Ayslant von Guglehupf (Dunkelheit über Nordmark) ================================================================================ Kapitel 9: Zweifel und Stärkungen --------------------------------- Die Gänge der Burg waren voller Leben. Überall versuchten gehetzt wirkende Wesen aller Rassen zu einem anderen Ort in der Burg gelangen. Man konnte dabei alle Stände, Klassen und Berufe erkennen; vom einfachen Bauer, der in der Gegend etwas Getreide für das Lager anbaute, bis zum Magier, der wahrscheinlich auf der Suche nach einem der Priester des Tempels war. Darunter befanden sich auch zwei Gestalten, die nur langsam durch die engen Gänge kamen. Es waren eine Elfe und ein Mensch, welche auf dem Weg zur Waffenkammer waren. „Entschuldige wenn ich frage, aber ist die Burg immer so voll?“ fragte die Elfe, als sie mal wieder von einem Zwergen, der seine Größe als Vorteil für das Durchkommen nutzen wollte, angerempelt wurde. „Frag nur, mir macht es nichts aus. Aber die Frage kann ich dir selbst nicht genau beantworten. Ich bin auch erst seit ein paar Tagen hier und da war es schon so voll. Ob es schon immer so war oder jetzt etwas spezielles am Laufen ist, was wir nicht mitbekommen haben, weiß ich nicht. Aber mich nervt es schon, dass es so voll ist. Ich will nicht wissen, wie voll es vor der Waffenkammer ist.“ antwortete ihr Begleiter und schob sich, die Hände schützend vor das Gesicht haltend, durch die Masse, welche zum größten Teil aus Elfen, Menschen und Zwergen bestand. Selten mischte aber auch ein Ork oder Troll mit. Der Gang machte einen Knick nach rechts zur Waffenkammer und dem Krieger stieg die Wut in den Kopf. Während es von der Rüstungskammer ruhig zuging, drängten sich viele Möchtegernhelden vor der Kammer, in der Hoffnung eine gute Waffe zu bekommen. „Ich könnte schreien vor Wut! Alles drängt sich hier vor die Waffenkammer!“ schimpfte der Krieger und stellte sich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung zu sehen, wie lange es noch dauern würde. „Ich dachte, die Waffenkammer ist nur für die Soldaten der Burg? Also so ist es in den Wäldern...“ meinte Elvynia zaghaft. „Normalerweise ist das ja auch richtig. Aber das interessiert hier niemanden, im Gegenteil. Dadurch, dass die wenigsten hier mit Gold zahlen, sondern eher mit Luxusgütern -Zwergenschnaps, Dracheneiern und Elfensklavinnen, um die bekanntesten zu nennen- eine Art Tauschhandel betreiben, trifft es sich ganz gut für die Burgherren und Generäle, hier weg zuschauen. Am liebsten würde ich mir meine Schwerter vom Rücken reißen und drohen, aber das ist Wunschdenken, denn dann bin ich tot.“ erzählte Krigger der Elfe, welche er erst gestern aus der Sklaverei befreit hatte. „Dracheneier?“ fragte die ehemalige Sklavin ganz erstaunt. Zwergenschnaps und Elfensklavinnen sind ihr bekannt gewesen, aber Dracheneier waren ihr unbekannt. „Soll gemischt mit verschiedenen Stoffen alles Mögliche verbessern. Von der Körperkraft bis hin zur Schärfe der Klinge oder der Wirkung eines Giftes. Aber sonst weiß ich nichts darüber. Ehrlich gesagt halte ich es auch für ein Gerücht. Und wenn es wahr ist, dann suche ich mir andere Stoffe als ein Drachenei. Ich will nichts essen, was hinten aus einem Drachen raus gekommen ist.“ erklärte der Mann und schüttelte beim letzten Satz den Kopf. „Das Drachenweibchen wird es auch nicht freuen wenn ihr ihre Eier geklaut werden.“ „Das ist das geringste Problem. Hier im Lager werden viele Dinge gemacht, die in einem normalen Lager undenkbar wären.“ meinte der Krieger und stand wieder auf den Zehenspitzen, um die Menge zu überblicken. „Scheint ja gar nicht mehr voran zu gehen.“ „Warum wollen die hier überhaupt alle Waffen? Hier gibt es doch nur ein Lager und dort herrschen anscheinend Banden.