Ayslant von Guglehupf (Dunkelheit über Nordmark) ================================================================================ Kapitel 6: Eine neue Bekanntschaft ---------------------------------- Das Zimmer war klein und befand sich in der Nähe zum Burghof, sodass jedes Geräusch von draußen zu hören war. Zwar hatte der Lärm in der Nacht gelegt, doch ganz weg war er nicht. Es gab immer noch Ausbilder, die ihre Soldaten quer über den Hof, vorbei am Galgen und der Hinrichtungsstelle, scheuchten. Man hörte die Ritter mit ihren Pferden, Knechten und was alles dazu gehörte. Auch die Wachmänner mit ihren Piken und Rüstungen waren nicht zu überhören. Dazu kam ein Bett, das mindestens so unbequem wie eine Streckbank war. Es war viel zu kurz und hart. Zudem hatten sich allen Anschein nach Flöhe und andere Insekten, die Juckreize verursachen niedergelassen. Doch der Krieger fand den Schlaf, den er brauchte. Warum, das war ihm jedoch ein Rätsel. Zwar waren die Betten im Krieg oft genau so schlecht und man gewöhnte sich nach einer Zeit daran, doch jetzt war er nicht mehr im Krieg sondern ging nur seiner Arbeit nach. Genauer gesagt, er würde gerne seiner Arbeit nachgehen, doch hatte er keinen Plan, wo er Mitstreiter für seine Aufgabe gewinnen konnte. Von den örtlichen Tavernen hielt er nicht viel, zudem musste es dort sein, wo nicht so viele Menschen oder andere Wesen herum liefen, denn wenn das Gerücht aufkam, dass es eine große Belohnung für des Auftrag geben wird, konnte er den Auftrag gleich vergessen. Dann würde es nicht lange dauern und die Sekte bekam Wind von der Sache. Es muss doch hier irgendwo vernünftige Kämpfer für eine solche Aufgabe geben. Nur wo? Ob ich mal in der Burgschenke fragen soll? Aber dort werden sicher Sektenmitglieder warten, schließlich ist es der Treffpunkt für die Menschen, um neue Informationen von außen zu erhalten. Am besten ist, ich mache mal einen Spaziergang durch das Lager. Vielleicht finde ich dann doch noch jemanden, der mich bei meiner Aufgabe begleiten kann. Aber wen suche ich überhaupt? Und was suche ich? Einen Krieger brauche ich auf jeden Fall noch, einen Bogenschützen auch. Magier? Die werde ich hier nicht finden, die sind doch alle hochnäsig und verstecken sich in ihrer Schule in der Hauptstadt. Ich beginne mich zu fragen, ob es da noch besser ist als hier. Schließlich gibt es ja über tausend Magier im Land. Aber fähige sind nur wenige dabei. Der Krieger sollte stark sein, ein Ork vielleicht, aber die sind sehr abergläubisch und haben Angst vor Magie. Trolle sind zu grob, die würden uns mit Pauken und Trompeten vertreiben. Ein Zwerg? Er kennt sich mit dem Öffnen von Türen auf, hat kaum Angst vor Magie und kämpft gut. Aber Zwerge sind hier selten. Ich hoffe, es gibt hier welche, die mir dann auch helfen. Und als Bogenschütze kommt nur ein Elf oder eine Elfin. Aber wo findet man hier Elfinnen, die nicht in Gefangenschaft sind? Und wird sie dann überhaupt kämpfen können oder verbietet das ihr moralischer Kodex? Fragen über Fragen und nur wenige Antworten. Egal, ich geh jetzt erst einmal in die Burgschenke. Der Krieger lag in seinem Bett und dachte nach. Nicht weil er nicht schlafen konnte, sondern weil er nicht aufstehen wollte. Eigentlich hatte er gar keine Lust, sich eine Truppe zu suchen. Seiner Meinung nach gibt es im Lager gar keine vernünftige Krieger, nur Weicheier und Möchtegern-Drachentöter, die gefährliche Drachen nur aus Sagen kennen oder sich illegaler Weise an den Drachen im Lager erfreuten. Doch er brauchte eine Truppe um das Land von der Sekte zu befreien und so