Let me think about it von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Memories ------------------- Rikku machte sich sogleich an die Arbeit. Sie stürzte sich auf die Machina um sich bestmöglich abzulenken und plauderte ein wenig mit Zibbat und Badre. Es erwies sich, dass die Machina widerspenstiger als erwartet war und nach kürzester Zeit war Rikku voll mit Öl- und Fettflecken, doch es machte ihr nichts aus. Trotz allem konnte sie nicht vergessen, dass Gippel sie berührt hatte. Zwischen ihren Schultern. Ihr war ein eisiger Schauer über den Rücken gelaufen und sie war deswegen unglaublich wütend auf sich gewesen. Sie konnte diese Gefühle nicht für ihn hegen, sie durfte einfach nicht. Sie waren beide jung gewesen; sie war vierzehn, wenn sie sich recht erinnerte. Sins Bedrohung hatte noch in der Luft gelegen und Cid war der unumstrittene Boss im Heim der Al Bhed in Bikanel gewesen. Gippel war schon damals heftig umschwärmt, seine Coolness musste er wohl mit der Muttermilch zu sich genommen haben, jedenfalls erinnerte sich Rikku nicht, dass er jemals keine Anführerrolle unter den Jugendlichen und früher sogar unter den Kindern gehabt hatte. Im Gegensatz zu anderen, fand Rikku Gippels Gehabe schon damals ziemlich übertrieben und sie hatte ihn als oberflächlichen Mistkerl abgestempelt. Mit jeder “Beziehung” die er hatte, verfestigte sich ihr Eindruck zunehmend. Beide kannten sich nur mehr oder weniger flüchtig, bis sie einander in der Schule aufgedrängt wurden: Sie sollten gemeinsam an einem Projekt arbeiten, nämlich der Schadensbehebung der Belüftungsanlage im Dritten Stock des Heimes. Cid hatte diese “Projektarbeit” ins Leben gerufen, um Arbeiter für die “Mi-Hen” Mission einsetzen zu können. So schlug er zwei Fliegen mit einer Klappe. Rikku wusste noch genau, wie beeindruckt sie von Gippels handwerklichen Fähigkeiten gewesen war. Er sah sofort die Ursachen von Problemen und konnte sie blitzschnell beheben. Sie kam sich damals ziemlich überflüssig vor, als er auch noch angefangen hatte, ihren Teil inspizieren zu wollen. Von da an hatte sie jede Gelegenheit genutzt, sich mit ihm zu messen, denn seine Arroganz und Überheblichkeit waren elektrisierend. Rikku wusste nur allzu gut, dass sie den Großteil ihrer Fähigkeiten Gippels Motivation zu verdanken hatte. Sie seufzte. Während ihrer Zusammenarbeit hatte Rikku zudem festgestellt, dass Gippel nicht nur der Macho war, den er nach Außen hin zeigte. Er brachte sie zum Lachen, diskutierte heftig mit ihr über die politischen Verhältnisse Spiras, wurde nahezu philosophisch wenn es um Glauben und Kirche ging und neckte sie immer spielerisch, woran Rikku zunehmend Gefallen gefunden hatte. Sie freundeten sich an und unternahmen Vieles gemeinsam. Damals waren ihnen die Gesprächsthemen nie ausgegangen, umso mehr bedrückte es Rikku, dass im Fahrstuhl vorhin eine solch peinliche Stille zwischen ihnen geherrscht hatte. Eine Mutter sprang aus ihrer Fassung und schoss direkt auf Rikkus Stirn. “Aua!”, rief sie aus. Badre kicherte: “[Wenn du nicht aufpasst, bist du selbst Schuld!]” Rikku rieb sich die schmerzhafte Stelle und grummelte etwas Unverständliches, während Badre sich seinen Weg zu ihr bahnte: “[Zeig mal her, wenn es blutet, kann es sich bei dem ganzen Rost und Dreck schnell entzünden]” “[Ist schon gut, halb so wild]”, entgegnete sie widerstrebend, doch der Al Bhed ließ sich nicht abhalten und nahm ihr die Hand von der Stirn. “[Hm. Wird wohl nur einen blauen Fleck geben, wenn du Pech hast. Du solltest dich echt besser konzentrieren, die Dinger sind ganz schön unberechenbar, wenn die Apparate so alt sind.]”, sagte Badre nach einer Weile. “[Danke. Aber das weiß ich selbst!]”, entgegnete sie schnippischer als beabsichtigt. Badre hob beschwichtigend die Hände: “[Sorry! Ich dachte nur, wenn einem schon eine Mutter gegen den Kopf knallt, könnte eine Warnung ganz hilfreich sein.]” “[Schon gut, Witzbold]”, antwortete Rikku. “[Hey, ihr beiden]”, meldete sich nun auch Zibbat zu Wort, “[Zieht ihr den Feierabend vor? Wenn ja, lasst mich nicht so dumm hier stehen. Ich hab auch keine Lust mehr!]” Rikku lachte und merkte, wie gut sich dadurch ihre Laune hob und ihren Ballast ein wenig erleichterte. Ja, sie musste nach vorne blicken und die Vergangenheit auf sich beruhen lassen. Doch was tut man, wenn man den Schmerz kaum verkraften kann? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)