Spiel mit mir von Erdnuss91 (Bis zum Ende) ================================================================================ Kapitel 4: Lass uns den Sand der Zeit anhalten ---------------------------------------------- Leise rieselt die Erde auf den kleinen Holzsarg. Ein dumpfes, beängstigendes Geräusch. „Staub zu Staub, Asche zu Asche“, murmelt der Jüngste, als er ein wenig Erde in das frisch geschaufelte Grab wirft. Immer noch schimmert der blutrote Farbton seiner Rose hindurch. Fast schon stechend, dabei hat er sich so viel Mühe beim aussuchen gegeben. Er wollte unbedingt einen dunkelroten, keinen leuchtenden Farbton. Einer der das Vergängliche widerspiegelt, nicht das Leben. Egal wie oft er diesen Moment in Gedanken die Letzte Zeit durchgespielt hat, nichts konnte ihn auf dieses hier vorbereiten. Diesen Schmerz des Verlustes, der Schmerz des endgültigen Abschiedes. Nie hätte er gedacht, dass so ein Abschied so schmerzhaft sein könnte. Nie hätte er in Erwägung gezogen, dabei weiß er es genau. Ein Leben ist vergänglich, wie alles vergänglich ist. Nichts hält ewig, selbst die Liebe nicht. Nie wieder kann er mit ihm durch den Park gehen, mit ihm auf dem Sofa liegen. Nie wieder wird es so sein, wie es einmal war. Alle diese Zeiten sind vorbei, vergraben im Grab der Ewigkeiten. Zu gerne hätte er ihm beigestanden, in seinen letzten Stunden auf Erden. Doch er war zu egoistisch, hat nur an seine Liebsten und sich gedacht. Wollte seine Eltern nicht durch seine pure Anwesenheit in Gefahr bringen. Wollte nur noch einmal alles richtig machen, doch wieder waren alle seine Bemühungen umsonst. Am beste hätte er bloß von Anfang an auf die Stimme des Gewissens nicht gehört, hätte sich direkt auf sein Herz verlassen sollen. Jetzt ist es zu spät, jetzt ist alles zu spät. Die Uhren der Zeit stehen nie still, niemals. Verronnene Zeit ist unwiderruflich verloren. Verbittert beißt er sich auf die Unterlippe, wohl wissend der Kampf ist bereits verloren. Tränen der Verzweiflung rennen über seine Wangen. Seine Augen, blutunterlaufen. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, als er die Hand von Kai auf seiner Schulter spürt. Ein wenig beruhigt ihn dieses. Seine Freunde sind für ihn da, egal was passiert. Vielleicht ist es wirklich Zeit, sein größtes Geheimnis zu offenbaren. „Lass uns reingehen, Akira erledigt den Rest“, aufmunternd lächelt Kai. Sanft aber bestimmend drückt der Drummer den kleineren Richtung Terassentür. „Ich mache dir einen Tee, beruhigt die Nerven“, zaghaft streicht er Ruki die Tränen von den Wangen, „es geht ihm bestimmt gut.“ Mit diesen Worten drückt er den Sänger auf die Couch und verschwindet selbst in der Küche. Seufzend legt sich der Jüngste hin und kauert sich zusammen. Die beiden Gitarristen sind in Tokio geblieben, müssen noch weiter an ihren Parts feilen. Nur die beiden sind mit zu seinen Eltern gefahren, um ihm die nötige Kraft zu geben. Sein Hund wurde gestern überfahren, seine Mutter ist beinahe mit dem Schrecken davon gekommen. Fahrerflucht, Fahrzeug gestohlen. Sein Vater wacht am Bett der Mutter im Krankenhaus. Sie ist nur zur Beobachtung dort, ein kleiner Farbfleck in der sonst so tristen Welt. Schluchzend vergräbt er das Gesicht in den Händen. Will nur eins, Sabu-chan folgen. Er will feige sein, vor seinen Problemen fliehen. Er will den bitteren Nachgeschmack der Realität endgültig abschütteln. Warum hat er nicht früher die Notbremse gezogen? Den letzten rettenden Ast ergriffen? Er ist einfach zu naiv, zu gutgläubig, wollte die Probleme nicht sehen. Er wollte keine Schwierigkeiten, wollte weiterhin unbeschwert lachen können. „Träume nicht so viel mit offenen Augen, Taka-chan“, leise lachend kneift Reita dem Angesprochenen in die Wange, „von dem ganzen Grübeln bekommst du noch graue Haare.