Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 38: Angesteckt werden ----------------------------- Kapitel 38 – Angesteckt werden Sean's PoV Gerade war ich noch so wütend auf ihn und jetzt machte ich mir Sorgen. Um ihn. Das war doch mehr als nur völlig idiotisch! Aber irgendwie auch typisch für mich. Aber auf einmal war Jamie einfach zusammengeklappt. Ohne wirklichen Grund. Nur das er warm war. Etwas zu warm. Fieber? Mit etwas Mühe bekam ich ihn auf mein Bett und deckte ihn behutsam zu. Sein Kopf lag schließlich auf meinen Schoß und ich strich ihm immer wieder die Strähnen aus dem Gesicht. Wie ich, wollten die ohnehin nicht. Im Grunde hätte ich es doch schon längst aufgeben könnten. Was hatte er sich da nur eingefangen? Sicherlich hatte er sich aber bei Miller angesteckt. Der war doch auch erkältet. Laut Mr. Bourdon. Wo sollte es auch sonst gewesen sein. Er hatte doch nur noch Shorts an, als ich ihn dort getroffen hatte. Weiß Gott wie nah die sich gekommen waren. Mich packte wieder die Wut. Vielleicht waren sie davor nackt? Hatten miteinander geschlafen? Sich gegenseitig einen runtergeholt? Wer weiß, was sie gemacht hatten...? Zumindest bestand die ganze Aktion sicher nicht aus gewöhnlichem Nachsitzen. Dafür war das ja wohl etwas zu freizügig. Obwohl ich das dem Amerikaner wirklich nicht zugetraut hätte. Gerade mit einem Lehrer. Was erhoffte er sich denn deswegen? Ich legte die Hände auf Jamies Schultern. Ganz leicht spürte ich, dass er etwas zitterte, deswegen zog ich ihm die Decke noch etwas weiter über. Er tat mir wohl trotzdem leid. Und immerhin war da noch dieses andere Gefühl in mir, das mich doch gerade zu dazu zwang, dass ich mich um ihn kümmerte. Ich lehnte mich leicht an die Wand. Eigentlich wollte ich auch schlafen. Doch so ging das nicht so recht. Im Sitzen blieb ich einfach wach, außer ich war wirklich völlig erschöpft oder hatte etwas Anständiges zum Anlehnen. Die kalte Wand war das nicht so recht. Leise seufzte ich und strich Jamie noch einmal übers Haar, bevor ich ihn von meinem Schoß schob und ebenfalls unter die Decke kroch. Vielleicht hätte ich ja so die Chance etwas zu schlafen. Jamie hatte sich gerade auf die Seite gerollt. Vorsichtig glitt ich über seine Wange. Die Temperatur war immer noch nicht runtergegangen, aber scheinbar auch nicht zu sehr gestiegen. Ich schluckte. Sein Mund war ganz leicht offen. Das lud doch gerade zu zum Küssen ein? Vorsichtig kam ich ihm mit meinem Gesicht näher. Nur noch Millimeter zwischen unseren Lippen. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. Vorsichtig küsste ich ihn. Wieder nur ganz kurz. Doch kaum das ich mich von seinen Lippen wieder gelöst hatte, vermisste ich sie schon wieder. Sie waren so schön weich und es fühlte sie wunderbar an, sie auf meinen zu spüren. Ein Schauer durchfuhr meinen Körper, als er mich auf einmal umarmte. Im ersten Moment war ich mir nicht einmal sicher, ob er wach war oder noch schlief. Insgeheim hoffte ich Letzteres. Er musste einfach nicht wissen, dass ich ihn küsste, wenn er nicht wach war. „Dad? Mam ist weg und kommt nie wieder. Richtig?“, murmelte er da auf einmal. Ich blickte ihn etwas verwirrt an. Was träumte er wohl? Von seinem Vater sicherlich, so wie es klang. Hatte seine Mutter sie verlassen? Lebte sie vielleicht gar nicht mehr? Ich senkte den Kopf. Und da heulte ich ihm etwas vor, weil mein Bruder tot war. Er hatte seine Mutter verloren. War das nicht eigentlich schlimmer? Natürlich hatte ich meinen großen Bruder geliebt, aber was war es denn schon wert, wenn ein Elternteil nicht mehr am Leben war. Zaghaft schmiegte ich mich an ihn. Eigentlich müsste ich noch wütend sein. Im Grunde sollte ich ihn hier einfach liegen lassen und in das andere Bett gehen. Dort alleine schlafen. Nur konnte ich nicht. Weder sauer sein, noch einfach gehen. Es ging einfach nicht. So kalt konnte ich nicht sein. Dafür war ich einfach zu nett. „Bist du nicht mehr sauer?“, flüsterte da auf einmal Jamie. Ich zuckte leicht zusammen. Er war wach? Und wie lange? Hatte er meinen Kuss bemerkt? „Hätte ich dich liegen lassen sollen?