“ Elvynia lehnte sich an die Wand aus grauen Steinen und schien ebenfalls nicht sehr erfreut über die Verzögerung zu sein. „Einen Tag Fußmarsch durch den Sumpf entfernt liegen die Eisenberge. Dort gab es im Krieg Burgen und Heereslager. Mich würde es nicht wundern, wenn man dort noch Gold, Waffen und dergleichen findet. Aber auch der Tod ist nicht sehr weit entfernt. Es soll immer noch plündernde Banden aus ehemaligen Soldaten geben. Daher schließen sich die Abenteurer oft zu Gruppen zusammen und rüsten sich dem entsprechend mit Waffen aus, unabhängig davon, ob sie die Waffen auch führen können. Wenn wir uns alle ihre Gesichter merken könnten, würden wir höchstens jeden fünften lebend wiedersehen. Ob er dann noch kämpfen kann, das steht auf einem anderen Blatt. Übrigens werden die Berge nicht umsonst Blutberge genannt, um sie wurde viel Blut gelassen. Die Schlachten waren hart und unerbittlich, da es dort die ertragreichsten Eisenminen in der Umgebung gibt.“ erzählte der Krieger und lehnte sich ebenfalls an die Mauer. „Krieg um ein paar Gesteinsbrocken mit etwas Metall...“ Die Elfe machte einen verschlossenen und ungeduldigen Eindruck. „Jedem das Seine...“ meinte der Tempelkrieger nur und lachte dabei. „Die Wesen dieser Welt sind komisch, so komisch wie die Götter. Niemand weiß, was sie vorhaben, aber jeder will es wissen.“ „Trotzdem... Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich tausend Männer an einem Ort treffen und sich dann die Köpfe einschlagen bis keiner mehr steht.“ Mittlerweile stand sie wieder in der Schlange, die sich langsam weiterbewegte. „Du warst noch nie im Krieg, hast noch nie auf Menschen, Elfen oder dergleichen deinen Bogen gezielt, habe ich recht?“ fragte Krigger und wurde plötzlich wieder ernst. „Nein... ich ging noch zur Schule als man mich fasste, woher sollte ich das tun?“ „Eben... der Krieg ändert die Wesen, egal wie es vorher war. Gut wird böse, böse gut. Doch kann dir niemand sagen, wo vor dem Krieg gut und wo böse war.“ erklärte der Mann und seine Stimme wurde kalt und verbittert. „Ihr seht mir nach einem Heuchler aus. Redet wie einer, der den Frieden haben will, doch kleidet euch wie ein Krieger und verhaltet euch auch so.“ meinte Elvynia mit einer verachtungsvoller Stimme. „Ich frage mich, warum ich überhaupt noch mit euch gehe.“ „Geht ruhig, Elfe. Mach dir aber keine Hoffnungen auf ein gutes Leben. Willst du in dieser Welt überleben, musst du mit den Schatten handeln. Du hast Glück, wenn du Arbeitssklavin wirst.“ Die Elfe schwieg einen Moment. Das, was der Mann, der sie aus den Ketten der Sklaverei befreit hatte, sagte, stimmte. Ohne ihn war sie verloren, würde nur doch wieder in Sklaverei geraten. „Trotzdem hab ihr mir noch nicht eure gespaltene Zunge erklärt, Krieger.“ Der Krieger trat auf die Elfe zu und sah sie mit einer dunklen Miene an. „Ihr habt nicht gesehen, wie eure Freunde von Pfeilen durchbohrt werden, wie Drachen eure Kompanie in eine Kompanie lebender Fackeln verwandelten und ihr habt sicher auch nicht gesehen, was Machtlosigkeit im Angesicht des Todes bedeutet. Ihr denkt noch euer Baumdenken, Elfe. Von der Einteilung des Lebens in gut und böse. Ihr denkt, es ist eindeutig zu sagen, wer gut und wer böse ist. Ihr denkt, das Böse ist leicht zu erkennen. Ihr denkt, ich bin böse. Ihr denkt, ich würde euch nur doch noch zur Sklaverei bringen. Ihr denkt, dass man zum Überleben seinen Einstellungen immer folgen kann. Ihr denkt, Moral ist am wichtigsten. Ihr denkt, dass die Götter euch für eure Taten bestrafen. Doch ihr wisst nichts von der Welt da draußen, nichts. Man muss auf dem anderen Ufer des Flusses stehen, um seine eigene Seite zu sichern. Denn von deiner Seite wirst du nie die Löcher und Schwachstellen des Dammes sehen. Nun, ich stelle euch frei mir zu folgen oder euren eigenen Weg zu gehen. Doch tragt die Konsequenzen.