Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 29: Anmache oder Annäherung? ------------------------------------ Kapitel 29 – Anmache oder Annäherung? Sean’s PoV Hinter dem Hauptgebäude saßen wir im Gras. Hier war man nicht unbedingt so extrem in der Sonne. Also war es auch nicht ganz so heiß. Eigentlich gerade schön zum Aushalten. Nur schien es so, als ob es Jamie nicht passen würde, dass ich hier war. Vielleicht wollte er eigentlich allein sein? Hätte ich mir aber doch eigentlich denken können. Er hatte mich ja auch nicht gefragt, ob ich mit blau machen wollte. War ich denn nicht einfach mit? Möglicherweise wäre es das Beste gewesen, wenn ich einfach zum Unterricht gegangen wäre. Aber jetzt war es auch schon zu spät. Wir saßen doch schon hier zusammen. Und dann auch noch ganz allein. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich. Früher schwänzte ich zwar oft, aber da hatte ich immer irgendetwas mit meinen 'Freunden' gemacht. Geraucht, auch mal einen Joint gezogen. Oder auch einfach nur rumgehangen. Nur hier war es jetzt irgendwie anders. „Weiß nicht so genau“, murmelte da auf einmal Jamie. Auf dem Bauch lag er im Gras und eigentlich dachte ich schon, er wäre längst eingenickt. Es hätte mir zumindest gefallen, wenn es so gewesen wäre. Dann hätte ich ihn zumindest die ganze Zeit einfach ansehen können. „Wie war dein Bruder so?“, fragte er auf einmal und setzte sich etwas mühsam auf. Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und legte die ausgestreckten Arme auf meine angewinkelten Beine. Die Unterarme knapp auf Kniehöhe. „Wie er so war?“, wiederholte ich leise. Eine ganze Weile überlegte ich. Wie es aussah machte das Jamie auch gar nichts aus. Geduldig wartete er auf meine Antwort. „Na ja.“ - Ich sank komplett zurück ins weiche Gras - „Ich konnte ihm immer alles erzählen, er hatte mir immer zugehört, egal wie sehr ich damit jemand anderen vielleicht genervt hätte. Und wenn es mir nicht gut ging, hatte er mich in den Arm genommen und getröstet. Er war ohnehin der Einzige, der sich überhaupt um mich gekümmert hatte, als ich klein war. Mein Vater hat nur gesoffen und macht das immer noch. Und meine Mam, na ja, die war nicht oft zu Hause. Wahrscheinlich hatte sie vor meinem Dad Angst. Wenn sie mal wirklich daheim war, hat er sie ohnehin nur geschlagen. Wenn es Jamie nicht gegeben hätte, dann wäre mir das wohl auch öfters passiert, als es ohnehin vorgekommen ist.“ Ich schloss für einen Moment die Augen. Zu gerne würde ich wohl nur einmal noch bei ihm sein. Mich einmal wieder in seinen Armen ausheulen und von ihm trösten lassen. Ich öffnete langsam wieder die Augen und blickte in die von Jamie. Der Amerikaner hatte sich über mich gebeugt. „Was ist?“, wollte ich wissen und blickte ihn leicht verwirrt an. „Das ... war nicht gerade aufschlussreich“, meinte er nur und raffte sich langsam hoch, bevor er sich einfach auf mein Becken setzte. „Jamie“, fauchte ich, „geh' von mir 'runter.“ Doch das machte er nicht. Lieber wippte der Schwarzhaarige leicht auf mir auf und ab. „Jamie! Du bist schwer!“, zeterte ich weiter und versuchte ihn von mir herunter zuschieben. Da gab er aber schon selbst nach und ließ sich von mir ins Gras drücken. Ich schluckte, als ich noch einige Sekunden so über ihn blieb und dann dennoch zurück schreckte. Irgend etwas hatte ich gehört. Auch Jamie blickte sich alarmiert um. Er leichtert atmeten wir aber auf, als nur Marc um die Hausecke bog. „Schwänzer“, meinte er kichernd. „Und was machst du hier?“, fragte schon Jamie mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen. „Nach meinem Hanfanbaugebiet schauen“, erwiderte der Rothaarige gelassen und marschierte an uns vorbei. Hatte ich das jetzt richtig gehört? „Hanf?