auch von ihr, der Pest. Nach scheinbar endlosen Umwälzungen im Bett stieg der Tempelkrieger doch noch aus dem Bett. Er nahm seine Sachen von der kleinen Kommode unter einem kleinen Fenster zum Burghof, zog sie sich langsam an und öffnete die hölzerne, quietschende Tür zum Gang. Auf dem Gang herrschte bereits ein reges Treiben von Rittern, Knappen und Soldaten aller Art. Jeder musste irgendwohin, doch oft konnte der Krieger ratlose und verwirrte Gesichter sehen. So langsam bekomme ich den Verdacht, dass man mein Zimmer direkt in den Verwaltungstrakt gebaut hat... Dann ging er in Richtung der Schenke, die sich am Burghof befand und praktisch nicht zu übersehen war. Es war ein großer Raum, der durch eine gewagte Holzkonstruktion in den Hof vergrößert wurde, mit vielen Tischen und Bänken, an einer Seite ein großer Kamin, der den ganzen Raum heizte. Was sich in der Theorie toll anhörte, war in der Praxis nicht zu gebrauchen. Der Raum war auch ohne Kamin schon allein durch die Massen an Wesen, die ein billiges Mahl haben wollten, heiß genug, sodass der Kamin den Raum nur noch stärker erhitzte. Der Krieger begann zu schwitzen. Auf den Bänken saßen viele Wesen der unterschiedlichsten Arten, aber weder ein Zwerg noch eine Elfe oder ein Elf. Es war laut und stickig und man konnte sich nur langsam durch die Massen schieben. Auf der anderen Seite des Raumes stand eine Theke, an der mehrere Köche damit beschäftigt waren, die Speisen für die hungrigen Gäste herzustellen. Es waren einfache Gerichte, oft nur aus Brot, Fleisch und Bier bestehen. Manchmal auch eine Suppe. Also hier finde ich keinen, der mir helfen kann. Hier würde man den Kopf abgeschlagen bekommen, wenn man von solch hohen Geldsummen redet. Der Krieger drängelte sich bis zur Theke vor, benutzte dabei auch seine Ellenbogen und interessierte sich nicht für die „Hey!“, „Pass auf, Arschloch!“ oder „Depp!“, die ihm nach gerufen wurde. Er hörte es ständig und hatte die Gabe entwickelt, es zu ignorieren. Dann, als er endlich beim Wirt stand, bestellte er seine einfache Mahlzeit aus Brot, Fleisch und einem Krug voll billigen, dünnen Bier. Als der Wirt die vorgerichteten Speisen auf einem Tablett brachte, legte der Mann mit den roten Augen und dem langen, blonden Haar ein Silberstück auf die Theke und verschwand mit dem Tablett in der Menge. Nach kurzem Suchen fand er einen Platz an einem Tisch in der Mitte des Raumes. Über dem Tisch war ein Drachenschädel angebracht, der nun als Fackelhalter diente. Er stammte noch aus der Zeit vor dem Krieg, als die Drachen noch in ihrem eigenen Land lebten und die anderen Völker regelmäßig terrorisierten. Am Tisch saßen ein paar Krieger, die sich lebhaft unterhielten. „Ist hier noch Platz?“ fragte der Templer höflich. „Jo, setz' dich, Kumpel.“ antwortete ein Krieger mit langen, braunen Haaren, die mindestens eine Handspanne länger als die des Tempelkriegers waren. Er gab ihm auch noch einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter, bereute diese Tat jedoch gleich als er merkte, dass die Schulter von einer Rüstung geschützt war. „Danke.“ „Hey Mann, haste schon die neusten Nachrichten gehört?“ fragte ein anderer Krieger mit Glatze und Ohrringen den Neuen. „Nein, welche meinst du?“ fragte der Angesprochene. Er wurde neugierig, vielleicht konnte er so Mitstreiter finden. „Es ist eine neue Ladung Elfen eingetroffen, frisch aus den Wäldern im Westen des Landes.“ erklärte der Glatzkopf und lachte dabei. „Die werden sich hier sicherlich wohl fühlen.“ „Ahja... Und wie kommt man an eine ran?