“ Nach dieser Rede wirkte die Elfe unsicher und ihre Antwort kam zaghaft und langsam. „Ich folge euch... Es ist egoistisch, doch das, was ich erlebt habe, möchte ich nicht wiederholt haben... Vielleicht habt ihr sogar Recht... vielleicht gibt es kein Gut und Böse... vielleicht sind wir nur Marionetten der Götter... vielleicht ist alles vorbestimmt... vielleicht gibt es eine Liste, wo steht wann ich sterbe... Doch möchte ich wenigstens mit dem Gefühl sterben, etwas Gutes im Leben erreicht zu haben...“ „Das kann ich euch nicht geben, vielleicht führe ich euch auf den falschen Weg... doch erinnert euch daran, dass man immer alle Möglichkeiten wenigstens kurz gesehen haben muss, um wirklich richtig zu entscheiden.“ meinte Krigger und wirkte wieder freundlicher und entspannter. „Ihr klingt komisch... Nicht wie ein Krieger, der in der Schlacht gekämpft hat... mehr wie ein gewissenloser Söldner, der bis jetzt keine Schuld -in seinen Augen- hat.“ kommentierte die ungeduldige Elfe, die immer wieder auf ihre Zehenspitzen stieg, um zu schauen, ob sich die Schlange weiterbewegte. „Das ist das Leben... Krieg ist nie etwas ehrliches oder faires gewesen, da ging es schon immer nur um Mord und Todschlag. Das wirst du noch früh genug erfahren...“ Zwar hatte Krigger im Krieg einige Freunde verloren und die Gedanken an sie waren schwer und dunkel, doch dachte er im Großen und Ganzen eher positiv von seinen Tätigkeiten im Krieg und seiner jetzigen Tätigkeit. „Ihr seid ein geheimer Anwerber für die Könige um neue Soldaten zu rekrutieren!“ schoss es aus Elvynia erschrocken und gut fünfzig Köpfe drehten sich zu den beiden um. Schließlich war ein Anwerber die Gelegenheit um in die Armee zu kommen, da die Soldaten der Burg schon lange nicht mehr rekrutieren und ausbilden. „Ha-ha-ha... Schöner Witz... Selten so gelacht... Nein, ich bin kein geheimer Rekrutierer, weil es ja nichts bringen würde, wenn ich es im Geheimen machen würde. Und übrigens, du darfst mich weiterhin duzen.“ antwortete der Angesprochene kühl. „Aber warum sagt ihr mir dann, dass ich den Krieg noch früh genug erfahren werde, wenn ihr kein Rekrutierer seid?“ „Krieg im Inneren. Das Reich zerfällt.“ meinte der Krieger so als wäre es die normalste Sache der Welt, dass das Reich zerbricht. „Sonst gäbe es hier diese Lager nicht. Und genau so wenig diese miserablen Abenteurer, die uns den Weg zur Waffenkammer versperren.“ Bevor die Elfe irgendetwas sagen konnte, stürmte ein großer Hüne mit vielen Muskeln, dunkler Haut, schwarzen, langen Haaren und einer einfachen Rüstung auf den Krieger zu. Man brauchte nicht viel Grips um ihn als einen Schmied zu erkennen. „Hey, halbe Portion! Wir sind keine miserablen Abenteurer, wir sind gute, vielleicht sogar die Besten!“ schimpfte der schwarzhaarige Hüne und fuchtelte wild mit seiner Hand vor dem Gesicht des Kriegers herum. „Die Besten im Sterben?“ „Nein, im Kämpfen! Und komm uns nicht so, Bastard! Du bist bestimmt nur ein Möchtegernsoldat, der im Krieg nichts gesehen hat, aber große Reden schwingen kann!“ schimpfte der Schmied. Er war gut einen Kopf größer als der Tempelkrieger und hatte ein großes Schwert auf seinem Rücken. „Hör mal her, aufgeblasener Drachenstreicheler! Mit dem Schwert und deinem Können könntest du dem Drachen höchstens beim Häuten helfen oder was die auch immer machen. Ernsthaften Schaden braucht er bei dir nicht zu befürchten. Und wenn du es nicht bis zu einem Drachen schaffst, wovon ich stark ausgehe, werden du und deine Freunde von den Söldnern der Eisenberge regelrecht zermalmt werden. Selbst die Schwarze Legion hat Probleme gegen diese Kriegsmaschinen.“ Krigger wusste, dass ein Kampf drohte, doch das war ihm relativ egal. Er wollte nur diesen Menschen hier zeigen, dass ihr Vorhaben eine Art Himmelfahrtskommando ist. „Die Schwarze Legion ist nichts. Der ganze Tempel ist nichts!