“ Verwirrt blickte ich Jamie an. „Irgendwo hier bunkert er den“, meinte der aber nur darauf. Gerade so, als ob es das Normalste wäre, was es überhaupt gibt. „Hanf!“, wiederhole ich mit Nachdruck. Dieses Mal blickt mich der Amerikaner etwas irritiert an. „Ja, Hanf. Mit Picco hat er so eine Art 'Geschäft'.“ Der deutete Anführungsstriche mit den Fingern an. „Wieso denn das?“, fragte ich. Eigentlich eine etwas dumme Frage. Für was brauchte man schon Cannabis? Nur konnte ich mir nicht vorstellen, dass Piccolo so etwas rauchen würde. „Gelegentlich verkauft er es an die Jungs.“ - Jamie streckte sich ausgiebig, bevor er wieder zurück ins weiche Gras sank. - „Müssen schon einige dabei sein, die das gerne dann auch annehmen.“ Ein leises Kichern gab er von sich. Das muss ja wirklich lustig sein. Schweigend blieb ich neben Jamie sitzen. Er hatte die Augen geschlossen. Es könnte gut und gerne sein, dass er eingeschlafen war. Leise rutschte ich etwas näher zu ihm. Immer wieder ein kleines Stückchen. Bis nur noch Millimeter zwischen und lagen. Ich hatte die Füße nah an den Körper gezogen und den Kopf auf meine Knie gelegt. Unentwegt blickte ich den Kalifornier an. Da ließ der aber schon den Kopf zur Seite sinken. Vor Schreck rutsche ich ein ganze Stück von ihm weg. War er doch wach? Vorsichtig beugte ich mich etwas über ihn. Nein. Er schlief eindeutig. „Mach Jamie nicht an!“ Verschreckt richtete ich mich abrupt wieder auf und wirbelte herum. Marc stand grinsend vor mir mit zwei Blumentöpfen – jeweils einen in einer Hand. Die Pflänzchen, die darin heranwuchsen hatte ich in Natura noch nie wirklich gesehen, aber ich konnte mir vorstellen was das waren. „Sind schon ganz hübsch gewachsen“, meinte der Rothaarige und ließ sich neben mich ins Gras sinken. Behutsam stellte er seine Gewächse nahe an sich ab. Langsam nickte ich nur. Dass es keinem auffiel, dass er so etwas heranzüchtete. „Die kleinen Junkies auf Entzug bedanken sich immer herzlich bei mir, wenn ich ihnen ein bisschen etwas abgebe.“ Marc ließ ein Kichern laut werden. Es brachte wohl auch etwas an Geld ein. „Ihr beide werdet hier wohl noch etwas eure Ruhe haben wollen.“ Mit einem Zwinkern erhob sich der Rothaarige – samt seinen Pflänzchen – wieder und marschierte von Dannen. Irgendwie konnte man ihm doch nur Glück wünschen, dass er nicht erwischt wurde. Gelegentlich würden wohl auch einige Lehrer während den Stunden auf den Gängen sein. Zumindest hatte sich Jamie so aufgeführt, als wir uns nach draußen geschlichen hatten. Ich legte mich neben den Amerikaner. Ganz nah. Den Kopf ließ ich zu ihm sinken, so konnte ich ihn zumindest ansehen. Es lag schon ein süßer Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er so schlief. Vorsichtig angelte ich mir seine Hand und drückte sie leicht. Vielleicht würde er aufwachen und mich in den Arm nehmen. Es wäre zu schön. Ich hatte nicht einmal richtig bemerkt, wie ich eingeschlafen war. Ich schlug nur meine Augen in meinem Bett zu Hause in Maypole auf. Etwas verwirrt sah ich mich um. Auf der Bettkante saß ein blonder, junger Mann, der seinen Blick langsam zu mir wendet. „Na, Sean. Bist du wieder zu Hause.“ Mein Bruder lächelte mich freudig an. Wie lange hatte ich nur dieses Gesicht nicht mehr gesehen. Ich schlang die Arme um seine Schultern und drücke ihn an mich. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich begann zu schluchzen. „Hey, Brüderchen? Was ist denn? So lange warst du doch jetzt auch nicht weg, dass du mich so vermissen könntest.