“ Daraufhin bedenkt der Sänger den Bassisten mit einem eiskalten Blick. „Immer mit der Ruhe! Das Leben geht weiter, egal was passiert. Außerdem hätte es dein Hund auch nicht gewollt, dass du jetzt so viel um ihn weinst!“, rechtfertigt sich der Blonde aufgebracht. „Akira, lass gefälligst Taka-chan in Frieden! Du kaltes, herzloses Etwas“, böse funkelnd richtet sich Kai in voller Größe vor Reita auf. „Schon gut, ich gehe ja schon“, beleidigt dreht Reita sich um und verschwindet im Garten. „Da er ja anscheinend keinen Hunger hat, essen wir zwei alleine. Du musst zunehmen, ansonsten gibt es wieder Ärger mit dem Management“, ermahnt Kai den Jüngsten. „Ich weiß“, antwortet Ruki leicht abwesend. „Wenn etwas ist, kannst du jeder Zeit gerne zu mir kommen. Ich will nicht in naher Zukunft an deinem Grab stehen müssen“, eindringlich schaut der Schlagzeuger dem Sänger in die Augen. Verlegen wendet dieser daraufhin den Blick ab. Fragt sich, ob es hätte anders kommen können. Liebe macht aus jedem Weisen einen Narr, er hätte es wissen müssen. Er hätte sich nicht von dem falschen Märchen leiten lassen sollen. Denn am Ende ist man immer schlauer, doch das Ende ist noch lange nicht in Sicht. Noch muss er sich weiterhin in rasender Geschwindigkeit im Strudel seiner Fehler bewegen. Darf nicht ertrinken, an seinen Problemen zerbrechen. Denn damit würde er ungewollt zu viele Menschen mit in den Abgrund reißen. So muss er den starken markieren um vielleicht noch etwas retten zu können. „Kommst du mit an den Tisch? Dann können wir langsam einmal mit dem Essen anfangen. Unser Zug kommt immerhin in ein paar Stunden“, einladend hält Reita dem kleineren eine Hand hin. Dieser packt sie eher widerwillig und lässt sich hoch ziehen. „Und jetzt ein wenig schneller. Ich habe Hunger und kaltes Essen schmeckt nicht!“, quengelt Reita. In genau dem gleichen Tempo trottet Ruki in das Esszimmer des Hauses und lässt sich auf den Stuhl neben Kai fallen. Sehr zum Leidwesen Reitas, macht er dieses. Kaum hatte Ruki sich hungesetzt, springt er wie von de Tarantel gestochen wieder auf. „Was ist los, Ruki? Du bist ja kalkweiß im Gesicht“, besorgt nimmt der Bassist den sonst so quirligen Sänger in den Arm. „Es ist nichts“, antwortet er monoton auf die ihm gestellte Frage. „Reita, bitte bringe Ruki zurück nach Tokio. Ich kümmere mich hier um den Rest“, zuversichtlich guckt der Schlagzeuger dem blonden in die Augen. „Bis dann und viel Erfolg“, verabschiedet sich Reita und schiebt Ruki Richtung Haustür. Er weiß genau, Fragen bringen ihn nicht weiter. Auch wenn er nicht weiß wieso, will er den Befehl von ihrem Leader Folge leisten. Vielleicht ist es das Beste, wenn er unwissend bleibt. Wortlos ziehen sich die beiden Schuhe und Jacke an, nehmen ihre Umhängetaschen. Wohl wissend, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Wollen hoffen, dass dieses kein Abschied für immer ist. Auf dem Weg zum Bahnhof verliert keiner ein Wort, obwohl es doch so viele Fragen zu klären gibt. Was ist nur geschehen, dass alles so aus dem Ruder laufen musste? Hätte man nicht den Tod des Weggefährten verhindern können? Oder sind sie doch machtlos und müssen sich ihrem Schicksal ohne Gegenwehr beugen? ---- Disclaimer: nichts mir, nichts Geld Wer Rechtschreibfehler findet, kann sie mir ja mitteilen ... Und sonstige Fehler auch. bitte ehrliche kommentare abgeben~ und solange die kritik konstruktiv ist, ist es in ordnung... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)