“ Wenn die wüssten, wer ich bin... „Versteigerung dürfte jetzt gleich beginnen. Unten vor der Burg.“ „Was ist mit den Wachen? Das ist doch sicher verboten.“ fragte der Tempelkrieger. Die Antwort wusste er zwar schon, doch er wollte die Bestätigung. „Die sind alle bestochen, mach dir darüber mal keine Sorgen. Wir nehmen dich gerne mit.“ Bestochen, hmm... Seid froh, dass keiner des Tempels in der Nähe ist... Mein Schwert würde sich über ein paar Aufträge freuen... „Das würdet ihr tun? Ich könnte wirklich mal etwas 'Abwechslung' im Leben vertragen.“ „Dazu sind die Damen ja auch da. Oder glaubst du, wir geben ihnen Bögen, damit sie uns die Eier aus hundert Schritt Entfernung abschießen?“ Der Glatzkopf lachte jetzt noch mehr. „Wir sollten langsam los, damit wir noch gute Plätze bekommen.“ Sklavenhandel... Sklavenjagd... Es kotzt mich an, was aus dieser Gesellschaft geworden ist. Jeder dieser Tage stärkt meine Meinung, dass die komplette Säuberung des Lagers eine legale Methode ist, die Ordnung herzustellen. Der Tempel geht in den eigenen Grenzen viel zu locker mit den Bürgern um. Hier gibt es kaum Exekutionen, aus dem Keller hörte man keine Schreie... Waren das noch schöne Zeiten, als ich im Norden stationiert war... Er müsste härter im Inneren vorgehen und weniger sich auf die neuen Länder konzentrieren. Dann gingen die drei Männer in Richtung des Ausgangs und des Burgtors, wo sich schon eine große Menge -vorwiegend männliche Wesen- gebildet hat. Der Tempelkrieger konnte keine Rasse finden, die nicht vertreten war. Drachen, Zwerge, Orks, Trolle, Menschen, Elfen.... Alle wollten sie eine Elfensklavin, die nur einen Zweck hatte: das Wesen im Bett zu beglücken. Jeder tuschelte wild durcheinander, man sprach sich ab, man kaufte eine besonders hübsche Elfin gemeinsam. Niemand interessiert sich für das Schicksal hinter den Damen. Alle wollen sie nur ihr Vergnügen auf Kosten des Opfers. Nach wenigen Wochen ist sie langweilig und uninteressant und wird dann weiterverkauft. „Nur noch wenige Augenblicke, dann geht es los.“ erklärte der braunhaarige Krieger aufgeregt. „Jo, dann geht es den Schlampen an den Kragen.“ fügte der Glatzkopf hinzu. „Warum nennt ihr sie Schlampen? Sie machen das nicht freiwillig.“ Der Tempelkrieger war kurz davor, sich preis zugeben und die Szene aufzulösen. Doch gegen diese Massen hatte er keine Chance. Er würde höchstens, wenn es gut läuft, zehn bis zwanzig Stück töten können. Ich könnte es schaffen, wenn ich ein Überraschungsmoment abwarte... aber dann könnte ich meinen Sektenauftrag vergessen... „Es sind Elfen, die heißen hier so. Bei den großen Bandenchefs sind sie sogar schon so was wie Goldmünzen.“ erklärte der Braunhaarige. „Fast schon pervers.“ meinte der Glatzkopf. „Aber nur fast.“ „Werte Kundschaft, schön dass sie so zahlreich gekommen sind. Und auch heute biete ich ihnen nur das Beste aus dem Westen an. Frische Elfen, frisch aus den Wäldern. Noch alle Jungfrauen, dafür halte ich meine Hand ins Feuer!“ schrie ein kräftig gebauter Mann von einer Tribüne runter. „Schönheit lässt sich nicht beschreiben, darum fangen wir hier gleich auch an. Und hier, ein junges Exemplar, noch taufrisch.