, ebenfalls von einem Mann, meldete sich zu Wort. „Ich glaube eher, es liegt daran, weil der Drache eine Nummer zu groß für die Spitzohren ist. Die könnte man dann wahrscheinlich nicht mehr für so viel Gold verkaufen wie es bisher der Fall ist.“ erklärte die zweite Stimme. „Du musst bedenken, dass Drachenmännchen gut bestückt sind.“ Die Männer lachten. „In der Tat. Da wird man richtig neidisch... Wobei, ich habe gehört, dass Frauen es mögen, wenn sie mal von etwas großem genommen werden.“ fügte die dritte Stimme hinzu. „Bei Drachen würden die wahrscheinlich gleich aufgespießt werden.“ lachte der erste Mann dreckig. „Ich glaube, dass würde der Elfe hier sogar gefallen, so wie die aussieht.“ „Drache?“ fragte Kazman erschrocken. „Arschlöcher!“ schimpfte Elvynia leise. „Nun, so wie es klingt, haben wir keine größeren Probleme zu erwarten, sollten wir auf sie treffen. Schließlich sind es ja nur drei.“ meinte Krigger. „Sie können aber immer noch Verstärkung rufen. Und es könnte noch ruhige geben, die sich bis jetzt nicht bemerkbar gemacht haben.“ warnte der Zwerg. „So wie die klingen, können die noch nicht einmal vernünftig kämpfen.“ spottete die Elfe. „Aber wie werden wir jetzt vorgehen?“ „Überraschungsvorstoß. Anders, schätze ich, können wir sie nicht überrumpeln.“ erklärte der Mensch. „Seid ihr damit einverstanden? Oder hast du, da du dich mit so was besser auskennst, eine andere Idee, Kazman?“ „Hmm, unsere Ingenieure haben ein paar Waffen für solche Situationen entwickelt, aber sie sind streng geheim und ich bin leider noch nie in ihren Besitz geraten.“ antwortete der Zwerg. „Wir reden hier so lange und die bemerken uns nicht einmal? Sind die dumm oder was?“ fragte Elvynia mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, der Überraschung und Verwunderung miteinander verband. „Vielleicht ist die Treppe recht lang und es hallt nur so gut.“ sagte der Zwerg und versuchte damit, die doch recht verwunderliche Situation zu erklären. „Egal, wir gehen jetzt los und stoppen nicht, wenn wir auf sie treffen. Vielleicht haben wir Glück und können sie so umzingeln.“ Krigger stieg mit gezogenem Schwert langsam und vorsichtig die Treppe runter, dem gehörten aber nicht gesehenen Feind entgegen. Die beiden anderen folgten ihm auf die gleiche Art und Weise, nur das Kazman seine Axt und Elvynia ihren Bogen bereit hielt. Schon nach kurzer Zeit zeigte Krigger den beiden anderen mit der ausgestreckten Hand, dass sie warten sollten. Nach kurzer Verwunderung sahen auch sie schwache, flackernde Schatten einiger humanoiden Wesen an die Felswand projiziert. Mit einer weiteren Handbewegung befahl der Tempelkrieger, dass sie sich nun schnell und möglichst leise fortbewegen sollten. Diese Anordnung fiel dem Zwergen und dem Menschen schwieriger als der Elfe, da sie im Gegenzug zu den beiden männlichen Wesen nur eine Lederrüstung trug. Dennoch schienen die Feinde sie noch nicht bemerkt zu haben, vielleicht lag es auch daran, dass diese sich immer noch lautstark über die Einwirkungen einer Drachenmännlichkeit auf den Körper einer Elfe unterhielten. „Die reden so viel Stuss, das ist doch nicht mehr schön.“ stöhnte die Elfe leise. „Ich hoffe, dass sie nicht wirklich über einen richtigen Drachen reden, sonst haben wir demnächst ernsthafte Probleme hier...“ fügte Kazman hinzu. „Wie will man hier bitte schön einen ausgewachsenen Drachen unterbringen oder erstmal rein bringen?“ fragte die Elfe. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass hier wirklich ein Drache sich befinden sollte. „Das hier ist ein Höhlensystem, das darf nicht vergessen werden. Ich bin mir sicher, dass es noch andere Eingänge oder Ausgänge gibt, vielleicht passt da ein Drache durch. Aber das sollten wir ein anderes Mal überlegen, denn weit sind die Männer auch nicht mehr weg.“ erklärte Krigger und beendete damit auch sogleich die Diskussion, damit das Vorhaben nicht weiter beeinträchtigt wurde. Dann ging er langsam wieder weiter, nachdem die Gruppe bedingt durch das Gespräch angehalten hatte. „Jetzt!“ zischte er und stürmte dann nach vorne, auf die Gruppe der Männer vor. Der Zwerg und die Elfe folgten ihm schnell. „Was? Wo? Wie?