“ erklärte der Schmied wütend. „Ob es die Göttin des Lebens ist oder ihre Priesterinnen, hauptsache sie sind gut im Bett! Und die anderen Götter können gerne kommen und sie retten. Der Gott des Todes kann in seiner stinkenden Pfütze aus Erbrochenem und anderen Körperflüssigkeiten bleiben, da ist er richtig aufgehoben. Die Priester machen mir keine Angst. Und schon gar nicht ihre Armeen. Schwarze Legion? Was für ein bescheuerter Name!“ Die Elfe warf dem Schmied böse Blicke zu, als dieser ihre Göttin beleidigte. Hätte sie einen Bogen in ihren Händen, so würden bereits einige Pfeile im Rücken des Schmieds stecken. Auch der Krieger kochte voller Wut, wurde doch der für ihn höchste aller Götter auf das Tiefste beleidigt. „Jetzt reicht es! Dieses Gelaber muss ich mir nicht antun!“ schrie der Krieger und zog sein Schwert. Nicht das er ein aggressiver Mensch war, der sich leicht provozieren ließ, im Gegenteil, er war sogar ganz ruhig, doch diese Stimmung im Lager, das Warten und diese Personen, die sich Abenteurer nannten, waren zu viel. Seiner Meinung nach gehörten solche Menschen sofort vom Antlitz Ayslant's gesäubert. „Ha! Das Kriegerlein ist provoziert! Jungs, dem zeige ich, wo der Hammer hängt!“ lachte der Hüne mit den schwarzen Haaren und zog sein Schwert, welches ein Zweihandschwert war. Die Masse grölte und wich den Gang entlang zurück, um den beiden Kontrahenten Platz zu machen. Krigger wartete angespannt auf den ersten Hieb seines Gegners, der auch recht schnell kam. Mit einer schnellen Bewegung nach hinten, wich er dem Hieb aus, bevor er zum Gegenschlag ausholte. Der Schied war nicht dumm und parierte den Hieb mit seinem Schwert, sodass diese Attacke des Kriegers praktisch im Nichts verpuffte. „Ha, wer hat sich hier verschätzt?“ fragte der Hüne und griff wieder an, wobei der Tempelkrieger neben dem Gegner vorbei schlüpfte und sich im Rücken befand. Diesen Vorteil nutzte er auch sogleich für einen schnellen Schlag mit der linken Hand auf den muskulösen Rücken des Riesen. Zwar war der Schaden nicht nennenswert und die Schmerzen ebenso, doch reizte die Tatsache, dass der „kleine Wicht“ mit den blonden Haaren und der komischen Rüstung sich in seinem Rücken befand, den Schmied noch mehr, sodass er zu einem Rundumschlag ansetzte und diesen mit einem lauten Schrei auch ausführte. Derweil feuerten die anderen Männer -es gab auch ein paar Frauen- den Hünen mit Schreien an und versuchten mit Beleidigungen den Krieger aus der Konzentration zu bringen. Doch die klappte nicht, er blieb weiterhin unbeirrt und ließ nicht von seinem Ziel los. Mittlerweile standen die beiden Kämpfer wie am Anfang gegenüber, doch man merkte, dass beide schwitzen und bis in die letzte Muskelfaser angespannt waren. Plötzlich, von Krigger unerwartet, ließ der Hüne sein Schwert fallen und rannte auf den kleineren Gegner zu. Dieser konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und wurde von der Wucht des Aufpralls zu Boden geworfen. Als er sich wieder gesammelt hatte, lag er auf dem Boden und der Schmied stand mit einem Dolch in der Hand über ihm. „Siehst du, ich werde siegen!“ meinte er und rammte den Dolch auf den Brustkorb des Kriegers zu. Wie aus einem Reflex versuchte dieser noch mit der linken Hand den Dolch abzuwehren, doch außer einer langen, für Krieger aber normalen, Schnittwunde auf der Handinnenseite erreichte er nichts und die Waffe prallte mit voller Wucht auf die Brust des am Boden liegenden. Nun ist also meine Stunde gekommen... Ich habe versagt... Doch plötzlich schrie der Schmied so stark auf, dass es durch Mark und Bein ging. Alle erschraken, denn sie erwarteten ein Röcheln oder sonst etwas von dem augenscheinlich Besiegten. Sie starrten in die Richtung der Hand, mit der der Schmied seinen Dolch in die Brust des Kriegers rammen wollte. Der Dolch war in mehrere Splitter zerbrochen und hatte den Hieb gegen die harte Brustplatte praktisch nicht aufgehalten, sodass die Faust des Angreifers mit voller Wucht auf den Stahl aus schwarzem Eisen geschlagen hatte. Der Schmied taumelte einige Schritte erschrocken zurück, doch schon kurze Zeit später hatte er von irgendeinem Mann aus der Menge, die sich an dem Schauspiel köstlich amüsierte, ein einfaches Schwert bekommen und führte dies ziemlich souverän in der linken Hand. „Jetzt stirbst du, du verdammte Ausgeburt der Hölle!