“ Die Beschreibungen des Mannes überwanden die Grenzen zum Zynismus mühelos. Selbst für einen gestanden Mann, wie den Templer, der nur wenige moralische Einschränkungen für Leben hatte, war diese Szene eine schwierige, bestialische Veranstaltung. Wesen ohne die Spur von Schuld zu töten ist die eine Sache; mit der Unmöglichkeit zu helfen konfrontiert zu sein, die andere. Ein Templer tötet normalerweise nie ohne Befehl oder Grund (Selbstverteidigung, Verteidigung von Schutzbedürftigen). Er hat die Pflicht allen Wesen zu helfen, die in Not sind. Doch während dieser Auktion konnte er nicht helfen, das Risiko für Templer und Wesen, das geschützt werden musste, war zu groß. Mittlerweile hatte ein zweiter Mann eine junge Elfe auf die Bühne gestoßen. Sie war komplett nackt, hatte in den letzten Tagen offenbar nichts gegessen und verängstigt. Selbst in der Entfernung von etwa zwanzig Schritt zur Bühne konnte der blonde Mann noch erkennen, dass das Mädchen zitterte. Das ist noch keine Frau, das ist ein Mädchen. Die Masse störte das Alter nicht. Sie grölte, rief sexistische Sprüche und machte eindeutige Gesten. „Das Startangebot für dieses schöne Exemplar sind fünf Goldstücke, geboten werden in Goldstücke-Schritten. Bietet wer fünf Goldstücke? Ah, dahinten sehe ich sechs! Sechs ist geboten, da kommt von hier vorne schon sieben. Und weiter geht's auch gleich zur acht. Neun? Will jemand neun bieten? Ja, neun Goldstücke dahinten! Neun? War das ein Melden, junger Mann? Nein? Gut, es bleibt weiter bei neun. Wer mehr? Keiner? Zum Ersten, zum Zweiten..... und verkauft! An den netten Ork dahinten.“ Der Verkäufer war ein Meister seines Faches. Er klang, als wäre er ein General, der seine Männer für die letzte Schlacht vorbereiten will. Der Ork, ein Krieger mit protziger Rüstung und großem Schwert, stand auf der Bühne und holte sich seinen Gewinn ab. Die Elfe wehrte sich kurz als die Ketten gelöst wurden, doch mit seinen großen, starken Händen konnte der Ork sein neues Spielzeug ohne Probleme festhalten. Es begann zu weinen, doch der Templer konnte nicht erkennen, ob es aus Angst oder Schmerz war. Er vermutete daher, dass es ein Mix aus beidem war. „Und schon haben wir unseren ersten glücklichen Käufer. Kommen wir zu Stück zwei.“ Eine Elfe wurde hart auf die Bühne gestoßen, sodass sie auf die Knie fiel. In Elfenaltersschritten war sie etwa so alt wie eine zwanzigjährige Menschenfrau. Sie war nicht so abgemagert wie ihre deutlich jüngere Kollegin. Doch man konnte erkennen, dass es ihr nicht besser ging. Ihr Körper war wunderschön, sie hatte einiges mehr an gewissen Stellen zu bieten als andere Elfen. Auch schien sie am restlichen Körper keine Macken zu haben. Die Haare waren braun und etwa schulterlang, während die langen Ohren spitz nach oben hinten zeigten. Sie hatten ungefähr die Länge einer menschlichen Hand. Ihre Haut war heller als die Haut der Menschen, ein abgeschwächtes Buttergelb. Auch sie hatte Angst und wollte nicht wieder aufstehen. Zwei Männer der traten auf die Bühne und zerrten sie mit Gewalt auf die Beine. Dabei starrte die junge Gefangene in die Menge. Man konnte glitzernde Tränen die Wangen herunterlaufen sehen und ihre Augen waren nass. Sie hatte große Angst, denn alleine konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Immer wieder wurde sie von den Männern barbarisch an den Armen hochgezogen. Schon bald hatte sie rote Handgelenke. Auch ihre Tränen konnte sie nicht mehr verbergen. Während des ganzen zynischen Schauspiels, das immer wieder vom Verkäufer mit Sprüchen, die eher zu einem gefangenen Drachen oder Bären gepasst hätten, kommentiert wurde, jauchzte die Menge und wurde immer wilder. Die Männer auf der Bühne musste die Masse immer wieder davon abhalten, auf die Bühne zu steigen und die Elfen anzufassen. Doch einmal passierte es. Ein junger Mensch in Alter von vielleicht siebzehn Jahren schaffte es trotz der fünf Männer, die jetzt auf der Bühne waren, die Elfe entwürdigend im Hüftbereich anzufassen. Das Opfer brach daraufhin nervlich zusammen. Sie lag am Boden und weinte nur noch. Der junge Mann, der dies erreicht hatte, war inzwischen von der Bühne zurückgedrängt. „Verdammt! Ihr hättet besser aufpassen müssen. Die kann man jetzt nicht mehr verkaufen!