“ waren die ersten Fragen, die die drei Männer stellten als sie Krigger, Kazman und Elvynia sahen. Es waren tatsächlich nur drei Männer, die nicht besonders bewaffnet waren. Auch schienen sie nicht besonders stark oder kampferprobt. Sie machten sich nicht einmal mehr die Mühe, ihre Waffen zu ziehen oder diese zu verwenden. In ihrer Begleitung war eine gefesselte Elfe, die zudem geknebelt war. Sie hatte nur einen Lendenschurz an, der Rest ihres verschmutzen Körpers war nackt. Sie schaute die drei Kämpfer, deren Überraschungsangriff ein voller Erfolg war, genau und verzweifelt an „Wo.... wo kommt ihr denn her?“ fragte ein Mann sehr erschrocken. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er mit einem solchen Angriff definitiv nicht gerechnet hatte. Auch die anderen beiden Männer waren offensichtlich von der plötzlichen Wendung der Dinge überrascht. „Ich glaube, die Frage müssen wir nicht beantworten.“ meinte Krigger kühl und hielt einem der Männer sein Schwert an die Kehle, während die beiden anderen Männer von Kazman in Schach gehalten wurden und Elvynia sich an den Knoten der Fesseln zu schaffen machte. „Ihr beantwortet uns jetzt ein paar Fragen oder ihr seid schneller tot als ihr es euch wünschen könnt. Und glaubt mir, durch unsere Hand zu sterben ist so ziemlich das unangenehmste und schrecklichste Ding auf dieser Welt, was euch passieren kann.“ „Nein, nein, uns nicht töten!“ flehte einer der beiden Männer, die Kazman davon abhielt irgendetwas zu machen. „Ist es in eurer Sekte ausnahmsweise keine Ehre für euren Gott zu sterben?“ fragte der Zwerg kritisch. „Wir... wir sind doch nur hier, um schnell Gold zu machen. Wir wissen doch nicht einmal was die Zeichen hier an den Wänden überhaupt bedeuten oder wer die Anführer sind.“ erklärte der Mann, der von Krigger mit dem Schwert unter dem Kinn gekitzelt wurde, verzweifelt. „Das klingt in der tat nicht ganz unlogisch. Doch müsst ihr zugeben, dass es bessere Möglichkeiten gibt, um an Gold zu kommen.“ sagte Krigger. „Ja, das stimmt. Aber man sagte uns, dass wir am Ende alle unsere eigene Sklavin bekommen würden. Dieser Preis war natürlich mehr als verlockend für uns.“ erzählte der Mann weiter, wobei er einen von ihm nicht registrierten bösen Blick von Elvynia erhielt. „Nun, das ist aber noch kein Grund für uns, euch nicht umzubringen.“ fuhr Krigger fort. „Nein! Bitte nicht töten! Wir können euch auch sicher irgendwie behilflich sein!“ Der Mann schien sehr verzweifelt zu sein. „Ja, das könnt ihr durchaus. Wir müssen dieses Lager der Sekte auslöschen, brauchen dazu aber genaue Daten über die Stärke der Männer, die sich unten aufhalten, und natürlich Hilfe beim Kampf gegen sie.“ erklärte Krigger ruhig. „Und eine Garantie, dass das keine Falle ist, wollen wir auch. Aber die hole ich mir selber wenn ihr leben wollt.“ „Okay, mit uns sind es 25 Männer, mit Lanzen und Schwertern bewaffnet. Die Rüstungen sind relativ einfach gehalten und sie können durchschnittlich kämpfen. Jedenfalls ist das meine Meinung. Es sind einfache Männer, die aus dem Lager in der Nähe rekrutiert wurden. Man versprach ihnen Gold und Frauen. Der Boss hier wird von allen Ivan Narbenhand genannt, da seine Hände vom vielen Kämpfen vernarbt sind. Er ist der beste Kämpfer hier und trainiert uns im Kämpfen mit den verschiedenen Waffen.“ erzählte der Mann, der Kriggers Schwert an der Kehle sitzen hatte. Man konnte deutlich seine Angst vor den drei Eindringlingen erkennen. „Aber es ist eigentlich keiner auf einen Angriff vorbereitet, auch glaub niemand, dass wir hier überhaupt angegriffen werden. Es ist halt nur eine Höhle unter einem Turm in einem mückenverseuchten Sumpf. Wer denkt da schon daran, dass hier ein Umschlagplatz für Sklaven ist?“ „Gut, ich habe einiges gehört. Schwörst du, dass du die Wahrheit gesagt hast? Wenn du sie nicht gesagt hast, wirst du auf ewig in der Hölle den verschiedensten Qualen ausgesetzt werden. Glaube mir, von diesem Ort kehrt keine Seele jemals zurück.“ erzählte Krigger dem Mann. „Ich schwöre es!“ schwor der Mann und hob seine rechte Hand zum Schwur. „Dann sage mir auch noch, wer die Kunden und Verkäufer für Sklaven sind. Ich weiß nicht, ob du das mir noch später erzählen kannst, daher will ich es jetzt hören. Und zwar nach Möglichkeit so ausführlich wie möglich.