“ schrie der Schmied und rannte auf seinen Gegner zu. „Das wollen wir doch einmal sehen, Schmied.“ meinte Krigger nur und holte zu einem schnellen Angriff mit dem Ziel der Entwaffnung des Gegners aus. Der Versuch, seinen Gegner die Waffe zu entwenden, war geglückt. Mit schnellen, kurzen Hieben hatte er den Götterlästerer stark zurückgedrängt und aufgrund dieser Tatsache auch ziemlich schnell entwaffnet. Nun hielt er sein Langschwert an die Kehle des Schmiedes. „Knie nieder, Wurm!“ Der Schmied, der nun nicht mehr so mutig und vorlaut war, tat, was der Tempelkrieger von ihm verlangte. „Ich... äh... habe das... Ganze doch.... doch gar... nicht gewollt... Nur ein Scherz, versteht ihr?“ fragte der besiegte Hüne und hoffte, so Gnade bei seinem Richter zu bekommen. „Ist mir egal. Ich habe nicht den Auftrag, Scherze zu verhandeln, sondern die Menschen wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Und ich denke, du weißt, was du getan hast, Bastard.“ erklärte der Krieger und schritt langsam um den knienden herum. „Ja, ich habe euch angegriffen und töten wollen... Doch ich muss euch sagen, es tut mir leid! Ich werde es nicht wieder tun, ich schwöre es! Und ich werde überlegen, ob ich wirklich Abenteurer bin! Ich werde mich nicht in Gefahr bringen! Bitte, verzeiht!“ flehte der Schmied mit weinerlicher Stimme. „Och, den Mordversuch verzeihe ich dir... Ich bin überrascht, wie viel du noch in deinem kurzen Leben überdenken willst.“ „Wie?“ fragte der blonde Mann unsicher. „Auf Gotteslästerung steht der Tod.“ „Ihr werdet mich doch sicher nicht an einen Templer oder Priester verraten? Ihr wisst doch, was los war, als ich das gesagt habe, oder?“ „Ich glaube, ich muss dich nicht verpfeifen.“ meinte Krigger und fummelte das Zeichen des Tempels unter seiner Rüstung hervor. Die Masse erschrak und wich einen Schritt zurück. In diesen Zeiten waren die Tempelkrieger gefürchtet, nach Säuberungen gab es nur noch sehr wenige Spione in ihren Reihen, sodass man praktisch nichts mehr von ihnen wusste. „Du hast dich selber verpfiffen. An deiner Stelle wäre ich mit solchen Meinungsäußerungen immer sehr kritisch und vorsichtig gewesen. Nun, das kannst du dir jetzt ersparen. Einen Satz hast du noch, wimmernder Bastard eines Regenwurms!“ „Bitte, nein!“ schrie der Schmied. Dann ging alles sehr schnell. Das Schwert traf ihn mit der Schneide in der Höhe der Backe und drang tief in den Schädel ein. Noch ehe das Schwert, an welchem der Kopf des Hingerichteten entlang glitt, den Kopf komplett verlassen hatte, war sein Ziel bereits tot. Da der Richter mit voller Wucht zugeschlagen hatte, spritze das Blut auch noch auf einige Männer in der ersten Reihe der Zuschauer. Als der Krieger das Schwert zurück gesteckt hatte, warf er keinen Blick mehr in Richtung der Leiche. „Ich denke, ihr hab noch etwas zu tun. Hier gibt es nichts mehr zu sehen, geht weiter!“ schrie er in die Menge, welche sich dann auch mit einer unglaublichen Geschwindigkeit verzogen hatte. Zwar hätte sie den Krieger ohne Probleme besiegen können, doch die Racheakte der Legionen des Tempels waren aufgrund ihrer Brutalität und Härte legendär. Der Templer schnaufte tief durch und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann öffnete er sie wieder und sah direkt vor sich die Elfe, welche er total vergessen hatte. „Oh...