“ schrie der Verkäufer wütend seine Männer an. „Was sollen wir tun?“ fragte einer der Männer ratlos. „Entfernt sie erst einmal von der Bühne, um sie kümmere ich mich später.“ Die Männer taten, wie ihnen befohlen wurde, und stießen die hilflose, weinende Elfe die Treppe hinter der Bühne runter, um sie zu ihrem Käfig zu ziehen. „Nun, den Göttern sein dank war das nicht mein bestes Stück, das ich euch hier und heute präsentieren möchte. Ein besseres Objekt, aber nicht der Höhepunkt des Tages möchte ich ihnen jetzt vorführen. Eine reinrassige Druidin, die das Keuschheitsgelübde abgelegt hat. Zum Glück ist sie uns in die Falle gegangen, was wäre, wenn solch ein schöner Körper für die Männer nicht zugänglich wäre.“ Eine etwas dunklere Elfe als die letzte trat auf. Auch sie war nackt wie die Göttin des Lebens sie geschaffen hatte und man konnte ohne Lügen sagen, dass sie ihrer Göttin sehr ähnlich sah. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin betrat sie die Bühne gefasst, man könnte meinen, sie sei es gewöhnt, nackt von hunderten von notgeilen Männchen jeder Art aufzutreten. Sie ließ sich keine Träne abringen, kein ängstliches Zittern, kein Stolpern, kein Zeichen der Angst. Und doch, das wusste der Templer genau, sie hatte Angst. Sie wusste nicht, wer oder was sie ersteigern wird. Sie wusste als Druidin nur, dass es hart wird, denn als Druidin besaß sie ein paar interessante Zauber und Rezepte für Tränke. „Startgebot fünfzehn Goldstücke, Schritte drei Goldstücke. Bietet wer fünfzehn? Oh, dahinten! Achtzehn! Einundzwanzig hier in der Mitte von dem Glatzkopf.“ Es war der Glatzkopf neben dem Templer, der jetzt triumphal mit den Fäusten winkte. „Und Vierundzwanzig von dem Drachen dahinten. Oh, siebenundzwanzig wieder von hier vorne! Der Glatzkopf will es wissen! Dreißig! Drachenstark, der Drache ist offenbar auch interessiert! Dreiunddreißig! Oh, das wird ein harter Kampf! Sechsunddreißig! Der Glatzkopf gibt nicht auf! Neununddreißig! Ein Drachenkampf um eine Druidin! Und wieder ein Gebot des Glatzkopfs, zweiundvierzig! Will der Drache mit? Ja, er geht mit fünfundvierzig! Meine Leute, so viel habe ich noch nie gesehen für eine Druidin! Und der Glatzkopf geht wieder mit! Achtundvierzig! Will das geschuppte Monster, dass etwas offenbar nicht erwarten kann, mitgehen? Nein? Will sonst noch jemand mitbieten? Gut, zum Ersten, zum Zweiten... und an den Glatzkopf verkauft! Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit ihrer neuen Zimmerdekoration. Schlafzimmerdekoration.“ Eines Tages, in einer dunklen Gasse an einem dunklen Tag werde ich dich bestrafen. Und die Gnade des Todes wirst du nicht bekommen! Ich werde dich in deinem Blute schwimmen lassen. Für Ewig und immer! Spüre die Rache des Tempels. Ihr Sünder liefert neues Futter für den Tempel. Der Glatzkopf stieg auf die Bühne und zeigte eine Siegespose. Die Druidin schluckte, als der Verkäufer ihr die Ketten abnahm. „Komm her, Baby! Wir werden viel Spaß miteinander haben!“ meinte der Krieger auf der Bühne und lachte dabei fies. Jetzt konnte man sehen, dass die Druidin die ganze Zeit mit ihren Gefühlen und Ängsten gekämpft hatte. Ihr flossen die Tränen die Wangen hinunter und fielen auf die Brust. Dann ging ein Ruck durch den Körper der zierlichen Elfe und sie wurde fortgezogen. „Nun, meine Herrschaften, der Höhepunkt des Tages! Eine echte adlige Elfe. Keine Prinzessin, aber die Tochter eines Grafen einer Grafschaft am Rande des Waldes.