“ Er klang so, als ob ich nur schnell einmal Einkaufen gewesen wäre. Aber er war doch eigentlich tot seit drei Jahren. „Jamie“, flüsterte ich. Da spürte ich auf einmal, wie sich mein Bruder auflöste. In Asche. Meine Finger waren davon bedeckt und es wollte nicht weggehen. „Ich bin schuld“, murmelte ich. Immer wieder. Bis ich zu schluchzen begann und meine Stimme dadurch erstickt wurde. „Sean, wach auf!“ Die Stimme klang so weit weg. Wer rief mich denn da überhaupt? Ich wurde gerüttelt und schlug auch abrupt die Augen auf. Besorgt blickte mich Jamie an. Mein Zimmergenosse und nicht mehr mein Bruder. „Mann, was träumst du denn?“, fragte er mich und legte leicht den Kopf schief, als ich mich mühsam aufsetzte. „Wieso?“, erwiderte ich und tat so, als ob ich nicht wüsste von was er redete. „Tu' doch nicht so. Du hast die ganze Zeit meinen Namen gemurmelt.“ Jamie's PoV Wenn er nicht so laut gewimmert hätte, wäre ich gar nicht erst wach geworden und hätte nicht mitbekommen, wie er meinen Namen immer wieder im Schlaf vor sich hingesagt hatte. Träumte er schon von mir? Er drehte den Kopf leicht von mir weg, als er aufstand. So ein trauriger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Ich hab nicht von dir geträumt“, flüsterte er und ich hob irritiert eine Augenbraue. Da kam es mir aber auch erst wieder. Sein Bruder hieß doch auch Jamie. Dann war er es also, von dem er geträumt hatte. „Ach so“, gab ich nur kaum hörbar von mir und senkte den Kopf. Dann verfolgte sein großer Bruder ihn also sogar bis in seine Träume. Vielleicht entjungferte er ihn ja sogar in denen. So würde zumindest die Last von Sean abfallen. Der Blonde hatte sich wieder vor mich gesetzt und schlang die Arme jetzt um meine Schultern. Ich rührte mich nicht. Ließ ihn einfach machen. Die Finger des Waliser glitten über meinen Rücken und krallten sich schließlich in den Stoff meines Shirts. Leicht drückte Sean seinen Kopf gegen meine Brust. So verharrte er. Und ich hielt weiter still. Selbst als der Gong zur nächsten Stunde erklang. Doch da wurde mir langsam der Hals steif. Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. Für einen Moment überlegte ich und ließ mich schließlich – samt dem etwas verschreckten Sean – ins Gras zurück fallen. „So ist es doch bequemer“, meinte ich nur. Etwas unsicher nickte der Kleinere schließlich auch. Er wagte es irgendwie gar nicht etwas zu sagen. Blickte nur starr gerade aus. Ob ich einen Fleck auf dem Shirt hatte, der so hoch interessant war? Vielleicht sah er ja aus, wie die heilige Jungfrau? Da setzte er sich aber auf einmal wieder auf und schlang die Arme um die angewinkelten Beine. „Wir sollten wieder rein“, flüsterte er. Nur hatte ich dazu noch keine rechte Lust. Es waren noch mindestens vier Stunden bis es vielleicht Abendessen geben würde. Dann hätten wir den Tag überstanden. Und dann wäre es den Lehrern ohnehin egal sein, wenn wir geschwänzt hätten. Dadurch, dass uns niemand erwischt hatte, konnten sie uns nicht einmal zum Nachsitzen verdonnern. Und davon war ich doch erst losgekommen. „Was ist?“, fragte Sean. Etwas irritiert blickte er mich an, da ich keine Anstalten machte aufzustehen. Dafür war ich ohnehin viel zu faul. Wir könnten uns doch hier noch etwas entspannen. Ich zog den Blonden wieder zurück zu mir nach unten und drückte ihn leicht an mich. Zuerst versuchte er sich von mir zu befreien, gab es aber bald schon auf. Aus meinen Griff kam er so bald nicht los. „Lass uns doch lieber noch etwas schlafen“, murmelte ich und schloss die Augen. Gerade noch spürte ich, wie er sich leicht an meinen Arm klammerte, bevor ich in süße Träume versank. Mit Sean an meiner Seite nicht gerade schwer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)