Ayslant von Guglehupf (Dunkelheit über Nordmark) ================================================================================ Kapitel 13: Die letzten Instruktionen ------------------------------------- Nun standen die drei Krieger vor der schweren Holztür, hinter der sich der Priester befand, der Krigger seinen Auftrag gegeben hatte. Sie hatten ihre ganze Ausrüstung einschließlich eines Rucksacks mit etwas Verpflegung an sich. Der dunkel angekleidete Krieger sah kurz zu der Elfe neben sich, fragte sie mit den Augen ob sie bereit sei. Als sie es mit einem zaghaften Nicken bestätigte, wand er seien Blick zu dem Zwerg, der neben ihm stand. Dieser brummte: „Schau mich nicht so an, ihr wisst, dass ich bereit bin!“ Krigger lächelte kurz, klopfte dann kräftig an die Tür. Nach kurzer Zeit öffnete sich ein kleines Fenster in der Tür und ein finster blickendes Augenpaar blickte ihnen entgegen. „Was wollt ihr?“ „Priester, ich bin der Tempelkrieger, den ihr mit der Lösung des Sektenproblems der Gegend betraut habt.“ antwortete der angesprochene ohne die Anzeichen irgend eines Gefühls. „Ahja.“ sagte die dunkle Stimme abfällig und musterte ihn durch das Fenster. „Nun, dann tretet mit euren Gefährten ein.“ Die Tür wurde von innen aufgeschlossen und quietschte laut. Kaum war Kazman hinter Elvynia eingetreten, schloss der Priester die Tür auch sogleich wieder und ging eilig zu seinem Buchständer, auf dem wieder ein großes, schweres Buch lag. Das Zimmer hatte sich seit dem letzten Mal nicht verändert, es war immer noch sehr dunkel und auf dem Boden war immer noch das Pentagram zu sehen. „Ihr seid also die, die der Krieger für seine Mission ausgesucht hat?“ befragte der mit einer schwarzen Robe, auf der das Symbol des Tempels des Gottes des Todes und Terrors zu sehen war, bekleideten Priester die Elfe und den Zwergen. Entweder sah er nicht, dass der Zwerg ein Paladin, ein Streiter des Gottes der Ordnung, war, oder er ignorierte es ganz bewusst. „Ja, das sind wir.“ erklärte der Zwerg und stampfte aus Entrüstung darüber, dass sein Stand so ignoriert wurde, mit der Axt auf den Boden. Auch dieses Zeichen ignorierte der Priester und wandte sich der Elfe zu. Sie schwieg als der durchdringende Blick sie traf. Man konnte ihr ohne Probleme ansehen, dass sie hier nicht gerne war. Ihr Blick wanderte von einem Symbol des Todes zum anderen, immer dem Blick des Priesters ausweichend. „Ich habe euch etwas gefragt, Elfe.“ Die Stimme war ruhig, aber in ihr befand sich eine nicht genauer erklärbare Bosheit. „Es ist besser für euch, wenn ihr antwortet. Sonst kann es sehr unangenehm werden.“ Doch sie schwieg weiterhin. „Nun, Elfe. Wenn ihr nicht reden wollt, dann ist das nicht mein Problem. Ihr müsst es nicht. Jedoch bekommt ihr dann auch nicht den euch zustehenden Lohn.“ „Sie macht bei der Aktion mit.“ warf der Krieger ein. Er konnte es nicht mehr ertragen, wie der Priester versuchte, sie schwach werden zu lassen. „Wenn das so ist...“ Der Priester lächelte fies. „...dann habe ich keine Fragen mehr an sie.“ „Gut. Was machen wir dann noch hier?“ fragte der Zwerg gereizt. „Nun, die Aktion ist nicht ganz ungefährlich... Ihr müsst euch darüber im Klaren sein, dass ihr dabei sterben könnt... Ein tragischer Verlust für uns alle, wenn ein Paladin sein Leben lassen würde... Nicht wahr, Zwerg?