“ Die Menge grölte nun noch lauter und die Männer auf der Bühne, mittlerweile die fünf Helfer des Verkäufers und vier Burgwachen, hatten alle Mühe, die Männer von der Bühne fernzuhalten. Dann wurde eine junge Elfe auf die Bühne gebracht. Durch einen großen Käfig vor den Männern geschützt, stand sie ebenfalls nackt vor der Meute. Ihr Alter, so schätzte der Templer, lag zwischen dem der ersten und dem der zweiten Elfe. Offenbar hatte sie die ganze zeit vor ihrer Verhaftung in einer Art Elfenbeinturm gelebt, denn man konnte keine Regung von Angst oder Furcht erkennen, mehr eine naive Neugier. Sie stand am vorderen Ende des Käfigs und starrte erstaunt in die Menge, die sich vor ihr versammelt hatte. „Nun, meine Herren, DAS Luxusobjekt unseres heutigen Tages. Start ist dreißig, immer in fünf Goldstücke-Schritten. Und schon sehe ich wieder die Klaue des Drachen von vorhin, also sind wir bei fünfunddreißig! Da hinten, ein anderer Drache! Vierzig! Und wieder Drache Nummer eins! Fünfundvierzig! Oh, und ein Mann aus der Mitte! Fünfzig! Drache zwei lässt nicht locker! Fünfundfünfzig! Und Nummer eins! Sechzig! Der Mann! Fünfundsechzig! Nummer zwei! Siebzig! Nummer eins! Achtzig! Der Mann! Fünfundachtzig! Drache zwei meldet, dass er aus dem Rennen ist! Nummer eins! Neunzig! Der Mann! Fünfundneunzig! Meine Herren, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Das ist unglaublich! Und wieder der Drache! Hundert, meine Herren Hundert! Der Mann! Hat der Gold wie Heu? Hundertundfünf! Damit es nicht zu lange dauert, geht es in Zehner-Schritten weiter! Der Drache willigt ein! Hundertundfünfzehn! Und der Mann deutet an, dass er draußen ist. Damit gehört dem Drachen das Mädel! Hol's dir, wilde Bestie und zeig ihr, wo der Drache seinen Hammer hat!“ Mit großen Flügelschlägen flog der blaue Drache auf die Bühne und begutachtete die Elfe genau. Diese schaute sich wiederum das geschuppte Wesen an und starrte wie ein Ochs vor einem Berg. Offenbar konnte sie es nicht glauben, dass es noch Drachen gab. „Du wirst mir viel Spaß bringen, Elfe!“ meinte der Drache mit tiefer Stimme und man merkte ihm an, dass er es kaum noch erwarten konnte. Der Verkäufer öffnete das Tor zum Käfig, die Elfe stieg aus und fasste dem Drachen an die Schnauze. Dieser war erstaunt über das unerwartete Ereignis. „Tatsächlich. Drachen existieren.“ Die Elfe war ganz erstaunt, wie ein kleines Kind, dem man etwas unbegreifliches zeigte. Der Drache taute aus seiner Schockstarre auf und faste die Elfe um die Hüfte, um mit ihr zu seinem Hort zu fliegen. Vorher gab er dem Verkäufer noch sein Gold. Dann hob er mit kräftigen Schlägen der Flügel ab. „So, das war alles. Bis zum nächsten Mal, vielleicht haben sie dann mehr Glück.“ meinte der Verkäufer. Und verschwand hinter der Bühne. Die Meute löste sich mit gemischten Gefühlen auf und schon bald gingen alle ihren normalen Tagestätigkeiten nach. Der Templer hingegen ging zielstrebig auf die Bühne zu und ging um sie herum zu den Käfigen. Alle waren leer, bis auf einer, in der die braunhaarige Elfe in ein Ecke sitzte und das Gesicht in den Händen vergrub. „Entschuldigen sie, was machen sie mit ihr?“ fragte der Krieger den Verkäufer, der gerade einen großen Schluck Wasser aus einem Schlauch trank. „Keine Ahnung, Arbeitssklavin oder so. Aber das kann man hier nicht verkaufen.“ erklärte der Verkäufer, ohne einen Blick auf den Templer oder die Elfe zu werfen. „Was ist, wenn ich sie kaufen will?“ „Hmm, wollen sie sie wirklich? Sie ist nicht besonders schön.