Not one, not one of you! von Samo (Motorradfahren ist ihr Leben) ================================================================================ Kapitel 4: Knapper gehts nicht ------------------------------ Um es lieber noch mal vorweg zu sagen, da ich mir sicher bin dass einige es nicht verstehen werden: Die Absätze zwischen >>>>>> ... <<<<<<, die außerdem auch noch kursiv geschrieben sind, sind Verweise aufs nächste Kapitel und können auch als Einzüge benannt werden. Das was im nächsten Kapitel passiert und mit diesen beiden Absätzen etwas vorgezogen wird, passiert nämlich zur gleichen Zeit wie jetzt dieses Kapitel (Bei weiteren Unklarheiten bitte mich kontaktieren!) ------------------------------------------------------------------------------ Eine Stunde war eine Ewigkeit. Wenn man noch eine Stunde auf etwas warten musste, konnte man das langsame ticken jeder Uhr im Umkreis von 100m hören. Dieses Gefühl, dieses nicht angenehme Gefühl ewig zu warten, spürte jetzt jeder auf der Innenanlage der Rennbahn von Tampere. Besonders die beiden Franzosen, sowie die beiden aus Schweden, waren angespannt. Niemand der Außenstehenden wollte in deren Haut stecken. Jeder Sportler war aufgeregt vor einem Wettkampf, aber diese Meisterschaft hier war von Anfang an nicht normal, so dass die 4 Fahrer die Heute dran waren noch angespannter als sonst waren. Die ersten beiden Rennen in Tampere, einem noch nicht von Ihnen erprobten Austragungsort der Rennen, da durfte jeder angespannt sein. In der Innenanlage der Rennbahn, dort wo das Lager jedes Teams war, wo die Boxengasse war, wo das Moderationsteam in ihrem Tower schwitzte und wo auch vereinzelt Zuschauer sich den Platz mit Kamerateams und den Presseleuten teilten, war das Chaos heute perfekt. Keine Minute war alles ruhig. Mal wurde da noch ein Kabel verlegt über das man nicht stolpern durfte. An anderer Stelle fehlt etwas und wiederum überall und nirgends wird geredet, geschrieen ... und das am Besten noch total durcheinander. Dass da irgendjemand die Kontrolle drüber hatte, konnte man als Zuschauer nicht glauben. Aber es war schon richtig so, dass niemand in diesem Chaos ohne einen Plan durch die Gegend lief oder etwas Falsches machte. Jeder wusste was er zu tun hatte, nicht umsonst hatte jeder ein Headset mit Empfänger am Ohr oder ein WalkieTalkie am Gürtel über der Hose. Sollte einer der Chaoten auf der Rennbahn, nichts mehr zu tun haben, sprach man von Feierabend. Erst wenn alles vorbei war, alle Zuschauer nach Hause gegangen und es so in Ordnung aussah, dass man am nächsten Tag alles wieder finden konnte, konnten alle nach Hause gehen. Im Moment aber hatte wirklich jeder was zu tun und da erst in ca. 1 Stunde das Rennen losgehen sollte, war auch noch kein Ende in Sicht. Die Franzosen machten den Anfang. Seit 2 Stunden, die sozusagen schon fast jeder der Pflichtanwesenden der Meisterschaft, gingen sich Thomas und Quentin aus dem Weg. Während Quentin sich bei seinem Motorrad aufhielt und wirklich nur dort in der Garage des Lagers stand und vor sich hin starrte, war es Thomas der keine stille Minute fand und von einem Punkt zum nächsten und wieder zurückging. Er lies sich von niemanden ansprechen und war zu dem auch noch aggressiv gegenüber jeden der ihm in die Quere kam oder ansatzweise an ihn vorbei musste. Wenn einer dann auch noch helfen wollte, da Thomas absolut nicht >gesund< aussah, kam lediglich abweisende Worte zurück, die keine weiteren Versuche zuließen. Es war für jeden erschreckend ihn zu sehen, sogar für Quentin wäre dieser Anblick neu. Und das alles nur weil er wieder mal gegen seinen eigenen Teamkollegen fahren musste und dazu auch noch unter dem Druck stand unbedingt gewinnen zu müssen, denn wenn er verlor war er raus aus der Meisterschaft. Da war er sich sicher. Denn Quentin und er konnten nur mit sehr vielen Punkten Schweden in der Teamwertung noch überholen, dass allerdings nur wenn die beiden Schweden-Fahrer in dem zweiten Rennen heute ziemlich viele Patzer machten. Um also weiter zu kommen, beide aus dem Team und nicht nur einer –der, der heute gewinnt ist auf jeden Fall weiter-, musste schon ein Wunder passieren. >>>>>> Es passierte alles andere als ein Wunder. Eher eine Katastrophe. Genau jetzt in diesem Moment. Allerdings nicht bei der Rennbahn, sondern im Hotel. Dort war Patrick einer der wenigen die es vorzogen nicht auf die Rennbahn zu gehen sondern von dort aus das Rennen anzuschauen. Jedem das seine, und es war auch wirklich heiß draußen, so dass man auch besser im kühlen Hotelzimmer auf dem Bett liegen könnte. Dass tat Patrick dann aber auch nicht mehr… er war in der nächsten Sekunde spurlos verschwunden… <<<<<< „Die beiden Fahrer, Quentin Lefort und Thomas Moliere werden gebeten mit ihren Fahrzeugen jetzt zur Startlinie zu kommen. Die Endabnehmer stehen schon bereit!