“, murmelte ich schließlich. Hätte ich etwas anderes tun sollen? Vielleicht wäre wohl wirklich das Beste gewesen, wenn ich mich ins andere Bett verzogen hätte. Aber jetzt lag ich hier schon und es gab wohl auch nicht wirklich eine Möglichkeit hier wegzukommen. Viel zu eng lagen die Arme des Größeren um meine Schultern. „Na ja, ich dachte eigentlich, dass du das sogar machst... Und dann einfach abhaust. Du warst immerhin ganz schön sauer... Dachte ich zumindest.“ Er sah richtig verlegen aus. Aber was hielt er eigentlich von mir? Ich hätte ihn doch nicht liegen lassen, wenn er bewusstlos zusammen sackte. War ich denn ein Unmensch? Davon hatte ich zumindest noch nichts mitbekommen! „Jeder andere hätte es zumindest gemacht“, gab der Amerikaner da auf einmal von sich. Etwas - fast schon - Weinerliches lag in seiner Stimme. Gerade so, als ob er schon öfters allein gelassen worden war, wenn er Hilfe gebraucht hätte. Leise seufzte er, bevor er seinen Kopf gegen meine Brust presste. Es war nicht recht fest und dennoch drückte er mich ein Stück zurück. Was für ein Schwächling ich doch war. Ich blickte mich irritiert um. Er schmiegte sich immer enger an mich. Noch vor einiger Zeit hatte er mich wahrscheinlich völlig vergessen gehabt und sich Miller hingegeben. War ich jetzt wieder gut genug? Konnte er mich wieder brauchen? Ich kniff leicht die Augen zusammen und versuchte wieder etwas wütend auszusehen. Doch als Jamie zu mir aufsah, lächelte er nur. Da schmolz mein böser Gesichtsausdruck schon dahin und wurde durch eine verdutzten ersetzt. Verdammt! So leicht würde ich mich nicht weich kochen lassen. Jetzt nicht mehr! Ich musste doch sauer sein! Immerhin trieb er es mit Miller, obwohl ich ihn doch... Nein. Das war kein Grund, um es ihm zu verbieten. Gesagt hatte ich es ihm doch auch noch nicht. Ich drückte ihn von mir weg und stand schließlich auf. Etwas wackelig blieb ich auf dem Bett stehen, bevor ich über ihn drüber stieg. Zu meinem Pech verpasste ich die Bettkante und rutschte schwungvoll zu Boden. Mit dem Kopf traf ich die gerade eben noch perfekt verpasste Kante. „Was sollte das denn werden?“, wollte da schon Jamie wissen und blickte mich prüfend an, als ich mich wieder aufrichtete und mich noch kurz zu ihm wandte. Ohne zu antworten presste ich ihn zurück ins Bett. Sein Gesicht glühte ja fast in der Dunkelheit. Fieber hatte er also immer noch. „Liegen bleiben, schlafen und gesund werden!“, trug ich ihm auf, bevor ich zum anderen Bett stapfte und mir dabei den schmerzenden Hinterkopf rieb. Das musste ja irre peinlich ausgesehen haben. „Ohne dich?“, flüsterte der Amerikaner. Deswegen blieb ich stehen. Wieder lag so etwas Weinerliches in seiner Stimme. Wenn er jetzt zu heulen anfangen würde, könnte man mich wohl einliefern lassen. Denn das hätte ich von ihm nicht erwartet. Sonst tat er doch auch so stark. War er das vielleicht gar nicht? Ich drehte mich erneut zu ihm um. Natürlich musste sich Mr. Ich-bin-so-stark wieder aufsetzen. Bedrohlich wankte sein Oberkörper leicht hin und her. Ich schluckte. Er würde noch einmal zusammenklappen! Ich atmete einmal tief durch, bevor sich meine Beine, fast wie von selbst, zurück zu Jamie bewegten. Ich ging vor ihm in die Hocke und blickte in seine braunen Augen. Nur durch den Mondschein, der ganz leicht ins Zimmer fiel, konnte ich die doch überhaupt erkennen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Wange und er schmiegte sich daran. Wie vermutet hatte er immer noch erhöhte Temperatur. Nur fühlte es sich dieses Mal so an, als ob sie jetzt doch etwas gestiegen war. Da nieste er aber auch schon. Ein leises Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. Wie süß er die Augen zusammenkniff. „Ich hab doch gesagt, du sollst dich hinlegen“, grummelte ich dann aber trotzdem. Merken sollte er nicht, dass ich mir Sorgen um ihn machte. „Bleibst du dann auch wieder hier?