“ „Mir genügt es.“ „Gut, vierzig Goldstücke, dann können sie sie haben.“ „Dreißig.“ „Achtunddreißig.“ „Vierunddreißig.“ „Sechsunddreißig.“ „Fünfunddreißig.“ „Na gut, nehmen sie sie sich. Aber es gibt kein Rückgaberecht!“ „Ja ja.“ Der Templer war genervt davon, mit welchen Wörtern der Verkäufer seine 'Ware' behandelte. Doch er sagte nichts, es waren zu viele Männer in der Nähe. Der Verkäufer hatte den Käfig geöffnet und die Elfe herausgeholt. Sie starrte den Krieger mit großen Augen. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich bin nicht so wie die anderen Männer hier. Hier, damit kannst du dich vor Blicken schützen.“ erklärte der blonde Mann und gab der Elfe seinen Mantel, den er aus seinem Rucksack gezogen hatte. „Danke...“ meinte die Elfe schüchtern und griff nach dem Stofffetzen, den sie sich auch sogleich um den Torso schlug und so ihre Intimsphäre schütze. „Wie heißt du überhaupt?“ fragte der Mann, während er mit der Elfe in Richtung der Burg ging. Dabei versuchte er, sie vor den Blicken der Wächter und anderer Männer abzuschirmen. „Elvynia, mein Herr...“ antwortete die Elfe zaghaft. Sie wusste immer noch nicht, was jetzt mir ihr passieren wird. „Das Wichtigste: Alles was wir jetzt zusammen tun, beruht auf Freiwilligkeit. Du bist frei, kannst machen, was du willst. Theoretisch. Praktisch wird das ein Problem, dieses Lager stinkt nach Missbrauch rund um Frauen und Kinder. Und das 'mein Herr' oder 'Herr', 'Gebieter' und so weiter, lassen wir schön bleiben. Du bist frei.“ erklärte der Mann. „Okay... wie... wie heißen sie überhaupt?“ fragte Elvynia zaghaft. „Du würdest ihn nicht aussprechen können, er ist aus dem Sprachraum der Wüste. Selbst ich habe damit Probleme. Nenne mich Krigger, wie Krieger, nur mit kurzem 'i'.“ erklärte der Mann, der sich nun selber Krigger nannte. „Okay... Krie... Krigger....“ „Du wirst dich fragen, warum ich dich befreit habe... Nun... Ich brauche eine Bogenschützin. Für einen Auftrag. Ich habe mir gedacht, dass du sicherlich eine bist.“ „Ja, ich bin eine.... Aber wie ihr... äh... du siehst habe ich keinen Bogen und keine Rüstung.“ „Das bekommst du morgen. Jetzt gehen wir erst einmal in die Burg, dort bekommst du sicherlich Kleidung.“ „Gut, danke...“ „Und dann geht’s in mein Zimmer, dort kannst du dich ausruhen. Habe keine Angst, ich werde dir nichts tun. Aus dem Alter bin ich zwar noch nicht draußen, aber es gab in meinem Leben schon genug Probleme damit. Daher halte ich mich davon fern.“ „Ich wünschte, ich könnte dir vertrauen...“ seufzte Elvynia traurig. „Das ist schwer, ich weiß. Aber ich versuche, ein Zimmer mit zwei getrennten Betten zu bekommen, aber versprechen kann ich nichts.“ Mittlerweile waren die beiden im Zimmer des Kriegers angekommen. „Leg dich schlafen, ich wache hier.“ erklärte der Krieger und schloss die Tür. „Ich bitte um Verzeihung, doch das Bett ist schlecht.“ „Besser als ein Käfig auf jeden Fall.“ meinte die Elfe, ließ den Mantel fallen und legte sich nackt ins Bett, wo sie kurze Zeit später auch schon schlief. Krigger deckte sie mit dem Mantel zu, bevor er sich daran machte, seine Waffen zu reinigen. Es waren schöne Langschwerter aus dunklem Metall. Sehr hart und sehr scharf, ideal für den Kampf. Nur Geduld, bald wird das Blut fließen... Es wird eine Säuberung geben, meinen kleinen Klingen.... Ihr bekommt bald euer Futter... Blut... Wenn man sich leise im Zimmer des Kriegers versteckt hätte, könnte mann das Surren einer Mücker hören, obwohl es keine Mücke im Zimmer gab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)