“, schallte es aus den Lautsprechern, die lediglich im Inneren Teil der Rennbahn verteilt waren. Die Zuschauer hatten mit dieser Information ja nicht wirklich etwas zu tun. Für die Zuschauer gab es ebenfalls Lautsprecher, aus denen in diesem Moment eine Ansage geschaltet wurde, öfters wiederholt in einer jeweiligen anderen Sprache. „Das Rennen startet in 10 Minuten! Countdown wird auf der Leinwand angezeigt!“ Nicht nur die Uhr war jetzt eingeblendet, auch Quentin machte ein Teil des Bildes auf der Leinwand aus. Quentin schob gerade, gefolgt von einem Kameramann und ein Mechaniker, der ihm beim schieben des Motorrades half. Zu mal Quentin nicht so viel Kraft damit verschwenden wollte. Thomas war noch nicht auffindbar. Im Tower, dort wo alle Kamerabilder zusammen kommen und von vielen Fernsehern gezeigt wurden, fand man ihn nicht. Kein Lebenszeichen von ihm…. …und es war schon ziemlich spät. Die Uhr auf der großen Leinwand, war schon knapp 8 Minuten am laufen. In 2 Minuten schaffte es Thomas nicht zur Startlinie und was den Check anging, daran brauchte man innerhalb 2 Minuten auch gar nicht denken. Also war der Start auf unbestimmte Zeit verschoben und alle warten nur noch auf Thomas. Quentin war schon so auf das Rennen eingestellt, dass er die ganze Zeit auf die rote Ampel starrte, während er schon auf seinem Motorrad saß. „Thomas Moliere, bitte zum Start!“ 2 Minuten später, genau jetzt hätte das Rennen losgehen sollen…. „Thomas Moliere, bitte zum Start! 2. Aufruf…“ Nach dem dritten nicht wahrgenommenen Aufruf wurde man disqualifiziert. Das wusste jeder, der an solchen Wettkämpfen teilnahm, so auch Thomas. Er hatte keine Zeit mehr, er musste jetzt auftauchen oder er war kampflos geschlagen und könnte seine Sachen packen und nach Hause. Es schien so als ob jeder Zuschauer die Luft anhielt. Niemand wollte, dass ein Fahrer einfach so disqualifiziert wurde, alle hofften der Franzose, Thomas Moliere, würde noch rechtzeitig kommen um wenigstens –wenn es unbedingt sein musste- im Rennen zu scheitern, und nicht an der Vor-Start-Zeit. Zur Disqualifizierung kam es dann zum Glück nicht. Knapp, aber Thomas war dann doch da. Er lief quer über die Rennbahn, mit seinem Motorrad was er neben sich her schob, er musste sicherlich eine ganze Menge Kraft dazu anwenden, aber dass war jetzt verkraftbar, zu mal Thomas so noch am Rennen teilnehmen konnte. Schnell wurde der Scheck durchgeführt, als Thomas endlich neben Quentin zum stehen gekommen war. Alle, die nichts mehr auf der Rennbahn zu suchen hatten, liefen in der nächsten Minute von der Mitte aus nach rechts und links, so dass die beiden Fahrer nicht mehr gestört waren und es zu dem auch kein Unfall wegen 'Person auf der Bahn' gab. Dann.. endlich… ertönten die letzten Sekunden vor dem Start, mit Hilfe einer lauten Sirene und dem typischen Countdown Geräuschen. Dann schaltete auch schon die Ampeln von Rot auf Gelb –beide Fahrer ließen ihre Motoren aufheulen, so dass viel Rauch beim Hinterreifen entstand- und von Gelb auf Grün –es ging los. Das Startpiepen der Anlage ging im Geschrei der –doch so vielen- Zuschauer unter und wurde sowieso in diesem Falle auch von den Geräuschen der anfahrenden Motorräder übertönt. Es war eröffnet. 30 harte oder weniger harte Runden in Tampere, gefahren von Thomas Moliere und seinem Teamkollegen Quentin Lefort. Es ging um den Ausstieg oder den Passierschein in die nächste Runde. „Ohu…und das wäre es fast gewesen, ein Überholversuch von Quentin war wieder wegen einer Kurve gescheitert“, kommentierte einer der Moderatoren aus dem Tower in der 5ten Runde des Rennens. Thomas lag seit der ersten Runde vorne, was aber nicht viel bedeutete, denn Quentin klebte an dem Hinterrad von ihm und wartete nur auf den richtigen Augenblick. Quentin hatte schon einige Versuche hinter sich, Thomas zu überholen, aber dieser war heute ziemlich hartnäckig im Chancen verbauen, aber Quentin war ebenfalls hartnäckig. 