“ Jetzt schwieg auch der Zwerg, er schaute dem Menschen nur noch böse in die Augen. „Jetzt ist es aber mal genug.“ meinte Krigger. „Kommen wir zum eigentlichen Teil des Gespräches. Wie viele werden wir töten müssen? Wie sieht es mit Unterstützung im Notfall aus?“ „Genaue Zahlen liegen dem Tempel nicht vor, aus verständlichen Gründen. Offenbar sind sie gut organisiert, sie haben schon mehrere unserer Spione gefunden und standrechtlich hingerichtet. Unterstützung kann ich nicht geben, dazu sind wir hier in der Burg zu schwach. Wir haben ja nicht einmal die Möglichkeit, die Banden hier im Lager zu kontrollieren. Wie sollen wir dann noch Truppen für die Zerschlagung einer Sekte haben?“ „Ihr wollt, dass wir uns zu dritt gegen eine Armee stellen?“ fragte Krigger mit einer Mischung aus Wut und Erschrecken nach. „Ich sehe doch, dass eure Leute gut ausgerüstet sind. Ihr werdet das schon schaffen. Und wenn nicht, dann gibt es sicher noch Söldner hier im Lager, die ihre Arbeit zu Ende bringen.“ „Warum schicken sie nicht gleich die Söldner, wenn sie sie schon haben?“ Er war über das, was er hörte, geschockt. „Weil Söldner dem Tempel nicht so viel Ruhm bringen wie eigene Krieger. Denkt euch doch einmal aus, was passieren würde, wenn sich das Gerücht breit machen würde, dass der Tempel Söldner braucht, um seine Angelegenheiten zu klären? Es wäre ein absolutes Desaster. Wir haben jetzt schon bürgerkriegsähnliche Zustände hier in dem Land. Wir müssen die Kontrolle über das Land halten, sonst ist unsere Macht für immer weg!“ „Und wir sollen uns dafür opfern?“ fragte Kazman dazwischen. „'Opfern'... Ein viel zu hartes Wort für die Wichtigkeit, Zwerg. Außerdem ist ja noch gar nicht sicher, dass ihr versagen werdet.“ Dann schwieg der Zwerg wieder, schaute den Priester aber weiterhin böse an. „Nun, ich nehme an, dass ihr den Auftrag weiterhin machen werdet, Krieger.“ Krigger schaute kurz zu seinen beiden Gefährten, die nickten, dabei jedoch nicht glücklich aussahen. „Ja, das werden wir. Und wir werden ihn mit Erfolg zu Ende bringen.“ erklärte Krigger. „Gut, dann ist alles abgeklärt. Erstattet mir Bericht, wenn ihr den Auftrag vollbracht habt. Und jetzt geht, ich habe zu tun.“ Er öffnete die Tür und zeigte nach draussen. Wortlos verließen die Drei das Zimmer. „Was für ein verdammter Idiot!“ platzte es aus dem Zwergen, als sie sich auf der Treppe in den Burghof befanden. Er war voller Wut und zeigte dies entgegen der Regeln der Paladine ganz öffentlich. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache...“ meinte Elvynia. „Er lachte und grinste die ganze Zeit. Ich kenne mich nicht mit Priestern dieser Art aus, aber ich habe das Gefühl, dass er uns nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.“ „Es ist ein Priester des Todes und Terrors, was erwartest du? Ich glaube ja nicht einmal, dass die Söldner, von denen er uns erzählt hat, wirklich existieren.“ fügte Kazman hinzu. Krigger blieb mitten auf der Treppe stehen. Dann sagte er ernst, fast schon mit einem resignierenden Ton: „Es ist längst bekannt, dass die Priester und Tempelkrieger in Konkurrenz zueinander stehen. Es gibt unter den Kriegern egal welcher Gottheit immer noch gewisse Regeln, die eingehalten werden. Und die Priester ignorieren sie oft systematisch. Aber mehr will ich hier nicht sagen, ich weiß nicht, was er alles hört, und was nicht.