“ befahl der Tempelkrieger. „Ich werde alles soweit erzählen, wie ich es weiß, aber ich weiß nicht viel. Also alle zwei bis drei Wochen erhalten wir durch einen anderen Eingang zur Höhle, der noch weiter im Osten liegt, ein bis zwei dutzend Sklaven -vorwiegend weibliche Elfen, aber zu Zeit besitzen wir auch einen männlichen Jungdrachen- von vermummten Wesen. Ob es Menschen oder andere Wesen der Größe sind, kann ich nicht sagen, die Geschäfte regelt immer Ivan. Wir dürfen auch nicht direkt dabei sein, sondern sehen höchstens die Schatten der Wesen, die uns die Sklaven bringen. Sobald die Wesen weg sind, müssen wir uns um die Sklaven kümmern. Das heißt eigentlich nur sie zu den Käfigen bringen und ihnen Wasser und Nahrung zu geben. Wir dürfen sie nach Belieben aus den Käfigen holen und mit ihnen machen, was wir wollen.“ berichtete der ängstliche Untergebener. „Aber sinkt der Wert eines Sklaven nicht, wenn man ihn verwendet?“ fragte Kazman dazwischen, hielt die beiden anderen Männer aber weiterhin unter Kontrolle, sodass sie es nicht wagten, auch nur einen Ton von sich zu geben. „Nun, ja, eigentlich schon... Aber Ivan meinte, er wüsste, wie man das rückgängig macht. Wir haben ihm geglaubt und uns daher auch keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Jede Woche einmal sind wir nach Nordmark gegangen und haben da die Sklaven verkauft. Wer die Kunden sind, kann ich nicht sagen, so wie sie aussehen, sind sie aus allen möglichen Schichten und Banden. Theoretisch kann eh jeder, der das passende Gold dafür hat, sich einen Sklaven oder eine Sklavin kaufen, uns sollte nur das Gold interessieren, was nach der Goldübergabe passierte, durfte uns nichts mehr angehen, wollten wir noch leben.“ Krigger hakte nach: „Was für Sklaven wurden bevorzugt?“ „Die schönen, die mit den großen Brüsten. Elfen kamen grundsätzlich besser weg als die anderen Wesen.“ „Wen wunderst...“ warf Elvynia dazwischen. Sie hatte mittlerweile die andere Elfe befreit, die sich ängstlich hinter Elvynia verstecke. Zu der Elfe sagte die Bogenschützin: „Du musst keine Angst mehr haben, jetzt bist du in Sicherheit.“ „Was wollt ihr noch wissen? Oh Gott, Ivan wird uns umbringen, wenn der erfährt, dass wird das alles gesagt haben!“ sagte der Verhörte sichtlich verzweifelt. „Dieser Ivan wird euer geringstes Problem sein, jetzt wo ich weiß, wie viele Kämpfer sich da unten verstecken. Ihr werdet uns im Kampf unterstützen.“ sprach Krigger und steckte sein Schwert weg. „Wie? Nein, das ist glatter Selbstmord. Das könnt ihr nicht von uns verlangen!“ schrie einer der Männer, die von dem Zwerg unter Kontrolle gehalten wurden. Krigger ging auf und packte ihn an der Kehle. Daraufhin drückte er den Mann an die Wand, sodass er röchelte. „Was ich von euch verlangen kann, liegt in meinen Händen. Ihr werdet uns unterstützen oder ich zwinge euch mit den Mitteln des Tempels dazu. Und glaubt mir, das will niemand.“ Er lockerte den Griff und lächelte böse. „Also, wollt ihr euch immer noch meinem Befehl widersetzen?“ „Nein... Nein....“ stammelte der Mann sichtlich verzweifelt. „Oh, das ist Selbstmord. Selbstmord, glatter Selbstmord....“ „Ihr tut es wenigstens für eine gute Sache, vielleicht sind euch die Götter dann gnädiger.“ meinte Krigger kühl. „Also, da ich keine Lust auf Verräter oder Deserteure habe, bitte ich alle darum, mir einen Handschlag zu geben. Und ihr, Elfe, ihr seht mir aus, als versteht ihr ein wenig vom Heilen. Wollt ihr uns unterstützen oder hier warten, bis wir fertig sind?“ Während er redete, gab er allen drei Männern die Hand, wobei sie sich wunderten, was der Handschlag bringen sollte, da sie nichts spürten oder sonstige Merkmale von Magie feststellten. „Ich... Ich..“ Die Elfe wirkte schwach, stützte sich auf Elvynia. „Ich denke, ich warte irgendwo in Sicherheit..“ „In eurer Verfassung sicherlich das Angebrachteste.“ meine Krigger. „Bringst du sie kurz hoch? Wenn ich mich recht erinnere gab es da einen Tisch und einen Stuhl.“ Elvynia folgte den Anweisungen und brachte die erschöpfte, gerade befreite Elfe in den Raum, aus dem die drei Kämpfer des Tempels gerade erst gekommen waren. „Und ihr, ihr werdet uns jetzt dann, wenn Elvynia zurück ist, helfen, dieses Nest endgültig auszuräuchern.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)