25 Runden waren noch zu fahren, in 25 Runden konnte so einiges passieren. >>>>>> Außer der Reihe bekam der Manager des USA-Teams eine Sms auf sein Handy. Normalerweise bekam er keine Smse, von denen er nicht ausdrücklich wusste. Seine Nummer war so gut wie geheim, nur seine Leute wussten wie sie ihn erreichen konnten. Weshalb er auch total verwirrt darüber war, dass er während des Rennens der Franzosen wo er nun mal gerade zuschaute, eine Sms bekam und sein Handy dadurch in seiner Hosentasche lautstark vibrierte. Alle die ihn erreichen wollten, waren hier in seiner Nähe. Total irritiert zog er sein Handy aus der Hosentasche, schaute dabei etwas panisch um sich herum, was war hier los? Wollte einer von seinen Leuten ihn etwas verarschen? Mit einem Blick aufs Display, wusste er immer noch nicht von wem die Sms kam. Nummer unbekannt, dass konnte ja was werden. Und als ob er es geahnt hatte, wurde er am Ende der Sms, die er öfters durchlas, blass. Da stand nicht viel, aber was da stand war sehr erschreckend: „Wir haben ihren Fahrer, Patrick! …Wir wollen Geld sehen, oder er stirbt!“ <<<<<< Thomas und Quentin versuchten währenddessen gegenseitig sich das Rennen schwer zu machen. War Thomas vorne, konnte Quentin nur schwer vorbei, war Quentin mal vorne, dauerte es nicht lange und Thomas war schon wieder an ihn dran. Thomas war der Bessere im Überholen und der Taktik/Technik niemanden einfach an sich vorbei zu lassen. Nach der 10ten Runde mussten beide ans Tanken denken. Da war es an der Zeit, sich peinlich genau zu überlegen, wie und wann man tankt. 12 Runden konnte man mit einer Tankfüllung auskommen. Man sagt, dass der Erste der tankt zum einen der Klügere, aber zum anderen auch der Dümmste war, je nach Meinung des Betrachters. In der 11ten Runde konnte man schneller fahren um es vielleicht noch bis zum Anfang der 13ten Runde zu schaffen. Oder man tankte sofort und hatte schon in der 12ten Runde dann keine Probleme mehr und konnte bis zur 24ten Runde ohne weitere Probleme –was das Tanken anging- durchfahren. Der erste der tankte war dann am Ende Thomas gewesen, er hatte sich so einen großen Vorsprung gemacht gehabt, dass er ohne weiteres einfach sich in der Boxengasse kurz mit einem Getränk wieder frisch machen konnte, während die Mechaniker ihm die Maschine wieder voll machten. Da Quentin auch dann tanken ging, war er weiterhin vorne, als er aus der Boxengasse wieder raus fuhr. 12 Runden später, also in der 24 Runde, war es wieder Thomas der zuerst tankte, was allerdings Quentin diesmal ausnutzte um eine Runde weiter zu fahren und erst in der 25ten Runde zu tanken. Es sah auch schon so aus, als ob Quentin diesen Vorsprung ausbaute, da in der Boxengasse bei Thomas etwas schief lief. Fast zwei Runden vor ihm, war Quentin dann, als Thomas endlich weiter fahren konnte. Der eine hatte noch mehr als 5 Runden und der andere noch 4 Runden, das konnte was werden…. „Das gibt es nicht. Der Favorit, 22 Runden lang vorne, liegt nach 27 gefahrenen Runden immer noch eine Runde hinten. Wird er das schaffen? Wird er seinen Teamkollegen noch überholen oder muss er darauf hoffen dass seine Punkte, die er durch die gefahrene Zeit bekommt, noch reichen? Wir werden es wissen, in 3 Runden…“, der Moderator im Tower war genauso aufgeregt wie die ganzen Zuschauer, die für Thomas die Daumen drückten. So lange hatte es ausgesehen als ob er gewann und jetzt war er doch derjenige, der so weit zurück lag. Bis zur letzten Runde hielt wohl jeder zweite im Zuschauerraum immer wieder den Atem an, ein zehntel der Menge schaute sogar nicht mehr wirklich auf die Bahn und von 5 Leuten ganz zu schweigen, die tummelten sich nämlich schon an einer der Getränkeständen. Sie warteten gar nicht darauf, wer als erstes ins Ziel fuhr. Am Ende war es dann so, dass Quentin wirklich als erstes sein Motorrad über die Ziellinie brachte, Thomas hatte aber schon so aufgeholt, dass er nur eine halbe Minute später über die Linie fuhr und deshalb nicht viele Punkte verloren hatte. Hosted by Animexx e.V. 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