“ „Habt ihr euch überhaupt schon einmal gefragt, warum der Kaiser nicht aktiv wird? Er muss das Reich doch zusammen halten und daher hat er doch die Aufgabe solche Sekten zu finden, sie zu vernichten und ihre Entstehung zu unterbinden.“ fragte der Zwerg, immer noch gereizt. „Der Kaiser hat doch gar keine Macht mehr. So, wie ich das aus verschiedenen Quellen gehört habe, hat er schon Probleme damit, die Hauptstadt einigermaßen von dem Gesindel zu befreien. Wie soll er dann noch Männer finden, die im Norden des Reiches gegen eine Sekte kämpfen?“ antwortete Krigger. „Steht es so schlimm um das Reich?“ fragte die Elfe erstaunt. Zwar wusste sie, dass nach dem Krieg die meisten Reiche geschwächt waren, dass sie aber so geschwächt waren, das war ihr dann doch nicht bewusst. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Reich zerfällt. Dann werden überall nur noch Banden herrschen und sich nehmen, was sie wollen.“ erklärte der Krieger. Dabei stieß er die Tür zum Burghof mit aller Kraft auf, sodass sie gegen die Mauer geschleudert wurde. „Ich habe von ersten Plünderungen von Tempeln und kleinen Dörfern durch Banden gehört.“ „Sie plündern die Tempel? Das dürfen sie nicht! Es ist verboten!“ meinte der Zwerg entsetzt. „Glaubst du echt, sie halten sich daran? Ich gehe davon aus, dass es bald erste Racheakte des Tempels geben wird. Wird werden einen Bürgerkrieg bekommen, das ist sicher. Es ist nur noch die Frage nach dem wann.“ Mit schnellen Schritten überquerte Krigger den Burghof und hielt die beiden Anderen auf Trab. „Oh... Wohin gehen wir überhaupt?“ fragte die Elfe, sie schien erste Probleme mit dem Atmen zu haben. „Zum Stall.“ Der Stall befand sich direkt neben dem Burgtor, sodass die ankommenden Ritter ihre Pferde gleich abstellen konnten. Es war für eine solch kleine Burg recht großer Stall, gut zwanzig Pferde hatten Platz. Die Pferde standen in einer Reihe in ihren Boxen, die zum Burghof hin nur durch eine Klappe getrennt wurden. Davor war ein Knecht mit dem Verladen von Stroh in zur Zeit leere Boxen beschäftigt. Als er die Drei sah, stoppte er kurz seine Arbeit und grüßte freundlich. „Hallo, was kann ich für sie tun? Möchten sie ihr Pferd? Oder soll es gewaschen werden?“ „Ich brauche mein Pferd und eins für die Beiden hinter mir.“ Krigger zeigte mit dem Daumen auf den Zwerg und die Elfe. „Das würde dann fünf Silberstücke machen.“ „Sag mal, stellst du dich dumm an oder was? Wir sind Tempelkrieger. Frage den Zuständigen Priester, der wird dir unsere Mission bestätigen. Und du willst noch Geld von uns?“ fragte der Mann wütend. Er hatte beim ersten Gespräch versichert bekommen, dass die Ausrüstung gestellt wurde. In seinen Augen war der Bogen für die Elfe schon zu viel Gold, das er bei dieser Mission ausgeben musste. „Aber... mein Herr... er wird mich umbringen!“ stammelte der Knecht verängstigt, wusste er doch zu gut, dass man sich Angehörigen des Tempels in diesen Zeiten besser nicht in den Weg stellte. „Und ich bringe dich um! Auf Tempelart, versteht sich. Du hast die Wahl.“ Zitternd zäumte der junge Mann die beiden Pferde auf, sattelte sie und stellte sie dann vor der Gruppe auf. „Hier eure Pferde... Oh Gott, mein Herr wird mich ermorden... Rädern, vierteilen, hängen... das wird er!