“ kam dabei über seine Lippen. „Ein Templer...“ meinte sie noch recht fassungslos. „Ja... Ich hoffte, es dir irgendwann in ruhiger Umgebung zu erklären, doch...“ Er zuckte am Ende des Satzes mit den Schultern. „Durch die Beschädigung des Tuches über der Rüstung sehe ich die Farben rot und schwarz... Ich bin eine Elfe, aber nicht dumm... Schwarze Legion...“ erklärte sie in einem Ton, der im Unterton deutlich heraushören ließ, dass sie geschockt war. „Ja... Ich denke, du wirst mich jetzt nicht mehr begleiten... Ich bringe dich noch vor die Lagergrenzen, von da an gibt es für dich keine größere Gefahr mehr...“ „Nein, ich komme mit dir mit.“ „Was?! Aber ich bin ein Diener des Todes, der Gegensatz zu dir...“ Diese Antwort hatte den Krieger vor die Stirn geschlagen. Er hatte mit dem sofortigen Umdrehen der Elfe um 180° gerechnet, dass sie sich sofort entfernte, aber nicht damit. „Man muss auf dem anderen Ufer des Flusses stehen, um seine eigene Seite zu sichern. Eure Worte. Ich stehe nicht auf der anderen Seite, aber vielleicht genügt es auch schon, wenn man einen Freund rüberschickt, um nach Löchern zu suchen. Oder man hat einen auf der anderen Seite.“ philosophierte Elvynia ohne einmal die Miene zu verziehen. „Aber...“ „Ich bin geschockt, aber mehr darüber, dass ich die Anzeichen nicht erkannt habe. Ihr hattet kein Interesse an mir, das heißt ihr müsst ein hoher Kriegsveteran sein. Dann habt ihr eure Rüstung versteckt, obwohl es von der Art her nur eine der Menschenvölker in Ayslant sein kann, damit hätte ich ausschließen können, dass du aus dem Norden kommst. Die edlen Schwerter und das allgemein dunkle Aussehen machte mich zwar stutzig, doch ich habe nicht weiter gedacht. Ein Fehler, wie sich jetzt heraus gestellt hatte. Im ersten Moment dachte ich wirklich: Nur weg von hier und dem Typen. Doch zum Einen hatten mich die anderen Männer, die hier herumgestanden und nur den Kampf im Blick hatte, daran gehindert und zum Anderen hatte ich auch gleich den Gedanken, dass es doch vielleicht besser ist, wenn ich mit dir mitgehe. Ich könnte die Welt sehen und etwas aus mir machen. Und meinen Freunden im Wald irgendwann beweisen, dass ich etwas wert bin...“ Den letzten Satz ihrer Begründung sprach sie leise und traurig aus. „Dir ist bewusst, dass du dann auch Wesen hinrichten musst. Egal ob sie schuldig sind oder nicht.“ erklärte Krigger mahnend. „Nein... Das war mir nicht klar... Aber ich habe keine andere Möglichkeit, wenigstens die kleine Hoffnung zu haben, dass ich irgendwann etwas gutes tun werde...“ In ihrer Stimme spiegelten sich die Hoffnungen wider, welche sie an eine Reise mit Krigger hatte. „Hmm, ich merke, dass es dir ernst ist. Aber ich kann niemanden gebrauchen, der vor Gewalt zurückschreckt.“ Ich schrecke nicht vor Gewalt zurück... oder glaubst du, ich bin auf eine Kampfschule gegangen, um Forscherin zu werden?“ Ihre Stimme normalisierte sich wieder und der erste Schock ist anscheinend auch vergessen. „Nein, aber dass du bei so etwas mitmachst... Das kann ich mir nicht vorstellen...“ antwortete der Templer. „Nur weil ich als Sklavin durch die Welt gehen sollte und mir dabei schreckliche Dinge angetan wurden? Nein, ich werde die finden, die mir das antaten!“ erklärte sie selbstbewusst. „Rache ist kein gutes Motiv.“ „Aber ich brauche sie. Ich fühle mich nicht wohl ihm wissen, dass die noch da sind, die mir das angetan haben...“ „Wenn du meinst... Jetzt sollten wir dir aber erst einmal Waffen kaufen.“ meinte Krigger und zeigte in Richtung der Tür zur Waffenkammer, vor der sich nun nur noch ein paar unbelehrbare Männer befanden, die verängstigt in die Richtung des Kriegers blickten. Hosted by Animexx e.V. 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