“, fragte jedoch schon Jamie und schlang die Arme um meine Schultern. Mühelos konnte er mich aufs Bett ziehen. Er war doch krank. Wie konnte er da noch so eine Kraft haben? „Ich bleib ja schon hier“, murmelte ich, als ich mich aus seinem Griff wieder befreit hatte. Er rutschte etwas weiter an die Wand, sodass ich auch noch Platz hatte. Ansonsten wären es wohl nur ein paar Zentimeter gewesen oder ich hätte es mir auf ihm bequem machen müssen. Ihm entfuhr wieder ein Niesen, was mich aus meinen Gedanken riss. Immer wieder schniefte er jetzt. Wenn er so weiter machte, dann würde er morgen nur mit tierischen Kopfschmerzen aufwachen. Suchend blickte ich mich um. Taschentücher hatten wir hier normalerweise keine, deswegen stand ich erneut auf und spürte auch sofort Jamies Blick im Nacken. „Bin gleich wieder da“, meinte ich, bevor ich ins Bad verschwand. Mehr als etwas Toilettenpapier könnte ich ihm wohl nicht bringen, damit er sich die Nase putzen konnte. Da musste ich aber auch schon das erste Mal niesen. Hatte mich jetzt nur etwas in der Nase gekitzelt oder Jamie mich angesteckt? Ich hoffte inständig Ersteres! Ich stapfte zurück zu dem Amerikaner, der sich jetzt schon etwas in die Decke eingerollt hatte. Fast schon mühsam setzte er sich auf, als er mich wohl hörte und ich ihm die paar Blätter Toilettenpapier hinhielt. Ein schwaches Danke murmelte er, als er sie entgegen nahm und sich schnäuzte. Ich setzte mich schließlich auf die Bettkante und atmete einmal tief durch. Wieder zu ihm oder nicht? Ich würde doch nur auch krank werden. Da schlang aber Jamie auch schon die Arme um mich und nahm mir die Entscheidung ab. Ohne Gegenwehr ließ ich mich wieder ins Bett ziehen. Er kuschelte sich an mich, als ob ich der letzte Mensch auf Erden wäre und er mich ganz dringen brauchte, weil es so kalt wäre. „Schläfst du?“, fragte ich nach einiger Zeit. Es kam keine Antwort, dann war es wohl so. Jamie's PoV Mir war heiß und trotzdem wollte ich nicht von ihm weg. Viel zu sehr sehnte ich mich danach, einfach nur so neben ihm liegen zu können. Ganz leise hörte ich, wie er fragte, ob ich schlafen würde. Aber meine Kehle war wie ausgetrocknet. So gab ich es gleich auf zu antworten. Würde jetzt ohnehin nur die Ruhe stören. Vorsichtig drückte ich mich noch etwas mehr an ihn, da glitten seine Finger über mein Haar. Ich hielt inne und wartete, was er noch tun würde. „Armer Jamie“, hörte ich ihn flüstern. War er nicht noch vor ein paar Minuten – Oder war es länger? - sauer auf mich gewesen? Hatte er da nicht sogar regelrecht vor Wut geheult? Wieso sollte er auch sonst. Er wollte ja nicht einmal, dass ich ihn tröstete. Ich war doch daran schuld! Er drückte sich enger an mich. „Jetzt wo du schläfst, könnte ich dir alles sagen“, murmelte er auf einmal. Da wurde ich auch hellhörig. Was wollte er mir denn erzählen? „Ich bin mir nicht so wirklich sicher, aber ich glaube... ich glaube... ich... lie...“ Er brach ab und schüttelte leicht den Kopf. „Wie kann das denn so schwer sein?“, fauchte er. War er jetzt auf sich selbst wütend? Nur weil er das nicht heraus brachte. War doch nicht so wichtig! Ich zog ihn etwas näher zu mir. Sicherlich würde ich ihn anstecken. Morgen läge er hier auch mit Fieber und das würde er doch nicht aushalten. Sein kleiner, zerbrechlicher Körper ginge daran zu Grunde. „Och, Jamie“, flüsterte er. Bekam er eigentlich mit, dass ich nicht schief und nur die Augen zu gemacht hatte. Langsam hob ich ein Lid. Sein Kopf lag an meine Brust gepresst. Das hatte ich auch gespürt, genauso wie, dass sich seine Finger in meinem Shirt vergraben hatten. Er wollte mich wohl gar nicht loslassen. Mit etwas Mühe konnte ich mich wach halten, obwohl mein Körper nach Schlaf ächzte. Aber zum Schlafen hätte ich morgen genügend Zeit. In meinem Zustand kam ich doch nie im Leben zum Unterricht. Das letzte Mal, als ich krank war, hatte ich Lungenentzündung, und jetzt zog mich eine kleine Erkältung schon so runter. Was war ich denn für eine Memme. „Brüderchen“, hörte ich da auf einmal Sean murmeln. Sein Bruder verfolgte ihn wohl immer noch bis in seine Träume. So wichtig würde ich ihm wohl nie werden. Aber ich wollte es. Nur einmal etwas Besonderes für jemanden sein. Mir wurden doch mit der Zeit die Lider schwer und ich nickte ein und versank in einem wirren Traum, der eigentlich genauso gut auch Realität hätte sein können. Eine, die schon längst vergangen war. Die eigentlich hinter mir lag und die ich doch überwunden hatte. Oder doch nicht? Würde es noch einmal passieren. Dafür müsste er mich hier aber erst besuchen und das hatte er in den letzten drei Jahren kein einziges Mal gemacht. Ich war es ihm wohl nicht wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)