“ „Nun, da wird aus dir wenigstens noch etwas sinnvolles.“ bemerkte Krigger zynisch und stieg auf sein schwarzes Pferd, dass voller Kraft und Tatendrang war. Er hatte alle Mühe, es unter Kontrolle zu halten. Dabei übersah er das deutliche Augenrollen der Elfe. „Steigt auf euer Pferd, die Elfe vorne, der Zwerg hinten. Du kannst doch schon reiten, oder?“ „Ja, nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht Reiten kann...“ meinte sie leicht gereizt. Auch sie war gereizt, jedoch weniger durch die Art des Kriegers als viel mehr durch die Behandlung, die sie durch den Priester erhalten hatte. Man konnte ihr deutlich ansehen, dass sie trotz ihres Schicksal als Sklavin versuchte, ein wenig Würde und Respekt zu bekommen. „Schon gut, reg dich nicht gleich auf. Meine Güte, wenn das hier vorbei ist, hauen wir hier ab. Hier hält mich ehrlich gesagt nichts mehr...“ murmelte der Mann mit den langen, blonden Haaren, die diesmal offen waren. „Mich auch nichts. Eine trostlose Gegend. Ich frage mich ehrlich gesagt, ob das, was wir machen, überhaupt einen dauerhaften Erfolg haben wird.“ warf der Zwerg ein, er wollte das Gespräch in eine andere Richtung lenken, damit die Stimmung in der Gruppe wenigstens erhalten bliebe. Wenn sie sich jetzt noch streiten würden, dann könnte der Auftrag gleich aufgegeben werden. „Warum bekämpfen wir eine kleine Sekte? Zwar haben wir in der Kneipe gesehen, zu was sie fähig ist, aber ich halte die Banden für gefährlicher... Sie haben schließlich keine Scheu mit Menschen zu handeln...“ Den letzten Satz sprach sie leise und sehr verbittert aus. „Sich in diesen Zeiten gegen Banden aufzulehnen ist glatter Selbstmord. Sie kontrollieren das ganze Lager. Und alle Arten, die im Krieg beteiligt waren, sind in den Banden organisiert. Drachen, Trolle, Oger... Das ganze Arsenal an schrecklichen Kreaturen, die man sonst nur aus Geschichten kennt.“ erklärte Krigger vom Pferd den anderen Beiden, die noch damit beschäftigt waren, ihre Waffen und Ausrüstung so zu befestigen, dass sie beim Reiten nicht stört. „Dann hoffe ich mal, dass wir keine böse Überraschung erleben, wenn wir zur Sekte vordringen. Ich habe keine Lust, von einem Drachen gebraten zu werden oder von einem Oger flach wie ein Blatt Papier gehauen zu werden.“ meinte Kazman, der nur darauf wartete, dass die Elfe auf ihn Pferd stieg, ehe er den Arm griff, der ihm gereicht wurde und dann mit einigen Mühen auf des Pferd stieg. Also die beiden mehr oder weniger sicher auf ihrem Pferd saßen, fragte der Krieger: „So, seid ihr so weit? Haben wir irgendetwas vergessen?“ „Also ich habe alles was ich brauche...“ meinte die Elfe mit ihrer leisen Stimme. „Ich auch!“ stellte der Zwerg energisch fest. Offenbar konnte er es kaum erwarten, den Ungläubigen zu zeigen, wo der Hammer hängt. „Gut. Wir müssen zehn Meilen Richtung Osten. Man sagte mir, es würde eh nur ein Weg in den Sumpf führen. Daher gehe ich davon aus, dass wir es nicht verfehlen können. Jedoch wird es mit Sicherheit Wachen oder Späher geben, achtet jetzt schon auf alles, was ihr seht. Viele werden uns nicht wohlgesonnen sein.“ Dann gab Krigger seinem Pferd die Sporen und ritt los. Kurz darauf folgten auch die Elfe und der Zwerg, der sich gut an der jungen Frau festhielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)